Sitzung 1- Soziale Angststörung - kognitiv-verhaltenstheoretische Sicht Flashcards
Symptombereiche: Welche Ebenen gibt es?
- Körperlich-physiologische Ebene
- Gedanken, Vorstellungen, Gefühle
- Verhalten und Handlungsimpulse
Symptombereiche: 1) Körperlich-physiologische Ebene
- Potenziell alles, was erhöhtes Erregungsniveau anzeigt, bis hin zu Angstattacke
- Häufig zentral: zittern,
schwitzen, erröten (da
sichtbar für andere) - Körperliche Reaktion selbst
- Wahrnehmung der Reaktion (Interozeption = Wahrnehmung des eigenen Körpers) eng Verknüpft mit der Einschätzung der von den anderen wahrgenommenen Reaktionen
Symptombereich: 2) Gedanken, Vorstellungen, Gefühle
- Einschätzung der (wahrgenommenen) Reaktion mit Blick auf andere -> Soziale Angst ist immer in Relation zu anderen
- Katastrophisierende Gedanken
- Die eigene Wirkung vor dem “inneren Auge” ausmalen
- Angst, Scham, Unsicherheit, Angst vor der Angst
Symptombereich: 3) Verhalten und Handlungsimpulse
- FLucht -“Weg hier”
- Vermeidung -“Erst garnicht hin”
- Sicherheitsverhalten - “Bloß nicht blamieren”, “Keine Angst aufkommen lassen”: Sicherheitsverhalten kann für Außenstehende oft befremdlich wirken und manchmal das Eintreffen der Befürchtung noch wahrscheinlicher machen -> kann sozial ungeschickt oder inadäquat wirken
Normabweichungen der sozialen Angst aus der Perspektive ver. Ansätze
- Etikettierungsansatz: Man weicht von eine soziale Norm ab -> damit verliert man eine soziale Bezugsgruppe
- Störungsspezifische Psychologie (Fokus auf Symptome und Syndrome einzelner Patienten): man weicht von einer funktionalen Norm ab -> man ist in seiner Funktionalität eingeschränkt
Allgemeine Merkmale einer psychischen Störung nach DSM
- Auslöserunabhängig: gegenwärtig verhatensmäßige, psychische oder biologische Funktionsstörung -> die spezifische Symptomatik
- Leidensdruck
- Beeinträchtigung in mind. einem Funktionsbereich
- deutlich erhöhtes Risiko zu sterben, für Schmerzen, Beeinträchtigung oder tiefgreifendem Freiheitsverlust
Soziale Angststörungen: Arten
Sind ein Kontinuum, sobald eine bestimmte Schwelle überschritten ist, spricht man von einer Störung:
1. nicht-generalisierte Soziale Angststörung: betrifft nur bestimmte Lebensbereiche
- Generalisierte Soziale Angststörung: Betrifft mehr als drei ver. Lebensbereiche
- Ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung: Betrifft alle Lebensbereiche und Personen (auch enge Bezugspersonen!)
s. F. 11
Diagnosen nach ICD/DSM mit Bezug zu sozialer Ängstlichkeit
- soziale Angststörung/ Phobie (F40.1)
- Störung mit sozialer Ängstlichkeit des Kindealters (F93.2)
- Selbstunsicher/ängstlichvermeidende perönlichkeitsstörung (F60.7)
- tlw. (S)elektiver Mutismus (F94.0)
Soziale Angststörung im DSM-5
A. Ausgeprägte Furcht o. Angst vor einer o. mehreren sozialen Situationen, in denen die Person von anderen Personen beurteilt werden könnte.
Beachte: Bei Kindern muss die Angst auch unter Gleichaltrigen auftauchen, nicht nur in Interaktion mit Erwachsenen.
B. Betroffene befürchten die negative Bewertung durch andere aufgrund ihres eigenen Verhaltens o. sichtbarer Angstsymptome (typische Befürchtungen: beschämend, peinlich sein, zurückgewiesen werden, andere vor den Kopf stoßen).
C. Die sozialen Situationen verursachen fast immer Angst o. Furcht.
Beachte: Bei Kindern kann sich die Angst durch Weinen, Wutanfälle, Erstarren, Anklammern, Zurückweichen o. die Unfähigkeit zu sprechen zeigen.
D. Die sozialen Situationen werden vermieden oder nur unter intensiver Furcht/Angst ertragen.
E. Die Furcht/Angst steht nicht im Verhältnis zur tatsächlichen Bedrohung& zum soziokulturellem Kontext.
F. Dauer: typischerweise 6 Monate oder mehr
G. Furcht, Angst oder Vermeidung verursacht klinisch bedeutsames Leiden oder Beeinträchtigung im sozialen, beruflichen oder anderen wichtigen
Funktionsbereichen.
H. -J. nicht besser durch Substanzwirkung, andere psychische Erkrankungen oder medizinische Faktoren zu erklären. Spezifiziere, ob nur öffentliche Leistungssituationen (u.a. öffentliches Sprechen)
A. & B. = Kardinalkriterien spezifisch für Angststörungen
C. = quantitatives Kriterium
Soziale Angststörung im DSM-5: Typische Situationen
- soziale Interaktionen
(sich unterhalten, Unbekannte Menschen
treffen, telefonieren, Kontakt mit Autoritätspersonen) - beobachtet werden (vor
anderen essen, trinken,
schreiben) - vor anderen etwas
leisten (einen Vortrag halten, mündliche Prüfungen)
Selbstunsicher-vermeidende Persönlichkeitsstörung im
DSM-5
Ein tiefgreifendes Muster von:
1. sozialer Gehemmtheit (u.a. wegen Gefühlen der eigenen Unzulänglichkeit; z.B. keine neuen Aktivitäten
wg. „Beschämungsrisiko“; Kontakte nur widerwillig, wenn noch unklar, ob man gemocht wird),
- Insuffizienzgefühlen (z.B. sich für sozial unbeholfen, unattraktiv und minderwertig im Vergleich zu anderen halten) und
- Überempfindlichkeit gegenüber negativer Beurteilung (z.B. „präventiv“ nur eingeschränkte berufliche und private Aktivitäten; starker Fokus auf die Möglichkeit, kritisiert werden zu können)
- Der Beginn liegt im frühen Erwachsenenalter und die Störung manifestiert sich in verschiedenen Situationen
(inkl. intimer Beziehungen!)
Soziale Angststörungen: Epidemiologie & Komorbidität für Kinder und Jugendliche
Lebenszeitprävalenz: ca. 2-4%
Punktprävalenzen: 0.5-2.6% (höher mit steigendem Alter)
Mädchen : Jungen 3 : 2
Komorbidität: andere Angststörungen, affektive Störungen (Depression fast 40% bei 15- 17jährigen), Substanzstörungen
zentrale Modelle für kognitiv-behaviorale Störungstheorien
- Vulnerabilitäts-Stress-Modell
- verhaltenstheoretisches Modell
- kognitives Modell
Störungsspezifische Modelle zur Entstehung und Aufrechterhaltung der sozialen Angststörung
- kognitives Modell nach Clark & Wells (1995)
- Bedingungsmodell für KiJus nach Büch & Döpfner (2012)
zentrale Modelle für kognitiv-behaviorale Störungstheorien: Das Vulnerabilitäts-Stress-Modell - Allgemeines
- Integratives Modell
- Abgeleitet aus dem
biopsychosozialen Modell - Nicht „schulenspezifisch“, aber in den Theorien & Therapien der kognitiv-behavioralen Perspektive stärker verbreitet
- Nicht störungsspezifisch
zentrale Modelle für kognitiv-behaviorale Störungstheorien: Das Vulnerabilitäts-Stress-Modell : 1. Vulnerabilität
- Vulnerabilität:
a) Intraindividuell: z.B.: Alter, Geschlecht, Persönlichkeit, Temperament, genetische & neurobiologische Faktoren, Verlust & Trauma
b) soziale Umwelt: Soziale Schicht, Bildung, Familie & soziale Netzwerke, berufliche Sozialisation, Normen
zentrale Modelle für kognitiv-behaviorale Störungstheorien: Das Vulnerabilitäts-Stress-Modell: Ebenen & Phasen
Ebenen:
1. Vulnerabilität
2. Exposition
3. modifizierende Variablen
4. Konsequenzen
Phasen:
1. Initiierung (Prodromalphase)
2. Störungsbeginn
3. Störungsverlauf
zentrale Modelle für kognitiv-behaviorale Störungstheorien: Das Vulnerabilitäts-Stress-Modell: 2. Exposition
Stressereignisse:
kritische Lebensereignisse, Veränderungen, Bedingungen in Abhängigkeit von Frequenz, Art, Dauer und Schwere