Sitzung 5 - Strukturmodell an Beispiel PTBS Flashcards
Verschiedene Psychodynamische Betrachtungsebenen
Ätiologisches Störungsmodell:
1. Strukturbedingt
2. konfliktbedingt
3. traumabezogen
Um eine Entscheidung über eine angemessene Therapie treffen zu können, ist in dem psychodynamischen Verständnis die Hypothese über das zugrundeliegende Störungsmodell ein entscheidender Aspekt
5- Achsen im OPD-2
Achse: Dimenionaler Aspekte der Störung des Patienten
Achs I: Krankheitserleben und Behandlungsvoraussetzungen
Achse II: Beziehung (Übertragung, Gegenübertragung, Beziehungsepisoden)
Achse III: lebensbestimmende unbewusste innere Konflikte
Achse IV: Strukturniveau (grundsätzliche Fähigkeiten des psychischen Funktionierens)
Achse V: psychische und psychosomatische Störungen in Bezug auf ICD-10 und DSM-5
Psychodynamisch gesehen
wichtige diagnostische Fragestellungen
- Mit welchen Konfliktthemen hat ein Patient/eine Patientin in besonderer Weise zu kämpfen? Welcher Konflikt ist aktualisiert?
- Wie sieht die Selbst- und Ichorganisation bei diesen Pat. aus? Welche Ich-Funktionen sind ggf. nur eingeschränkt vorhanden? Auf welchem Strukturniveau bewältigt jemand sein Leben?
3 grundlegende psychodynamische Entstehungs- und Behandlungsmodelle (orientiert an G. Rudolf)
- Modell der traumatischen Informationsverarbeitung
(Traumamodell) -> Integration traumatisch bedingt Abspaltung - Modell der Ich-strukturellen Defizite (Strukturmodell) -> Nachentwicklung struktureller Ich-Funktionen/ Ich-Einschränkungen
- Modell der unbewussten Konflikte (Konfliktmodell) -> Bewusstmachung/ Beareitung unbestusster Konflikte
s. F. 6
Die ersten Schritte der diagnostischen Klärung
- Erzählungen, Schilderungen, Beschreibungen
- Diagnostische Fragestellungen
a) Liegt bei Frau C. ggf. eine krankheitswertige psychische Störung vor?
b) Kann ich diese Fragestellung anhand der vorhandenen Schilderungen entscheiden oder welche Informationen muss ich noch erfragen?
Symptomebene
Manifeste Symptome und Phänomene
- Suizidale Gedanken
- häufig wechselnde Partnerschaften, destruktive Muster (über griffig, unterordnend)
- Andere gehen schlecht mir mit um
- Ängste und Schwierigkeiten mit anderen Menschen
s. F. 14
Traumaerfahrung auf dem Boden
einer defizitären Strukturentwicklung
Als psychische Traumatisierung gilt der Einbruch von
existenzbedrohenden, emotional-überflutenden, kognitiv nicht verstehbaren, physiologisch nicht regulierbaren Erfahrungen in eine bereits gestaltete Persönlichkeit (erwachsen, jugendlich oder kindlich),
1. die bis dahin entweder unauffällig war
2. oder bereits konflikthafte
3. oder strukturelle Störungen aufwies.
Komorbidität: Definition
Wenn eine Grunderkrankung mit einer weiteren Krankheit einhergeht, wird dies als „Komorbidität“ bezeichnet
Die vier zentralen Säulen der psychischen Struktur nach OPD-2
Was passiert mit uns, wenn unsere tragenden
psychischen Säulen wegbrechen, bzw. sich nie von Grund auf stabil entwickeln konnten?
1. Wahrnehmung
2. Steuerung
3. Kommunikation
4. Bindung
Verschiedene Bild-Metaphern für psychische Struktur
- Säulen - oder inneres Haus
- Netz, Netzmuster
- Orchester-Modell
Psychische Struktur: Definition
Psychische Struktur bezeichnet die Art und Weise, wie die psychischen Vorgänge eines Menschen organisiert werden.
Strukturbedingte Störungen. Definition & welche Konzepte spielen eine Rolle
- Ursache: mangelhaft ausgebildeten, grundlegenden Fähigkeiten des Kindes, entstanden durch eine krisenhaft verlaufende Eltern-Kind-Beziehung am frühen Lebensbeginn (ca. 1-2 Jahre).
Diese grundlegenden Fähigkeiten sind für
2. Urvertrauen, das eigene Selbst, Beziehungs- und Affektregulierung von besonderer Bedeutung.
- Das Selbst benötigt strukturelle Fähigkeiten, um seine Beziehung zu sich selbst und anderen adäquat zu gestalten und zu regulieren
-> die psychische Störung entwickelt sich im Kontext sozialer Interaktion
Die frühe Eltern-Kind-Beziehung
- von Geburt bis 1 Lebensjahr:
->Das Kindliche Subjekt:
a) gemeinsames
b) eigebundenes
c) vitales Subjekt
-> Das elterliche Objekt:
a) bedürfnisbefriedigende
b) haltgebende
c) antizipierende Objekt - 1 - 2- Lebensjahr:
-> Das kidnliche Subjekt:
a) intentionales
b) kommunikatives Subjekt
-> das elterliche Objekt:
a) affektregulierende
b) zugewandt-interessierte
c) spielerisch-involvierte
d) feinfühlig-verstehnde
e) verbalisierende - 2 Lebensjahr:
-> das kindliche Subjekt:
a) gebundenes Subjekt
b) objektbedürftiges Subjekt
-> Das elterliche Objekt
a) Sicherheit gebende
b) Gratifikationen gebende Objekt
s. F. 23
Aspekte der elterlichen Versorgung und die darauf gründende strukturelle Entwicklung: Vitale Versorgung
- Antizipation und adöquate Antwort auf vitale Bedürfnisse (Sättigung, Körperpflege, Schalf/Wachsein)
- Rolle: Bedürfnisbefriedigendes Objekt
- Grundlage für die Entwicklung struktureller Funktionen:
Körperselbst
s.F.24
Aspekte der elterlichen Versorgung und die darauf gründende strukturelle Entwicklung: Unlust
- Adäquate Antwort auf kindliche Unlustäußerungen (Weinen, körperliche Anspannung, Unruhe)
- Rolle: Haltgendes, beruhigedes Objekt
- Grundlage für die Entwicklung struktureller Funktionen:
a) Selbstberuhigung
b) Affektregulierung
s.F. 24
Aspekte der elterlichen Versorgung und die darauf gründende strukturelle Entwicklung: Emotionale Kommunikation
- adäquates Angebot von emotionaler Nähe und Verbundenheit, spielerisches Eintauschen in gemeinsame positive Affektzustände
- Rolle: liebevoll interessiertes, spielerisch-involviertes Objekt
- Grundlage für die Entwicklung struktureller Funktionen:
a) Affekterleben
b) Affektäußerung
c) Affektverständnis
d) Empathie
e) Kommunikation nach außen
f) Selbstwert
s.F. 24
Aspekte der elterlichen Versorgung und die darauf gründende strukturelle Entwicklung: Sprachliche Beziehung
- sprachliches Angebot für emotionale und intentionale Zustände und für eine intersubjektive geteilte mentale Welt (inkl. Normen)
- Rolle: verstehendes, antizipierend entwerfendes Objekt
- Grundlage für die Entwicklung struktureller Funktionen:
a) Selbstreflexion
b) Affektdifferenzierung
c) Selbstobjektdifferenzierung
d) Kommunikation nach innen
e) Mentalisierung
f) psychischer Binnenraum
s. F. 24
Entwicklungsförderne frühe Beziehungserfahrungen
- gespiegelt, markiert werden in der eigenen Affektivität
- gehalten und beruhigt werden in Unlusterfahrungen
- gemeinsames Interesse für dritte Objekte
- gemeinsames Erleben von positiven Affekten
- emotionale Ansteckung und körperliche Imitation
- Möglichkeiten zur Rückversicherung (social referencing)
Vorraussetzungen für den Aufbau einer gesunden Psychischen Struktur
- Belastende Beziehungserfahrungen können in den ganz frühen Lebensabschnitten nicht von einer Struktur aufgenommen und darin als Konfliktmuster gespeichert werden, da diese noch nicht besteht, sondern sie stören diese Struktur in ihrem Aufbau ; es fehlen die positiven Entwicklungsanreize für die strukturelle Entwicklung.
- Die strukturellen Funktionen werden nicht, wie es notwendig wäre, in zahllosen Interaktionen (genügend) geweckt und eingeübt.
Der Strukturbegriff
- Struktur in der OPD-2 bedeutet die Verfügbarkeit über intrapsychische und interpersonell regulierende Funktionen, mit deren Hilfe eine Person
a) ihr Gleichgewicht: Wie steht der Mensch zu seinem eigenen Erleben, zu seinem Selbst in kontakt?
b) ihre Beziehungsfähigkeit nach außen sicherstellt: Wie wird die Beziehung zu anderen erlebt und gestaltet?
Strukturelle Funktionen: Vier Dimensionen jeweils in Bezug auf das Selbst oder die Objekte
- Wahrnehmung:
a) selbstwahrnehmung
b) Objektwahrnehmung - Regulierung
a) Selbstregulierung
b) Reguleirung des Objektbezugs - Emotionale Kommunikation
a) Kommunikation nach innen
b) Kommunikation nach außen - Bindung:
a) Bindung an innere Objekte
b) Bindung an äußere Objekte
2.3 Strukturbedingte Stöungen - Das Strukturkonzept
a) Eltern-Baby-Beziehung: bezieht sich auf die in der frühen Eltern-Baby-Beziehung geförderte Entwicklung regulativer Funktionen, die für das Affekterleben, das Selbstverständnis und die Beziehungsregulierung maßgeblich sind
b) Folgen früher Beziehungsstörungen: defizitäre/ vulnerable Strukturentwicklungen kann schon im Kindesalter zur Regulationsstörungen kommen
c) Strukturelle Störungen: gekennzeichnet durch Orientierungs- und Identitätsprobleme, fehlendes affektives Selbstverständnis lassen sich nur schwer durch unbewusste Konflikte erklären
2.3 Strukturbedingte Störungen - Die Position von Anna Freud
- Konflikte sind erst ab einen bestimmten alter möglich „Konflikte als psychische Reaktionen, zu denen der psychische Apparat erst im späteren Alter fähig ist“
- Strukturelle Störungen hingegen resultieren aus belastenden Erfahrungen, welche das Kind in früheren Entwicklungsstufen treffen
- Folgen der schwierigen Entwicklung sind nicht Symptombildung, sondern Entwicklungsrückschläge
- Interaktion zwischen Mutter und Säugling hat eine große Bedeutung für die Ich-Entwicklung