Vorlesung 4 "Historischer Abriss" Flashcards

1
Q

Wo hat die “Abfallwirtschaft” ihre Ursprünge?

A

Die Kjökkenmöddinger (“Küchenabfallleute”) lebten vor ca. 10.000 Jahren an den Küsten Skandinaviens und der Britischen Inseln. Sie ernähren sich von Schalentieren und warfen die Schalenresten direkt neben ihre Häuser, bis diese im Abfall versanken, und zogen dann weiter.

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2
Q

Wie wurde in der Antike Abfallwirtschaft betrieben (Indien, Athen, Rom).

A

Indien:
“Abfall-Rutsche” in mehrstöckigen Häusern in Mohendjo-Daro zur Beförderung der Abfälle in große Behälter außerhalb des Hauses

Athen:
- Vorschriften für tägliche Straßenreinigung (320 v.Chr.)
- Anordnung eines Abstandes von Müllkippen von der Stadt (min. 2km)
- Erste Vorahnung des Zusammenhanges zwischen Hygiene, Wasserqualität, Abfall und Epidemien

Rom:
- Abwasser wurde von der “Cloaca Maxima” (ca. 200 v.Chr.) abgeleitet
- Kaiser Vespasian richtete öffentliche Toiletten ein
- 144 öffentliche Toiletten ca. 300 n. Chr.)
- wegen der Verschmutzung des Tiber richtete Kaiser Augustus ein Amt für Müllbeseitigung ein

Um die Zeitenwende wurden im Tal Kieron bei Jerusalem bereits Abfallkompostierung und -verbrennung praktiziert

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3
Q

Wie wurde Abfallwirtschaft im Mittelalter betrieben?

A
  • die Errungenschaften der Antike gingen zur Zeit der Völkerwanderung verloren
  • in den Städten wurden Abfälle und Abwässer einfach auf die Straße gekippt
  • 1350 starb ein Viertel der Bevölkerung an Pest lol
  • Flüsse und Bäche wurden als Abwasserkanäle genutzt
  • im 13. und 14. Jahrhundert wurde in den Städten mit der Pflasterung der Straßen begonnen um eine Straßenreinigung zu ermöglichen
  • im 15. Jahrhundert verhängten erste Verwaltungen drastische Strafen für die Entledigen von Abfällen in den Städten
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4
Q

Wie sah die Abfallwirtschaft in der neueren Zeit aus?

A
  • im 19. Jahrhundert wurde Abfall häufig zur Dünnung von Feldern genutzt
  • 1876 wurde die erste Abfallverbrennunganlage in England gebaut
  • 1893: erste Anlage zur Sortierung von Siedlungsabfällen nach Glas, Papier, Metall, Lumpen und Knochen in Puchheim
  • zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden in vielen Städten öffentliche Müllabfuhren eingerichtet
  • im 20. Jahrhundert war die Ablagerung die häufigste Art der Abfallbehandlung
  • 1970 ca. 50.000 Müllkippen in der BR Deutschalnd
  • 1972: Das Inkrafttreten des Abfallgesetzes (AbfG) läutet ein “neues Zeitalter der Abfallwirtschaft” in Deutschland ein
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5
Q

Wie sieht die Abfallwirtschaft heute aus?

A
  • weitreichende Vorschriften für die Abfallwirtschaft (EU-weit)
  • Kontrolle von Abfallsammlungen und -behandlungen
  • Hohes technische Niveau der Abfallbehandlung
  • verbot der Ablagerung unbehandelter Abfälle (in D seit 2005)
  • Wichtige Ziele: Abfallvermeidung und -verwertung, Energieerzeugung und Ressourcenschonung
  • Abfallwirtschaft ist ein gewinnbringendes und zum Teil hart umkämpftes Gewerbe (“Müll-Mafia”)
  • Gesamt-Abfallmenge der Eu stagniert auf hohem Nivea
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6
Q

Welche Schattenseiten gibt es bei der heutigen Abfallwirtschaft noch?

A

Die Situation in Schwellen- und Entwicklungsländern noch immer sehr unbefriedigend:
- ungeregelte Müllabfuhr
- fragwürdige Anlagen

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7
Q

Wie hat sich die Müllverbrennung in England entwickelt?

A
  • Motivation für die Entwicklung der Müllverbrennung in England: Hygenisierung aufgrund Gesundheitsgesetzgebung Mitte 19. Jahrhundert
  • Abfallheizwert in England höher als auf dem Kontinent, insbesondere in Nordengland; Grund: Hausbrand mit Steinkohle -> Kohlereste
  • 1870 erste Versuchsanlage in Paddington -> gescheitert
  • Anlagen zunächst mit schlechtem Ausbrand und starker Qualmentwicklung -> zu niedrige Temperaturen
  • Versuche unter Kohlemitverbrennung -> setzen sich nicht durch
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8
Q

Wann und wo eröffnete die erste betriebssichere Anlage?

A

1874/76 erste betriebssichere Anlagen in Nottingham und Manchester:
- Zellenöfen mit geneigtem Spaltrost und Gewölbe (Wärmestrahlung)
- Beschickung und Entschlackung von vorne
- Durchsatz: 8-10 Mg/Tag und Ofen
- 700 - 900 °C Betriebstemperatur
- keine “nennenswerte” Staub- und Geruchsbelästigung
- harte glasige Schlacke
- in Betrieb bis 1903

Danach rasche Verbreitung der Technik (zunächst in England):
- Um 1900 mehr als 210 Abfallverbrennungsanlagen nach dem Zellensystem in England
- 14 davon in London

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9
Q

Was war die erste MVA in Deutschland?

A

Erste Deutsche MVA Hamburg Bullerdeich:
- Baubeginn 1893
- 1894-1896 Probebetrieb mit zwei “Horsefall”-Zwillingszellenöfen
- 1. Januar 1896: Betriebsbeginn mit 36 Öfen

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10
Q

Wie hat sich die Technik entwickelt?

A

Einführung von beweglichen Rosten im Zellenofen zur automatischen Entschlackung: Zellenofen “Henna & Freude”
- weitgehend mechanische Beschickung
- erste Anwendung der Nassentschalckung (einige Anlagen)

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11
Q

Wann gab es die erste vollmechanische Feuerung?

A

Seit den 1920er Jahren:
- kontinuierliche Beschickung über SchneckenW

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12
Q

Wann wurde der Drehrohrofen entwickelt?

A

1930er Jahre:
- heute Einsatz für Sondermüllverbrennung

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13
Q

Wofür wurden damals die Verbrennungsrückstände verwendet?

A
  • Straßen- und Wegebau
  • Auffüllung von Zwischendecken (Vorzug vor Kohleschlacke wegen Schwefelarmut
  • Vorschrift Stadtrat Brünn: Sandersatz für Beton- und Mörtelherstellung bei städtischen Bauten
  • Ziegelherstellung aus “harter” Schlacke
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14
Q

Welche alternative Ansätze zur thermischen Behandlung gab/gibt es?

A
  • Vergasung in beheizten Retorten zur Leuchtgaserzeugung in Wien, Stuttgart, Paris und Versailles (nicht wirtschaftlich)
  • Ver-/Entgasungsanlagen San Jose, Batchbetrieb 300 Mg, Gaserzeugung für Motoren (Explosion nach 4 Monaten Betrieb)
  • Verglasung in einem Hochofen, zur Pflastersteinherstellung (Material zu spröde und brüchig)
  • Abfallpulverisierung und Beimischung von konv. Brennstoffen (Ineffizient durch Höhen Ascheanteil)
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