Fragen 3410 Flashcards

1
Q

T1
Verantwortungsdiffusion beim Hilfeverhalten

Laborexperiment mit Studenten, nur über Kopfhörer verbunden, in einer angeblichen Gruppendiskussion, die einen epileptischen Anfall eines Mitteilnehmers wahrnehmen

A

Lektüre: Darley, J.M. & Latané, B. (1968). Bystander intervention in emergencies: Diffusion of responsibility.
Journal of Personality and Social Psychology, 8, 377-383

Forschungstand
Erklärungsbedürftiges Phänomen:
Obwohl viele Menschen die Notlage einer Person beobachten, schreitet keiner ein. Warum?

Laien und Experten rekurrieren häufig auf Persönlichkeitsmerkmale der Beobachter (Bystander) oder bemühen kulturkritische Argumente.

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2
Q

T1

Theorie (S. 377)

A

Ansatzpunkt für psychologische Erklärung:
Konflikt zwischen dem Bestreben humanitären Normen zu folgen (und einzuschreiten) und der Angst vor negativen Konsequenzen, wenn man einschreitet.

Kernannahme:
Unter bestimmten Umständen kann das Bestreben Normen zu folgen geschwächt werden. Die Anwesenheit anderer Personen kann ein solcher Umstand sein, und dies insbesondere dann, wenn nicht zu erkennen ist, wie sich diese Personen verhalten.

Mögliche Gründe:
1) Verantwortungsdiffusion:
Wenn mehrere Personen Zeugen der Notlage einer anderen Person sind, konzentriert sich die Verantwortung einzuschreiten, nicht auf einen Zeugen allein, sondern auf mehrere Zeugen. Infolgedessen sinkt die Wahrscheinlichkeit für jeden einzelnen Zeugen, dass er einschreitet.
2) Diffusion der Schuld:
Personen in Gruppen können annehmen, dass es weniger wahrscheinlich ist, dass sie persönlich zur Rechenschaft gezogen werden, wenn sie nicht einschreiten, was ihre Bereitschaft einzuschreiten (und Kosten auf sich zu nehmen) senkt.
3) Rationalisierung:
Wenn das Verhalten anderer Zeugen nicht zu beobachten ist, kann ein einzelner Zeuge vermuten, irgendjemand würde schon was tun, und damit sein Nichteinschreiten rechtfertigen

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3
Q
T1
Zentrale Hypothese (S.378)
A
  1. Je mehr Beobachter ein Notfall hat, desto weniger und langsamer wird der Einzelne eingreifen oder Hilfe anbieten. (S. 378, linke Spalte, 4. Absatz).
  2. Das Geschlecht der anderen Beobachter hat Einfluss auf die Geschwindigkeit des Hilfeverhaltens,
  3. speziell: Männer helfen bei ausschließlich weiblichen Beobachtern schneller, weil es gesellschaftlich von ihnen erwartet wird. (S. 381, linke Spalte, 2. Absatz)
  4. Persönlichkeitseigenschaften können Hilfeverhalten voraussagen (s. 381, rechte Spalte 2. Absatz)
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4
Q

T1

Durchführung (S. 378-9)

A

Cover Story und Notsituation:
Cover Story:
Angebliche Diskussion über persönliche Probleme, die aus Gründen der Wahrung der Anonymität über Gegensprechanlage aus jeweils individuellen Kabinen erfolgte. Versuchsleiter war kein Zeuge.
Notsituation:
Angeblicher epileptischer Anfall eines anderen Untersuchungsteilnehmers (tatsächlich Tonbandaufnahme) (. In der zweiten Runde erleidet das Opfer während seiner Redezeit zur Kommentierung nach 70 Sekunden einen epileptischen Anfall und bittet darum, Hilfe zu holen. Nach 125 Sekunden wird die Leitung unterbrochen)

Stichprobe:
72 Studierende (59 Frauen, 13 Männer)

Design:
UV1: Gruppengröße (3-fach gestuft): 2er, 3er und 6er Gruppen)
UV2: Gruppenzusammensetzung in 3er Gruppen (4-fach gestuft, zu Details s. Tabelle 2)
Auffälligkeit: kein vollständig gekreuzter Versuchsplan
Zentrale AV: Geschwindigkeit des Eingreifens vom Begin des “Anfalls” bis zum Verlassen der individuellen Kabine (Reaktionszeitmessung: Ab Beginn des Anfalls wird die Zeit gestoppt und Endet sobald die
Versuchsperson den Diskussionsraum verlässt. Es wurde ein Speedscore ermittelt nach der Formel
100/Reaktionszeit, hoher Speedscore heißt demnach kurze Reaktionszeit.)
Kontrollvariablen: Soziale Erwünschtheit, Anomie, Automatismus u.a. (Persönlichkeitseigenschaften und personenbezogene Statistik)

Statistische Verfahren
Gruppengröße/Reaktionszeit
- x^2-Test
- Varianzanalyse Gruppengrößeneffekt
- Duncan Multiple Range Test (6er zu 2er/3er-Gruppe war signifikant)
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5
Q

T1

Ergebnisse

A

Personen die nicht geholfen haben, schienen emotional erregter als Personen die nicht geholfen haben. Vermutlich haben sie nicht beschlossen nicht zu helfen, sondern befanden sich noch in der Entscheidung.
Es könnte sein, dass 100% geholfen hätten, wenn das Experiment länger gelaufen wäre.

Anzahl der Beobachter
Die Anzahl der Beobachter hat einen maßgeblichen Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit, dass ein Vorfall gemeldet wird.
- 85% der Zweiergruppen holten Hilfe, bevor das Mikrofon abgeschaltet wurde, aber nur 31% der Sechsergruppen.
- Alle aus den Zweiergruppen meldeten den Vorfall innerhalb der Zeit, aber nur 62% der Sechsergruppen.
- Die Zahl Hilfeholender war in den Zweiergruppen zu jeder Zeit höher als in den Dreiergruppen und ebenso bei den Dreiergruppen im Vergleich zu Sechsergruppen.
- 95% halfen in den ersten 3 Minuten

Hilfe aus Sicht des Opfers
Wird dem Opfer mit höherer Wahrscheinlichkeit geholfen wenn mehr Beobachter da sind, da es mehr potentiell helfende Personen gibt?
- Innerhalb der ersten 45 Sekunden halfen 50% in den Zweiergruppen und keiner aus der Sechsergruppe.
- Nach einer Minute ist die Wahrscheinlichkeit in allen Gruppen gleich hoch, dass mindestens eine Person hilft.

Gründe für Helfen oder Nachhelfen
- Ich wusste gar nicht so genau was passiert war (26 von 65)
- Ich dachte, es muss ein Irrtum sein (20 von 65)
- Ich wusste nicht was tun (18 von 65)
Übereinstimmend gaben die Vpn an, dass die Anwesenheit der anderen Teilnehmer keine Auswirkungen auf ihr Verhalten hatte

Der Anfall erzeugte einen Aversions-Aversions-Konflikt. Einerseits Scham oder Schuld über das Nichthelfen, andererseits die Angst vor Blamage durch Überreaktion oder vor Störung des Experiments (Experimentator hatte Anonymität als wichtige Voraussetzung genannt)

In Zweiergruppen war dieser Konflikt schnell gelöst, im Fall größerer Gruppen waren die kosten des Nicht-Helfens kleiner und der Konflikt wahrscheinlich akuter

Weitere Schlussfolgerungen
Die Studie widerspricht den Untersuchungen von Berkowitz, Klandermans & Harris, dass Männer schneller helfen als Frauen. Auch auf Frauen hatte das Geschlecht der übrigen Beobachter keinen Einfluss.

Allerdings wurde bei Berkowitz direktes Hilfeverhalten getestet, während hier indirektes Hilfeverhalten untersucht wurde, bei dem sich für Frauen scheinbar keine höheren Kosten ergeben (Fertigkeiten, Wissen, körperliche Stärke).

Die Notfallsituation war hier konstruiert, denn in realen Situationen sind die Reaktionen anderer Beobachter für potentielle Helfer durchaus beobachtbar (pluralistische Ignoranz). Im Fall Kitty Genovese war aber genau das nicht der Fall. Die Annahmen, dass Persönlichkeitseigenschaften in diesem speziellen Fall der indirekten Hilfe als Erklärung herangezogen werden kann, ist demnach nicht gerechtfertigt, sondern es kann beim Fall Kitty Genovese vom Effekt der Verantwortungsdiffusion als Erklärung ausgegangen werden.

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6
Q

T1
Darley & Latané: Was sind die zentralen Hypothesen der Studie?
A) Ob und wann Menschen in Notfallsituationen einschreiten hängt nicht von der Anzahl der Menschen ab, die ebenfalls Zeuge des Notfalls sind.
B) Je mehr Personen Zeuge eines Notfalls werden, umso weniger wahrscheinlich ist es, dass einer von ihnen einschreitet und umso verzögerter wird sein Einschreiten erfolgen.
C) Je mehr Personen Zeuge eines Notfalls werden, umso wahrscheinlicher ist es, dass einer von ihnen einschreitet, und umso schneller wird sein Einschreiten erfolgen.
D) Je weniger Personen Zeuge eines Notfalls werden, umso weniger wahrscheinlich ist es, dass einer von ihnen einschreitet, und umso verzögerter wird sein Einschreiten erfolgen.
E) Verantwortungsdiffusion kann durch den Bystander-Effekt ausgeglichen werden.

A

B

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7
Q

T2
Thema: Der relative Einfluss situationaler und dispositioneller Variablen auf Helfen in Notfallsituationen

Laborexperiment mit Theologiestudenten zu Hilfeverhalten in Notfallsituationen

A

Lektüre:
Darley, J.M., & Batson, C.D. (1973). From Jerusalem to Jericho: A study of situational and dispositional variables in helping behavior. Journal of Personality and Social Psychology, 27, 100-108

Forschungsstand:
Ausgangsbeobachtung:
Die Vorhersagekraft dispositioneller Variablen erwies sich in der Vergangenheit häufig als gering; dies legt mache, alternative Variablen zur Vorhersage (bzw. Erklärung) von Hilfeverhalten in Notfallsituationen heranzuziehen.

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8
Q

T2

Theorie (S. 100-1) und Hypothesen

A

Ansatzpunkt: Psychologische Interpretation des Gleichnisses vom Barmherzigen Samariter. Hilfeverhalten hängt in der Parabel von Situationsvariablen, nämlich vom Zeitdruck und den Gedankeninhalten (Salienz von Normen) ab sowie von dispositionellen Variablen, nämlich der Art der Religiosität (Priester vs. Levitier vs. Samarita) ab

3 inhaltliche Hypothesen:

1) Personen, die mit einer Notsituation konfrontiert werden, während sie gedanklich mit religiösen oder ethischen Themen beschäftigt sind, werden nicht mit einer größeren Wahrscheinlichkeit helfen als Personen, die sich gedanklich mit anderen Themen beschäftigen (!Wichtig: Test der Gültigkeit der “Nullhypothese”)
2) Personen, die in Eile sind, werden mit geringerer Wahrscheinlichkeit helfen als Personen, die nicht in Eile sind
3) Personen, die (a) aus intrinsischen Gründen oder aus (b) Gründen der Sinnsuche religiös sind, werden mit größerer Wahrscheinlichkeit helfen als andere Personen

Potentiell relevante (Prädiktor)Variablen:
Situationsvariablen:
a) die Inhalten, mit denen sich eine Person gedanklich beschäftigt (→ “situative Salienz von Normen”)
b) Zeitdruck unter dem eine Person steht
Dispositionelle Variablen:
a) Art der Religiosität

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9
Q

T2

Durchführung (S. 103-4)

A

Laborexperiment, Einzelexperiment
Cover Story und Notsituation:
Cover Story:
Angeblich Untersuchung zum Zusammenhang religiöser Erziehung und der Berufung zum Priesteramt. Untersuchung fand angeblich in zwei Gebäuden statt. Personen wurden einzeln untersucht. Nach Manipulation der UVn wurden die Personen in das zweite Gebäude geschickt.
Notsituation:
Auf dem Weg in das andere Gebäude saß ein Konföderierter mit geschlossenen Augen zusammengesackt auf dem Boden und täuschte einen Schwächeanfall vor.

Stichprobe:
40 Theologiestudenten der Universität Princeton; 7 weitere Teilnehmer wurden von den Analysen ausgeschlossen.

Design:
UV1: Inhalt (2-fach gestuft): aufgabenrelevant vs. relevant für Hilfeverhalten (→ Salienz prosozialer Normen); Operationalisierung über Textmaterial
UV2: Zeitdruck (3-fach gestuft): hoch, mittel, niedrig; Operationalisierung über Instruktionen des VL (!zu beachten: Randomisierungsproblem s. Fußnote 3)
Prädiktorvariablen: Drei Dimensionen von Religiosität: Religiosität als Mittel zum Zweck, Religiosität als Ziel an und für sich, Religiosität als Sinnsuche
Zentrale AV: Beurteilung der Hilfereaktion auf einer 7-stufigen Skala (!zu beachten: a) Rating erfolgte durch Konföderierten; b) Konföderierter war blind gegenüber den UVs und Prädiktorvariablen; c) Skalenniveau: ordinal)

Statistische Verfahren
• Varianzanalyse (trotz Ordinalskala!!!)
• Schrittweise multiple Regression (als „Gegencheck“ wegen der eigentlich nicht angemessenen Varianzanalyse)

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10
Q

T2

Schlussfolgerungen (S.107-8)

A

1) Ergebnisse bestätigen Hypothese 1: Ein Effekt
für die relative Salienz prosozialer Normen deutet sich zwar an, war statistisch allerdings nicht signifikant. Der Einfluss von Normen schein beim Helfen weniger stark zu sein als man intuitiv vermuten könnte (S.107)
2) Ergebnisse bestätigen Hypothese 2 zum Einfluss von Zeitdruck (situale Variablen)
Weiterführende Überlegungen zu mediierendem Prozess:
Keine bewusste Kosten-Nutzen-Abwägung zu Ungunsten der hilfsbedürftigen Person, vielmehr scheint der Zeitdruck die Interpretation der Situation in ungünstiger Form zu beeinflussen (S. 107-108)
3) Persönlichkeitsvariablen erwiesen sich - wie schon in vorangehenden Untersuchungen - als unbedeutend für die Vorhersage des Hilfeverhatens (d.h. Hypothese 3 wird nicht bestätigt)

Überraschendes Ergebnis: „Sinnsucher“ boten eher zögerlich Hilfe an

Weiterführende Überlegungen:
Die Daten liefern allerdings einige Hinweise darauf, dass Persönlichkeitsvariablen hinsichtlich der Art und Weise, wie eine Person hilft, bedeutsam sein könnten. Die Auswahl der Art zu helfen setzt komplexere Entscheidungsprozesse voraus; es könnte daher sein, dass sich der Effekt von Persönlichkeitsvariablen erst mit längerer Zeit entfaltet.

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11
Q

T1
Wie operationalisierten Darley und Latané (1968) in ihrer Studie „Bystander intervention in emergencies“ ihre zentrale unabhängige Variable?
A) Über die Anzahl der Personen, die von den Versuchspersonen als gleichzeitig anwesend wahrgenommen wurden.
B) Über die Anzahl der Personen von denen die Versuchspersonen annehmen konnten, dass sie den Krampfanfall ebenfalls gehört hatten.
C) Über die Anzahl der Personen, die den Krampfanfall ebenfalls gehört hatten.
D) Über die Zeit, welche die Versuchspersonen benötigten, um den Krampfanfall zu melden.
E) Über die Eile, welcher die Versuchspersonen ausgesetzt waren, als sie den Hof überquerten.

A

B

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12
Q
T2
Welche Persönlichkeitsvariablen wurden untersucht?
A) Religiosität
B) Extraversion
C) Neurotizismus
D) Offenheit für neue Erfahrung
E) Bindungstyp
A

A

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13
Q
T2
Welche dispositionelle Variable wurde gefragt?
A) Art der Religiosität
B) Extraversion
C) Neurotizismus
D) Offenheit für neue Erfahrung
E) Bindungstyp
A

A

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14
Q

T2
Darley & Batson: Was sind die verwendeten Prädiktorvariablen?
A) Inhalt, Zeitdruck, Auftreten von Hilfeverhalten
B) Inhalt, Art des Hilfeverhaltens, Religiosität
C) Zeitdruck, Religiosität, Inhalt
D) Dauer bis zum Einschreiten in der Notsituation, Zeitdruck, Religiosität
E) Religiosität, Temperatur, Wetterverhältnisse

A

C

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15
Q

T3
Verantwortungsdiffusion und die erwarteten Kosten der Hilfeleistung

Feldexperiment in Zügen der New Yorker U-Bahn zu Hilfeverhalten in Notfallsituationen

A

Lektüre:
Piliavin, I., Piliavin, J.A., Rodin, J. (1975). Costs, diffusion, and the stigmatized victim.
Journal of Personaity and Social Psychology, 32, 429-438

Arousal-Cost-Reward-Modell: Emotionale Erregung, Kosten des Helfens, Kosten des Nicht-Helfens

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16
Q

T3

Forschungsstand (S. 429-32)

A

Hauptziele:

  1. Erläuterung eines Modells zur Integration einer Vielzahl von Befunden zum Helfen in Notsituationen
  2. Test einer aus dem Modell abgeleiteten Hypothese zum Phänomen der Verantwortungsdiffusion

Zentrale Annahmen des Arousal-Cost-Reward-Modell: Emotionale Erregung, Kosten des Helfens, Kosten des Nicht-Helfens von Piliavin u. Piliavin

  1. Beobachtung eines Notfalls führt zu Erregung
  2. Je stärker die Erregung ist, desto unangenehmer wird sie erlebt. Der Zeuge (Bystander) ist daher motiviert die Erregung zu reduzieren.
  3. Es gibt a) bestimmte Umstände und b) bestimmte Persönlichkeitstypen, die dazu führen, dass Bystander “nicht-kalkulativ” auf eine Notsituation reagieren
  4. Andernfalls wird der Bystander eine Reaktion auswählen, die am schnellsten und wirksamsten seine Erregung reduziert und die mit den geringsten Verhaltenskosten verbunden ist.
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17
Q

T3
Erwartete Verhaltensreaktion als gemeinsame Funktion der erwarteten Kosten für Helfen und Nicht-Helfen (Piliavin et al., 1975, S. 430)

A

Kosten direkter Hilfeleistung

                                Niedrig                   Hoch

Kosten Hoch Direkte Indirekte
durch Hilfeleistung Hilfeleistung
Nicht- o. Redefi-
Helfen nition der
Situation;
Herabsetz-
sung des
Opfers

            Niedrig    Variiert                   Situation 
                            (abhängig von       verlassen, 
                            wahrgenom-          ignorieren,
                            Normen)                verleugnen

Verhalten bei hohen Kosten:
Direkte Hilfe ist die effektivste Reaktion der Erregungsreduktion, hohe Kosten wirken allerdings dagegen, daher entweder
1. Indirekte Hilfe
→ Nicht unmittelbar effektiv: Erregungszustand bleibt länger bestehen als im Falle direkter Hilfe
2. Umdefinition der Situation
→ Ist gegenüber 1. effektiver, da schneller und weniger kostenintensiv

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18
Q

T3

Zentrale inhaltliche Hypothese

A

Zentrale inhaltliche Hypothese zur Verantwortungsdiffusion:
1. Hypothese: In dem Maße, in dem der Zeige den Notfall plausibel als eine Situation (re)interpretieren kann, welche sein PERSÖNLICHES Eingreifen NICHT unmittelbar erfordert, sollte die Tendenz, keine persönliche Verantwortung zu übernehmen, mit dem Ausmaß der wahrgenommenen Kosten des Helfens ansteigen
→ Verantwortungsdiffusion sollte bei hohen Kosten direkter Hilfe auftreten, aber nicht bei niedrigen Kosten
→ Kosten sollten sich unabhängig von der Verfügbarkeit einer plausiblen Möglichkeit der Übertragung von Verantwortung auf andere auswirken

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19
Q

T3

Durchführung (S.432)

A

Notsituation:
Konföderierter (weiß, male) stürzt in New Yorker U-Bahn und bleibt im Gang liegen. Acht weitere Konföderierte fungieren als “Bystander”

Stichprobe:
Fahrgäste der U-Bahn (48.4% Männer). Insgesamt 166 Durchgänge.
! Hinweis !: Analyseeinheit ist der Durchgang! ( Aus Gründen von Problemen bei der Versuchsdurchführung werden nur 120 Durchgänge in die Analyse aufgenommen, S. 433)

Statistische(s) Verfahren
x^2-Unabhängigkeitstest / Kontingenztest : Test von H0: X und Y sind unabhängig gegen H1: X und Y sind abhängig
Varianzanalyse: dreifaktoriell mit 2 x 2 x 2 Design
Vergleich von 8 unterschiedlichen Bedingungen, (drei Faktoren mit jeweils 2 Faktorstufen)
Geplante Kontraste : Vergleich von Paaren von Behandlungen, die vorher festgelegt wurden

Experimentelles Design
Das Versuchsdesign stellt ein sehr ausgefeiltes Feldexperiment dar (selten!).

Design:
UV1: Kostenfaktor “Negative Emotionen” (zweifach gestuft): Muttermal (hoch) vs. kein Muttermal (niedrig)
UV2: Kostenfaktor “Zeitverlust”(zweifach gestuft): Nahe am Zielbahnhof (hoch) vs. entfernt vom Zielbahnhof (niedrig)
UV3: Möglichkeit eigene Verantwortung “abzugeben” (zweifach gestuft): “Mediziner” anwesend (hoch) vs. kein “Mediziner” anwesend (niedrig)
Zentrale AVs: Zeit bis zum Eingreifen und Anzahl der Helfer (Zu beachten !: a) Messung erfolgte durch zwei Beobachter, b) alle Konföderierten und Beobachter waren blind gegenüber den UVs)

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20
Q

T3

Schlussfolgerungen (S. 436-7)

A

1) Ergebnisse unterstreichen den erheblichen Einfluss der wahrgenommenen Kosten auf die Häufigkeit und die Geschwindigkeit, mit der geholfen wird. Die Manipulation des Kostenfaktors “negative Emotionen”, operationalisiert über das Stigma, wirkt sich signifikant auf beide AVn aus. Zusätzlich wirkten sich “natürliche” potentielle Kostenindikatoren aus (unterschiedliche ethnische Zugehörigkeit)

! Hinweis !: der Kostenfaktor “ Zeitverlust” erwies sich als ineffektiv. Zu beachten ist, dass es sich hierbei allerdings um eine indirekte Operationalisierung handelte, was die Unwirksamkeit dieser Variable vermutlich erklärt.

2) Ergebnisse bestätigen die Annahme, dass Verantwortungsdiffusion insbesondere bei hohen Kosten der Hilfeleistung auftritt.

Zentrale Schlussfolgerung:
Verantwortungsdiffusion beruht auf dem Versuch die Kosten des Nichthelfens zu reduzieren, um persönliche Kosten zu vermeiden

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21
Q

T3
Piliavin: Aus welchem theoretischen Modell leiten die Autoren ihre zentralen Hypothesen zum Hilfeverhalten ab, wie heißt es, welche zentralen Einflussgrößen sollen die wahrscheinliche Reaktion beim Hilfeverhalten vorhersagen?
A) Empathie-Altruismushypothese: Kosten des Helfens, Zeitdruck, Stigma
B) Arousal-Cost-Reward-Modell: Kosten des Helfens, ethische Gedanken
C) Arousal-Cost-Reward-Modell: Kosten des Nicht-Helfens, ethische Gedanken
D) Empathie-Altruismus-Hypothese: Kosten des Nicht-Helfens, Zeitdruck, Stigma
E) Arousal-Cost-Reward-Modell: Emotionale Erregung, Kosten des Helfens, Kosten des Nicht-Helfens

A

E

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22
Q

T3
Piliavin & Piliavin: Welche Konsequenzen ergeben sich gemäß des Modells zum Helfen in Notfallsituationen für die Hilfeleistung, wenn die Kosten durch Nicht-Helfen niedrig und die Kosten direkter Hilfeleistung hoch sind?
A) Es wird direkte Hilfeleistung gewährt.
B) Es wird indirekte Hilfe geleistet.
C) Die Art der Hilfeleistung variiert, je nach Normen.
D) Die Situation wird redefiniert.
E) Es erfolgt keine Hilfeleistung

A

E

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23
Q

T4
Empathie als Quelle altruistischer Motivation

Elaine Experiment

A

Lektüre:
Batson, C.D., Duncan, B.D., Ackermann, P., Buckley, T. & Birch, K. (1981). Is empathic emotion a source of altruistic motivation?
Journal of Personality and Social Psychology, 40, 290-302

Diese Hypothese wurde getestet, indem Vpn eine weibliche Studentin beobachteten, der Elektroschocks verabreicht wurden. Es wurde den Vpn währenddessen angeboten, der Studentin zu helfen, indem sie die übrigen Schocks auf sich nehmen

Forschungsstand

1) (Reaktive) Empathie ist eine wichtige Motivationsquelle für Hilfeverhalten
2) Die Empathie-Altruismus Hypothese formuliert die Annahme, dass Empathie zu altruistisch motiviertem Helfen führt

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24
Q

T4

Hauptziele

A

1) Hauptziel der Untersuchungen ist es, nachzuweisen, dass Empathie zu altruistischer Motivation führt
2) Hierfür ist es erforderlich Situationen zu identifizieren, in denen theoretische Ansätze, die sich auf altruistische motivationale Prozesse (Empathie) beziehen, andere Verhaltensvorhersagen machen als Ansätze, die egoistische Motive postulieren (Alternativerklärungen wie z.B. Reduktion von Distress)

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25
Q

T4
Theorie: Die KONZEPTUELLE Unterscheidung zwischen Altruismus und Egoismus (S. 291)

und

Theorie: Die EMPIRISCHE Unterscheidung zwischen Altruismus und Egoismus (S. 291)

A

1) Egoistisch motiviertes Helfen zielt darauf ab, das Wohlergehen des Helfers zu verbessern (d.h. das eigene Wohlergehen ist das ultimative Ziel und die Verbesserung des Wohlergehens der hilfsbedürftigen Person dient als Mittel zum Zweck)
2) Altruistisch motiviertes Helfen zielt darauf ab, das Wohlergehen der hilfsbedürftigen Person zu verbessern (d.h. das Wohlergehen der anderen Person ist das ultimative Ziel)
3) Daraus folgt:
a) Hilfeverhalten kann sowohl egoistisch oder auch altruistisch motiviert sein - das Unterscheidungskriterium ist das Ziel, nicht die Form des Verhaltens
b) die Motivation zu helfen, kann sowohl aus egoistischen als auch altruistischen Motiven resultieren
c) Die Verbesserung des Wohlergehens einer anderen Person ist sowohl notwendig als auch hinreichend, um ein altruistisches Ziel zu erreichen

Empirische Unterscheidung
Vorhersage unter Gültigkeit der Empathie-Altruismus-Hypothese:
EMPATHIE-HAUPTEFFEKT (Unter der Bedingung “hoher Empathie” sollen Personen mehr helfen als unter der Bedingung “geringe Empathie” und dies unabhängig davon, wie schwer oder leicht es ist, die Situation zu verlassen = wie hoch oder gering die Kosten des Nicht-Helfens sind).
KOSTEN X EMPATHIE-INTERAKTION (Bei geringer Empathie sollen Personen nur helfen, wenn es schwierig ist, die Situation zu verlassen = die Kosten des Nicht-Helfens hoch sind).

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26
Q

T4

Zentrale Hypothesen

A

Empathie-Altrusismushypothese mit zwei Aspekten:
1. Bei niedrig ausgeprägter Empathie helfen Vpn unter leichten Fluchtbedingungen weniger
als unter schwierigen Fluchtbedingungen.
2. Bei stark ausgeprägter Empathie helfen Vpn unabhängig von den Fluchtbedingungen.

Alternativhypothese:
Geringschätzung von Elaine könnte zu niedrigem Hilfeverhalten führen.

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27
Q

T4

Operationalisierung

A

Statistische Verfahren

  • ANOVA → 2 x 2 Analyse
  • x^2-Test
  • Geplante Kontraste → Eins-versus-Drei-Muster
  • Individuelle Kontraste
  • Kovarianz-Analysen → um Alternativhypothese zu prüfen

Experimentelles Design
in beiden Experimenten liegt ein 2 x 2 Design vor: Fluchtmöglichkeit einfach vs. schwierig x
Empathie niedrig vs. hoch.

UVs: Fluchtkosten, Hilfekosten (hoch/niedrig), Empathie (hoch/niedrig, Exp1:über Ähnlichkeit, Exp2 über Placebo-Effekt/Missattribution)
AVs: Hilfsbereitschaft:
Studentin helfen ja – nein →
Anzahl Elektroschocks (nur Experiment 1):
Wie viele Stromschl.ge (= Versuchsdurchg.nge)
übernehmen die Vpn

Experiment 1:

  • Stichprobe: 44 weibliche Psychologiestudenten
  • Aufteilung in 4 Gruppen (siehe 2 x 2 Design) → 11 Vpn in jeder Gruppe

Manipulation der Fluchtmöglichkeiten: einfach vs schwer
Manipulation der Ähnlichkeit: ähnlich vs. nicht ähnlich

Experiment 2:
• Stichprobe: 48 weibliche Psychologiestudenten (hohe Verdachtsrate: 19% → aber keine
Auswirkungen auf Ergebnisse)
im Vergleich zu Experiment 1 soll nun die Manipulation der Empathie direkter erfolgen
Statt der Ähnlichkeit soll Empathie nun über einen Placebo manipuliert werden = Manipulation
der emotionalen Reaktion durch Missattribution
egoistische Motivation vs. altruistische Motivation
Die AV wird nun nur noch dadurch gemessen, ob Elaine geholfen wird oder nicht. Aus zeitlichen Gründen sind 10 Durchgänge nicht mehr möglich und daher ist die Anzahl der übernommenen Schocks nicht mehr messbar

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28
Q

T4

Ergebnisse

A

Experiment 1:
- Die Ähnlichkeitsmanipulation war erfolgreich → signifikante Ergebnisse → Haupteffekt Ähnlichkeit: signifikante Flucht x Ähnlichkeit Interaktion
- Fluchtschwierigkeit nicht signifikant, es gab wie erwartet keinen Haupteffekt Kosten Haupteffekt Kosten
- Alle Vpn erkannten das Leiden von Elaine
→ Bestätigung der Empathie-Altruismus-Hypothese und des Eins-versus-Drei-Musters (vgl. Tab. 2 S. 296)
→ Hypothese 1 bestä[gt: Wenn die Empathie gering ist, haben die Fluchtmöglichkeiten dramatische Effekte auf das Hilfeverhalten
→ Hypothese 2 bestätigt: Wenn die Empathie hoch ist, spielen die Fluchtmöglichkeiten beim Hilfeverhalten keine Rolle (es wurde überraschenderweise sogar mehr geholfen, wenn die Fluchtmöglichkeit einfach war)
- Ceiling-Effekt kann ausgeschlossen werden
- Alternativhypothese nicht bestätigt

Experiment 2:
- Haupteffekt: Manipulation der emotionalen Reaktion → Vpn in der Bedingung der empathischen Besorgnis empfinden mehr Empathie als die in der Bedingung des persönlichen Unwohlseins
→ Bestätigung der Empahtie-Altruismus-Hypothese und des Eins-versus-Drei-Musters

Schlussfolgerungen/Diskussion

  • Die Ergbenisse stärken die Empahtie-Altruismus-Hypothese und zeigen gleichzeitig, dass Hilfeverhalten nicht ausschließlich durch Nutzen-Kosten-Analysen erklärbar ist
  • Allerdings gewährleisten die beiden Experimente noch keine hinreichende externe Validität, da die Studien nur mit Frauen durchgeführt wurden und jeweils vom gleichen Forschungsteam durchgeführt wurden
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29
Q
T4 
Batson et al.: Wie wurde im Elaine-Experiment Empathie manipuliert?
A) Stromstärke
B) Fliehen
C) Perspektivübernahme
D) Ähnlichkeit
E) Schmerzempfinden von Elaine
A

D

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30
Q

T4
Batson et al.: Erwartete statistische Effekte im Elaine-Experiment?
A) Haupteffekt für Empathie bzw. Ähnlichkeit auf Hilfeverhalten und Interaktionseffekt zwischen „Ähnlichkeit“ und „Schwierigkeit die Situation zu verlassen“
B) Nur ein “Kosten-Haupteffekt”, sonst keine weiteren Effekte
C) Nur ein “Empathie-Haupteffekt”, sonst keine weiteren Effekte
D) “Empathie-Haupteffekt” und “Kosten-Haupteffekt”, kein Interaktionseffekt
E) Nur ein “Kosten-Empathie-Interaktionseffekt”

A

A

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31
Q

T4
Welche Tabelle stellt die Wahrscheinlichkeit für Hilfeverhalten nach der Empathie-Altruismus-Hypothese richtig dar?
A) Möglichkeit, die Situation zu verlassen→leicht, Niedrige Empathie →hoch,Hohe Empathie→niedrig
Möglichkeit, die Situation zu verlassen→schwer, Niedrige Empathie →hoch,Hohe Empathie→hoch
B) Möglichkeit, die Situation zu verlassen→leicht, Niedrige Empathie →niedrig,Hohe Empathie→hoch
Möglichkeit, die Situation zu verlassen→schwer, Niedrige Empathie →niedrig,Hohe Empathie→hoch
C) Möglichkeit, die Situation zu verlassen→leicht, Niedrige Empathie →niedrig,Hohe Empathie→hoch
Möglichkeit, die Situation zu verlassen→schwer, Niedrige Empathie →hoch,Hohe Empathie→hoch
D) Möglichkeit, die Situation zu verlassen→leicht, Niedrige Empathie →niedrig,Hohe Empathie→niedrig
Möglichkeit, die Situation zu verlassen→schwer, Niedrige Empathie →hoch,Hohe Empathie→hoch
E) Möglichkeit, die Situation zu verlassen→leicht, Niedrige Empathie →hoch,Hohe Empathie→hoch
Möglichkeit, die Situation zu verlassen→schwer, Niedrige Empathie →hoch,Hohe Empathie→niedrig

A

C

siehe Tabelle in der Zusammenfassung

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32
Q

Parallele Empathie

Reaktive Empathie

A

Gefühlszustand der Person in Not spiegeln

Mitgefühl, Anteilnahme

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33
Q

T5
Interpersonales Helfen: Der Einfluss von Beziehungsnormen

Experimentelle Studie mit befreundeten Studenten als VP-Paare, die Lichtwechsel an einer „Ampel“ beobachten sollen

A

Lektüre: Clark, M.S., Mills, J., & Corcoran, D.M. (1989). Keeping track of needs and inputs of friends and strangers.
Personality and Social Psychology Bulletin, 15, 533-542.

Theoretischer Ausgangspunkt:
Unterscheidung zwischen “sozial motivierten Beziehungen” (“communal relationships”) und Austauschbeziehungen (“exchange relationships”).

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34
Q

T5

Zentrale Hypothesen

A

Zentrale Hypothesen:

a) Personen, die in einer Austauschbeziehung stehen, verfolgen (anders als Personen in sozial motivierten Beziehungen) genau, wie viel eine andere Person zum Erreichen eines gemeinsamen Ziels beisteuert.
b) Personen, die in einer sozial motivierten Beziehung stehen, verfolgen mit einer höheren Wahrscheinlichkeit als Personen in einer Austauschbeziehung den Bedürfnisstand der anderen Person (den Status ihres Wohlergehens) - und dies unabhängig von der Möglichkeit der Reziprozität bzw. selbst dann, wenn sie selbst nicht auf die Bedürfnisse der anderen Person eingehen können.

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35
Q

T5

Theorie (S. 534)

A

2 Hauptziele:

1) Replikation früherer Ergebnisse mit einem verbesserten Forschungsdesign (AV Variable)
2) Untersuchung, ob es sich bei Freundschaftsbeziehungen um sozial motivierte Beziehungen und bei Beziehungen zwischen Fremden um Austauschbeziehungen handelt.

(Übergeordnete Ziele im Rahmen des Forschungsprogramms: Stützung der Validität und Generalisierbarkeit)

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36
Q

T5

Durchführung (S.535)

A

Cover Story:
Angebliche Untersuchung zum Leistungsverhalten (Teilnehmer sind angeblich in einer Kontrollbedingung)

Stichrpobe:
42 Studierende (28 Männer, 14 Frauen); alle Teilnehmer nahmen mit einem Freund (einer Freundin) teil

Design:
UV1: Typ der Beziehung (Freunde vs. Fremde)
UV2: Bedeutung der Lichter (Hilfebedürfnis vs. “Input”)
Zentrale AV: Anzahl der Blicke der Teilnehmer zu den Lichtern

Statistische Verfahren

  • Prüfung auf Homoskedastizität [homogeneity of variances] mittels F-Test von Originaldaten und transformierten Daten (x = log (x+1))
  • Varianzanalyse transformierter Daten: Geplante Kontraste [planned comparison]
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37
Q

T5

Ergebnisse (S. 539-40)

A

Auswertung der formulierten Hypothesen
Hypothese 1 wurde bestätigt: Einander Fremde beobachten genau, wie viel der andere zu einer Gemeinschaftsaufgabe beiträgt.
Hypothese 2 wurde ebenfalls bestätigt: Unabhängig der Reziprozitätsmöglichkeit verfolgen Personen in Austauschbeziehungen mit höherer Wahrscheinlichkeit den Bedürfnisstand des Partners als die Fremde tun.

Im Vergleich Freund zu Fremder wurde die Hypothese darin unterstützt, dass im „Bedürfnisse“-Fall die
Anzahl der Blicke auf die Ampel signifikant höher war, wenn es sich um einen Freund handelte, während die Anzahl der Blicke in der „Beträge“-Bedingung dann signifikant größer war, wenn es sich um einen Fremden handelte.

Statistische Auswertung:
Weder Haupteffekt Beziehung noch Haupteffekt Signalbedeutung war signifikant.
Es wurde sowohl unter der Bedürfnisse- wie auch unter der Beiträge-Bedingung wie erwartet ein Unterschied im Verhalten von Freunden und Fremden gefunden.

Bewertung im Hinblick auf Ergebnisse früherer Untersuchungen
Die Studie fand im Rahmen eines größeren Forschungsprojekts von Margaret Clark statt (Unterscheidung von Beziehungsnormen) und sollte die Ergebnisse aus früheren Studien validieren und eine Generalisierbarkeit ermöglichen.

Hauptziele dieser Studie waren

  1. Replikation früher Ergebnisse mit einem verbesserten Forschungsdesign in Bezug auf die abhängige Variable
  2. Klärung ob es sich bei Freundschaftsbeziehungen um Gemeinschaftsbeziehungen und bei Beziehungen zwischen Fremden um Austauschbeziehungen handelt.

Frühere Studienergebnisse von Clark waren, dass Gemeinschaftsbeziehungen (oder auch sozial motivierte Beziehungen) auf der Grundlage der Bedürfnisbeachtung des Partners beruhen oder anders gesagt dass die Partner genuin interessiert am Wohlergehen der anderen Person sind. Bei Austauschbeziehungen wird Reziprozität angenommen.

Unterscheidung Beziehungsnorm und Motivation:
Hier wird von Beziehungsnormen ausgegangen. In Abgrenzung zur Definition von altruistischem/ egoistischem Helfen kann im vorliegenden Fall nicht unterschieden werden, aus welchen Motiven die Vpn so gehandelt haben, sondern nur auf ein normatives Verhalten geschlossen werden

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38
Q

T5
Was sind die zentralen Hypothesen der Untersuchung von Clark, Mills, & Corcoran (1989) „Keeping Track of Needs and Inputs of Friends and Strangers“?
A) Menschen, die sich in einer Freundschaftsbeziehung befinden, achten mehr auf die gegenseitigen Beiträge zu einer gemeinsamen Aufgabe als einander fremde Personen, während einander fremde Personen mehr auf die gegenseitigen Bedürfnisse des jeweils anderen achten.
B) Menschen, die sich in einer Freundschaftsbeziehung befinden, achten mehr auf die gegenseitigen Bedürfnisse als einander fremde Personen, während einander fremde Menschen mehr auf die Beiträge des jeweils anderen achten, wenn sie an einer gemeinsamen Aufgabe arbeiten.
C) Menschen, die sich in einer Freundschaftsbeziehung befinden, sind generell an den Bedürfnissen des jeweils anderen interessiert, während einander fremde Menschen nur wenn sie an einer gemeinsamen Aufgabe arbeiten mehr auf die Bedürfnisse des jeweils anderen achten.
D) Menschen, die sich in einer Freundschaftsbeziehung befinden, sind generell an den Bedürfnissen des jeweils anderen interessiert, während einander fremde Menschen nur wenn sie an einer gemeinsamen Aufgabe arbeiten, bei der es zur Zielerreichung auf beide ankommt, mehr auf die Bedürfnisse des jeweils anderen achten.
E) Menschen, die sich in einer Freundschaftsbeziehung befinden, sind generell nicht an den Bedürfnissen des jeweils anderen interessiert, während einander fremde Menschen nur wenn sie an einer gemeinsamen Aufgabe arbeiten, bei der es zur Zielerreichung auf beide ankommt, mehr auf die Bedürfnisse des jeweils anderen achten.

A

B

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39
Q

T5
Clark, Mills & Corcoran: Welche Ergebnisse des Laborexperiments zum Einfluss von Beziehungsnormen sind korrekt?
A) Die Ergebnisse bestätigen die Hypothese, dass Personen Signale für die Bedürfnisse eines Freundes mit höherer Aufmerksamkeit verfolgen, als sie dies bei Fremden tun würden und dies selbst dann, wenn sie ihm nicht helfen können.
B) Die Ergebnisse bestätigen die Hypothese, dass Personen Signale für die Bedürfnisse eines Freundes mit höherer Aufmerksamkeit verfolgen, als sie dies bei Fremden tun würden aber dies nur dann, wenn sie ihm helfen können.
C) Die Ergebnisse bestätigen die Hypothese, dass Personen Signale für den Beitrag eines Freundes zu einer gemeinsamen Aufgabe, für deren Lösung es eine gemeinsame Belohnung gibt, stärker verfolgen, als sie dies bei Austauschbeziehungen tun würden.
D) Die Ergebnisse bestätigen die Hypothese, dass Personen Signale für den Beitrag eines Fremden zu einer gemeinsamen Aufgabe, für deren Lösung es eine gemeinsame Belohnung gibt, weniger stark verfolgen, als sie dies bei Freundschaftsbeziehungen tun würden.
E) Die Ergebnisse bestätigen die Hypothese, dass Personen Signale für die Bedürfnisse eines Freundes mit geringerer Aufmerksamkeit verfolgen, als sie dies bei Fremden tun würden und dies selbst dann, wenn sie ihm helfen können.

A

A

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40
Q

T6
Rollenidentität und Hilfeverhalten

Feldstudie zur Verhaltensvorhersage bei Blutspendendern

A

Lektüre: Charng, H.-W., Piliavin, J.A., & Callero, P.L. (1988). Role identity and reasoned aciton in the prediction of repeated behavior.
Social Psychology Quaterly, 51, 303-317

Forschungsstand:
Thema: Vorhersage von Verhalten
1) Eines der dominierenden Modelle zur Verhaltensvorhersage ist die Theorie des überlegten Handelns
2) Im Hinblick auf die Vorhersage wiederholt ausgeführten Verhaltens ist diese Theorie unterspezifiziert
3) Ein potentiell relevantes Konzept für die Vorhersage wiederholt ausgeführten Verhaltens ist die Rollenidentität, die durch soziale Zuschreibungen und Internalisierungsprozesse aufgebaut wird

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41
Q

T6
Zentrale Hypothesen und
Forschungsdesign

A

Zentrale Hypothesen
1. Die Theorie der überlegten Handelns ist auf wiederholtes Verhalten anwendbar: Die Einstellung zu Blutspende und subjektive Normen sind gute Prädiktoren für die Verhaltensintension, in den nächsten 6 Monaten Blut zu spenden. Die Verhaltensintension allein ist ein Prädiktor für das tatsächliche Verhalten in dieser Zeit.
2. Die Hinzunahme von Variablen der Identitätstheorie verbessert die Vorhersage für (a) die Blutspendeabsicht und (b) die Häufigkeit zukünftiger Spendenakte. Diese Variablen sind
• Wichtigkeit oder Zentralität der Rollenidentität
• durch das Blutspendeverhalten bestehende soziale Beziehungen
• Gewohnheit bzw. Routinierung des Verhaltens
3. Das um Aspekte der Identitätstheorie erweiterte Modell liefert bessere Voraussagen für Absicht und Verhalten von Spendern und dies auch während ihrer Blutspenderlaufbahn.

Statistische Verfahren
Korrelationsdesign: Daher spricht man nicht von AVs/UVs sondern von Prädiktor- und Kriteriumsvariablen
Ermittlung von Cronbachs Alpha (Prüfung auf interne Validität)
Multiple Lineare Regression über Gesamtstichprobe und gesplittet nach Schichtungsvariable

Experimentelles Design
Feldstudie mit Messwiederholung (keine Längsschnittuntersuchung!)
1. Messzeitpunkt = Erfassung der Verhaltensabsicht
2. Messzeitpunkt = tatsächliches Verhalten

Geschichtete Stichprobe von 658 Blutspendern. Die Schichtung wird deshalb vorgenommen, weil das Rollenverhalten in Abhängigkeit von unterschiedlichen Ausprägungen der Internalisierungen der Rolle als Blutspender abhängt. Personen die häufig Blut gespendet haben, haben das Rollenverhalten mit höherer Wahrscheinlichkeit internalisiert als Personen die seltener Blutspender waren oder nur die Absicht haben, in Zukunft Blut zu spenden.

Kriteriumsvariablen:
Substichprobe: Anzahl der bisherigen Blutspenden, Verhaltensintension, Einstellung, Subjektive Normen, Überschneidung Rollenidentität – Person, Soziale Beziehungen durch Blutspende, Spendegewohnheiten
Prädiktorvariable:
Anzahl tatsächlicher Blutspenden im Zeitraum von 6 Monaten nach der Befragung

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42
Q

T6

Hauptziele (S. 306) und Ergebnisse

A

1) Empirische Analyse der Vorhersagekraft von Indikatoren der Rollenidentität im Kontext des Blutspendeverhaltens
2) Im Mittelpunkt steht die Überprüfung eines über die in der Theorie des überlegten Handelns hinausgehenden Vorhersagewerts dieses Konzepts

Die Ergebnisse einer Serie von Regressionsanalysen liefern empirische Belege für den eigenständigen prädiktiven Wert von Indikatoren der Rollenidentität im Kontext ehrenamtlichen Blutspendens.

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43
Q

T6
Charng, Piliavin & Callero: Worum geht es in dieser Studie, in der geplantes und indirektes Helfen in Form ehrenamtlichen Blutspendens untersucht wurde?
A) Verantwortungsdiffusion und die erwarteten Kosten der Hilfeleistung
B) Interpersonales Helfen und der Einfluss von Beziehungsnormen
C) Rollenidentität und Hilfeverhalten
D) Hilfeverhalten als individuelles und kollektives Phänomen
E) Mobilisierung gruppenübergreifender Solidarität

A

C

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44
Q

T6
Charng, Piliavin & Callero verwenden zusätzlich zum Konzept der Rollenidentität ein Modell aus der Einstellungen im Blutspendeverhalten vorher gesagt werden können. Zentrale Determinanten des Verhaltens sind?
A) Verhaltensgewohnheit, Soziale Norm, Objektive Norm
B) Einstellung, Verhaltensgewohnheit, Verhaltensabsicht
C) Objektive Norm, Einstellung, Verhaltensgewohnheit
D) Einstellung, Subjektive Norm, Verhaltensabsicht
E) Verhaltensgewohnheit, Objektive Norm, Einstellung

A

D (Theorie des geplanten Verhaltens)

45
Q

T6
Charng, Piliavin & Callero: Neben der Rollenidentität wurde ein Einstellungsmodell in der Untersuchung getestet. Welche Motive gehören dazu?
A) Soziales Motiv, Belohnungsmotiv, kollektives Motiv
B) ?
C) ?
D) ?
E) ?

46
Q

T6
Was sind die Determinanten des Modells, das hier zusätzlich verwendet wurde? /
Was sind die Determinanten des 2. Modells (theory of reasoned action)?
A) Soziale Beziehungen, Stärke der Rollenidentität, Gewohnheit
B) ?
C) ?
D) ?
E) ?

47
Q

T7
Ehrenamtliches Helfen: Der funktionale Ansatz

Feldstudie (2 Untersuchungen) im Kontext ehrenamtlicher Arbeit in U.S. amerikanischen Aids-Hilfe Organisationen

A

Lektüre: Omoto, A.M., & Snyder, M. (1995). Sustained helping without obligation: Motivation, longevity of service, and perceived attitude change among AIDS volunteers.
Journal of Personality and Social Psychology, 68, 671-686

Forschungsstand:
Theoretische Unterscheidungen:
- spontanes Helfen
- sozial erwartetes Helfen
- ehrenamtliches Helfen

Die Autoren nehmen an, dass durch das ehrenamtliche Engagement u.a. die folgenden psychologischen Funktionen erfüllt werden:
•Ausdruck zentraler humanitärer Werte,
•Erwerb von Wissen über den Tätigkeitsbereich,
•persönliches Wachstum und Erwerb von Fähigkeiten,
•Bekämpfung der Sorge um die spezifische Betroffenengruppe und
•Steigerung des Selbstwertgefühls.

48
Q

T7

Untersuchung I: Identifikation und Messung von Funktionen ehrenamtlicher Tätigkeit (S. 673)

A

Theoretische Grundlage: Der funktionale Ansatz

Grundannahme:
- Unterschiedliche Personen können ein und die selbe Verhaltensweise aus verschiedenen Gründen ausüben
- das Verhalten kann jeweils unterschiedlichen individuellen Funktionen dienen
Psychologische Funktionen sind u.a. -
- Wertausdruck, Wissenserwerb, soziale Integration, Bewältigung innere Konflikte etc.

49
Q

T7

Methode und Ergebnisse (S. 673-4)

A

1) Itemgenerierung (Pool von insgesamt 70 Items)
2) Itemselektion (Stichprobe n= 116)
a) Selektion von 33 Items aufgrund von statistischen Kennwerten (z.B. Itemschwierigkeiten)
b) Explorative Faktorenanalyse → Ausschluss von 8 Items mit Mehrfachladungen
c) Hauptkomponentenanalyse mit Varimaxrotation mit 25 Items → 5 Faktoren (Tabelle 1)
3) Reliabilitätsanalyse
a) interne Konsistenz (as ≥ 74)
b) Test-Retest-Reliabilität (Range: .63-.82)
4) Kreuzvalidierung in zwei unabhängigen Stichproben
a) ehrenamtliche AIDS-Hilfe Mitarbeiter (n=604)
b) ehrenamtliche Hospiz-Mitarbeiter (n=108)
→ Reliabele Maße für zugrundeliegende Motive

50
Q

T7

Methode und Ergebnisse (S. 673-4)

A

1) Itemgenerierung (Pool von insgesamt 70 Items)
2) Itemselektion (Stichprobe n= 116)
a) Selektion von 33 Items aufgrund von statistischen Kennwerten (z.B. Itemschwierigkeiten)
b) Explorative Faktorenanalyse → Ausschluss von 8 Items mit Mehrfachladungen
c) Hauptkomponentenanalyse mit Varimaxrotation mit 25 Items → 5 Faktoren (Tabelle 1)
3) Reliabilitätsanalyse
a) interne Konsistenz (as ≥ 74)
b) Test-Retest-Reliabilität (Range: .63-.82)
4) Kreuzvalidierung in zwei unabhängigen Stichproben
a) ehrenamtliche AIDS-Hilfe Mitarbeiter (n=604)
b) ehrenamtliche Hospiz-Mitarbeiter (n=108)
→ Reliabele Maße für zugrundeliegende Motive

Design: Fragebogenstudie mit mehreren Messzeitpunkten zur Erfassung der Dauer der Mitarbeit (zentrales Kriterium)

51
Q

T7

Untersuchung II: Untersuchung des Phasen-Modells ehrenamtlicher Tätigkeit (S.674)

A

Hauptziel:
Für jede Phase des Modells werden Indikatoren für die kritischen sozial-psychologischen Variablen erfasst und die theoretisch vorhergesagten Beziehungen getestet

51
Q

T7

Structural model of the volunteer process

A

1)Vorbereitung/ 2) Erfahrungen 3) Dauer
Antecendenz

Helping Personality
↕︎ ↘︎ ↘︎
⤹Satisfaction ↘︎
Motivations → ↘︎ → → Duration
Integration⤴︎
↕︎ ↗︎
Social Support ↗︎

→ kausaler Einfluss
⟷ wechselseitiger Einfluss

52
Q

T7

Untersuchung II: Untersuchung des Phasen-Modells ehrenamtlicher Tätigkeit (S.674)

A

Hauptziel:
Für jede Phase des Modells werden Indikatoren für die kritischen sozial-psychologischen Variablen erfasst und die theoretisch vorhergesagten Beziehungen getestet

Prädiktorvariablen:
1. Voraussetzungen (1. Phase): Dispositionen zu helfen (Helping Personality), persönliche Bedürfnisse / Motivation (Motivations), soziales Umfeld (Social Support)
2. Phase: Erfahrungen
Zufriedenheit mit der eigenen ehrenamtlichen Tätigkeit (Satisfaction), Integration in die jeweilige Organisation (Integration)

Kriteriumsvariablen
3. Phase: Konsequenzen
Dauer der ehrenamtlichen Arbeit (Duration)

Statistische Verfahren
 Regressionsanalyse, Pfadanalyse mit LISREL
 Paneldesign, natürliche Population, Kriterium wurde erst nach 1 bzw. 2 ½ Jahren bestimmt

53
Q

T7

Zentrale Ergebnisse

A

1) Ergebnisse bestätigen die Bedeutung individueller Motive und der Zufriedenheit mit der Tätigkeit für die Dauer des Engagements.
2) Von den Motiven stellten sich insbesondere eher “egoistische” Motive (Wissen zu Erwerben, Selbstwertgefühlt aufbaue etc.) als signifikante Prädiktoren heraus, während er “altruistische” Motive (Ausdruck humanitärer Werte, “Community Concern” keine signifikanten Prädiktoren der Dauer des Engagements waren.
3) Individuelle Dispositionen im Sinne einer “Prosozialen Persönlichkeit” hatten keinen direkten Effekt auf die Dauer des Engagement
4) Das soziale Umfeld spielt in diesem Kontext wider Erwarten eher eine negative Rolle.

54
Q

T7
Omoto und Snyder entwickelten einen Fragebogen, um die Funktionen ehrenamtlichen Engagements zu messen. Welche der folgenden Funktionen (bzw. zugrunde liegende Motive) werden bei Omoto und Snyder nicht erhoben?
A) Ausdruck von Werten
B) Ausdruck der eigenen prosozialen Persönlichkeitsdispositionen
C) Förderung der persönlichen Entwicklung
D) Besorgnis um eine spezifische Community (Gruppe)
E) Gewinn von Wissen und Verständnis

55
Q

T7: Welche Prädiktorvariablen wurden erhoben?
A) Dispositionen zu helfen
B) Persönliche Bedürfnisse
C) Soziales Umfeld
D) Zufriedenheit mit der ehrenamtlichen Tätigkeit
E) Alle Antworten A-D sind richtig

A

E

Integration in die Organisation wurde erhoben??

56
Q

T7
Omoto et al.: Was war kein Ergebnis der Studie?
A) Ergebnisse bestätigen die Bedeutung individueller Motive und der Zufriedenheit mit der Tätigkeit für die Dauer des Engagements.
B) Von den Motiven stellten sich insbesondere eher „egoistische“ Motive als signifikante Prädiktoren heraus, während eher „altruistische“ Motive keine signifikanten Prädiktoren der Dauer des Engagements waren.
C) Individuelle Dispositionen im Sinne einer „Prosozialen Persönlichkeit“ hatte keinen direkten Effekt auf die Dauer des Engagement.
D) Das soziale Umfeld spielt in diesem Kontext wider Erwarten eher eine negative Rolle.
E) Das altruistische Motiv erwies sich als nicht signifikant

A

E (in einigen Varianten sind auch A oder C genannt)

57
Q

T7
Was war kein Ergebnis der Studie von Omoto und Snyder (1995)?
A) Besondere Bedeutung der Individuelle Motive für die Vorhersage der Dauer des Ehrenamtes
B) Soziale Unterstützung war ein negativer Prädiktor
C) Besonders egoistische Motive sind als Prädiktor wirksam
D) Altruistische Motive sind weniger als Prädiktor wirksam
E) Die prosoziale Persönlichkeit hatte einen signifikanten direkten Effekt auf die Dauer

58
Q

T7
Was war kein Ergebnis der Studie?
A) Ergebnisse bestätigen die Bedeutung individueller Motive und der Zufriedenheit mit der Tätigkeit für die Dauer des Engagements
B) Von den Motiven stellten sich insbesondere eher „egoistische“ Motive (Wissen zu Erwerben, Selbstwertgefühl aufbauen etc.) als signifikante Prädiktoren heraus, während eher „altruistische“ Motive (Ausdruck humanitärer Werte, „Community Concern“) keine signifikanten Prädiktoren der Dauer des Engagements waren
C) Individuelle Dispositionen im Sinne einer „Prosozialen Persönlichkeit“ hatten keinen direkten Effekt auf die Dauer des Engagement
D) Das soziale Umfeld spielt in diesem Kontext wider Erwarten eher eine negative Rolle.
E) Die prosoziale Persönlichkeit hatte einen signifikanten direkten Effekt auf die Dauer

60
Q

T8
Hilfeverhalten als individuelles und kollektives Phänomen

Feldstudie im Kontext der deutschen AIDS-Hilfe zu Gruppen- bzw. Identifikatiosprozesse

A

Lektüre:
Simon, B., Stürmer, S., & Steffens, K. (2000). Helping individuals or group members? The role of individual and collective identification in AIDS volunteerism.
Personality and Social Psychology Bulletin, 4, 497-506

Helfen ist in interessanten Intergruppenkontext eingebettet:
Homosexuelle Männer stellen in Deutschland die größte Subgruppe unter den Personen dar, die von HIV/AIDS betroffen sind
Auf der Grundlage ihrer sexuellen Orientierung sind für einen Teil der ehrenamtlichen Helfer (“Homosexuelle”) die Hauptempfänger der Hilfe Eigengruppenmitglieder.
Für einen anderen Teil (“Heterosexuelle”) sind die Hauptempfänger hingegen Mitglieder einer (stigmatisierten) Fremdgruppe.

Forschungsstand

1) Hilfeverhalten wurde typischerweise als ein individuelles oder interpersonales Phänomen betrachtet.
2) Im Mittelpunkt der Analyse standen daher insbesondere individuelle Motive oder Merkmale der interpersonalen Beziehung zwischen Helfer und Hilfeempfänger.
3) Bis auf wenige Ausnahmen haben Gruppenprozesse als Determinanten von Hilfeverhalten wenig Beachtung gefunden.

61
Q

T8

Hauptziele (S.498)

A

1) Hauptziel der Untersuchung ist es, die “traditionelle” Forschungsperspektive durch eine Analyse von Gruppenprozessen zu erweitern
2) Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Untersuchung der Frage, ob und in welcher Form Identifikationsprozesse Hilfeverhalten regulieren

62
Q

T8

Theorie: Die Rolle von Identifikationsprozessen (S. 498)

A

1) Die spezifischen Hypothesen werden aus der Selbstkategorisierungstheorie abgeleitet, in der zwei “idealtypische” Varianten der Selbstdefinition unterschieden werden: kollektive Identität (“wir”) vs. individuelle Identität (“ich”)
2) Kollektive Identifikation fördert typischerweise Verhalten zugunsten der Eigengruppe und Diskriminierung gegenüber Fremdgruppen.
Individuelle Identifikation führt typischerweise zu einer Minimierung der unterschiedlichen Behandlung von Eigen- und Fremdgruppenmitgliedern.

62
Q
T8
Kontextspezifische Hypothesen (S. 498-9)
A
  1. Kollektive Identität-Moderations-Hypothese (S. 498, rechte Spalte, letzter Absatz)
    Kollektive Identifikation mit der Gruppe der Homosexuellen steigert die Bereitschaft freiwilliger Hilfe, kollektive Identifikation mit der Gruppe der Heterosexuellen verringert die Bereitschaft.
  2. Individuelle Identität-Moderations-Hypothese (S. 498, rechte Spalte, letzter Absatz)
    Individuelle Identifikation verringert die Bereitschaft zu ehrenamtlichem Hilfs-Engagement für homosexuelle Helfer, aber erhöht die Bereitschaft für heterosexuelle Helfer.
  3. Organisationale Identität-Hypothese (S. 499, linke Spalte, erster Absatz)
    Identifikation mit der Organisation der freiwilligen AIDS-Hilfe erhöht unabhängig von der sexuellen Orientierung die Bereitschaft zu freiwilliger Hilfe.
  4. Motivationshypothese (S. 499, linke Spalte, erster Absatz)
    Individuelle Motive, die mit unterschiedlichen psychologischen Funktionen zusammenhängen, prognostizieren eindeutig freiwilliges Hilfeverhalten.
63
Q

T8

Durchführung: Design und Stichprobe (S. 499)

A

Design: Fragebogenstudie mit einem Messzeitpunkt
Stichprobe: 46 homosexuelle und 54 heterosexuelle ehrenamtliche Mitarbeiter
Auffälligkeit: ungleiche Verteilung von Männern und Frauen in beiden Stichproben

Statistische Verfahren
Varimax-Komponentenanalyse > Identifikation wichtiger Motive
Varimax ist ein spezielles Verfahren insb. bei der Faktorenanalyse und dient als inhaltliche Interpretationshilfe. Eine Komponentenanalyse ist eine Form der semantischen Analyse
Varianzanalyse > Mittelwertsvergleich aller Variablen
Hierarchische Regressionsanalyse > Welche Prädiktoren beeinflussen Bereitschaft ehrenamtlichen Engagements (Test Identifikationshypothese)

64
Q

T8

Durchführung: Operationalisierung (S. 500)

A

Prädiktorvariablen: individuelle, kollektive und orgaisationale Identifikation und Motive werden jeweils mit mehreren Items erfasst (z.B. Reliabilitäten s. “Preliminary Analysen”)
Moderatorenvariable: selbstberichtete sexuelle Orientierung, Kodierung: 1= hetero, 2= homo
Kriteriumsvariable: Bereitschaft zum Engagement wird mit zehn Items erfasst, a=.80
Auffälligkeit: Das Maß für individuelle Identifikation weist eine hinreichende, aber dennoch relativ niedrige interne Konsistenz auf, a=.54

65
Q

T8

Diskussion (S. 503)

A

1) Ergebnisse bestätigen die spezifischen Hypothesen zur unterschiedlichen Rolle individueller und kollektiver Identifikationsprozesse in Abhängigkeit von der Eigen- und Fremdgruppenbeziehung zwischen Helfer und Hilfeempfänger
2) Die Hypothese zur Rolle organisationaler Identifikation wird ebenfalls bestätigt
3) Zusätzliche Ergebnisse: Im Hinblick auf die beiden individuellen Motive “Wertausdruck” und “Wissen” deutet sich ein differentielles Muster in beiden Substichproben an

Die Varianzanalyse ergab, dass kollektive Identifizierung für Homosexuelle stärker ist als für Heterosexuelle und für Homosexuelle auch geringfügig stärkere Identifikation mit der AIDS-Hilfe-Organisation besteht. Der Erwerb von Praxiserfahrung ist für Homosexuelle weniger wichtig.

Die Ergebnisse bestätigen die Identitäts-Hypothesen (#1, 2 und 3). Siehe Tabellen 3 und 4.
Es könnte jedoch sein, dass Heterosexuelle aufgrund des Motivs, per se stigmatisierte Homosexuelle nicht verurteilen zu wollen, die Ergebnisse der negativen kollektiven Identität Heterosexueller auf die Bereitschaft zu ehrenamtlicher Mitarbeit verzerrt haben.

Das Motiv „Entwicklung spezifischer Fähigkeiten und Fertigkeiten“ liefert ausschließlich für Homosexuelle einen signifikanten positiven Beitrag, das Motiv „Humanitäre Werte“ ausschließlich für Heterosexuelle.
So könnten die Ergebnisse dahingehend interpretiert werden, dass Fremdgruppenhilfe eine sehr gute Möglichkeit ist, seine humanitären Werte auszudrücken, während die Eigengruppenhilfe durch das Motiv gesteigert wird, einen bessern Umgang mit einer Krise zu erreichen, die ausschließlich diese Eigengruppe betrifft.

Wirkrichtung/Kausalität: Es kann keine Richtung angegeben werden

66
Q

T8
Simon, Stürmer & Steffens: Welche der folgenden Hypothesen wurde nicht angenommen?
A) Kollektive Identifikation mit der heterosexuellen in-group verringert die Bereitschaft von AIDS-Helfern, sich ehrenamtlich für die AIDS-Hilfe zu engagieren, während kollektive Identifikation mit der homosexuellen in-group diese Bereitschaft vergrößert (Kollektive-Identifikations-Moderationshypothese).
B) Individuelle Identifikation erhöht bei heterosexuellen AIDS-Helfern die Bereitschaft, sich ehrenamtlich in der AIDS-Hilfe zu engagieren, während dies bei homosexuellen AIDS-Helfern dazu führt, dass ihre Bereitschaft sich in der AIDS-Hilfe zu engagieren abnimmt (Individuelle-Identifikations-Moderationshypothese).
C) Identifikation mit einer AIDS-Hilfeorganisation erhöht die Bereitschaft sich ehrenamtlich in der AIDS-Hilfe zu engagieren.
D) Es gibt verschiedene individuelle Motive, welche die Bereitschaft sich zukünftig in der ehrenamtlichen AIDS-Hilfe zu engagieren, vorhersagen.
E) Kollektive Identifikation erhöht bei heterosexuellen AIDS-Helfern die Bereitschaft, sich ehrenamtlich in der AIDS-Hilfe zu engagieren, während dies bei homosexuellen AIDS-Helfern dazu führt, dass ihre Bereitschaft sich in der AIDS-Hilfe zu engagieren abnimmt (Kollektive-Identifikations-Moderationshypothese).

68
Q
T8
Welchen konzeptuellen Stellenwert hatte die sexuelle Orientierung in der Studie von Simon et al.?
A) Moderator
B) Prädikator
C) Mediator
D) Kriterium
E) Störvariable
A

A

Sexuelle Orientierung moderiert die Zusammenhänge zwischen kollektiver und individueller Identifikation und der Bereitschaft zum Engagement

69
Q

T9
Soziale Kategorisierung und Helfen in Notfallsituationen

Zwei exprimentelle Studien mit englischen Fußballfans zu Eigen- und Fremdgruppenhelfen in Notsitationen, angelehnt an das „Bamherziger Samariter“ Experiment von Latané und Batson

A

Lektüre: Levine, M., Prosser, A., & Evans, D. (2005). Identity and emergency intervention: How social group membership and inclusiveness of group boundaries shape helping behavior.
Personality and Social Psychology Bulletin, 31, 443-453

Forschungsstand:
Während sich die Forschung traditionell auf individuelle Prozesse konzentriert hat, rückt in der neueren Forschung zu Hilfeverhalten zunehmend die Rolle von Gruppenprozessen in den Mittelpunkt des Interesses.

70
Q

T9

Hypothesen, Design und Operationalisierung

A

Zentrale Hypothesen:
Hilfeverhalten in Notfallsituationen wird durch die Eigen- und Fremdgruppenbeziehung zwischen potentiellem Helfer und der Hilfsbedürftigen Person auf der Grundlage sozialer Kategorieren beeinflusst.
Die Wahrnehmung, dass die hilfsbedürftige Person zur selben sozialen Kategorie gehört, sollte die Wahrscheinlichkeit des Eingreifens steigern.

UVs: Studie1: Identifikationsstärke, Trikot (ManU, Liverpool, neutral)
Studie2: Identifikationsstärke vor / nach Intervention, Trikot (ManU, Liverpool, neutral)
AV: Hilfeverhalten (5 Abstufungen)

Statistische Verfahren
Reliabilitätstest der Brown-Identifikations-Skala
ANOVA mit Identifikationswert (Einzelwert aus der Befragung) und Shirt-Varianten
x^2-Tests

Experimentelles Design
Studie 1: 42 männliche ManU-Fans (Studenten) zwischen 18 und 21 Jahren
Studie 2: 32 männliche ManU-Fans (Studenten) zwischen 18 und 21 Jahren

Ähnlicher Aufbau wie beim Guten-Samariter-Experiment von Darley & Bateson

Unterschiede zwischen Studie 1 und Studie 2

  • Manipulation der Salienz der Identität
  • Aufgrund der Identitäts-Manipulation wurden die Fragen in Fragebogen 1 umformuliert
  • In Studie 2 erneute Beantwortung des Fragebogen 2 nachdem ihnen erklärt wurde, dass der Unfall zum Experiment gehört. Erst danach wurden sie vollständig über den eigentlichen Inhalt der Studie aufgeklärt.

Operationalisierungen Salienz der Identität
Studie 1: Die Teilnehmer wurden informiert, es handelt sich um eine allgemeine Studie zu „Fußballclubs und ihren Fans“, bei der verschiedene Fans unterschiedlicher Clubs befragt werden.
Studie 2: Die Teilnehmer wurden informiert, dass diese Studie sich im Gegensatz zu sonst eher negativen Untersuchungen zum Fanverhalten (Hooligans, Gewalt etc.), ausdrücklich mit den positiven Aspekten des Fußballfanseins beschäftigt, welchen Nutzen Fans aus ihrer Liebe zu „diesem wundervollen Spiel“ ziehen, statt sich mit einer querulanten Minderheit zu beschäftigen, die Fußball in ein schlechtes Licht rückt.

71
Q

T9

Ergebnisse

A

Varianzanalysen in Studie 1 und 2 zur Bestimmung der Stärke der Identifikation mit ManU über die unterschiedlichen Trikot-Bedingungen ergab keine Signifikanz > Die Unterschiede sind nicht auf Identifikationsstärken zurückzuführen. Dies deckt sich auch mit der Tatsache, dass in Studie 1 insgesamt 94% der Vpn eine Identifikationsstärke von 4 oder höher hatten.

Studie 1: Hilfeverhalten ist dann am wahrscheinlichsten, wenn das Opfer ein ManU-Shirt trägt. Es gibt keinen Beweis dafür, dass einem Fremdgruppenmitglied weniger geholfen wird als einem Opfer, das keinerlei Gruppenzugehörigkeit aufweist.
Studie 2: Ist die Identität als Fußballfan salient, wird einem Fan in ManU-Shirt genauso geholfen wie einem in Liverpool-Shirt. Unter der Bedingung einer salienten allgemeinen Fußballfan-Identität wird Opfern mit offensichtlicher Fußball-Affinität eher geholfen als Opfern, bei denen diese Identität nicht offensichtlich ist.

Insgesamt sollte aufgrund der vorliegenden Ergebnisse prosoziales Verhalten sowohl unter dem Aspekt des Sozialen Identitätsansatzes (SIT) und dem Ansatz der Sozialen Kategorisierung (SCT) betrachtet werden. Die Frage, ob soziale Kategorien allein Hilfeverhalten erklären sollte dahingehend umformuliert werden, unter welchen Bedingungen sich Menschen kollektiv identifizieren

72
Q

T9
Levine, Prosser und Evans: Identity and emergency intervention. Was war die Untersuchungsmethode?
A) Nichtexperimentelle Feldstudie/-untersuchung
B) Korrelationsstatistisches Design
C) Experiment
D) Quasi-Experiment
E) Quasiexperimentelle Beobachtung

73
Q

T9
Levine, Prosser, Evans & Reicher: Um welches Design handelt es sich bei der ersten Untersuchung zu sozialer Kategorisierung und Helfen in Notfallsituationen, die an Fußballfans durchgeführt wurde?
A) Korrelationsdesign mit 4 Messzeitpunkten
B) Längsschnittstudie
C) 2x2 Design
D) 1x3 Design
E) Paneldesign

A

D

woran sehe ich das?

74
Q

T9
Levine et al.: Was war das Untersuchungsdesign?
A) (Feld)-Experiment / 1x3 Design / dichotome Häufigkeitsskala
B) Nichtexperimentelle Feldstudie
C) Korrelationsstudie
D) Quasi-Experiment
E) Quasi-Experimentelle Beobachtungsstudie

75
Q

T9
Was war das Ergebnis der Studie von Levine et al.?
A) Fremdgruppenmitgliedern wird weniger geholfen als Mitgliedern einer neutralen Gruppe
B) Mitgliedern einer neutralen Gruppe wird nicht mehr geholfen als Mitgliedern der Fremdgruppe
C)
D)
E) Häufigkeit der Hilfe ist unabhängig von der Gruppenzugehörigkeit des Opfers

76
Q

T9
Was ist eine zentrale Hypothese der Studie?
A) Je nach Salienz bestimmter Kategorie, wird die eigene Gruppenzugehörigkeit definiert
B)
C) Einer neutralen Person wird mt geringerer Wahrscheinlichkeit geholfen als einem Fremdgruppenmitglied
D)
E) Einem salienten Eigengruppenmitglied wird eher geholfen als einem salienten Fremdgruppenmitglied

77
Q

T10

Helfen innerhalb und zwischen sozialen Gruppen: Motivationale Unterschiede

A

Lektüre: Stürmer, S., Snyder, M., & Omoto, A. M. (2005). Prosocial emotions: The moderating role of group membership.
Journal of Personality and Social Psychology, 88, 532-546

Forschungsstand

1) Hilfeverhalten wurde typischerweise in interpersonalen Kontexten untersucht, während Hilfeverhalten im Kontext sozialer Gruppen erst in jüngerer Zeit systematisch untersucht wurde.
2) Neuere Forschung legt nahe, dass die Gruppenzugehörigkeit zwischen Helfer und Hilfeempfänger einen zentralen Einfluss auf die motivationalen Prozesse ausübt, die Hilfeverhalten zugrundeliegen.

78
Q

T10

Hauptziele (S. 532)

A

1) Hauptziel der Untersuchungen ist es, die Rolle der Eigen- bzw. Fremdgruppenbeziehung zwischen Helfer und Hilfeempfänger weiter zu untersuchen.
2) Schwerpunkt liegt dabei auf der Untersuchung, wie und auf welche Weise die Eigen- bzw. Fremdgruppenbeziehung die Rolle spezifischer emotionaler Prozesse, speziell Empathie und unterpersonale Attraktion, beeinflusst.

79
Q

T10

Theorie: Empathie und Helfen im Kontext von Gruppen (S.533)

A

1) Die spezifischen Hypothesen werden aus einer Integration der Empathie-Forschung mit der Forschung zu sozialen Kategorisierungsprozessen abgeleitet
2) Die Empathieforschung zeigt, dass das Gefühl psychologischer Verbundenheit mit der Person in Not, Empathie-basiertes Helfen fördert
3) Ein wichtiger kognitiver Faktor, der dieses Gefühl der Verbundenheit befördert, ist die Wahrnehmung von Ähnlichkeiten zwischen der eigenen und der anderen Person
4) Der Selbstkategorisierungstheorie zufolge spielen Prozesse der Eigen- und Fremdgruppenkategorisierung eine zentrale Rolle für die Ähnlichkeitswahrnehmung
5) Eigengruppenmitglieder (inkl. der eigenen Person) werden als ähnlich zueinander wahrgenommen. Fremdgruppenmitglieder werden hingegen als unähnlich zur Eigengruppe ( und der eigenen Person) wahrgenommen.
6) Auf dieser Grundlage lässt sich argumentieren, dass eine gemeinsame Gruppenzugehörigkeit zwischen potentiellem Helfer und Hilfeempfänger die Rolle von Empathie als Motivationsquelle stärkt.
7) Die Zugehörigkeit zu unterschiedlichen Gruppen sollten den Zusammenhang zwischen Empathie und Helfen hingegen schwächen.
8) Andere Forscher haben bereits ähnliche Vermutungen zum Zusammenhang zwischen Empathie und Helfen angestellt; es bestehen aber auch gegenteilige Auffassungen. Die Forschung kann damit einen Beitrag zur Klärung dieser alternativen Position leisten

80
Q

T10

Empirie: Studie 1 und 2

A

Kontext:
Ehrenamtliches Engagement im Kontext von HIV/AIDS; Relevante Variable für die Eigen- und Fremdgruppenkategorisierung ist die sexuelle Orientierung (homo- vs. heterosexuell)

Zentrale Hypothesen
Allgemeine Hypothese: Gehören der Helfer und der Hilfeempfänger zu unterschiedlichen Gruppen, dann sollte die Empfindung von Attraktion einen positiven oder “enthemmenden” Effekt auf die Bereitschaft zu helfen haben. Gehören sie hingegen zu einer gemeinsamen Gruppe sollte Attraktion weniger wichtig sein.

Empathie-Moderationshypothese: Der Effekt von Empathie auf das ehrenamtliche Engagement ist in der Stichprobe der homosexuellen ehrenamtlichen Helfer stärker ausgeprägt als in der Stichprobe der heterosexuellen ehrenamtlichen Helfer.

Attraktions-Moderationshypothese: Der Effekt von Attraktion auf das ehrenamtliche Engagement ist in der Stichprobe der heterosexuellen ehrenamtlichen Helfer stärker ausgeprägt als in der Stichprobe der homosexuellen ehrenamtlichen Helfer.

UVs: Dipositionelle Empathie, Interpersonale Attraktion, Kontrollvariablen (Persönlicher Nutzen, Persönl. HIV-Risiko)
Kontrollvariablen Studie 2: Gefühl des „Eins-Sein“, Traurigkeit, Distress
Moderatorvariable: sex. Orientierung
AV: Hilfeverhalten (Aktivitäten, Verbrachte Zeit, Dauer des Engagements)
zusätzl. in Studie 2: spontanes Hilfeverhalten

Statistische Verfahren
t-Test für unabhängige Stichproben (ungleiche Varianzen): Test der Ähnlichkeitswahrnehmung zwischen Homo- und Heterosexuellen

Faktorenanalyse: Faktorwerte werden Kriteriumsvariablen verwendet

Multiple Hierarchische Regressionsanalyse:
a) Testung Haupteffekt:
Prädiktorvariablen (Empathie, Attraktivität) und Moderator (sexuelle Orientierung)
b) Testung Interaktions- und Moderationseffekte:
Interaktionsterme zwischen Prädiktorvariablen und jeweiligen Moderatorvariablen Regressionsanalysen: Analyse der einzelne Kriterien der Gesamtstichprobe

Experimentelles Design
Studie 1:
- Langzeit-Feldstudie (Quasiexperiment) mit 4 Messzeitpunkten, alle per Fragebogen durch Selbstauskunft.
- Außerdem wurde zur Ermittlung der Gesamtdauer der Tätigkeit das Ausscheiden des Helfers durch die Organisation selbst weitergegeben.
- Es handelt sich um ein korrelationsstatistisches Design.

Studie 2:
- Laborexperiment

Stichprobe
Studie 1:
94 homosexuelle und 72 heterosexuelle (= 166 gesamt) ehrenamtliche Mitarbeiter, die einen mit HIV/AIDS infizierten homosexuellen Klienten versorgten.

Studie 2:
44 heterosexuelle Studenten

81
Q

T10

Statistische Analysen und Ergebnisse

A

Schwerpunkt liegt auf der Untersuchung, wie und auf welche Weise die Eigen- bzw. Fremdgruppenbeziehung die Rolle spezifischer emotionaler Prozesse, speziell Empathie und interpersonale Attraktion, beeinflusst.
Kombination von Forschungsergebnissen zur Empathieabhängigkeit des Helfens (Empathie-Altruismus-Hypothese, Elaine Exp., Batson), interpersonaler Attraktion und Ergebnisse der Forschung zu Intergruppenprozessen

1) Die Ergebnisse hierarchischer multipler Regressionsanalysen unterstützen die Hypothesen
2) Separate Analysen für alle drei Kriterien liefern Ähnliches und die Hypothesen bestätigendes Befundmuster
3) Die vorhergesagten differentiellen Effekte für Empathie und Attraktiv auch dann intakt, wenn die Kontrollvariablen als zusätzliche Prädiktoren herangezogen wurden
4) Generalisierbarkeit der Ergebnisse ist durch Bestätigung in zwei unterschiedlichen experimentellen Designs hoch:
• Unterschiedliche Stichproben (Ehrenamt/Studenten)
• Unterschiedliche Arten des Hilfeverhaltens (geplantes vs. spontanes Helfen)
• Unterschiedliche Krankheiten(HIV/Hepatitis)

82
Q

T10

Theorie: Attraktion und Helfen im Kontext von Gruppen (S. 533)

A

1) Im Unterschied zur Empathie besteht Attraktion überlicherweise unabhängig von der Notlage einer anderen Person. Eine wichtige Grundlage für Attraktion sit die Beurteilung individueller Charakteristika der Person
2) Im Unterschied zu Kontakten mit Eigengruppenmitgliedern sind Kontakte mit Fremdgruppenmitgliedern häufig durch negative Gefühle wie Unsicherheit, Ängstlichkeit oder Nervosität geprägt, die aus negativen Stereotypen resultieren
3) Die Wahrnehmung von Eigenschaften oder Charakteristika eines Fremdgruppenmitgliedes, die man attraktiv findet, sollten zu einer Modifikation des ersten, auf Stereotype-basierenden Eindrucks führen
4) Das Fremdgruppenmitglied wird infolgedessen als weniger prototypisch ( und bedrohlich) wahrgenommen. Dies wiederum sollte Hilfeverhalten erleichtern, wenn diese Person in Not ist.
5) Umgekehrt lässt sich auch argumentieren, dass interpersonale Attraktion weniger wichtig für Hilfeverhalten ist, wenn es sich bei der hilfsbedürftigen Person um ein Eigengruppenmitglied handelt.
6) Wie die Gruppenforschung nahe legt, werden Eigengruppenmitglieder grundsätzlich gemocht, allerdings nicht auf der Basis ihrer individuellen Eigenschaften, sondern auf der Basis der gemeinsamen Gruppenzugehörigkeit. Individuelle Eigenschaften sollten daher für die Entscheidung zu Helfen weniger wichtig sein.
7) Aus diesen Überlegungen lassen sich folgende Hypothesen ableiten:
Gehören der Helfer und der Hilfeempfänger zu unterschiedlichen Gruppen, dann sollte die Empfindung von Attraktion einen positiven oder “enthemmenden” Effekt auf die Bereitschaft zu helfen haben. Gehören sie hingegen zu einer gemeinsamen Gruppe sollte Attraktion weniger wichtig sein.

83
Q

T10
Stürmer, Snyder & Omoto: Was sind die zentralen Prädiktorvariablen der ersten Studie?
A) reaktive Empathie und interpersonale Attraktion
B) dispositionelle Empathie und interpersonale Attraktion
C) dispositionelle Empathie und intrapersonale Attraktion
D) reaktive Empathie und sexuelle Orientierung
E) dispositionelle Empathie und interpersonaler Altruismus

84
Q

T10
Stürmer et al.: Effekt von Empathie bezogen auf Eigen- / Fremdgruppe?
A) Moderation bzw. Interaktionseffekt, Eigengruppe aktiviert, Fremdgruppe inhibiert (gehemmt)
B) ?
C) ?
D) ?
E) ?

85
Q

T10
Welche Aussage über die Studie 2 von Stürmer et al. “Prosocial emotions and helping” trifft zu?
A) In dem Laborexperiment fanden sich Belege für die Empathie-Moderationshypothese, aber nicht für die Attraktivitäts-Moderationshypothese.
B) In dem Laborexperiment fanden sich sowohl Belege für die Empathie-Moderationshypothese, als auch für die Attraktivitäts-Moderationshypothese.
C) In dem Laborexperiment fanden sich weder Belege für die Empathie-Moderationshypothese, noch für die Attraktivitäts-Moderationshypothese.
D) Nur Empathie-Moderator-Hypothese wurde untersucht.
E) In dem Laborexperiment fanden sich Belege für die Attraktivitäts-Moderationshypothese, aber nicht für die Empathie-Moderationshypothese

86
Q

T10
Stürmer, Snyder und Omoto: Prosocial emotions and helping, Ergebnisse der Studie 2 (Laborexperiment?)?
A) Nur Empathie-Moderations-Hypothese bestätigt
B) Nur Attraktions-Moderations-Hypothese bestätigt
C) Nur Empathie-Moderator-Hypothese wurde untersucht
D) Empathie-Moderations-Hypothese und Attraktions-Moderations-Hypothese bestätigt
E) Diese Hypothesen waren nicht Gegenstand der Untersuchung

87
Q
T10
Rolle von Empathie?
A) Empathie ist ein signifikanter Prädiktor für die Intention zu Helfen, wenn die Zielperson ein Eigengruppenmitglied ist, nicht aber bei einem Fremdgruppenmitglied.
B) ?
C) ?
D) ?
E) ?
88
Q

T10
Welche Aussage zu der Studie 2 ist korrekt?
A) ?
B) ?
C) ?
D) Empathie ist ein Prädiktor für Hilfe für ein Eigengruppenmitglied,
Attraktivität ist ein Prädiktor für Hilfe für Fremdgruppenmitglieder.
E) ?

89
Q

T11
Mobilisierung von Solidarität

Dokumentenanalyse zur Mobilisierung gruppenübergreifender Solidarität, Bulgaren sollten während des 2. Weltkrieges gegen die Deportation von Juden mobilisiert werden

A

Lektüre: Reicher, S., Cassidy, C., & Wolpert, I. (2006). Saving Bulgaria’s Jews: An analysis of social identity and the mobilization of social solidarity.
European Journal of Social Psychology, 36, 49-72

Analyse der rhetorischen Konstruktion von Identität, Gruppennormen und Interessen im Kontext der politischen Mobilisierung von Solidarität zur Verhinderung der Deportation von Teilen der jüdischen Bevölkerung in Bulgarien

Forschungsstand
Thema: Schutz und Rettung von Juden vor der Deportation
1) Ein Schwerpunkt der Forschung zu diesem Thema lag auf der Identifikation von Persönlichkeitsvariablen im Sinne einer “altruistischen Persönlichkeit”
2) Forschungsergebnisse aus dieser Tradition weisen darauf hin, dass die “Retter” eine Inklusion der Opfer in eine gemeinsame psychologische Kategorie kennzeichnet (“Extensitivity”)
3) Das Phänomen der kategorialen Inklusion weist auf eine Verbindung zum sozialen Identitätssatz
4) Forschungsergebnisse zur Rolle von Eigen- und Fremdgruppenkategorisieren legen nahe, dass die Wahrnehmung einer gemeinsamen Gruppenzugehörigkeit Hilfeverhalten fördert

90
Q

T11

Zentrale Argumente und Hypothesen

A

1) Eigen- und Fremdgruppenkategorisierungen sind zwar bedeutsam für die Erklärung von Hilfeverhalten
2) Allerdings ist es für die Erklärung von Gruppenverhalten zusätzlich wichtig zu verstehen, welche Normen die Gruppen definieren, da diese Normen das Verhalten der Gruppenmitglieder regulieren
3) Soziale Kategorien, Gruppennormen und Gruppeninteressen sind keine statischen Konzepte, sondern sie werden im sozialen und politischen Diskurs konstruiert

Mobilisierung gruppenübergreifender Solidarität:
Aufbauend auf Annahmen des sozialen Identitätsansatzes unterscheiden die Autoren zwischen drei Prozessen, die gruppenübergreifende Solidarität begünstigen:
1. Instrumentelle Interessen,
2. Gruppennormen und Werte und
3. (Re)Definition der Gruppengrenzen

Zentrale Hypothesen
Analyse der rhetorischen Konstruktion von Identität, Gruppennormen und Interessen im Kontext der politischen Mobilisierung von Solidarität zur Verhinderung der Deportation von Teilen der jüdischen Bevölkerung in Bulgarien

91
Q

T11

Durchführung

A

Analyse historischer Dokumente / Structural Analysis of Group Arguments: Analysiert werden 7 historische Dokumente aus der Zeit zwischen 1940-41
- Keine Originaldokumente, sondern von Tzvetan Todorov (bulg. Wissenschaftler) zusammengestellt (Quellenkritik!)
- Analysemethode basiert auf SAGA (Structural Analysis of Group Arguments)
- Besonderes Augenmerk liegt auf Argumente bzgl.
o Definition der Gruppengrenzen: the way in which the audience and the Jews are categorised, and more particularly to cases where the audience and the Jewish population are included in a common category.
o Normen und Werte: the ways in which any norms are associated with the audience category, and more particularly where norms are characterised in such a way as to require intervention.
o Instrumentelle Interessen: considerations of the way in which deportations would impact on audience category interests.

92
Q

T11

Ergebnisse

A
  • There is a rich diversity of category arguments contained in the appeals for Jewish rescue. These do not just relate to category inclusion and category norms but include a third type of argument not addressed previously: category interests.
  • Category arguments are extremely widespread. All but one of the documents employs all three types of category argument (category inclusion, category norm and category interest) and all of the documents use some form of category argumentation.
  • The predominant (but not exclusive) form of this argumentation is based on national categories: Jews are Bulgarians; as Bulgarians we show solidarity to others; Bulgarian interests are threatened by antisemitic measures.
93
Q
T11
Reicher et al. Saving the Bulgarian Jews: Was war die Untersuchungsmethode?
A) Dokumentenanalyse
B) Laborexperiment
C) Feldexperiment
D) ?
E) ?
94
Q

T11
Welche Argumententypen (Argumentationstypen) gab es bei Reicher et al.? /
Gruppenübergreifende Solidarität lässt sich nach Reicher et al. (2006) durch Konsensbildung über welche drei Aspekte der sozialen Identitätskonstruktion mobilisieren?
A) Instrumentelle Interessen, Macht- und Statusdifferenzen, Definition der Gruppengrenzen
B) Integration, Normen und Werte, Macht- und Statusdifferenzen
C) Integration, umgekehrte Diskriminierung, instrumentelle Interessen
D) Instrumentelle Interessen, Normen und Werte, Definition der Gruppengrenzen
E) Umgekehrte Diskriminierung, Macht- und Statusdifferenzen, Integration

95
Q

T11
Reicher et. al.: Welches statistische Verfahren wurde verwendet?
A) Structural Analysis of Group Arguments
B) Cultural Analysis of Group Arguments
C) Zweifaktorielle ANOVA
D) Kovariationsanalyse
E) Cultural Analysis of individual Arguments

96
Q
T11
Aussage zur Dokumentenanalyse?
A) ?
B) ?
C) Inklusion, Normen, Interessen der Eigengruppe
D) ?
E) ?
97
Q

T11
Welche Aussage gibt das Hauptergebnis der Dokumentenanalyse korrekt wieder?
A) insbesondere die Personen die solidarisch gegenüber Fremdgruppenmitgliedern in Not sind haben eine altruistische Persönlichkeit
B) es gibt drei Klassen rhetorischer Argumente: nationalkategoriale, universalkategoriale und individualkategoriale Argumente
C) es gibt drei Klassen rhetorischer Argumente: Inklusivitätsgrad der sozialen Kategorie, Normen der Eigengruppe, Eigengruppeninteresse
D) insbesondere Personen die solidarisch gegenüber Fremdgruppenmitgliedern in Not sind haben häufig freundschaftlichen Intergruppenkontakt
E) es gibt drei Klassen rhetorischer Argumente: Exklusivitätsgrad der sozialen Kategorie, Normen der Fremdgruppe, Fremdgruppeninteressen

98
Q

T12
Helfen zwischen Gruppen: Effekte auf den Rezipienten

4 Studien zu Reaktionen von Hilfeempfängern auf Hilfe aus statushöheren Gruppen

A

Lektüre: Nadler, A., & Halabi, S. (2006). Intergroup helping as status relations: Effects of status stability, identification and type of help on receptivity to hight status group’s help.
Journal of Personaltiy and Social Psychology, 91, 97-110

99
Q
T12
Theorie I(S. 99)
A

Inter-Group Status Relations
↙︎ ↘︎
Low perceived legitimacy High perceived
and stability of status legitimacy and
relations stability of status
relations
↙︎ ↘︎ ↙︎ ↘︎
High Low High Low
Status Group Status Group

100
Q

T12
Theorie II(S. 99)
Low perceived legitimacy and stability of status relations

A

Inter-Group Status Relations

Low perceived legitimacy and stability of status relations
↓ ↓
High Status Group Low Status Group

High motivation to High motivation of
reassert power and low status groups to
diffuse threat to social challenge existing
dominance hierarchy
↓ ↓
Increased effort to provide *No help seeking
dependence-orientend help from high status
to low status out-group out-group
*Unwillingness to
receive assumptive
help from high status
out-group
*Greater willingness to
seek and receive
autonomy-oriented
help

101
Q

T12
Theorie III(S. 99)
High perceived legitimacy and stability of status relations

A

Inter-Group Status Relations

High perceived legitimacy and stability of status relations
↓ ↓
High Status Group Low Status Group

Medium to low Dependency on the
motivation of the high high status group is
status group to assert relatively non
power threatening to social
identity
↓ ↓
High level of giving *High level of seeking
dependency-oriented dependency-oriented
help to low status help from the high
out-group status out-group
*Willingness to
receive dependency-
oriented help from
high-status out-
-group

102
Q

T12

Empirie: Experiment 1 (S.99)

A

Design: 2 (Stabilität der Statusbeziehung: hoch vs. niedrig) x 2 (Hilfsangebot: ja vs. nein)

Modifiziertes Minimalgruppenparadigma

Stichprobe: 67 Studierende

103
Q

T12

Diskussion (S. 102)

A

1) Ergebnisse bestätigen vermuteten Einfluss der wahrgenommenen Stabilität der Statusbeziehung: Wurde die Statusbeziehung als stabil wahrgenommen, wirkte sich ein Hilfsangebot eines Fremndgruppenmitglieds nicht negativ auf den Affekt des Adressaten bzw. Maße zur Beurteilung der Fremdgruppe aus
2) Wurde die Statusbeziehung hingegen als instabil wahrgenommen, dann führte ein Hilfsangebot eines Fremdgruppenmitglieds dazu, dass sich der Adressat schlechter fühlte und eine stärkere Tendenz zur Intergruppendiskriminierung zeigte

Wenn Sie in der status-höheren Gruppe sind und Hilfe geben wollen, die auch von der statusniederen Gruppe dankbar angenommen wird, dann sollten Sie:
- Entweder dafür sorgen, dass die Statusdifferenz als Legitim und konstant angesehen wird.
- Identifikation des Hilfeempfangenden mit seiner eigenen Gruppe schwächen (Re- bzw. Dekategorisierungsprozesse nutzen).
- Oder: Autonomieorientierte Hilfe anbieten, nicht Abhängigkeitsorientierte Hilfe.
- Nicht unbedingt ungefragt helfen.
- Fragen ob und welche Hilfe benötigt wird.
Diese Untersuchungen zeigen wie wichtig die Gruppenzugehörigkeit der helfenden Person für den Hilfeempfangenden sein kann, deswegen:
- Von Mensch zu Mensch geben, nicht als Repräsentant ihrer Gruppe (Dekategorisieren).
- Die gemeinsame Gruppenmitgliedschaft betonen (Rekategorisieren).

104
Q

T12
Wann ist eine statusniedrigere Gruppe nach Nadler und Halabi (2006) weniger (oder auch gar nicht) bereit abhängigkeitsorientierte Hilfe von einer statushöheren Gruppe anzunehmen?
A) Wenn eine hohe Legitimität und hohe Stabilität der Statusbeziehungen vorliegt.
B) Wenn eine hohe Legitimität und geringe Stabilität der Statusbeziehungen vorliegt.
C) Wenn eine hohe Legitimität und hohe Stabilität der Statusbeziehungen vorliegt.
D) Wenn eine geringe Legitimität und geringe Stabilität der Statusbeziehungen vorliegt.
E) ?

105
Q

T12
Was sind Bedingungen für die Annahme von Hilfe?
A) Hohe Legitimität und stabile Statusbeziehungen
B) ?
C) ?
D) ?
E) ?

106
Q

T12
Nadler & Halabi: Welches Ergebnis ist richtig?
A) Wurde die Statusbeziehung als instabil wahrgenommen, wirkte sich ein Hilfsangebot eines Fremdgruppenmitglieds nicht negativ auf den Affekt des Adressaten bzw. Maße zur Beurteilung der Fremdgruppe aus.
B) Wurde die Statusbeziehung als stabil wahrgenommen, wirkte sich ein Hilfsangebot eines Fremdgruppenmitglieds negativ auf den Affekt des Adressaten bzw. Maße zur Beurteilung der Fremdgruppe aus.
C) Wurde die Statusbeziehung hingegen als instabil wahrgenommen, dann führte ein Hilfsangebot eines Eigengruppenmitglieds dazu, dass sich der Adressat schlechter fühlte und eine stärkere Tendenz zur Intergruppendiskriminierung zeigte.
D) Wurde die Statusbeziehung als stabil wahrgenommen, wirkte sich ein Hilfsangebot eines Fremdgruppenmitglieds nicht negativ auf den Affekt des Adressaten bzw. Maße zur Beurteilung der Fremdgruppe aus.
E) Wurde die Statusbeziehung hingegen als instabil wahrgenommen, dann führte ein Hilfsangebot eines Fremdgruppenmitglieds dazu, dass sich der Adressat besser fühlte und eine schwächere Tendenz zur Intergruppendiskriminierung zeigte.

107
Q

T12
Wie manipulierten Nadler und Halabi in ihrer
zweiten Studie die Stabilität der wahrgenommenen
Statusdifferenz?
A) Über die angebliche Konstanz eines Leistungsunterschieds zwischen arabischen und jüdischen Israelis in einer kognitiven Aufgabe (hohe Konstanz über die Jahre vs. langsames Sinken des
Unterschieds).
B) Über die Dauer der kulturellen Beziehungen in der Geschichte arabischer und jüdischer Israelis (hohe Dauer vs. niedrige Dauer).
C) Über die Häufigkeit des Austauschs zwischen arabischen und jüdischen Israelis (ständiger vs. seltener Austausch).
D) Über die Anzahl an gewonnenen Wettbewerben (wechselnde Gewinner vs. immer gleiche Gewinner).
E) Über die angeblichen Ergebnisse eines
Persönlichkeitsfragebogens, der die Überlegenheit einer Gruppe heraushebt (Überlegenheit konsistent vs. inkonsistent).

108
Q

Strategien von Gruppenmitgliedern zur Kreation einer positiven sozialen Identität?

(Sozialer Identitätsansatz)

A

Permeabilität:
Durchlässigkeit der Gruppengrenzen
Legitimität:
Wird die Grundlage für die Gruppe als legitim angesehen
Stabilität der wahrgenommenen Statusdifferenzen:
wie wird die Intergruppenbeziehung langfristig von den Gruppenmitgliedern wahrgenommen, ist Veränderung denkbar oder nicht

(wahrgenommene soziostrukturelle Charakteristika, Anknüpfung an die Makroebene)

109
Q

Exkurs zur Itemselektion anhand der Faktorenanalyse

A

Größe der Faktorladungen: Wenn ein Item auf einem Faktor lädt das größer .30 ist, dann repräsentiert dieses Item den Sachverhalt relativ gut. Wichtig ist dass es keine Doppelladung aufweist.
Cronbachs Alpha ist die Bestimmung der Zuverlässigkeit einer Skala. Wenn ein Cronbachs Alpha größer als .50 ist, wird es als hinreichend zuverlässig erachtet.