1 Grundlagen Flashcards

1
Q

1. Was ist Politikwissenschaft?

A

​a) Einführung: Was ist Politik?

b) Was Politikwissenschaft ist!
c) Wozu braucht die Politikwissenschaft Theorien?
d) Politik verstehen: Einführung in die wichtigsten Erklärungsansätze 1
e) Politik verstehen: Einführung in die wichtigsten Erklärungsansätze 2
f) Politik verstehen: Einführung in die wichtigsten Erklärungsansätze 3
g) Bsp.: staatliche Umverteilung: Erklärung aus unterschiedlichen theoretischen Perspektiven

  • Politik und Politikwissenschaft
  • Wozu braucht die Politikwissenschaft Theorie?
  • Politik verstehen: Einführung in die wichtigsten Erklärungsansätze:
    • Strukturalismus
    • Institutionalismus
    • Rational Choice
    • Kulturalismus
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2
Q

Akteur

A
  • Ein Individuum oder ein Kollektiv, der/das den Entscheidungsprozess in einem politischen System beeinflusst
  • z.B. Parlament, Fraktionen, Politiker, Interessensgruppen, Verbände etc.
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3
Q

Institutionen

A
  • Dauerhafte, formelle oder informelle Spielregeln einer Gesellschaft, die das politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Zusammenleben strukturieren
  • z.B. Zauberformel (informell), Regeln der Mehrheit (formell)
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4
Q

Politik

A
  • umfasst die Strukturen und Prozesse zur Herstellung und Durchsetzung allgemein verbindlicher Entscheidungen und Regeln (Inhalte)
  • z.B. Wahlen und Abstimmungen, Parteipolitik, Demokratisierungsprozesse, das Verhältnis zwischen Regierung und Parlament, Umweltpolitik, internationale Kooperation, Kriege
  • Policy: Inhalte
  • Politics: Prozesse
  • Polity: Strukturen
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5
Q

Politikwissenschaft

A
  • untersucht Politik auf wissenschaftliche Art und Weise
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6
Q

Politikwissenschaft: ein sozialwissenschaftliches Querschnittsfach

A
  • Ökonomie
  • Geschichte
  • Philosophie
  • Soziologie
  • Psychologie
  • Jus
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7
Q

Teilbereiche der Politikwissenschaft

A
  • Politische Theorie
  • Innenpolitik (z.B. Schweizer Politik)
  • Vergleichende Politikwissenschaft
  • Internationale Beziehungen
  • Methoden der Politikwissenschaft
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8
Q

Zusammenspiel Akteure & Institutionen

A
  • Wie beeinflussen die Institutionen das Verhalten der Akteure?
  • Wie wird das Zusammenwirken der Akteure von Instutionen beeinflusst
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9
Q

Historische Einordnung

A
  • Politikwissenschaft als sehr alte und sehr junge Wissenschaft
  • Entwicklungsrhythmus: Zeitkritischer Charakter der Politikwissenschaft (“Krisenwissenschaft”)
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10
Q

Frühe Hochkulturen / Antike

A
  • gesellschaftlicher Regulierungsbedarf bereits vor Erfindung der Schrift
  • systematisierte Beschäftigung mit Politik im 4./3. Jahrhundert v.Ch. im antiken Griechenland
  • Begründung durch Platon und Aristoteles: Reformen gegen Niedergang athenischen Stadtstaates
  • a. Platon (427-347):
    • zeitkritische Auseinandersetzung mit der Polis
    • glückliches Leben ist nur im gerechten Staat möglich
    • Politik: Frage nach Wesen der Gerechtigkeit und der besten Verfassung menschlicher Gemeinschaft
  • b. Aristoteles(384-322)
    • Politikwissenschaft als Teil der praktischen Philosophie («Königswissenschaft»)
    • Mensch als von Natur aus politisches Wesen (zoon politikon); das seine Erfüllung nur in staatl. Gemeinschaft findet
    • Politik: Schaffung guter Staatsordnung, um Individuum tugendhaftes, zufriedenes und gutes Leben zu ermöglichen
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11
Q

Platon (427-347):

A
  • zeitkritische Auseinandersetzung mit der Polis
  • glückliches Leben ist nur im gerechten Staat möglich
  • Politik: Frage nach Wesen der Gerechtigkeit und der besten Verfassung menschlicher Gemeinschaft
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12
Q

Aristoteles (384-322)

A
  • Politikwissenschaft als Teil der praktischen Philosophie («Königswissenschaft»)
  • Mensch als von Natur aus politisches Wesen (zoon politikon); das seine Erfüllung nur in staatl. Gemeinschaft findet
  • Politik: Schaffung guter Staatsordnung, um Individuum tugendhaftes und gutes Leben zu ermöglichen
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13
Q

Spätantike/Mittelalter

A
  • Augustinus (354-430)
    • aufgrund des aufkommenden Christentums grundlegende Neuorientierung des Denkens über Politik
    • zwei «Bürgerschaften»: irdisches, vergängliches Dasein (civitates terrena) vs. ewiges Heil im Jenseits (civitates dei)
    • Politik: Vorbereitung auf das ewige Leben im Jenseits
  • Thomas von Aquin (1224-1275)
    • Bruch mit dem augustinischen Dualismus der zwei Bürgerschaften
    • Begründer Scholastik: Befreiung menschl. Vernunft/Wissenschaft von christl.-theolog. Bevormundung
    • Politik: Verfolgung des individuellen irdischen Glücks und des Gemeinwohls im Rahmen des Staates
  • (Scholastik = Denkweise & Methode der Beweisführung)
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14
Q

Augustinus (354-430)

A
  • aufgrund des aufkommenden Christentums grundlegende Neuorientierung des Denkens über Politik
  • zwei «Bürgerschaften»: irdisches Dasein (civitates terrena) vs. ewiges Heil im Jenseits (civitates dei)
  • Politik: Vorbereitung auf das ewige Leben im Jenseits
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15
Q

Thomas von Aquin (1224-1275)

A
  • Bruch mit dem augustinischen Dualismus der zwei Bürgerschaften
  • Begründer Scholastik: Befreiung menschl. Vernunft/Wissenschaft von christl.-theolog. Bevormundung
  • Politik: Verfolgung des individuellen irdischen Glücks und des Gemeinwohls im Rahmen des Staates
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16
Q

Neuzeit 1

A
  • Abkehr der Politikwissenschaft von Aristoteles und der christlichen Tradition
  • zunehmender Einfluss Naturwissenschaften & ihren Methoden auf Politik/Gesellschaft: Säkularisierung
  • Säkualisierung = Loslösung des Einzelnen, des Staates & gesellschaftliche Gruppen aus den Bindungen an die Kirche
  • e. Niccolo Machiavelli (1469-1527)
    • Mechanismen und Techniken des Regierens und des Machterhalts
    • Abkehr vom sinnhaften Zielcharakter der Politik: Fakten anstatt Normen – Politik: Erhaltung der Republik um jeden Preis
  • f. Thomas Hobbes (1588-1679)
    • Naturwissenschaftlicher Empirismus; skeptisches Menschenbild: egoistisches Triebwesen, Primat der Selbsterhaltung
    • ohne staatliche Ordnung herrscht Gewalt/Krieg –> Legitimation staatlicher Macht (Monarchie/Absolutismus)
    • Staat als Mechanismus der Befriedigung und Konfliktregulierung; Freiwillige Unterordnung von Individuen zu Selbstschutz
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17
Q

Niccolo Machiavelli (1469-1527)

A
  • Mechanismen und Techniken des Regierens und des Machterhalts
  • Abkehr vom sinnhaften Zielcharakter der Politik: Fakten anstatt Normen – Politik: Erhaltung der Republik um jeden Preis
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18
Q

Thomas Hobbes (1588-1679)

A
  • Naturwissenschaftlicher Empirismus; skeptisches Menschenbild: egoistisches Triebwesen, Primat der Selbsterhaltung
  • ohne staatliche Ordnung herrscht Gewalt/Krieg –> Legitimation staatlicher Macht (Monarchie/Absolutismus)
  • Staat als Mechanismus der Befriedigung und Konfliktregulierung; Freiwillige Unterordnung von Individuen zu Selbstschutz
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19
Q

Neuzeit 2

A
  • g. John Locke (1632-1704)
    • Abkehr vom pessimistischen Menschenbild und der Legitimation absoluter staatlicher Macht
    • Mensch verfügt über unveräusserliche, vorstaatliche Rechte (etwa Eigentumsrecht)
    • zentrale Verfassungsprinzipien wie Toleranzgedanke, Mehrheitsprinzip, Repräsentation, Gewaltentrennung, Volkssouveränität
    • Staat dient der Gewährleistung der Sicherheit von Leben und Eigentum der Bürger und verzichtet auf Eingriffe in das Privatleben (politischer Liberalismus)
  • h. Jean Jacques Rousseau (1712-1788)
    • Mensch im Naturzustand als unfreier Wilder, staatliche Gemeinschaft ermöglicht Entwicklung zum vernünftigen citoyen (normatives Staatsverständnis)
    • Träger der Staatsgewalt: Allgemeinwille (volonté générale), der auf das Gute abzielt
    • Staatliche Gemeinschaft ermöglicht moralische Entfaltung des Menschen, Primat des Allgemeinwillens
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20
Q

John Locke (1632-1704)

A
  • Abkehr vom pessimistischen Menschenbild und der Legitimation absoluter staatlicher Macht
  • Mensch verfügt über unveräusserliche, vorstaatliche Rechte (etwa Eigentumsrecht)
  • zentrale Verfassungsprinzipien wie Toleranzgedanke, Mehrheitsprinzip, Repräsentation, Gewaltentrennung, Volkssouveränität
  • Staat dient der Gewährleistung der Sicherheit von Leben und Eigentum der Bürger und verzichtet auf Eingriffe in das Privatleben (politischer Liberalismus)
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21
Q

Jean Jacques Rousseau (1712-1788)

A
  • Mensch im Naturzustand als unfreier Wilder, staatliche Gemeinschaft ermöglicht Entwicklung zum vernünftigen citoyen (normatives Staatsverständnis)
  • Träger der Staatsgewalt: Allgemeinwille (volonté générale), der auf das Gute abzielt
  • Staatliche Gemeinschaft ermöglicht moralische Entfaltung des Menschen, Primat des Allgemeinwillens
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22
Q

Entwicklung zur modernen Sozialwissenschaft

A
  • Industrielle Revolution führt zu sozioökonomischen und politischen Strukturveränderungen; Bedarf an empirisch- deskriptiven Daten (gemessen in der Realität) wächst
  • normatives Element bleibt der Politikwissenschaft erhalten (Marx); auch aufgrund Entgegensetzung von Geistes- und Naturwissenschaften
  • Entwicklung des modernen Nationalstaates im 19. Jahrhundert: Anstoss zur empirischen Tatsachenforschung aus der praktischen Politik selbst
  • „Politische Wissenschaften“ als Stabilisierungsinstrument des obrigkeitsstaatlichen politischen Systems
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23
Q

Verselbständigung der empirischen Sozialwissenschaften

A
  • ab 19. Jahrhundert: Verselbstständigung der an der Empirie orientierten Sozialwissenschaft; Politikwissenschaft verschwindet als Einzelwissenschaft
  • i. Max Weber (1864-1920)
    • Beschäftigung mit politischen Phänomenen aus empirischer Sicht (moderner Staat, Bürokratie)
  • j. Karl Raimund Popper (1902-1994)
    • Begründer des Kritischen Rationalismus: Gibt keine endgültige Gewissheit, auch in Wissenschaft nicht
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24
Q

Max Weber (1864-1920)

A
  • Beschäftigung mit politischen Phänomenen aus empirischer Sicht (moderner Staat, Bürokratie)
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25
Q

Karl Raimund Popper (1902-1994)

A
  • Begründer des Kritischen Rationalismus:
    Gibt keine endgültige Gewissheit, auch in Wissenschaft nicht
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26
Q

Eigenständigkeit des Fachs Politikwissenschaft

A
  • Politikwissenschaft als eigenständiges Fach erst im 20. Jh.; Wachstumsschub ab 1970er Jahren
  • Politikwissenschaft zunächst als Demokratiewissenschaft (Folge europäischen Diktaturen des 20. Jh.)
  • Politikwissenschaft als Integrationswissenschaft für andere Disziplinen (Soziologie, Ökonomie, Psychologie, Geschichte usw.)
  • Fach zunächst politisiert, wenig methodische Weiterentwicklung
  • Dominanz der angelsächsischen Welt (bes. USA)
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27
Q

Politikwissenschaft in der Schweiz

A
  • Etablierung der modernen Politikwissenschaft in der Schweiz nach dem 2. WK
  • Diskrepanz zwischen Entwicklung des Faches in Romandie (bes. Genf, Lausanne) und der Deutschschweiz
  • Deutschschweiz: anfänglich kaum Förderung durch Universitäten („Hilfswissenschaft“), allmählich steigendes Interesse der politischen und akademischen Öffentlichkeit
  • heute ist die Politikwissenschaft als empirische Sozialwissenschaft in der ganzen Schweiz fest etabliert
  • besonders grosse Fachbereiche an den Universitäten Genf und Zürich
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28
Q

Politikwissenschaft an der UZH

A

unnötig

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29
Q

Was ist Wissenschaft?

A
  • Wissenschaft ist jenes menschliche Handeln, das auf die Herstellung solcher Aussagen abzielt, die jenen Aussagen an empirischem und logischem Wahrheitsgehalt überlegen sind, welche schon mittels der Fähigkeiten des gesunden Menschenverstandes formuliert werden können.“ (Patzelt 2007: 67)
  • Wesentliche Kennzeichen wissenschaftlicher Aussagen
    • logischer Wahrheitsgehalt: keine inneren Widersprüche
    • empirischer Wahrheitsgehalt: Übereinstimmung mit der Realität
  • Arten wissenschaftlicher Aussagen
    • empirische Aussagen:
      Beschreibung («Was ist?»),
      Erklärung («Warum ist es so?»),
      Prognose («Was wird sein?»)
    • normative Aussagen:
      Werturteil («Wie soll es sein?») Handlungsanweisung («Was soll man tun?»)
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30
Q

Wissenschaft nach Patzelt

A

„Wissenschaft ist jenes menschliche Handeln, das auf die Herstellung solcher Aussagen abzielt, die jenen Aussagen an empirischem und logischem Wahrheitsgehalt überlegen sind, welche schon mittels der Fähigkeiten des gesunden Menschenverstandes formuliert werden können.“ (Patzelt 2007: 67)

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31
Q

Wesentliche Kennzeichen wissenschaftlicher Aussagen

A
  • logischer Wahrheitsgehalt:
    keine inneren Widersprüche
  • empirischer Wahrheitsgehalt:
    Übereinstimmung mit der Realität
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32
Q

Arten wissenschaftlicher Aussagen

A
  • empirische Aussagen:
    • Beschreibung («Was ist?»),
    • Erklärung («Warum ist es so?»),
    • Prognose («Was wird sein?»)
  • normative Aussagen:
    • Werturteil («Wie soll es sein?»)
    • Handlungsanweisung («Was soll man tun?»)
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33
Q

Wozu Wissenschaft?

A
  • theoretisches Erkenntnisinteresse:
    • Gewinnung von gesichertem Wissen darüber, wie unsere physische und soziale Umwelt funktioniert
  • praktisches Erkenntnisinteresse:
    • Nutzung wissenschaftlicher Erkenntnisse für eine Verbesserung menschlicher Lebensbedingungen
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34
Q

Merkmale einer empirischen Wissenschaft

A
  • methodische Vorgehensweise
  • generelle Aussagen als Ausgangspunkt oder Zielsetzung
  • Empirie als Grundlage
  • Sicherstellung der Gültigkeit (Validität) der Ergebnisse
  • Sicherstellung der Verlässlichkeit (Reliabilität) der Ergebnisse
  • Sicherstellung der intersubjektiven Nachvollziehbarkeit
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35
Q

Spielregeln der Wissenschaft

Regel 1
Nachvollziehbarkeit der wissenschaftlichen Arbeit

A

Regel 1:
Nachvollziehbarkeit der wissenschaftlichen Arbeit

  • Verwendung einer präzisen und verständlichen Sprache
  • Offenlegung der theoretischen Grundannahmen
  • ausführliche Beschreibung des methodischen Vorgehens (Operationalisierung, Datenerhebung, -auswertung)
  • Daten zugänglich machen
  • Publikation der Ergebnisse
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36
Q

Spielregeln der Wissenschaft

Regel 2: Ehrlichkeit in allen Phasen des Forschungsprozesses

A

Regel 2:
Ehrlichkeit in allen Phasen des Forschungsprozesses

  • keine Manipulation wissenschaftlicher Ergebnisse
  • Publikation auch von Ergebnissen, die den eigenen Erwartungen widersprechen
  • kein geistiger Diebstahl
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37
Q

Spielregeln der Wissenschaft

Regel 3:

Wahl der bestmöglichen Theorie(n) und Methode(n)

A

Regel 3:
Wahl der bestmöglichen Theorie(n) und Methode(n)

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38
Q

Spielregeln der Wissenschaft

Regel 4:
Kritikfähigkeit und Bereitschaft zur Korrektur von Aussagen

A

Regel 4:
Kritikfähigkeit und Bereitschaft zur Korrektur von Aussagen

  • keine Immunisierung wissenschaftlicher Aussagen
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39
Q

Methoden der Wissenschaft

A
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40
Q

Die Drei-Schulen-Lehre der Politikwissenschaft

A
  • Normativ-ontologisches Paradigma
  • Historisch-dialektisches Paradigma
  • Empirisch-analytisches Paradigma
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41
Q

Die Drei-Schulen-Lehre der Politikwissenschaft

Normativ-ontologisches Paradigma

A
  • Erschliessung der tiefern Strukturen der Politik durch philosophische Analyse in der Tradition der Philosophie der klassischen griechischen Antike (Platon, Aristoteles)
  • Praxisbezug der Politikwissenschaft: Identifikation von Normen politischen Handelns, an denen sich die Gestaltung einer guten politischen Ordnung orientieren soll
  • Methode: Interpretativ-Hermeneutische Erschliessung von Texten aus der politischen Ideengeschichte; eigenständige Theoriebildung
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42
Q

Die Drei-Schulen-Lehre der Politikwissenschaft

Historisch-dialektisches Paradigma

A

Historisch-dialektisches Paradigma

  • Suche nach den grundlegenden Wirkungszusammenhängen, welche die empirisch fassbare Wirklichkeit hervorbringen
  • Politische Wirklichkeit als spezifische Phase eines dialektisch verlaufenden, marxistisch verstandenen Geschichtsprozesses (‚These’ -> ‚Antithese’ –> ‚Synthese’)
  • Praxisbezug der Politikwissenschaft: Wissenschaftlich fundierte Kritik an den Verhältnissen des bürgerlichen Staates und damit Förderung des Übergangs zu einem sozialistischen Staat
  • Methode: Erschliessung der klassischen Schriften des Marxismus in Kombination mit sekundäranalytischen empirischen Bestandesaufnahmen
  • (sekundäre Quellen)
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43
Q

Die Drei-Schulen-Lehre der Politikwissenschaft

Empirisch-analytisches Paradigma

A

Empirisch-analytisches Paradigma

  • Erarbeitung von Aussagen zu politischen Inhalten, Prozessen und Strukturen, die empirisch wahr sind, d.h. mit der Realität übereinstimmen
  • Praktischer Nutzen der Politikwissenschaft: Versachlichung der politischen Diskussion; Bereitstellung von Problemwissen
  • Methode: Theoriebildung, Theorieprüfung auf der Basis empirisch erhobener Informationen
  • Empirisch-analytisches Verständnis dominant in der Politikwissenschaft
  • Kontrastierung 2 Forschungsrichtungen (empirisch- analytisch v.s hermeneutisch) in Bernauer et al.
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44
Q

Begriffe / Konzepte

Vorstellungsinhalte & Funktionen von Begriffen

A
  • Vorstellungsinhalte (Beispiel: Macht) – zu unterscheiden von „Worten“
  • Funktionen von Begriffen:
    • Ordnungs-,
    • Kommunikations-,
    • Bewertungs- und
    • Appellfunktion
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45
Q

Begriffe / Konzepte

Logische Begriffe

A

Logische Begriffe
​(zb. „und“, „oder“, „nicht“) bezeichnen keine realen Dinge; werden als bekannt vorausgesetzt.

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46
Q

Begriffe/Konzepte

Empirische Begriffe

A

Empirische Begriffe
(zb. „Apfel“, „Ausländerfeindlichkeit“) bezeichnen reale Dinge; Definition erforderlich.

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47
Q

Begriffe/Konzepte

Intension eines Begriffs

A

Intension eines Begriffs:
Menge der Merkmale, die gegeben sein müssen, damit Objekt mit Begriff bezeichnet werden kann

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48
Q

Begriffe/Konzepte

Extension eines Begriffs

A

Extension eines Begriffs:
Menge aller Objekte, welche die Intension von Begriff erfüllen (auch: „empirischer Referent“)

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49
Q

Begriffe/Konzepte

Alltagsbegriffe vs wissenschaftliche Begriffe

A

Alltagsbegriffe vs. wissenschaftliche Begriffe („Stress“ und „Populismus“)

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50
Q

Begriffe/Konzepte

Beobachtungsbegriffe vs theoretische Begriffe

A

Beobachtungsbegriffe (konkreter Referent) vs. theoretische Begriffe (abstrakter Referent):
Bsp. „Geld“ vs. „Sozialprodukt“.

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51
Q

Variablen

A
  • Begriffe,die mindestens zwei Ausprägungen annehmen können (also keine Konstanten)
  • Bsp.: Alter, Einkommen, Parteizugehörigkeit
  • manifeste (direkt beobachtbare Variablen) vs. latente (nicht unmittelbar beobachtbare Variablen)
  • Problem: Wie lassen sich theoretische Begriffe als latente Variablen empirisch untersuchen?
  • Erfassung mit Hilfe von Indikatoren, d.h. mit manifesten Variablen, die mit den interessierenden theoretischen Begriffen korrespondieren

→ Operationalisierung

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52
Q

Operationalisierung

A
  • Begrifflichkeiten
  • Korrespondenzregeln
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53
Q

Operationalisierung

Begrifflichkeiten

A
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54
Q

Operationalisierung

Korrespondenzregeln

A
  • Korrespondenzregeln verbinden die theoretische mit der empirischen Ebene
  • Vorgang des Formulierens von Indikatoren zu Konstrukten nennt sich ebenso Operationsalisierung wie das Produkt dieses Vorgangs
  • Bsp (Bild)
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55
Q

Untersuchungseinheit und Untersuchungsebene

A
  • Variable = Merkmal
  • Untersuchungseinheit = Merkmalsträger
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56
Q

Empirische Aussagen

A
  • Behauptungen über das Vorliegen oder Nicht-Vorliegen von Sachverhalten und Zusammenhängen
  • starke Unterschiede in Bezug auf den räumlich-zeitlichen Geltungsbereich solcher Aussagen
  • Von besonderem Interesse sind Hypothesen,
    d. h. Aussagen über einen Zusammenhang zwischen mindestens zwei Variablen.
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57
Q

Korrelative und kausale Hypothesen

A
  • Korrelativer Zusammenhang: Gemeinsames Auftreten zweier oder mehrerer Sachverhalte, ohne dass zwischen diesen notwendigerweise ein Ursache- Wirkungs-Verhältnis besteht.
  • Beispiel: Je weniger Störche es in einer bestimmten Region gibt, desto tiefer liegt die Geburtenrate in dieser Region. Dies kann empirisch beobachtet werden. (Erklärung: Urbanisierungsgrad beeinflusst sowohl Storchendichte als auch Geburtenrate)
  • Kausaler Zusammenhang: Ursache-Wirkungsverhältnis zwischen zwei oder mehreren Sachverhalten
    Ursache -> Wirkung
58
Q

Beziehung der Variablen einer Hypothese

A
59
Q

anforderung an eine Hypothese

A
  • Eine Hypothese ist eine Aussage, keine Frage, kein Befehl.
  • Die Aussage enthält mindestens zwei semantisch gehaltvolle Begriffe (Variablen).
  • Die Variablen beziehen sich auf identische Merkmalsträger.
  • Die Variablen sind durch logische Operatoren, wie „wenn …, dann“, „je …, desto“ (korrelativ) oder „weil“ (kausal), miteinander verbunden oder können in diese Form gebracht werden.
  • Die Aussage ist nicht tautologisch (immer wahr) und widerspruchsfrei.
  • Die verwendeten Variablen sind operationalisierbar.
  • Die Aussage ist empirisch falsifizierbar.
60
Q

Gesetze

A

Gesetze:

  • Hypothesen, die sich besonders häufig in der Realität bewährt haben
  • Bsp.: Gesetz des demokratischen Friedens:
    Wenn Staaten demokratisch verfasst sind, führen sie untereinander keine Kriege.
61
Q

Theorien

A

Theorien:
Aussagesysteme, die mehrere Komponenten umfassen:

  • Definitionen
  • Axiome (Annahmen, die nicht hinterfragt werden)
  • Theoreme (Hypothesen mit sehr hohem Allgemeinheitsgrads, die als selbstevident betrachtet)
  • Hypothesen, die sich aus Definitionen, Axiomen und Theoremen ableiten lassen („Propositionen“)
  • -> insb. die Axiome und Theoreme sind im Ansatz verankert
62
Q

Standardaufgaben der Wissenschaft

A

Erweiterung des Theoriebestandes, besonders Theorien mit möglichst grosser Reichweite.

Dazu stehen zwei Aufgaben im Vordergrund:

(1) Entwicklung neuer Theorien resp. Weiterentwicklung bestehender Theorien.
(2) Prüfung bestehender Theorien mithilfe Hypothesentests.

Wie Theorien überprüfen?
Theorien als ganzes sind schwer zu überprüfen; deswegen: Überprüfung einzelner Hypothesen, aber

(1) erkenntnistheoret. Problem: Erfahren Realität immer nur indirekt, durch unsere Wahrnehmung gefiltert und
(2) forschungspraktisches Problem: Unmöglichkeit, alle Fälle, auf die sich eine Theorie bezieht, zu überprüfen.

–> Folge: Theorien lassen sich nie endgültig verifizieren; unser Wissen hat vorläufigen Charakter!

63
Q

Schritte des Forschugnsprozesses

A. Formulierung des Forschungsproblems

A
  • Unterschiedlich grosser Spielraum je nachdem, ob selbstinitiierte Forschung oder Auftragsforschung
  • Gesichtspunkte der theoretischen und/oder praktischen Relevanz sowie praktischen Umsetzbar
64
Q

Schritte des Forschugnsprozesses

B. Theoriebildung

A
  • Sichtung bestehender Theorien mittels Literaturanalyse
  • Verwendung bereits vorliegender Theorien; Übertragung von Theorien aus verwandten Gegenstandsbereichen oder Entwicklung neuer Theorien
65
Q

Schritte des Forschugnsprozesses

C. Ableitung (Deduktion) der Hypothesen

A
  • Formulierung konkreter Hypothesen, d.h. Bestimmung der abhängigen Variable, der unabhängigen Variable(n) und des Zusammenhangs zwischen diesen
66
Q

Schritte des Forschungsprozesses

D. Operationalisierung

A
  • Auswahl von Indikatoren, mit denen die in der Hypothese enthaltenen theoretischen Begriffe empirisch erfasst werden können
  • Festlegung der Datenerhebungsmethode, z.B. Befragung, Beobachtung, Inhaltsanalyse
  • Konstruktion der Erhebungsinstrumente (z.B. Fragebogen)
67
Q

Schritte des Forschungsprozesses

E. Festlegung der Untersuchungsform

A
  • Entscheidung: Datenerhebung zu einem (Querschnittsdesign) oder mehreren Messzeitpunkten (Längsschnittsdesign)
  • Auswahl einer konkreten Untersuchungsform, z.B. Experiment, Quasi- Experiment, Fallstudie
68
Q

Schritte des Forschungsprozesses

G. Auswahl der Untersuchungseinheiten

A
  • exakte Definition des Geltungsbereichs der Hypothese
  • Entscheidung, ob Daten zu allen Einheiten des Gegenstandsbereichs erhoben werden sollen (Vollerhebung) oder ob sich Erhebung auf eine Auswahl beschränken soll (Stichprobe; einzelne Fälle)
69
Q

Schritte des Forschungsprozesses

H. Datenerhebung und Datenerfassung

A
  • Durchführung mit Hilfe einer oder mehrerer Datenerhebungsmethoden, z.B. Befragung, Beobachtung, Inhaltsanalyse
  • Sicherung, Dokumentation und Aufbereitung der Daten
70
Q

Schritte des Forschungsprozesses

I. Hypothesentest

A
  • Auswertung der Daten mit Ziel der Überprüfung, ob der theoretisch formulierte Zusammenhang (Hypothese) sich empirisch nachweisen lässt.
  • Existenz einer Vielzahl von quantitativen und qualitativen Analyseverfahren
  • Evt. Modifikation/Verwerfen der Hypothese
71
Q

Schritte des Forschungsprozesses

Berichterstattung

A

Präsentation und Publikation der wissenschaftlichen Studie

72
Q

Einschränkungne & Ermahnungen

A
  • deduktive vs induktive Forschungslogik
  • idealtypischer, linearer Ablauf des Forschungsprozesses
73
Q

Grundsätze wissenschaftlichen Arbeitens

A
  • Prinzip der Nachprüfbarkeit/Nachvollziehbarkeit oder Intersubjektivität
    (jeder Schritt muss für Dritte nachprüfbar/nachvollziehbar sein)
  • Prinzip der Vollständigkeit
    (nicht etwas weglassen, auf Grenzen hinweisen)
  • Prinzip der Übersichtlichkeit
    (klar verständlich und widerspruchsfrei)
74
Q

Schriftliche Arbeiten: Sprache & Stil

A
  • klar & verständlich
  • Grammatik
  • Regeln zum Zitieren und Bibliographieren
  • etc.
75
Q

Plagiat

A

Plagiate resultieren aus der ganzen oder teilweisen Übernahme eines fremden/anderen Werkes ohne Kennzeichnung der Quelle

  • Vollplagiat
  • Ghostwriting
  • Selbstplagiat
  • Übernahme von Textteilen (wörtlich/leicht angepasst) aus einem fremden Werk ohne Quellenangabe
  • Versteckte Plagiate: verwendete Quellen werden zwar zitiert, aber nicht im Zusammenhang mit den übernommenen Textteilen

Alles, was in anderen WErken nachgeschlagen oder aus diesen übernommen wird, ist kenntlich zu machen. Wörtliche Zitate sind korrekt, d.h. als direkte Rede, zu setzen

In jedem Fall mit Quellenangaben versehen: Daten, Resultate, Argumente, Formulierungen, paraphrasen, Abbildungen, Darstellungen, Bilder etc.

Selbständigkeitserklärung

Rechtsgrundlagen

76
Q

Der Forschungsprozess

A
77
Q

Wozu Theorie?

A

Ohne Theorie riskieren wir …

  • …Unsystematisch / anekdotisch vorzugehen
  • … Zentrale Erklärungsvariablen zu übersehen
  • … Daten nicht interpretieren zu können (womit vergleichen?)
  • … Immer wieder bei Null zu beginnen – vgl. Isaac Newton (17. Jh):
  • «If I have seen further, it is by standing on the shoulders of giants»
  • Wissenschaft soll kumulativ sein!
78
Q

Was ist ein “Ansatz”?

A
  • Eine Metatheorie, die bestimmte Variablen in den Vordergrund rückt
  • Eine «Brille», die wir bewusst aufsetzen können, um bestimmte Variablen besonders deutlich zu sehen («Scheinwerferfunktion»)a
    • “grand theories” vs “middle-range theorie”
    • Ansätze vs Theorien
    • Brille vs Hypothesengebilde
  • Insb. die Axiome und Theoreme (der Theorie) sind im Ansatz verankert
79
Q

Welche Variablen sind zentral für die Erklärung politischer Prozesse, Outputs und Outcomes?

A
  • Institutionalismus:
    Institutionen (dh. dauerhafte, formelle und Informelle Spielregeln der Gesellschaft)
  • Strukturalismus: (makro)
    strukturelle Bedingungen und Interessen (Wirtschaftsstruktur, Sozialstruktur)
  • Rational-Choice: (mikro)
    individuelle Interessen
  • Kulturalismus:
    kollektive Ideen, Vorstellungen und Diskurse
    (wie die Menschen die Welt wahrnehmen, obwohl es vlt nicht so ist)
80
Q

Warum ist Grossbritannien eigentlich immer noch nicht aus der EU ausgetreten?

A
81
Q

Epistemologie: Was ist ein Ansatz? Wozu dient er?

A.

A

Epistemologie = Erkenntnistheorie (untersucht konkrete Felder - was gilt als Wissen in dieser Disziplin?)

Eine Art Familiengeschichte der Politikwissenschaft

  • Wie generieren wir Wissen?
  • Was gilt als (gesichertes) Wissen?
  • Nach welchen Kriterien bewerten wir Gültigkeit und Verlässlichkeit von Erkenntnissen?
82
Q

Epistemologie: Was ist ein Ansatz? Wozu dient er?

B.

A
  • Dominanz der empirisch-analytischen Forschung in der heutigen Politikwissenschaft
    • “strebt eine möglichst objektive, d.h. werturteilsfreie, Beschreibung und Erklärung der politischen Wirklichkeit an.”
    • »Hypothesen werden durch logische Analysen und empirische Tests geprüft«
    • “Angestrebt werden Aussagen, die sich über die direkt untersuchten empirischen Sachverhalte hinaus verallgemeinern lassen.”
    • “Gütekriterien: Systematik, Generalisierbarkeit, Identifikation, Objektivität, Reliabilität und Validität, intersubjektive Prüfbarkeit.”
  • … aber innert dieses postitiven Grundrahmens gibt es einen Pluralismus von Ansätzen und Forschungsprogrammen
    • Wie geht das?
    • Wie können mehrere Ansätze in PW nebeneinander bestehen?
    • Konkurrieren diese?
    • Oder kommunizieren sie gar nicht?
  • Lakatos
  • Popper
  • Kuhn
83
Q

Epistemologie

Lakatos (1970)

A

Lakatos (1970): Wissenschaftliche Forschungsprogramme, bestehend aus:

  • Harter Theoriekern (Axiome, Theoreme)
    (Grundannahme wird nicht hinterfragt)
  • Schutzdispositiv
    (Hypothesengürtel: falsifizierbar, Bsp. schwarzer Schwan: Theorie anpassen, ohne das Theoriekern in Frage gestellt wird)
  • “Schutzdispositiv” = “Gürtel”, welcher den Kern schützt –> negative Heuristik (Verbesserung)
  • • Eine “Anomalie” kann zu einer “progressiven Entwicklung” der Theorie führen, in welcher Kern bewahrt wird –> positive Heuristik (kumulativ)*
  • Schurz (2006): “ In den Sozial- und Humanwissenschaften befinden sich viele Disziplinen in einem Zustand der anhaltenden Koexistenz von rivalisierenden Forschungsprogrammen, von denen keines die Vorherrschaft erring. Der Zustand, den Kuhn als ‘revolutionär’ bezeichnet, ist hier der Normalzustand.”

Lakatos’ Wissenschaftstheorie ist eine Art Synthese aus den Theorien von Popper (1934, Rationalismus) und Kuhn (1962, historisch-soziologische Wissenschaftstheorie)

Eine Art Synthese: Lakatos und die parallelen Forschungsprogramme

  • > Von Popper: Rationalismus, Hypothesentest
  • > Von Kuhn: Forschung als sozialer Prozess
84
Q

Epistemologie

Popper (1935)

A

Popper (1935):kritischer Rationalismus

  • Was Wissenschaft ausmacht ist die Falsifizierbarkeit: Wissenschaftliche Theorien sind niemals verifizierbar, aber sie müssen falsifizierbar sein.
  • Viele gescheiterte Falsifikationsversuche ergeben eine “bewährte” Theorie.
  • Popper grenzt sich ab gegen ”Ideologie” (nicht falsifizierbar)
  • Beispiel: der schwarze Schwan: “Alle Schwäne sind weiss”
85
Q

Epistemologie

Kuhn (1962)

A

Kuhn (1962): Wissenschaftliche Paradigmen

  • Historisch-soziologisches Wissenschaftsmodell
  • “Eine Theorie oder Theorienfamilie, die in einem Wissenschaftszweig zum Standard geworden ist, und deren Kern nicht mehr grundsätzlich in Frage gestellt wird, nennt man Paradigma.”
  • Ein Paradigma besteht aus allgemeinen Prinzipien und Annahmen (Axiome), Musterbeispielen, einer “scientific community”, die an der Weiterentwicklung des Paradigmas arbeitet
  • “Es gibt keine paradigmenneutrale Beobachtung”
    (Paradigma = Theorienfamilie = Bestand einer Disziplin)

Zwei Arten wissenschaftlichen Fortschritts nach Kuhn

  • In “normalwissenschaftlichen Phasen” ermöglicht die gemeinsame Akzeptanz eines Paradigmas kontinuierlichen Wissensfortschritt. “Anomalien” werden durch ad hoc Modifikationen der Theorie innerhalb des Paradigmas bereinigt.
  • In “revolutionären Phasen” fordern jüngere Forschende das herrschende Paradigma heraus.
  • Der Kampf zwischen den zwei Paradigmen wird nicht über empirsiche Tests entschieden, sondern ist ein sozialer Machtkampf (Kampf entschiedet über Dominanz -> Deutungshoheit - nicht was richtig/falsch ist)
  • Im Extremfall: Gefahr des Relativismus…
86
Q

Zentrale Einsichten

A

Dominanz der empirisch-analytischen Forschung (basierend auf Hypothesentests), ABER:

  • Wissenschaft ist auch soziale Praxis
  • Forschungsprogramme und ihr Verhältnis resultieren aus der sozialen Geschichte einer Disziplin
87
Q

Warum mehrere Ansätze in der Politikwissenschaft?

Ideengeschichtliche Entwicklung des Faches
3 zentral Etappen unserer Disziplin

A
  • Formale Institutionenlehre bis Mitte 20. Jh
    (nnahe an Rechtswiss., beschreibend, vergleichend, rot)
  • Behavioristische Wende Mitte 20. Jh
    (wird zur Sozialwiss., wendet sich Mensch zu -> Verhalten, Handeln, grün)
  • Neo-Institutionalismus seit den späten 1980er Jahren
    (Wiederentdeckung der Institutionen in Kombination mit der behavioristischen Wende, blau)
  • Schmitter, Philippe C. (2009). “The Nature and Future of Comparative Politics”
88
Q

Warum mehrere Ansätze in der Politikwissenschaft?

Politik verstanden als soziale Praxis änderte auch die Praxis der Forschung

A
  • zunehmende Verfügbarkeit von Datengrundlagen und Statistik
  • Fokus auf (komparative) Forschungsdesigns
  • Vergleichbarkeit: Variablen statt Namen, z.B. in der Systemtheorie (Strukturfunktionalismus) -> Wkeit
  • Bild: auf jedes Regime anwendbar, Politik als Handeln, jede Gesellschaft muss vier Funktionen erfüllen (Mitte)
89
Q

Warum mehrere Ansätze in der Politikwissenschaft?

Formale Institutionenlehre

A

Bis Mitte 20. Jh dominant: Formale Institutionenlehre

  • “legalistische” Analyse von Politik (Verfassungsund Staatslehre)
  • Fokus auf Westeuropa und Nordamerika
90
Q

Warum mehrere Ansätze in der Politikwissenschaft?

Behavioristische Wende

A

Behavioristische Wende Mitte 20. Jh

  • Entwicklung zur empirischen Sozialwissenschaft
    • Einflüsse aus Anthropologie, Soziologie, Psychologie, z.T. auch Biologie
      (interessiert sich für Akteure, die Institutionen nutzen)
    • Politik als gesellschaftliche Praxis, statt als rechtliche Institutionen
    • Beispiel: Verständnis von Machtstrukturen (Dahl)
      (Messung: bis in die 60er J. hat man Verfassung gelesen (wie die Macht verteilt ist , Dahl: Macht entsteht in der Beziehung zwischen Menschen, muss emp. beobachten & messen)
  • (hat zu zentralen Theorieströmen geführt)
    • Strukturalismus
    • Rational-Choice
    • Kulturalismus
  • Warum die behavioristische Wende?
    • Zusammenbruch westlicher Demokratien im 20. JH
    • Regime-Pluralismus: Kommunismus (Verständnis von politischen Systemen über Akteure/Handeln statt über Institutionen)
    • Entkolonialisierung: Fokus über die westliche Welt hinaus
    • (Entw. der Systemtheorie)
91
Q

Warum mehrere Ansätze in der Politikwissenschaft?

Strukturalismus

A

Fokus auf

  • Mobilisierung und Mobilisierungsbedingungen
  • gesellschaftliche Konflikt- und Machtstrukturen
  • Elitenhandeln statt formale Institutionen
  • (sozialer Blick auf untersch. Machtverteilung, wie konnte es möglich sein, dass etablierte Ordnung kollabieren?)
  • aus Soziologie
  • untersch. machtgefüge
92
Q

Warum mehrere Ansätze in der Politikwissenschaft?

Kulturalismus

A
  • aus Soziologie & Anthropologie
  • Almond = sehr bekannt
93
Q

Warum mehrere Ansätze in der Politikwissenschaft?

Racional Choice

A

Ab 1980er: Einfluss modernen Ökonomie: RC

  • Das rationale Individuum als Grundlage der (jeder) Theorie (Homo Oeconomicus)
  • Politik als “Koordinationsproblem” (Olson,Ostrom)
  • Bald hinterfragt: Kontext des Individuums? Anreizsysteme?
  • > Institutionen wiederentdeckt
  • Sozialpsychologie & Ökonomie
94
Q

Warum mehrere Ansätze in der Politikwissenschaft?

Neo-Institutionalismus

A

Ab den 1980er Jahren werden die Institutionen wiederentdeckt.

  • “Bringing the state back in” = Neues, erweitertes Verständnis von Institutionen
    • Institutionen * Strukturalismus : Historical Institutionalism
    • Institutionen * Kulturalismus : Sociological Institutionalism
    • Institutionen * Rational Choice : Rational Choice Institutionalism
95
Q

Zentrale Bezüge zur Pflichlektüre (Bernauer et al. 2018)

A
  • «Um eine Forschungsfrage zu beantworten, stehen dem Forscher in der Regel mehrere
  • wissenschaftliche Theorien und mehrere methodische Ansätze zur Verfügung. Verschiedene Theorien sind … je nach Erkenntnisinteresse mehr oder weniger gut für einzelne Forschungsfragen geeignet.»
  • Was sind «harte empirische Tests»?
  • Wie findet man eine gute Fragestellung? Z.B. über eine existierende Theoriedebatte
  • Funktionen und Anwendungen von Theorien.
  • Beispiel der Vetospielertheorie von Tsebelis (K.2)… Welcher Ansatz?
96
Q

Sozialstruktur (Strukturalismus)

A
  • Verteilung der zentralen Handlungsdeterminanten (Ressourcen, Restriktionen, Handlungspartner) auf die Bevölkerung der zu untersuchenden Gesellschaft
97
Q

Vetospieler

A
  • politische Akteure, deren Zustimmung für eine Gesetzesänderung notwenidg ist
98
Q

Esping-Andersen’s strukturalistisches Argument

A
99
Q

Neo-Institutionalismus

A
100
Q

Historischer Institutionalismus

A
101
Q

Institutionen der sozialen Marktwirtschaft und des klassenübergreifenden Ausgleichs in der 2. Hälfte des 20.JH

A
102
Q

Institutionen der sozialen Marktwirtschaft und des klassenübergreifenden Ausgleichs in der 2. Hälfte des 20.JH

Dänemark

A
103
Q

Die verschiedenen Ansätze führen uns zu den zentralen Variablen in politikwissenschaftlichen Modellen:

A
  • Interessen
  • Institutionen
  • Ideen

gemeinsamer Rahemn:

Wir erklären politische Outputs und Outcomes über das Zusammenspiel von Akteuren und gewachsenen institutionellen Bedingungen.

Das Augenmerk und typische Forschungsfragen variieren

(so sehen wir die Welt: Akteure handeln in Institutionen); (Kulturalisten, Institutionalisten, RC interessieren sich oft gar nicht für gleiche Phänomene, Political Studies = nicht spezifisch, alle Ansätze abdeckend)

104
Q

Institutionen der sozialen Marktwirtschaft und des klassenübergreifenden Ausgleichs in der 2. Hälfte des 20.JH

Deutschland

A
105
Q

Interessen

A
  • Interessen als gegeben bzw. exogen
  • Wie bestimmen Akteure ihre Strategien? (Information, Unsicherheit, Interaktion)
  • Wie maximieren sie ihre Interessen im Kontext der gegebenen Institutionen (Zwang und Ressource)
  • Wie lösen sie Koordinationsprobleme (gemeinsames Handeln)
    (wie sie Interessen im Kontext der Institutionen koordinieren)
  • Typische Forschungsinteressen: Parteienwettbewerb, Koalitionsverhandlungen, Lobbying, Politische Ökonomie
  • (Als RC: exogen, Blickwinkel immer auf den Akteuren und ihren Interaktionen, es interessiert uns nicht, woher diese Interessen kommen)
106
Q

Institutionen

A
  • Fokus auf die Entstehung und Beständigkeit der Institutionen
  • Wie beeinflussen Institutionen »politics«; dh. Konfliktlinien, Akteure und ihre Interessen (un/beabsichtigt)
  • Wie verändern sich Effekte von Institutionen über die Zeit (endogener institutioneller Wandel
  • Typische Forschungsinteressen z.B. Reformen und Reformfähigkeit, Policy Agendas
107
Q

Ideen

A
  • Politik findet immer in einem grösseren ideellen Rahmen statt
  • Interessen der Akteure sind endogen
  • Institutionen sind und schaffen einen ideellen Rahmen, der Problemdiagnosen, Interessen und mögliche Lösungen prägt (insb. via Diskurse)
  • Typische Forschungsinteressen z.B. Diffusion, ideologische Strömungen (Liberalisierung/Regulierung; Monetarismus/Keynesianismus), Diskurshegemonien
  • (man interessiert sich für das Ganze, Akteure gibt es nicht ohne Kontext, Inst. gibt es nicht ohne Akteure, Interesse Akteure nicht gegeben, was als Thema relevant ist: ideell geprägt)
108
Q

Peters schlägt zwei weitere zentrale politische Erklärungsvariablen vor:

A
  • Individuen: Elitensoziologie, Persönlichkeitsforschung
  • Internationales Umfeld: Transnationale, internationale oder supranationale Beziehungen und Einflüsse.
109
Q

Strukturalismus Systemtheorie Easton

A
110
Q

Mitte Systemtheorie

A
111
Q

Stilisierte Distributive Struktur der Westeuropäischen Sozialstaaten

A
112
Q

Struktureller Ansatz: Wohlstand verändert die Gesellschaftsstrukturen und stärkt pro-demokratische Kräfte

Rueschmeyer, Huber & Stephens (1992), Dahl ( 1971)

A
113
Q

RC: Wann sind Regierungen reformfähig

Tsebelis 1999

A
114
Q

Hauptunterschied zwischen Staat und dem Internationalen System:

A

Im Internationalen System gibt es kein Gewaltmonopol. Es herrscht Anarchie.

115
Q

Akteurszentrierter Ansatz

A

Strategische Entscheidungen zentral in der Transition zur Demokratie und ihrem Zusammenbruch

-> RC

116
Q

Modernisierungstheorie

A

Wohlstand entschärft materielle Gegensätze und führt zu Wertewandel

-> Kulturalismus

117
Q

Struktureller Ansatz

A

Wohlstand verändert die Gesellschaftsstruktur und stärkt pro-demokratische Kräfte

-> Strukturalismus

118
Q

Baum

A
119
Q

Verständnis von Politik bei den veschiedenen Ansätzen

A
  • Racional Choice & RC Institutionalismus
    • “Series of collective action problems”
    • Koordination zwischen versch. Akteuren
    • (Grundverständnis von Politik ähnlich wie in Ökonomie)
    • (horizontal odder vertikal????) alle verfolgen geiches Ziel
    • (politischer Entscheid gütlig für alle)
    • (kollektives Handeln: Menschen müssen Handlungen koordinieren, um Politik zu schaffen)
  • Strukturalimus & Hist. Institutionalismus
    • «Struggle for power»
    • Machtkampf zwischen gesellschaftlichen Interessen
    • (group theory: welche Gruppen und wie stehen diese zueinander)
    • (vertikale Macht: ???)
  • Kulturalismus & Soz. Institutionalismus
    • • «Process of social learning» (Hall/Taylor 1996: 945)
    • (Politik als kollektiven Lern/Sozialisierungsprozess -> es geht weniger um Macht und eher um kognitive Prozesse, soziale Lernprozesse)
120
Q

Rolle von Macht bei den veschiedenen Ansätzen

(wie schaffe ich es, andere dazu zu bringen, das zu tun, was ich will? kein Machtstreben sondern die Ergebnisse)

A
  • Racional Choice & RC Institutionalismus
    • Zentral
    • Instrumentell zur Maximierung von Präferenzen
  • Strukturalimus & Hist. Institutionalismus
    • Zentral
      (v. a. Machtasymmetrie: woher kommt Macht, wie kann man diese stabiliseren?)
    • Fokus auf (stabile) Determinanten von Machtasymmetrien
  • Kulturalismus & Soz. Institutionalismus
    • Kulturalismus & Soz. Institutionalismus
    • Wenig beleuchtet, tendenziell apolitisch
    • (es gibt keinen Konflikt zwischen verschiedenen Positionen, die sich einigen müssen -> Stimmungswandel werden untersucht, natürliche Entwicklung entradikalisierte Mittel- und Unterschicht -> Leute an Macht müssen keine Angst haben)
121
Q

Zeit und Zeithorizont bei verschiedenen Ansätzen

A
  • Racional Choice & RC Institutionalismus
    • Kurzfristig
    • Zeitspielt v.a. eine Rolle, wo es um einmalige vs. wiederholte Interaktion geht
    • (blind für Zeiteffekte, Ziel: so kontextunabhängig wie möglich modellieren, Unterscheidung wichtig: wiederholte oder einmalige Interaktion
  • *​**
  • Strukturalimus & Hist. Institutionalismus
    • Langfristig
    • Fokus auf strukturelle Verschiebungen, kontextspezifische Kausalität und Feedback-Effekte
  • *​**
  • Kulturalismus & Soz. Institutionalismus
    • Langfristig Fokus: kognitive Prozesse; Kultur- Sozialisierung, Interpretationen gemeinsamer Erfahrungen
122
Q

Akteure bei verschiedenen Ansätzen

A
  • Racional Choice & RC Institutionalismu
    • Methodologischer Individualismus
    • Calculus approach
    • (Kollektiver Akteur wird als Individuum gesehen)
  • Strukturalimus & Hist. Institutionalism
    • Individuelleund kollektive Akteure
    • Fokus auf Aggregation und Mobilisierungvon strukturellen Interessen
    • Calculus & cultural approach
  • ​Kulturalismus & Soz. Institutionalismus
    • Akteure als Träger kollektiver Erfahrungenund Identitäten (scripts, real machen durch Handlungen)
    • Cultural approach
123
Q

Präferenzen bei verschiedenen Ansätzen

A
  • Racional Choice & RC Institutionalismus
    • Rational Choice & RC Institutionalismus
    • Präferenzbildung ausserhalb des Modells (exogen)
    • (Präferenzen nimmt man als gegeben = nicht emp. begründet)
  • Strukturalimus & Hist. Institutionalismus
    • Präferenzbildung teilweise endogen: historische Institutionen beeinflussen Präferenzen​
    • (Institutionen beeinflussen & prägen Institutionen, Bsp. Krankenhausprämien prop./nicht prop. zum Lohn)
  • ​Kulturalismus & Soz. Institutionalismus
    • Akteurspräferenzen werden durch Institutionen geschaffen (endogen)​
    • (verfliessende Grenze zwischen Akteuren & Institutionen)
124
Q

Erklärung und Rolle von Institutionen bei den verschiedenen Ansätzen

(als Erklärung für Institutionenentstehung)

A
  • Racional Choice & RC Institutionalismus
    • Nutzen/Effizienz
    • Strategische Akteure
    • Gleichgewicht
  • *​**
  • Strukturalimus & Hist. Institutionalismus
    • Kontext
    • Konflikt/Macht
    • Induktiv-offene Analyse der Interessen​
  • Kulturalismus & Soz. Institutionalismus
    • “Templates”
    • Latente Funktionen
    • (apolitische) Lernprozesse​
125
Q

Zeit und Zeithorizont Bsp. Kausaltrichter

A
  • Bsp einer integrierten Theorie
  • das “Michigan model” des Wählens (Campbell et al. 1960, The American Voter)
  • der Kausaltrichter (“funnel of causality”) ordnet zentrale unabhängige Variablen in ihrer logischen Sequenz (Variablen z.B. Klassen & Kampagnen stehen nicht in Konkurrenz -> Integration aller Ansätze -> integrierte Theorie)
  • (aus Boom-J. des Behaviorismus).
  • Dadurch ermöglicht er eine Integration verschiedener Ansätze
  • Angemessene empirische Forschungsdesigns müssen diese Sequenz berücksichtigen
  • Bild:
    • jeder Wähler ist eingebettet in strukturelle Verwurzelungen
    • links: Kulturalismus, beruflich/von zu Hause aus -> strukturelle Verwurzelung, die wir haben als Wähler; hier entscheidet sich schon Richtung
    • Mitte: Strukturalismus, = gewohnheitsbedingt: wenn man 3 mal gleich wählt, bleibt man oft, Parteiidentifikation: von selber oder Familie
    • Rechts: Racional Choice, gewisse Freiheit, kurzfristig: sehr nahe bei Wahl, RC fokussiert auf kurzfirstige strategische Kampagnen
126
Q

Erklärung & Rolle von Institutionen (Hall/Taylor 1996)

Racional Choice

A
  • Erklärung über Funktionen & Nutzen
  • «Heroische Annahmen» zu Information und Intentionalität der Akteure
    (Annahme, dass Akteure wissen was sie wollen, haben grossen Handlungsspielraum)
  • Voluntarische Annahmen (relativ blind für Kontextgebundenheit)
127
Q

Erklärung & Rolle von Institutionen (Hall/Taylor 1996)

Kulturalismus

A
  • Institutionen sind entliehen aus dem Katalog von verhandenen Vorlagen («templates»)
    (Gegenteil von Voluntarismus, Produkt von vorhandenem Skript)
  • Institutionen dienen nicht nur ihrem offensichtlichen Zweck (instrumentelle Funktion), sondern auch der Legitimation und Gemeinschaftsbildung
  • Zentrale Rolle für «Lern- und Interpretationsprozesse»
128
Q

Erklärung & Rolle von Institutionen (Hall/Taylor 1996)

Strukturalismus

A
  • Fokus auf Kontext und vorhandene Institutionen (abstrahieren nicht von Geschichte), aber:
  • Institutionen als Resultat und Determinanten konfliktiver Verhandlungsprozessen & Machtverhältnissen
  • Empirisch-historische Offenheit bezüglich der Interessen und Absichten der Akteure (vs. RC)
129
Q

Erklärung und Rolle von Institutionen

Bsp. konkurrierender Ansätze: Warum werden wichtige Gesetzesreformen in der Schweiz im vorparlamentarischen Prozess mit den Sozialpartnern verhandelt?
Etabliert in den späten 1930er und 1940er Jahren

Racional-Choice-Institutionalismus

A

Neidhart, Leonhard (70er). Plebiszit und pluralitäre Demokratie: Eine Analyse der Funktion des Schweizerischen Gesetzesreferendums.

  • Unsicherheit reduzieren («Damoklesschwert der direkten Demokratie«)
  • Langwierigkeit der Prozesse ist letztlich effizient
  • Vgl. Zusammenhang Plt und Referendumsrisiko (Sciarini & Trechsel 1996)
  • Bild:
    • weil es Referndum gibt
    • Parlament 2/3 -> dass es überhaupt Referendum gibt: unter 50% -> in dem Moment, wo Volk ins Spiel kommt = Pokerspiel -> wollen das verhindern
130
Q

Erklärung und Rolle von Institutionen

Bsp. konkurrierender Ansätze: Warum werden wichtige Gesetzesreformen in der Schweiz im vorparlamentarischen Prozess mit den Sozialpartnern verhandelt?
Etabliert in den späten 1930er und 1940er Jahren

Historischer Institutionalismus

A

Katzenstein (85). Small States in World Markets. Industrial Policy in Europe.

  • Schweiz als kleine, offene Volkswirtschaft, abhängig von internationalen Märkten
  • Arbeitgeber haben ein Interesse an Stabilität und Arbeitsfrieden im Inland: verhandeln Kompensationen (Arbeitsmarktflexibilität vs. Sozialleistungen)
  • Vgl. «Friedensabkommen» der Metallindustrie von 1937
  • (schweizspezifische Erklärung, abhängig weil Länder so klein sind -> rational für Arbeitgeber mit Gewerkschaften zu verhandeln -> Flexibilität -> 30er J. -> Streik -> wie löst man den? Sozialleistungen gegen Auflösung des Streikes -> wird weitergeführt & verselbständigt sich -> Gewerkschaften werden ncith immer gefragt)
131
Q

Erklärung und Rolle von Institutionen

Bsp. konkurrierender Ansätze: Warum werden wichtige Gesetzesreformen in der Schweiz im vorparlamentarischen Prozess mit den Sozialpartnern verhandelt?
Etabliert in den späten 1930er und 1940er Jahren

Soziologischer/historischer Institutionalismus

A

Lijphart (1977). Democracy in Plural Societies.

  • Schweiz als religiös, linguistisch, ökonomisch und territorial fragmentierte, pluralistische Gesellschaft
  • Proporz und Elitenakkomodierung als gelernte, stabilisierende demokratische Praxis (die sich über Zeit verfestigt/ »institutionalisiert»)
  • (warum hat CH in allen Ebenen Proporz, nicht nur dort, wo gewählt wird? Elten haben sich verständigt mit Proporz -> Proporz = Praxis der Eliten über Zeit verfestigt -> desh. überall, nicht nur im Parlament -> Lernprozess)
132
Q

staatliche Umverteilung in kapitalistischen Demokratien

A

Staatliche Umverteilung in kapitalistischen Demokratien

  • Zentrales Thema in der Politikwissenschaft. Kapitalismus bedingt ein gewisses Mass an Ungleichheit und Demokratie bedingt ein gewisses Mass an Gleichheit.
  • Dahl 1998: „All members are to be treated (under the constitution) as if they were equally qualified to participate in the process of making decisions about the policies the community will pursue“.

Umverteilung: gesetzliche Reallokation von Gütern

  • z.B. Reallokation von Einkommen mittels Abgaben und Transfers (OECD 2019)

Operationalisierung von Umverteilung:

  • «Redistribution is quantified as the relative reduction in market income inequality achieved by personal income taxes, employees’ social security contributions and cash transfers.«
133
Q

der abwesende Ansatz: Funktionalismus

A

Eine funktionalistisches Argument wäre:«Wo der Markt am meisten Ungleichheit schafft wird der Staat

am meisten (korrigierend) umverteilen» – >Theoretisch und empirisch unplausibel

134
Q

3 besprochene Ansätze in Pflichtlektüre

A
135
Q

Wählerinnen: Rational-C. –> Metzler: Umverteilung hängt ab vom Einkommen der Medianwählerin

A
136
Q

Parteien…: Strukturalismus -> Anderson: »Umverteilung hängt ab von Macht der Linken und Aliierten

A
137
Q

Wähler, Parteien, Regierungskoalition, Umverteilung: Historischer Institutionalismus -> Institutionen des

Sozialstaates stabilisieren die Machtverhältnisse

A
138
Q

Institutionen (ohne Wirtschaftsregime): R-C. Instuîtutionalismus -> Umverteilung hängt davon ab, wo

Regierungen WählerInnen gewinnen wollen/können.

A
139
Q

Wirtschaftsregime, Gewerkschaften, AG-Verbände: R-C. Instuîtutionalismus -> Umverteilung hängt ab

von Art der Sozialpolitik: komplementär mit den Interessen der dominanten Produktionssektoren?

A
140
Q

wo bleibt der Kulturalismus (bei 3 besprochenen Ansätzen)

A

Könnte eine Rolle spielen via

  • Argumente zu ethnischer Homogenität und Umverteilung (Iversen)
  • Lernprozesse zu Normen von Gerechtigkeit und Solidarität
141
Q

Schluss: Implikationen zur Forschungslogik und Theoriebildung

A

Theorien variieren zwischen

  • Sparsam und umfassend
  • “Orthodox” und integriert
  • Komplementär und konkurrierend

Politikwissenschaft als Disziplin ohne dominantes Paradigma, impliziert:

  • Produktivität: Erhöht Rechtfertigungsdruck auf gewählte Modelle und damit die Bedeutung von Theorie
  • Freiheit und Kreativität: PolitikwissenschafterInnen müssen ihre eigene Verortung finden
142
Q
A