Theoretische Modelle Flashcards
Schritte der Informationsverarbeitung
(Bless, 2004)
Wie werden Informationen verarbeitet?
(Soziale Kognition)
Bless, H., Fiedler K., & Strack, F. (2004). Social cognition. How individuals construct social reality. [Social psychology: A modular course.] Phila-delphia, PA: Psychology Press.
nach H. Bless, 2004
Das, was Menschen als soziale Realität wahrnehmen, ist eine subjektive Konstruktion.
(1) Sozialer Stimulus (externer Input)
Interne Verarbeitungssequenzen
(Interner Input > Gedächtnisinhalte (in Abhängigkeit von Verarbeitungsmodus und Bedürfnissen)
⇩
2) Initiale Wahrnehmung (Salienz)
3) Enkodierung und Kategorisierung (Prime, Schema, Stereotyp, Kategorisierung)
4) Urteilen und Entscheiden
⇩
(5) Soziales Verhalten (behavioraler Output)
Duales Prozessmodell: Kontinuum-Modell der Eindrucksbildung (Fiske, Neuberg) Wie bilden sich Menschen Eindrücke von anderen Menschen?
(Soziale Kognition)
Fiske, S. T., & Neuberg, S. L. (1990). A continuum model of impression formation from category-based to individuating processing: Influences of information and motivation on attention and interpretation. In M. P. Zanna (Ed.), Advances in experimental and social psychology (Vol. 23, pp.1-74). Orlando, FL: Academic Press
nach Fiske, Neuberg
→ Kategoriebasierte Reaktionen haben Vorrang.
→ Die Bewegung entlang des Kontinuums von kategoriebasierten zu individualisierten Reaktionen
wird durch Interpretations-, Motivations- und
Aufmerksamkeitsprozesse beeinflusst.
Voraussetzungen zur kontrollierten Verarbeitung:
→ Motivation
→ volle Verarbeitungskapazität
Ziele, die die kontrollierte, individualisierte Verarbeitung auslösen:
→ Abhängigkeit des Ergebnisses von der Zielperson
→ Verantwortlichkeit des Wahrnehmenden
→ Genauigkeit der Versuchsinstruktion
(automatisch vs. kontrollierte Informationsverarbeitung)
Theorie der kognitiven Dissonanz Festinger (1957)
Zugrunde liegende Bedürfnisse; hier nach
Konsistenz.
(Soziale Kognition)
Festinger, L. (1957). A theory of cognitive dissonance. Stanford, CA: Standford University Press.
nach Leon Festinger, 1957
Konsistenztheorie, in der angenommen wird, dass es sich bei Dissonanz um einen aversiven motivationalen Zustand handelt, der Menschen dazu anregt, ihn zu reduzieren
Wenn eine Person etwas zu tun oder zu sagen muss, was nicht ihrer Einstellung entspricht, entsteht eine Tendenz zur Einstellungsänderung oder zur selektiven Informationssuche (Frey) um es ins Gleichgewicht zu bringen.
Prospect Theory oder Paradigma der Heuristiken und Verzerrungen, Daniel Kahneman, Amos Tversky (2002)
Welchen Verzerrungen unterliegen Menschen und welche Heuristiken wenden sie zur Erklärung an?
(Rationalität von Entscheidungen)
Kahneman, D., & Tversky, A. (1979). Prospect theory an analysis of decision under risk. Econometrica, 47, 263-291.
nach Daniel Kahneman, Amos Tversky, 2002
Entscheidungsverhalten mit dem Ziel maximaler Nutzenmaximierung
(→ statistisch-mathematisches Optimum).
- Aufdecken von Abweichungen (Wahrschein-lichkeitsschätzungen, Referenzpunkt, Rahmung).
- Irrationales Verhalten (i.S.v. Abweichung von maximaler Nutzenmaximierung).
Entscheidungsverhalten weicht vor allem aufgrund von Rahmen, Wahrscheinlichkeitsschätzungen und Referenzpunkt von der Rationalität ab. Es wird auf Heuristiken zurückgegriffen
Prinzip der Nutzenmaximierung > Beobachtung
Entscheidungen in Dilemmasituationen > Abweichung von stat.-mathematischer Rationalität = bias (Verzerrung)
→ Menschen neigen in Situationen, in denen sie einen Verlust erwarten, zu riskantem Verhalten (nichts zu verlieren).
→ In Situationen, in denen sie einen Gewinn erwarten, neigen sie zu risikolosem Verhalten.
Bsp. Experiment unter verändertem Rahmen von Tversky und Kahnemann
Theorie der begrenzten Rationalität (bounded rationality), Gerd Gigerenzer (1996)
(Rationalität von Entscheidungen)
Gigerenzer, G., & Selten, R. (Eds.). (2001). Bounded Rationality: The adaptive toolbox. Cambridge, MA: MIT Pres
nach Gerd Gigerenzer, 1996
Kritik am Ansatz von Kahnemann und Tversky: enge Normen und zugrunde liegende Prozesse.
Ausgangslage :
Beschränktheit der menschlichen Verarbeitungs-kapazität (Zeitdruck, Aufmerksamkeit, Konzentra-tionsfähigkeit etc.).
Menschliches Entscheidungsverhalten ist rational, wenn die Beschränkungen der menschlichen Verarbeitungskapazität berücksichtigt werden.
Entscheidungsverhalten, das auf Heuristiken ba-siert, die schnell und sparsam sind (fast & frugal), ist verständlich und kosteneffektiv, mithin also rational (Gigerenzer, 2001).
Anspruchs-Anpassungs-Theorie / aspiration adaption theory (Selten, 2001)
Entscheidungsverhalten ist stark davon beeinflusst welchem Anspruchslevel (aspiration level) eine Entscheidung überhaupt gerecht werden muss.
Je nach Anspruchslevel muss das entscheidende Individuum unterschiedlich viel Aufwand betreiben, um dieses Level zu erreichen.
= optimaler Kosten-Nutzenertrag (fast and frugal)
Entscheidungsverhalten lässt sich im Dreieck der Begriffe „Anspruchslevel“, „Zufriedenstellung“, „Anpassung an die Situation“ begreifen.
Verzerrungen bzw. kognitive Illusionen können als sinnvolle Adaption an eine komplexe Umwelt verstanden werden (Bsp. Einschätzung des eigenen Fahrstils).
Affect Infusion Model (AIM), Forgas (2002)
Komplexeres Modell zur Wirkung von Stimmungen auf kognitive Prozesse, das vier Prozessstrategien unterscheidet, die Menschen in sozialen Situa-tionen anwenden und die unterschiedlich stark durch Stimmungen beeinflussbar sind.
(Einfluss von Emotionen und Stimmungen auf kognitive Entscheidungsprozesse)
Forgas, J. P. (1995). Mood and judgment – the affect infusion model (Aim). Psychological Bulletin, 117, 39-66.
nach Joseph Forgas
Welche der vier Prozessstrategien verwendet werden, ist maßgeblich durch die jeweilige Person, deren Aufgabe und die Situation bestimmt.
Das AIM sagt vorher, wann Affekte besonders viele Auswirkungen auf unser Denken und Handeln in sozialen Situationen haben.
! Merke:
→ Die Stimmung legt nach dem Affect Infusion Model die Qualität, aber nicht die Quantität der Denkprozesse fest.
→ Wie viel kognitiver Aufwand betrieben wird, ist nicht alleine durch die Stimmung determiniert, sondern durch die Verwendung der vier Prozessstrategien
Merkmale des Objekts (Vertrautheit, Typikalität, Komplexität) +
Merkmale der Situation (Bedürfnis nach Korrektheit, Verfügbarkeit von Kriterien, soziale Erwünschtheit)»_space; Merkmale des Beurteilers (Persönliche Relevanz, motivationale Ziele, affektiver Zustand, kognitive Kapazität)»_space;
Strategien
a) mt geringer Infusion, rekonstruktiv
1) Direkter Zugriff/ Abruf eines bereits existierenden Verhaltens (kristallisiert, vollständige o. gerichtete Suche, Stereotypisieren?)
2) Motivational/ motivierte Verarbeitung eines bereits gesetzten Ziels (zielgerichtet, unvollständige o. gerichtete Suche, Stimmungkontrolle?)
b)Strategien mit starker Infusion, konstruktiv
3) Heuristisch/ Anwendung einer Heuristik (vereinfacht, unvollständige o. offene Suche, Affekt als Information?)
d) Substantiell/ substantielle generative Verarbeitung um Verhalten zu planen (ausführlich, vollständig o. offene Suche, Affekt-Priming?)
- Ersten beiden Prozessstrategien werden verwendet, wenn keine eigene Planung vorgenommen werden muss und die Abfolge der nächsten Handlungsschritte festgelegt ist.
- Letzten beiden werden vor allem eingesetzt, wenn das zukünftige Verhalten noch nicht festgelegt ist.
Theorie leistungsbezogener Attributionen, Weiner (1979, 1985)
(Attribution: Entwicklung der Erklärung für das Verhalten anderer Menschen)
Weiner, B. (1985b). An attributional theory of achievement motivation and emotion. Psychological Review, 92, 548-573.
nach Bernard Weiner
Unsere Schlussfolgerungen über die Ursachen von Erfolg und Misserfolg sollten unmittelbaren Einfluss auf künftige Motivationen und Emotionen haben.
→ Lokation,
→ Stabilität (Ursachen stabil oder instabil) und
→ Kontrollierbarkeit
Internal: unkontrollierbar, stabil: Begabung unkontrollierbar, instabil: Konzentrationsvermögen kontrollierbar, stabil: Wissen kontrollierar, instabil: Anstrengung
External:
unkontrollierbar, stabil: Aufgabenschwierigkeit
unkontrollierbar, instabil: Glück oder Zufall
kontrollierbar, stabil: dauerhafte Ressourcen
kontrollierbar, instabil: temporäre Ressourcen
Theorie der korrespondierenden Schlussfolgerung Jones & Davis (1965)
Ziel: Ursachen von beobachteten Handlungen anderer Menschen erschließen
(Attribution: Entwicklung der Erklärung für das Verhalten anderer Menschen)
Jones, E. E., & Davis, K. E. (1965). From acts to dispositions: The attribution process in person perception. In L. Berkowitz (Ed.), Advances in experimental social psychology (Vol. 2, pp. 219-266). New York, NY: Academic Press.
nach Jones & Davis
- Beobachter muss entscheiden, ob der Handelnde die Handlung mit Absicht ausgeführt hat (zufällig => keinen Informationsgehalt).
- Beobachter muss entscheiden, welche Disposition(en) den Handelnden zu der konkreten Handlung veranlasst haben (Vergleich Handlungsmöglichkeiten).
Spezifische Konsequenzen sind solche, die ausschließlich mit einer bestimmten Handlungsalternative, nicht jedoch mit anderen möglichen Handlungen einhergehen (Prinzip der nicht-gemeinsamen Effekte).
Aufschlussreich sind der Theorie nach spezifische Konsequenzen, deren Wert im Allgemeinen als gering oder sogar negativ eingeschätzt wird.
Bsp.: Sich für den Job mit geringerer Bezahlung bei einem Mehr an Arbeit entscheiden.
Kovariationstheorie Kelley (1973) Wie wägen Wahrnehmende unterschiedliche mögliche Ursachen für Verhalten gegeneinander ab, und wie entscheiden sie sich für eine Erklärung?
(Attribution: Entwicklung der Erklärung für das Verhalten anderer Menschen)
Kelley, H. H. (1973). The processes of causal attribution. American Psychologist, 28, 107-128
Attribution Theory
Kelley’s view of the attribution theory assumes that the attributions we make are, for the most part, accurate and logical. In his covariation model, which is also known as his ANOVA Model (Analysis of Variance Model), Kelley suggests that people attribute a behavior to whatever it covaries with, specifically there are three main aspects of his view. 1) Consistency: “Is the behavior consistent across most people in the given situation?” 2) Distinctiveness: “Does the behavior vary across different situations?” and 3) Consensus: “Do most people engage in this behavior in this situation?”.[20] These important components of the attribution process are visually represented in what became known as the “Kelley cube”, in which Persons, Entities, and Time could each be constant or changing, to inform how we make attributions.
nach Harold Kelley
Kausalität wird auf die Person, Entität/Stimulus oder die Situation/ Umstand attribuiert, unab-hängig davon, welcher dieser Faktoren mit der beobachtbaren Wirkung kovariiert. Das Kovariationsprinzip besagt, dass ein be-obachteter Effekt derjenigen Ursache zugeschrie-ben wird (der Person, dem Stimulus oder den Umstände), mit der er über die Zeit hinweg kova-riiert. Das Modell hat Idealcharakter, bei unzureichen-den Informationen erfolgt Rückgriff auf kausale Schemata (= Konfigurationsprinzip). Kausale Schemata (Kausale Schemata: Wissensstrukturen, in denen durch Erfahrung gewonnene abstrakte Annahmen darüber repräsentiert sind, welche Ursachenfaktoren für bestimmte Arten von Ereignissen verantwortlich sind, bzw. wie diese Ursachenfaktoren zusammenspielen umfassen Ergänzungsschema und Schema der multiplen, hinreichenden Ursa-chen. Abstrakte Attributionsprinzipien (Aufwertungs- und Abwertungsprinzip) unterstützen die Schlussfolgerungen.
Konsensusinformation (how do other people behave?)
HIGH: most people behave like this
LOW: not many people behave like this
Konsistenzinformation (does x ever behave like this?)
HIGH: x always behave like this
LOW: x seldom behave like this
Distinktheitsinformation (differs x behavoir in this situation from other situations?)
HIGH: x does not behave like this in other situations
LOW: x does behave like this in other situations
Personenattribution:
Consensus LOW, Consistency HIGH, Distinction LOW
Stimulusattribution:
Consensus HIGH, Consistency HIGH, Distinction HIGH
Umstandsattribution:
Consensus LOW, Consistency LOW, Distinction HIGH
Duales Prozess Modell der Attribution, Gilbert (1988)
(Attribution: Entwicklung der Erklärung für das Verhalten anderer Menschen)
Gilbert, D. T., Pelham, B. W., & Krull, D. S. (1988). On cognitive busyness: When person perceivers meet persons perceived. Journal of Personality and Social Psychology, 54, 733-740
Dual process model of attribution
nach Gilbert, Pelham, Krull
- Bildung einer automatischen Personenattribution
(d.h. vernachlässigen situative externe Faktoren und führen das Verhalten auf in der Person liegende Dispositionen zurück), beeinflusst durch die Erwartungen des Beobachters. - Sind Voraussetzungen gegeben, wird ein kontrollierter Attributionsprozess eingeleitet, in
dem systematisch weitere Informationen zur
Schlussfolgerung herangezogen werden. - prior beliefs
- situative perception
- behavioral expectation
- behavior perception
- dispositional inference > automatically
ATTRIBUTION - situative correction > controlled
Nach dem fünften Schritt wird die ursprüngliche dispositionale Schlussfolgerung ggf. modifiziert oder möglicherweise vollständig durch eine
andere Attribution ersetzt (situationsbezogene Korrektur).
! Merke: Zu einem weiteren Schritt der Informationsverarbeitung kommt es nur, wenn die Person über die nötigen kognitiven Ressourcen
verfügt und sie entsprechend motiviert ist, diese zu verwenden.
Eigenschaftsbasierte Eindrucksbildung, Asch (1946)
(Eindrucksbildung, Der erste Eindruck)
Impression Formation
Asch, S. E. (1946). Forming impressions of personality. Journal of Abnor-mal and Social Psychology, 41, 258-290.
Nach Solomon E. Asch (1946)
ist die Eindrucksbildung ist nicht
das Resultat einfacher Addition wahrgenommener
Merkmale.
Einzelne Merkmale sind abhängig voneinander.
Impression ≠ a+b+c+d+e
Einzelne Merkmale werden von vornherein in Abhängigkeit voneinander, im Kontext ihrer Beziehung zu anderen, gewichtet, interpretiert
und zu einem subjektiven Gesamteindruck integriert.
Zentrale Persönlichkeitsmerkmale haben großen, periphere Persönlichkeitsmerkmale haben geringen Einfluss auf die Eindrucksbildung.
Informations-Integrations-Theorie (IIT), Anderson (1974, 1981)
(Eindrucksbildung, Der erste Eindruck)
Anderson, N. H. (1981). Foundations of Information Integration Theory. London: Academic Press.
nach Norman H. Anderson
Anderson ging von der Unabhängigkeit einzelner
Eigenschaftsmerkmale aus, d.h. → kein
Nachweis von Interaktionseffekte verschiedener
Eigenschaften auf den Gesamteindruck.
Hinweise darauf, dass die Informationen über
bestimmte mathematische Regeln zu einem Gesamtbild gemittelt werden.
Diese mathematischen Gesetzmäßigkeiten werden
auch als „kognitive Algebra“ bezeichnet.
Nach der Informationsintegrationstheorie (IIT)
werden Informationen bestimmten mathematischen
Regeln folgend zu einem Gesamteindruck integriert.
- Jede Information hat einen Wert:
positiver, neutraler oder negativer Einfluss auf
den Eindruck.
- Jede Information hat ein bestimmtes Gewicht, also eine Stärke, mit dem sich diese Bewertung auf die Eindrucksbildung auswirkt.
→ Weiterentwicklung im Weight Average Modell.
Weight Average Modell, Himmelfarb (1973)
Himmelfarb, S. (1973). General Test of a Differential Weighted Averaging Model of Impression Formation. Journal of Experimental Social Psy-chology, 9, 379-390
nach S. Himmelfarb
Mathematisches Modell, das genau den Prozess
der Integration der Informationen zu erklären
versucht; es stellt also den nächsten Schritt in
Andersons Überlegungen der IIT dar, weil es beschreibt, wie sich der Gesamteindruck bildet
Gemäß dem Weight Average Modell gehen einzelne Attribute unterschiedlich stark in die Eindrucksbildung ein.
Der Gesamteindruck ergibt sich aus gemittelten Attributwerten.
Durch Zugabe neutraler Eigenschaften wird, je nach Kombination, der Gesamteindruck
entweder verbessert oder verschlechtert.
Kategoriebasierte Eindrucksbildung, Brewer (1988)
Implizite Persönlichkeitstheorien beziehen Motive, Bedürfnisse, Ziele mit ein
Brewer, M. B. (1988). A Dual Process Model of Impression Formation. In T. K. Srull, & R. S. Wyer (Eds.), Advances in Social Cognition, Volume I, A Dual Process Model of Impression Formation. Hillsdale: Erlbaum.
nach Marylinn Brewer
Sie entwickelte auf der Basis von Anderson und
Asch ein duales Prozessmodell der Eindrucks-bildung.
Statt eines Kontinuums der Verarbeitung, wie bei
Fiske und Neuberg, gibt es zwei distinkte Modi
(daher höherer empirischer Bezug).
Unterschiede zwischen Individualisierung und
Personalisierung:
Bsp.: „Lisa ist Krankenschwester.“
→ Bei Individualisierung dient Kategorie
Krankenschwester als Referenzpunkt.
Informationssuche nach kategoriekonformen
Merkmalen der Person.
→ Bei personalisierter Wahrnehmung ist
„Krankenschwester sein“ ein Attribut von vielen. Informationssuche erfolgt kategorielos und in alle Richtungen
- Identifizierung: automatische Merkmals-wahrnehmung: Eindrucksbildung beginnt mit einer initialen Identifizierung der Zielperson (ZP). Bestimmte Merkmale werden automatisch
wahrgenommen (z.B. Geschlecht, äußere Erscheinung). Z.B. Nurse, Frau… - Hat die ZP Relevanz erfolgt die kontrollierte Verarbeitung auf zwei Wegen:
a. Personalisierte Wahrnehmung:
persönliche Bedeutung → personalisierte Wahrnehmung: Informationssuche läuft kategorielos in alle Richtungen → Wahrnehmung als Individuum. Lisa: Krankenschwester, sportlich, attraktiv…
b. Kategorisierte Wahrnehmung:
keine persönliche Bedeutung → Kategorisierung mittels visuell repräsentierten Prototypen, die bei
fehlender Passung durch Subtypisierung
korrigiert werden. → Individualisierung (mittels Suche nach kategoriekonformen Merkmalen).
Abgrenzung der Kategoriebasierten Ein-drucksbildung von Brewer zum Kontinuum-Modell Fiske/Neuberg
Beide Modelle sind duale Prozessmodelle, die grundsätzlich davon ausgehen, dass die Verarbei-tung mit der Kategorisierung beginnt.
Während Brewer bereits bei Involviertheit der eigenen Person annimmt, dass direkt eine Personalisierung erfolgt, erfolgt diese Betrachtung im Kontinuum-Modell erst am Ende des Verarbeitungsprozesses (Schritt-für-Schritt).
Fiske und Neuberg gehen von einem Kontinuum der Verarbeitung aus, das von kategorienbasierter Wahrnehmung nur dann zu individualisierter übergeht, wenn Ziele und Selbstbezug es notwendig machen. Ansonsten stoppt der Prozess in einem früheren Stadium und gewährleistet so ökonomisches Haushalten mit den kognitiven Kapazitäten.
Parallel Constraint Satisfactory Theory, Kunda/ Thagard
Konnektionistisches Modell
Kunda, Z., & Thagard, P. (1996). Forming Impressions From Stereotypes, Traits, and Behaviors: A Parallel-Constraint-Satisfaction Theory. Psy-chological Review, 103 (2), 284-308.
nach Kunde & Thagard
Stereotype, Eigenschaften und Verhaltensweisen sind in konnektionistischen Netzwerken als Knotenpunkte miteinander verbunden.
! Merke: In Kunda und Thagards Modell kommen Stereotypen und Kategorien keine andere Rolle zu als Eigenschaften oder Verhalten (Abgrenzung zu den Modellen von Brewer und Fiske und Neuberg)
Die Wahrnehmung einer Zielperson aktiviert entsprechende Knotenpunkte → parallele Informationsverarbeitung.
Die Aktivierung breitet sich aus und wirkt entweder hemmend oder fördernd und erst nach Aktivierung greift Beobachter auf Gedächtnisinhalte zurück. Die Eindrucksbildung beruht auf bereits bestehenden Verknüpfungen, die durch Vorerfahrung entstanden sind.
Reaktanztheorie (Hard-to-get Effekt)
Unterpersonale Beziehungen
reactance theory (Brehm)
Reaktanz als einen aversiven Zustand, der durch Einschränkung der Freiheit einer Person zustande kommt, zwischen wichtigen Verhaltensalternativen auswählen zu können; dies führt wiederrum zu einer Motivationstendenz, die eingeschränkte Freiheit wiederherzustellen.
Gemäß der Reaktanztheorie halten Menschen in einer Situation (wie bei Shakespeare) als Reaktion auf ein Verbot oder Hindernis an ihrem Verhalten mit besonderem Nachdruck fest.
Effekt beeinflusst die behaviorale, kognitive und emotionale Ebene.
Austausch- und Interdependenztheorien,
Thibaut, Kelley, Blau u.a. (Beziehungstypen)
Interpersonale Beziehungen
Thibaut, J. W., & Kelley, H. H. (1959). The social psychology of groups. New York: Wiley.
Intedependence Theory
nach Thibaut, Kelley, Blau
Sie gehen davon aus, dass Menschen soziale Beziehungen aufbauen, weil sie im Hinblick auf ihre
Bedürfnisbefriedigung wechselseitig voneinander
abhängig sind.
Interpersonale Beziehungen dienen dem Austausch
individuell benötigter materieller, sozialer
oder psychologischer Ressourcen.
Ob Personen eine Beziehung aufnehmen, aufrechterhalten oder abbrechen, hängt vom Verhältnis der wahrgenommenen Nutzen und
Kosten ab.
Resultat liegt über dem erwarteten Ergebnis der
besten Beziehungsalternative +
Wahrgenommener Nutzen (Bedürfnisbefriedigung)
übersteigt die Kosten (eigene Investitionen) =
Beziehungen werden aufgenommen oder
fortgesetzt.
Austausch- und Gemeinschaftsbeziehungen, z.B. Clark & Mills (1993)
Interpersonale Beziehungen
Clark, M. S., & Mills, J. (1993). The difference between communal and ex-change relationships: What it is and is not. Personality and Social Psychology Bulletin, 19, 684-691.
nach Clark u. Mills
Interpersonale Beziehungen unterscheiden sich
bezüglich der Normen oder Prinzipien, nach denen
das wechselseitige Geben und Nehmen von
Ressourcen erfolgt
a) Austauschbeziehungen („exchange relationships“)
• Geben und Nehmen orientiert sich am Gleichheitsprinzip.
• Interesse am Ausgleich von Kosten und Nutzen.
• Beispiele: Beziehungen zwischen Fremden, Arbeitskollegen, Nachbarn oder Bekannten
b) Gemeinschaftsbeziehungen („communal relationships)
• Geben und Nehmen orientiert sich am Bedürfnisprinzip.
• Interesse am Wohlergehen des Anderen (bei Intensivierung der emotionalen Bindung).
• Beispiele: enge Familienbeziehungen,
Liebesbeziehungen, Freundschaften.
Beziehungsschemata, Baldwin (1992)
Unterpersonale Beziehungen
Baldwin, M. W. (1992). Relational schemas and the processing of social information. Psychological Bulletin, 112, 461-484.
nach Baldwin
Eindrücke über und Erfahrungen mit der anderen
Person bilden den Kern für sogenannte Beziehungsschemata, die drei Komponenten beinhalten.
→ Beziehungsschemata helfen, das eigene
Verhalten auf den Interaktionspartner abzustimmen
und Vorhersagen über den wahrscheinlichen
Ausgang einer Interaktion zu machen.
- Selbst-Schema
das das Selbst in der betreffenden Interaktion oder
Beziehung betrifft (wie man sich selbst wahrnimmt
oder in der Situation erlebt) - Partner-Schema
das die Eigenschaften des Beziehungspartners
beschreibt - Skript
das die erwartete Abfolge von Interaktions-sequenzen enthält, die auf Grundlage von Interaktionen mit dieser Person in der Vergangenheit angelegt wurde
Klassifikationssystem der Liebe, Lee (1973)
Liebe
Lee, J. A. (1973). The Colours of Love: An Exploration of the Ways of Lov-ing. Don Mills: New Press
nach Lee
Ein verbreitetes Klassifikationssystem der Liebe
wurde von John Alan Lee vorgeschlagen (1973;
Analyse von romantischer Prosa, Interviewverfahren)
Nach Lee lassen sich drei primäre Liebes-Stile unterscheiden:
- Eros (leidenschaftlicher, erotischer Stil)
- Ludus (Liebe als Spiel)
- Storge (kameradschaftlicher, ruhiger Stil)
Aus den Primär-Stile ergeben sich drei sekundäre Stile:
- Pragma: pragmatischer, kühl
- Agape: aufopfernd
- Mania: intensiv, schmerzhaft
Dreieck der Liebe, Sternberg (1986, 1987)
Liebe
Sternberg, R. J. (1986). A triangular theory of love. Psychological Review, 93, 119-135.
nach Sternberg
Varianten von Liebe können durch unterschiedliche
Kombination dreier basaler Komponenten erklärt werden.
- Intimität (warme Komponente) steht für Zuneigung, Wohlwollen und Verbundenheit
- Leidenschaft (heiße Komponente) als Motor für Romantik, physische Anziehung und sex.
Handlungen.
- Bindungskomponente (kalte Komponente)
entspricht der kognitiven Entscheidung, eine
andere Person zu lieben und der langfristigen
Festlegung auf Beziehung.
Übersicht über die resultierenden acht
Varianten der Liebe (non-love nicht dargestellt):
1. Intimität (mögen, nur Intimität)
2. Kameradschaftliche Liebe (Intimität+Verbindlichkeit)
3. Verbindlichkeit (leere Liebe, nur Verbindlichkeit)
4. Einfältige Liebe (Leidenschaft+Verbindlichkeit)
5. Leidenschaft (Vernarrtheit, nur Leidenschaft)
6. Romantische Liebe (Intimität+Leidenschaft)
7. Vollzogene Liebe (Intimität+Leidenschaft+Verbindlichkeit)
Es ist zu beachten, dass es sich bei diesen Varianten um Idealtypen handelt. In der Realität basieren Liebesbeziehungen nicht selten auf
Mischformen, da die Komponenten dieses Modells unterschiedlich stark ausgeprägt sein können
Investitionsmodell, Rusbult (2001)
Stabilität von Beziehungen
Rusbult, C. E., & Buunk, B. P. (1993). Commitment processes in close relationships: An interdependence analysis. Journal of Social and Personal Relationships (Special issue: Relational maintenance), 10, 175-204.
nach Rusbult
Das Modell beruht auf einer Erweiterung klassischer austauschtheoretischer Überlegungen. Im Mittelpunkt des Modells steht das Konzept des
„Commitment“ gegenüber einer bestehenden
Beziehung.
Commitment bedeutet die innere Festlegung auf
eine Beziehung:
→ Absicht, die Beziehung aufrechtzuerhalten
(Verhaltenskomponente),
→ Gefühl der affektiven Bindung an die Beziehung
(emotionale Komponente)
→ Orientierung, sich und den Beziehungspartner
auch künftig als Paar zu sehen (kognitive
Komponente).
Rusbult zufolge hängt die Stärke des Commitment von drei unabhängigen Faktoren ab.
Hohe Investitionen und eine Vielzahl an gemeinsamen Ressourcen erhöhen das Commitment gegenüber der Beziehung unabhängig von der Höhe der Zufriedenheit oder der Qualität der Ressourcen, da sie die Kosten des Beendens der Beziehung steigern.
Satisfacton Level / Zufriedenheit + Quality of Alternatives / Alternativen + Investment Size / Investitionen = Commitment Level / innere Festlegung > Beständigkeit der Beziehung
Selbstwahrnehmungstheorie, Bem (1972)
Quelle selbstbezogenen Wissens, Selbst und Identität
Bem, D. J. (1972). Self-perception-theory. In L. Berkowitz (Ed.), Advances in Experimental Social Psychology (Vol. 6, pp. 1-62). New York: Aca-demic Press.
nach Bem
Sie postuliert, dass Menschen nicht nur in sich
„hineinsehen“, um Wissen über sich selbst zu
erwerben, sondern dass sie unter bestimmten
Umständen auch ihr eigenes Verhalten als
Informationsquellen für ihre Eigenschaften,
Einstellungen etc. heranziehen.
Vgl. Attributionstheorien: So wie wir aus dem Verhalten anderer auf deren Einstellung schließen, schließen wir aus unserem eigenen Verhalten auf unsere Einstellung – sofern keine externen, situationalen Ursachen vorliegen!
Alternativerklärung zur kognitiven Dissonanz Festingers (1957): Sie kommt mit weniger Annahmen aus und vermag trotzdem dieselben
Phänomene zu erklären!
Looking-glass-Self, Cooley (1902)
Quelle selbstbezogenen Wissens, Selbst und Identität
Cooley, C. H. (1902). Human nature and the social order. New York, NY: Charles Scribner’s Sons
nach Cooley
Menschen bilden ihre Vorstellungen über sich
selbst, indem sie sich in ihre sozialen Interaktionspartner hineinversetzen und ihre eigene Person aus deren Sicht definieren und bewerten. Der Theorie zur Folge bedarf es hierzu zwingend eines sozialen Interaktionspartners.
Einen wichtigen Anhaltspunkt für die vermuteten
Einschätzungen der eigenen Person durch soziale
Interaktionspartner liefern deren Reaktionen
gegenüber der eigenen Person:
Soziale Interaktionen fungieren wie ein sozialer
Spiegel, der das Bild der eigenen Person reflektiert.
Cooley (1902) hat für diesen Zusammenhang die Metapher des „looking-glass self“ (d.h. das Spiegel-Selbst) geprägt
Symbolischer Interaktionismus, Mead (1934)
Quelle selbstbezogenen Wissens, Selbst und Identität
Mead, G. H. (1934). Mind, self, and society. Chicago: University of Chicago Press.
nach George H. Mead
Grundgedanken: Die Bedeutung von sozialen
Objekten, Situationen und Beziehungen wird im
symbolisch vermittelten Prozess der Interaktion/
Kommunikation hervorgebracht.
Anders als bei Cooley bedarf es keinen tatsächlichen Interaktionspartners, der als Spiegel für die eigene Person fungiert.
Es für die Selbsterkenntnis ausreichend, sich selbst aus den Augeneines „generalisierten Anderen“ zu betrachten – einer abstraktenInstanz, die die Vorstellungen und Normen der Gesellschaft
repräsentiert.
Theorie sozialer Vergleichsprozesse, Festinger (1954)
Quelle selbstbezogenen Wissens, Selbst und Identität
Festinger, L. (1954). A theory of social comparison processes. Human Re-lations, 7, 117-140.
nach Leon Festinger
Basiert auf der Prämisse, dass Menschen ein
Bedürfnis danach haben, die Gültigkeit und Akkuratheit ihrer Wahrnehmungen, Einstellungen,
Gefühle etc. zu überprüfen.
Menschen vergleichen sich v.a. dann mit anderen
bezüglich ihrer individuellen Eigenschaften oder
Fähigkeiten, wenn keine objektiven (z.B. physikalischen) Maßstäbe existieren, an denen sie sich orientieren können, und sie selbst unsicher sind, wie hoch (gering) die individuellen Eigenschaften und Fähigkeiten auf dem jeweiligen Gebiet ausgeprägt sind.
Vergleich werden insbesondere mit Menschen angetrebt, die der Person hinsichtlich bestimmter kritischer Attribute ähnlich sind (z.B. Sportlichkeit).
→ Ziel eigene Fertigkeiten/ Fähigkeiten zu verbessern, verstärkt aufwärtsgerichtete Vergleiche (Wie kann ich mich steigern?).
→ Ziel das eigene Selbstwertgefühl zu stützen oder auszubauen, Tendenz sich bezüglich derLeistungen / Eigenschaften mit Personen zu vergleichen, die schlechter sind als man selbst, d.h. abwärtsgerichtete Vergleiche.
Theorie der sozialen Identität bzw. Selbstkategorisierungstheorie, Tajfel & Turner (1986)
Inklusivitätsgrad des Selbst
Tajfel, H., & Turner, J. C. (1986). The social identity theory of intergroup behavior. In S. Worchel & W. G. Austin (Eds.), Psychology of inter-group relations (pp. 7-24). Chicago: Nelson-Hall Publishers.
nach Tafel & Turner
Die soziale Identität basiert (relativ zur personalen Identität) auf einer inklusiveren Selbstdefinition, da die Mitglieder einer Gruppe/sozialen Kategorie, zu der die Person gehört(Eigengruppe oder „Selbst-Kategorie“), in die Selbstdefinition eingeschlossen werden („Wir Psychologen“, „Wir Deutschen“ etc.).
Unterscheide zwei (idealtypische) Varianten der Selbstdefinition:
1. = Selbstdefinition als einzigartiges unverwechselbares Individuum, das auf einer interpersonalen(-gruppalen) Differenzierung
auf der Basis individueller Merkmale beruht
(„ich“ vs. „du“).
2. = Selbstdefinition als austauschbares Gruppen-mitglied, das aus einer intergruppalen Differenzierung zwischen Eigen- und Fremdgruppe
auf der Basis gruppentypischer Merkmale resultiert („wir“ vs. „die“).
Wann und welche soziale Identität erlebens- und verhaltensrelevant wird, hängt
a. von der sozial-kontextuellen Passung und
b. der Bereitschaft ab, eine entsprechende Identität zu übernehmen.
Selbstaufmerksamkeitstheorie, Duval und Wicklund
Selbst in Aktion - Selbstaufmerksamkeit
Duval, S., & Wicklund, R. A. (1972). A theory of objective self-awareness. New York: Academic Press.
nach Duval & Wicklund
Selbstaufmerksamkeit ist ein psychologischer
Zustand, bei dem man selbst zum Gegenstand
seiner Aufmerksamkeit wird.
Die daraus resultierenden Konsequenzen für das
Erleben und Verhalten sind zentraler Gegenstand
der Theorie der objektiven Selbstaufmerksamkeit.
Unter objektiver Selbstaufmerksamkeit versteht
man den Zustand, in dem die eigene Person das
Objekt der eigenen Aufmerksamkeit ist.
Das Ausmaß der Selbstaufmerksamkeit ist sehr
unterschiedlich => dispositionelle Selbstaufmerksamkeit.
Menschliche Aufmerksamkeit einer Person kann
a) nach außen (die Umwelt)
b) nach innen (das Selbst) gerichtet sein.
Der Zustand der Selbstaufmerksamkeit erhöht
die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen negative
Diskrepanzen zwischen ihrem Selbst und
bestimmten Idealen und Standards entdecken.
Die Wahrnehmung dieser negativen Diskrepanzen sollte zu unangenehmen Emotionen und Selbstwertbedrohung führen.
Gegenstrategien: Verminderung der Selbstaufmerksamkeit oder der negativen Diskrepanz (Erreichen von Idealen).
Liegt eine positive Diskrepanz vor, entstehen positive Gefühle und ein gesteigertes Selbstwertgefühl.
Theorie der Selbstüberwachung, Snyder (1974)
Selbst in Aktion - Selbstaufmerksamkeit
Snyder, M. (1974). The self-monitoring of expressive behavior. Journal of Personality and Social Psychology, 30, 526-537.
nach Snyder
Menschen unterscheiden sich, wie wichtig ihnen der Eindruck ist, den sich Anderen von ihnen ma-chen.
Die Self-Monitoring Scale enthält insgesamt 25 Items.
Niedriges Self-Monitoring impliziert hohe Konsis-tenz von Einstellungen und Verhalten.
→ Personen mit einer hohen Tendenz zur Selbstüberwachung orientieren sich in sozialen Situationen an äußeren Hinweisreizen (= günstigen Eindruck auf ihre Interaktionspartner).
→ Personen mit geringer Selbstüberwachungs-tendenz orientieren sich an inneren Reizen bzw. Einstellungen etc., die sie selbst in der gegebenen sozialen Situation als relevant erachten.
Selbstdiskrepanztheorie, Higgins (1987)
Ähnlichkeit zur Selbst-aufmerksamkeitstheorie
Selbstregulation
Higgins, E. T. (1987). Self-discrepancy: A theory relating self and affect. Psychological Review, 94, 319-340.
nach Higgins
Sie befasst sich mit der Rolle wahrgenommener Diskrepanzen zwischen dem tatsächlichen Selbst und bestimmten Standards für die Verhaltensregulation.
Das ideale und das geforderte Selbst dienen als Vergleichsstandards für das aktuelle Selbst.
Menschen sind bestrebt, das aktuelle Selbst sowohl mit dem idealen als auch dem geforderten Selbst in Einklang zu bringen.
Unterscheidung zwischen drei Selbstbildvarianten:
a) das aktuelle Selbst (wie man gegenwärtig ist),
b) das ideale Selbst (wie man gerne sein möchte),
c) das geforderte Selbst (wie man sein sollte).
Diskrepanzen
→ zwischen aktuellem und idealem Selbst signalisieren das Ausbleiben positiver Ergebnisse, was Gefühle wie Unzufriedenheit auslösen sollte.
→ zwischen aktuellem und gefordertem Selbst signalisieren das Eintreten negativer Konsequenzen (z.B. Strafe), was Gefühle wie Angst oder Unruhe bewirken sollte.
Theorie des regulatorischen Fokus, Higgins
Selbstregulation
Higgins, E. T. (1999). Promotion and prevention as a motivational duality: Implications for evaluative processes. In S. Chaiken & Trope Y., Dual-process theories in social psychology (pp. 503-525). New York: Guilford Press.
nach Higgins
Erweiterung der Perspektive der Selbstdiskrepanztheorie. Sie hat einen weiteren Gültigkeitsbereich, da Selbstdiskrepanzen zwar als wichtige, aber nicht als einzige Determinanten für die beiden unterschiedlichen motivationalen Orientierungen angesehen werden.
Unterscheidung zwischen zwei motivationalen Orientierungen:
→ Promotionsfokus: „Vorankommen“ → Wünsche und Ideale sind angestrebt.
→ Präventionsfokus : „Vermeidung“ → Ziele werden durch wahrgenommene Verpflichtungen definiert
Modell der Selbstwerterhaltung, Tesser (1988)
Betont die Rolle von sozialen Vergleichsprozessen für die Regulation des Selbstwertgefühls
Selbstwerterhöhung
Tesser, A. (1988). Toward a self-evaluation maintenance model of social behavior. In L. Berkowitz (Ed.), Advances in experimental social psy-chology (Vol. 21, pp. 181-227). San Diego: Academic Press.
Wenn man sich bezüglich einer Leistung mit anderen vergleicht, kann dies sowohl zur Selbstwertsteigerung als auch zur Selbstwert-minderung führen.
Welche Konsequenzen eintreten, ist u.a.
- von der eigenen Leistung relativ zur Leistung der anderen Person,
- von der persönlichen Relevanz der Ver-gleichsdimension und
- von der sozialen Nähe zur Vergleichsperson
abhängig.
Wenn man von einem engen Freund übertroffen wird, der für die eigene Selbstdefinition von hoher Relevanz ist, sollte dies eher zu einer Bedrohung des Selbstwertgefühls führen, als wenn man von einer fremden Person übertroffen wird.
Strategien, um das Selbstwertgefühl aufrechtzuerhalten:
1. versuchen, ihre eigene Leistung zu verbessern
2. sich von dem Freund zu distanzieren
3. die subjektive Bedeutung der Vergleichsdimension abwerten. (oder in andere Vergleichsdimension wechseln, wo sie besser ab-schneiden.)
Ist die Vergleichsdimension, auf welcher der Freund besser abschneidet, für die Selbstdefinition nicht relevant, dann führt die Nähe zu dieser Person nicht zur Selbstbedrohung. Im Gegenteil: Die Nähe zu einer erfolgreichen Person birgt sogar das Potenzial zu einer Steigerung des Selbstwertgefühls in sich, weil man sich im Glanze der anderen Person sonnen kann.
Theorie des überlegten Handelns, Ajzen, Fishbein (1980)
Einstellungs-Verhaltenszusammenhang, Einstellungen
Ajzen, I., & Fishbein, M. (1977). Attitude-behavior relations: A theoretical analysis and review of empirical research. Psychological Bulletin, 84, 888-918.
Ajzen, I., & Fishbein, M. (1980). Understanding attitudes and predicting social behavior. Englewood Cliffs, NJ: Prentice-Hall.
nach Ajzen, Fishbein
Modell geht davon aus, dass die unmittelbare psychologische Determinante des Verhaltens die Verhaltensabsicht (oder -intention) ist.
Das Verhalten resultiert aus der Einstellung ge-genüber dem Verhalten und der subjektiv wahr-genommenen Norm.
Einstellung gegenüber dem Verhalten resultiert aus
1. eingeschätzter Auftretenswahrscheinlichkeit bestimmter Verhaltenskonsequenzen und
2. Bewertung dieser Verhaltenskonsequenz.
Für jede Konsequenz wird das Produkt aus Erwartung und Wert gebildet, diese Produkte werden dann zu einem Wert aufsummiert, der die Einstellung der Person modelliert.
Subjektive Norm wird durch zwei Faktoren bestimmt:
1. durch die wahrgenommenen normativen Erwartungen signifikanter Anderer (Partner, Familie, etc.) bezüglich des Verhaltens
2. durch die Motivation diesen Erwartungen zu entsprechen.
Zur Modellierung der subjektiven Normen werden die subjektiven Einschätzungen dieser beiden Komponenten multiplikativ miteinander verknüpft und aufsummiert.
Theorie des geplanten Handelns, Ajzen, Madden (1986)
Weiterentwicklung der Theorie des überlegten Handelns.
Einstellungs-Verhaltenszusammenhang, Einstellungen
Ajzen, I., & Madden, T. J. (1991). Prediction of goal-directed behavior: Attitudes, intentions, and perceived behavioral control. Journal of Experi-mental Social Psychology, 22, 453-474.
nach Ajzen, Madden
Modell geht ebenfalls davon aus, dass die unmit-telbare psychologische Determinante des Verhal-tens die Verhaltensabsicht (oder -intention) ist.
Die Theorie wird um die Verhaltenskontrolle erweitert, d.h. die Wahrnehmung einer Person, dass sie über die erforderlichen Fähigkeiten und Ressourcen verfügt, um ein bestimmtes Verhalten ausführen zu können.
Die Verhaltenskontrolle kann das Verhalten auf zwei Arten beeinflussen:
- Absicht ein Verhalten auszuführen, kann durch die Erwartung gestärkt werden, dass man Verhalten tatsächlich ausüben kann.
- Wahrgenommene Verhaltenskontrolle kann sich auch direkt auf die Ausführung bzw. Nicht-Ausführung des Verhaltens auswirken.
Motivation and Opportunity as Determinants Modell (MODE-Modell), Fazio (1990)
Einstellungs-Verhaltenszusammenhang, Einstellungen
Fazio, R. H. (1990): Multiple Processes by which Attitudes Guide Behav-ior: The MODE-Model as an Integrative Framework. In M. P. Zanna (Ed.), Advances in experimental social psychology (Vol. 23, pp. 55–109). San Diego, CA: Academic Press.
nach Fazio
Duales Prozessmodell, das zu erklären versucht, wann ein Akteur dem einen oder dem anderen Modus folgt und in welcher Situation er sich nach dem Konsistenzmodell, der Theorie des geplanten Verhaltens oder einer spontanen Reaktion verhält.
Wenn Menschen die Motivation oder Gelegenheit zur systematischen Handlungsplanung fehlt und sie daher eher spontane Verhaltensentscheidungen treffen, lassen sie sich in ihren Entscheidungen entweder durch
- situative Reize oder
- leicht zugängliche (oder starke) Einstellungen
leiten.
Abgrenzung zu Fishbein/Ajzen:
Bei dem Konzept der leicht zugänglichen Einstel-lung hängt die Bedeutung von Einstellung mit spontanem Handeln zusammen:
→ Einstellung fungiert als eine chronisch ver-fügbare bzw. situativ geprimte Bewertung, die intuitiv und schnell eine Orientierung und Handeln ermöglicht.
Fishbein und Ajzen rekurrieren auf eine
→ bewusste, langsame und präzise Auseinan-dersetzung mit der Auftretenswahrscheinlichkeit bestimmter Verhaltenskonsequenzen und
→ Bewertung dieser Verhaltenskonsequenzen, die dem geplanten Handeln vorangeht.
attitude activation > selective perception > immediate perception of the attitude object > (norms > definition of the situation >) definition of the event > behavior
Die Einstellungen üben Einfluss aus auf
- spontane Aktionen: momentane Auffassung des Individuums ist maßgebend
- bewusste Prozesse: Kosten-Nutzen-Analyse eines bestimmten Verhaltens
Motivation und Möglichkeit, etwas zu tun, bestimmen, ob der Prozess eher spontaner oder überlegter Natur ist.
Gegeben sein muss
- Motivation, damit die Verarbeitung die Aufmerksamkeit auf sich zieht
- Möglichkeit in Form von Zeit und Mitteln.
Modell der Elaborationswahrscheinlichkeiten, Petty, Cacioppo (1986)
Einstellungsänderung durch Persuasion
Petty, R. E., & Cacioppo, J. T. (1986). Communication and persuasion: Central and peripheral route to attitude change. New York: Springer.
Petty, R. E., Cacioppo, J. T., & Goldmann, R. (1981). Personal involve-ment as a determinant of argument-based persuasion. Journal of Per-sonality and Social Psychology, 41, 847-855.
Elaboration-likelihood-model
nach Petty & Cacioppo
Eine grundlegende Annahme des Modells der Elaborationswahrscheinlichkeit ist, dass Einstel-lungsänderung über zwei unterschiedliche Wege oder Routen erfolgen kann, die jeweils mit einer unterschiedlichen Verarbeitungstiefe der thematisch relevanten Argumente verbunden sind.
Ob die zentrale oder die periphere Route der Informationsverarbeitung beschritten wird, hängt laut Petty und Cacioppo (1986) v.a. ab von der
- Motivation und
- Kapazität des Zuhörers
Zentrale Route
Einstellungsänderung erfolgt aufgrund einer intensiven kognitiven Auseinandersetzung des Empfängers mit der an ihn gerichteten Botschaft
↓
Methoden: systematisches Nachdenken, Erinnern von Vorinformationen, etc.
↓
→anhaltende und relativ änderungsresistente Ein-stellungsänderung
Periphere Route
Einstellungsänderung (-bildung) erfolgt ohne allzu großen kognitiven Aufwand bzw. auf der Basis von Prozessen, die relativ unabhängig von der Qualität der dargebotenen Argumente wirken
↓
Methoden: Anwenden von Heuristiken (Attraktivitäts-, Expertenheuristik, Länge der Nachricht)
↓
→fragil und anfällig für neue Überzeugungsversu-che
Die zentrale Route ist mit erheblichem kognitivem Aufwand verbunden, sie sollte nur beschritten werden, wenn sowohl die Kapazität als auch die Motivation zur genauen Informationsverarbeitung vorhanden sind.
→ Faktor, der die Verarbeitungskapazität beeinträchtigt, ist Ablenkung.
→ Einflussreichste Determinante der Verarbeitungsmotivation ist die persönliche Relevanz der kommunikativen Botschaft.
→ Andere Faktoren, die im Hinblick auf die Motivation eine Rolle spielen, sind die Stimmung und das individuelle Kognitionsbedürfnis (Bereitschaft zum Nachdenken).
Theorie der Verwandtenselektion und Konzept der Gesamtfitness, Hamilton, Meyer u.a.
Prosoziales Verhalten, Helfen, Altruismus (Evolutionäre Grundlagen)
Hamilton, D. L., & Zanna, M. P. (1972). Differential weighting of favorable and unfavorable attributes in impressions of personality. Journal of Experimental Research in Personality, 6, 204-212.
Hamilton, W. D. (1964). The genetic evolution of social behaviour. Journal of Theoretical Biology, 7, 1-52.
inclusive fitness
nach Hamilton, Meyer
Im Zentrum der theoretischen Überlegungen steht die Annahme, dass die natürliche Selektion insbesondere die Evolution von prosozialem Verhalten gegenüber genetisch Verwandten gefördert hat, weil dieses Verhalten den indirekten Reproduktionserfolg eines Individuums erhöht.
Die Theorie leitet sich aus dem Konzept der Ge-samtfitness ab.
Hilfeverhalten und Altruismus gegenüber Ver-wandten steigert die Gesamtfitness eines Individuums.
Gesamtfitness („inclusive fitness“): Der Fortpflanzungserfolg eines Individuums, der sich aus der Addition zweier Maße ergibt:
a) der direkten Fitness, d.h., der Anzahl der Gene, die durch eigene Reproduktion (direkte eigene Nachkommen) in die nächste Generation weitergegeben werden,
b) der indirekten Fitness, der Anzahl der eigenen Gene, die über Verwandte an die nächste Generation weitergegeben werden.
Theorie des reziproken Altruismus, Trivers (1971)
Prosoziales Verhalten, Helfen, Altruismus
Trivers, R. (1971). The evolution of reciprocal altruism. Quarterly Review of Biology, 46, 35-57.
nach Trivers
Menschen helfen auch Personen, mit denen sie nicht genetisch verwandt sind.
Die Theorie des reziproken Altruismus postuliert, dass die natürliche Selektion die Evolution von Hilfeverhalten begünstigt hat, das auf dem Prinzip der Wechselseitigkeit beruht.
= Reziprozitätsnorm: Demnach steht jeder Emp-fänger einer Gefälligkeit unter dem Druck, diese zu erwidern. Dabei muss die ursprüngliche Gefäl-ligkeit, die es zu erwidern gilt, weder erbeten noch willkommen sein. Zudem besteht der Druck der Reziprozitätsnorm unabhängig von der Sympathie, die der Empfänger der Gefälligkeit der anderen Person entgegenbringt. In aller Regel wird bei der Erwiderung der Wert der ursprünglichen Gefälligkeit eher über- als unterschritten.
Altruismus wird im Rahmen dieser Theorie im biologischen Sinne verstanden, d.h., als ein Verhalten, das mit Fitnesskosten für den Helfer und Fitnessvorteilen für den Rezipienten verbunden ist.
- Unterstützung von Nichtverwandten bringt zunächst Fitnesskosten mit sich.
- Wenn garantiert ist, dass diese Unterstützung vom Rezipienten zu einem späteren Zeitpunkt durch eine Verhaltensweise erwidert wird, deren Wert die eigenen Investitionskosten übersteigt, dann resultiert aus der ursprünglichen Investition ein Fitnessvorteil für das Individuum.
Modell zu den Kosten des Helfens, Piliavin, Dovidio, Gaertner, Clark (1981)
Prosoziales Verhalten, Helfen, Altruismus
Kosten-Nutzen-Analyse
Piliavin, J. A., Dovidio, J. F., Gaertner, S. L., & Clark, R. D. III (1981). Emergency intervention. New York. Academic Press.
Piliavin, Dovido, Gaertner, Clark
Das schematisch dargestellte Modell beschreibt, welche Verhaltensreaktionen von einem potenzi-ellen Helfer in Abhängigkeit von
(1) den antizipierten Kosten des Helfens
(2) den antizipierten Kosten des Nicht-Helfens andererseits
zu erwarten sind.
a) Kosten des Nichthelfend LOW, Kosten des Helfens LOW > Hilfeverhalten variiert abhängig von persönlichen Normen
b) Kosten des Nichthelfens HIGH, Kosten des Helfens LOW > Direkte Hilfe
c) Kosten des Nichthelfens LOW, Kosten des Helfens HIGH > Situation verlassen, ignorieren, verleugnen
d) Kosten des Nichthelfens HIGH, Kosten des Helfens HIGH > indirekte Hilfe oder Rein-terpretation der Situation
→ Diesem Modell zufolge ist direktes Hilfeverhalten unter Bedingungen zu erwarten, in denen die wahrgenommenen Kosten des Helfens gering sind, während gleichzeitig hohe Kosten durch das Nicht-Helfen antizipiert werden.
→ Im umgekehrten Fall ist direktes Hilfeverhalten hingegen am unwahrscheinlichsten und es ist mit „Ausweichstrategien“ zu rechnen.
Negative-State-Relief-Modell, Cialdini, Kenrick, Baumann (1982)
Prosoziales Verhalten, Helfen, Altruismus
Abbau negativer Gefühlszustände
Cialdini, R. B., Kenrick, D. T., & Baumann, D. J. (1982). Effects of mood on prosocial behavior in children and adults. In N. Eisenberg (Ed.),
nach Cialdini, Kenrick, Baumann
Kerngedanke dieses Modells ist, dass negativ empfundene Gefühlszustände die Motivation auslösen, diese Gefühle zu reduzieren, um damit das eigene Wohlbefinden wiederherzustellen.
Durch Sozialisations- und Lernprozesse haben Menschen gelernt, dass eine Möglichkeit, dieses Ziel zu erreichen, darin besteht, die Notlage der hilfsbedürftigen Person zu verbessern.
Menschen helfen, um eigene negative Gefühle abzubauen.
Wichtige Implikation: Hilfeverhalten ist lediglich eine Möglichkeit unter vielen, die eigenen Gefühle zu regulieren. Andere Verhaltensweisen können diesen Zweck genauso gut erfüllen.
Bsp.: Wenn ein alternatives Ereignis den negativen Gefühlszustand einer Person verbessert, bevor sie die Gelegenheit zu helfen wahr-nimmt, sollte dies ihre Motivation zu helfen, drastisch reduzieren (ex-perimentell bestätigt).
Empathie-Altruismus Hypothese, Batson (1991)
Prosoziales Verhalten, Helfen, Altruismus
Rolle der Empathie
Batson, C. D. (1991). The altruism question: Toward a social-sychological answer. Hillsdale, NJ: Lawrence Erlbaum Associaties.
Batson, C. D. (1998). Altruism and prosocial behaviour. In D. T. Gilbert, S. T. Fiske, & G. Lindzey (Eds.) The handbook of social psychology (4th ed., Vol. 2, pp. 282-315). New York: McGraw-Hill.
Batson, C. D., Duncan, B. D., Ackerman, P., Buckley, T., & Birch, K. (1981). Is empathic emotion a source of altruistic motivation? Journal of Personality and Social Psychology, 40, 290-302.
Batson, C. D., Sager, K., Garst, E., Kang, M., Rubchinsky, K., & Dawson, K. (1997). Is empathy-induced helping due to self-other merging? Journal of Personality and Social Psychology, 73, 495-509.
emphasy altruism hypothesis
nach Batson
Die Hypothese besagt, dass das Empfinden von
Empathie für eine notleidende Person altruistisches
Verhalten begünstigt.
In dem Modell von Batson ist Empathie als eine
auf eine andere Person gerichtete emotionale
Reaktion definiert, die Gefühle wie Mitgefühl,
Mitleid, Besorgnis, Wärme oder Fürsorglichkeit
umfasst.
- Auftreten von Empathie wird durch Perspektivenübernahme begünstigt wird (d.h. potenzieller Helfer versetzt sich in die hilfebedürftige
Person hinein).
- Perpektivenübernahme wahrscheinlicher,
wenn zwischen den Personen ein Gefühl der
Verbundenheit herrscht (Bsp.: aufgrund von
Freundschaft).
Empathie und die Auswirkungen auf das Hilfeverhalten:
Empathische Emotion HIGH > altruistische Motivation > Fluchtalternative YES and NO > Hilfe (in beiden Fällen)
Empathische Emotion LOW > egoistische Motivation > Fluchtalternative NO > Hilfe
> Fluchtalternative YES > Flucht
Frustrations-Aggressions Hypothese, Dollard, Miller, Doob, Mowrer, Sears (1939)
Aggression
Dollard, J., Miller, N. E., Doob, L. W., Mowrer, O. H., & Sears, R. R. (1939). Frustration and aggression. New Haven, CT: Yale University Press.
frustration aggression hypothesis
nach Dollard, Miller, Doob, Mowrer, Sears
Frustration resultiert, wenn Menschen daran
gehindert werden, ein angestrebtes Ziel zu erreichen bzw. die von einem Ereignis erwartete Befriedigung ausbleibt.
Frustration als Auslösebedingung für eine Reihe
unterschiedlicher Reaktionen, aber auch für Aggressionen.
Aggressionen können aber auch andere
Ursachen haben.
Gemäß der Frustrations-Aggressions-Hypothese erhöht Frustration die Wahrscheinlichkeit des Auftretens aggressiver Verhaltensweisen.
Aggression ist jedoch nicht die einzige, sondern eine von mehreren möglichen Reaktionen auf Frustration. Ob Frustration zu aggressiven
Verhaltensweisen führt (und gegen wen sie sich richtet), hängt von zusätzlichen personalen und situativen Faktoren ab.
Kognitiv-neoassoziationistische Theorie, Berkowitz
Berkowitz erweiterte die Frustrations-Aggressions-Hypothese zu einem allgemein theoretischen Modell. Es verbindet Befunde der Aggressionsfor-schung mit allgemeinen, kognitionspsycho-logischen Modellen (z.B. kognitiven Netz-werkmodellen)
Aggression
Berkowitz, L. (1990). On the formation and regulation of anger and aggression: A cognitive-neoassociationistic analysis. American Psy-chologist, 45, 494-503.
Berkowitz, L. (1993). Aggression. Its causes consequences and control. New York: McGraw-Hill.
Berkowitz, L., & Daniels, L. R. (1964). Affecting the salience of the social responsibility norm: Effects of past help on the response to depend-ency relationships. Journal of Abnormal and Social Psychology, 68, 275-281.
Berkowitz, L., & LePage, A. (1967). Weapons as aggression-eliciting stimuli. Journal of Personality and Social Psychology, 7, 202-207.
nach Berkowitz
Frustration ist demnach nur eine von mehreren möglichen Reizbedingungen, die eine negative affektive Erregung auslösen. Andere aversive Stimuli wie Schmerz oder Lärm können in gleicher Weise aggressive Reaktionen hervorrufen.
Abgrenzung beider Modelle in Bezug auf die Rolle der Frustration:
- Bei der Frustrations-Aggressions-Hypothese ist Frustration eine kausale Auslösebedingung für unterschiedliche Reaktionen (Aggression ist eine Möglichkeit davon).
Ob Frustration zu Aggression führt, hängt dann von Faktoren der Umwelt und der Person ab.
- Die kognitive Theorie erweitert das Modell, indem es den Zusammenhang zwischen negativem Affekt und aggressivem Verhalten aufgreift.
Frustration ist hier eine von mehreren möglichen Reizbedingungen, die einen negativen Affekt auslösen. Andere Stimuli können in gleicher Weise Aggressionen auslösen.
- Unangenehme Erfahrungen / Ereignisse > unspezifische negative Affektreaktion (primitive, kognitive (assoziative) Reaktionen)
a) aggressionsbezogene Kognitionen: Es werden Kognitionen, Erinnerungen, Gefühle und motorische Schemata aktiviert, die mit Aggression in Verbindungen stehen (rudimentärer Ärger)
b) fluchtbezogene Kognitionen: Es werden auch mentale Inhalte aktiviert, die mit Fluchtverhalten assoziiert sind (rudimentäre Furcht) - Kontrollierter und systematisch ablaufenden Verarbeitungsprozess, interpretiert die Person diese rudimentären Gefühle, sie nimmt Kausalattributionen bzgl. des Ereignisses vor und überlegt, welche Gefühle und Handlungen der Situation angemessen sind
» entweder a) Gereiztheit, Ärger, Wut, Aggressionsverschiebung oder b) Flucht
Merke:
Entscheidend ist, ob ein Ereignis einen negativen Affekt auslöst!
Weitere Theorien zum Thema Aggression
Operante Konditionierung
Lernen am Modell (Bandura)
Modell der Gruppensozialisation, Moreland, Levine (1982)
Einführung in die Gruppenpsychologie
Moreland, R. L., & Levine, J. M. (1982). Socialization in small groups: Temporal changes in individual-group relations. In L. Berkowitz (Ed.), Advances in experimental social psychology (Vol. 15, pp. 137-192). New York, NY: Academic Press.
nach Moreland u Levine
Das Modell ist für die Analyse von Prozessen innerhalb von Gruppen konzipiert worden,
- die über einen längeren Zeitraum hinweg bestehen,
- deren Mitglieder wechselseitig voneinander abhängig sind,
- die direkt miteinander interagieren.
Modellannahmen:
- Beziehung zwischen Individuum und Gruppe verändert sich systematisch über die Zeit hinweg.
- Individuum und Gruppen tragen als Agenten zu dieser Veränderung bei.
In dem Modell werden fünf Phasen der Grup-penmitgliedschaft unterschieden.
Der Übertritt von einer Phase in die nächste wird durch einen Rollenübergang gekennzeichnet: Eine Veränderung in der Beziehung zwischen den Gruppenmitgliedern einer Gruppe.
Durch den Eintritt in die Gruppe wird aus einem potentiellen künftigen Mitglied (Erkundung) ein neues Mitglied (Sozialisation), durch die wechselseitige Akzeptanz wird aus dem neuen Mitglied ein Vollmitglied (Aufrechterhaltung), durch Divergenzen wird aus dem Vollmitglied ein randständiges Mitglied (Resozialisation) und durch den Austritt aus einem randständigen Mitglied ein ehemaliges Mitglied (Erinnerung).
Phasen der Gruppensozialisation
- Erkundung
- Sozialisation
- Aufrechterhaltung
- Resozialisation
- Erinnerung
Soziale Einflussprozesse, Deutsch, Gerard (1955)
Sozialer Einfluss
Konformität
Deutsch, M., & Gerard, H. B. (1955). A study of normative and informational social influences upon individual judgment. Journal of Abnormal Social Psychology, 51, 629-636.
nach Deutsch und Gerad
Unter sozialem Einfluss versteht man den Prozess der Veränderung individueller Einstellungen, Werte, Verhaltensweisen aufgrund der Konfrontation mit der Meinung anderer Personen.
Deutsch und Gerard unterscheiden zwei grund-legende Einflussprozesse.
Informationaler Einfluss:
Die von der Majorität der Gruppenmitglieder vertretenen Überzeugungen, Einstellungen etc. werden als angemessene Interpretation der Realität akzeptiert
Normativer Einfluss:
Die Erwartungen anderer Gruppenmitglieder zu erfüllen und die Vermeidung von negativen Sanktionen bei normabweichendem Verhalten
Rolle der Selbstkategorisierungsprozesse, Turner (1991)
Sozialer Einfluss
Konformität
Haslam, S. A. & Turner, J. C., (1992). Context-dependent variation in social stereotyping 2: The relationship between frame of reference, self-categorization and accentuation. European Journal of Social Psychology, 22, 251-277.
Turner, J. C., Hogg, M. A., Oakes, P. J., Reicher, S. D., & Wetherell, M. S. (1987). Rediscovering the social group. A self - categorization theory. Oxford: Basil Blackwell.
nach Turner, Hogg, Oakes, Reicher, Wetherell
Turner unterscheidet zwischen persönlicher (ich als Individuum vs. du, ihr) und sozialer (wir vs. die Anderen) Identität.
Es gibt drei Grundannahmen:
(1) Identitäten können auf verschiedenen Ebenen sozialer Inklusivität konstruiert werden (persönlich, sozial aber auch hierarchisch).
(2) Identitäten sind Vergleichskonstrukte. Soziale Identitäten werden verglichen mit und bewertet im Verhältnis zu unterscheidbaren sozialen Identitäten der gleichen Ebene, jedoch stets in Bezug auf soziale Identitäten der nächst inklusiveren Ebene.
(3) Die Salienz einer Identität hängt von der Bereitschaft der Person ab, eine bestimmte Identität anzunehmen und davon, wie diese in den sozialen Kontext passt.
Unter Selbstkategorisierung ist die Bildung kognitiver Gruppierungen bestehend aus der eigenen Person sowie weiteren Personen in Abgrenzung zu Gruppierungen bestehend aus anderen Personen zu verstehen.
→ Der Wechsel von persönlicher Identität (ich als Manager) zu einer sozialen Identität (wir, die streiken) wird als Depersonalisierung bezeichnet.
Die Theorie erklärt, wie der Prozess der Kategorisierung der eigenen Person als Gruppenmitglied die soziale Identität beeinflusst und zu verschiedenen Formen sowohl des Gruppenverhaltens (z.B. Gruppenpolarisierung, Mehrheitseinfluss bzw. Minderheitseinfluss) als auch des Intergruppenverhaltens (z.B. Intergruppendiskriminierung) führt.
Theorie des Minoritätseinflusses, Moscovici (1976)
Minoritätseinflüsse
Moscovici, S. (1976). Social influence and social change. London: Academic Press.
Moscovici, S. (1980). Towards a theory of conversion behavior. In L. Berkowitz (Ed.), Advances in experimental social psychology, (Vol. 13, pp. 209-239). New York, NY: Academic Press.
Moscovici, S. (1981). On social representations. In J. P. Codol & J. P. Leyens (Eds.), Cognitive approaches to social behavior (pp. 115-150). La Haye: M. Nijhoff.
Moscovici, S., Lage, E., & Naffrechoux, M. (1969). Influence of a consistent minority on the responses of a majority in a colour percep-tion task. Sociometry, 32, 365-380.
nach Moscovici
Minoritätseinfluss ist eine entscheidende Triebkraft für Innovation und sozialen Wandel innerhalb von Gruppen und Gesellschaften (Majoritäten sorgen hingegen eher für Stabilität und Traditionalismus).
Minoritätseinfluss beruht auf sozialer Validierung (bzw. systematischer Verarbeitung) und führt eher zu privater Akzeptanz. Majoritätseinfluss eher zu Compliance.
Die Wirksamkeit von Minoritätseinfluss hängt entscheidend vom Verhaltensstil der Minorität ab:
Eine Minorität wird insbesondere dann erfolgreich (informationalen) sozialen Einfluss ausüben, wenn sie ihren abweichenden Standpunkt konsistent vertritt d.h., wenn sie ihre Position einstimmig und über die Zeit hinweg aufrechterhält.
Soziale Erleichterung und soziale Hemmung, Zajonc (1965)
Entscheiden und Arbeiten in Gruppen
Effekte der bloßen Anwesenheit Anderer
Zajonc, R. B. (1965). Social facilitation. Science, 149, 269-274.
nach Robert Zajonc
Robert Zajonc (1965) zufolge hängt der Effekt, den andere Personen aufgrund ihrer Anwesenheit ausüben, maßgeblich von der Art der Aufgabe ab, die eine Person in Anwesenheit anderer bearbeitet.
Soziale Erleichterung:
→ Eine Leistungsverbesserung bei gut gelernten bzw. leichten Aufgaben aufgrund der bloßen Anwesenheit anderer Personen.
Soziale Hemmung:
→ Eine Leistungsminderung bei schlecht gelernten bzw. schweren Aufgaben infolge der Anwesenheit anderer Personen.
Prozessmodell zur sozialen Erleichterung bzw. Hemmung in Bezug auf die individuelle Leistung:
1. Anwesenheit anderer >
a) biologisch bedingte Ablenkungsreaktion
b) Bewertungsangst
c) Aufmerksamkeitskonflikt
> Erregung > erhöht die Wahrscheinlichkeit dominanter Reaktion
a) wenn dominante Reaktion korrekt > soziale Erleichterung
b) wenn dominante Reaktion inkorrekt > soziale Hemmung
Als Ursachen für die Zunahme von Erregung durch die Anwesenheit werden u.a. folgende drei Faktoren diskutiert (Bond & Titus, 1983):
- Biologische Faktoren: Körperliche Anwesenheit von Mitgliedern derselben Spezies führt zu einer angeborenen Zunahme der Erregung.
- Bewertungsangst: Sorge, von anderen aufgrund der eigenen Leistung bewertet zu werden, führt zu einer Zunahme körperlicher Er-regung.
- Ablenkung: Aufgrund der Anwesenheit anderer kommt es zu einem Aufmerksamkeitskonflikt durch Ablenkung, der zu einer Erregungssteigerung führt.
Modell des Gruppendenkens, Janis (1982)
Entscheiden und Arbeiten in Gruppen
Entscheidungen in Gruppen: Gruppendenken
Janis, I. L. (1972). Victims of groupthink. A psychological study of foreign-policy decisions and fiascos. Boston, MA: Houghton Mifflin.
nach Janis
Gruppendenken ist ein defizitärer Entschei-dungsprozess in hoch-kohäsiven Gruppen, bei dem das Streben nach einer konsensual geteilten Entscheidung derart im Vordergrund steht, dass relevante Fakten und mögliche Handlungsalternativen nicht berücksichtigt werden.
Zeitlich vorausgehende Bedingung (Ursachen):
-hohe Kohäsion
-Abschottung der Gruppe von qualifizierten Anderen
- Mangel an vorher vereinbarten Vorgehensweisen bei der Diskussion
- Direktive Führung
- Druck zum Erreichen einer Lösung
⇩
Neigung voreilig zu einer Übereinkunft zu kommen
- Streben nach Einmütigkeit ist wichtiger als die Motivation
⇩
Symptome des Gruppendenkens
- Überschätzung von Unverletzlichkeit und moralischer Legitimation der Eigengruppe
- Gruppenmitglieder werden engstirnig
- Druck in Richtung auf Uniformität
⇩
Symptome einer unzulänglichen Entscheidungsfindung
Versagen bei:
- Suche nach der besten Lösung
- Durchspielen von Alternativen
- Bewertung von Alternativen
Modell zur Bestimmung von Prozessverlusten/ -gewinnen, (Steiner, Hackman, Morris)
Entscheiden und Arbeiten in Gruppen
Gruppenleistung
Steiner, I. D. (1972). Group processes and productivity. New York, NY: Academic Press.
nach Steiner
Gruppenpotenzial: Die Leistung, die aufgetreten wäre, wenn die Gruppenmitglieder unabhängig voneinander und nicht als Gruppe an der Aufgabe gearbeitet hätten.
Wenn die tatsächliche Gruppenleistung unterhalb des Gruppenpotenzials liegt, ist es wahrscheinlich, dass Prozessverluste aufgetreten sind; liegt sie oberhalb des Gruppenpotenzials, sind offenbar Prozessgewinne aufgetreten.
Dies kommt in einer Formel von Hackman und Morris (1975) zum Ausdruck:
tats. Gruppenleistung = Gruppenpotenzial
– Prozessverluste +Prozessgewinne.
Für die Bestimmung des Gruppenpotenzials ist der Typ der Gruppenaufgabe entscheidend (Steiner).
1) additive Aufgaben /Maximierungsaufgabe > Gruppenpotenzial = = Summe der Leistungen der individuellen Mitglieder (z.B. Tauziehen, Brainstorming)
2) distinktive Aufgaben /Entscheidung für eins von mehreren Urteilen > Gruppenpotential = beste individuelle Leistung eines Mitglieds (z.B. Problemlösen, mathematische Berechnung)
3) Konjunktive Aufgaben /Alle Gruppenmitglieder müssen die Aufgabe erfolgreich abschließen > Gruppenpotential = individuelle Leistung des schwächsten Mitglieds (z.B. Staffellauf, Berg-steigen, etwas vertraulich halten)
Prozessverluste und Prozessgewinne nach Hackman und Morris:
Koordination:
- Prozessverluste: Produktionsblockierung
(Ringelmanneffekt)
- Prozessgewinne: /
Motivation:
- Prozessverluste: Soziales Faulenzen, Trittbrettfahren, Trotteleffekt
Prozessgewinne: Soziale Kompensation, Sozialer Wettbewerb, Köhlereffekt
Kontingenzansätze, Fiedler (1971)
Entscheiden und Arbeiten in Gruppen
Verbesserung von Gruppenleistung: Führung
Fiedler, F. E. (1971). Validation and extension of the contingency model of leadership effectiveness: A review of empirical findings. Psychological Bulletin, 76, 128-148.
nach Fiedler
Kontingenzansätze (contingency approaches) betonen, dass die Effektivität von Führung von
- Merkmalen der Führungsperson und
- den situativen Faktoren (z.B. Merkmale der Aufgabe oder des sozialen Kontext)
abhängen und wie diese die Zusammenhänge zwischen Führungseigenschaften und der Füh-rungseffektivität moderieren.
Fiedler unterscheidet in seinem Ansatz zwischen zwei Führungsstilen:
1. aufgabenorientierte Führung
Schafft Gruppen und Kommunikationsstrukturen, stellt Ressourcen bereit, die der Zielerreichung dienen
2. beziehungsorientierte Führung
Stärkung des Zusammenhalts der Gruppe und die Qualtität der Beziehungen der Gruppenmitglieder untereinander zu verbessern
Zentrale Annahme: Keiner der beiden Führungsstile ist grundsätzlich effektiver als der andere, sondern die Effektivität einer eher aufgaben- oder eher beziehungsorientierten Führung hängt von den Merkmalen der Führungssituation ab.
Relevant sind insbesondere folgende Situationsmerkmale:
- Gruppenaufgabe (komplex oder relativ einfach strukturiert?)
- Beziehung zwischen der Führungsperson und den Geführten
- Macht, die mit der Führungsposition einhergeht (Sanktionen)
Akzentuierungsprinzip, Tajfel (1963)
Vorurteile und Konflikte in Gruppen
Ursache von Stereotype
Tajfel, H. (1981a). Social stereotypes and social groups. In J. C. Turner & H. Giles (Eds.), Intergroup behavior (pp. 144-167). Oxford: Black-well.
Tajfel. H. (1981b). Human groups and social categories: Studies in social psychology. Cambridge, UK: Cambridge University Press.
Tajfel, H., & Turner, J. C. (1986). The social idenitity theory of intergroup behavior. In S. Worchel & W. G. Austin (Eds.), Psychology of inter-group relations (pp. 7-24). Chicago, IL: Nelson-Hall.
Tajfel, H., & Wilkes, A. L. (1963). Classification and quantitative judgement. British Journal of Psychology, 54, 101-114.
Tajfel, H., Billig, M. G., Bundy, R. P., & Flament, C. (1971). Social categorization and intergroup behaviour. European Journal of Social Psy-chology, 1, 149-178.
nach Henri Tajfel
Henri Tajfel legte mit seinen paradigmatischen Forschungsarbeiten zum Prozess der Kategori-sierung einen zentralen Grundstein für die sozi-alkognitive Perspektive (z.B. Tajfel & Wilkes, 1963).
Bsp.: Experiment zum „Wer-hat-was-gesagt“ Paradigma, (Taylor, Fiske, Etcoff, Rudermann)
Akzentuierungsprinzip
Kategorisierung führt i.d.R. zu einer perzeptuellen Akzentuierung der wahrgenommenen Ähnlichkeiten und Unterschiede:
- Unterschiede der Stimuli innerhalb einer Kategorie werden einerseits unterschätzt (d.h. Objekte, Personen, innerhalb einer Kategorie werden als ähnlicher wahrgenommen, als sie tatsächlich sind) →„Assimilation“.
- Unterschiede zwischen Stimuli unterschiedlicher Kategorien werden überschätzt (d.h. Objekte oder Ereignisse unterschiedlicher Kategorien werden als unähnlicher wahrgenommen, als sie tatsächlich sind) – dies wird als „Kontrastierung bezeichnet
System-Justification-Theory, Jost, Banaji, Nosek (2004)
Vorurteile und Konflikte in Gruppen
Stereotype und Vorurteile als soziale Konstruktionen
Jost, J. T., Banaji, M. R., & Nosek, B. A. (2004). A decade of system justi-fication theory: Accumulated evidence of conscious and uncon-scious bolstering of the status quo. Political Psychology, 25, 881-919.
nach Jost, Banaji, Nosek
Politischen und ideologischen Funktionen von Stereotypen sind ein zentrales Thema neuerer Theorien zur Erklärung der Akzeptanz sozialer Ungleichheit.
Bsp.: „System-Justification-Theory“ von Jost, Banaji, & Nosek, 2004.
Mythos: Das muss so sein, damit die Welt funktioniert.
Diesen Theorien zufolge werden ungleiche Statusbeziehungen zwischen Gruppen durch sog. legitimierende Mythen unterstützt, die von den Mitgliedern statushoher und statusniedriger Gruppen gleichermaßen akzeptiert werden (z.B. denen zufolge die Vorherrschaft bestimmter Gruppen vermeintlich der Stabilität des gesellschaftlichen Systems dient, von der angeblich auch statusniedrige Gruppen profitierten).
Stereotype-Content-Modell, Fiske, Cuddy, Glick, Xu (2002)
Vorurteile und Konflikte in Gruppen
Inhalte von Stereotype
Fiske, S. T., Cuddy, A. J. C., Glick, P., & Xu, J. (2002). A model of (often mixed) stereotype content: Competence and warmth respectively follow from perceived status and competition. Journal of Personality and Social Psychology, 82, 878-902.
nach Fiske, Cuddy, Glick, Xu
Es macht spezifische Vorhersagen darüber, welche Merkmale Fremdgruppenmitgliedern in Abhängigkeit von spezifischen Charakteristika der Intergruppenbeziehung zugeschrieben werden.
Fiske et al. konzentrieren sich dabei auf zwei inhaltliche Dimensionen:
- Wärme
- Kompetenz.
Die Zuschreibung entsprechender Eigenschaften hängt dem Modell zufolge von zwei Charakteris-tika der Intergruppenbeziehung ab:
→ Intergruppaler Wettbewerb (Dimension Wärme)
→ Statusverhältnis zwischen Eigen- und Fremdgruppe (Dimension Kompetenz)
Kombination hoher und niedriger Ausprägungen auf den Merkmalsdimensionen Wärme und Kompetenz führt zur Unterscheidung von vier inhaltlich distinkten Typen von Stereotypen.
Status LOW/Kompetenz LOW, Wettbewerb LOW/Wärme HIGH: Paternalistische Stereotype
Status HIGH/Kompetenz HIGH, Wettbewerb LOW/ Wärme HIGH: Bewundernde Stereotype
Status LOW/Kompetenz LOW, Wettbewerb HIGH/Wärme LOW: Verächtliche Stereotype
Status HIGH/ Kompetenz HIGH, Wettbewerb HIGH/ Wärme LOW: Neidvolle Stereotype
Modell zu automatischen und kontrollierten
Prozessen, Devine (1989)
Vorurteile und Konflikte in Gruppen
Einfluss von Stereotype
Devine, P. G. (1989). Stereotypes and prejudice: Their automatic and con-trolled components. Journal of Personality and Social Psychology, 56, 5-18.
nach Patricia Devine
Duales Modell der sozialen Kognitionsforschung
geht davon aus, dass sowohl automatische
als auch kontrollierte Prozesse Einfluss auf
die Wirkungsweise von Stereotypen und Vorurteilen
haben.
Einsatz und Effektivität kontrollierter Prozesse
durch zwei Faktoren beeinflusst:
1. Motivation der Person, den Einfluss von
Stereotypen und Vorurteilen auf Urteilen und Handeln zu kontrollieren.
2. Verfügbarkeit notwendiger kognitiver
Ressourcen.
- automatischer Prozess der Aktivierung von
Stereotypen
- keine bewusste Kontrolle
- stört keine anderen kognitiven Prozesse
- Resultat kognitiver Zugänglichkeit des
Stereotyps
⇩ - kontrollierter Prozess der Verarbeitung
- Entscheidung ob und wie sich aktivierter
Stereotyp auf das Handeln und Urteilen auswirkt.
- Adjustierung/ Unterdrückung möglich
Wenn Menschen motiviert sind, ihre Vorurteile zu kontrollieren, korrigieren sie spontane negative Impulse und zeigen positive Verhaltensreaktionen.
→ Korrekturreaktion ist ein anspruchsvoller Prozess, der Zeit braucht und das Bewusstsein eigener Vorurteile voraussetzt.
→ In Situationen, in denen diese Voraussetzungen nicht bestehen, wird ein offener Ausdruck der negativen Einstellung wahrscheinlicher.
Ablehnungs-Identifikations-Modell, Branscombe (1999)
Vorurteile und Konflikte in Gruppen
Auswirkungen auf die Zielperson
Selbstwert und Gesundsundheit
Branscombe, N. R., Wann, D. L., Noel, J. G., & Coleman, J. (1993). In-group or out-group extremity: Importance of the threatened social identity. Personality and Social Psychology Bulletin, 19, 381-388.
Rejection Identification Model
nach Nyla R. Branscombe
Forschungsarbeiten zeigen, dass negative Effekte
wahrgenommener Diskriminierung auf das
Selbstwertgefühl durch eine starke Identifikation
mit der Eigengruppe vermindert oder
kompensiert werden können.
Hoch identifizierte Gruppenmitglieder sind besser
in die Gruppe eingebunden! ➯ Positive Folge: Unterstützung durch andere Gruppenmitglieder
Der Grund besteht u.a. darin, dass Eigengruppen-mitglieder eine wichtige Ressource für emotionale, soziale oder materielle Unterstützung im Umgang mit Diskriminierungserfahrungen darstellen.
Stereotype-Threat-Theory, Steele, Aronson (1995)
Vorurteile und Konflikte in Gruppen
Leistungen und Berufsrufswahl
Steele, C. M., & Aronson, J. (1995). Stereotype vulnerability and the intel-lectual test performance of African-Americans. Journal of Personali-ty and Social Psychology, 69, 797-811.
nach Steele, Aronson
Der „Stereotype-Threat“ Theorie zufolge löst
die Befürchtung, auf der Grundlage von Stereotypen beurteilt zu werden, bei Mitgliedern sozial abgewerteter Gruppen ein Gefühl der Bedrohung aus.
Konsequenzen: Gefühl und gesteigerte Nervosität können dazu führen, dass Mitglieder sozial abgewerteter Gruppe in Prüfungs- oder Testsituationen Leistungen zeigen, die unterhalb ihres Leistungspotenzials liegen.
Theorie des realistischen Gruppenkonflikts, Sherif (1966)
Ursachen von Intergruppenkonflikten
Sherif, M. (1936). The psychology of social norms. New York, NY: Harper.
Sherif, M. (1966). Group conflict and cooperation: Their social psychology. London: Routledge and Kegan Paul.
Sherif, M. (1970). On the relevance of social psychology. American Psy-chologist, 25, 144-156.
Sherif, M., Harvey, O. J., White, B. J., Hood, W. R., & Sherif, C. W. (1961). Intergroup conflict and cooperation: The Robbers Cave experiment. Norman, Ok: The University Book Exchange.
nach Sherif
Mit Interdependenz ist gemeint, dass man
eigene Ziele nur in Abhängigkeit davon erreichen
kann, wie sich andere verhalten.
→ Wenn sich die Ziele der Eigengruppe nur dann erreichen lassen, wenn die Fremdgruppe ihr Ziel erreicht, sind beide positiv interdependent.
→ Wenn sich Ziele der Eigengruppe nur auf Kosten der Ziele der Fremdgruppe realisieren lassen, sind beide negativ interdependent.
Einstellungen und Verhaltensweisen von Gruppenmitgliedern gegenüber anderen Gruppen
☹☹☹
Ziele unvereinbar = negativ interdependent
Bsp.: Beide Gruppen wollen den ersten Platz oder
Kampf um knappe Ressourcen etc.
⇓
Folge: Negative Vorurteile sowie feindselige und aggressive Verhaltensweisen gegenüber
der Fremdgruppe.
Theorie der relativen Deprivation, Walker, Smith (2002)
Ursachen von Intergruppenkonflikten
Walker, I., & Smith, H. J. (Eds.). (2002). Relative deprivation: Specification, development, and integration. New York: Cambridge University Press.
nach Walker, Smith
Theorien der relativen Deprivation nehmen an,
dass neben einem objektiven Mangel an
Ressourcen bzw. dem Grad objektiver Deprivation,
die subjektive wahrgenommene relative Deprivation eine zentrale Bedeutung für die Entstehung von Konflikten besitzt (z.B. Walker & Smith, 2002).
Relative Deprivation bedeutet die Wahrnehmung, weniger zu haben als einem zusteht, das mit einem Gefühl der Unzufriedenheit einhergeht.
Eine wichtige Quelle relativer Deprivation ist der soziale Vergleich.
- Egoistische relative Deprivation resultiert aus interpersonalen Vergleichen (Person nimmt wahr, dass sie - ungerechterweise - weniger besitzt als andere Personen).
- Fraternale relative Deprivation resultiert hingegen aus intergruppalen Vergleichen (d.h. dem Vergleich der Eigengruppe mit einer relevanten Fremdgruppe).
Theorie der sozialen Identität (SIT), Tajfel, Turner (1986)
Theorie der sozialen Identität liefert eine weitere Erklärung für das Auftreten von Konflikten zwischen Gruppen.
Ursachen von Intergruppenkonflikten
Tajfel, H., & Turner, J. C. (1986). The social idenitity theory of intergroup behavior. In S. Worchel & W. G. Austin (Eds.), Psychology of inter-group relations (pp. 7-24). Chicago, IL: Nelson-Hall.
Ausgangspunkt: Ergebnisse der Experimente mit minimalen Gruppen:
Kennzeichen minimaler Gruppen.
1. keine Face-to-Face Interaktion zwischen/ innerhalb von Gruppen,
2. die Vpn wissen nicht, wer in der Eigen- und wer in der Fremdgruppe war,
3. es bestehen keine rationale oder instrumentelle Verbindung zwischen der Gruppeneinteilung und der Art der Aufgabe und
4. die Zuteilung brachte keinen persönlichen Vorteil.
Gruppenstiftend ist einzig und allein die Kate-gorisierungsinformation.
Die Kategorisierung in Eigen- und Fremdgruppen stellt die psychologische Basis dafür dar, dass sich Personen nicht länger im Sinne ihrer individuellen Identität, sondern auf der Basis ihrer Gruppenzugehörigkeit im Sinne ihrer sozialen Identität definieren (= streben nach einer positiven sozialen Identität).
Offener Konflikt zwischen Gruppen ist wahr-scheinlich, wenn
- soziale Identität als negativ wahrgenommen wird,
- die Gruppengrenzen undurchlässig sind, und
- die Statusdifferenz zwischen der Eigen- und Fremdgruppe als illegitim/ instabil angesehen werden.
Die Theorie der sozialen Identität postuliert, dass die Bewertung der sozialen Identität im Wesentlichen relativer Natur ist:
- Menschen ermitteln den Wert ihrer Eigengruppe (sozialen Identität) durch soziale Vergleiche mit anderen Gruppen.
- Eigengruppe wird auf relevanten Vergleichsdimensionen in positiver Richtung von anderen Gruppen unterschieden (= positive Dis-tinktheit herstellen).
Negative soziale Identität als Ursache von Konflikten.
Das Bedürfnis nach einer positiven sozialen Identität spielt eine zentrale Rolle für die Erklärung von Konflikten zwischen Gruppen.
Soziale Vergleichsprozesse zw. Eigen- u. Fremdgruppe auf relevanten Dimensionen > negative Resultate für die Eigengruppe > Verletzung des Bedürfnis nach positiver sozialer Identität»_space;> Konflikt
Der Theorie der sozialen Identität zufolge stehen Menschen eine Reihe von Strategien offen (Tajfel & Turner, 1986; Ellemers, 1993).
Motivation ist Streben nach Gruppenzugehörigkeit und einer positiven Identität.
Sozialer Vergleich mit relevanter Fremdgruppe
a) positive soziale Identität ⇨ Überlegenheit sichern oder ausbauen
b) negative soziale Identität
b1) undurchlässige Gruppengrenze / hohe Identifikation
b1.1) illegitime und instabile Statusbeziehung ⇨ Sozialer Wettbewerb, Konflikt
b 1.2) illegitime und stabile Statusbeziehung ⇨ Soziale Kreativität
b2) durchlässige Gruppengrenze / niedrige Identifikation ⇨ Soziale Mobilität
Kontakthypothese, Allport
Verringerung von intergruppalen Feindseligkeiten
Strukturierter Intergruppenkontakt
Allport, G. W. (1954). The nature of prejudice. Reading, MA: Addison-Wesley.
nach Allport
„Vorurteile können (wenn sie nicht tief in der Persönlichkeit des Einzelnen verwurzelt sind) durch gleichberechtigten Kontakt zwischen Majorität und Minorität beim Verfolgen gemeinsamer Ziele verringert werden. Die Wirksamkeit ist sehr viel größer, wenn der Kontakt durch institutionelle Unterstützung sanktioniert wird (z.B. durch Gesetz, Sitten und die örtliche Atmosphäre) und so beschaffen ist, dass er zur Entdeckung gemeinsamer Interessen und der gemeinsamen Menschlichkeit beider Gruppen führt.“ (Allport, 1954) (Hintergrund Auflösung der Rassentrennung in den USA)
Kontaktbedingungen:
- gemeinsame übergeordnete Ziele
- Kooperation (jigsaw method)
- gleicher Status
- Autoriäten, Normen und Gesetze
- Freundschaftspotential
Kontakthypothese – vermittelnde Prozesse, Pettigrew (1998)
Verringerung von intergruppalen Feindseligkeiten
Strukturierter Intergruppenkontakt
Pettigrew (1998) schlägt vier Prozesse vor, die unter „optimalen“ Kontakbedingungen zur Veränderung der Einstellung gegenüber Fremdgruppen-mitgliedern beitragen
- Wissenserwerb
- Verhaltensänderung
- Aufbau affektiver Bindungen
- Neubewertung der Eigengruppe
Reformulierung der Kontakthypothese / Integratives Kontaktmodell
Dekategorisierung, Rekategorisierung und wech-selseitige Differenzierung, (Pettigrew)
Verringerung von intergruppalen Feindseligkeiten
Generalisierung
Pettigrew, T. F. (1997). Generalized intergroup contact effects on prejudice. Personality and Social Psychology Bulletin, 23, 173-185.
Pettigrew, T. F. (1998). Intergroup contact theory. Annual Review of Psychology, 49, 65-85.
Pettigrew, T. F., & Tropp, L. R. (2006). A meta-analytic test of intergroup contact theory. Journal of Personality and Social Psychology, 90, 751-783.
nach Pettigrew
Eine besondere Herausforderung von Interventionsmaßen auf der Basis der Kontakthypothese betrifft die Generalisierung, d.h. der Übertragung von positiven Kontakterfahrungen mit individuellen Mitgliedern einer Fremdgruppe in einer spezifischen Situation auf die Fremdgruppe insgesamt bzw. andere Situationen
Prozesse die der Generalisierung entgegenstehen
1. Wegerklären
2. Substereotypisierung
3. Kontrastierung
Basierend auf den Annahmen des sozialen Identitätsansatzes (Tajfel & Turner, 1986; Turner et al., 1987) wurden verschiedene Modelle entwickelt
- Modell der Dekategorisierung (Brewer & Miller, 1984)
- Modell der wechselseitigen Differenzierung (Hewstone & Brown, 1986)
- Modell der Rekategorisierung im Sinne einer gemeinsamen Gruppenidentität (z.B. Gaertner & Dovidio, 2000)
Ziel aller dieser Modelle ist die Veränderung der kognitive Repräsentation von Eigen- und Fremdgruppenmitgliedern
In seiner Reformulierung der Kontakthypothese hat Pettigrew (1998) diese Modelle in eleganter Art und Weise kombiniert (alle postulierten Prozesse sind relevant allerdings in unterschiedlichen zeitlichen Phasen des Kontakts)
Pettigrew’s Modell sieht folgende (idealtypische) zeitliche Sequenz für eine optimale Wirkung von Kontakt vor
1. Initialer Kontakt > Dekategorisierung
(Unterstützung der Prozesse der Dekategorisierung bzw. Personalisierung (wie von Marilyn Brewer und Norman Miller (1984) vorgeschlagen))
2. Etablierter Kontakt > wechselseitige Differenzierung
(Im Einklang mit Miles Hewstones und Rupert Browns (1986) Modell der wechselseitigen Differenzierung sollten die Gruppen in eine positive Interdependenzsituation gebracht werden (Stichwort: Kooperation), in der distinkte, aber zugleich komplementäre Rollen übernommen werden)
3. Gemeinsame Gruppe > Rekategorisierung
(letztlich im Sinne von Samuel Gaertners und John Dovidios „Common-Ingroup Identity Model“ (2000), das zur Rekategorisierung als gemeinsame Gruppe führen kann)
Vier-Stufen-Modell der sozialen Bewegungsbe-teiligung, Klandermans (1997, 1998)
Soziale Bewegungsbeteiligung
Klandermans, B. (1984). Mobilization and participation: Social psychological expansions of resource mobilization theory. American Sociolog-ical Review, 49, 583-600.
nach Klandermans
Nach Klandermans muss ein potentieller Bewegungsteilnehmer bis zur Teilnahme an Aktionen einer sozialen Bewegung die folgenden vier Stufen überwinden:
- Teil des Mobilisierungspotentials der sozialen Bewegung werden
(Teilen des Collective Action Frame, Gamsen
a) Ungerechtigkeitskomponente
b) Identitätskomponente (Wahrnehmung sozial geteilter Missstände, Ursachenzuschreibung auf einen Gegner, Triangulation der weiteren Gesellschaft)
c) Handlungskomponente (Empowerment)) - Ziel werden von Mobilisierungsversuchen
- Teilnahmemotivation entwickeln
(Erwartungs-Wert-Theorie (Feather, 1982) + Collective Action Theory (Olson, 1968))
Kollektive Anreize / Motive: a) das kollektive Motiv, b) das soziale bzw. normative Motiv, c) das Belohnungsmotiv - Teilnahmebarrieren überwinden
Sozialer Identitätsansatz zur sozialen Bewe-gungsbeteiligung, Tajfel, Turner
Soziale Bewegungsbeteiligung
Tajfel, H., & Turner, J. C. (1986). The social idenitity theory of intergroup behavior. In S. Worchel & W. G. Austin (Eds.), Psychology of inter-group relations (pp. 7-24). Chicago, IL: Nelson-Hall.
nach Tajfel und Turner
Der soziale Identitätsansatz stellt einen allgemeinen theoretischen Zugang zur Frage dar, wie Sozialverhalten durch die Zugehörigkeit zu sozialen Gruppen (und deren Beziehungen zueinander) beeinflusst wird (Tajfel & Turner, 1986; Turner et al., 1987)
- Menschliches Sozialverhalten hängt diesem Ansatz zufolge in entscheidendem Maße davon ab, ob sich Personen in einem bestimmten sozialen Kontext im Sinne ihrer personalen Identität („Ich“) definieren, oder im Sinne einer kollektiven Identität („Wir“)
Soziale Bewegungen konstituieren sich häufig aus den Mitgliedern bereits bestehender Gruppen oder sozialer Kategorien (z.B. Arbeiter, Frauen, ethnische, religiöse oder sexuelle Minoritäten)
- Das unterstützt die Generierung und Verbreitung von „collective action frames“ (Stufe 1, bei Klanderman)
- Personen, die sich bereits stark mit ihrer Gruppe identifizieren, sind eher bereit Mobilisierungs-versuchen aus der eigenen Gruppe zu folgen (Stufe 2, bei Klanderman)
- Vmtl. werden diese Personen eine aktive Rolle in der Motivierung übernehmen und Freundschafts-netzwerke aktivieren
- Die Selbstdefinition i.S.v. sozialer Identität wirkt sich auf die Motivation zur Teilnahme aus (Stufe 3, bei Klanderman
1) Beeinflussung von Kalkulationsprozessen
Selbstdefinition im Sinne sozialer Identität beeinflusst Kosten-Nutzen-Kalkulationsprozesse
2) Internalisierung von Gruppenzielen
Selbstdefinition im Sinne sozialer Identität kann auch eigenständige Motivationsprozesse in Gang setzen, die dann wiederum unabhängig von Kosten-Nutzen-Kalkulationen operieren.
Zwei-Wege-Modell der sozialen Bewegungsbe-teiligung, Simon, Stürmer (2004)
Soziale Bewegungsbeteiligung
Stürmer, S., Simon, B., & Loewy, M. I. (2008). Intraorganizational respect and organizational participation: The mediating role of collective identity. Group Processes and Intergroup Relations, 11, 5-20.
Stürmer, S., Simon, B., Loewy, M., & Jörger, H. (2003). The dual-pathway model of social movement participation: The case of the fat ac-ceptance movement. Social Psychology Quarterly, 66, 71-82.
nach Simon u Stürmer
Zusammenführung des Kosten-Nutzen-Ansatzes Klanderman’s und dem sozialen Identitätsansatz
Sowohl die Indikatoren des Kalkulationsprozesses à la Klandermans als auch Indikatoren der sozialen Identitäts-prozesse (Identifikation mit der Bewegung) tragen unabhängig voneinander zur Vorhersage der Teilnahmebereitschaft bzw. der tatsächlichen Teilnahme bei.
Basierend auf den Befunden ihrer Studie haben die Autoren das Zwei-Wege Modell vorgeschlagen mit Kosten-Nutzen-Ansatz und Identifikation mit der politisierten Gruppe
Empathie als Quelle altruistischer Motivation, Stürmer, Snyder (2005, 2009)
Prosoziales Verhalten zwischen Gruppen
Motivationale Unterschiede
Stürmer, S., Snyder, M., Kropp, A., & Siem, B. (2006). Empathy-motivated helping: The moderating role of group membership. Personality and Social Psychology Bulletin, 32, 943-956.
nach Stürmer u Snyder
Soziale Kategorisierung der hilfsbedürftigen Person als Eigen- oder Fremdgruppenmitglied hat einen erheblichen Einfluss auf die motivationalen Prozesse, die Hilfeverhalten vermitteln (z.B. Simon et al., 2000; Stürmer et al, 2006; Stürmer et al., 2005)
- Ein wesentlicher Unterschied im Hinblick auf die motivationalen Prozesse, die Eigen- und Fremd-gruppenhelfen zugrunde liegen, besteht in der Rolle von Empathie - einer auf eine hilfsbedürftige Zielperson gerichtete emotionale Reaktion, die Gefühle wie Mitgefühl, Mitleid und Anteilnahme beinhaltet
- Zahlreiche sozial-, persönlichkeits-, und entwicklungspsychologische Untersuchungen dokumentieren, dass die Empfindung von Empathie zum Helfen motiviert, und dies sogar unter Bedingungen, unter denen Helfen mit hohen persönlichen Kosten und Aufwand verbunden ist. Empathie wird daher als Quelle für altruistische Motivation angesehen (Batson, 1991)
- Studien, welche die Rolle von Empathie im Intergruppenkontext untersuchen, zeigen, dass die Kategorisierung der hilfsbedürftigen Person als Mitglied einer gemeinsamen Gruppe den motivierenden Einfluss von Empathie verstärkt
- Ist die hilfsbedürftige Person ein Fremdgruppenmitglied, spielt Empathie offenbar eine untergeordnete Rolle für das Hilfeverhalten (Penner & Finkelstein, 1998; Stürmer et al., 2006; Stürmer et al., 2005)
In ihrer sozial-kognitiven Analyse der Motivationsprozesse für Helfen im Intergruppenkontext argumentieren Stürmer und Snyder (2009), dass die differentielle Rolle von Empathie auf die veränderte Ähnlichkeits-wahrnehmung zwischen dem Selbst und anderen Personen infolge der sozialen Kategorisierung bedingt wird - Tritt eine gemeinsame Gruppenzugehörigkeit in den Vordergrund, werden das Selbst und die hilfsbedürftige Person auf der Grundlage der gruppendefinierenden Gemeinsamkeiten als relativ ähnlich zueinander wahrgenommen
- Wahrnehmung von Ähnlichkeit eine wichtige Vorbedingung für empathie-motiviertes Helfen
- Bei der Kategorisierung der hilfsbedürftigen Person als Fremdgruppenmitglied rücken hingegen die Unähnlichkeiten zwischen dem Selbst und der anderen Person in den Vordergrund
- Das macht das Auftreten von Empathie unwahrscheinlicher
- Die wahrgenommenen Unähnlichkeiten fungieren offenbar auch als eine Art Warnsignal (z.B. für Stigma oder Devianz), das in Zusammenhang mit dem Auftreten negativer Intergruppen-emotionen (Unsicherheit, Angst) systematische und kontrollierte Entscheidungsprozesse auslöst (s. z.B. Pryor et al., 2004)
Funktionaler Ansatz, Clary, Omoto, Snyder
Prosoziales Verhalten zwischen Gruppen
Individuelle und soziale Funktionen von Fremdgruppenhelfen
Clary, G. E., Snyder, M., Ridge, R. D., Copeland, J., Stukas, A. A., Haugen, J. A., & Miene, P. (1998). Understanding and assessing the motivation of volunteers: A functional approach. Journal of Per-sonality and Social Psychology, 74, 1516-1530.
nach Clary, Omoto, Snyder
Dieser Ansatz weist der individuellen Nutzenerwartung einen zentralen Stellenwert in der Erklärung ehrenamtlichen Engagements zu. Dieser Perspektive zufolge besteht der Nutzen ehrenamtlichen Engagements in der Befriedigung bestimmter individueller Motive oder Bedürfnisse (es ist in diesem Sinne daher psychologisch funktional; vgl. hierzu auch entsprechende Ansätze aus der Einstellungsforschung). Hinter dem Engagement eines „Ehrenamtlers“ können jeweils ganz unterschiedliche individuelle Motive (oder Motivkonfigurationen) stehen. Dies sind u.a.:
• Ausdruck zentraler humanitärer Werte
• Erwerb von Wissen
• Persönliches Wachstum und Selbstwertsteigerung
• Soziale Integration
• Steigerung der Berufschancen
• Ablenkung von eignen Problemen (Clary et al., 1998)
Dem funktionalen Ansatz zufolge hängt die Aufrechterhaltung der Motivation, sich zu engagieren, in entscheidendem Maße davon ab, ob und inwieweit die individuellen Motive, die ursprünglich zur Aufnahme der ehrenamtlichen Tätigkeit führten, tatsächlich durch die Erfahrungen im Rahmen des Engagements befriedigt werden (z.B. Clary et al., 1998; Omoto & Snyder, 1995)
Soziale Funktionen
Menschen werden allerdings nicht nur durch die Erwartungen individueller Bedürfnisbefriedigung dazu motiviert, Fremdgruppenmitgliedern zu helfen. In manchen Kontexten können sie sich auch deshalb zu diesem Verhalten entschließen, weil sie sich dadurch einen Nutzen für die Eigengruppe insgesamt erwarten.
1. Aufrechterhaltung von Macht- und Statusfunktionen
autonomieorientierte oder abhängigkeitsorientierte Unterstützung
2. Aufrechterhaltung positiver sozialer Identität
TACT / Korrespondenzprinzip, Ajzen & Fishbein, 1977
Ajzen, I., & Fishbein, M. (1977). Attitude-behavior relations: A theoretical analysis and review of empirical research. Psychological Bulletin, 84, 888-918.
Ajzen, I., & Fishbein, M. (1980). Understanding attitudes and predicting social behavior. Englewood Cliffs, NJ: Prentice-Hall.
nach Ajzen & Fishbein
• Target = Zielelement: Auf welches Objekt bzw. Ziel ist das Verhalten gerichtet?
• Action = Handlungselement: Welches Verhalten soll untersucht werden?
• Context = Kontextelement: In welchem Kontext wird das Verhalten ausgeführt?
• Time = Zeitelement: Zu welchem Zeitpunkt soll das Verhalten aus-geführt werden?
Dual Process Model of Ideology and Prejudice von Duckitt und Kollegen (z.B. Sibley & Duckitt, 2008)
nach Duckitt et al
Jüngere Forschungsarbeiten zu dieser Frage haben sich verstärkt mit Zusammenhängen zwischen den Big-Five und Vorurteilen befasst. Bei den Big-Five handelt es sich um fünf Persönlichkeitsdimensionen, anhand derer sich psychisch gesunde und unauffällige Personen charakterisieren lassen:
Extraversion, Verträglichkeit, Emotionale (In)Stabilität, Gewissenhaftigkeit, und Offenheit für neue Erfahrungen. Das Dual Process Model of Ideology and Prejudice von Duckitt und Kollegen (z.B. Sibley & Duckitt, 2008) postuliert einen indirekten Einfluss von Persönlichkeitsfaktoren im Sinne der Big Five auf Vorurteile, der über eine erhöhte Anfälligkeit für die Übernahme bestimmter ideologischer Orientierungen vermittelt wird.
Rollen-Kongruenz Theorie, 1987
Eagly, A. H. (1987). Sex differences in social behavior: A social-role interpretation. Hillsdale: Erlbaum.
Eagly, A. H., & Crowley, M. (1986). Gender und helping behavior: A meta-analytic review of the social psychological literature. Psychological Bulletin, 100, 283-308.
Eagly, A. H., & Wood, W. (1999). The origins of sex differences in human behaviour: Evolved dispositions versus social roles. American Psycho-logist, 54, 408-423.
nach Alice Eagly
So verwies Alice Eagly (1987) auf die Bedeutung sozialer Strukturen für Geschlechtsunterschiede im Verhalten. Sie legte dar, dass die sozialen Positionen, die Frauen und Männer in einer Gesellschaft einnehmen können, zu unterschiedlichen Rollenerwartungen geführt haben, die an Frauen und Männer herangetragen werden.
Frauen verfügen in der Regel über weniger Status und Macht als Männer. Weiterhin stehen ihnen weniger Ressourcen zur Verfügung. Noch immer ist eine regelrechte Arbeitsteilung üblich, nach der die Frau häusliche Aufgaben verrichtet und der Mann als „Brötchenverdiener“ agiert.
Eaglys Analysen zufolge entwickelten Frauen und Männer unterschiedliche Kompetenzen, um die ih-nen zugewiesenen gesellschaftlichen Aufgaben optimal bewältigen zu können. Dazu gehört auch ein entsprechend angepasstes Verhaltens-repertoire. Das Verhalten wird dabei von Geschlechtsrollenbildern beeinflusst, sozialen geteilten Vorstellungen darüber, über welche erwünschten Eigenschaften und Fähigkeiten Frauen oder Männer verfügen sollten.
Diese Bilder wirken im Sinne von Geschlechtsstereotypen und damit verbundenen Verhaltenserwartungen von außen auf uns ein.
Sie werden aber ebenso auch internalisiert und zu einem festen Teil des individuellen Selbstkonzeptes
Eagly schlussfolgerte, dass Geschlechts-unterschiede im Verhalten vor dem Hintergrund dieser Theorie eher die jeweiligen gesellschaftlichen Zustände widerspiegeln, als dass sie Schlüsse auf biologische Prädispositio-nen zuließen.
Balance Modell, Fritz Heider, 1946
nach Fritz Heider
Begründer der Attributionsforschung
Das P-O-X-Modell ist eine Verallgemeinerung des 3-Personen-Modells und wurde 1946 von Fritz Heider vorgeschlagen. In diesem Modell ist das dritte Element ein beliebiges Einstellungsobjekt (z.B. ein Auto).
P – Person
O – andere Person (other)
X – Einstellungsobjekt (x-beliebig)
Alle drei Elemente sind in einem Balance-Dreieck über Relationen miteinander verbunden. Diese Relationen können positiv und negativ sein. Es existieren zwei Arten von Relationen:
Einheitsrelation (z.B. Besitz, Nähe, Vertrautheit, …)
Werterelation (Einstellungen wie Sympathie/Antipathie)
Das POX-Dreieck ist in Balance, wenn das Produkt der Relationen positiv ist. Das System wird dabei immer aus Sicht der Person P betrachtet.
Whorf-Sapir-Hypothese
nach Wilhelm v Humboldt
Humboldt hatte behauptet, dass das Denken wesentlich durch die Sprache bestimmt werde. Verschiedene Völker würden durch ihre verschiedenen Sprachen verschiedene Weltsichten haben. Diese These ist immer wieder aufgestellt worden und wird heute meist als Whorf- oder Whorf-Sapir-Hypothese bezeichnet.
Ansatz impliziter Führungstheorien / leadership categorization theory, Lord & Maher
Lord, R. G., & Maher, K. J. (1990). Perceptions of leadership and their im-plications in organizations. In J. Carroll (Ed.) Applied Social Psy-chology and Organizational Settings, (pp. 129-154). Hillsdale, NJ: Earlbaum.
Lord, R. G., & Maher, K. J. (1991). Leadership and information processing: Linking perceptions and performance. Boston, MA: Unwin Hyman
nach Lord & Mauer
Konzentration auf die Geführten
Im Zentrum dieser sozial-kognitiven Theorie effektiver Führung steht die Annahme, dass Menschen auch in Bezug auf Führungspersonen implizite Theorien darüber haben, was eine „gute“ Führungsperson ausmacht
Eine gute Führungsperson zeichnet sich nach diesem Ansatz also vor allem dadurch aus, dass sie von anderen als eine solche wahrgenommen wird (Lord & Maher, 1990, S. 11). Führungserfolg wird also auch hier ähnlich wie bei Fiedlers Kontingenzansatz als das Produkt einer Interaktion von Merkmalen der Führungsperson und Merkmalen der Führungssituation (bei Fiedler: Situationsmerkmale; bei Lord et al.: Führungsschemata der Geführten) verstanden: Mit zunehmender Kongruenz der Führungsschemata der Geführten und den Merkmalen und Verhaltensweisen der Führungsperson wird erfolgreiche Führung wahrscheinlicher.
Konversionstheorie, Moscovici, 1980
Moscovici, S. (1980). Towards a theory of conversion behavior. In L. Berkowitz (Ed.), Advances in experimental social psychology, (Vol. 13, pp. 209-239). New York, NY: Academic Press.
nach Moscovici
Im Rahmen seiner Konversionstheorie postuliert Moscovici (1980), dass Minoritätseinfluss und Majoritätseinfluss auf unterschiedlichen psychologischen Prozessen beruhen –
ersterer auf Validierungsprozessen (d.h. sys-tematischer Verarbeitung der Minoritätsargumente aufgrund eines kognitiven Konflikts zwischen eigener und Minoritätsmeinung)
und letzter auf Vergleichsprozessen (d.h. relativ oberflächlicher Verarbeitung, die durch das Bedürfnis geprägt ist, die durch einen Meinungskonflikt entstehende Bedrohung der eigenen Zugehörigkeit zur Majorität durch Anpassung aufzulösen).
Seiner Auffassung nach sollte Minoritätseinfluss daher eher zu privater Akzeptanz (Konversion), Majoritätseinfluss hingegen eher zu compliance führen.
Bedürfnisbasierters Modell der Versöhnung, Nadler & Shnabel, 2008
nach Arie Nadler & Shnabel
In ihrem bedürfnisbasierten Modell der Versöhnung unterscheidet die Forschergruppe um Nadler zwischen zwei Kategorien emotionaler Barrieren: Zum einen Gefühle des Misstrauens zwischen den Konfliktparteien, zum zweiten Gefühle, die einer wahrgenommenen Bedrohung der eigenen Identität entspringen.
Die Überwindung von Misstrauen lässt sich dem Modell zufolge als instrumentelle Versöhnung auf-fassen, da neues Vertrauen zwischen vormals gegnerischen Gruppen häufig aus kooperativen Anstrengungen zur Erreichung eines gemeinsamen und übergeordneten Ziels resultiert. Um das Gefühl der Identitätsbedrohung aufzulösen muss allerdings auch ein Prozess der sozioemotionalen Versöhnung initiiert werden, bei dem die distinkten emotionalen Bedürfnisse von Tätern und Opfern wechselseitig akzeptiert und befriedigt werden.
Bindungsstile von Erwachsenen, Hazan & Shaver, 1987
sicher, vermeidend, ängstlich
Group-Engagement Modell, Tyler/Blader 2003
nach Tyler & Blader
Beeinflussung von Einstellungen und Verhaltensweisen von Gruppenmitgliedern durch Autoritäten
Im Mittelpunkt steht hier allerdings nicht allein die Interaktion zwischen Autorität und indi-viduellem Gruppenmitglied, sondern die Implikationen dieser Interaktion für die Beziehung zwischen Individuum und Gruppe.
Kombination aus Forschung zur prozeduralen Gerechtigkeit, mit dem sozialen Identitätsansatz.
Prozedurale Gerechtigkeit beinhaltet die subjektive Wahrnehmung, dass Autoritäten innerhalb der Gruppe (z.B. Führungskräf-te, Expert/innen, Lehrer/innen) der eigenen Person in Entscheidungsprozessen fair und unvoreingenommen gegenüberstehen und ihr die Möglichkeiten geben, dh Anerkennung durch die Autoritäten als vollwertiges Gruppenmitglied, Mitglied kann stolz auf die Gruppe sein, da die gerechte Behandlung durch die Autorität die Werte der Gruppe und Prinzipien reflektiert
Dem Group-Engagement Mo-dell zufolge führen Respekt und Stolz zu einer Stärkung der Identifikation mit der Eigengruppe. Dies wiederum verstärkt die Effektivität sozialer Einflussprozesse durch andere Gruppenmitglieder (sowohl im Sinne informa-tionalen als auch im Sinne normativen Einflusses), was schließlich zu Ver-
Ethische Kontroversen
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haltensweisen führt, die konform zu den Zielen der Gruppe und ihren Normen sind
Prozessuale Gerechtigkeit ⇩ ⇩ Stolz Respekt ↘︎ ↙︎ Identifikation ⇩ Gruppendienliches Verhalten