Vorlesung 8 Prädation und Räubertum Flashcards
Typen von Räubern
Prädatoren i.e.S. töten und verzehren ihre Beute schnell • Weidetiere (grazer) fressen Beute nur teilweise, nutzen viele verschiedene Beutetiere, töten Beute meist nicht • Parasiten fressen Beute (Wirte) nur teilweise, Wirt wird geschädigt aber nicht getötet • Parasitoide sind Insekten mit Juvenilstadien in anderen Arthropoden, Wirt wird kontinuierlich „aufgebraucht“, Tod des Wirtes ist obligat
Prädatoren & Nahrungsspektrum
Die verschiedenen Typen von Prädatoren unterscheiden sich wesentlich durch die Breite ihres Nahrungsspektrums: Polyphagie - Oligophagie - Monophagie • Kleine Prädatoren mit großer Beute => oligophag oder monophag Breite des Nahrungsspektrums ist oft gekoppelt mit der Größenrelation zwischen Räuber und Beute: • Große Prädatoren mit kleiner Beute => polyphag
Wachstum der Beutepopulation
Wachstum der Prädatorpopulation
Nullisokline (dN/dt = 0) für Räuber bzw. Beute
3 Typen funktioneller Reaktionen
Es lassen sich drei Typen an funktionellen Reaktionen unterscheiden: Typ 1 beschreibt eine lineare Abhängigkeit zwischen Beute und Räuber. Die Anzahl der gefressenen Beuteorganismen steigt linear mit deren Dichte, und die Prädationsrate ist konstant. Dies ist typisch für passive Räuber wie zum Beispiel Spinnen, die im Netz auf Beute warten, oder Blauwalen, welche ein definiertes Wasservolumen filtrieren.
Beim zweiten Typ nähert sich die Anzahl an gefressenen Beuteorganismen einem asymptotischen Maximalwert. Dabei wird die Zunahme der Fraßrate graduell verlangsamt durch die Bearbeitungszeit (Fressen, Zerkleinern) und dem Sättigungsgrad des Räubers. Die Prädationsrate nimmt mit steigender Beutedichte ab, ist also negativ dichteabhängig. Dies ist die häufigste Form der funktionellen Reaktion.
Beim dritten Typ werden optimale Beutedichten beschrieben durch eine sigmoide Kurve. Bei zu hohen Dichten wird ein Schwellenwert ähnlich Typ 2 erreicht, bei zu niedrigen Dichten wirkt die Suchzeit: Der Beuteerwerb wird ineffizient durch zu geringe Beutedichte oder Flucht der Beute. Zudem kann das passendes Suchbild noch nicht erlernt worden sein.
Nummerische Reaktionen in Räuber-Beute-Systemen
Nummerische Reaktionen: aggregative Reaktion
Aggregative Reaktion: Einwanderung von Räubern in Gebiete hoher Beutedichte. Nummerische Reaktionen: aggregative Reaktion 17 Räuberpopulationen wachsen im Vergleich zur Beute i.d.R. langsam meist stark regulierender Einfluss der Räuberpopulation auf die Beute
Nummerische Reaktion: Anstieg Reproduktionsrate
Bei einer wachsenden Populationsdichte der Beute steigt die Population der Räuber über eine höhere Reproduktionsrate ebenfalls, da die Konvertierungseffizienz b steigt. Bei einer sinkenden Beutedichte sinkt auch die Reproduktionsrate, da die Konvertierungseffizienz (z.B. durch Suchzeit) verringert wird.
Funktionelle und numerische Reaktion kombiniert
Die numerischen und funktionellen Reaktionen der Räuber auf Veränderungen der Beute laufen in der Natur nicht getrennt voneinander ab, sondern zeitgleich:
Optimaler Nahrungserwerb (optimal foraging)
Der optimale Nahrungserwerb eines Räubers wird bestimmt durch die Länge der investierten Suchzeit (Ts). Die Entscheidung, die Suchzeit für eine Beute zu verlängern, hängt wiederum vom Energiegehalt E und der Bearbeitungszeit Th, die zum Fang der Beute notwendig ist, ab. Der gesamte Zeitaufwand des Räubers T ergibt sich also aus Ts und Th, dabei lassen sich zwei Formen der Optimierung unterscheiden: Generalisten optimieren ihre Suchzeit, indem sie auch geringer wertige oder sehr häufige Beute konsumieren und wenig Zeit zur Suche aufwenden. Spezialisten hingegen ernähren sich nur von hochwertiger Beute mit geringer Bearbeitungszeit, welche optimiert ist.
Optimaler Nahrungserwerb - Präferenzwechsel
Optimaler Nahrungserwerb - Beutegröße
Die Beutegröße wird also hinsichtlich der maximalen Energie pro Bearbeitungsaufwand ausgewählt (rechte Grafik)
Optimaler Nahrungserwerb - Gruppengröße
Weiterhin kann der Nahrungserwerb hinsichtlich der Gruppengröße der Beute optimiert werden.
Grenzwerttheorem (marginal value theorem)
Die optimale Aufenthaltsdauer wird bestimmt durch: - Nahrungsreichtum des Habitats => Energiegewinn = G - Zeit um dorthin zu gelangen => Wanderungszeit = t - Zeit zum Aufsuchen der Ressource => Suchzeit = T