2 Institutionen: 2.1 Staatliche Autorität und ihre Begründung Flashcards
Kapitel 2
Macht & Staat
- 1 Staatliche Autorität und ihre Begründung
- 2 Legitime Autorität und “Good Government”
- 3 Öffentliche Güter und Externalitäten
- 4 Macht und Herrschaft im internationalen System
- 5 Die Entwicklung des modernen Staates
- 6 Der Nationalstaat
- 7 Staatsreform und Staatszerfall: Bürgerkriege
Politikwissenschaft
- empirische Sozialwissenschaft
- beschreibt & erklärt:
das Entstehen, Funktionieren politischer Institutionen, politischer Prozesse - Bestimmt Kausalitäten und Korrelationen
- Objektivistisch auch in Bezug auf menschliches Verhalten
- Quantitative und qualitative Methoden
Theorie (wissenschaftlich)
ein konsistentes Bündel wissenschaftlich begründeter Aussagen, die zugrundeliegende Gesetzmässigkeiten von Teilen der Realität erklären und Prognosen über die Zukunft zu erlauben
Politische Theorie (insofern sie von politischer Philosophe unterschieden wird)
- Ist positive politische Theorie (positive or explanatory political theory):
- Ist Teil der Gesellschaftstheorie
- Formuliert einen allgemeinen Erklärungsrahmen von Gesetzmässigkeiten, aus dem die Politikwissenschaft Hypothesen ableitet, die empirisch getestet werden (sollten!)
- E.g. Theorien des kollektiven Handelns, Institutionentheorie, Spieltheorie, statistische Methoden der Politikwissenschaft, ökonomische Geschichts- und Staatstheorie, Theorie der internationalen Beziehungen, etc.
Politische Philosophie
2 Beiträge an Politikwissenschaft:
- theoretisch
- praktisch
Politische Philosophie
theoretisch
Theoretisch:
- Begriffsanalyse politischer Begriffe
- Ontologie (Lehre vom Seienden) politischer Entitäten (=Institutionen) (was bedeutet es zu sagen, das Schweizer Volk existiert, handelt, will?),
- Handlungstheorie (Unterschied Handeln vs. Verhalten, Funktionieren)
- (sollte es Staat überhaupt geben -> gerecht? begründen, normative Aussagen)
Politische Philosophie
praktisch
Praktisch:
- Fragt nach der Begründung politischen Handelns aus der Perspektive der Handelnden (≠ erklären)
- Fragt nach der Begründung politischer Autorität, pol. Institutionen, pol. Pflichten, pol. Rechte, pol. Grenzen, etc.
- Unterzieht politisches Handeln einer kritischen Evaluation
- (bestimmte Politikverhältnisse können als legitim / nicht legitim dargesteltt werden)
Was ist politische Autorität?
- A. Autorität
- B. politisch
A. Autorität
(aus Perspektive des Handelnden begründet)
- Die Macht und/oder Befugnis Befehle zu erteilen, Regeln zu setzen und durchzusetzen, verbindliche Entscheidungen zu Treffen und Gehorsam zu verlangen
- Die Fähigkeit andere in ihrem Handeln zu beeinflussen, auf Grund
a) epistemischer Kompetenz
b) Charisma - und 2a können einer Person oder Institution zukommen (ev. KI); 2b kann nur einer Person zukommen
B. “politisch”
- Es ist ein Fremdwort > Übersetzung: e.g. gratis > unentgeltlich
- politisch“: (zhèngzhì – chin. : zhèng = Staat; zhì = regieren, bestrafen, heilen)
Wenn wir “politisch” auf Deutsch (oder in eine andere Sprache) übersetzen wollen, brauchen wir mehrere Ausdrücke dafür:
-
gesellschaftlich ausgehandelt:
- gemeinsam (einer allein macht keine Politik); nicht gewaltsam (e.g. eine politische Lösung im Gegensatz zu einer militärischen,)
- nicht vor Gericht entschieden (eine politische Lösung im Gegensatz zu einer juridischen)
- (zentral: gemeinsames Handeln)
-
der Regierung zugehörig (politische Autorität: e.g. politische Behörde, staatliche Autorität, etc.)
(hat allgemein verbindliche Regeln zu setzen)
Adjektiv politisch bezieht sich auf…
- a) bestimmte Form der Assoziierung von Menschen; Entscheidungsfindung im gemeinsamen Handeln durch Konsens/Deliberation und Verhandeln (horizontal, gesellschaftlich)
- b) Regierung: Bestimmung und Durchsetzung allgemein verbindlicher Regeln des Zusammenlebens (vertikal, Regierung zugehörig)
„politisch“ ist (mindestens) zweideutig, bezeichnet allgemein ein …
- horizontales Anerkennungsverhältnis zwischen Bürgerinnen und Bürgern
- vertikales Unterwerfungsverhältnis von Personen unter zwangsbewehrte politische Institutionen
- (das ist das besondere am griech. Wort: horizontal + vertikal)
- (Andeutung wie Unterwerfungsverhältnis begründet wird)
- (die Unterwerfung muss immer mit der Anerkennung kombiniert sein)
„politisches Handeln“ steht unter folgenden Bedingungen:
(unter denen wir kollektiv politisch handeln müssen -> sonst würde man einfach davonlaufen)
-
Allgemeine Verbindlichkeit/Rechtsförmigkeit:
Es sollen allg. verbindliche Regeln gesetzt & befolgt werden (Einigung/Aushandlung auf Regeln) -
Notwendigkeit des Entscheidens:
Entscheide können nicht unbeschränkt aufgeschoben werden (Menschen handeln, wenn sie handeln müssen, keine Alternative) - Nicht Reduzierbarkeit auf technische Fragen: Entscheide basieren auch auf Wertewahl und Güterabwägung (Polit. Problem = komplex, können nicht auf wiss. Probleme reduziert werden)
-
Dissens:
Entscheide müssen oft gefällt werden, obschon es über Werte und Ziele keinen abschliessenden gesellschaftlichen Konsens gibt (wenn alles harmonisch wäre, würde polit. Handeln gar nicht stattfinden)
Politische Autorität als Staat
- A. Der Begriff des Staates
- B. Staatszwecke
- C. Die Begründung der Staatszwecke
- (vertikales = Begründungspflichtig)
A. Der Begriff des Staates
Politeia, Polis, Staat (lat. stare: Stand, Bestand): Institution mit der grössten Dauerhaftigkeit:
- Territorium - Hoheitsgebiet, räumliche Jurisdiktion
- Subjekte - der staatlichen Autorität unterworfen
- Regierung - staatliche Autorität ausübend
(mind. 3 Dimensionen des Staates)
Max Webers Definition des Staates:
Die Gemeinschaft, die innerhalb “eines bestimmten Gebietes (…) das Monopol legitimer physischer Gewaltsamkeit für sich (mit Erfolg) beansprucht”