VO 4 Flashcards
1
Q
Magnetische Resonanzspektroskopie (NMR)
A
- zusammen mit Röntgenkristallographie die einzige Möglichkeit, die 3D-Struktur von Proteinen auf dem atomaren Level zu analysieren –> komplementär (einmal in Lösung, einmal als Kristall gemessen)
- in Lösung kann man Protein-Faltung Reaktionen etc. beobachten unter relativ - für das Protein - natürlichen Bedingungen
- Limit: wegen relativ geringer Empfindlichkeit und sehr komplexen und hoch informativen Spektren bei 30 kDa
- detektierbare, für Biomoleküle relevante Kerne: 1H, 13C, 15N, 31P (15N kann man anreichern, 31P liegt zu 100% vor, O nicht geeignet weil 16O falsche Spinzahl und 17O zu selten
- Anreicherung der detektierbaren Isotope: Protein in Bakterien herstellen, Nährmedium enthält aber z.B. nur 15N und/oder 13C
- H2O durch D2O ersetzt –> denaturierte Proteine
- Protein muss für NMR hoch aufgereinigt und isoliert vorliegen
- rekombinante Proteine: Vorteil große Mengen und Isotopenanreicherung
- meistens in Wasser oder wässrigem Puffer (kleiner Teil D2O als Locksignal)
- Primärstruktur muss bekannt sein
2
Q
1H-NMR (Spektrum)
A
- Rückgrat-Amid-Protonen, -NH von Arg, -NH2 von Lys, Asn, Gln und aromatische Protonen: 8 ppm
- eindimensional: viele Signale überlappen (Informationsgehalt stark limitiert)
3
Q
mehrdimensionale NMR-Experimente
A
- zusätzliche Dimensionen erhöhen Informationsgehalt und verringern die Wahrscheinlichkeit, dass Signale überlappen
- Kopplungen der einzelnen Kerne werden sichtbar (indirekte bei Bindungen, direkte durch den Raum)
- 1D-Spektrum –> eine Frequenzachse (bzw. chemische Verschiebung) und eine Intensitätsachse, bei 2D zwei Frequenzachsen usw.
- Pulssequenz überträgt Magnetisierung über chemische Bindung oder über den Raum auf andere Kerne; gleiche Kernsorte (homenuklear), andere Kernsorte (heteronukelar, z.B. 1H und 13C)
- nicht-Isotopen-angereicherte Proteine bis 10 kDa: 1x COSY, 1x TOCSY, 1x NOESY/ROESY für vollständige Analyse notwendig
4
Q
2D-NMR
A
- Aufnahme 1D-Spektrum: sofort nach dem Impuls FID aufnehmen –> Spektrum mit chemischer Verschiebung gegen Intensität aufgetragen
- Aufnahme 2D-Spektrum: Evolutionspuls + mehrere weitere Impulse, Zeit zwischen den Impulsen wird vor jedem Impuls um die gleiche Spanne erhöht (im ms Bereich) –> Serie an 1D-Spektren entsteht
- jeder Punkt auf den 1D-Spektren, die an gleicher Stelle im Spektrum sitzen, werden zusammengefasst und nochmal Fourier-transformiert –> 2D-Frequenzespektrum entsteht
- Darstellung:
- gestaffeltes Diagramm
- Kurvendiagramm (praktischer, häufiger angewendet), beide Achsen zeigen chemische Verschiebung, Intensität durch Größe der Konturen dargestellt
5
Q
COSY (correlation spectroscopy)
= 2D-NMR
A
- Darstellung der auf der skalaren Spin-Spin-Kopplung beruhenden Beziehungen zwischen Kernen
- heteronukleare Spektren (z.B. C,H-COSY)
- homonukleare Spektren (z.B. H,H-COSY)
- H,H-COSY: Informationen über geminale (über 2 Bindungen) und vicinale (über 3 Bindungen) H-H-Kopplungen
- einfachste Form: nur zwei Impulse (90° gedreht) mit Zeitabstand t1
- auf beiden Achsen 1H-chemische Verschiebung aufgetragen
- zwei unterschiedliche Signaltypen:
- Diagonalsignale: für die Auswertung nicht relevant
- Kreuzsignale: relevant
- jede skalare Kopplung hat 4 Signale (2x diagonal, 2x kreuz) –> ergeben ein Quadrat
6
Q
TOCSY (total correlation spectroskopy)
A
- Magnetisierungstransfer deutlich weiter als bei COSY (entlang des ganzen Spinsystems)
- Spinsystem: kontinuierliche Kette von Protonen, die an benachbarten Kernen verbunden sind, z.B. jede einzelne AS in eine Protein
- Magnetisierungstransfer nur innerhalb einer AS möglich, da durch Carbonyl-C unterbrochen
- keine Aussage über die Reihenfolge der Kopplungen möglich (sieht man iim COSY), Intensitäten sind bedeutungslos
- jede AS hat charakteristisches Muster (Identifizierung z.T. darüber möglich, wenn CH2 in der Seitenkette, dann nicht mehr zwingend eindeutig)
7
Q
HSQC (heteronuclear single quantum correlation)
HMQC (heteronuclear multiple quantum correlation)
A
- führen zu einer drastischen Verkürzung der Messzeit bei Aufnahme von C- oder N-Spektren
- auf dem Kanal der unempfindlichen Kerne (C, N) werden Kohärenzen erzeugt, die dann auf empfindlichere Kerne (meistens 1H) übertragen werden und deren Resonanz dann gemessen wird
- Spektren meistens sehr übersichtlich (nur Kreuzsignale von direkt gebundenen C/N und H) –> im Prinzip Zusammensetzung eines 1H-NMR-Spektrums und eines breitbandentkoppelten C/N-NMR-Spektrums
- wenn Probe 15N angereichert wurde, meist die erste NMR-Messung ein 15N-HSQC –> zeigt alle Rückgrat-N und alle Seitenketten-N auf –> sind alle erwarteten Signale vorhanden? wenn nein, wo liegt der Fehler? –> wenn das Spektrum den Anforderungen entspricht, werden die anderen (teureren) NMR-Spektren erstellt (HSQC reicht nicht für die Bestimmung, muss kombiniert mit anderen NMR gemacht werden)
- x-Achse: chemische Verschiebung 1H; y-Achse: chemische Verschiebung 13C/15N
8
Q
HMBC (heteronuclear multiple band correlation)
A
- Korrelationen über mehrere Bindungen werden sichtbar
- eine der empfindlichsten aller NMR-Methoden
- Impulsfolge (im xten und im Protonenkanal): 90°- und 180°-Impulse durch Zeit t und t1 getrennt
- x-Achse: chemische Verschiebung 1H; y-Achse: chemische Verschiebung 13C/15N –> im Prinzip Zusammensetzung eines 1H-NMR-Spektrums und eines breitbandentkoppelten C/N-NMR-Spektrums
- Auswertung meistens mit Tabellen
9
Q
NOESY (nuclear overhauser effect spectroscopy)
ROESY (rational nuclear overhauser effect spectroscopy)
A
- Magnetisierungstransfer über den Raum durch den Kern-Overhauser-Effekt (NOE)
- Intensität der Signale umgekehrt proportional zum Abstand^6
- nur beobachtet, wenn der Abstand weniger als 5 Å ist
- NOE- Faktoren können positiv oder negativ sein (Achtung bei Nulldurchgang können Signale übersehen werden) –> ROESY vermeidet diesen Fehler
- wichtig für die Strukturbestimmung: erlaubt die Reihenfolge der Spinsysteme aus COSY und TOCSY zu erkennen –> bei NOESY erhält man Signale bei räumlicher Nähe unabhängig ob im gleichen Spinsystem oder eben nicht
10
Q
Von NMR-Signalzuordnung zur 3D-Struktur
A
- seqenzspezifische Zuordnung der NMR-Signale zu den entsprechenden Aminosäuren aufgrund ihrer Wechselwirkungen mit den benachbarten Aminosäuren
- TOCSY: Identifizierung der einzelnen Spinsysteme (=AS)
- COSY: Zuordnung einzelner Signale zu den jeweiligen Protonen
- Identifikation einzelner AS aufgrund ihres charakteristischen Signalmusters (Gly, Ala, Val, Ile)
- Nachbarschaft anhand des NOESY-Signals von backbone-NH zu den Hs der benachbarten AS erkennbar –> “sequential walk”
Berechnung der 3D-Struktur (man benötigt strukturrelevante Daten aus NMR):
- Abstände aus NOESY
- Dihedralwinkel über J-Kopplungen und chemische Verschiebungen
- -> anschließend wird die Struktur über eine Software berechnet (+ “Kraftfeldparameter” = Moleküldaten aus Referenz-Molekülen
- Qualität und Quantität der Daten bestimmen die Qualität des 3D-Modells
- oftmals Vergleich des Modells mit Röntgenkristallographie zur Verifizierung
- es können Teile des Proteins beweglich sein –> verschiedene Konformationen
man kann auch zeitabhängige Phänomene (Ligand-Bindung, Proteinfaltung etc.)