Sitzung 2 - PTBS -kognitiv-verhaltenstheoretische Sicht Flashcards
Trauma Definition DSM5 & Traumaforschung
- In der PTBS-Forschung: typischerweise als außergewöhnliche Ereignisse, die bei fast jedem Menschen ein starke Belastungsreaktion hervorrufen. Auch im ICD-10 so.
- DSM-5: Konfrontation mit tatsächlichem Tod, schwerer Verletzung oder sexueller Gewalt auf eine (oder mehrere) der folgenden Arten:
a) direkte Erfahrung des traumatischen Ereignisses
b) Zeugin dabon sein, die das/die Ereignisse anderern Personen zustoßen
c) Erfahren, dass eine nahestehende Person Gewalt oder Ufall erlebt hat
d) Wiederholte oder extreme Konfrontation mit aversiven Details eines oder mehrer traumtischer Eriegnisse (z.B.: bei Ersthelferninnen, Polizist*innen,…)
Warum steht die Trauma-Definition im Kontrast zu epidemiologischen Befunden?
Weil Menschen sehr unterschiedlich auf Traumata reagieren, daher ist im ICD-11 Trauma nur noch definiert als extrem bedrohliche und schreckliche Ereignis(se)
Peritraumatisch Definition
während eines Traumas ablaufend
Welche Arten von Trauma gibt es?
- Was:
a) Man-made: sexualisierte/körperliche Gewalt in der Kindheit, Krminelle oder familiäre Gewalt, Vergewaltigung, Kriegserlebnisse, zivile Gewaterlebnisse, Folger oder politische gefangenschaft, Völkermord
b) Katastrophen/Unfälle: Verkehrs-,Arbeitsunfälle, Naturkatastrophen, technische Katastrophen
c) Andere: Lebensgefährlice Erkrankungen, Beoachtungen von Traumata bei anderen
- Wie:
a) Typ-I-Trauma: einmalig, unerwartet
b) Typ-II-Trauma: andauernd,chronisch,wiederholt
Ist die Unterscheidung in Typ-I und Typ-II sinnvoll?
- Eigenltich nicht, da beide zu ähnlichen Symptomen führen
- aber Typ-II hat eine höhere Wahrscheinlichkeit für ein komplexes Symptombild
Diagnostische Kriterien PTBS ICD-11
- Wiedererleben des traumatischen Erlebnisses in Form lebhafter intrusiver Erinenrungen, Flashbacks oder Albträumen
- Vermeidung von Gedanken und Erinnerungen an das Erlebnis oder Vermeidung von Aktivitäten, Situationen oder Menschen, die an das Ereignis erinnern
- anhaltende Wahrnehmung erhöhter aktueller Bedrohung in Form von Hypervigilanz o. erhöhter Schreckreaktion
Kernmerkmale Intrusiver Erinnerungen
- Dominanz sensorischer Eindrücke
- „Hier- und Jetzt-Qualität“: Erinnerungen werden so erlebt, als würden sie jetzt stattfinden
- starke emotionale und körperliche Reaktion während der Erinnerung
- Erinnerungen enthalten die ursprüngliche Bewertung, selbst dann, wenn später Infos dazukommen, die diesen Wiedersprechen (z.B.: Im Moment des Unfalls: “Ich sterbe jetzt“)
- Erinnerungen werden durch vielfältige Reize ausgelöst, die mit dem Trauma verbunden sind
Flashbacks vs. Intrusionen
Flashbacks sind dissoziative Reaktionen, die sich so anfühlen, als würde sich das Trauma aktuell ereignen. Intrusive Erinnerungen &Flashbacks können anhand des Grades der Dissoziation voneinander unterschieden werden. Kein klar abgrenzbares Phänomen
Komplexe posttraumatische Belastungsstörung ICD-11 - Kardinalssymptome
- Probleme der Affektregulation
- negatives Selbstbild in Reaktion auf das Trauma: Schuld/Scham oder Versagen
- Schwierigkeiten, Beziehungen aufrechtzuerhalten und sich anderen Menschen nahe zu fühlen
Dissoziation Definition
- Desintegration (losgelöst sein) psychischer Prozesse: die üblicherweise integriert ablaufen, integration mentaler Module und Systeme geht runter
- Veränderte Bewusstseinszustand
- Abwehrmenchanismus
Peritraumatische Dissoziation
Läuft während des Traumas ab und erhöht das Risiko für die Entwicklung einer PTBS
Posttraumatische dissoziative Symptome
- dissoziativen Flashbacks
- Depersonalisation: Reduktion oder Verlust des Kontaktes zum Selbst, z.B.: Erinnerungen, Gefühle, Körperempfindungen
- Derealisation: Reduktion oder Verlust des Kontaktes zur Umgebung
Differenzialdiagnosen
- Akute Belastungsstörung/ -reaktion:
a) ein kurzfriste, emotionale, kognitive, behaviorale und/ oder somatische Reaktion auf ein traumatisches Ereignis
b) Im ICD-11 nicht mehr enthalten, im DSM-5 schon, wurde kontrovers diskutiert - Anpassungsstörung:
a) auch durch äußere Belastungen ausgelöst, aber durch Ereignisse, die kein Trauma sind.
b) Hauptmerkmal sind Präokkupation mit dem Stressor und Maladaption an der neuen Situation
Diagnostische Instrumente PTBS
- „clinican-Administered PTSD Scale for DSM-5“ (CAPS-5): strukturiertes Interview, das speziell für die PTBS-Diagnostik nach DSM-5 entwickelt wurde: Diagnose und Erfassung des Schweregrads
- Selbstbeurteilungsfragebögen: gut für Erfassung von Symptomintensität und -häufigkeit:
a) „PTSD-Checklist for DSM-5“
b) „Impact of Event Skala-Revised“
c) „Posttraumatic Diagnostic Scale“
d) „International Trauma Questionnarie“ (ITQ)
Wie viel % entwickeln nach dem Erleben eines Traumas eine PTBS?
10-20%, bedingte Wahrscheinlichkeit variiert jedoch nach Art, Schwere, Dauer und Häufigkeit der Erlebnisse stark
55% der sexuellen Gewalterfahrungen
7% bei Unfällen
Risiko ist nach wiederholten Trauma höher als nach einmaligen
Verlauf einer PTBS
- unmittelbar nach dem Trauma: bei fast allen betroffenen akute Belastungssymptome
- PTBS kann erst nach Wochen/Monaten diagnostiziert werden -> PTBS entsteht dann, wenn die Erholung nach einer akuten Belastungsreaktion ausbleibt
- Vier Prototypische Verläufe nach einem Trauma:
a) Resilient: kurz nach dem Ereignis keine oder eine geringe Ausprägung an Belastungssymptomen, dieser werden beibehalten (die Mehrheit der Menschen)
b) Erholung: Zunächst starke Symptomatik, jedoch im Verlauf eine spontane Erholung
c) Chronifizierung: bereits kurz nach dem Trauma starke Symptome, die sich im weiteren Verlauf chronifizieren
d) Verzögerter Beginn: zunächst niedrige Symptomausprägung und einem Erstauftritten der vollen PTBS-Symptomatik vergehen einige Wochen /Monate nach dem Ereignis. Verstärkte Symptomatik kann auch durch kritische Lebensereignisse ausgelöst werden (eher selten)
Komorbidität von PTBS
Hoch: 88% Männer und 79% Frauen mit PTBS zeigen mid. Eine komorbide psychische Störung
Häufig: Angststörung, affektive Störungen oder Substanzmissbrauch
Es ist unklar, ob PTBS der Auslöser der Komorbidität ist, oder ob die anderen Störungen schon vorher vorlagen und die Vulnerabilität der Betreffenden für PTBS erhöht haben -> bei 50% der Betroffenen stellt PTBS jedoch die primäre Störung da
Ätiologie: Risikofaktoren
- Prätraumatische Risikofaktoren:
a) Weibliches Geschlecht
b) niedriger sozioökonomischer Status
c) niedrige Intelligenz
d) frühere Traumatisierungen
e) frühere psychische Störungen - Merkmale des Traumas:
a) Art
b) Schwere
c) Anzahl - Verarbeitung während des Traumas:
a) Angst, Hilflosigkeit
b) Dissoziation - Posttraumatische Risikofaktoren
a) frühe PTBS-Symptome
b) geringe soziale Unterstützung
c) psychische Belastungen
d) Vermeidung
e) Gedankenunterdrückung
f) exzessives Grübeln
Ätiologie: Psychische Störrungsmodelle
- Emotional-Processing-Theorie
- Duale Repräsentationstheorie
- kognitives Modell nach Ehlers & Clark
Merkmale eines Traumas
- schockierendes (z.T. unerwartetes) Ereignis
- Existentielle Bedrohung der körperlochen Unversehrtheit (Lebensgefahr, tatsächliche oder drohende schwere Körperliche Versetzung, sexualisierte Gewalt)