Technik und Organisation der doppelten Buchführung nach HGB Flashcards
Was ist ein Inventar und eine Inventur?
Inventar
Dieser Begriff beschreibt die Aufstellung von Vermögensgegenständen und Schulden.
Inventur
Dieser Begriff meint die Erfassung von Vermögensgegenständen und Schulden.
Nach § 240 HGB ist jeder Kaufmann verpflichtet, zu Beginn der Betriebstätigkeit und zu jedem Bilanzstichtag (zumeist der 31.12. eines Jahres) ein Inventar zu erstellen, in dem er seine einzelnen Vermögensgegenstände und Schulden art- und wertmäßig verzeichnet. Die Differenz aus der Summe der Vermögenwerte und der Summe der Schulden ergibt dann das Reinvermögen bzw. Eigenkapital (Coenenberg et al., 2016b, S. 61) Um ein Inventar erstellen zu können, muss der Unternehmer zunächst eine Inventur durchführen. Dies macht er, indem er alle seine Vermögensgegenstände und Schulden aufnimmt. Bei den Inventurverfahren kann zwischen der Art und dem Zeitpunkt unterschieden werden, wobei gesetzlich teils gewisse Erleichterungen definiert werden.
Was sind die zwei Varianten der Inventur?
Art der Inventur
Hinsichtlich der Art der Bestandsaufnahme werden zwei Varianten unterschieden (Hufnagel & Burgfeld-Schächer, 2018, S. 12):
die körperliche Bestandsaufnahme durch Zählen (z. B. Bauteile, Kasse), Wiegen (z. B. Rohstoff) oder Messen (z. B. Ölmenge in einem Vorratstank) und die Buchinventur bei nicht körperlichen Vermögensgegenständen (z. B. Forderungen, Verbindlichkeiten) auf Grundlage von Belegen (Dokumenten).
Was sind zwei weitere wichtige Aspekte der Inventur und des Inventars?
Zeitpunkt der Inventur
Das Inventar ist zum Bilanzstichtag aufzustellen, sodass die Inventur grundsätzlich am Bilanzstichtag stattfinden sollte (Stichtagsinventur). Neben der Stichtagsinventur (bzw. der ausgeweiteten Stichtagsinventur in einem Zeitraum von zehn Tagen vor bis zehn Tagen nach dem Abschlussstichtag) kann eine vor- oder nachverlegte Inventur (§ 241 Abs. 3 HGB) oder auch eine permanente Inventur (§ 241 Abs. 2 HGB) mit laufender Bestandskontrolle zur Anwendung kommen (Quick/Wolz 2016, S. 25).
Darstellung des Inventars
Da die Informationen des Inventars dann aggregiert in die Bilanz eingehen, wird das Inventar typischerweise in Orientierung an die Gliederung der Bilanz dargestellt (Schwien/Hoffmeister 2020, S. 31).
Erkläre die Bilanz
Die Informationen des Inventars werden in der Bilanz aggregiert und systematisch gegliedert in Form eines T-Kontos dargestellt. Auf der linken Seite der Bilanz (Aktiva) werden die Vermögensgegenstände dargestellt. Auf der rechten Seite (Passiva) wird das Kapital unterschieden in Schulden (Fremdkapital) und Eigenkapital aufgezeigt. Da sich das Eigenkapital aus der Differenz von Vermögen und Schulden ergibt, sind beide Seiten der Bilanz immer ausgeglichen. Es gilt: Summe der Aktiva = Summe der Passiva. Interpretiert werden kann das Eigenkapital als „Schulden“ gegenüber dem bzw. den Eigentümer(n) des Betriebs (Hufnagel/Burgfeld-Schächer 2018, S. 17).
Die Aktivseite der Bilanz wird auch als Mittelverwendung bezeichnet, d. h., wofür die finanziellen Mittel bzw. das Kapital investiert wurden bzw. worin diese gebunden sind. Die Passivseite zeigt die Mittelherkunft, also woher die finanziellen Mittel bzw. das Kapital stammen (Coenenberg et al., 2016b, S. 64).
Im Anlagevermögen sind in der Bilanz nur all jene Gegenstände auszuweisen, die dem Betrieb auf Dauer dienen sollen (§ 247 Abs. 2 HGB). Hierzu zählen beispielsweise längerfristig zu nutzende Büromöbel oder Maschinen. Zum Umlaufvermögen gehören dagegen Vermögensgegenstände, die schnell umgesetzt bzw. verkauft werden sollen wie beispielsweise Forderungen aus Lieferungen und Leistungen (LuL; werden zeitnah bezahlt) und Waren (werden zeitnah verkauft).
Wie ist die Aktiva Seite aufgebaut?
Aktiva
Anlagevermögen
immaterielle VG Sachanlagen Finanzanlagen
Umlaufvermögen
Vorräte Forderungen Wertpapiere liquide Mittel
Rechnungsabgrenzungsposten
Wie wird die Passiva Seite aufgebaut?
Passiva
Eigenkapital
gezeichnetes Kapital Rücklagen Jahresüberschuss/-fehlbetrag
Fremdkapital (Schulden)
Rückstellungen Verbindlichkeiten
Rechnungsabgrenzungsposten
Erkläre die GuV
Im Rahmen der Gewinn- und Verlustrechnung wird der Periodenerfolg des externen Rechnungswesens ermittelt. Dieser wird als Jahresüberschuss bzw. (Bilanz-)Gewinn oder als Jahresfehlbetrag bzw. (Bilanz-)Verlust als Teil des Eigenkapitals in der Bilanz aufgeführt. Bei einem Gewinn kommt es zur Mehrung des Eigenkapitals, bei einem Verlust zu einer Verringerung. Der Gewinn lässt sich auf zweierlei Weise ermitteln:
Betriebsvermögens- bzw. Eigenkapitalvergleich,
Gegenüberstellung von Aufwendungen und Erträgen.
Die Gewinnermittlung durch Gegenüberstellung von Aufwendungen und Erträgen basiert auf der Buchführung, wobei die Aufwendungen und Erträge zum Bilanzstichtag überführt werden (Coenenberg et al. 2020, S. 108). Die Berechnung des Periodenerfolgs erfolgt dann wie folgt:
Erträge des Wirtschaftsjahres - Aufwendungen des Wirtschaftsjahres = Gewinn oder Verlust (Eigenkapitalzunahme oder -abnahme)
Wie funktioniert die Verbuchung von Geschäftsvorfällen?
Konten und doppelte Buchführung
Die in der Buchführung zu erfassenden Geschäftsvorfälle führen zu Veränderungen in den Bilanzpositionen. Angesichts der Vielzahl an Geschäftsvorfällen im Laufe eines Jahres in einem Betrieb wäre das ständige Aufstellen einer neuen Bilanz nicht sinnvoll. Stattdessen erfolgt eine Zerlegung der Eröffnungsbilanz (= Schlussbilanz des Vorjahres) in einzelne Konten, über die die Geschäftsvorfälle während des Geschäftsjahres gesammelt werden.
Die Konten werden dann zum Bilanzstichtag in die Schlussbilanz abgeschlossen. Dieses System wird auch als Buchungskreislauf bezeichnet (Coenenberg et al., 2021, S. 95, 116).
Was ist ein Buchungssatz
Buchungssatz
Ein Geschäftsvorfall wird schematisch erfasst und verbucht.
Wie wird gebucht an und mit Konten?
Konten haben – wie die Bilanz, aus der sie abgeleitet werden – zwei Seiten. Die linke Seite heißt Soll (S), die rechte Haben (H).
Mittels eines Buchungssatzes wird ein Geschäftsvorfall auf den Konten erfasst. Ein Buchungssatz benennt unter Angabe des zu buchenden Betrags …
… zuerst das Konto mit der Sollbuchung, dann das Wort „an“ und zuletzt das Konto mit der Habenbuchung.
Was ist eine doppelte Buchführung?
Doppelte Buchführung
Dieser Begriff meint, dass alle Geschäftsvorfälle auf mindestens zwei Konten gebucht werden.
Es wird von der doppelten Buchführung gesprochen, da jeder Geschäftsvorfall auf mindestens zwei Konten gebucht wird. Auf einem der beiden Konten wird im Soll gebucht, auf dem anderen im Haben. Ein Buchungssatz lautet also: Konto A an Konto B
Konto A wird hier also im Soll gebucht und Konto B im Haben. Da auf beiden Seiten jeweils nur ein Konto beteiligt ist, müssen die beiden Geldbeträge auch gleich sein. Sind mehrere Konten auf beiden Seiten beteiligt, müssen die Summen der Geldbeträge jeweils gleich sein.
Was ist wichtig bei den Begriffen von Soll und Haben in der Buchführung?
Die Begriffe Soll und Haben sind im Kontext der Buchführung wertfrei zu verstehen. Sie haben nicht die Bedeutung wie beim privaten Girokonto, wo beispielsweise „im Soll“ stehen bedeutet, dass das Konto überzogen ist.
Welches Konto im Soll und welches im Haben eines Buchungssatzes steht, hängt davon ab, um welche Art des Kontos es sich handelt. Hierbei wird grundlegend zwischen Bestands- und Erfolgskonten unterschieden.
Was sind Bestandskonten?
Bestandskonten
Sie erfassen die Bestände von Bilanzpositionen und ihre Veränderungen.
In Bestandskonten werden zu Beginn des Geschäftsjahres die Bestände aus den Bilanzpositionen aufgenommen, über das Geschäftsjahr die Veränderungen gesammelt und dann der Schlussbestand am Ende des Geschäftsjahres in die Schlussbilanz überführt. Entsprechend der Seiten der Bilanz werden zwei Arten von Bestandskonten unterschieden (Hufnagel/Burgfeld-Schächer 2018, S. 33):
In den Aktivkonten werden die Bestände der Aktivseite der Bilanz erfasst. Der Anfangsbestand und die Zugänge werden im Soll erfasst, die Abgänge und der Schlussbestand als Saldo im Haben. In den Passivkonten werden die Bestände der Passivseite der Bilanz erfasst. Der Anfangsbestand und die Zugänge werden im Haben erfasst, die Abgänge und der Schlussbestand als Saldo im Soll.
Aktivkonto
Das ist ein aus der Aktivseite der Bilanz abgeleitetes Bestandskonto.
Passivkonto
Das ist ein aus der Passivseite der Bilanz abgeleitetes Bestandskonto.
Erkläre die Eröffnung von Bestandskonten
Die Übertragung der Anfangsbestände aus der Bilanz auf die Bestandskonten erfolgt über Buchungen. Da die Anfangsbestände von Aktivkonten auch in der Bilanz auf der Soll-Seite stehen (genau umgekehrt ist es bei Passivkonten), müssen die Positionen der Eröffnungsbilanz zunächst in das zu ihr spiegelverkehrte Eröffnungsbilanzkonto (EBK) als Hilfskonto übernommen werden. Aus dem Eröffnungsbilanzkonto werden dann die Anfangsbestände in die jeweiligen Aktiv- und Passivkonten gebucht (Coenenberg et al., 2016b, S. 99–100):
Aktivkonto
… €
an
EBK
… €
EBK
… €
an
Passivkonto
… €
Was ist eine Schlussbilanz?
Schlussbilanz
Die Schlussbilanz ist die Bilanz nach Abschluss aller Konten am Jahresende.