VL7: Sprache Flashcards
Meilensteine der Sprachentwicklung in den ersten 2 Jahren
2 Monate:
-Gurren, Vokallaute (Gurrgeräusche)
4 Monate:
- Lallen, Silbenwiederholung
- Eltern benennen
- gegenseitige Aufmerksamkeit Eltern-Kinder
8-12 Monate:
- Beginn der pragmatischen Kompetenz
- Lallen enthält Konsonant-, Vokal- und Intonationsmuster der Muttersprache
- präverbale Gesten, um Verhalten zu beeinflussen
- Beginn des Wortverständnisses
12 Monate:
- Kombination von Vokalen und Konsonanten
- erste erkennbare Wörter
18-24 Monate:
-Sprachexplosion (von 50 auf 300 Wörter)
20-26 Monate:
-Kinder kombinieren zwei Wörter
Meilensteine der Sprachentwicklung von 2 bis 6 Jahren
2 Jahre:
- Erweiterung Wortschatz (Sprachexplosion)
- Beginn Grammatik (telegrafisch; zB “Tür zu”, “Papa hier”)
3 Jahre:
- Bildung von Mehrwertsätzen
- zunehmend korrekte Anwendung grammatischer Strukturen und Regeln
4 Jahre:
-Bildung korrekter grammatischer Strukturen, Erzählfähigkei
5 Jahre:
Entwicklung metasprachlichen Wissens
6 Jahre:
Wortschatz umfasst ca. 16000 Wörter
“inside-out” Theorien des Spracherwerbs
Angeborenes grammatisches Wissen (Universalgrammatik), das den eigenständigen Spracherwerb von innen durch Erkennen der Regeln und Strukturen ermöglicht
->Umweltsprache bloß als Trigger
-hat empirische Belege
“outside-in” Theorien des Spracherwerbs
Vermittlung des Sprachwissens durch sprachliche Umwelt, von außen bestimmtes Sprachlernen in Form von einer Art Unterricht bzw. Imitationslernen
Beleg: Kasper-Hauser-Fälle: Aufwachsen ohne sprachlichen Input, große Störungen in Sprache
Spracherwerbstheorien Fazit
Für inside out und outside in Theorien gibt es Belege und Kontraargument
Fest steht:
Für Erwerb der Muttersprache zentral sind spez. Wahrnehmungs- und Lernfähigkeiten (Grundlage, angeboren)(inside out), deren Entwicklung Voraussetzung für modulare Sprachverarbeitung darstellt (outside in)
->Interaktionismus zwischen kognitiven, sozial-kognitiven und prosodischen Elementen, der den Erwerb syntaktischer Regularitäten ermöglicht
-Steigbügelhalter-Theorien ! (Angeborene Fähigkeiten als Steigbügel für Einstieg in Sprache und Grammatik)
Bedingungen des Spracherwerbs
Annahmen, die heute gelten:
- Sprache humanspezifisch mit biologischer Basis
- Kind für Spracherwerbsprozess vorbereitet
- Spracherwerbsprozess ohne sprachliche Unwelt unmöglich
- innere Voraussetzungen des Kindes und äußere Faktoren (distal, proximal) müssen in gelungener Passung zusammenwirken
Natürliche Passung zwischen sprachbezogenen Entwicklungsaufgaben und Sprachumwelt
Interaktionspartner bieten intuitiv Sprachangebot an, welches den Anforderungen des Spracherwerbs engegenkommt (Grimm, 1995)
- > “Ammensprachw”/”Baby-Talk”
- > Stützende Sprache/Scaffolding
- > Lehrende Sprache/Parentese
->kulturelle Unterschiede
Potentiell förderliche Faktoren (vgl. Hoff-Ginsberg, 2000)
- Umfang des Sprachangebots
- geteilte Aufmerksamkeit/Dyaden
- Erweiterung/Umformulierung kindlicher und eigener Äußerungen
- Fragen und Anweisungen
- Komplexität der Sprache
- > Diskussion
- sozioökonomischer Status
Vasilyeva, Huttenlocher & Waterfall (2006): Studie zur Förderung des Spracherwerbs
Intervention: Geschichte mit vielen Passivsätzen in EG
-Aktivsätze in KG
->Ergebnis: EG mehr Passivsätze in Test
Diagnostik der Sprachentwicklung - Allgemeines
- am häufigsten Störungen
- große Heterogenität der Entwicklungsprofile
- Störungen erst nach einiger Zeit diagnostiziert
- > viel Spielraum des Normalen
- Vorstellungsgründe in Klinik oft Verhaltensauffälligkeiten und emot. Probleme (40%)
-sehr schwierige Diagnostik, da Sprachstörungen von anderen begleitet werden; feine Unterschiede, die zu anderer Therapie führen
Klassifikation der gestörten Sprachentwicklung
Sprachstörungen:
- sekundar
- primär
Sprechstörungen:
-Artikulation, Stottern usw.
Primäre Sprachstörung
- auch “umschriebene Entwicklungsstörung” oder “spezifische Sprachentwicklungsstörung” genannt
- Erwerb und Gebrauch sprachlich-strukturellen Wissens beeinträchtigt
- 6-8% der Kinder, Jungs > Mädchen (3:1)
- fam. Häufung, d.h. genetisch bedingt
Sekundäre Sprachstörung
Genau wie bei primärer Sprachstörung Erwerb und Gebrauch sprachlich-strukturellem Wissens beeinträchtigt
- aber aufrund von:
- -sensorischer Einschränkung
- -neurologischer Schädigungen (Aphasien)
- -kognitiver Retardierung
- -tiefgreifender Entwicklungsstörungen (zB frühkindlichr Autismus, Down-Syndrom)
- -schwerster Vernachlässigung
-können teilweise therapiert werden
Artikulationsstörung (Dyslalie)
- Sprechstörung; nach ICD-10
- einzelne Laute nicht korrekt aussprechen
- Wortschatz, Grammatik, Satzbau altersgemäß
Expressive Störungen
- Sprachstörung; spezifische Sprachentwicklungsstörung; nach ICD-10
- gesprochene Sprache beeinträchtigt (aktiver Wortschatz, Grammatik, Inhalt ausdrücken/Ausdrucksdefizite)
- Sprachverständnis altersgemäß
- oft begleitet von Dyslalie
Rezeptive Störung
- Sprachstörung; spezifische Sprachentwicklungsstörung; nach ICD-10
- Sprachverständnis (Entschlüsselung von Sprache) nicht altersgemäß
- oft zusammen mit expressiver Sprachstörung
Diagnostik und Entwicklungsverlauf von SSES
Früherkennungsuntersuchung (Screening)
- > mit 24 Monaten Wortschatz: < 50 Wörter (13-20% “late talkers”)
- ->mit 3-4 Jahren: 50% SSES, 50% “late bloomers”
- > mit 24 Monaten Wortschatz: >50 Wörter
- ->normale Entwicklung
Ursachen der SSES
- mangelndes Sprachangebot nicht zentral
- Schwächen der Sprachverarbeitung:
- -Indifferenzierbarkeit von Phonemen
- -Wortfindungsstörungen
- -Wortschatzdefizite
- -Probleme der Syntax
- -geringes metasprachliches Wissen
- auditive Gedächtnisdefizite
- langsame Verarbeitungsgeschwindigkeit der sprachlichen Informationen
Folgeerscheinungen von SSES
- je älter, desto gravierender
- Behinderung der Aneignung neuen Wissens und der sozialen und Persönlichkeitsentwicklung
- Kinder mit Sprachstörungen immer Risikokinder für Ausbildung vielfältiger Folgeprobleme (Weinert, 2005)
- negative Spirale (Rice, 1993): Gestörte Sprachentwicklung -> Gestörte Kommunikation
- > Eingeschränkte Peerbeziehungen
- > Eingeschränkte Lernerfahrungen
- > Psychosoziale Konsequenzen
Evaluative Trainingsforschung: Sprachförderung
Ziel:
- Identifizierung geeigneter Verfahren zur Vermittlung spez. Fähigkeiten
- Überprüfung der Effektivität von Fördermaßnahmen