Störung des SV Flashcards

1
Q

St. des Sozialverhaltens – Klassifikation und diagnostische Kriterien
Definition

A

F91 Störung des Sozialverhaltens
• wiederholtes, persistierendes Verhaltensmuster, das die
• Grundrechte anderer oder
• die wichtigsten altersentsprechenden Normen oder Gesetze verletzt.
→mindestens sechs Monate anhaltend

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2
Q

St. des Sozialverhaltens – Klassifikation und diagnostische Kriterien

A

F91 Störungen des Sozialverhaltens
F91.0 auf den familiären Rahmen beschränkt
F91.1 bei fehlenden sozialen Bindungen
F91.2 bei vorhandenen sozialen Bindungen
F91.3 mit oppositionellem, aufsässigem Verhalten
F91.8 sonstige
F91.9 nicht näher bezeichnete
F92 kombinierte Störung des Sozialverhaltens und der Emotionen
F92.0 mit depressiver Störung
allgemeine Kriterien für St. d. Sozv. + Kriterien für affektive Störung (F30-39)
F 92.8 sonstige
allgemeine Kriterien für St. d. Sozv. + Kriterien für eine neurotische, Belastungs- oder somatoforme Störung (F40-F49)
F92.9 kombinierte Störung des Sozialverhaltens und der Emotionen, n. n. b.
90.1 hyperkinetische Störung des Sozialverhaltens
allgemeine Kriterien für St. d. Sozv . + allgemeine Kriterien für hyper- kinetische Störung (F91)

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3
Q

Störungen des Sozialverhaltens code

A

F91

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4
Q

auf den familiären Rahmen beschränkt code

A

F91.0

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5
Q

bei fehlenden sozialen Bindungen code

A

F91.1

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6
Q

bei vorhandenen sozialen Bindungen code

A

F91.2

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7
Q

mit oppositionellem, aufsässigem Verhalten code

A

F91.3

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8
Q

sonstigeb code

A

F91.8

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9
Q

nicht näher bezeichnete code

A

F91.9

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10
Q

St. des Sozialverhaltens – Klassifikation und diagnostische Kriterien
Diagnosekriterien nach ICD-10

A

Für alle zuvorgenannten Gruppen gilt, dass

  1. die allgemeinen Kriterien für eine Störung des Sozialverhaltens erfüllt sein müssen
  2. drei oder mehr der unter F91 genannten Symptome vorliegen müssen, davon mindestens drei von 9.-23.
  3. mindestens ein Symptom von 9.-23. mindestens sechs Monate vorgelegen haben muss
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11
Q

kombinierte Störung des Sozialverhaltens und der Emotionen code

A

F92

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12
Q

mit depressiver Störung code

A

F92.0

allgemeine Kriterien für St. d. Sozv. + Kriterien für affektive Störung (F30-39)

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13
Q

sonstige code

A

F 92.8

allgemeine Kriterien für St. d. Sozv. + Kriterien für eine neurotische, Belastungs- oder somatoforme Störung (F40-F49)

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14
Q

kombinierte Störung des Sozialverhaltens und der Emotionen, n. n. b. code

A

F92.9

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15
Q

hyperkinetische Störung des Sozialverhaltens

A

90.1

allgemeine Kriterien für St. d. Sozv . + allgemeine Kriterien für hyper- kinetische Störung (F91)

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16
Q

St. des Sozialverhaltens – Klassifikation und diagnostische Kriterien Symptomatik I

A
  1. Bei erheblicher Ausprägung genügt jedes einzelne der genannten Symptome für die Diagnosestellung, nicht jedoch einzelne dissoziale Handlungen.
  2. Die Symptome 11., 13., 15., 16., 20., 21., 23. brauchen nur einmal aufgetreten zu sein, um das Kriterium zu erfüllen
    nicht so schwere Symptome Störung SV
    1.häufige und schwere Wutausbrüche (für Entwicklungsalter ungewöhnlich)
  3. häufiges Streiten mit Erwachsenen
  4. häufig aktive Ablehnung und Zurückweisung von Wünschen und Vorschriften Erwachsener
  5. häufiges, offensichtlich wohlüberlegtes Ärgern anderer
  6. häufig verantwortlich machen anderer für die eigenen Fehler oder für eigenes Fehlverhalten
  7. häufige Empfindlichkeit oder Sichbelästigtfühlen durch andere
  8. häufiger Ärger oder Groll
  9. häufige Gehässigkeit oder Rachsucht
  10. häufiges Lügen oder Brechen von Versprechen, um materielle Vorteile und Begünstigungen zu erhalten oder um Verpflichtungen zu vermeiden
  11. häufiges Beginnen von körperlichen Auseinandersetzungen (außer Geschwisterauseinandersetzungen)
  12. häufiges Draußen bleiben in der Dunkelheit, entgegen dem Verbot der Eltern (beginnend vor dem 13. Lebensjahr)
  13. Tierquälerei
  14. Stehlen von Wertgegenständen ohne Konfrontation mit dem Opfer, entweder zu Hause oder außerhalb (z.B. Ladendiebstahl, Einbruch, Unterschriftenfälschung)
  15. häufiges Schuleschwänzen, beginnend vor dem 13. Lebensjahr
  16. Weglaufen von den Eltern oder elterlichen Ersatzpersonen, mindestens zweimal oder einmal länger als eine Nacht (außer dies geschieht zur Vermeidung körperlicher oder sexueller Misshandlung)
  17. häufiges Tyrannisieren anderer (z.B. absichtliches Zufügen von Schmerzen oder Verletzungen – einschließlich andauernder Einschüchterung, Quälen oder Belästigung)
    Schwere Symptome
  18. körperliche Grausamkeit gegenüber anderen Menschen (z.B. Fesseln, ein Opfer mit Messer oder Feuer verletzen)
  19. absichtliche Destruktivität gegenüber dem Eigentum anderer (außer Brandstiftung)
  20. absichtliches Feuerlegen mit dem Risiko oder der Absicht, ernsthaft Schaden anzurichten
  21. jede kriminelle Handlung , bei der ein Opfer direkt angegriffen wird (einschließlich Handtaschenraub, Erpressung, Straßenraub)
  22. Zwingen einer anderen Person zu sexuellen Aktivitäten
  23. Einbruch in Häuser, Gebäude oder Autos
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17
Q

St. des Sozialverhaltens – Klassifikation und diagnostische Kriterien
Ausschluss bei Erfüllung der Kriterien für:

A
  • dissoziale Persönlichkeitsstörung (F60.2)
  • Schizophrenie (F20)
  • manische Episode (F30)
  • tiefgreifende Entwicklungsstörung (F84)
  • hyperkinetische Störung (F90)
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18
Q

Störung des Sozialverhaltens – Untergruppen

A

1.Alter I: Beginn Kindheit: Auftreten eines Symptoms der Störung des Sozialverhaltens
vor dem 10. Lebensjahr.
• wesentlich mehr Jungen als Mädchen
• häufig körperliche Aggression
• häufig gestörte Peer-Beziehungen
• eher ungünstiger chronischer Verlauf zur dissozialen Persönlichkeitsstörung
2.Alter II: Beginn Adoleszenz: Keine Symptome einer Störung des Sozialverhaltens vor
dem 10. Lebensjahr.
• mehr Jungen als Mädchen
• seltener aggressives Verhalten
• bessere Beziehungen zu Gleichaltrigen
• seltener chronischer Verlauf zur dissozialen Persönlichkeitsstörung
3.Schweregrad
• leicht: keine oder nur wenige Symptome neben denen, die für die Diagnose gefordert werden; die Verhaltensprobleme verursachen anderen nur geringen Schaden
• mittelgradig: die Zahl der Symptome und der Schaden für andere liegt zwischen leicht und schwer
• schwer: viele Probleme neben den für die Diagnose geforderten Symptomen oder die Verhaltensweisen verursachen anderen nennenswerten Schaden, z.B. bei schwerer körperlicher Gewalt, Vandalismus oder Diebstahl
4.Typen: aggressiv-vielschichtiger Typ (A)
• Beginn der dissozialen Probleme im Vorschulalter
• aggressives und verdecktes Problemverhalten
• mehr Probleme im Sinne hyperaktiver Störungen
• ungenügende Sozialfertigkeiten
• schlechte Beziehungen zu Gleichaltrigen
• Schulschwierigkeiten
• hohe Rate neuer dissozialer Handlungen
• niedrige Remissionsrate
• mehr Jungen als Mädchen
5. nicht-aggressiv Typ (B)
• Beginn in der späten Kindheit oder frühen bis mittleren Adoleszenz
• vornehmlich nicht-aggressive dissoziale Probleme
• keine deutlichen Probleme im Sinne hyperaktiver Störungen
• Sozialfertigkeiten sind verfügbar
• Verbindung mit devianten Gleichaltrigen
• niedrige Rate neuer dissozialer Handlungen
• höherer Anteil Mädchen als bei Typ A
Typen: ausschließlicher Drogenmissbrauchs-Typ (C)
• Beginn in der mittleren bis späten Adoleszenz
• keine deutlichen vorausgehenden dissozialen Probleme

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19
Q

1.Alter I:

A

Beginn Kindheit: Auftreten eines Symptoms der Störung des Sozialverhaltens
vor dem 10. Lebensjahr.
• wesentlich mehr Jungen als Mädchen
• häufig körperliche Aggression
• häufig gestörte Peer-Beziehungen
• eher ungünstiger chronischer Verlauf zur dissozialen Persönlichkeitsstörung

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20
Q

2.Alter II:

A

Beginn Adoleszenz: Keine Symptome einer Störung des Sozialverhaltens vor
dem 10. Lebensjahr.
• mehr Jungen als Mädchen
• seltener aggressives Verhalten
• bessere Beziehungen zu Gleichaltrigen
• seltener chronischer Verlauf zur dissozialen Persönlichkeitsstörung

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21
Q

3.Schweregrad

A
  • leicht: keine oder nur wenige Symptome neben denen, die für die Diagnose gefordert werden; die Verhaltensprobleme verursachen anderen nur geringen Schaden
  • mittelgradig: die Zahl der Symptome und der Schaden für andere liegt zwischen leicht und schwer
  • schwer: viele Probleme neben den für die Diagnose geforderten Symptomen oder die Verhaltensweisen verursachen anderen nennenswerten Schaden, z.B. bei schwerer körperlicher Gewalt, Vandalismus oder Diebstahl
22
Q

• leicht:

A

keine oder nur wenige Symptome neben denen, die für die Diagnose gefordert werden; die Verhaltensprobleme verursachen anderen nur geringen Schaden

23
Q

• mittelgradig:

A

die Zahl der Symptome und der Schaden für andere liegt zwischen leicht und schwer

24
Q

• schwer:

A

viele Probleme neben den für die Diagnose geforderten Symptomen oder die Verhaltensweisen verursachen anderen nennenswerten Schaden, z.B. bei schwerer körperlicher Gewalt, Vandalismus oder Diebstahl

25
Q

4.Typen: aggressiv-vielschichtiger Typ (A)

A
  • Beginn der dissozialen Probleme im Vorschulalter
  • aggressives und verdecktes Problemverhalten
  • mehr Probleme im Sinne hyperaktiver Störungen
  • ungenügende Sozialfertigkeiten
  • schlechte Beziehungen zu Gleichaltrigen
  • Schulschwierigkeiten
  • hohe Rate neuer dissozialer Handlungen
  • niedrige Remissionsrate
  • mehr Jungen als Mädchen
26
Q
  1. nicht-aggressiv Typ (B)
A
  • Beginn in der späten Kindheit oder frühen bis mittleren Adoleszenz
  • vornehmlich nicht-aggressive dissoziale Probleme
  • keine deutlichen Probleme im Sinne hyperaktiver Störungen
  • Sozialfertigkeiten sind verfügbar
  • Verbindung mit devianten Gleichaltrigen
  • niedrige Rate neuer dissozialer Handlungen
  • höherer Anteil Mädchen als bei Typ A
27
Q

Typen: ausschließlicher Drogenmissbrauchs-Typ (C)

A
  • Beginn in der mittleren bis späten Adoleszenz

* keine deutlichen vorausgehenden dissozialen Probleme

28
Q

Typen Störung des SV

A

aggressiv-vielschichtiger Typ (A)
nicht-aggressiv Typ (B)
ausschließlicher Drogenmissbrauchs-Typ (C)

29
Q

Störung des Sozialverhaltens – Epidemiologie

Prävalenz (I)

A
  • Grundschulalter 1-2%; Jugendalter 4-6%
  • Städte > Land
  • Anteil an der psychiatrischen Gesamtmorbidität in der späten Kindheit fast 50%, im Jugendalter 40%
  • Jungen 4-5-mal häufiger als Mädchen, früherer Störungsbeginn, stärker ausgeprägte Symptomatik
  • von Strafverfolgungsbehörden registrierte delinquente Handlungen: weniger als 2% der Kinder und ca. 5% der Jugendlichen
  • Dunkelfelduntersuchungen: fast alle 14-jährigen Jungen und Mädchen räumen Handlungen ein, die gegen geltende Rechtsnormen verstoßen
30
Q

Störung des Sozialverhaltens – Ätiologie

A

Psychosoziale Risikofaktoren (I)
• chronische Streitbeziehungen
• Partnerprobleme der Bezugspersonen
• dominantes Verhalten einer Bezugsperson
• ablehnende inkonsistente Beziehungsmuster (Fehlen von Wärme, Akzeptanz, emotionale Unterstützung)
• psychiatrisch auffällige Familienmitglieder (Delinquenz, Alkoholabhängigkeit, affektive Störungen, Schizophrenie, einfache Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung)
• gemeinsame Aktivitäten werden selten oder gar nicht unternommen
• Kinderreichtum
• ungünstige Wohnverhältnisse
• defizitäres Erziehungsverhalten: Fehlen eindeutiger Regeln, unzureichende Informationen der Bezugsperson über den Aufenthalt und das Verhalten des Kindes außerhalb der Familie, inkonsistente pädagogische Führung, mangelnde Fähigkeit mit familiären Konflikten adäquat umzugehen,
• aggressives Verhalten Erwachsener
Genetische Faktoren
• eher geringe Beteiligung: hohe, jedoch kaum unterschiedliche Konkordanzraten ein- und zweieiiger Zwillinge
• bei Erwachsenen stärkere Beteiligung genetischer Faktoren
• mildere Form rezidivierender Delinquenz unterliege eher genetischen Faktoren als
schwerwiegende Einzelstraftaten
• bei hyperkinetischer Störung des Sozialverhaltens höherer Einfluss als bei der reinen Form
Kreislauf angstbedingter Aggression (I)
Interaktion von Dissozialität, Kriminalität, Abnormität und Verwahrlosung
Psychodynamische Überlegungen (n. Bauers, Düwell, Siebert & Streeck-Fischer, 2018)

31
Q

Störung des Sozialverhaltens – Ätiologi

A

Psychosoziale Risikofaktoren (I)
Genetische Faktoren
Kreislauf angstbedingter Aggression (I)
Interaktion von Dissozialität, Kriminalität, Abnormität und Verwahrlosung

32
Q

Kreislauf angstbedingter Aggression (I) (n. Petermann & Petermann 1984)

A

ängstlich (unsicher) im Umgang mit anderen

übermäßige Erwartung hinsichtlich sozialer Anerkennung, übersensibel gegenüber Bedrohung, Ungewissheit hinsichtlich zwischenmenschlicher Zuneigung

Aggression führt zur emotionalen Erleichterung, Verringerung der Angst (=angenehmer Zustand)

Aggression als Mittel, sich Respekt zu verschaffen (=unangemessene Selbstbehauptung)

Aggression führt zur emotionalen Erleichterung, Verringerung der Angst (=angenehmer Zustand)

immer häufiger wird soziale Angst durch Aggression abgebaut (Verstärkung)

gesteigerte Aggression bewirkt Bestrafung, Vergeltung und soziale Ablehnung von seiten der Umwelt

erhöhte Bedrohung

33
Q

Störung des Sozialverhaltens – Psychodynamische Überlegungen (n. Bauers, Düwell, Siebert & Streeck-Fischer, 2018)

A

• frühe Erfahrungen grausamer Aggression seitens der elterlichen Objekte → Kind entwickelt ein hypertropes, sich bedroht fühlendes Selbst
• Umwandlung von Schmerz und chronischer Wut in Hass
• Projektion von Hass auf die Umwelt führt zu grundlegend paranoider Haltung der Welt gegenüber → man muss sich mit Unehrlichkeit, Verrat, Gewalt und Destruktion zur Wehr setzen
• Überleben hängt von Unterwerfung, Ausflüchten und konsequenter Manipulation ab
• Kernberg (2006): Unterscheidung zwischen dem passiven und aktiven Typus
• Passiver Typ: durch Pseudounterwerfung, Hintergehen, Lügen und Betrügen Andere kontrollieren → eine Mimikryentwicklung als Anpassungsentwicklung an eine existentiell bedrohliche Situation (Streeck-Fischer,1996)
• solche Kinder und Jugendliche passen sich an den Anderen vordergründig an → Papageiendialoge
• durch die falschen Selbstobjekt-Beziehungen können Vernichtungs- und Zerfallsängste abgewehrt werden
• stabile, wenn auch falsche Strukturbildung („falsches Selbst“)
• durch mangelnde verinnerlichte bedeutsame Objekte sind Schuldgefühle und
Gewissen allenfalls rudimentär entwickelt
• vordergründige Angleichung mit Angreifer zur Stabilisierung per Größenselbstfunktion
• Aktiver Typ: impulshaft mit gefährlich destruktivem Verhalten durch überwältigende beängstigende Erfahrungen in der frühen Kindheit
• die Versorgung war z. T. auf notwendige Triebbefriedigung reduziert
• die Mutter war nicht in der Lage Container Funktion zu übernehmen und hat das
Kind mit einer Container-contained-Beziehung konfrontiert
• traumatischer Bruch im frühen Dialog zwischen Mutter und Kind
→ Brüche, Dissoziationen und ein rudimentäres Selbst

34
Q

Störung des Sozialverhaltens – Diagnostik

A
  1. Interview mit Kind/Jugendlichem und Eltern (getrennt und zusammen, evtl. zusätzlich andere Familienmitglieder) bezüglich der genannten Symptome
  2. Vom Kind/Jugendlichen außerdem zu erfragen
    • Familienbeziehungen und ihre Qualität
    • Peer-Beziehungen und ihre Qualität
    • Freizeitverhalten
    • bestrafte Delinquenz und Dunkelfelddelinquenz
    • Drogenkonsum
    • sexuelle Entwicklung
    • Selbstbild
  3. Von den Eltern außerdem zu erfragen
    • Umgang mit Problemen, familiäre Ressourcen (Stress, sozioökonomischer Status, soziale Integration/Isolation)
    • elterliche Erziehungsmethoden (Strenge, Grenzsetzungen, Vernachlässigung, Gewähren-lassen, Inkonsistenz)
    • Umgang mit Aggressionen des Kindes/Jugendlichen
    • Konfliktlösungsstrategien
    störungsspezifische Entwicklungsgeschichte (I)
    Entwicklung des Kindes/Jugendlichen
    • pränatale und Geburtsanamnese, insbesondere mütterlicher Alkohol- und Drogenmissbrauch
    • mütterliche Infektionen
    • Einnahme von Medikamenten
    • medizinische Vorgeschichte, insbesondere ZNS-Beeinträchtigungen/Störungen (z.B. Anfallsleiden, Unfälle)
    • Vorgeschichte bezüglich körperlichem und/oder sexuellem Missbrauch
    • Vorgeschichte in Bezug auf Stieffamilienstatus, Adoptionen, Unterbringung in
    Pflegefamilien oder Heimen
    • Ausbildung von Gewissen und Schuldgefühlen
    • Schullaufbahn und Entwicklung etwaiger schulischer Leistungsschwierigkeiten
    einschlägige Familienanamnese
    • dissoziale Verhaltensweisen (inkl. Delinquenz) in der Familie (Modelle, insbesondere Gewaltanwendung innerhalb der Familie)
    • körperlicher und/oder sexueller Missbrauch innerhalb der Familie.
    • psychische Auffälligkeiten/Störungen bei Familienmitgliedern (insbesondere hyperkinetische Störungen, Störungen des Sozialverhaltens, Substanzmissbrauch, affektive Störungen, Persönlichkeitsstörungen, Impulskontrollstörungen)
    • verstärkender Umgang mit den dissozialen Verhaltensweisen
    • gefährdende Umfeldbedingungen, insbesondere Randgruppenzugehörigkeit und
    soziale Isolierung, extreme ökonomische Armut
    • abnorme Familienstruktur
    • negative schulische Bedingungen, auch soweit sie als Störungsfolge anzusehen sind
    apparative, Labor- und Testdiagnostik
    • Standard-Fragebogen für Eltern/Lehrer bezüglich des Verhaltens des Kindes/Jugendlichen
    • ergänzende altersbezogene Testdiagnostik bezüglich Intelligenzniveau, Sprache und Teilleistungsstörungen
    • körperliche und neurologische Untersuchung bei anamnestischen Hinweisen oder bei Verdachtsmomenten auf körperliche und/oder sexuelle Misshandlung, neurologische Schädigung, Substanzmissbrauch o.Ä.
    • bei Verdachtssymptomen oder anamnestischen Hinweisen Drogenscreening im Urin, in der Notfallbehandlung Blutalkoholkonzentration
    Identifizierung weiterer Symptome und Belastungen (I)
    Entwicklungsstörungen, vor allem im Bereich
    • der Sprache (rezeptive Sprachstörung) und
    • der Schriftsprache (vor allem Lese-Rechtschreibschwäche)?
    Besteht
    • ein reduziertes Intelligenzniveau, welches bei leichter Ausprägung die Störung begünstigt, bei starker die Diagnose ausschließen kann?
    • eine chronische körperliche (nicht zerebrale) Erkrankung, die schlecht bewältigt wird?
    • Substanzmissbrauch?
    • ein zerebrales Anfallsleiden?
35
Q

apparative, Labor- und Testdiagnostik Störung SV

A
  • Standard-Fragebogen für Eltern/Lehrer bezüglich des Verhaltens des Kindes/Jugendlichen
  • ergänzende altersbezogene Testdiagnostik bezüglich Intelligenzniveau, Sprache und Teilleistungsstörungen
  • körperliche und neurologische Untersuchung bei anamnestischen Hinweisen oder bei Verdachtsmomenten auf körperliche und/oder sexuelle Misshandlung, neurologische Schädigung, Substanzmissbrauch o.Ä.
  • bei Verdachtssymptomen oder anamnestischen Hinweisen Drogenscreening im Urin, in der Notfallbehandlung Blutalkoholkonzentration
36
Q

Identifizierung weiterer Symptome und Belastungen (I)

A

Entwicklungsstörungen, vor allem im Bereich
• der Sprache (rezeptive Sprachstörung) und
• der Schriftsprache (vor allem Lese-Rechtschreibschwäche)?
Besteht
• ein reduziertes Intelligenzniveau, welches bei leichter Ausprägung die Störung begünstigt, bei starker die Diagnose ausschließen kann?
• eine chronische körperliche (nicht zerebrale) Erkrankung, die schlecht bewältigt wird?
• Substanzmissbrauch?
• ein zerebrales Anfallsleiden?
Besteht
• ein reduziertes Intelligenzniveau, welches bei leichter Ausprägung die Störung begünstigt, bei starker die Diagnose ausschließen kann?
• eine chronische körperliche (nicht zerebrale) Erkrankung, die schlecht bewältigt wird?
• Substanzmissbrauch?
• ein zerebrales Anfallsleiden?
delinquentes oder gewalttätiges Verhalten in der Familie?
• chronische Disharmonie zwischen den Eltern?
• körperliche Misshandlung und/oder sexueller Missbrauch?
• psychische Störungen bei Familienangehörigen?
• unzureichende Lebensbedingungen?
schulische Leistungsdefizite?
• Ist die Symptomatik auf die Familie beschränkt?
• Erstreckt sich die Symptomatik auf die Schule?
• Gehört der Betroffene einer Randgruppe mit eigenen Wertenormen an?

37
Q

Störung des Sozialverhaltens – Komorbidität

A
  • Hyperkinetische Störungen (bei deutlicher Ausprägung Zuordnung zu F90.1)
  • Alkohol-, Drogen- oder Medikamentenmissbrauch
  • Depressive Störungen (bei deutlicher Ausprägung Zuordnung zu F92)
  • Phobische oder Angststörungen (bei deutlicher Ausprägung Zuordnung zu F92)
  • Suizidalität
  • Paranoide Zuschreibungen
38
Q

Störung des Sozialverhaltens – Verlauf und Prognose

A

Beginn zwischen später Kindheit und frühem Jugendalter, selten nach dem 16. Lebensjahr
ungünstige Prognose: bis zu 50% im Erwachsenenalter noch dissoziale Persönlichkeitsstörung
Mannheimer Längsschnittstudie: von allen 13jährigen Dissozialen waren im Alter von 18 Jahren noch 76% psychiatrisch auffällig, mit 25 Jahren noch 55%, überwiegend mit dissozialer Symptomatik
Beste Voraussagewerte für Dissoziales Verhalten mit 25 Jahren hatten: Disziplinstörungen in der Schule (Prävalenz  4)
Schuleschwänzen in der 2. Klasse ( 7)
Häufige Wutanfälle ( 2)

39
Q

Störung des Sozialverhaltens – Verlauf und Prognose

Eine Störung des Sozialverhaltens im Kindes- und Jugendalter erhöht im Erwachsenenalter das Risiko für:

A
  • Abhängigkeit
  • affektive Störung
  • Angststörung
  • somatoforme Störung
  • Scheidung ( 3)
  • Arbeitslosigkeit ( 10)
  • häufige Arbeitsplatzwechsel
  • ungelernte Tätigkeiten
  • keine zuverlässigen Freunde
40
Q

Störung des Sozialverhaltens – Verlauf und Prognose

ungünstigere Prognose bei:

A
• frühem Beginn
• hohem Ausprägungsgrad
• hohe Symptomzahl
• breite Streuung der Symptome über verschiedene Bereiche
• Aggressivität
• fehlende soziale Beziehungen
• wiederholte Kontakte mit der Polizei
• antisoziale Persönlichkeitsstörung bei den Bezugspersonen
• kombinierter hyperkinetischer Störung
58
41
Q

Störung des Sozialverhaltens – Therapeutische Interventionen Interventions-Setting

A
  • Jugendhilfemaßnahmen (Effekte von Erziehungs-beistandschaft sind häufig begrenzt) bis hin zur außerfamiliären Unterbringung
  • psychiatrische Behandlung
  • längerfristige Interventionen (ambulant/stationär)
42
Q

Störung des Sozialverhaltens – Therapeutische Interventionen

Indikationen für stationäre Behandlung

A
  • akute Eigen- oder Fremdgefährdung
  • Misserfolg der Behandlung bei weniger intensiver Versorgung
  • stationär behandlungsbedürftige psychiatrische Begleitstörungen
43
Q

Störung des Sozialverhaltens – Therapeutische Interventionen

Interventionen (I)

A
  1. Interventionen in der Familie als Elterntraining
    • Identifizieren und Einsetzen von positiven Elternqualitäten
    • Training bezüglich der Entwicklung konsistenter positiver und negativer Konsequenzen, Beendigung zu harter, zu gewährender oder inkonsistenter elterlicher Erziehungspraktiken
    • Förderung von Behandlung wichtiger elterlicher Probleme (z.B. Drogenmissbrauch)
  2. zusätzliche Interventionen beim Kind
    • Problemlösetraining einzeln oder in der Gruppe
    • Trennung des Kindes/Jugendlichen von ungünstigen Peer-Gruppen, Aufbau von adäquaten Peer-Beziehungen
    • Einbeziehung von Familienhilfe und Nutzung von Möglichkeiten außerfamiliärer Unterbringung
    • Wahl einer adäquate(re)n Schulform, Förderung der Zusammenarbeit von Eltern und Schule/schulpsychologischem Dienst
  3. Interventionen bei Jugendlichen
    • Multisystemische Behandlung mit Ansätzen der Betroffenen, den Familienbeziehungen, dem Schul- bzw. Arbeitsmilieu, der Peer-Group und dem Freizeitverhalten nach Hengeler et al., III)
    • Berufsvorbereitende Maßnahmen, Training alltagspraktischer und sozialer Fertigkeiten
    • Kooperation mit Jugendstrafinstanzen, Jugendgerichts- und Bewährungshilfe
    • Nutzung von Möglichkeiten zur außerfamiliären Unterbringung
44
Q
  1. Interventionen in der Familie als Elterntraining
A
  • Identifizieren und Einsetzen von positiven Elternqualitäten
  • Training bezüglich der Entwicklung konsistenter positiver und negativer Konsequenzen, Beendigung zu harter, zu gewährender oder inkonsistenter elterlicher Erziehungspraktiken
  • Förderung von Behandlung wichtiger elterlicher Probleme (z.B. Drogenmissbrauch)
45
Q
  1. zusätzliche Interventionen beim Kind
A
  • Problemlösetraining einzeln oder in der Gruppe
  • Trennung des Kindes/Jugendlichen von ungünstigen Peer-Gruppen, Aufbau von adäquaten Peer-Beziehungen
  • Einbeziehung von Familienhilfe und Nutzung von Möglichkeiten außerfamiliärer Unterbringung
  • Wahl einer adäquate(re)n Schulform, Förderung der Zusammenarbeit von Eltern und Schule/schulpsychologischem Dienst
46
Q
  1. Interventionen bei Jugendlichen
A
  • Multisystemische Behandlung mit Ansätzen der Betroffenen, den Familienbeziehungen, dem Schul- bzw. Arbeitsmilieu, der Peer-Group und dem Freizeitverhalten nach Hengeler et al., III)
  • Berufsvorbereitende Maßnahmen, Training alltagspraktischer und sozialer Fertigkeiten
  • Kooperation mit Jugendstrafinstanzen, Jugendgerichts- und Bewährungshilfe
  • Nutzung von Möglichkeiten zur außerfamiliären Unterbringung
47
Q

Besonderheiten bei teilstationärer Behandlung (I)

A
  • es besteht ein hilfreiches therapeutisches Milieu, falls Gruppe nicht überwiegend aus dissozialen Kindern/Jugendlichen zusammengesetzt ist. Innerhalb dieses Milieus ist Verhaltensmodifikation in der Gruppe möglich
  • notwendige Elterntrainings lassen sich oft leichter durchsetzen, hat aber die Kooperation der Eltern und ein zumindest nicht akut schädigendes Familienmilieu zur Voraussetzung
  • angebotene Schulprogramm kann helfen, schulische Defizite aufzuholen, und Sonderförderung bei Teilleistungsschwächen bieten, wenn es ausreichend verhaltenstherapeutisch strukturiert ist
  • Problemlösetraining ist in diesen Kontext leichter einzubauen und Steigerung sozialer Kompetenz leichter durchführbar, sofern vorhandene Kompetenzen lediglich nicht angewendet werden
  • Psychiatrische Begleitstörungen können systematischer behandelt werden, sofern Eltern zustimmen
  • im Übrigen gleicht Vorgehen dem bei ambulanter Behandlung
48
Q

Besonderheiten bei stationärer Behandlung

A
  • bei stationär behandlungsbedürftigen Kindern und Jugendlichen mit Störungen des Sozialverhaltens werden in der Regel Instanzen der Jugendhilfe hinzugezogen; Kontakte mit Jugendgericht bzw. Bewährungshelfern sind bei Straffälligkeit notwendig
  • stufenweise Weiterbehandlung (ggf. erst teilstationär, Wiedereingliederung in die Herkunftsschule, fortgesetzte ambulante Behandlung kombiniert mit Jugendhilfemaßnahmen) sollte eingeleitet werden
  • im Übrigen entspricht Vorgehen dem bei ambulanter und teilstationärer Behandlung
49
Q

Jugendhilfe- und Rehabilitationsmaßnahmen

A
  • Familienhilfe mit Verhaltensmodifikation bei Störungen mit oppositionellem und aufsässigem Verhalten, also bei jüngeren Kindern
  • Erziehungsbeistandschaften nur bei hoher Durchführungsqualität hilfreich
  • teilstationäre Jugendhilfemaßnahmen bei schwachen Schulleistungen und mangelnder Aufsicht und Steuerung durch die Familie, aber intakten Familienbeziehungen
  • vollzeitige außerfamiliäre Betreuung bei ausgeprägter Symptomatik oder chronischem Erziehungsversagen der Eltern
50
Q

Störung des Sozialverhaltens – Therapeutische Interventionen (entbehrliche) Maßnahmen

A
  • (tiefenpsychologisch fundierte oder psychoanalytische Psychotherapie ! https://www.denkzeit.info/!)
  • soziale Trainingsgruppen, die aus dissozialen Jugendlichen mit gestörtem Sozialverhalten bestehen, sind kontraindiziert
  • non-direktive Spieltherapie ist auch bei jüngeren Kindern unwirksam
  • Teilnahme an Selbsthilfegruppen hat sich als unwirksam erwiesen