03411 - IV. Sinnessysteme Flashcards
03411 - IV. Sinnessysteme
Welche Arten von Sinneszellen werden unterschieden?
- primäre Sinneszellen
geben Informationen direkt weiter - sekundäre Sinneszellen
modifizierte Gewebezellen, über die Informationen in Neurone weitergegeben werden.
03411 - IV. Sinnessysteme
Wie werden die Sinne eingeteilt?
- Fernsinne: Hören, Sehen, Riechen
Sinneszellen: Telerezeptoren - Exterozeption: Hautsinne
direkte Reize, die außerhalb des Körpers liegen - Propriozeption: Muskelspindeln und Golgi-Sehnenapparate
Empfindung der Körperhaltung - Interozeption:
- Geschmackssinn
- Viszerozeption (z. B. Gefäßdehnung, chemische Zustände)
03411 - IV. Sinnessysteme
Was ist der Unterschied zwischen Empfindung und Wahrnehmung?
- Empfindung eines physikalisch oder chemisch definierbaren Reizes
- Wahrnehmung des Reizes ist durch Verarbeitungs- und Bewertungsmechanismen bestimmt
03411 - IV. Sinnessysteme
4.1 Sehen
Welches ist der adäquate Reiz für das Sehen?
- Licht = Strahlungsenergie mit Wellenlängen zwischen 380 und 760 Nanometern.
- Farbe ist bestimmt durch die Wellenlänge
- Helligkeit ist bestimmt durch die Intensität (Amplitude der Welle)
03411 - IV. Sinnessysteme
4.1 Sehen
Welche Häute umschließen das Auge?
- äußere Augenhaut
besteht aus Sklera (Lederhaut) und Kornea (Hornhaut)
Der Augeninnendruck wirkt auf die Sklera und erhält die Kugelform
• Hornhaut
durchsichtig, frei von Blutgefäßen
sehr dicht mit sensorischen Fasern versorgt (Berührung)
- mittlere Augenhaut:
besteht aus
• Aderhaut (Choriodea)
• Ziliarkörper (Corpus ciliare)
• Regenbogenhaut (Iris)
- innere Augenhaut = Netzhaut (Retina)
03411 - IV. Sinnessysteme
4.1 Sehen
Welche Nerven innervieren die Augenmuskeln?
- Nervus oculomotorius
- Nervus trochlearis
- Nervus abducens
03411 - IV. Sinnessysteme
4.1 Sehen
Welche Funktion hat der Ziliarkörper?
- enthält die glatte Muskulatur des Ziliarmuskels, der mit der Augenlinse verbunden ist und ihren Krümmungsradius verändern kann.
03411 - IV. Sinnessysteme
4.1 Sehen
Wie kann die Form der Linse verändert werden?
- Linse ist bikonvex und besteht aus elastischen langen Fasern
- durch Kontraktion des Ziliarmuskels wölbt sie sich stärker
- Reizübertragung durch parasympathische Fasern des III. Hirnnervs (Nervus oculomotorius)
03411 - IV. Sinnessysteme
4.1 Sehen
Womit ist das Augeninnere ausgefüllt?
- Glaskörper
- gallertartig, besteht zu 98 % aus Wasser
- durch Fibrillen stabilisiert
03411 - IV. Sinnessysteme
4.1 Sehen
Welche Arten von Augenbewegungen werden unterschieden?
- Sakkaden
sprunghafte Bewegung von einem Fixpunkt zum anderen - Optokinetischer Nystagmus
abwechselnd Sakkaden und langsame Folgebewegungen - Optokinetische Antworten
gleichen Bewegungen des Kopfes aus - Vergenzbewegungen
Augen bewegen sich gegensinnig:
Konvergenz: Linsen bewegen sich aufeinander zu (Gegenstand nah)
Divergenz: Linsen bewegen sich voneinander weg (Gegenstand fern)
03411 - IV. Sinnessysteme
4.1 Sehen
Was ist Akkomodation?
- Variation der Brechkraft der Linse durch den Ziliarmuskel
- weiter als 6 m => keine Akkomodation erforderlich
- je näher, desto stärker muss die Krümmung der Linse werden
- Altersweitsichtigkeit: Akkomodationsfähigkeit eingeschränkt
03411 - IV. Sinnessysteme
4.1 Sehen
Wie wird der Lichteinfall reguliert?
- durch die Pupillenweite
- Durchmesser 1,5 bis 8 mm
- passt sich reflektorisch dem Lichteinfall an
- bei heller Beleuchtung - kleiner Durchmesser - größere Tiefenschärfe
- Anpassung an neue Lichtverhältnisse braucht Zeit
03411 - IV. Sinnessysteme
4.1 Sehen
Wie ist die Netzhaut aufgebaut?
- besteht aus 6 Schichten, gebildet von unterschiedlichen Zelltypen
- Pigmentepithelzellen (keine Signalverarbeitung)
- Photorezeptorzellen (Zapfen und Stäbchen), primäre Sinneszellen
- Horizontalzellen
- Bipolarzellen
- Amakrine Zellen
- Ganglienzellen
- wichtig: Licht fällt „von hinten“ ein, muss also zuerst alle Zellschichten durchdringen,
bevor es die Rezeptoren erreicht. (Inversion der Retina)
03411 - IV. Sinnessysteme
4.1 Sehen
Wie ist das Sinnesepithel (Schicht der Photosensoren) aufgebaut?
- 2 Typen von Zellen
- 6 Mio Zapfen
- 120 Mio Stäbchen
- im Bereich der Fovea centralis nur Zapfen
- keine Rezeptoren am blinden Fleck (Austrittsstelle des Sehnervs)
03411 - IV. Sinnessysteme
4.1 Sehen
Was versteht man unter der Inversion der Retina?
Die weiterleitenden Neurone liegen über den in die Haut eingebetteten Photorezeptoren, müssen also vom Licht zuerst durchquert werden, bevor es auf die Rezeptoren trifft.
03411 - IV. Sinnessysteme
4.1 Sehen
Was ist die Funktion der Stäbchen?
- Reizverarbeitung bei schwachem Lichteinfall
- skotopisches Sehen (Dämmerungssehen)
03411 - IV. Sinnessysteme
4.1 Sehen
Was ist die Funktion der Zapfen?
- Reizverarbeitung bei gutem Lichteinfall
- Farbensehen
- photopisches Sehen
- Stäbchensystem wird aktiv gehemmt durch Interneurone
03411 - IV. Sinnessysteme
4.1 Sehen
Wie unterscheidet sich der Aufbau von Zapfen und Stäbchen?
- beide besitzen ein Außen- und ein Innenglied, über das Cilium miteinander verbunden
- im Außenglied bei Stäbchen Membranscheibchen, bei Zapfen Membraneinfaltungen
- dort sind die Photopigmente eingelagert (unterschiedlich für Zapfen und Stäbchen)
03411 - IV. Sinnessysteme
4.1 Sehen
Was geschieht bei Lichteinfall im Stäbchen?
- Pigment Rhodopsin wird in Metarhodopsin II umgewandelt
- Permeabilität der äußeren Stäbchenmembran verringert sich
- dadurch wird das Zellinnere hyperpolarisiert (-70 mV) (nicht wie sonst an Synapsen Depolarisation!)
- sehr schnelle Wiederherstellung des Ausgangszustands
- reagiert auf Veränderungen im Lichteinfall
03411 - IV. Sinnessysteme
4.1 Sehen
Was geschieht bei Lichteinfall im Zapfen?
- drei Zapfentypen für die Farben rot, grün, blau
- unterschiedliche Pigmente: Zapfenopsine
- ansonsten ähnlich
03411 - IV. Sinnessysteme
4.1 Sehen
Was versteht man unter Dunkeladaptation?
- Steigerung der Empfindlichkeit um bis zu 6-7 Zehnerpotenzen
- nach einer Minute 10-fach
- nach 20 Minuten 6000-fach
- „Knick“ nach 8-10 Minuten: erste Teil durch Adaptation der Zapfen (abgeschlossen nach 15 Min), zweiter Teil durch Adaptation der Stäbchen (abgeschlossen nach 1 Stunde)
03411 - IV. Sinnessysteme
4.1 Sehen
Was ist ein rezeptives Feld?
- diejenige Netzhautfläche, von der aus eine einzelne Nervenzelle beeinflusst werden kann.
- bzw. diejenige Photorezeptorpopulation, von der die Aktivität einer einzelnen nachgeschalteten Zelle des Sehsystems mitgesteuert wird.
- meist kreisförmiges Zentrum mit ringförmigen Umfeld
- benachbarte rezeptive Felder sind überlappend, aber nicht deckungsgleich
- in der Fovea sind rezeptive Felder viel kleiner als am Rand der Netzhaut
03411 - IV. Sinnessysteme
4.1 Sehen
Welche Typen von rezeptiven Feldern werden unterschieden?
- Ganglienzelle mit On-Zentrum:
- Lichtpunkt im Zentrum bewirkt Aktivierung der nachfolgenden Bipolarzelle
- gibt Aktivierung an nachfolgende Ganglienzelle weiter
- erhöhte Aktionspotentialfrequenz im Nervus opticus
- Ganglienzelle mit Off-Zentrum:
- Lichtpunkt im Zentrum führt zu einer Hemmung
- Lichtpunkt in der Umgebung führt zu Aktivitätssteigerung
03411 - IV. Sinnessysteme
4.1 Sehen
Welche drei Grundtypen von Ganglienzellen werden unterschieden?
- magnozellulärer Typ (α-Zellen, M-Ganglienzellen):
- 10% aller Ganglienzellen
- großer Zellkörper
- Eingangssignale von Stäbchen über Bipolarzellen
- farbunempfindlich
- große rezeptive Felder
- weitreichende dendritische Verzweigungen
- reagieren besonders auf Kontrast und Bewegung
- parvozellulärer Typ (β-Zellen, P-Ganglienzellen):
- 80% aller Ganglienzellen
- relativ kleine Zellen
- kleine rezeptive Felder
- Eingangssignale von Zapfen über Bipolarzellen
- besonders farbempfindlich
- detaillierte Mustererkennung und Farbensehen
- koniozellulärer Typ (γ-Zellen, K-Ganglienzellen):
- klein und uneinheitlich gestaltet
- blauempfindlich
- Aufgaben scheinen verschiedenartig zu sein
- Projektionsgebiete: Mittel- und Zwischenhirn (visuelle Reflexe)
03411 - IV. Sinnessysteme
4.1 Sehen
Wie wird die Sehschärfe (Visus) gemessen?
- Visus = 1/α (α gemessen in Winkelminuten)
α ist der minimale Winkel zwischen 2 Objekten, unter dem diese noch getrennt wahrgenommen werden können. (Abhängig von der Art der Objekte) - in der Fovea am größten
- je kleiner die rezeptiven Felder sind, die eine Ganglienzelle versorgen, desto größer ist die räumliche Auflösung und damit die Sehschärfe in dem betreffenden Netzhautbereich.
- Stäbchen haben eine höhere Leuchtdichteempfindlichkeit als Zapfen.
03411 - IV. Sinnessysteme
4.1 Sehen
Welche Reizeigenschaften sind wichtig für die Sehschärfe?
- Reizwellenlänge
- Reizintensität (Leuchtdichte)
- Reizdauer
- Reizgröße
- Reizkontrast
03411 - IV. Sinnessysteme
4.1 Sehen
Wie entsteht die Farbempfindung?
- 3 Arten von Zapfen:
- blau: maximale Empfindlichkeit bei 440 nm (kurzwellig)
- grün: maximale Empfindlichkeit bei 535 nm
- rot: maximale Empfindlichkeit bei 565 nm (eigentlich gelb-grün)
- jeweils breite Überschneidungen
03411 - IV. Sinnessysteme
4.1 Sehen
Welche Theorien zur Farbwahrnehmung gibt es?
- trichromatische Theorie des Farbensehens (Young, Helmholtz)
- Gegenfarbtheorie (Theorie der Farbzusammensetzung aus Gegenfarben (Ewald Hering))
03411 - IV. Sinnessysteme
4.1 Sehen
Was besagt die trichromatische Theorie des Farbensehens?
- Signale der 3 Zapfenarten werden getrennt an das Gehirn übertragen
- dort „zusammengemischt“
- kann z. B. farbige Nachbilder nicht erklären
03411 - IV. Sinnessysteme
4.1 Sehen
Was besagt die Theorie der Farbzusammensetzung aus Gegenfarben?
- 3 Farbkanäle:
- schwarz - weiß
- rot - grün
- blau - gelb
- z. B. rotes Licht: Erregung des rot-grün Kanals
grünes Licht: Hemmung des rot-grün Kanals - Hemmung ist signifikante Information, die dem Gehirn mitgeteilt wird
- Verrechnung der Informationen aus den drei Kanälen im Gehirn
03411 - IV. Sinnessysteme
4.1 Sehen
Was sind Gegenfarbenneuronen?
- existieren auf dem Niveau der Horizontalzellen
- können erregt oder gehemmt werden
03411 - IV. Sinnessysteme
4.1 Sehen
Was besagt die Kries-Zonentheorie?
- Vereinigung von trichromatischer Theorie und Gegenfarbentheorie
- nimmt gegenfarblich organisiertes Sehen in der Sehgrube an
- trichromatisches Sehen in der Peripherie
03411 - IV. Sinnessysteme
4.1 Sehen
Was ist der Sehnerv (Nervus opticus)?
- wird von den Axonen der Ganglienzellen der Netzhaut gebildet
- je ca. 1,2 Mio myelinisierte Fasern.
03411 - IV. Sinnessysteme
4.1 Sehen
Was ist das Chiasma opticum?
- Sehnervkreuzung
- Fasern des Sehnervs kreuzen teilweise auf die Gegenseite: Die nasal gelegenen Fasern kreuzen, die vom temporalen Teil laufen geradeaus, die vom innersten Bereich laufen zu beiden Gehirnhälften.
- Die zusammengeführten Fasern bilden den Tractus opticus.
03411 - IV. Sinnessysteme
4.1 Sehen
Wie verlaufen die Fasern des Tractus opticus vom Chiasma opticum zum Kortex?
- 2/3 der Fasern ziehen zum Corpus geniculatum laterale (CGL) im Thalamus
- von dort zum Kortex (wird als Sehstrahlung = Radiatio optica bezeichnet), retinotop
- Das restliche Drittel:
- Hypothalamus – Epiphyse: Hell-Dunkel-Information zur Ausschüttung des Hormons Melatonin
- prätektale Region des Mittelhirns: Pupillenreflex, reflexhafte Augenbewegungen
- Colliculi superiores ==> Sakkaden-Bewegung des Auges, um das Bild in der Fovea zu zentrieren
03411 - IV. Sinnessysteme
4.1 Sehen
Was sind die Aufgaben des CGL (Corpus geniculatum laterale)?
- komplexe Verarbeitungsschritte, z. B. Kontrastverstärkung
- streng retinotopische Organisation
- nur 10 – 20 % der Eingangsfasern im CGL stammt von der Netzhaut, die übrigen von Formatio reticularis, Kortex – zahlreiche Feedbackschleifen.
03411 - IV. Sinnessysteme
4.1 Sehen
Wo befindet sich der primäre visuelle Kortex?
- im Okzipitallappen
- Area 17 nach Brodmann (Areal V1), auch Area striata (striärer Kortex)
- retinotop
03411 - IV. Sinnessysteme
4.1 Sehen
Welche Schichten kann man im primären visuellen Kortex unterscheiden?
- 6 Schichten
- Eingangsschicht Lamina IV (4 Unterschichten)
03411 - IV. Sinnessysteme
4.1 Sehen
Welche Neuronenarten werden im primären visuellen Kortex unterschieden?
- orientierungssensitive Zellen = einfache Zellen
- bewegungssensitive Zellen = komplexe Zellen
- längensensitive Zellen = hyperkomplexe Zellen
03411 - IV. Sinnessysteme
4.1 Sehen
Wie sehen die rezeptiven Felder der orientierungssensitiven Neurone aus?
- die meisten werden durch komplexere Netzhautbilder aktiviert, z. B. Linien, Balken, Gittermuster, nur in bestimmter Orientierung an bestimmter Stelle des Netzhautbildes
- erregendes balkenförmiges Zentrum und hemmendes Umfeld
- es gibt Zentrum-on- und Zentrum-off-Neuronen
03411 - IV. Sinnessysteme
4.1 Sehen
Wie sehen die rezeptiven Felder der bewegungssensitiven Neurone aus?
- reagieren ebenso auf balkenförmige Objekte, aber unabhängig davon, wo sich das Objekt befindet
- viele reagieren besonders intensiv, wenn sich das Objekt in eine bestimmte Richtung bewegt