Sitzung 2 - PTBS -kognitiv-verhaltenstheoretische Sicht Flashcards

1
Q

Trauma Definition DSM5 & Traumaforschung

A
  1. In der PTBS-Forschung: typischerweise als außergewöhnliche Ereignisse, die bei fast jedem Menschen ein starke Belastungsreaktion hervorrufen. Auch im ICD-10 so.
  2. DSM-5: Konfrontation mit tatsächlichem Tod, schwerer Verletzung oder sexueller Gewalt auf eine (oder mehrere) der folgenden Arten:
    a) direkte Erfahrung des traumatischen Ereignisses
    b) Zeugin dabon sein, die das/die Ereignisse anderern Personen zustoßen
    c) Erfahren, dass eine nahestehende Person Gewalt oder Ufall erlebt hat
    d) Wiederholte oder extreme Konfrontation mit aversiven Details eines oder mehrer traumtischer Eriegnisse (z.B.: bei Ersthelfern
    innen, Polizist*innen,…)
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
2
Q

Warum steht die Trauma-Definition im Kontrast zu epidemiologischen Befunden?

A

Weil Menschen sehr unterschiedlich auf Traumata reagieren, daher ist im ICD-11 Trauma nur noch definiert als extrem bedrohliche und schreckliche Ereignis(se)

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
3
Q

Peritraumatisch Definition

A

während eines Traumas ablaufend

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
4
Q

Welche Arten von Trauma gibt es?

A
  1. Was:
    a) Man-made: sexualisierte/körperliche Gewalt in der Kindheit, Krminelle oder familiäre Gewalt, Vergewaltigung, Kriegserlebnisse, zivile Gewaterlebnisse, Folger oder politische gefangenschaft, Völkermord

b) Katastrophen/Unfälle: Verkehrs-,Arbeitsunfälle, Naturkatastrophen, technische Katastrophen

c) Andere: Lebensgefährlice Erkrankungen, Beoachtungen von Traumata bei anderen

  1. Wie:
    a) Typ-I-Trauma: einmalig, unerwartet
    b) Typ-II-Trauma: andauernd,chronisch,wiederholt
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
5
Q

Ist die Unterscheidung in Typ-I und Typ-II sinnvoll?

A
  1. Eigenltich nicht, da beide zu ähnlichen Symptomen führen
  2. aber Typ-II hat eine höhere Wahrscheinlichkeit für ein komplexes Symptombild
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
6
Q

Diagnostische Kriterien PTBS ICD-11

A
  1. Wiedererleben des traumatischen Erlebnisses in Form lebhafter intrusiver Erinenrungen, Flashbacks oder Albträumen
  2. Vermeidung von Gedanken und Erinnerungen an das Erlebnis oder Vermeidung von Aktivitäten, Situationen oder Menschen, die an das Ereignis erinnern
  3. anhaltende Wahrnehmung erhöhter aktueller Bedrohung in Form von Hypervigilanz o. erhöhter Schreckreaktion
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
7
Q

Kernmerkmale Intrusiver Erinnerungen

A
  1. Dominanz sensorischer Eindrücke
  2. „Hier- und Jetzt-Qualität“: Erinnerungen werden so erlebt, als würden sie jetzt stattfinden
  3. starke emotionale und körperliche Reaktion während der Erinnerung
  4. Erinnerungen enthalten die ursprüngliche Bewertung, selbst dann, wenn später Infos dazukommen, die diesen Wiedersprechen (z.B.: Im Moment des Unfalls: “Ich sterbe jetzt“)
  5. Erinnerungen werden durch vielfältige Reize ausgelöst, die mit dem Trauma verbunden sind
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
8
Q

Flashbacks vs. Intrusionen

A

Flashbacks sind dissoziative Reaktionen, die sich so anfühlen, als würde sich das Trauma aktuell ereignen. Intrusive Erinnerungen &Flashbacks können anhand des Grades der Dissoziation voneinander unterschieden werden. Kein klar abgrenzbares Phänomen

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
9
Q

Komplexe posttraumatische Belastungsstörung ICD-11 - Kardinalssymptome

A
  1. Probleme der Affektregulation
  2. negatives Selbstbild in Reaktion auf das Trauma: Schuld/Scham oder Versagen
  3. Schwierigkeiten, Beziehungen aufrechtzuerhalten und sich anderen Menschen nahe zu fühlen
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
10
Q

Dissoziation Definition

A
  1. Desintegration (losgelöst sein) psychischer Prozesse: die üblicherweise integriert ablaufen, integration mentaler Module und Systeme geht runter
  2. Veränderte Bewusstseinszustand
  3. Abwehrmenchanismus
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
11
Q

Peritraumatische Dissoziation

A

Läuft während des Traumas ab und erhöht das Risiko für die Entwicklung einer PTBS

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
12
Q

Posttraumatische dissoziative Symptome

A
  1. dissoziativen Flashbacks
  2. Depersonalisation: Reduktion oder Verlust des Kontaktes zum Selbst, z.B.: Erinnerungen, Gefühle, Körperempfindungen
  3. Derealisation: Reduktion oder Verlust des Kontaktes zur Umgebung
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
13
Q

Differenzialdiagnosen

A
  1. Akute Belastungsstörung/ -reaktion:
    a) ein kurzfriste, emotionale, kognitive, behaviorale und/ oder somatische Reaktion auf ein traumatisches Ereignis
    b) Im ICD-11 nicht mehr enthalten, im DSM-5 schon, wurde kontrovers diskutiert
  2. Anpassungsstörung:
    a) auch durch äußere Belastungen ausgelöst, aber durch Ereignisse, die kein Trauma sind.
    b) Hauptmerkmal sind Präokkupation mit dem Stressor und Maladaption an der neuen Situation
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
14
Q

Diagnostische Instrumente PTBS

A
  1. „clinican-Administered PTSD Scale for DSM-5“ (CAPS-5): strukturiertes Interview, das speziell für die PTBS-Diagnostik nach DSM-5 entwickelt wurde: Diagnose und Erfassung des Schweregrads
  2. Selbstbeurteilungsfragebögen: gut für Erfassung von Symptomintensität und -häufigkeit:
    a) „PTSD-Checklist for DSM-5“
    b) „Impact of Event Skala-Revised“
    c) „Posttraumatic Diagnostic Scale“
    d) „International Trauma Questionnarie“ (ITQ)
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
15
Q

Wie viel % entwickeln nach dem Erleben eines Traumas eine PTBS?

A

10-20%, bedingte Wahrscheinlichkeit variiert jedoch nach Art, Schwere, Dauer und Häufigkeit der Erlebnisse stark
55% der sexuellen Gewalterfahrungen
7% bei Unfällen
Risiko ist nach wiederholten Trauma höher als nach einmaligen

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
16
Q

Verlauf einer PTBS

A
  1. unmittelbar nach dem Trauma: bei fast allen betroffenen akute Belastungssymptome
  2. PTBS kann erst nach Wochen/Monaten diagnostiziert werden -> PTBS entsteht dann, wenn die Erholung nach einer akuten Belastungsreaktion ausbleibt
  3. Vier Prototypische Verläufe nach einem Trauma:
    a) Resilient: kurz nach dem Ereignis keine oder eine geringe Ausprägung an Belastungssymptomen, dieser werden beibehalten (die Mehrheit der Menschen)
    b) Erholung: Zunächst starke Symptomatik, jedoch im Verlauf eine spontane Erholung
    c) Chronifizierung: bereits kurz nach dem Trauma starke Symptome, die sich im weiteren Verlauf chronifizieren
    d) Verzögerter Beginn: zunächst niedrige Symptomausprägung und einem Erstauftritten der vollen PTBS-Symptomatik vergehen einige Wochen /Monate nach dem Ereignis. Verstärkte Symptomatik kann auch durch kritische Lebensereignisse ausgelöst werden (eher selten)
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
17
Q

Komorbidität von PTBS

A

Hoch: 88% Männer und 79% Frauen mit PTBS zeigen mid. Eine komorbide psychische Störung

Häufig: Angststörung, affektive Störungen oder Substanzmissbrauch

Es ist unklar, ob PTBS der Auslöser der Komorbidität ist, oder ob die anderen Störungen schon vorher vorlagen und die Vulnerabilität der Betreffenden für PTBS erhöht haben -> bei 50% der Betroffenen stellt PTBS jedoch die primäre Störung da

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
18
Q

Ätiologie: Risikofaktoren

A
  1. Prätraumatische Risikofaktoren:
    a) Weibliches Geschlecht
    b) niedriger sozioökonomischer Status
    c) niedrige Intelligenz
    d) frühere Traumatisierungen
    e) frühere psychische Störungen
  2. Merkmale des Traumas:
    a) Art
    b) Schwere
    c) Anzahl
  3. Verarbeitung während des Traumas:
    a) Angst, Hilflosigkeit
    b) Dissoziation
  4. Posttraumatische Risikofaktoren
    a) frühe PTBS-Symptome
    b) geringe soziale Unterstützung
    c) psychische Belastungen
    d) Vermeidung
    e) Gedankenunterdrückung
    f) exzessives Grübeln
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
19
Q

Ätiologie: Psychische Störrungsmodelle

A
  1. Emotional-Processing-Theorie
  2. Duale Repräsentationstheorie
  3. kognitives Modell nach Ehlers & Clark
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
20
Q

Merkmale eines Traumas

A
  1. schockierendes (z.T. unerwartetes) Ereignis
  2. Existentielle Bedrohung der körperlochen Unversehrtheit (Lebensgefahr, tatsächliche oder drohende schwere Körperliche Versetzung, sexualisierte Gewalt)
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
21
Q

Traumadefinition im ICD-10 und ICD-11

A
  1. ICD-10: Traumata sind kurz- oder langanhaltende Ereignisse oder Geschehen von außergewönlicher Bedrohung mit katastrophalem Ausmaß, die nahezu bei jedem tiefgreifende Verzweiflung auslösen würden
  2. ICD-11: “an event or situation (either short- or long-lasting) of an extremely threatenig or horrific nature”
22
Q

Psychische Störungen infolge einer traumatischen Erfahrung

A
  1. PTBS
  2. komplexe PTBS
  3. Substanzkonsum
  4. Depresionen
  5. Anststörungen
  6. Anpassungsstörungen
  7. Persönlichkeitsstörungen
  8. Essstörungen
    –> Traumatische Erlebnsise sind häufig und viele Menschen erholen sich auch ohne Behandlung innerhalb der ersten Monate
    –> nur eine Minderheit der Traumaüberlebenden entwicklen chronische Probleme (abhängig von Art des Traumas)
23
Q

Wahrscheinlichkeit einer PTBS in Abhängigkeit des Traumas: Art: Entführung, Vergewaltigung, sexualisierte Gewalt in der Kindheit, körperliche Gewalt, Lebensbedrohliche Krankheit

A
  1. Entführung: 20%
  2. Vergewaltigung: 16.7%
  3. sexualisierte Gewalt in der Kindheit: 11.1%
  4. Körperliche Gewalt: 11.1%
  5. Lebensbedrohliche Krankheit: 8.0%
24
Q

epidemiologische Werte: Prävalenz

A
  1. Prävalenz abhängig von gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und Lebensraum
  2. 1-Monats-Prävalenz (ICD-11) bei 14- bis 99jährigen Personen in der deutschen
    Allgemeinbevölkerung:
    a) Gesamt: 1,5%
    b) (21% aus der Stichprobe haben mindestens eine potenziell traumatische Situation
    erlebt)
    (Maercker
25
Q

Symptomatik einer PTBS

A
  1. ungewoltes Wiedererleben
  2. Vermeiden
  3. Hyperarousal
  4. Emotionale Taubheit
  5. Erinnerungsschwierigkeiten
    –> mind. 1 Monat Symptome von Wiedererleben, Vermeidung/Gefühldtaubheit und Übereregung + Leidensdruck
26
Q

DSM-5 Kriterien PTBS

A

A: Konfrontation mit einem Trauma

B: Smptome des Wiedererlebens (mind.1):
(1) intrusive Erinnerungen
(2) Albträume
(3) Dissoziative Reaktionen (Flashbacks)
(4) starke emotionale Reaktion auf Erinnerungsreize
(5) starke physiologische Reaktionen auf Erinnerungsreize

C: Symptome der Vermeidung (mind. 1):
(1) Vermeidung von Erinnerungen, Gedanken und Gefühlen
(2) Vermeidnung von äußeren Erinnerungsreizen/ Situationen

D: Veränderungen in Kongnition und/oder Emotion (mind. 2)
(1) Erinnerungslücken
(2) negative Überzeugungen über sich Selbst, andere oder die Welt
(3) übertriebene Suldkognition
(4) persistierende negative Emotion
(5) Interessensverlust
(6) Abgeschnitten/distanziert von adneren Menschen
(7) Unfähigkeit, positive Gefühle zu erleben

E: Symptome erhöhten Arousals (mind. 2):
(1) Ärger
(2) Rücksichtsloses / selbstversetzendes Verhalten
(3) Hypervigilanz
(4) übertriebene Schreckreaktion
(5) Konzentrationsprobleme
(6) Schlafstörungen

F: Dauer mind. 1 Monat
G: klinisch bedeutsames Leiden oder Beeinträchtigung

27
Q

Dissoziation: Auswirkungen

A
  1. keine bewusste Kontrolle
  2. Gedächtnisdefizite
  3. Derealisation & Out-of-the-body-Erlebnis/Depersonalisation
    –> Sensorische Deafferenz fährt hoch, motorische Kontrolle sinkt sowie die Sprachwahrnehmung & -produktion
28
Q

Psychologische Störungsmodelle von PTBS

A
  1. Emotional-Processing-Theorie Foa & Rothbaum (1998)
  2. Duale Repräsentationstheorie Brewin et al. (1996, 2010)
  3. Kognitives Modell nach Ehlers und Clark (2000)
    3.
29
Q

Psychologische Störungsmodelle von PTBS: 1. Emotionale Verarbeitungstheorie der PTBS (Foa & Pothbaum, 1998) - Grundannahme und Furchtstruktur

A
  1. Grundannahme: traumatische Erinnerungen werden in sg. Furchtstrukturen im Gedächtnis repräsentiert –> Ist ein Gedächtnismodell mit starkem Gewicht auf die Äthiologie
  2. Furchtstrukturen: sind Programme zum Umgang mt Bedrohungen, sind Netzwerke, mit folgenden Elementen:
    a) Stimuluselemente: Repräsentation von Reizen, die während des Traumas anwesend waren (z.B.: Messer). Dieser Werden mittels Assoziativer Lernprozesse mit
    b) Reaktionselemente: behaviorale und physiologische Reaktionen (z.B.: Herzrasen) verknüpft
    c) Bedeutungselemente: die subjektiven und emotionalen Bedeutungen (z.B.: Gefahr, Schuld) der entstandenen Reiz-Reaktionsverbindung aus a) und b)
30
Q

Psychologische Störungsmodelle von PTBS: 1. Emotionale Verarbeitungstheorie der PTBS (Foa & Pothbaum, 1998) - Grundannahme und Furchtstruktur - Besonderheit der Furchtstruktur bei PTBS

A

a) Unrealistische Assoziationen: zwischen eigentlich harmlosen Reizen (z.B.: T-Shirt einer bestimmten Farbe) mit bedrohungsbezogenen Reizen (z.B.: Täter), Reaktionselementen (z.B.: Angstreaktionen) und Bedeutungselementen (z.B.: Gefahren)

b) Starke Reaktionselemente: Die Furchtstruktur bei PTBS enthält besonders starke Reaktionselemente, z.B.: Angst, physiologische Reaktionen, …

c) Viele Stimuluselemente: Die Anzahl der im Netzwerk repräsentierten Stimuluselemente ist besonders hoch
–> Diese Merkmale führen dazu, dass ver. Reize die Traumaerinnerung auslösen können, die Traumaerinnerungen in Form von intrusivem Wiedererleben bewusst werden und so die starke Reaktionselemente aktiviert werden
–> Durch Vermeidung der Furchtauslösenden Trigger wird die pathologische Furchtstruktur aufrechterhalten

31
Q

Psychologische Störungsmodelle von PTBS: 1. Emotionale Verarbeitungstheorie der PTBS (Foa & Pothbaum, 1998) - Grundannahme und Furchtstruktur - Besonderheit der Furchtstruktur bei PTBS - später hinzugefügt Merkmale

A

Von Foa und Rothbaum nachträglich hinzugefügt Merkmale einer pathologischen Furchtstruktur sind:
a) Fragmentierung und Desogranisation: der expliziten Erinnerung an das Trauma

b) Rigide prätraumatische Überzeugungen & Schemata: die die Entstehung einer pathologische Furchtstruktur und einer PTBS begünstigen

32
Q

Pychologische Störungsmodelle von PTBS: 1. Emotionale Verarbeitungstheorie der PTBS (Foa & Pothbaum, 1998) - Therapeutische Implikationen

A
  1. Aktivierung der Furchtstruktur: Die Furchtstruktur muss in der Therapie aktiviert werden
  2. Integration korrektiver Information: nach der Aktivierung kann eine Intergration korrektiver Informationen erfolgen, die inkompatible mit den Elemeten der Furchtstruktur sind
    –> Foa et al. haben auf dieser Grundalge die prolongierte Expositionstherapie entwickelt
33
Q

Pychologische Störungsmodelle von PTBS: 1. Emotionale Verarbeitungstheorie der PTBS (Foa & Pothbaum, 1998) - Bewertung der Emotional Processing Theorie

A
  1. bis heute einflussreiches Modell für Angststörungen und PTBS im Allgemeinen
  2. Schließt sowohl assoziative Lernprozesse als auch die Relevant von kogntivien Prozessen in die Behandlung und den Erwerb der Störung mit ein
  3. prolongierte Exposition gilt als eine der Best untersuchten evidenzbasierten Behandlungen für PTBS –> die genau Funktionsweise konnte jedoch nicht bestätigt werden (also wie nicht dass es funktioniert)
34
Q

psychologische Störungsmodelle: Duale Repräsentationstheorie (Brewin et al. 1996, 2010)

A
  1. Grundannahme: Traumaerinnerungen sind in ver. Gedächtnissystemen gespeichert –> ebenfalls ein Gedächtnismodell
  2. Verschiedene Gedächtnissysteme:
    a) Situationally accessible (or sesory-bound) memory representation (SAM/s-rep)

b) Verbally accessible (or contextual) memory representation (VAM7 c-rep)

35
Q

Pychologische Störungsmodelle: Duale Repräsentationstheorie (Brewin et al. 1996, 2010): VAM/ c-rep

A
  1. Narrative “bewusste“
  2. intentional „top-down“ abrufbare Erinnerung
  3. enthält v.a. verbale und bedeutungshaltige, kontextualisierte Information (z.B.
    Ort, Zeit des Geschehens)
  4. autobiografisch integriert (explizites Gedächtnis)
  5. zugänglich für kognitive Bewertungen
36
Q

Pychologische Störungsmodelle: Duale Repräsentationstheorie (Brewin et al. 1996, 2010): SAM/ s-rep

A
  1. nicht bewusst zugängliche Erinnerungen
  2. kann „bottom-up“ durch traumaassoziierte Reize aktiviert werden
  3. enthält v.a. sensorische Informationen sowie körperliche und emotionale Reaktionen ohne Kontextualisierung
37
Q

Pychologische Störungsmodelle: Duale Repräsentationstheorie (Brewin et al. 1996, 2010): Was zeichnet ein Traumagedächtnis aus?

A

a) Ungleichgewicht SAM – VAM: überproportionale Encodierung und Speicherung in s-rep/SAM Repräsentationen
b) das SAM-VAM Ungleichgewicht dient auch als Erklärung für Intrusionen

38
Q

Pychologische Störungsmodelle: Duale Repräsentationstheorie (Brewin et al. 1996, 2010):Wie entsteht das SAM-VAM -Ungleichgeicht?

A

a) Hohes Erregungs-/ Stresslevel während der Traumatisierung, welches zur
b) Hemmung des Hippocampus, der für die Verarbeitung und Speicherung von Erinnerungen im VAM-System wichtig ist, führt und daher kommt es
c) Zu einer reduzierten Encodierung und Speicherung detaillierter c-rep/VAM Informationen und überproportionaler Encodierung und Speicherung in s-rep/SAM Repräsentationen

39
Q

Pychologische Störungsmodelle: Duale Repräsentationstheorie (Brewin et al. 1996, 2010): Bewertung

A

a) Unschlüssige experimentelle Befunde: einige Befunde untermauern die Theorie (wie Tetrisspiele während oder nach dem Schauen von Traumafilmen –> reduziert Intrusionen)
b) Kritik: divergente Befunde und mangelnde Operationalisierbarkeit

40
Q

Psychologische Störungsmodelle: 3. Kognitives Modell (Ehlers & Clark 2000): Grundgedanke

A
  1. Zwei Vorbedingungen:
    a) Traumagedächtnis
    b) Bewertung
41
Q

.Psychologische Störungsmodelle: 3. Kognitives Modell (Ehlers & Clark 2000): Traumagedächtnis: wofür ist es Verantwortlich und Eigenschaften von Traumerinnerungen

A
  1. Gefühl der aktuelle Bedrohung und das intrusive Erleben gehen auf Besonderheiten des Traumagedächtnisses zurück
  2. Merkmale der Traumaerinnerung: Bildung assoziativer Netzwerke im autobiographischen Gedächtnis:
    a) Unzureichende Elaboration und ungenügende Verbindung mit anderen autobiographischen Erinnerungen: häufiger Auslösung ungewollter Erinnerungen, Wiedererleben des Traumas im „Hier und Jetzt“ und z.T. Probleme beim intentionalen Abruf
    b) Hohes Perzeptuelles Priming für traumabezogene Reize: führt zu einer niedrige Wahrnehmungsschwelle
    c) Starke konditionierte Verbindungen: zwischen neutralen Reizen mit dem Inhalt des Traumas
42
Q

Psychologische Störungsmodelle: 3. Kognitives Modell (Ehlers & Clark 2000): Traumagedächtnis - heißes und kaltes Gedächtnis

A
  1. Die Entwicklung einer PTBS: ist dann wahrscheinlich, wenn während des Trauma eine starke Encodierung perzeptueller Infos (heißes Gedächtnis) bei gleichzeitiger schwacher Encodierung kontextueller bzw. bedeutungshaltiger Informationen (kaltes Gedächtnis) stattfindet
  2. Reduzierte Selbstbezogene Verarbeitung: während des Traumas verhindert, dass das Ereignis in den Kotnext autobiographischer Erinnerungen eingebettet wird
  3. Folge für die Traumaerinnerung: Zum einen dominieren auch hier perzeptuelle Inhalte sowie ursprüngliche Bewertungen, die während des Traumas vorlagen, zum anderen fehlt der Traumaerinnerung der autobiografische Kontext, d. h., sie ist nur unzureichend mit anderen autobiografischen Erinnerungen verbunden.
43
Q

Psychologische Störungsmodelle: 3. Kognitives Modell (Ehlers & Clark 2000): Bewertung - Interpreation des Traumas und seiner Konsequenzen

A

(1) Relevant für Aufrechterhaltung: Der Symptomatik und des Bedrohungsgefühls

(2) Bewertungen können auf:
a) Das Trauma selbst („Ich bin nirgendwo sicher“, „Ich bin vereltzlich, mir kann jeder Zeit etwas passieren“)
b) Das eigene Verhalten und Erleben während des Traumas („Es ist meine Schuld“, „Meine Reaktion während des Traumas zeigt, dass ich ein schlechter Menschen bin“) oder
c) Die Symptome/Folgen nach dem Träume („Ich habe mich für immer verändert“, „Ich werde verrückt“) beziehen

–> Gemeinsamkeit der Bewertungen ist, dass sie die Wahrnehmung einer aktuellen Bedrohung verstärken

44
Q

Psychologische Störungsmodelle: 3. Kognitives Modell (Ehlers & Clark 2000): weitere Aufrechterhaltene Faktoren

A

(1) Vermeidungsverhalten (z.B.: nicht alleine rausgehen)
(2) Sicherheitsverhalten (z.B.: Waffe mitführen)
(3) Kognitive Vermeidung/ Gedankenunterdrückung (z.B.: nicht an das Trauma denken)
(4) Weiter mögliche Kontrollstrategien: exzessives Grübeln, Alkohol- oder Drogengebrauch zur Kontrolle des Symptome

45
Q

psychobiologische Erklärungsansätze

A
  1. Psychophysiologie
  2. Endokrinologie
  3. Neurofunktionelle Befunde
  4. Neuromorphologie
46
Q

Psychobiologische Erklärungsansätze: 1. Psychphysiologie

A

Psychophysiologische Veränderungen bei PTBS-Patienten:
1. erhöhtes autonomes Arousal im Ruhezustand
2. verringerte Herzratenvariabilität und
3. abnormale Schreckreaktion auf auditive Reize
4. gestiertes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen

47
Q

Psychobiologische Erklärungsansätze: 2. Endikrinologie

A

Hypothalamus-Hypothysen-Nebennieren-Achse (HHNA):
a) gilt als zentrales Regelsystem bei Entstehung und Aufrechterhaltung von PTBS
b) Bei langanhaltenden Stress kann die durch die HHNA erhöhte Ausschüttung von Glukokortikoiden (z.B.: Kortisol) zu Veränderungen im Gehirn führen
c) Gedächtnisverarbeitung: Im Rahmen der Stressregulation wird der HHNA-Aktivität eine wichtige Rolle in der Gedächtnisverarbeitung eines traumatischen Ereignis zugeschrieben  da Glukokortikoidrezeptoren im Hippocampus eine besonders hohe Dichte aufweisen können abnormale Glukokortikoidspiegel zu Dysfunktion in der Gedächtnisverarbeitung führen

48
Q

Psychobiologische Erklärungsansätze: 3. Neurofunktionelle Befunde im Gehirn von PTBS- Patienten

A

Hyperaktivität von:
a) limbischen Systems (in dem Hippocampus und Amygdala beteiligt sind)
Hypoaktivierung von:
a) Kortikalen Bereichen

49
Q

Psychobiologische Erklärungsansätze: 4. Neuromorphologie

A
  1. Traumatisierte weisen ein reduziertes Hippocampusvolumen, eine Verminderung der weißen Substanz in frontalen Bereichen und ein verringertes Amygdalavolumen auf
  2. Zusammenfassend lässt sich eine Volumenreduktion in Gedächtnis- und emotionsassoziierten Arealen bei PTBS Patienten beobachten.
    –> Unklar bleibt, ob Befunde folge oder Risikofaktor für eine PTBS sind
50
Q

Weitere äthiologische Faktoren einer PTBS

A
  1. Soziale und gesellschaftliche Faktoren: soziale Unterstützung, gesellschaftliche Akzeptanz
  2. Probleme bei der Emotionsregulation: relevanter Faktor für Entstehung und Aufrechterhaltung
  3. Trauma und Gehirn:
    a) Ausgangslage: Eigenschaften von Traumaerinnerungen: Sensorische Elemente des Trauma (z.B.: Geräusche, Gerüche, …) sehr gut abrufbar, Kotnextuelle Elemente des Traumas (z.B.: Zeitpunkt,…) schlecht abrufbar
    b) Hippocampus: Integration von Einzelkomponenten einer Erfahrung zu kohärenter
    Episode  Stress beeinflusst Gehirnstrukturen: Beeinträchtigung Hippocampus unter Stress (akut oder strukturell)
    ‒ > Schnittstelle Trauma und Stress: Trauma als extremer oder auch chronischer Stressor –> Zwilingsstudien weißen darauf hin, dass ein kleiner Hippocampus eine Vulnerabilität für eine PTBS darstellt und keine Folge ist