VL 12: Verhaltensbeobachtung Flashcards
Verhaltensbeobachtung dient…
…der Erfassung von „natürlichen Verhaltensströmen“.
Begriffsdefinition
„Die absichtliche, aufmerksam-selektive Art des Wahrnehmens, die ganz bestimmte Aspekte auf Kosten der Bestimmtheit von anderen beobachtet, nennen wir Beobachtung.
Gegenüber dem üblichen Wahrnehmen ist das beobachtende Verhalten planvoller, selektiver, was eine Suchhaltung bestimmt und von vorneherein auf die Möglichkeit der Auswertung des Beobachteten im Sinne der übergreifenden Absicht gerichtet.“
Verhaltensbeobachtung
• Systematisch vs. Unsystematisch
• Natürliche vs. Laborbedingungen
• Verdeckte vs. Offene Beobachtung
• Beteiligungsgrad des Beobachters
-aktiv vs. passiv vs. gar nicht teilnehmend
• Art der Protokollierung
-Zeichen- vs. Kategorien- vs. Ratingsysteme
-Isomorph vs. Reduktiv-deskriptiv vs. Reduktiv-einschätzend
• Direkte vs. Indirekte Beobachtung
• Selbst- vs. Fremdbeobachtung
Funktionen
• Erfassung von • (Spontan-)Verhalten in Alltagssituation in künstlicher Situation • Situationen • interpersonellem Verhalten • Informationen über Personen, die nicht lesen, schreiben, sprechen können/wollen
• Vergleich verschiedener Informationen
Ambulantes Assessment
- computer-gestützte Selbstbeobachtung
- in Medizin üblich (z. B. 24-Std-EKG)
- Lösungsversuch des Validitätsdilemmas:
- (fast) keine Person-Situation-Interaktion mehr
- Vorteile u. a.:
- Erinnerung
- zeitlich zuverlässiges Protokoll
- keine nachträgliche Änderung
- keine Retrospektionseffekte
Verhaltensselektion
• Dauerbeobachtung • Verhaltensstichproben • Zeitstichprobe -Insbes. bei häufigen Verhaltensweisen -Registrierung der An-/Abwesenheit im Zeitabschnitt -Anzahl der Intervalle quantifizierbar • Ereignisstichprobe
Unterschiedliche Samplingmethoden
• Dauerbeobachtung
• Verhaltensstichproben
• Zeitstichprobe
• Ereignisstichprobe
-Insbes. bei seltenen Verhaltensweisen
-Registrierung jedes Auftretens in Beobachtungsperiode
-Häufigkeit der Verhaltensweise, Dauer, Verhaltensrate, Latenz und Intensität quantifizierbar
Definition des zu beobachtenden Verhaltens
- Definiere das Zielverhalten so eindeutig und präzise wie möglich.
- Liste Beispiele des Zielverhaltens auf.
- Revidiere die Definition des Zielverhaltens ggf., um alle Beispiele einzubeziehen.
- Liste Beispiele von Verhaltensweisen auf, die dem Zielverhalten ähneln, aber davon abzugrenzen sind.
- Revidiere die Definition des Zielverhaltens ggf., um alle ähnlichen Verhaltensweisen auszuschließen.
- Lege die Definition trainierten und untrainierten Beobachtern vor, um zu überprüfen, ob sie das Auftreten bzw. Nicht-Auftreten des Verhaltens reliabel erfassen können.
Beobachtungs-/Beurteilungsfehler
- Halo-Effekt
- Milde-/Strenge-Fehler
- Primacy-/Recency-Effekt
- implizite Persönlichkeitstheorie(n)
- zentrale Tendenz
- Kontrastfehler
- Ähnlichkeitsfehler
- Attributionsfehler
- Erwartungseffekt
- Kriterienverschiebung
- Auslassungen
- Falschkodierung
- Beobachterdrift
- Reaktivität
- unrepräsentative Situationsstichprobe
- zu viele Beobachtungskategorien
- zu viele Skalenpunkte
- externe Störungen
- Vermeidungsstrategien:
- ausreichende Vertrautheit mit Verfahren
- sorgfältige Konstruktion
- Setting vorbereiten
Empfehlungen für freie Beobachtung
- beobachtete Person, Anlass und Zweck der Beobachtung nennen
- Angaben zu Ort, Umgebungsbedingungen und Zeit machen
- Verhalten konkret und in Zusammenhängen beschreiben
- Verhalten neutral und so weit wie möglich ohne Interpretation beschreiben
- Kenntlichmachung von Interpretationen und Beleg durch exemplarische Verhaltensweisen
- nicht nur Verhalten, sondern auch Auslöser und Konsequenzen beschreiben