VL 9: Psychophysiologische Diagnostik

Question 1

Was ist die Grundidee psychophysiologischer Daten?

Answer 1

• Medizin und Psychologie überschneiden sich

-> Physiologische Daten vs. Psychologische Aussagen
• Biophysikalische und biochemische Daten
• i.d.R. non-invasiv erhoben

Question 2

Welche Arten von Biosignalen gibt es?

Answer 2

Spontanaktivität:
kein Zshg. definierbar mit
• äußeren Ereignissen
• inneren Zuständen

Evozierte Aktivität:
Signalveränderung, die einem klar definierbaren Reiz folgt oder vorausgeht (ereigniskorreliert)

Question 3

Evozierte Signale

Answer 3

electrodermal activity: skin conductance response

Question 4

Was sind die Dimensionen psychophysiologischer Signale?

Answer 4

Reagierendes Organsystem
• Haut, Hirn, Muskulatur etc.

Steuerndes Organsystem
• Zentrales, peripheres, autonomes Nervensystem;
• Großhirn, Kleinhirn, Stammhirn etc.

Erfasste Messgröße
• Elektrische Spannung, Druck, Temperatur etc.

Psychologisches Konstrukt
• Freude, Erregung, Angst etc.

Question 5

Beispiel Gehirn

Answer 5

Methode: Elektroenzephalogramm (EEG)
Phänomen: (meist) spontane Potentiale
Operationalisierung: Dominante Frequenz

Methode: Magnetenzephalogramm (MEG)
Phänomen: ereigniskorrelierte Potentiale
Operationalisierung: Amplitude, Latenz

Methode: Funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRT)
Phänomen: Sauerstoffanreicherung im Blut
Operationalisierung: Wasserstoffgehalt

Question 6

Beispiel Skelettmuskulatur

Answer 6

Methode: Elektromyogramm (EMG)
Phänomen: Tonus (-änderungen)
Operationalisierung: Spannung (über die Zeit)

Methode: Tremorgramm (TG)
Phänomen: Bewegungen
Operationalisierung: Amplitude, Frequenz

Question 7

Beispiel Auge

Answer 7

Methode: Elektrookulogramm (EOG)
Phänomen: Blickbewegungen
Operationalisierung: Latenz, Richtung, Fixationsdauer über Spannungsänderung

Methode: Pupillogramm (PG)
Phänomen: Kontraktion/Dilatation (bei Delir, Angst…)
Operationalisierung: Amplitude, Latenz

Question 8

Beispiel Herz-Kreislauf-System

Answer 8

Methode: Elektrokardiogramm (EKG)
Phänomen: Spontane Aktionspotentiale
Operationalisierung: Frequenz, Amplitude…

Methode Phonokardiogramm (PKG)
Phänomen Ereigniskorrelierte Modulation
Operationalisierung Latenz, Amplitude…

Methode Sphygmogramm
Phänomen Arterieller Blutdruck
Operationalisierung Druck bei Diastole/Systole

Methode Plethysmogramm (PG)
Phänomen Ereigniskorrelierte Pulsvolumenänderung
Operationalisierung Volumen (-änderung), Latenz, Amplitude

Question 9

Beispiel Urogenitalsystem

Answer 9

Methode:
Penisplethysmogramm, Phallogramm, Vaginalplethysmogramm
Phänomen: Ereigniskorrelierte Penis- /Vaginaldurchblutung
Operationalisierung: Volumenänderung, Latenz

Question 10

Datengewinnung

Answer 10

Signalextraktion
• Verstärkung
• Ggf. D/A-Wandlung
• Speicherung
• Elimination von Artefakten

Primäre Kennwertbildung

Sekundäre Kennwertbildung

Question 11

Primäre Kennwerte bei Spontanphänomenen

Answer 11

Niveau
• z.B. hohe/niedrige Hautleitfähigkeit
Frequenz
• z.B. dominante EEG-Frequenz
Variabilität
• z.B. spontane Frequenzschwankungen im EEG
Leistung
• z.B. Amplitude des systolischen Blutdrucks

Question 12

Primäre vs. Sekundäre Kennwerte bei evozierten Signalen

Answer 12

Primär: Latenz, Amplitude, Dauer

Sekundär: Dynamik

Question 13

Anwendungsbereiche (I)

Answer 13

Aktivierungsdiagnostik
• Beanspruchung, Schlaf/Wachheit, Emotionen/Stimmungen
Persönlichkeitsdiagnostik
• Besonderheiten je nach Persönlichkeit
• Normwerte? Reliabilität? Validität?
Klinisch-Psychologische Diagnostik
• Besonderheiten je nach psychiatrischer Störung
Arbeitspsychologische Diagnostik
• Beanspruchung, Wachheit etc.

Question 14

Anwendungsbereiche (II)

Answer 14

Psychopharmakologie
• Wirkungen psychopharmakologischer Substanzen
Biofeedback
• Rückmeldung/Beeinflussung physiologischer Prozesse
Werbepsychologie
• Wirkung von Werbekampagnen, Markennamen, Verpackungen etc.
Forensische Diagnostik
• Pädophiliediagnostik, Glaubwürdigkeitsanalyse etc.

Question 15

Probleme/Kritik Bsp: Forensische Diagnostik

Answer 15

• Sind die Daten überhaupt Objektiv?

Pädophilie:

• Problem Sensitivität
• > Missbrauchstäter, die ihr pädosexuelles Interesse zugeben, werden in 92% der Fälle durch ein PPG entdeckt; Täter, die ihr pädosexuelles Interesse verleugnen, werden nur in 61% der Fälle entdeckt
• Problem Spezifität -> n einer Studie mit Kontrollgruppe von Firestone et al. (2000) wiesen 28% der gesunden Kontrollprobanden auffällige Pädophilieindices auf
• Problem prädiktive Validität (bzgl. neuen Sexualdelikts) -> Per PPG gemessene sexuelle Präferenz für Kinder ist zwar der beste Einzelprädiktor (r=0.32; Hanson & Bussière, 1998) Dieser Vorhersagewert für Rückfälligkeit verschwindet jedoch bei Wiederholungsmessungen, evtl. aufgrund eines Gewöhnungsoder Manipulationstrainingseffekts