Vorlesung 3 Arbeitsgestaltung Flashcards
Arbeitsanalyse
- Analyse und Bewertung von Arbeitstätigkeiten und ihrer Bedingungen
- Wirkungen der Arbeitsbedingungen und Anforderungen auf das Individuum
- Systematische Erfassung und Beurteilung von Informationen über die Tätigkeit eines
arbeitenden Individuums
Ziele von arbeitsanalyseverfahren
- Erhaltung des Arbeits- und Gesundheitsschutzes
- Optimierung der Arbeitsgestaltung und -organisation
- Bestimmung von personalen Fördermaßnahmen
- Bestimmung von Eignungsanforderungen
- Vergleiche von Arbeitstätigkeiten
Ausführbarkeit Uneingeschränkte und zuverlässige Ausführung
Beispiele: ergonomische Normwerte (Lärmschwellen etc.)
Schädigungslosigkeit
Durchführung ohne Gesundheitsschäden
Beispiel: Erkrankungs- und Unfallstatistiken
Beeinträchtigungsfreiheit
Keine Beeinträchtigungen von Gesundheit und Wohlbefinden
Beispiel: Psychosomatische Beschwerden
Persönlichkeits-förderlichkeit
Weiterentwicklung und Erhaltung von Fähigkeiten
Beispiel: Spielraum für Lernen und Weiterentwicklung
Was ist Arbeitsgestaltung
Systematische Veränderung von technischen, organisatorischen und / oder sozialen
Arbeitsbedingungen mit dem Ziel, diese an die Leistungsvoraussetzungen des Menschen
anzupassen, so dass sie der Entwicklung der Persönlichkeit und Gesundheit des arbeitenden Menschen im Rahmen effizienter und produktiver Arbeitsprozesse dienen.
Ziele von Arbeitsgestaltungsmasnahmen
- Verhütung arbeitsbedingter Unfälle
- Erhaltung und Förderung der körperlichen und psychischen Gesundheit der Beschäftigten
- Erfüllung der Kriterien menschengerecht gestalteter Arbeit
- Steigerung von Leistung und Effizienz
Welche zwei Ansätze gibt es bei gesundheitsbezogenen Interventionen?
📌 1. Verhältnisprävention (Arbeitsbedingungen verbessern)
✔ Gestaltung von Arbeitsverhältnissen
✔ Belastungsarme Arbeitsgestaltung
✔ Schaffung arbeitsbezogener Ressourcen
📌 2. Verhaltensprävention (Individuelles Verhalten fördern)
✔ Prävention & Therapie von Erkrankungen
✔ Stärkung personenbezogener Ressourcen
Was sind die zwei grundsätzlichen Bereiche der Arbeitsgestaltung?
📌 1. Verhältnisprävention (Bedingungsbezogen: Arbeitsplatz, Organisation)
✔ Veränderung von Lebens- & Arbeitsbedingungen ganzer Gruppen
✔ Langfristige Verbesserung gesundheitsbelastender Verhältnisse
✔ Beispiele: Ergonomische Arbeitsplätze, Lärmreduktion, Betriebssport, gesunde Kantinenessen
📌 2. Verhaltensprävention (Personenbezogen: Individuum)
✔ Veränderung gesundheitsschädlicher Verhaltensweisen & Einstellungen
✔ Stärkung der Selbstregulation für zukünftige Belastungen
✔ Beispiele: Zeitmanagementtraining, Entspannungstechniken, Raucherentwöhnung, Coaching
Welche fünf Bereiche umfasst die Verhältnisprävention in der Arbeitsgestaltung?
📌 1. Arbeitsumgebung
✔ Licht, Lärm, Hitze, Luft, Gefahrenstoffe
📌 2. Arbeitsplatz
✔ Körperhaltung, Körperbewegung, Muskelkräfte
📌 3. Arbeitsorganisation
✔ Arbeitsteilung, Arbeitszeitsystem, Lohn
✔ Kommunikations- & Kooperationsmöglichkeiten
📌 4. Arbeitsaufgaben
✔ Aufgabenvielfalt, Ganzheitlichkeit, Handlungsspielraum
📌 5. Arbeitsmittel
✔ Werkzeuge, Hard- & Software
Was ist Job Rotation und welche Ziele hat es?
Definition:
✔ Geplanter, systematischer Wechsel von Aufgaben am Arbeitsplatz
Ziele:
✔ Qualifizierung durch Lernen am Arbeitsplatz
✔ Förderung des Wissenstransfers
✔ Erweiterung der Kompetenzen
✔ Vermeidung von Monotonie
✔ Reduzierung einseitiger Belastungen
Was ist Job Enlargement und welche Vor- & Nachteile hat es?
📌 Definition:
✔ Horizontale Aufgabenerweiterung → zusätzliche Tätigkeitsbereiche
✔ Quantitative Erweiterung der Arbeit
📌 Vorteile:
✔ Erwerb neuer Fähigkeiten
✔ Mehr Abwechslung im Job
📌 Nachteile:
✔ Höhere Arbeitsbelastung kann als negativ empfunden werden
Was ist Job Enrichment und welche Merkmale hat es?
📌 Definition:
✔ Vertikale Aufgabenerweiterung → mehr Verantwortung & Entscheidungsfreiheit
✔ Qualitative Erweiterung der Arbeit
📌 Merkmale:
✔ Integration von Planungs-, Kontroll- & Entscheidungskompetenzen
✔ Übernahme von Aufgaben, die zuvor höherer Hierarchieebene zugeordnet waren
✔ Erhöhter Handlungsspielraum für Mitarbeitende
Ziele der Unternehmensleitung:
- Optimale Ausnutzung der Betriebsmittel
- Anpassung des Mitarbeiterpotenzials an schwankende Kapazitätserfordernisse
- Vermeidung von Leerzeiten und Überstunden
- Verringerung der Unfallhäufigkeit, des Absentismus und der Fluktuation
Ziele der Mitarbeiter:
- Individuelle Abstimmung der Arbeitszeit mit persönlichen und familiären Interessen (Work-Life-Balance)
- Auflockerung des Erwerbscharakters der Arbeit
- Reduzierung nicht vermeidbarer psychischer und physischer Belastungen
Gestaltung der Arbeitszeit
Gestaltungsdimensionen
* Dauer der Arbeitszeit
* Lage der Arbeitszeit
* Gestaltung der Arbeitspausen
* Flexibilität der Arbeitszeit (Tages-, Wochen-, Monats,- Jahres & Lebensarbeitszeit)
Lage der Arbeitszeit: Schichtarbeit – Formen und Merkmal
- Einschicht-Betrieb:
Tägliche Arbeitszeit liegt regelmäßig über der tariflich vereinbarten Wochenarbeitszeit – Ausgleich durch Freischichten in festgelegten Zeiträumen. - Mehrschicht-System:
Betriebszeit wird auf zwei oder mehr Schichten aufgeteilt – ein Arbeitsplatz wird nacheinander von mehreren Mitarbeitern genutzt. - Wechselschicht-Systeme:
Regelmäßiger Wechsel des Schichteinsatzes (z. B. täglich, wöchentlich, monatlich). Mitarbeiter rotieren im Rhythmus, z. B. Früh- zu Spätschicht oder Nachtschicht.
Was sind die Arten von Arbeitspausen
was sind Pausen?:
Arbeitsunterbrechungen zwischen zwei Tätigkeitsabschnitten innerhalb der Arbeitszeit.
Arten von Pausen
* spontane Arbeitsunterbrechungen
* versteckte Pausen
* arbeitsbedingte Unterbrechungen
* vorgeschriebene Pausen
Vorteile von Arbeitspausen
- Reduzierung physischer & psychischer Ermüdung
- Motivation durch kürzere Arbeitsabschnitte
- Verbesserung der Arbeitsleistung
- Erleichterte Umstellung auf andere Aufgaben
- Abstimmung bei Gruppenarbeit möglich
- Gedankliches Abschalten von der Arbeit
- Reduzierte Unfallrate
- Bessere Kommunikation & Informationsaustausch
- Persönlicher Wert: Essen, private Anrufe, Spaziergang
Interventionsansätze zur Arbeitszeitgestaltung
- Länge der Arbeitszeit anpassen
- Vertragliche Arbeitszeit verkürzen
- Überstunden vermeiden und ausgleichen
- Zusatzzeiten (z. B. Wegezeiten) verkürzen
- Pausen sinnvoll gestalten
- Flexible Arbeitszeit ermöglichen
- Betriebliche Verfügbarkeitsanforderungen reduzieren/gestalten
- Beschäftigten mehr zeitlichen Handlungsspielraum geben
Modelle der Arbeits- und Organisationspsychologie
Evidenzbasierte Modelle zeigen Ansatzpunkte für die Gestaltung von
menschengerechten Arbeitstätigkeiten auf.
Beispiele
* Job-Characteristics-Modell (Hackman & Oldham, 1975)
* Job demands-control model (Karasek, 1979)
* Modell beruflicher Gratifikationskrisen (Siegrist, 1996)
* Job Demands-Job Resources Model (Demerouti et al., 2001)
Job characteristics modell - Überblick
Tätigkeitsmerkmale:
- Anforderungsvielfalt
- Ganzheitlichkeit
- Wichtigkeit
→ führen zu Bedeutsamkeit
- Autonomie → Verantwortung
- Rückmeldung → Wissen um die Resultate
Psychische Erlebniszustände → Arbeitsergebnisse:
- Intrinsische Motivation
- Zufriedenheit mit Entfaltungsbedürfnissen
- Arbeitszufriedenheit
- Effektivität
Moderatorvariablen:
Wachstumsbedürfnis, Wissen, Fähigkeiten, Kontextzufriedenheit
Merkmale der Arbeitsaufgaben – Zusammenhang mit Zufriedenheit & Leistung
Alle Arbeitsmerkmale zeigen positive Zusammenhänge mit
→ Arbeitszufriedenheit
→ subjektiven Leistungsmaßen (z. B. Beurteilungen durch Vorgesetzte)
Kaum Zusammenhänge mit objektiven Leistungsmaßen (z. B. messbare Produktivität)
Job Characteristics Model – Empirische Belege
Arbeitszufriedenheit korreliert am stärksten mit dem Arbeitsinhalt (höher als z. B. Bezahlung, Aufstieg, Kollegen/Vorgesetzte).
Alle fünf Merkmale zeigen signifikant positive Zusammenhänge mit Arbeitszufriedenheit
- ρ = .63 (Fried & Ferris, 1987)
- ρ = .50 (Judge et al., 2001)
Zusammenhang stärker bei Mitarbeitenden mit hohem Bedürfnis nach persönlicher Entfaltung
Die vermittelnde Wirkung psychologischer Zustände und die Kausalrichtung sind noch nicht abschließend belegt.