2 Institutionen: legitime Autorität und "Good Government" Flashcards
Problemstand der Argumentation zur Begründung des Staates
Staat wird prinzipiell begründet und begrenzt (Konstitutionalismus)
-> Frage nach der Legitimität dieses Staates -> Leistungen, Verfahren
These: Legitimität hat der Staat durch Bereitstellung öffentlicher Güter, Schutz der Commons, Schutz der Individualrechte (konstitutionell festgeschrieben, was der Staat leisten soll)
- Welche öffentlichen Güter sollen bereitgestellt werden, welche Individualrechte, welche commons geschützt werden und mit welcher Verteilung der Kosten?
- Welches sind legitime Entscheidungsverfahren und illegitime Entscheidungsresultate, die erlauben den legitimen Staat von einer illegitimen Verbrecherorganisation zu unterscheiden?
A. Legitimität
Definition Legitimität (politisch):
= Begründete & berechtigte Ausübung politischer Autorität (staatl. Zwangsgewalt)
→ begrifflich: eine legitime politische Autorität hat Recht zu regieren, i.e. hat Recht, Gehorsam gegenüber allgemeinen Gesetzen & amtlichen Weisungen zu verlangen, auch gegen Willen von Einzelpersonen.
- a) Legitimität: Empirisch feststellbare Anerkennung, die eine wirkmächtige Mehrheit der Mitglieder einer politischen Organisation als Ganzem und ihrem Gefüge von Institution, Verfahren & Leistungen entgegenbringt
>> „subjektive (faktisch soziale) Legitimität“
- b) Legitimität: Anerkennungswürdigkeit einer politischen Organisation, als Ganzes und/oder ihrer einzelnen Institution, Verfahren & Leistungen
>Anerkennungswürdigkeit beruht auf begründbaren Prinzipien, Rechten,Entscheidungen, Leistungen
>> „objektive (normative) Legitimität“; ist der Akt der Anerkennung frei, wohlinformiert, korrigierbar, etc.
Legitimität1
Empirisch feststellbare Anerkennung (=Zustimmung), die eine wirkmächtige Mehrheit der Mitglieder einer politischen Organisation (oder Bevölkerung) als Ganzem und ihrem Gefüge von Institution, Verfahren & Leistungen entgegenbringt (von Subjekt ausgehend)
>> „subjektive (faktisch soziale) Legitimität“
(aus Perspektive der Philosophie: nicht ausreichend)
Legitimität2
b) Anerkennungswürdigkeit einer politischen Organisation, als Ganzes und/oder ihrer einzelnen Institution, Verfahren & Leistungen
Bestimmte Bedingungen an Anerkennung gebunden:
>Anerkennungswürdigkeit beruht auf begründbaren Prinzipien, Rechten,Entscheidungen, Leistungen (geschieht frei, ohne Zwang, an normative Bedingungen geknüpft)
>> „objektive (normative) Legitimität“; ist der Akt der Anerkennung frei, wohlinformiert, korrigierbar, etc.
(Normativität hängt von Entscheidungsbedingung ab, Bsp. unter welcher Bedingung hat Arzt das Recht zu operieren? Nicht nur Zettel, sondern auch unter welchen Umständen unterschireben wurde - Zwang?
faktische & normative Legitimität)
Beziehung zwischen empirischer und normativer Legitimität
- Die Idee der Legitimität besteht darin, die beiden Aspekte des Begriffs (Legitimität1, Legitimität2) durch prozedurale und institutionelle Differenzierungen möglichst zur Deckung zu bringen:
- Legitimität ist die durch anerkennungswürdige Zustimmungsverfahren ermittelte faktische Anerkennung einer politischen Autorität (Staat) und seiner Entscheidungen
Die Anerkennung kann verschiedenen Elementen der politischen Autorität zukommen
(Legitimität differenziert anwenden, Dimensionen = differenziert, unabhängig voneinander -> z.B. EU: hat es schwer gegen Souveränität der Staaten)
-
Legitimität eines Staates: input legitimacy, (credibility, „Gemeinsamkeitsglauben“ (Max Weber)
(das es Legitimität überhaupt geben soll, gemeinsames politisches Projekt: dann besteht Legitimität)
(Betrug: nein, nicht manipuliert) - Legitimität der Verfahren und Machtmittel (throughput legitimacy)
-
Legitimität der Leistungen (output legitimacy)
(was an Dienstleistungen erbracht wird durch Legitimität)
Kloskos Liste (2005)
i. personal security
ii. secure environment
iii. „burdensome (beschwerlich, lastend) PGs“ (public goods): Rechtssystem, Umweltschutz
iv. „not burdensome PGs requiring coordination“ (e.g.traffic)
(ÖG die besonders aufwendig sind und deren Existenz wichtig ist)
v. regulation, standards (medication, food, industrial)
vi. excludable commons (Gemeingut) (parks, cultural activities, schools)
vii. redistribution (Neuverteilung)
Welche ÖG sollen bereitgestellt, welche Individualrechte & commons geschützt werden?
Klosko 2005: i-vii
(wie soll reguliert werden?)
- bei i-iii ist die Notwendigkeit des Staates evident
(kann nie aus spontaner Interaktion entstehen) - zu iv (PD): Public goods implying „regulated coordination“ (e.g. traffic):
- a. require coordinated efforts of a large numbers of people
-> Problem: hohen Anzahl involvierter Akteure (brennender Saal: Koordinationsproblem) - b. complex organisation
-> Anforderung hoher Problemlösungskompetenz - c. compliance (Befolgung) must be assured
-> Problem der Information und koordinierten Implementierung
- a. require coordinated efforts of a large numbers of people
->> bei non-burdensome PG ist staatliche Intervention plausibel (glaubwürdig, dass es sie gibt)
Unterscheidung von Typen von Gütern: ÖG, gemeingut, Klubgut
- Exklusionsgrad: von Gut ausgeschlossen zu sein
- Exklusionsgrad = 0: man kann niemanden ausschliessen -> umsonst
- Rivalitätsgrad = hoch: bei viel Konsum des Gutes wird es weniger
- Öffentliches Gut: Bildung, Information, Lawinenverbauung (sicherheit), Militär, Leuchtturm (Orientierung)
- Klubgut: Pay TV, Fussballplatz, Strassen - Maut
- open access common = Allmendgut: Wald, Zürisee, Weltraum, Fischbestand, CO2 -> tragedy of commons
- enclosed common = Privatgut: Wohnung, Kleider
*
Zu welchem Typus von gütern gehört Vertrauenswürdigkeit?
- = Netzwerkgüter
- es gibt Güter mit neg. Rivalitätsgrad, vermehren sich dadurch, dass viele es nutzen
- wird positiv beeinflusst durch Nutzung
- Güter wie Liebe, Freundschaft, Vertrauen etc.
- > je mehr man Freundschaft pflegt/nutzt, desto stärker wird sie
Nicht-Exkludierbarkeit und Nicht-Rivalisierender Konsum des ÖG bilden ein Problem für dessen Produktion unter Annahme individueller Nutzenmaximierung durch Einzelne:
- mangelndes Interesse, privat dafür zu investieren, auch bei hoher Nachfrage (Marktversagen).
- > ÖG werden durch spontane Interaktion (Markt) nur ungenügend zur Verfügung gestellt; es braucht den Staat:
Wichtige Klärung:
- Das ÖG ist ein intangibles (immateriell) Gut, deshalb ist sein Konsum nicht rivalisierend und schwer exkludierbar.
- Das ÖG wird von materiellen Dingen erzeugt.
(jedes mat. Gut wird rivaliserend konsumiert)
- e.g. Leuchtturm: tangibles Ding oder Gut; Leuchtturm produziert Orientierung für Schiffe: ÖG
- Nicht der Leuchnurm als Gegenstand ist das ÖG, sondern die Orientierung, die er erzeugt
- Finanzierung des Leuchnurms unterliegt den Bedingungen des ÖG in seiner Funktion der Orientierung
(Regierung erzwingt Finanzierung)
Klosko’s list revisited:
i. Unminelbare persönliche Sicherheit gegen Andere
- Private Sicherheitsverbände?
- Individuum vs. privater Sicherheitsverband, dem es nicht angehört
- Konflikt der privaten Sicherheitsverbände
- Was geschieht mit denjenigen, die den privaten Schutz nicht bezahlen können?
- >> Staat grundsätzlich notwendig, nur sekundär delegierbar
- (am Schluss landet man bei einem Sicherheitsverband, der fast schon staatlich ist (Monopol), nur noch Unterschied der Benennung: Staat vs Privat)
Klosko’s list revisited:
ii-iii. Sichere Umwelt
- e.g. Militärische Sicherheit; law and order; öffentliche Gesundheit; Umweltschutz; Katastrophenschutz
- a. nicht-exkludierbar: daraus folgt PD-Struktur
- b. burdensome/scale (hohe Kosten, grosse Reichweite): Notwendigkeit zu „regulated coordination“
- c. private Gesundheitsvorsorge/versicherung möglich, aber PA notwendig bei Epidemiebekämpfung, Ansteckungsgefahr, etc.
- d. Katastrophenschutz durch Privatversicherung, aber PA bei Massenevakua3onen und Koordinationder Hilfe
- > „privates“ Sicherheitskonsorzium müsste gleiche Anribute haben wie Staat, um Funktionen erfüllen (konkrete Staatsaufgabe)
(c: könnte argumentieren, dass es private org. sein könnte, aber: Ansteckungsgefahr = öff. Gut, man kann Leute nicht von einer geminderten Ansteckungsgefahr exkludieren)
Klosko’s list revisited:
andere öffentliche Güter
iv. Not-burdensome PGs requiring coordination
- Währung, Verkehr – > keine PD Struktur wenn Koordination einmal gefunden
- aber: aufwändige Zertifizierung der Geldausgebenden privaten Institution, Geldfälscher, Raser
v. Regulation, Standards (Medikamente, Lebensminelsicherheit, Industriestandards)
- – > zivilgesellschaftliche Lösungen plausibel (Interesssenkonflikte!)
(Staat = legitimiert, ausser Vertrauen fehlt
man überlegt sich nicht, ob es gut ist -> gehen von Zertifizierung aus, konsumieren ÖG “Sicherheit” ohne zu überlegen)