Zwischen "Nationalbewegung" und "Weltpolitik": Von der Europäischen Revolution 1848 bis zum Hochimperialismus in den 1880er Jahren Flashcards
Die Zwei Grundkonflikte des 19. Jh.
1) Politische Partizipation
Nach 1815 Versuch einer starken Einhegung von pol. Partizipation und parlament. Vertretung
–> Gelingt jedoch nicht mehr vollständig
2) Soziale Frage
Industrialisierung setzt Fragen von Arbeitsbedingungen und Wohnverhältnissen, sowie soz. und öko. Ungleichheit auf Agenda
(jedoch (noch) keine geschlossene Arbeiter-
bewegung)
Weiterreichende Ursprünge der Revolution von 1848
Externe und interne Gründe, pol. und soz. Kontexte:
- Öko. Krise 1840er Jahre (u.a. durch Nahrungs-
krise wegen “Kartoffelfäule) - Wiedererstarken pol. Konflikte und Kontro-
versen an versch. europäischen Orten
Ausgangspunkt der Revolution in Frankreich
- Ausgangspunkt: “Bankettbewegung”
(Informelle Diskussionen über pol. Fragen)
-> Feb. 1848 verboten
-> Am 22. Massendemonstrationen und Zusam-
menstöße mit Milizen
-> 24. Abdankung König Louis-Philippe
—> Ausrufung einer Republik u. Einberufung
Nationalversammlung unter allg. Männer-
wahlrecht
Von Paris nach Europa
Trannationale Bedeutung der Revolution:
-> Budapest
-> Mailand
-> Wien
Entwicklungsdynamik der Revolution in Preußen und den weiteren deutschen Staaten
- Erste Demonstrationen am 6. März 1848 in
Berlin, dann zahlreiches Übergreifen - “Märzforderungen” -> schnelle Erfolge:
Debatte über Verfassungsfragen, Durchsetzung
Pressefreiheit, Absetzung kons. Regierungen - Zum 31. März begann Konstituierung des
“Vorparlaments” in Frankfurt
-> Vorbereitung Wahl zur Nationalversammlung
–> April Wahl der Nat.vers. (allg. Männerwahl-
recht) mit unübersichtlichem Ergebnis
(liberale, konservative Kräfte; Minderheit
[radikal-]linker Demokraten)
Dynamiken der 1848 Revolution
1) Liberale Forderungen:
Verrechtlichung und Institutionalisierung der Rev.
von März bis Mai 1848
2) “Soziale” Revolution:
Außerparlamentarische “Versammlungsdemokratie” und “Straßenpolitik”
Bruchlinien der Revolution (Beispiel Frankreich Sommer 1848)
- April und Mai drängen soz. Problem in
Vordergrund - NV versucht diese zu mildern
-> Einrichtung von “Nationalwerkstätten”
–> Abschaffung derer sorgt für massive Proteste
(sog. “Juni-Aufstand”) - Revolutionäre Regierung reagiert mit massiver
Repression: 6500 Tote, 11k Gefangene/Exilierte
Der Weg zu Napoleon III
- Napoleon III (Neffe Napoleon I) kehrt Herbst
1848 nach Frank. zurück -> Wahl in NV - Dez 1848 Kandidatur fürs neue Präsidentenamt
–> Bekommt 75% der Stimmen
-1851 Auflösung des Parlaments mit Staatsstreich - 1852 über Plebiszit zum Kaiser erklärt
Ende der Revolution in Deutschland
1848 als “gescheiterte Revolution” oder als “Epochenschwelle zur Moderne”?
Der Weg zur nationalstaatlichen Einigung
Doppelte Erbe des Scheiterns von 1848:
1) Pol. Dynmaik verschiebt sich von “Transfor-
mation von unten” zur “Transf. von oben”
2) Liberalisierung und Parlamentarisierung treten
in Hintergrund zugunsten “nationaler Einigung”
–> Fokus verschiebt sich auf “kleindeutsche
Lösung” (Preußen)
–> Nationalismus wird endültig Massenbewe-
gung: Ende der 1850er:
Gründung “Deutscher Nationalverein” (bald
mehr als 30.000 Mitglieder)
Wilhelm I., die “neue Ära” und Weg zu Bismarck
- Tod Friedrich Wilhelm IV. und Nachfolge
Wilhelm I.
–> Kurze Hoffnung auf “neue Ära”
> verfliegt schnell - Machtgewinn Liberaler im Parlament und Zu-
spitzung Konfilkt in Debatte über Heeresreform
—> Ernennung kons. Hardiner Otto von Bismarck
zum Ministerpräsidenten im Sep. 1862
Drei Einigkeitskriege
1864: Deutsch-Dänischer Krieg
- gemeinsam mit Ö.-U.
–> Abtretung Dän. von Schleswig, Holstein und
Lauenburg
1866: sog. “Deutscher Krieg”
- zw. Preußen und Ö.-U.
1870/71: Deutsch-Französischer Krieg
Der Deutsch-Französische Krieg
1870/71:
Auslöser “Emser Depesche” als Medienereignis (13. Juli 1870)
> Kriegserklärung Nap. III Juli 1870
-> Schlacht von Sedan u. Gefangennahme Nap. III
im Sep. 1870
—> Zwei weitreichende Folgen fürs Verhältnis
Deutschland - Frankreich
1) Abtretung Alsace-Lorraine an Deut.
2) Zustimmung Frank. zur deut. Einigung
unter preuß. Führung
Proklamation des Deutschen Kaiserreichs
Paris
!! Ein “deutscher Sonderweg”?
Was heißt “deutscher Sonderweg”?:
Verweist auf spezifischen Weg in Moderne, die in Deu. nicht durch Liberalisierung und Revolution gekennzeichnet sei, sondern durch milit. unterfütterte “Revolution von oben”
-> Hier sei lange obrigkeitsstaatliche Tradition
entstanden, welche in letzter Kons. auch NS
ermöglicht hat
Kritik: Was heißt den “Normalweg”? Lassen sich
wirklich so lange Traditionslinien konstru
ieren? Und ist es legitim, die Geschichte in
dieser Weise “von ihrem Ende her zu lesen”
Die Dynamik des Nationalismus im 19. Jh.
- Italien und Deutschland paradigmatisches Bei-
spiel für immense Mobilisierungskraft des Na-
tionalismus im 19. Jh. - Bezieht sich auch auf andere (National)Staaten
Doppelte Dimension von Nation und Nationalismus:
- Einerseits zentraler Faktor von Kriegen, int.
Konflikten, Kolonialismus und pol. Repression
- Andererseits untrennbare Verknüpfung mit
Dynamiken von Demokratisierung und pol. Part.
Die Ambivalenz der Demokratisierungsversprechen im Frankreich Napoleons III.
- Wahl Nap. III 1848 auf 4 Jahre ohne Wiederwahl
- Versuche Wiederwahlregel “legal” abzuschaffen
-> 1851 dann per Staatsstreich - Nachträgliche Legitimation durch allg. Plebiszit
(überwältigender Wahlsieg) - Weg hin zur vollst. Entmachtung des Parlaments
und der vollst. Machtkonz. auf seine Person
Die plebiszitäre Autokratie der napoleonischen Ära ab 1852
Eine Seite - das autoritäre Playbook:
- Rückkehr zum Kaisertum, Ausschaltung der lib.
Opposition, Wiedereinführung der Pressezensur
Rückgriff auf monarch “Insignien der Macht”
Andere Seite - das bewusste Spielen mit der Zustimmung “des” Volkes:
- Plebiszite über wichtige pol. Entscheidungen, In-
szenierung als nahbare Person, Verbindung mit
modernen Mitteln der Pressearbeit, Selbstinsz.
und Propaganda
Parlamentisierung und politische Kultur in Großbritannien
Drei große Themen der brit. Politik in zweiter Hälfte des 19. Jh.:
- Debatten über Wahlrechtsreform
- Zollpolitik und Freihandel
- Entwicklung eines “pol. Massenmarktes” mit
Presse, Propaganda, Wahlkämpfen usw.
Der koloniale Kontext: Frankreich
- Lange koloniale Geschichte seit 16. Jh.
- Verlust “Erstes Kolonialreich” im Kontext
Siebenjähriger Krieg (1756 - 1763)
Der koloniale Kontext: Großbritannien
- Brit. Kolonialreich mit größerer Kontinuität
(trotz Einschnitt Unabhängigkeit USA) - 1815-1914 als “Britain´s Imperial Century”
- Starke Durchdringung der kolonialen Herrschaft
insbesondere in Indien
1857: “Indian Rebellion”
–> Übertragung der Macht von “East India
Company” auf brit. Staat
Die amerikanische Geschichte bis zur Mitte des 19. Jh.
Kontinentale Expansion als zentraler Motor der
US-amerikanischen Geschichte in erster Hälfte des 19. Jh.
- Northwest Expansion (1819 - 1845)
- Southwest Expansion (1845 - 1860)
- Amerikanisch-Mexikanischer Krieg (1846 - 1848)
- Gründung Kalifornien (1850)
Sklaverei und Bürgerkrieg
- Gettysburg als milit. Wendep. des Krieges (1863)
- Frage der Sklavenemanzipation von Lincoln mit
Vorsicht und groser pol. Rücksichtsnahme in
Vordergrund gerückt - Herbst 1862: vorläufige Emanzipationserklärung
- Jan. 1863: Emancipation Proclamation
–> 1865: 13. Zusatzartikel der Verfassung
(keine Sklaverei)
Die Ambivalenz der Reconstruction Era
Reconstruction Era zeichnet sich durch Ambivalenz im “Umgang mit der Vergangenheit” aus:
- Primat von Washington wiederhergestellt
–> Jedoch: Südstaaten in vielen Dingen große
Freiheiten
- Sklaverei offiziell abgeschafft
–> Jedoch: Schnell neue ausbeuterische Arbeits-
verhältnisse und Verwehrung pol.
Rechte für African Americans
Demographische und ökonomische Entwicklung Europas nach 1848
Zentrale Entwicklungslinien:
- Bevölkerungswachstum, Urbanisierung,
Industrialisierung
Allerdings:
Mitte des 19. Jh. ist Übergangsphase -> Viele Ent-
wicklungen noch in Anfängen und traditionelle Gesell.formen noch dominierend
(- 70% Bevölkerungs Kontinetaleuropas lebt auf
dem Land
- Produktion durch trad. Handwerk stärker ge
prägt, als durch moderne Industrie
- Nur ca. 5% Bevölkerung Kon.eur. beschreibar
als modernes “Proletariat”)
Der ökonomische Aufbruch zum modernen Kapitalismus und die soziale Frage
Die Multiperspektivität der “industriellen Revolution”:
- Abseits der Fabriken und Kohlebergwerke auch
neue Handwerksbetriebe, Handelskompanien,
Heimarbeit, individuelle Kaufleute etc.
Drei Leitentwicklungen
1) Technologie, Bildung und Wissenschaft
2) 19. Jh. als Zeitalter der Politisierung
3) Moderne-Kritik als Merkmal der Moderne
Zusammenfassung: Leitentwicklung Technologie, Bildung und Wissenschaft
…
Zusammenfassung: Leitentwicklung Zeitalter der Politisierung
….
Zusammenfassung: Leitentwicklung Moderne-Kritik als Merkmal der Moderne
Anti-Moderne ist Teil der Moderne
–> In Literatur, Atchitektur, Musik, Malerei,
Gesellschafts- und Kulturkritik
—-> Ambivalenz