Seit der Wende Flashcards
Der Prozess des
Zusammenwachsens der beiden
Teile Deutschlands ist auch mehr
als 30 Jahre nach der
Wiedervereinigung noch nicht
abgeschlossen.
Laut einer Umfrage 25 Jahre nach dem Mauerfall gaben nur 4 Prozent der
Ostdeutschen an, dass ihrer Meinung nach Ost und West zusammengewachsen seien.
Die Hälfte der Ostdeutschen fand die
Unterschiede zwischen Ost und West „noch
relativ groß”.
Viele Deutsche sind der Ansicht, dass es
mindestens noch 30 Jahre — also eine weitere
Generation — dauern wird, bis die beiden Teile
Deutschlands wirklich eins geworden sind.
Die Reaktion der Deutschen in Ost und West
direkt nach dem Mauerfall und der
Wiedervereinigung war überwiegend positiv.
Nach dem Glücksgefühl und Optimismus der
ersten Jahre zeigte sich allerdings eine
zunehmende Enttäuschung über die
erheblichen Unterschiede bei den
Lebensbedingungen in Ost- und
Westdeutschland.
Wer hält die Wiedervereinigung für positiv?
Im Jahr 2020, 30 Jahre nach der
Wiedervereinigung, finden 44 Prozent der
Westdeutschen, dass die Wiedervereinigung
positiv für ganz Deutschland war. In
Ostdeutschland hingegen halten 56 Prozent der
Menschen, die Wiedervereinigung für positiv.
Es gab viel Arbeitslosigkeit in Ostdeutschland.
Wegen der hohen Arbeitslosigkeit kam es zu
einer Abwanderungswelle.
2 Millionen Menschen — vor allem junge Leute
verließen die ostdeutschen Bundesländer und
gingen in den Westen oder ins Ausland.
In manchen Gegenden blieben nur die alten
Leute zurück. Das führte zu einer Überalterung
der Bevölkerung und einem Mangel an
Fachkräften.
Die Abwanderungswelle ist jetzt aber nicht mehr
so groß, und heutzutage ziehen viele
Westdeutsche in den Osten.
Rechtsextremismus im Osten
Der Rechtsextremismus hat besonders im
Osten zugenommen. Viele Bürger sind
unzufrieden mit der Politik der Regierung und
wählen jetzt die rechtspopulistische Partei
„Alternative für Deutschland” (AfD) oder die
radikalen Linken.
In einigen deutschen Städten ist es in der
Vergangenheit auch zu gewalttätigen
Demonstrationen gekommen, wie zum Beispiel
in Chemnitz und Halle. Ausländerhass und
Rassismus sind deshalb auch zunehmend
verbreitet.
Es bestehen weiterhin erhebliche
Unterschiede zwischen den beiden
Teilen Deutschlands.
Viele Umfragen in letzter Zeit haben gezeigt,
dass der wirtschaftliche Abstand zwischen Ost
und West kleiner wird, aber es gibt noch große
Unterschiede zwischen ostdeutschen und
westdeutschen Betrieben. Ostdeutsche Betriebe
erreichen im Durchschnitt immer noch nur
70 Prozent der Produktivität im Vergleich zu
westdeutschen Betrieben.
Im Durchschnitt verdienen Ostdeutsche immer
noch 20 Prozent weniger als die Menschen in
Westdeutschland.
“Ostalgie”
Ein Großteil der Ostdeutschen empfindet auch
„Ostalgie”, ein Gefühl der Nostalgie für den
Osten — sie bedauern den Verlust zahlreicher
positiver Aspekte ihres Lebens vor der Wende,
denn im Osten gab es zum Beispiel offiziell
keine Arbeitslosigkeit und Frauen und Männer
waren in der Arbeit gleichberechtigt.
Der 1991 eingeführte
Solidaritätszuschlag wurde 2021
weitgehend abgeschafft.
Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde
1991 der sogenannte „Solidaritätszuschlag”
erhoben, um die Kosten der deutschen Einheit
zu finanzieren.
Diese Abgabe sollte es nur für ein Jahr geben,
aber sie existierte von 1995 bis 2021
Die Zahlung des Zuschlags war von der Höhe
des Jahreseinkommens abhängig.
2021 wurde der „Soli” für rund 90 Prozent der
Bundesbürger abgeschafft; nur noch
Spitzenverdiener, also die Menschen, die am
meisten verdienen, müssen die Abgabe
weiterhin bezahlen.
Von 1990 bis 2010 sind etwa 1,6 Billionen Euro in den Aufbau Ost geflossen.
Ein Großteil des Geldes, etwa 70 Prozent,
wurde für andere Zwecke verwendet, zum
Beispiel Sozialabgaben, weil nach der Wende
Hunderttausende von Menschen im Osten
arbeitslos wurden.
Im Jahr 2021 brachte der „Soli” dem deutschen
Staat II Milliarden Euro ein.