vergleichende Politikwissenschaft - Dienstag Flashcards
Zum Begriff
„Vergleichende Politikwissenschaftler suchen im Wesentlichen Ähnlichkeiten und Unterschiedene zwischen Makro-Phänomenen, hauptsächlich (wenn auch nicht ausschließlich) zwischen Nationalstaaten.“ S.28 – Ziele des Verlgeichs (Kriesi)
- erkundet Unterschiede und Ähnlichkeiten zw. Politischen Ordnungen und Ordnungselementen/ politische Akteure und Politikfelder
Formen des Vergleichs
Synchroner Vergleich
- zwischen parallel existierenden politischen Ordnungen
- zur selben Zeit
Diachroner Vergleich
- vergleich zwischen politischen Ordnungen entlang der Zeitachse
- vergleich Weimarer Republik und die Berliner Republik
Idealtypus und Realtypus
- gegenüberstellen wie es sein sollte und wie es wirklich ist
Methoden des Vergleichens
Intensive vs. Extensive Vergleichstrategien
- intensiver Vergleich: N klein, viele Variablen
- extensiver Vergleich: N groß, wenige Variablen
Dimensionen:
- räumlich
- zeitlich
- funktional
Methoden:
- Differenzmethode
- Konkordanzmethode
Ziel des Vergleichs:
Kontextualisieren
Individualisieren (Suche nach Unterschieden)
Generalisieren (Suche nach Ähnlichkeiten)
Suche nach systematischer Variation
Methoden zum Vergleich Pol. Ordnungen
Differenzierende (John Stuart Mill)
- man geht von unterschiedlichen Ergebnissen bei strukturell ähnlich gestarteten Fällen aus
- bspw. Unterschiedliche politische Entwicklungen in eigentlich ähnlichen Ländern (Deutschland - Großbritannien)
-> man sucht Faktoren die zu voneinander abweichenden historischen Entwicklungspfaden geführt haben
Konkordanzmethoden (Mill)
- man geht von ähnlichen Ergebnissen bei unterschiedlich gestarteten Fällen aus
- gleiche Entwicklungen in politisch unterschiedlichen Ländern (Frankreich - Russland - China)
-> man sucht Faktoren die allen Fällen gemeinsam sind
Ziele des Vergleichs
Individualisierende Analyse
- Herausarbeiten der Spezifizität eines einzelnen Falls steht hier im Mittelpunkt
- Fokus auf historisch-kulturellen Faktoren
- bsp. Tocqueville
Generalisierung
- man sucht nach allgemeinen anwendbaren „großen“ politischen Zusammenhängen
- bspw. Modernisierungsmethoden in der Nachkriegszeit..
- heute Fokus auf Meso-Strukturen oder konkreten politischen Entwicklungssequenzen
- bsp. Almond/Verba
Suche nach systematischer Variation
- allgemeine Annahme, dass es eine begrenzte Zahl Kontingenten Entwicklungen gibt (anders als bei Generalisierung)
Kontextualisierung
- Einzelfälle sind im historischen Gesamtzusammenhang einer einzigen Welt zu betrachten
- Fokus auf Entwicklungen über Raum und Zeit, sowie im globalen Sinne
Ansätze des sozial- und politikwissenschaftlichen Vergleichs
- politische Modernisierung
- Ausgangspunkt ist Frage, wie in unterschiedlichen historisch-kulturellen Kontexten und Situationen mit den Herausforderungen politischer Modernisierung umgegangen wurde
- sozioökonomische Modernisierung: Industrialisierung und Kapitalismus
- politische Modernisierung: Staatsbildung; Rechtsstaatlichkeit, Demokratisierung; Staatsbürgerstatus - politische Modernisierung und „multiple Modernitäten“
- Ansicht, dass politische Modernisierung nicht in einer historisch vorgegebenen Richtung verläuft/sich entwickelt
- ist gerade in der vergleichenden Sozialwissenschaftlichen Forschung als ein im Plural auftretendes Phänomen zu sehen - Perspektiven der vergleichenden politischen Modernisierungsforschung
- makroanalytisch organisierte politische Soziologie
Unterscheidung in:
* gesellschafts/-staatszentriert
* auf interne (nationale) oder externe (internationale) Entwicklungsfaktoren abhebend
- historischer Institutionalismus
- Fokus liegt auf der Einwirkung politischer Institutionen auf die Artikulation individueller und kollektiver Interessen
- Institutionen setzen sowohl formelle als auch informelle politische Strategien
- politische Kulturforschung
- Auffassung, dass politisches Handeln wie auch das menschliche Handeln eine kulturelle Dimension hat
- „starke“ und „schwache“ Varianten dieser Position
- Stark: Staat und Ökonomie unterliegen nicht nur dem Einfluss kultureller Faktoren, sondern sind selbst kulturelle Konstrukte
- Schwach: Kultur gibt kognitiven Rahmen der Politik vor
Souveräne Territorialstaat
Organisation des Staates ist gekennzeichnet durch
- Territorium
- Bevölkerung („Staatsvolk“)
- Gewaltenmonopol
Die moderne Staatlichkeit bildet sich infolge der Intensivierung feudaler Herrschaftsformen heraus
(Feudalismus - Herrschaftsformen des modernen Mittelalters)
Der Nationalstaat
Das Element der Staatlichkeit wird um das Element Nation ergänzt
-> verknüpft Staat und Nation - Gesellschaft und Gemeinschaft in einem Territorium
Die Entstehung von Nationalstaaten ist das neuzeitliche Westeuropa
Kennzeichen Nation
- bezieht sich auf die Politisierung kollektiver ethnischer und/oder kultureller Identifikationsmuster innerhalb eines Territoriums
- Menschen mit ähnlichen ethnischen / kulturellen Hintergründen schließen sich zusammen -> Gemeinschaft
Staats- und Nationenbildung nach Rokkans
- Frühe Staatsbildung: „Penetration
- Sicherung der von den Staaterbauern/Gründern ausgeübte Kontrolle über ein klar abgegrenztes Territorium - Nationenbildung: Standardisierung
- Verstärke Einbeziehung der Massen
- allgemeine Wehrpflicht, Schulpflicht, Massenmedien
- intensivere Kommunikation zwischen Eliten und „einfachem Volk“ - Demokratisierung: Partizipation
- Anerkennung der Opposition
- Ausdehnung des Wahlrechts, Parteienbildung - Sozialisierung: Redistribution
- Entstehung wohlfahrtsstaatlicher Institutionen
- progressive Besteuerung
Staat und Nation
- Staat kann mehrere Nationen umfassen
Bspw. Vereinigtes Königreich, Belgien, Spanien (Wo Staat die Nationen jedoch nicht akzeptiert - Katalonien) - Nation kann sich auf mehrere Staaten verteilen
Bspw. Kurden - ist das Resultat einer absichtlichen Konstruktion
Staat = Gesellschaft
Nation:
- kann als Kommunikationsgemeinschaft fungieren (teilen eine Sprache, die verbindet)
- ist das Resultat der Mobilisierung von tiefen Gefühlen
Nation = Gemeinschaft
Soziale Konfliktlinien
Beschreiben dauerhafte Konfliktpotenziale, die in den sozialstrukturellen Milieus einer Gesellschaft verankert sind und im Rahmen ihrer Politisierung insbesondere bei Wahlen zum Ausdruck gelangen.
-> Cleavage-Konzept
Sozial Konfliktlinien
Spaltungslinien Kontext von politischer und ökonomischer Modernisierung
- Phase der frühen Staatsbildung
- Phase der nationalen und demokratischen Revolutionen
- Phase der industriellen Revolution
- Modernisierungsprozesse (politische und wirtschaftliche)
- Revolutionen (Nationale, Industrielle, französische…)
Konfliktlinien
Religion
- in Westeuropa gehen Spaltungslinien auf die Reformation und Französische Revolution zurück
- Trennung zw. Katholiken und Protestanten
- Trennung zwischen laizistischen und konfessionellen Sektoren
Sprache
- nicht immer ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen Ethnizität und sprachlicher Identität
Klasse
-objektive Klassenlagen können subjektiv als Klassenbewusstsein ausgedrückt werden
- In Europa als postindustrielle Gesellschaft(en) und durch transnationale Integration sind neue Konfliktlinien entstanden
- religiöse und klassenpolitische soziale Milieus haben sich durch sozialen und ökonomischen Wandeln mehr und mehr aufgelöst
Parteienbegriff
Parteien sind Gruppen von Bürgern, die sich zusammengeschlossen haben, um gemeinsame politische Ziele zu verfolgen.
Erfüllen in moderner Demokratie die Funktion der Aggregation von Interessen
- streben die Besetzung von Regierungspositionen an
- beteiligen sich an Wahlen um diesen Zweck zu erfüllen
- Abgrenzung zu Gruppen, die Interessenartikulation fokussieren
Entwicklung von Parteifamilien in Europa
- Liberale gegen das alte Regime
- Konservative gegen die Liberale
- Sozialdemokratische Arbeiterparteien gegen das bürgerliche System
- Agrarparteien gegen die Industriegesellschaft
- regionale oder substantivische Parteien gegen den Zentralstaat
- Christliche Parteien gegen das laizistische System
- Kommunistische Parteien gegen den sozialdemokratischen Klassenkompromiss
- faschistische Parteien gegen das demokratische System
- populistische Protestparteien der „Modernisierungsverlierer“
- Ökologische Parteien gegen die Wachstumsgesellschaft
- „Neuer“ Rechtspopulismus der Globalisierungsgegner?
Sartoris Klassifikationsschema für Parteiensysteme
Zusammenwirken von Fragmentierung und Polarisierung lassen 4 unterschiedliche Parteisysteme entstehen
- Zweiparteiensystem
- segmentierter Pluralismus
- Zentripetaler Wettbewerb
- polarisierter Pluralismus
Fragmentierung
Misst die Zersplitterung eines Parteiensystems, indem er die Zahl der Parteien gewichtet nach deren jeweiliger Stimmenanteilen wiedergibt