VL 2: Psychophysik Flashcards
Forschungsprinzipien - Wonach wird gesucht? Auf welchen ebenen wird analysiert?
Suche nach:
- Phänomenen der Wahrnehmung
- Ursachen dieser Phänomene
Analyse auf verschiedenen Ebenen (Stimuli, Physiologie, Kognition):
- Ebene der Stimuli: Beziehung zwischen Stimulus und Wahrnehmung
- Ebene der Physiologie: Physiologie und Wahrnehmung
- Ebene der Kognition: Wahrnehmung und kognitive Prozesse
Beispiele physiologischer Forschung - Wie sollte Forschung sein?
Beispiele:
- Anatomie des sensorischen Systems
- Transformation der Energie im Rezeptor
- Kortikale Ableitung: Orientierungs-, Richtungsselektive Zellen (Hubel & Wiesel, 1962)
Wie sollte Forschung sein? -> Kombination aus Psychologie & Physiologie
Analogie von David Marr: Untersuchung von Federn und Vogelflug
5 theoretische Forschungsansätze
Strukturalismus
- Wahrnehmung entsteht durch (additive) Kombination elementarer Empfindungen
- nur noch historisch interessant
Gestaltpsychologie
- “Gestalt ist mehr als die Summe ihrer Teile.”
- Gestaltgesetze der Organisation
Konstruktivismus
- Man muss Reiz und Person betrachten: Der wahrnehmende “konstruiert” die Wahrnehmung
- Durch Augenbewegung werden die Teile zusammengesetzt analog in der unmöglichen Figur
- Eine “mentale Kante” wird durch Integration der Teile hergestellt
Ökologischer Ansatz
- natürliche Umgebung muss berücksichtigt werden, in ihr findet sich genügend Informationen
- “Mentale Berechnungen” gibt es nicht. z.B. Oberflächengradienten
Kognitivismus
- “Bedeutung” von Objekten und Erwartung der Person müssen berücksichtigt werden
Was betrachtet die Psychophysik?
Zusammenhang zwischen physikalischen Dimensionen und subjektiven Entsprechungen.
Gesucht:psychophysische Funktion
Beispiel: eine Funktion, welche den Zusammenhang von Gewicht (physikalisch) und eingeschätztem Gewicht beschreibt.
Was sind die vier Methoden der Psychophysik?
-
phänomenologische Methode
- Vpn beschreiben ihre Wahrnehmung selbst
- Bsp.: David Katz (1935): Die Erscheinungsweise der Farben: Oberflächen, Flächenfarben, Raumfarben -
Finden relevanter Reizmerkmale
- Welche Umgebungsinformation bestimmt unsere Wahrnehmung?
- z.B. Tiefenwahrnehmung, Perspektive, Verdeckung, Oberflächengradient -
Schwellenbestimmung
- Absolutschwelle: minimale Energiemenge, die benötigt wird, um einen Stimulus zu entdecken (sozusagen Nullpunkt für die Wahrnehmung -> definiert als diejenige Intensität, die es in 50% der Fällen erlaubt, einen Stimulus zu entdecken)
- Unterschiedsschwelle: Stimulusintensität, die relativ zu einem Vergleichsreiz gerade eben bemerkt wird (z.B. 2 Lichtquellen: Um wie viel heller muss eine Lichtquelle sein, bis eine Vp sie als heller empfindet?) -
Ändern des Kontexts
- kann dazu führen, dass physikalisch gleiche Reize verschieden erscheinen
- Selektive Adaptation: Kurze Darbietung eines Stimulus beeinflusst die Wahrnehmung weiterer Reize
- Bsp.: eine Untersuchung von Palmer (1975): Im Priming beeinflusst ein dargebotener Reiz die Wahrnehmung eines nachfolgenden Reizes (Palmer zeigte Vpn eine Szene (z.B. Küche), seitlich davon Zielreize kurz eingeblendet. Wenn Zielreiz in vorgegebene Szene passte -> leichter identifiziert)
Grundidee der Psychophysik- was wird gesucht und was ist dafür notwendig zur Aufstellung der psychophysischen Funktion?
Gesucht: Psychophysische Funktion
Erforderlich: Subjektive Dimension mit Nullpunkt & Einheit
- Nullpunkt: betrifft die Absolutschwelle- also ab wann Reize wahrgenommen werden
- die Schwelle heutzutage oft definiert als diejenige Intensität, die es in 50% der Fälle erlaubt, einen Stimulus zu entdecken
- Einheit: betrifft die Unterschiedsschwellen- also was der kleinste ebenmerkliche Abstand zwischen zwei Reizen ist
-> Schwelle abhängig von Reizintensität (z.B. Amplitude) sowie weiteren Variablen
(Funktion: Korrelation zwischen subjektiver Variable und physikalischer Variable)
Historie der Psychophysik
Gustav Theodor Fechner (1860) “Elemente der Psychophysik”
- Absolutschwelle: Nullpunkt
- Unterschiedsschwelle: Einheit
- Die Schwelle ist von Reizintensität abhängig (z.B. Amplitude), sowie von weiteren Variablen
- Beispiel: Spektrale Sensitivitätkurve
Stelle die klassische Schwellentheorie und “Schwelle als stochastisches Konzept” gegenüber!
klassische Schwellentheorie
- Annahme, dass Reize entweder (immer) wahrgenommen werden oder nicht wahrgenommen werden
- Reizintensität, ab der ein Reiz wahrgenommen wird: Absolutschwelle
Schwelle als stochastisches Konzept
- Annahme, dass Reizemit einer bestimmten Warscheinlichkeitwahrgenommen werden
- Reize, welche zu 50% wahrgenommen werden, stellen die Absolutschwelle dar
Wovon ist die Höhe der Schwelle abhängig?
Von der Reizintensität (z.B. Amplitude), sowie von weiteren Variablen
Beispiel: Spektrale Sensitivitätskurve
-> hier wird deutlich: Schwelle ist abhängig von Wellenlänge. (Schwelle für mittlere Wellenlängen niedriger als für besonders niedrige oder besonders hohe Wellenlängen)
Welche zwei theoretischen Ansätze zur Absolutschwelle kennst du?
- Klassische Schwellentheorie
- Schwelle als stochastisches Konzept
Beispiele für Absolutschwellen
- 1 Kerze in dunkler nacht auf …zig Kilometer
- 1 Streichholz auf 8 Kilometer
- 1 Armbanduhr auf 6m
- 1 Teel. Zucker auf 7 Liter Wasser
- 1 Tropfen Parfüm auf 6 Zimmer
Mit welchen Methoden kann die unbewusste Wahrnehmung gemessen werden?
1. Konfundierung der Stimulus-Bedingung
- Manipulation der Wahrnehmbarkeit der Reize
-> Wie ist das mit den Reizen, die die Absolutschwelle nicht erreichen?
2. Aufmerksamkeitsverteilung
- Präsentation von Reizen an Orten, an denen nach Instruktion keine Aufmerksamkeit allokiert sein sollte
-> Grund: interne Zuweisung von Aufmerksamkeit
Wie wird die Bewusstheit der Reizwahrnehmung in der “Stimulus-Bedingung” manipuliert?
- Manipulation der Wahrnehmbarkeit der Reize
- Reize werden “unter” der Wahrnehmungsschwelle präsentiert
- d.h. man muss wissen, was die Wahrnehmungsschwelle ist bzw. diese messen
- und annehmen, dass alles was unter minimalen Bedingungen präsentiert wird, bewusst wird
Wie wird die Bewusstheit der Wahrnehmung durch die Aufmerksamkeitsverteilung bestimmt?
- Präsentation von Reizen an Orten, an denen per Instruktion keine Aufmerksamkeit allokiert sein sollte
- Typischerweise werden nicht nur räumliche Aufmerksamkeitsunterschiede per Instruktion vorgegeben
- sondern eine Ablenkaufgabe muss bearbeitet werden
- sodass Reize unbewusst bleiben - unter Wahrnehmungsbedingungen unter denen sie normalerweise bewusst werden würden - weil keine Aufmerksamkeit auf sie gelenkt wird
Bei welchen Befunden kann von einer unbewussten Wahrnehmung ausgegangen werden? Oder anders: Was ist die experimentelle Logik bei Versuchen zur unbewussten Wahrnehmung?
Dissoziation (2 Messungen)
- eine Dissoziation zwischen einem subjektiven und einem objektiven Test stellt Evidenz für unbewusste Wahrnehmung dar
und/oder:
Qualitative Unterschiede
- qualitative Unterschiede zwischen der bewussten und der unbewussten Verarbeitung stellen ebenfalls Evidenz für Existenz einer unbewussten Wahrnehmung dar
-
Inwiefern spricht eine Dissoziation zwischen zwei Messungen für unbewusste Wahrnehmung?
Erste Messung: VP werden nach ihrem subjektiven Eindruck gefragt; dieser wird als Index für bewusste Verarbeitung interpretiert
-> subjektiver Test, bei Selbstbericht expliziter Zugriff auf Reize möglich
- VP müssen Kategorisierungsaufgaben (z.B. Reiz da, Reiz nicht da) bearbeiten
- wenn Performanz auf dem Zufallsniveau -> man geht davon aus, dass die Reize nur unbewusst verfügbar sind
- also VP werden gefragt, ob sie einen Reiz wahrnehmen konnten oder nicht. Wenn nicht: unbewusst.
Zweite Messung: objektiver Test. Bei Zufallsperformanz kein Zugriff auf Reizrepräsentation; bei Performanz über dem Zufall: Zugriff auf Reizpräsentation und somit Evidenz für unbewusste Wahrnehmung
-> hierbei gäbe es eine Dissoziation zwischen subjektiven Test (VP gibt an, den Reiz nicht wahrnehmen zu können) und objektiven Test (Performanz der VP überzufällig richtig)
Inwiefern spricht ein qualitativer Unterschied für unbewusste Wahrnehmung?
- qualitative Unterschiede zwischen bewusster und unbewusster Verarbeitung
- man nutzt experimentelle Anordnungen, die zu qualitativ unterschiedlichen Effekten durch bewusst verarbeitete und unbewusst verarbeitete Reize führen
- d.h., man misst indirekt die unterschiedlichen Wirkungen von (un)bewussten Reizen auf die Verarbeitung eines anderen Reizes
- Gibt es tatsächlich Unterschiede in der Qualität (z.B. Vorteile bei bewusster, Nachteile bei unbewusster Verarbeitung) -> wird als Evidenz für die Existenz von unbewusster Wahrnehmung interpretiert