Qualitative Forschungsmethoden Flashcards
Empirische Sozialforschung
Der Gegenstand empirischer Sozialforschung ist die uns umgebende soziale Wirklichkeit. Deren Struktur und Beschaffenheit, deren Funktionsweise soll erforscht werden
soziale Tatbestände sind z.B.
• beobachtbares Verhalten von Menschen
• von Menschen geschaffene Dinge, Bilder, sprachliche Äußerungen
Aus ihnen werden Informationen gewonnen
-> über die Struktur und Beschaffenheit des Sozialen (gesellschaftliche Milieus, Schulklassen, pädagogische Beziehungen, Jugendkulturen u.v.a.m.)
Kennzeichen der Qualitativen Forschung
Es geht darum, gegenstandsnahe Hypothesen/Theorien zu generieren -> bilden
- Man handelt nicht direkt/ am Anfang mit Hypothesen/ Theorien – so geht die quantitative Forschung vor
- Geht von Einzelfällen/ kleinen Fallzahlen aus
–> vom Einzelfall zum Ganzen schließen
Interessiert sich für:
- Ereignisse und Handlungen
- Für die damit verbundenen subjektiven Bedeutungs- bzw. Sinnzuschreibungen
- Sowie Rahmungen (Orientierungsrahmen) welche die Bedeutungszuschreibungen leiten (Muster/Regeln)
• Versucht soziale Situationen und das Handeln der Menschen detailliert zu beschreiben und das den Sinn menschlichen Verhaltens zu verstehen
INTERPRETIEREN
- die habitualisieren sozialen Regeln, welche das Handeln der Menschen strukturieren, zu rekonstruieren
- die mit dem Handeln verbundenen Bedeutungs- und Sinnzuschreibungen zu ermitteln
- die Muster und Regeln, an welchen sich die Bedeutungszuschreibungen orientieren, zu ermitteln
- zielt auf eine gegenstandsnahe Untersuchung lebensweltlicher Phänomene in ihrer Komplexität und Kontextualität
- sieht die Subjekte als Expert*innen ihrer Lebenswelt an
- Sie nimmt eine Haltung grundlegender Fremdheit gegenüber ihrem Untersuchungsgegenstand ein
- Glaubt nicht, etwas bestimmtes über ihren Gegenstand zu wissen (man stellt Vorannahmen/Vorurteile zurück)
- Es resultiert ein (relativ) offenes Vorgehen in qualitativen Studien
Grundlegende Annahme I:
Bedeutungszuschreibung
Menschliches Handeln erfolgt nicht aufgrund eines Ereignisses, sondern aufgrund der Bedeutung, die dem Ereignis zugeschrieben wird
- jedes Ereignis wird interpretiert und eine Bedeutung zugeschrieben
- > Bedeutungszuschreibung
- einem Ereignis können mehrere Bedeutungen zugeschrieben werden
- man interessiert sich für die einem Ereignis zugeschriebenen Bedeutungszuschreibungen - nicht unbedingt die Handlung/Ereignis an sich
- man interessiert sich auch für die Regeln und Muster, nach denen die Zuweisungen laufen
- > wie Strukturieren diese Zuschreibungen das Handeln von Menschen?
Bsp. mit Regenschirm öffnen
Methodologie
Teilgebiet der Wissenschaftstheorie
- Frage danach welche Methode für welches Erkenntnisinteresse verwendet werden sollte/muss
- > wie komme ich an meine Erkenntnisse?
- Frage nach Beschaffenheit des zu erforschenden Problems und welche Methode dafür am besten ist
- > Lehre der Vorgehensweise von wissenschaftlichen Methoden
Methodik: Wissen um die richtige Handhabung einer bestimmten Methode - ist wie die jeweilige Methode funktioniert (die Anleitung der Methode)
Grundlegende Annahme II: Habitus Theorie in quali. Forschung
Bedeutungszuschreibungen liefern bestimmte Muster und Regeln, nach denen auf ein Ereignis reagiert/ gehandelt wird
-> bietet Orientierungsrahmen
Handlungen werden durch habitualisierte sozial Regeln und Muster strukturiert
- werden unbewusst verfestigt und angewendet
- manche sind tief in Menschen eingeprägt
- auch ein Forschungsinteresse der Qualitativen Forschung
Manifeste und latente Ebene
Manifeste Ebene: Soziale Wirklichkeit, die man wahrnehmen und beschreiben kann
Latente Ebene: soziale Wirklichkeit muss dann interpretiert werden -> Sinn- & Bedeutungszuschreibung
Bsp. Duftmarken
- Ereignis wird bei den drei Freunden unterschiedliche wahrgenommen - nur bei einer Person werden Erinnerungen geweckt
Gütekriterien qualitativer Forschung
Indikation des Forschungsprozesses
- Begründung warum ein Qual. Ansatz gewählt wurde (Methodologie)
- Begründung der Angemessenheit der einzelnen Methoden und des methodischen Ablaufes der Untersuchung (Methodik)
Intersubjektive Nachvollziehbarkeit
- wie gut können Außenstehende den Forschungsprozess in seinen Details nachvollziehen?
- Umfassenden Dokumentation durch Protokolle und Reflexion
Reflektierte Subjektivität
- wie wird die subjektive Rolle im Forschungsprozess reflektiert?
- Begleitung des Forschungsprozesses durch Selbstreflexion
Empirische Verankerung
- geht die gewonnene Hypothese/die Ergebnisse wirklich aus den Daten hervor?
Kohärenz
- wie in sich stimmig und widerspruchsfrei sind die entwickelten Hypothesen/Theorien
- wie wird mit Widersprüchen umgegangen?
Limitation
- Wie genau wird angegeben, auf welche Phänomene sich die Forschungsergebnisse verallgemeinern lassen
- Reflexion über die Reichweite der Ergebnisse
Relevanz
- welchen Beitrag leisten die Erkenntnisse/die Studie im Hinblick auf bereits bestehende Erkenntnisse
- Einordnung der Studie in den Forschungsstand
Ethische Gesichtspunkte
Seit 90ern fokussiert
- gibt eine Ethikkommission
- Beraten Wissenschaftler in ethischer Hinsicht und geben Kontrolle
Datenschutzgesetze in der Forschung:
- Persönlichkeitsrechte der Beteiligten
- Regelung für Umgang mit den Daten
Forschungsethik :
- informierte Einwilligung als Basis der Beziehung zw. Forschenden und Beforschten
- > nur mit vorheriger Einwilligung
- > Beforschte kann Einwilligung jederzeit zurückziehen
- > müssen vorher genau über Forschung informiert werden
- > Ausnahmen bei Kindern, Behinderten, Sprachbarrieren
- Anonymität der Befragten muss sichergestellt werden
- Publikation der Ergebnisse
- > Frage danach ob den Befragten Ergebnisse der Forschung mitgeteilt wird oder nur eine Interpretation/Zusammenfassung
Ethische Fragen im Forschungsalltag:
- Probleme während der Forschung/Befragung
- > Gewalt/Beleidigungen
- > Probleme werden offengelegt (Missbrauch, Gewalt, Mobbing)
- Selbstreflexion des Forschenden ist wichtig
- > wird Ethikkodex eingehalten?
- Offenlegung der Finanzierungsquellen
- Miteinbeziehen/Nennen aller mitarbeitenden Personen
Erhebung
Erhebung von Daten bezieht sich auf die Soziale Wirklichkeit
- muss entschieden werden, welche Methode/Variante geeignet ist
- > hängt von Erkenntnisinteresse ab
- muss potenziale und Grenzen der Methode kennen, mit ihr umgehen können
- teilnehmende Beobachtung
- Interview
- systematisch geführtes Gespräch zwischen Forscherin und Probandin
- Einzel,- Gruppen- oder Paarinterview
Datenmaterial
Alles kann zum Datenmaterial qualitativer Sozialforschung werde, das umfassende Auskunft über soziale Wirklichkeit gibt (bzw. Den erziehungswassenschaftlich relevanten Ausschnitt daraus)
• Im Prinzip unendlich
• Steigt im Wandel, heute vielfältigste Medien und Daten
Bspw. Fotografien, Tagebücher, Onlineseiten, Autobiographien
Analyse
Auswahl einer passenden Auswertungsmethode
- hängt von Erkenntnisinteresse ab
- sowie Art der erhobenen Daten
- was möchte man mit den gewonnen Daten machen? o Kategorisieren o Verdichten o Zusammenfassen / beschreiben o Interpretieren
Interviews in qualitativer Sozialforschung
- Methode und spezifische Form des Interviews muss zum Erkenntnisinteresse passen
- Erhebungsmethode und Analyse muss aufeinander abgestimmt sein
- unterliegt spezifischen Regeln - die variieren
- bieten Möglichkeit, ein Thema aus Perspektive der betroffenen Subjekte zu erforschen
- sind entweder Teilstandardisiert (Fragen sind immer offen) oder gar nicht standardisiert (lediglich Erzählimpuls wird gegeben)
Formen des Interviews
- Problemzentriertes/fokussiertes Interview
Konkretes Thema, Ereignis oder Problem wird erfragt - Dilemma-Interview
Erforschung der moralischen Entwicklung; enthalten mit Dilemma-Situation verbundene Entscheidungsprobleme, zu denen Probanden Stellung beziehen müssen
-Expert*innen-Interview
Probanden sind Experten eines bestimmten Bereichs; ihr Sonderwissen wird erfragt
- Narratives Interview
Die Erzählung (Narration) steht im Vordergrund; hier werden Entwicklungen und Prozesse rekonstruiert und erforscht
Das Phänomen muss jedoch grundsätzlich einen Prozesscharakter aufweisen, damit darüber erzählt werden kann
-Biographisches Interview
Erforschung von Biographien
Visuelle Segmentanalyse
Beschreibende Bildanalyse
- geschieht in (Interpretations-)Gruppen
- Dokumentation des Interpretationsprozesses
Die Visuelle Segmentanalyse schließt beschreibende wie auch interpretierende Arbeitsschritte ein
Beschreibend:
- dienen dazu das bild genau zu studieren und es in seinen Details zu erfassen
- für das sehend wahrgenommene adäquate Worte zu finden
Intepretierend:
- was soll das Geschehene,Farben, Gestik bedeuten?
- Welche Wirkung geht davon aus?
- > interpretieren läßt sich nur das, was während der Beschreibung entdeckt wurde
- > beide Teile gleichermaßen wichtig
Methodischer Ablauf der visuellen Segmentanalyse
vor der Arbeit am Bild: Formulierung eines Erkenntnisinteresses
- Dokumentation der Bildwahrnehmung
- formale Bildbeschreibung
- Segmentbildung
- Segmentinterpretation
- Analyse der kompositorischen Strukturierung des Bildfeldes
- Rekonstruktion des Entstehungs-, Aufbewahrungs- und Verwendungszusammenhanges
- Zusammenfassende Interpretation der Gesamtgestalt des Bildes