Vorlesung 4 - Umgang mit Regenwasser im MS und TS (2/3) Flashcards
Wie ist Abwasser nach dem WHG § 54 definiert?
§ 54: Abwasser ist
1. das durch häuslichen, gewerblichen, landwirtschaftlichen oder sonstigen Gebrauch in seinen Eigenschaften veränderte Wasser und das bei Trockenwetter damit zusammen abfließende Wasser (Schmutzwasser), sowie
2. das von Niederschlägen aus dem Bereich von bebauten oder befestigten Flächen gesammelt abfließende Wasser (Niederschlagswasser).
Wie soll mit Niederschlagswasser nach dem WHG § 55 umgegangen werden?
§ 55: Niederschlagswasser soll ortsnah versickert, verrieselt oder direkt über eine Kanalisation ohne Vermischung mit Schmutzwasser in ein Gewässer eingeleitet werden, soweit dem weder wasserrechtliche, öffentlich-rechtliche Vorschriften bzw. wasserwirtschaftliche Belange entgegenstehen
Was wird im DWA A-102 (2020) angegeben?
Im DWA A-102 Belastungskategorien für Niederschlagswasser nach Flächentyp und Flächennutzung u.a in Abhängigkeit des DTV (durchschnittliche tägliche Verkehrsstärke [Kfz/d]) angegeben.
Welche Belastungskategorien für Regenwasserabflüsse gibt es?
Kategorie I: gering belastetes Niederschlagswasser
Kategorie II: mäßig belastetes Niederschlagswasser
Kategorie III: stark belastetes Niederschlagswasser
Was muss vor der Einleitung von Wasser aus den Belastungskategorien I-III in Oberflächengewässer bzw. Grundwasser berücksichtigt werden?
Für Grundwasser gilt für alle drei Belastungskategorien, dass eine Versickerung und ggf. Behandlung gemäß Arbeitsblatt DWA-A 138 erfolgen muss.
Für Oberflächengewässer ist eine Einleitung des Niederschlagswassers der Kategorie I grundsätzlich ohne Behandlung möglich.
Für die Niederschlagswasser der Kategorie II und III ist grundsätzlich eine geeignete technische Behandlung erforderlich
Was ist für bei Niederschlagswasser der Kategorie III besonders zu beachten?
Kategorie III: ggf. ist die Weiterleitung zur Kläranlage, die zu präferierende Lösung, wenn viele Schadstoffe in gelöst Form vorliegen
Was ist AFS_63?
AFS_63 ist der maßgebende Parameter zur Beschreibung der Belastung des Niederschlagswassers.
63 bedeutet hier abfiltrierbare Stoffe < 63 Mikrometer
Welche Flächen fallen unter die Kategorie I?
- Dachflächen <= 50 qm
- Dachflächen > 50 qm mit geringen Anteilen an Materialien, die zu einer Belastung des Niederschlagswassers mit gewässerschädlichen Substanzen führen
- Fuß-, Rad- und Wohnwege, Hofflächen ohne Kfz-Verkehr
- Garagenzufahrten bei Einzelhausbebauung
- Hof- und Verkehrsflächen in Wohngebieten mit geringem Kfz-Verkehr
- DTV <= 300 oder Wohneiheiten <= 50 Stück
- Wohnstraßen mit Park-/Stellplätzen
- Zufahrten zu Sammelgaragen
- […]
Welche Flächen fallen unter die Kategorie II?
- Marktflächen und Einkaufsstraßen in Wohngebieten
- Hof- und Verkehrsflächen außerhalb von Misch-, Gewerbe- und Industriegebieten mit mäßigem Kfz-Verkehr
- 300 >= DTV <= 15.000
- Wohn- und Erschließungsstraßen
- Zufahrten zu Sammelgaragen
- Parkplätze mit mäßiger Frequentierung, z.B Besucherparkplätze
- Hof- und Verkehrsflächen in Misch-, Gewerbe- und Industriegebieten mit geringem Kfz-Verkehr
- DTV <= 2.000
- […]
Welche Flächen fallen unter die Kategorie III?
- Verhersflächen außerhalb von Misch- und Gewerbe- und Industriegebieten mit hohem Kfz-Verkehr
- DTV > 15.000
- Park- und Stellplätze mit hoher Frequentierung, z.B. bei Einkaufsmärkten
- Hof- und Verkehrsflächen in Misch-, Gewerbe- und Industriegebieten mit mittlerem oder hohem Kfz-Verkehr
- DTV > 2.000
- landwirtschaftliche Hofflächen und sonstige Flächen mit großen Tieransammlungen, z.B. Viehhaltungsbetriebe, Reiterhöfe
- Hof- und Verkehrsflächen auf z.B. Abwasseranlagen mit stark erhöhter Beeinträchtigung der Nierschlagswasserqualität
Wofür steht DTV?
Durchschnittlich tägliche Verkehrsstärke
Wie verhält sich die Grundwasserneubildung und der Oberflächenabfluss in Abhängigkeit des Versiegelungsgrades?
Bei einem natürlichen Gelände ohne Versiegelung gelangt 24% des Niederschlags in die Grundwasserneubildung, 13% in den Oberflächenabfluss und 63% verdunsten.
Bei vollständig versiegelten Flächen liegt die Grundwasserneubildung bei 0%, der Oberflächenabfluss bei 70% und die Verdunstung bei 30%.
Was ist das Zeil des naturnahen Umgangs mit Regenwasser nach DWA-M 153?
Balance zwischen einem Gleichgewicht des natürlichen Wasserkreislaufs und der Größe und Häufigkeit von Abflussspitzen wie in unbebauten Gebieten bei möglichst geringem Erstellung- und Pflegeaufwand der Anlagen für Siedlungsentwässerung
Was sind die Maßnahmen für die Erreichung der Ziele des naturnahen Umgangs mit Regenwasser nach DWA-M 153?
- Versiegelung so gering wie möglich halten
- Siedlungsflächen so durchlässig wie möglich gestalten
- bei bereits erfolgter Versiegelung
- Versickerung an anderer Stelle
- Einleitung in ausreichend leistungsfähige Gewässer
Nenne Beispiele für eine ökologisch orientierte Siedlungsentwässerung
- gering verschmutztes Wasser (z.B. Dachablauf) direkt über bepflanzten Oberboden versickern
- naturnahe Entwässerungseinrichtungen aus lebenden Baustoffen
- Erschließungsstraßen in Wohngebieten minimieren
- zentrale Versickerung, wenn dezentral nicht möglich
- gering verschmutze Verkehrsflächen (z.B. Spielstraßen, Stellplätze) durchlässig gestalten (Rasengittersteine etc.)
- Rückhalt des Regenwassers durch Gründächer, Mulden, Zisternen
- Nutzen des Regenwassers, z.B. in Pflanzenbeeten, Teichen, zur Toilettenspülung
- Anlegen von Grünstreifen zur Erhöhung von Verdunstung und Versickerung