Sitzung 5 (Ideen, Normen und Gemeinschaft: Sozialkonstruktivismus) Flashcards
- Ideengeschichte des Sozialkontstruktivismus in den Internationalen Beziehungen
-Kosmopolitscher “Idealismus” des 19. Jh.
-Theorem der “Sicherheitsgemeinschaften”
-“Englische Schule”: Das internationale System als “anarchische Gesellschaft”
-Soziologiesche Theorie
-Konstruktivismus in der Theorie Internatioaler Beziehungen
–a) Debatte zwischen Rationalismus und Relfektivismus in den USA Ende der 1980er Jahre
–b) Debatte um die Theorie kommunikativen Handelns in den deutschsprachigen IB in den 1990er Jahren (“ZIB-Debatte”)
- Sozialkonstruktivismus
- Erkenntnistheoretische Grundlage
Wissenschaft als U-Boot:
-keine direkte Verbindung zwischen Welt und Beobachter
die Realität ist eine soziale Konstruktion, die sich erst im Prozess menschlicher Interaktion herausbildet
-keine Möglichkeit der objektiv richtigen Erkenntnis
2.
als Sozialtheorie
keine eigenständige Theorie der IB, sondern ein meta-theoretischer Zugang zur soz. Wirklichkeit
-allgemeine Aussagen über die soz. Welt, soz. Handlungen u. Beziehungen zw. Akteuren u. Strukturen.
- soz. Welt, inklusive der internationalen Beziehungen, ist nicht primär materieller, sondern ideeller u. damit intsubjektiver Natur
- Soz. Handlungen können, Logik der Konsequentialität als auch einer Logik der Angemessenheit folgen
- soz. Akteure u. Strukturen bedingen sich gegenseitig
– Wechselwirkung Mittelpunkt der Analyse
- Dimensionen der Metatheorie
- Ontologie:
- theoretisch aufgeladene Vorstellung von der Beschaffenheit der soz. Welt, über wissensch. Aussagen gemacht werden sollen - Methodologie:
- Wie könne wissensch. Erkenntnisse gewonnen werden? - Epistemologie:
- Welche Art von Wissen können wir gewinnen?
- Regeln für die Konstruktion u. Prüfung von Theorien? (->Erkenntnistheorie)
2.
Debatten in den IB
1990er-
- Vierte Debatte
- Rationalismus vs. Konstruktivismus vs. Reflexivismus
-Welche Rolle spielen Normen und Ideen?
(=ontologische + epistomologische Kontroverse)
2.
Abgrenzung: Materialismus vs. Idealismus
Konstruktivisten betonen die Rolle von Wissen, Ideen und soz. Realitätskonstruktion
Identitätsbildung von Individuen/Staaten erfolgt in Interaktionsbeziehungen
Neben den materiellen Ressourcen gibt es auch Kultur –und zwar schon in der Anarchie
Normen und Werte spielen eine große Rolle im sozialen Verhalten
Anarchie wird durch strukturelle Faktoren nicht determiniert, sondern man kann die Situation auch ändern (->Reflexivität)
2.
Rationalismus vs. Konstruktivismus
Rationalistische Theorien:
-Neorealismus (Waltz), Neuer Liberalismus (Moravcsik), Institutionalismus (Keohane)
a. Handlungslogik = homo oeconomicus = Logik des zweckrationalen/nutzenmaximierenden Handelns von Akteuren mit vorgegebenen Interessen/Zielen (Konsequenzialität)
b. Materielle Faktoren (z.B. ökonomische Ressourcen, militärische Fähigkeiten) determinieren die Interessen der Akteure
Sozialkonstruktivistische Theorien:
a. Handlungslogik = homo sociologicus = Logik des angemessenen/normgeleiteten und/oder verständigungsorientierten Handelns
b. “De-Naturalisierung des Sozialen”: Ideen u. Sinnkonstruktionen interpretieren die (materielle) Wirklichkeit –> “Anarchie ist, was die Staaten daraus machen”
c. Gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit:
- 1. Die soziale Wirklichkeit ist eine interpretierte Wirklichkeit (“doppelte Hermeneutik”);
- 2. Akteure und soz. Strukturen konstituieren (bedingen) sich wechselseitig
2.
Handlungslogik: Konsequentialität vs. Angemessenheit
Konsequentialitätslogik (“logic of consequentiality”)
–>homo oeconomicus
-Welche Handlungsalternativen gibt es?
-Welche Konsequenzen haben die versch. Handlungsalternativen für meine Ziele?
-Wähle die optimale Alternative!
Angemessenheitslogik (“logic of appropriationess”)
–>homo sociologicus
-Welcher Art ist die Situaiton, in der ich mich befinde?
-Welche Rolle kommt mir in dieser Situation zu?
-Wie angemessen sind versch. Handlungsalternativen meiner Rolle?
-Wähle die angemessenste Alternative!
2.
Prämisse des Sozialkonstruktivismus
- Akteure in der intern. Politik sind nicht nur Staaten u. Gruppen, sondern auch Individuen
- Soz. Welten, inklusive der intern. Beziehungen, ist nicht primär materieller, sondern ideeller u. damit intersubjektiver Natur
- Das Handeln der Akteure ist nicht nur ihren Interessen orientiert (–>Logik der Konsequentialität), sondern bestimmt sich wesentlich durch Normen u. Ideen (–>Logik der Angemessenheit)
- Akteure u. Strukturen bedingen sich gegenseitig. Diese Wechselwirkung (Struktur-Akteurs-Verhältnis) steht im Mittelpunkt der Analyse.
- Sozialkonstruktivismus nach Alexander Wendt
Konstruktivismus: Strukturtheorie
- Relevante Strukturen sind sozial, nicht rein materiell
- Strukturen bestimmen Identitäten u. Interessen, nicht nur Verhalten
- 3 Elemente soz. Strukturen:
1. Geteiltes Wissen (“intersubjective knowledge”)
2. Materielle Ressourcen
3. Praktiken - Ideen werden als strukturelle Faktoren betrachtet: Wie interpretieren Akteure ihre materielle Realität?
- Akteure produzieren durch ihre Interaktionen Strukturen und die Strukturen “produzieren” Akteure.
- Ideelle Strukturen formen die Identität und die Interessen der Akteure.
- soz. Fakten entstehen aus der Übereinstimmung (–>Intersubjektivität der Menschen – bsp: Menschenrechte, Souveränität, etc.)
- die Bedeutung soz. Realität kann sich wandeln u. auch aktiv verändert werden –>regulative und konstitutive Normen
- De-Naturalisierung des Sozialen –> als in Frage stellen dessen, was für selbstverständlihc gehalten wird
3.
Kulturen der Anarchie
Auch in der Anarchie gibt es bereits Kultur, die durch Ideen bestimmt ist.
3 Rollenverständnisse für Staaten:
- Feind: Hobbesianisch
- Selbsthilfe, Überleben, Sicherheit und Macht - Rivale: Lockesianisch
- Gegenseitiger Respekt in den Rechten; Leben und Freiheit; Anerkennung der Souveränität; Wettbewerb, aber kein Dominanzstreben - Freund: Kantianisch
- Konflikte zw. Staaten werden zivil u. friedlich gelöst; Herausbildung von solidarischen Sicherheitsgemeinschaften
Akteur-Struktur-Beziehungen:
Hobbesianisch:
- security identity: none, competitive (->)
- process: “regular practise”, mutual recognition (->)
- agent: sovereign identity (->)
- structure: institutional norms
Lockesianisch:
- security: egoistic
- process: “reciprocal play”, habits of cooperation (->)
- agent: collective identity (->)
- structure: intersubjective knowledge
Kantianisch:
- security: collective (->)
- process: “4 stages” (->)
- agent: altruistic identity (->)
- structure: intersubjective basis (re-consilidated)
Ursprüngliches Misstrauen hat sihc hostrisch abgebaut (Identität) durch Bewusstsein von…
-Interdependenz
-Gemeinsames Schicksal
-Ähnlichkeiten in den institutionellen Merkmalen
-Selbstbeschränkung (notwendige Bedingung)
–>Entstehung einer kollektiven Identität (