Sitzung 5 - Strukturmodell an Beispiel PTBS Flashcards

1
Q

Verschiedene Psychodynamische Betrachtungsebenen

A

Ätiologisches Störungsmodell:
1. Strukturbedingt
2. konfliktbedingt
3. traumabezogen
Um eine Entscheidung über eine angemessene Therapie treffen zu können, ist in dem psychodynamischen Verständnis die Hypothese über das zugrundeliegende Störungsmodell ein entscheidender Aspekt

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2
Q

5- Achsen im OPD-2

A

Achse: Dimenionaler Aspekte der Störung des Patienten
Achs I: Krankheitserleben und Behandlungsvoraussetzungen
Achse II: Beziehung (Übertragung, Gegenübertragung, Beziehungsepisoden)
Achse III: lebensbestimmende unbewusste innere Konflikte
Achse IV: Strukturniveau (grundsätzliche Fähigkeiten des psychischen Funktionierens)
Achse V: psychische und psychosomatische Störungen in Bezug auf ICD-10 und DSM-5

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3
Q

Psychodynamisch gesehen
wichtige diagnostische Fragestellungen

A
  1. Mit welchen Konfliktthemen hat ein Patient/eine Patientin in besonderer Weise zu kämpfen? Welcher Konflikt ist aktualisiert?
  2. Wie sieht die Selbst- und Ichorganisation bei diesen Pat. aus? Welche Ich-Funktionen sind ggf. nur eingeschränkt vorhanden? Auf welchem Strukturniveau bewältigt jemand sein Leben?
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4
Q

3 grundlegende psychodynamische Entstehungs- und Behandlungsmodelle (orientiert an G. Rudolf)

A
  1. Modell der traumatischen Informationsverarbeitung
    (Traumamodell) -> Integration traumatisch bedingt Abspaltung
  2. Modell der Ich-strukturellen Defizite (Strukturmodell) -> Nachentwicklung struktureller Ich-Funktionen/ Ich-Einschränkungen
  3. Modell der unbewussten Konflikte (Konfliktmodell) -> Bewusstmachung/ Beareitung unbestusster Konflikte
    s. F. 6
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5
Q

Die ersten Schritte der diagnostischen Klärung

A
  1. Erzählungen, Schilderungen, Beschreibungen
  2. Diagnostische Fragestellungen
    a) Liegt bei Frau C. ggf. eine krankheitswertige psychische Störung vor?
    b) Kann ich diese Fragestellung anhand der vorhandenen Schilderungen entscheiden oder welche Informationen muss ich noch erfragen?
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6
Q

Symptomebene
Manifeste Symptome und Phänomene

A
  1. Suizidale Gedanken
  2. häufig wechselnde Partnerschaften, destruktive Muster (über griffig, unterordnend)
  3. Andere gehen schlecht mir mit um
  4. Ängste und Schwierigkeiten mit anderen Menschen
    s. F. 14
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7
Q

Traumaerfahrung auf dem Boden
einer defizitären Strukturentwicklung

A

Als psychische Traumatisierung gilt der Einbruch von
existenzbedrohenden, emotional-überflutenden, kognitiv nicht verstehbaren, physiologisch nicht regulierbaren Erfahrungen in eine bereits gestaltete Persönlichkeit (erwachsen, jugendlich oder kindlich),
1. die bis dahin entweder unauffällig war
2. oder bereits konflikthafte
3. oder strukturelle Störungen aufwies.

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8
Q

Komorbidität: Definition

A

Wenn eine Grunderkrankung mit einer weiteren Krankheit einhergeht, wird dies als „Komorbidität“ bezeichnet

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9
Q

Die vier zentralen Säulen der psychischen Struktur nach OPD-2

A

Was passiert mit uns, wenn unsere tragenden
psychischen Säulen wegbrechen, bzw. sich nie von Grund auf stabil entwickeln konnten?
1. Wahrnehmung
2. Steuerung
3. Kommunikation
4. Bindung

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10
Q

Verschiedene Bild-Metaphern für psychische Struktur

A
  1. Säulen - oder inneres Haus
  2. Netz, Netzmuster
  3. Orchester-Modell
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11
Q

Psychische Struktur: Definition

A

Psychische Struktur bezeichnet die Art und Weise, wie die psychischen Vorgänge eines Menschen organisiert werden.

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12
Q

Strukturbedingte Störungen. Definition & welche Konzepte spielen eine Rolle

A
  1. Ursache: mangelhaft ausgebildeten, grundlegenden Fähigkeiten des Kindes, entstanden durch eine krisenhaft verlaufende Eltern-Kind-Beziehung am frühen Lebensbeginn (ca. 1-2 Jahre).

Diese grundlegenden Fähigkeiten sind für
2. Urvertrauen, das eigene Selbst, Beziehungs- und Affektregulierung von besonderer Bedeutung.

  1. Das Selbst benötigt strukturelle Fähigkeiten, um seine Beziehung zu sich selbst und anderen adäquat zu gestalten und zu regulieren
    -> die psychische Störung entwickelt sich im Kontext sozialer Interaktion
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13
Q

Die frühe Eltern-Kind-Beziehung

A
  1. von Geburt bis 1 Lebensjahr:
    ->Das Kindliche Subjekt:
    a) gemeinsames
    b) eigebundenes
    c) vitales Subjekt
    -> Das elterliche Objekt:
    a) bedürfnisbefriedigende
    b) haltgebende
    c) antizipierende Objekt
  2. 1 - 2- Lebensjahr:
    -> Das kidnliche Subjekt:
    a) intentionales
    b) kommunikatives Subjekt
    -> das elterliche Objekt:
    a) affektregulierende
    b) zugewandt-interessierte
    c) spielerisch-involvierte
    d) feinfühlig-verstehnde
    e) verbalisierende
  3. 2 Lebensjahr:
    -> das kindliche Subjekt:
    a) gebundenes Subjekt
    b) objektbedürftiges Subjekt
    -> Das elterliche Objekt
    a) Sicherheit gebende
    b) Gratifikationen gebende Objekt
    s. F. 23
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14
Q

Aspekte der elterlichen Versorgung und die darauf gründende strukturelle Entwicklung: Vitale Versorgung

A
  1. Antizipation und adöquate Antwort auf vitale Bedürfnisse (Sättigung, Körperpflege, Schalf/Wachsein)
  2. Rolle: Bedürfnisbefriedigendes Objekt
  3. Grundlage für die Entwicklung struktureller Funktionen:
    Körperselbst
    s.F.24
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15
Q

Aspekte der elterlichen Versorgung und die darauf gründende strukturelle Entwicklung: Unlust

A
  1. Adäquate Antwort auf kindliche Unlustäußerungen (Weinen, körperliche Anspannung, Unruhe)
  2. Rolle: Haltgendes, beruhigedes Objekt
  3. Grundlage für die Entwicklung struktureller Funktionen:
    a) Selbstberuhigung
    b) Affektregulierung
    s.F. 24
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16
Q

Aspekte der elterlichen Versorgung und die darauf gründende strukturelle Entwicklung: Emotionale Kommunikation

A
  1. adäquates Angebot von emotionaler Nähe und Verbundenheit, spielerisches Eintauschen in gemeinsame positive Affektzustände
  2. Rolle: liebevoll interessiertes, spielerisch-involviertes Objekt
  3. Grundlage für die Entwicklung struktureller Funktionen:
    a) Affekterleben
    b) Affektäußerung
    c) Affektverständnis
    d) Empathie
    e) Kommunikation nach außen
    f) Selbstwert
    s.F. 24
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17
Q

Aspekte der elterlichen Versorgung und die darauf gründende strukturelle Entwicklung: Sprachliche Beziehung

A
  1. sprachliches Angebot für emotionale und intentionale Zustände und für eine intersubjektive geteilte mentale Welt (inkl. Normen)
  2. Rolle: verstehendes, antizipierend entwerfendes Objekt
  3. Grundlage für die Entwicklung struktureller Funktionen:
    a) Selbstreflexion
    b) Affektdifferenzierung
    c) Selbstobjektdifferenzierung
    d) Kommunikation nach innen
    e) Mentalisierung
    f) psychischer Binnenraum
    s. F. 24
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18
Q

Entwicklungsförderne frühe Beziehungserfahrungen

A
  1. gespiegelt, markiert werden in der eigenen Affektivität
  2. gehalten und beruhigt werden in Unlusterfahrungen
  3. gemeinsames Interesse für dritte Objekte
  4. gemeinsames Erleben von positiven Affekten
  5. emotionale Ansteckung und körperliche Imitation
  6. Möglichkeiten zur Rückversicherung (social referencing)
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19
Q

Vorraussetzungen für den Aufbau einer gesunden Psychischen Struktur

A
  1. Belastende Beziehungserfahrungen können in den ganz frühen Lebensabschnitten nicht von einer Struktur aufgenommen und darin als Konfliktmuster gespeichert werden, da diese noch nicht besteht, sondern sie stören diese Struktur in ihrem Aufbau ; es fehlen die positiven Entwicklungsanreize für die strukturelle Entwicklung.
  2. Die strukturellen Funktionen werden nicht, wie es notwendig wäre, in zahllosen Interaktionen (genügend) geweckt und eingeübt.
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20
Q

Der Strukturbegriff

A
  1. Struktur in der OPD-2 bedeutet die Verfügbarkeit über intrapsychische und interpersonell regulierende Funktionen, mit deren Hilfe eine Person
    a) ihr Gleichgewicht: Wie steht der Mensch zu seinem eigenen Erleben, zu seinem Selbst in kontakt?
    b) ihre Beziehungsfähigkeit nach außen sicherstellt: Wie wird die Beziehung zu anderen erlebt und gestaltet?
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21
Q

Strukturelle Funktionen: Vier Dimensionen jeweils in Bezug auf das Selbst oder die Objekte

A
  1. Wahrnehmung:
    a) selbstwahrnehmung
    b) Objektwahrnehmung
  2. Regulierung
    a) Selbstregulierung
    b) Reguleirung des Objektbezugs
  3. Emotionale Kommunikation
    a) Kommunikation nach innen
    b) Kommunikation nach außen
  4. Bindung:
    a) Bindung an innere Objekte
    b) Bindung an äußere Objekte
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22
Q

2.3 Strukturbedingte Stöungen - Das Strukturkonzept

A

a) Eltern-Baby-Beziehung: bezieht sich auf die in der frühen Eltern-Baby-Beziehung geförderte Entwicklung regulativer Funktionen, die für das Affekterleben, das Selbstverständnis und die Beziehungsregulierung maßgeblich sind
b) Folgen früher Beziehungsstörungen: defizitäre/ vulnerable Strukturentwicklungen  kann schon im Kindesalter zur Regulationsstörungen kommen
c) Strukturelle Störungen: gekennzeichnet durch Orientierungs- und Identitätsprobleme, fehlendes affektives Selbstverständnis  lassen sich nur schwer durch unbewusste Konflikte erklären

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23
Q

2.3 Strukturbedingte Störungen - Die Position von Anna Freud

A
  1. Konflikte sind erst ab einen bestimmten alter möglich  „Konflikte als psychische Reaktionen, zu denen der psychische Apparat erst im späteren Alter fähig ist“
  2. Strukturelle Störungen hingegen resultieren aus belastenden Erfahrungen, welche das Kind in früheren Entwicklungsstufen treffen
  3. Folgen der schwierigen Entwicklung sind nicht Symptombildung, sondern Entwicklungsrückschläge
  4. Interaktion zwischen Mutter und Säugling hat eine große Bedeutung für die Ich-Entwicklung
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24
Q

2.3.2 die gestörte Entwicklung struktureller Funktionen - Entwicklungsschritte zuer Erichtung des Fundaments für den Aufbau einer Persönlichkeit

A
  1. Objektqualitäten: Welche Objektqualitäten erlebt das Kind in seinem erwachsenen Gegenüber
  2. Aspekte eines Subjekts: in welchen unterschiedlichen Aspekten eines Subjekts tritt das Objekt ihm gegenüber
25
Q

2.3.2 die gestörte Entwicklung struktureller Funktionen - Das Neugeborene und sein verhältnis zu den Eltern

A
  1. Erste Lebensmonate: Das Kind ist kein selbstständig abgrenzbares Subjekt, sondern eines, das mit der betreuenden Person ein gemeinsames Subjekt bildet
  2. Darauffolgende Monate: Das Kind ist vor allem ein Wesen, dessen vitalen Bedürfnisse von der betreuenden Person befriedigt und rechtzeitig antizipiert werden müssen
  3. Entwicklung zu einem intentionalen, kommunikativen Subjekt: Nach den ersten Lebensmonaten richtet das Kind seine kognitive Aufmerksamkeit auf Bewegungen und Menschen und imitiert diese und startet interaktionelle Episoden  Kind braucht nun ein erwachsenes Gegenüber, welches zugewandt, interessiert und feinfühlig auf die Signale des Kindes reagiert und diese angemessen handelnd beantwortet, negative Affekte sollten aufgefangen und beruhigt werden und das Kind in positive Interaktionen verwickelt werden
  4. Geteilte Aufmerksamkeit und Erlebtes in Sprache packen: Durch die geteilte Aufmerksamkeit auf ein drittes Objekt und die sprachlichen Entwürfe über die innere Verfassung des Kindes werden Grundlagen für wichtige Strukturelle Funktionen gelegt
    s. Abb. 2-4
26
Q

2.3.2 die gestörte Entwicklung struktureller Funktionen - Entwicklungsfördernde frühe Beziehungserfahrungen

A
  1. gespiegelt, makiert werden in der eigenen Affektivität
  2. gehalten und beruhigt werden in Unlusterfahrungen
  3. gemeinsames Erleben von positiven Affekten
  4. gemeinsames Interesse für ein drittes Objekt
  5. emotionale Anstekung und körperliche Imitation
  6. Möglichkeiten zur Rückversicherung (social referencing)
27
Q

2.3.2 die gestörte Entwicklung struktureller Funktionen - Aufbau von Bindungen

A
  1. Haben Objekte die Fähigkeit die positiven Erfahrungen und Affekte im Kind zu mobilisieren und die negativen Affekte aufzufangen, dann resultiert die emotionale Bindung an die Objekte
  2. Explizit Körperliche Vorgänge: je keiner das Kind desto körperliche sind diese Vorgänge (z.B.: Stillen, Füttern, spielen, körperliches Umsorgen, …)  daher wird Begriff Embodiment für die frühe Entwicklung des Selbst benutzt
  3. Störung der Aufbau einer Struktur: belastende Beziehungserfahrungen können in diesen frühen Lebensabschnitten nicht von einer Struktur aufgenommen werden und darin als Konfliktmuster gespeichert werden, da es diese Struktur ja noch gar nicht gibt, sondern sie stören diese Struktur in ihrem Aufbau  es fehlen positive Entwicklungsanreite für die strukturelle Entwicklung
28
Q

2.3.2 die gestörte Entwicklung struktureller Funktionen - Gründe für die Störung struktureller Entwicklung

A
  1. Vielfältigkeit: Gründe können Vielfältig sein (Depression, Substanzabhängigkeit oder schwere Krisen der Bezugsperson)
  2. Bezugsperson ist außerstande: Im Allgemeinen geht es aber darum, dass die Bezugsperson außerstande ist sich einfühlsam, gelassen und wohlwollend dem Kind zuzuwenden und adäquate Beziehungsangebote zu machen
  3. Störung struktureller Entwicklung: Wichtig ist, dass dadurch die Verfügbakriet struktureller Funktionen nicht endgültig festgelegt ist, sondern dass diese psychischen Fähigkeiten und Werkzeuge bis in die Adoleszenz hinein gefestigt und geübt werden müssen, damit sie dem Erwachsenen zur Verfügung stehen

s. Lernzettel Tabelle 2-2

29
Q

2.3.3 Die Entstehung struktureller Störungen - Entwicklung und Äußerung struktureller Störungen in ver. Altersstufen

A
  1. Weitere Entwicklungsschritte des Kindes mit strukturellen Einschränkungen sind durch die früheren Situationen geprägt
  2. Kindesalter: beim Vorliegen ausgeprägter struktureller Defizite kann es jetzt zum Auftreten externalisierender Störungen kommen oder zum inneren Rückzug, der das Kind gleichsam unsichtbar macht
  3. Pubertät/Adoleszenz: stärkere Artikulation des anderssein, auffälliges/antisoziales Verhalten, Zugehörigkeit zu Randgruppen, Lern- und Leistungsstörungen  in diesem Altern kommt es oft zur erheblicher Symptombildung
  4. Junges Erwachsenes alter: viele Patient*innen mit strukturellen Störungen werden in dieser Altersgruppe auffällig
  5. Mittleres Lebensalter: weitere Altersschwerpunkt, in dem strukturelle Störungen auffällig werden
    s. Lernzettel Abb. 2-5
30
Q

Ätiopathologische Modelle konflikthafter Störungen vs. Struktureller Störungen

A
  1. Konfliktbezogene Störungen:
    a) Internalisierung: von negativen Beziehungserfahrungen und Objektvorstellungen (Objekthass, -enttäuschung, -senehnsucht, usw., mentalisiert)
    b) resultierend: negative Selbstvorstellungen, pathogene Überzeugungen
    c) spezielle Formen der Abwehr: Übertragungsbereitschaft
  2. Strukturbezogene Störungen:
    a) fehlende Verügbarkeit: von positiven Beziehungserfahrungen
    b) resultierend: unzureichende Entwicklung vons trukturellen Selbstkompetenzen, psychischen Werkzeugstörung und dysfunktionale Bewältigungsmuster
31
Q

Ätiopathologische Modelle Koflikthafter Störungen vs. Struktureller Störungen - Orte der Speicherung & Folgeerscheinungen

A

Beide Aspekte sind in unterschiedlichen Bereichen des Gedächtnisses gespeichert:
1. Konfliktbezogener Ansatz:
a) Speicherung der kindlichen Beziehungserfahrungen im expliziten narrativen Gedächtnis (mentalisiert, aber unbewusst)
b) Folgeerscheinungen (Abehrstrategien) sind ebenfalls unbewusst

  1. Strukturbezogener Ansatz:
    a) implizit körpernahe Speicherung der frühen Erfahrungen (nicht mentalisiert)
    b) Folgeerscheinungen (Defizite und Bewältigung) sind bewusstseinsnahe, wahrnhembar
32
Q

2.3.4 Kontroverse Theoriebildung: Theorie von Michael Balint (1930)

A
  1. Hat Eltern-Kind-Beziehung aus der psychoanalytischen Trieblogik getrennt
  2. Speizeller Charakter der Eltern-Kind-Beziehung: ergibt sich auf der „primären Liebe“, die durch Asymmetrie gekennzeichnet sind, in der das erwachsene Gegenüber noch kein Objektstatus hat sondern dem Baby wie eine gute Atmosphäre in bedingungsloser Responsivität gegenüberstehen muss
  3. Grundstörung: Massive Störungen dieser Beziehung hinterlassen Grundstörungen
33
Q

2.3.4 Kontroverse Theoriebildung - Theorie von Anna Freud (1940)

A
  1. Wie bereits beschrieben: Anna sieht eine Entwicklungsstörung bei einem Kind, dass noch keine funktionsfähige psychische Struktur besitzt und daher noch keine Konflikte erleben kann  Was im Streit mit Melanie Klein, die ein anderes Konzept vertrat
34
Q

2.3.4 Kontroverse Theoriebildung - Theorie von Melanie Klein (1940)

A
  1. Das Erleben von Feindseligkeit, hass, Neid und Angst aufseiten des Babys, das durch den Wahrnehmungskanal der projektiven Identifizierung mit der ablehnenden Mutter verbunden sei und die negativen Erfahrungen auf vielfältige Weise psychisch verarbeiten müsse
  2. Triebpsychologisches Konfliktmodell: transportiert auf frühe Bedingungen und schwer greifbare Kommunikationsprozesse im vorsprachlichen Bereich
35
Q

2.3.5 Bewältigungsmuster struktureller Störungen - welche gibt es?

A
  1. schizoides Muster
  2. narzisstisches Muster
  3. histrionisches Muster
  4. zwanghaft leistungsorientiertes Muster
36
Q

2.3.5 Bewältigungsmuster struktureller Störungen - Definition- Bewältigungsmuster

A

Werden nicht als Abwehrfunktion verstanden, sondern als adaptive Bemühungen, trotz der gegebenen strukturellen Werkzeugstörungen ein psychisches Gleichgewicht zu finden, in dem das Individuum einerseits ein akzeptables Bild der eigenen Person und einen gewissen Selbstwert gewählt wird und das andererseits eine lebbare Form von Beziehungen zu anderen ermöglicht

37
Q

2.3.5 Bewältigungsmuster struktureller Störungen - 1. Das schizoide Muster

A

a) emotionaler Rückzug & soziale Vermeidung: Ist gekennzeichnet dadurch, dass lebendige emotionaler Austausch mit anderen Menschen vermieden wird
b) Position des Beobachters: wird eingenommen, der sich mit verächtlicher/ ironischer Distanz aus dem emotionalen Geschehen raushält
c) Folgen: Einsamkeit, Denken frei von Gruppenzwängen, Als Ausgelich oft Beschäftigung mit Sachinteressen (aus den hier erarbeiteten Kompetenzen kann eine Stabilisierung des Selbstwerts erfolgen)
d) Soziale Angst: Anstelle der sozialen Distanziertheit kann auch soziale Angst treten
e) Scheitern des schizoiden Musters: i.d.R. an dem Ausmaß der Einsamkeit, u.Ü. paranoide/ Hypochondrische Ängste, abwegige sexuelle Fantasien/ Impulse und Suizidfantasien

38
Q

2.3.5 Bewältigungsmuster struktureller Störungen -

A
39
Q

2.3.5 Bewältigungsmuster struktureller Störungen - Das narzisstische Muster

A

a) Überschätzung der eigenen Person: Rückzug aus emotionaler Welt vollzieht sich nicht in Richtung von Sachinteressen (wie bei der schizoiden Bewältigungsstrategie), sondern auf die eigene Person bei gleichzeitiger Entwertung anderer
b) Umgang mit anderen: die strukturellen Defizite (z.B.: fehlende Empathie, fehlende realistische Selbsteinschätzung, …) bestimmen das Erleben im starken Maße und führen zu lieblosen, verächtlichen, destruktiv-aggressiven oder ausbeuterischen Umgang mit anderen
c) Bewältigung durch Verantwortungsverschiebung: Alles negative wird anderen zugeschoben, während für alles Positive das eigene grandiose Selbst verantwortlich ist
d) Scheitern des narzisstischen Musters: Wenn Realitätsverkennung und Selbsttäuschung durch äußere Gegebenheiten (wie Schulden, Verurteilungen, Anzeigen, …) sichtbar werden

40
Q

2.3.5 Bewältigungsmuster struktureller Störungen - Das histrionische Muster

A

a) Vortäuschen emotionaler Lebendigkeit/Vitalität: Aktivierung, Emotionalisierung, Sexualisierung und Dramatisierung des Erlebens  Versuch der Überdeckung der Strukturellen Defizite
b) Scheitern des histrionischen Musters: kann oft lange bestehen bleiben, bevor sie krisenhaft zusammenbricht

41
Q

2.3.5 Bewältigungsmuster struktureller Störungen - zwanghaft leistungsorientiertes Muster

A

Können strukturelle Defizite meist für lange Zeit überdecken, sodass die krisenhafte Dekompensation erst in der Lebensmitte erfolgt, meist durch somatoformen Schmerzstörungen

42
Q

Warum sind ängstlich-abhängiges / altruistisch-überfürsorgliches verhalten keine Bewältigungsstrategien bei strukturellen Störungen?

A

erfordern mehr dauerhalte Objektnähe, die in der Regel von strukturell gestörten Patient*innen nicht erbracht werden können und spielen daher eher bei konfliktneurotischen Störungen eine Rolle

43
Q

2.4 Wie versteht der psychoanatischer Ansatz die Entstehung psychischer Störungen?

A
  1. Der psychodynamische Ansatz versteht psychische Störungen im Erwachsenenalter als Folge von Fehlentwicklungen der Persönlichkeit, die durch emotionale Belastungen in der Kindheit in Gang gesetzt und im weiteren Lebenslauf prozesshaft ausgestaltet wurden
  2. Die konflikthaften und strukturellen Störungen sind zwei unterschiedlichen Formen der psychischen Fehlentwicklung, die als Disposition zur späteren Erkrankung unbewusst bzw. implizit beitragen, durch Abwehr und Bewältigungsmuster zeitweise stabilisiert werden und die schließlich unter dem Druck von aktuellen Lebenssituationen und Entwicklungsaufgaben dekompensierten und in unterschiedliche Symptombildungen münden
  3. Die Konzeption von Trauma/ Traumafolgestörung unterscheidet sich sehr von den anderen beiden Konzepten
44
Q

2.4 Was versteht man unter einer psychischen Traumatisierung?

A

Als psychische Traumatisierung gilt (in Analogie zur körperlichen Unfalltraumatisierungen) der Einbruch von
1. existenzbedrohenden,
2. emotional-überflutenden
3. kognitiv nicht verstehbaren &
4. physiologisch nicht regulierbaren Erfahrungen
in einer bereits gestalteten Persönlichkeit (erwachsen, jugendlich, kindlich), die bis dahin entweder unauffällig war oder bereits konflikthafte oder strukturelle Störungen aufwies

45
Q

2.4 wann spricht man von einer PTBS? - Diagnostische Kritierien einer Traumafolgestörung

A

A1: schwer belastendes Ereignis
A2: Zustand der Hilflosigkeit
B: Intrusionen
C: Vermeidungsverhalten
D:Hyperarousal

46
Q

2.4 Differenzialdiagnostische Abgrenzung von Traumafolgestörungen und strukturller Entwicklungsstörungen

A

Beide Störungsbilder weißen strukturelle Auffälligkeiten auf, die wir im Falle der Traumafolgestörung als sekundären Einbruch in das strukturelle Gefüge verstehen – falls sie nicht schon zur entwicklungsbedingt vorlag

47
Q

2.4 Strukturelle Folgen der Akuttraumatisierung

A
  1. Selbst-Objekt-Differenzierung: Gefühl der unvermeidlichen Verwicklung und Verstrickung mit anderen
  2. Selbstreflexion: Unsicherheiten infolge dissoziativer Symptomatik: Was erinnerte ich, was will ich?
  3. Affektdifferenzierung: Welches sind wirklich meine Gefühle?
  4. Identität: Wer bin ich wirklich?
  5. Realistische Objektwahrnehmung: unrealistische Zuschreibungen zu anderen Personen
  6. Interessenausgleich/Reziprozität: massiv infrage gestellte Möglichkeit, Beziehungen selbst zu regulieren
  7. Empathie: Unverständlichkeit der anderen
  8. Internalisierung: fehlendes inneres Sicherheitsgefühl, Überflutung durch negative Objektbilder
  9. Bindung: reflektorisches Misstrauen
48
Q

Tabelle 2-4: Folgen der Akuttraumatisierung im Erwachsenenalter

A
  1. Allgemeine Folgen:
    a) Affektive Folgen (Angst, Depression)
    b) kognitive Folgen (dissoziative Lücken)
    c) körperliche Folgen (gebahnte Körperreaktionen z.B.: Sexualabwehr, vegetative Dysfuktionen)
    d) soziale Folgen (Beziehungsvermeidung, sozialer Rückzug)
    e) Selbsterleben (Opferidentität, negativer Selbstwert)
    f) Objekterleben (Dichotomie von Täter und Opfer)
  2. spezielle Folgen:
    a) Aktualisierung vorliegender neurotischer Konflikte (bzgl. Schuld, Scham, Aggressionsproblematik)
    b) Aktualisierung vorliegender Struktrueller Probleme (z.B.: bei bereits bestehender Borderline-Thematik)
    c) sekundäre strukturelle Folgen
49
Q

Annahmen der Komplextraumatisierung:

A
  1. Verzicht auf eine Diskussion des Entwicklungsalters und der altersspezifischen Entwicklungsstörungen
  2. Es genügt die Verknüpfung von aktuell Trauma-verdächtigen Symptomatiken mit kindlich schwerer Belastung unabhängig vom Alter
    –> Rudolf sieht diesen Begriff sehr kritisch und bezweifelt, dass Komplextraumatisierungen eine eigene ätiologische Dimension haben, statt eines Traumas sollten besser die komplexen biographischen Belastungserfahrungen erfasst und deren konfliktneurotischen und strukturellen Aspekte herausgearbeitet werden
50
Q

2.4 Sexueller Missbrauch

A
  1. Nicht jeder sexuelle Missbrauch ist ein Trauma laut Rudolf
  2. Während bei der Akuttraumatisierung das umschriebene Ereignis selbst das wesentlich schädigende Moment ist, sind bei biographischen Belastungen wie sexuellen Missbrauch die langfristeigen Beziehungsstörungen und emotionalen Folgen des Ereignisses von besonderer Bedeutung: verlorene Sicherheit, infrage gestellte Glaubwürdigkeit, Beschämung und Selbstbeschuldigung, fehlende Loyalität und Unterstützung durch Nahestehende
  3. Der Umgang mit Sexualität auf Kinder und Jugendliche, ist immer auch ein Indikator für die Struktur einer Familie und die Struktur der jeweiligen Gesellschaft und speziell ihre Bereitschaft den jeweils Schwächeren Schutz und Förderung zu gewähren oder ihnen gegenüber Macht und Gewalt anzuwenden
51
Q

2.5 Pathogene Faktoren - Definition

A

Pathogene Faktoren sind die jeweils Krankmachenden Mechanismen

52
Q

2.5 Pathogenese des klassischen Konfliktmodells

A
  1. Klassisches Konfliktmodell: Beschreibt die unbewusste Speicherung von unlösbaren, konflikthaften Beziehungserfahrungen wobei die unerledigten Impulse und die zugehörigen Affekte im Vordergrund stehen
  2. Pathogenese: liegt in der
    a) unbewussten Impulsanspannung und andrängenden Affektivität, die auf bestimmte Menschen gerichtet ist
    b) gespürten Ich-Einschränkung und gelebten Kompromissbildung, die aus der Abwehr der Objekt-gerichteten Impulse resultiert
    c) und die darauf basierenden dysfunktionalen Verhalten, welches repetitiv zum Scheitern der zentralen Bemühungen führt
  3. unbewusste pathogene Überzeugungen: Der gesamte Komplex (aus 2.) lässt sich als innere Gewissheit bzw. als unbewusste pathogene Überzeugung auffassen, dass es nie gut werde kann, so sehr man sich auch bemüht
  4. Behandlungsoptionen: Reinszenierung des Geschehens als Übertragungsangebot
53
Q

Pathogenese des frühen Konflikts - unterschiede zum klassischen Konfliktmodell

A
  1. Unterschied zum klassischen Konfliktmodell:
    a) Elemente des unbewussten, dysfunktionalen Schemata sind weniger deutlich zu erkennen
    b) Diffuses Beziehungsbedürfnisse: statt aktive eigene Handlungsimpulse
    c) Diffuse und weniger objektbezogene Affekte: eher Gestimmtheiten wie Verlorenheit, Enttäuschung, ängstliche Beunruhigung, Verletztheit
    d) Körpernah: Spannung wir bei frühen Konflikten eher Körpernah oder weitgehend körperlich erlebt
    e) Objekte: erscheinen weniger Personal konstituiert, sondern geradezu „medial“ atmosphärisch gestaltet
    f) Pathogene Überzeugungen: Sind schicksalhafter „Es geschieht mir immer wieder“ und nicht wie im klassischen Konfliktmodell: „Ich kämpfe einen aussichtlosen Kampf.“  darin wird erkennbar, dass die Situation nicht als Narrativ gespeichert und abrufbar ist, sondern eher in impliziten Beziehungserfahrungen vorliegt
  2. Behandlungsoption: weniger eine handlungsnahe Inszenierung und ein deutliches Übertragungsangebot wie im klassischen Konfliktmodell, sondern eher eine affektive Ansteckung durch ein bestimmtes Beziehungsklima
54
Q

Pathogense des Strukturmodells & wensentliche pathogenetisch Faktoren

A
  1. Das Strukturmodell: dysfunktionale Affekte stehen im Vordergrund: Erregung, Verzweiflung, Panik, Konfusion oder affektives Erlöschen, Starre, Leere.
  2. Anstatt umschriebener pathogener Überzeugungen: tritt Ratlosigkeit gegenüber der eigenen Person und der Objektumwelt
  3. Nichtverfügbarkeit struktureller Werkzeuge: Das Verhalten von Patient*innen mit strukturellen Störungen darf nicht als konflikthaft oder als Abwehrverhalten interpretiert werden, sondern eher als Konsequenz von der Nichtverfügbarkeit struktureller Werkzeuge
  4. Wesentliche Pathogene Faktoren:
    a) Unfähigkeit sich selbst zu verstehen und zu regulieren
    b) Unfähigkeit emotionale Beziehungen herzustellen und die Beziehungsangebote anderer zu verstehen und auszuhalten
55
Q

Pathogene Mechanismen der frühen Konflikte vs. Strukturelle Störungen

A
  1. Koexistenz: Die pathogenen Mechanismen der frühen Konflikte und der strukturellen Entwicklungsstörung schließen sich nicht aus, sie bestehen häufig nebeneinander, sind jedoch beide Folgen von nicht metallisierten, implizit gespeicherten Vorgängen der frühen Entwicklung
56
Q

2.5 Folgen früher Belastungserfahrungen, die im Hintergrund der strukturellen Störungen wirksam sind

A
  1. Hoher Stresslevel
  2. Arousal von negativen Affekten
  3. Deformierung der Selbst- und Objektrepräsentanzen
  4. Dysfunktionale Abwehr (Spaltung, Projektion)
  5. Desorganisierter Bindungsstil
  6. Maladaptives, selbstschädigendes Verhalten
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Q

2.5 Pathogenese der Traumafolgestörung (im SInne der Akuttraumatisierung)

A
  1. Steht logisch nicht in einer Reihe mit den anderen drei genannten, da sie nicht zwangsläufig aus frühen
    Persönlichkeitsentwicklungsstufen abgeleitet ist
  2. Im Vordergrund: Steht die psychische Nicht-Verarbeitung von überflutenden Ereignissen
  3. Verarbeitete Emotionale Erfahrungen vs. Nicht verarbeitete Emotionale Erfahrungen:
    a) verarbeitete emotionale Erfahrungen: werden in lang dauernden, zirkulären Vorgängen allmählich von dem anfänglichen heftigen Affekt gelöst, zum Bestandteil der eigenen Vergangenheit gemacht und in den Hintergrund des Erlebens gedrückt
    b) nicht verarbeitete traumatische Erlebnisse: sind entweder völlig ausgeblendet oder in voller emotionaler Wucht präsent und ohne das Gefühl des zeitlichen Abstands ganz oder in Bruchstücken aktualisiert (On-Off-patern)
  4. Die Pathogenese: liegt im dissoziativen Leermachen einerseits und im wieder Gefultetwerden andererseits sowie in vielfältigen reflektorischen Bemühungen diese emotionale Achterbahnfahrt durch Rückzug und soziale Vermeidung zu umgehen
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Q

2.5 Verlrechtung von ver. Störungen

A

Es sind vielfältige Verflechtungen vorstellbar- strukturelle und konflikthafte Folgen von traumatischen Erfahrungen oder umgekehrt traumatische Erfahrungen, begünstigt von bereits vorliegenden konflikthaften oder strukturellen Störungen