Schweinezucht Flashcards
Wie ist ein modernses Hybridzuchtprogramm beim Schwein organisiert?
- Kreuzungszuchtprogramme zur Erzeugung von Mastschweinen unter Ausnutzung von Heterosiseffekten
- Auswahl geeigneter Rassen zur Umgehung von Merkmalsantagonismen (Reproduktionsleistung, Mast- und Schlachtleistung)
- -> Vorteil: Ausnutzung von Kombinations- und Heterosiseffekten
- Hybridsauen werden in der Regel in Vermehrerbetrieben erstellt und müssen vom Ferkelerzeuger ständig zugekauft werden
- Hybridzucht wird primär von Zuchtunternehmen, aber auch von Züchtervereinigungen durchgeführt

Welche Zuchtmethoden werden angewendet und warum?
- Reinzucht → Erhaltung einer Rasse und die
- Kreuzungszucht → Weitergabe von vorteilhaften Merkmalen einer Rasse

Erläutern Sie Vor- und Nachteile der Anwendung von Zweirassen-, Dreirassen - und Vierrassenkreuzung!
Zweirassenkreuzung:
Vorteile:
- leicht durchführbar in der Praxis
- Bestandsergänzung im eigenen Betrieb möglich
- Verbesserung der Mast- und Schlachtleistung durch Kombination extremer Ausgangsrassen (Heterosis)
- Schwerpunktmäßige Selektion innerhalb der beiden Rassen auf wenige Merkmale
Nachteile:
- keine Verwendung weiblicher Kreuzungstiere für die eigene Nachzucht wegen Aufspaltung
- bei Eigenremontierung des Nachersatzes mit Ebern der Mutterrasse fallen schlecht vermarktbare Nebenprodukte (Kastraten) an
- keine Nutzung von Heterosiseffekten bei der Sau.
Dreirassenkreuzung:
Vorteile:
F1-Muttersauen
- Höhere Zuchtleistung als in Reinzucht
- Hervorragende Muttereigenschaften
- höhere Widerstandskraft → längere Nutzung
- Hervorragende Eignung für stroharme bzw. strohlose Aufstallungsverfahren
F1-Jungsauen
- Schnellere Jugendentwicklung
- Problemlose Aufzucht in modernen Haltungssystemen
Mastendprodukte
- S.g. Mast- und Schlachtleistung durch Nutzung von Heterosis- und Kombinationseffekten.
- Optimale Fleischqualität, hoher Muskelfleischanteil
- geringe Ausfälle aufgrund hoher Widerstandkraft
Nachteile:
- Bei Eigenremontierung größerer organisatorischer Aufwand und größerer Anfall schwer vermarktbarer Nebenprodukte. → Scheidet deshalb aus.
- Höherer finanzieller Aufwand durch ständigen Zukauf von F1-Sauen für den Ferkelerzeugerbetrieb
- höheres hygien. Risiko durch ständigen Zukauf
- Absatzprobleme von F1-Kastraten mit z.T. hohen Preisabschlägen für den Vermehrungsbetrieb
Vierrassenkreuzung:
Vorteil:
- Ausnutzung von Kombinations- und Heterosiseffekten
- Heterosiseffekt der Vaterlinie wird zusätzlich genutzt
Warum wird Hybridzucht beim Schwein angewendet?
- Bei der Hybridzucht wird der Heterosiseffekt genutzt.
- Heterosiseffekte sind bei der Kreuzung verwandschaftlich entfernter (genetisch distanzierter) Populationen mit gleichen Merkmalen zu erwarten
- Heterosiseffekt: die über das bei rein additiver Vererbung erwartete Niveau hinausgehende Leistungssteigerung
- Warum? Leistungssteigerung (Zwei-/Drei-/Vierrassenkreuzung)
Nennen Sie das allgemeine Zuchtziel im Hybridzuchtprogramm!
Zuchtziel:
- Züchtung von Eltertieren, die kostengünstig Nachkommen liefern:
- frohwüchsige
- hohe Vitalität
- beste Schlachtkörperqualität mit geringem Fettansatz
- günstige Futterverwertung bei marktgängigem Schlachtalter
Welche Rassen werden im modernen Hybridzuchtprogramm verwendet?
Vaterrassen:
- Pietrain (PI)
- Hampshire (HA)
- Landrasse B (LB)
- Duroc (DU)
Mutterrassen:
- Deutsche Landrasse (DL)
- Deutsches Edelschwein (DE)
- Schwäbisch-Hällisches Schwein (SH)
- Angler Sattelschwein (AS)
- Buntes Bentheimer Schwein (BB)
Beschreiben Sie die Vierrassen-Kreuzung beim Schwein! Welche Rassen werden eingesetzt?
Vorteile
- Wie Dreirassenkreuzung (1. Ausnutzung von Heterosis- und Kombinationseffekten, 2. F1-Jungsauen: schnellere Jugendentwicklung, Problemlose Aufzucht)
- Ausnutzung von Heterosis- und Kombinationseffekten beim Kreuzungseber
Nachteile
- größerer organisatorischer Aufwand
- Anfall von mehr Nebenprodukten
Es wird die deutsche Landrasse mit dem deutschen Edelschwein gekreuzt.

Welche Eigenschaften müssen Rassen aufweisen, die auf der Vaterseite bzw. auf der Mutterseite eingesetzt werden?
väterlicherseits:
- Linien mit extremer Bemuskelung
- und bester Veranlagung für hohe Muskelfleischanteile
mütterlicherseits:
- Linien mit hoher Fruchtbarkeit
- guten Muttereigenschaften
- hoher Widerstandskraft
- gutem Wachstumsvermögen
- bester Fleischbeschaffenheit
Erläutern Sie die Unterschiede zwischen kontinuierlichen und diskontinuierlichen Kreuzungsmethoden! Nennen Sie Beispiele
diskontinuierliche Kreuzung: Erzeugung von Kreuzungstieren, die gute Merkmale aus den Elterntieren erhalten und die nur als Nutztiere geahlten werden (Schwein) → Heterosis Effekt
kontinuierlich: → weibliche Kreuzungstiere (Generation für Generation) + reinrassiger Vater

Welche Formen der Heterosis gibt es und wo werden diese im Hybridzuchtprogramm beim Schwein genutzt?
Heterosiszuwachs
-> in Abhängigkeit von den Allelfrequenzen in den beiden Ausgangspopulationen und der Bedeutung von Dominanz und Epistasie (intra- und interallele Genwirkungen) für das betreffende Merkmal
Formen von Heterosis
- Individuelle Heterosis: bezieht sich auf die Überlegenheit der Kreuzungstiere selbst gegenüber dem Durchschnitt der Reinzuchteltern (z.B. Zunahme in der Mastperiode)
- Maternale Heterosis: begründet sich durch die systematische Nutzung von Kreuzungssauen als Muttertiere (z.B. bessere Milchleistung in der Säugeperiode gegenüber Reinzuchtsauen)
- Paternale Heterosis: begründet sich durch systematische Nutzung von Kreuzungsebern als Vatertiere (z.B. höhere Libio gegenüber Reinzuchtebern)
Erläutern Sie den Produktionszyklischen Ablauf in der Mastschweinproduktion von der Besamung bis zum Schlachtzeitpunkt
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Charakterisieren Sie den Fortpflanzungszyklus beim Schwein und gehen sie dabei auf die Merkmale Geschlechtsreife, Zuchtreife, Zyklustyp, Zykluslänge, Brunstdauer, Trächtigkeitsdauer und Säugezeit ein.
- Pubertät = Geschlechtsreife - Alter der Jungsauen am Tag des erstmaligen Auftretens des Östrus (Duldungsreflex)
- Zuchtreife - Erstbelegung bei Stabilisierung der Funktion der Geschlechtsorgane (2./3. Rausche)
- Östrus = Periode mit Vorhandensein des Duldungsreflexes
- Rausche = schließt auch Stadien der Vorbrunst und Nachbrunst ein
- Brunstkontrolle = Feststellung der Paarungsbereitschaft der Sau
1. Rausche = Pubertätsrausche (ca. 200. LT)
Eintritt abhängig von:
- Rasse
- Alter
- Gewicht (bei Erstbelegung ca 115 kg)
- Jahreszeit
- Stallklima
- Fütterung
- Management
- Vorverlegung durch Eberkontakt oder Buchtenwechsel möglich
Reproduktionsmerkmale des Schweins

Nennen Sie wesentliche Merkmale, die die Fruchtbarkeit und Aufzuchtleistung von Sauen kennzeichnen! Welche Kennzahlen dienen zur Beurteilung der Herdenleistung?
Wesentliche Merkmale der Fruchtbarkeit und Aufzuchtleistung sind:
- Insgesamt geborene Ferkel je Wurf
- Lebend geborene Ferkel je Wurf
- totgeborene Ferkel je Wurf
- Aufgezogene Ferkel je Wurf am 21. LT oder beim Absetzen
Folgende Kennzahlen dienen zur Beurteilung der Herdenleistung:
- Abferkelrate = Anteil der abferkelnden Sauen an den Belegungen
- Serviceperiode = Tage zwischen Absetzen und erneuter Konzeption
- Trächtigkeitsdauer = Tage zwischen Konzeption und Wurf
- Wurfabstand = Tage zwischen 2 aufeinanderfolgenden Würfen
- Wurfhäufigkeit = durchschnittliche Anzahl Würfe im Jahr je Sau
Welche tierbezogenen und Management abhängigen Faktoren beeinflussen die Kennzahl „aufgezogene Ferkel je Sau und Jahr“? Nennen Sie Möglichkeiten, wie die Anzahl aufgezogener Ferkle je Sau und Jahr gesteigert werden kann!
Haupteinflussgrößen: Wurfgröße, Aufzuchtverluste, Wurfabstand
siehe Skript.

Wie hoch ist die Heritabilität der merkmale Spermaqualität, Ovulationsrate, Anzahl geborener Ferkel je Wurf, Anzahl aufgezogener Ferkel je Wurf, Geburtsgewicht der Ferkel und Aufzuchtverluste?
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Nennen Sie wichtige positive und negative Merkmalskorrelationen beim Schwein!
Positiv
- Stressresistenz
- Fruchtbarkeit
- Mastleistung
- Fleischbeschaffenheit
Negativ
- Fleischfülle + Wenig Fett
Welche Merkmale charakterisieren die Mastleistung beim Schwein?
- Lebenstagszunahme = Lebendgewicht : Alter
- Tägliche Zunahme in der Mast = Zuwachs im Mastabschnitt : Masttage
- Nettotageszunahme = Schlachtkörpergewicht : Lebensalter
- Futteraufwand oder Futterverwertung = Futterverbrauch je kg Zuwachs
- Futterverzehr oder Futteraufnahme = durchschnittlicher Futterverzehr je Tag
Welche Faktoren beeinflussen die Mastleistung beim Schwein?
Einflussfaktoren:
- Endogene Faktoren: Genotyp, Geschlecht, Alter, Gewicht
- Exogene Faktoren: Fütterung, Haltung, Gesundheitszustand
Welche Leistungsprüfungen werden in der Schweineherdbuchzucht hinsichtlich der Zuchtleistung und der Fleischleistung durchgeführt? Was wird erfasst?
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Welche Merkmale werden in der Ebereigenleistung erhoben?
- Zunahmen (Flatdeck, Voraufzucht, Prüfabschnitt)
- Futteraufnahme, Futterverwertung
- Ultraschall - Rückenspeck
- Ultraschall - Muskeldicke
- Exterieurbeurteilung (lineare Beschreibug)
- Schlachtkörperinfos (MFA, RSD, Rückenmuskelfläche, Fleisch : Fett, Seitenspeck, Bauch etc.)
- Fleischbeschaffenheit (pH- Werte, LF- Werte, Fleischhelligkeit)
- Gewebeproben für molekulargenetische Untersuchungen
Erläutern Sie den Ablauf der Zuchtwertschätzung beim Schwein!
Ansprüche des Züchters
- gute Mastleistung, hoher Fleischanteil, geringes Fett/Fleisch - Verhältnis
- Stressresistenz und Vitalität
Ansprüche des Schlachtbetriebes
- Stressresistenz
- hoher Fleischanteil
Ansprüche der Fleisch verarbeitenden Betriebe
- gute Fleischbeschaffenheit und hoher Fleischanteil
- gute Verarbeitungsqualität
Ansprüche des Konsumenten
- Fleisch muss sein: mager, schmackhaft, haltbar, billig
Methoden der Zuchtwertschätzung
- Selektionsindex
- BLUP - Methode
- -> ZW = A = 2(NKD − PD)
- wobei: ZW = A = Zuchtwert eines Tieres (ZW-bedingte Abweichung des Tieres vom PD)
- NKD = Durchschnitt der Leistungen der Nachkommen des Tieres
- PD = Populationsdurchschnitt
Wie kann die Genauigkeit die Zuchtwertschätzung gesteigert werden?
durch die Anwendung der BLUP-Methode..
Vorteile des BLUP – Verfahrens:
Alle verfügbaren verwandtschaftlichen Informationen werden zur Zuchtwertschätzung herangezogen:
- Höhere Genauigkeit der Zuchtwerte, insbesondere auf der Sauenseite.
- Die genetische Veranlagung des Paarungspartners wird bei der ZWS berücksichtigt.
- Die genetische Entwicklung der Population wird bei der BLUP – ZWS berücksichtigt.
- Zuchtwerte aus zurückliegenden Generationen werden bei jeder ZWS angepasst.
- Die störenden Umweltfaktoren werden bei der BLUP – ZWS durch die gleichzeitige Berücksichtigung der genetischen Effekte besser ausgeschaltet.
- Der Einfluss des Herkunftsbetriebes wird eliminiert.
- Verbesserte Genauigkeit bei der Ausschaltung der störenden saisonalen Umwelteinflüsse „Schlachttag“ und „Schlachtmonat“ innerhalb „Jahr“.
Welche Selektionsmethoden gibt es und wie wird heute in der Schweinezucht selektiert?
Tandemselektion
- die Selektion findet jeweils für eine bestimmte Zeit auf nur 1 Merkmal statt, danach kommt das nächste Merkmal für einige Jahre dran
Selektion nach unabhängigen Grenzen
- jedes Tier muss in jedem Merkmal bestimmte Mindestanforderungen erfüllen, um überhaupt in der Zucht verwendet werden zu können
Selektion nach abhängigen Grenzen
- die Merkmale werden gemäß ihrer wirtschaftlichen Bedeutung gewichtet und die genetischen Beziehungen zwischen Merkmalen werden berücksichtigt
- Tandemselektion:*
- ist sehr einfach, läuft bei mehr als zwei Merkmalen ins Leere
- -> Zeit, bis ein Merkmal “drankommt” kann sehr lange werden (10-15 Jahre)
- -> während der Selektion auf ein Merkmal werden in den Anderen nur geringe Erfolge erzielt
- -> gegenläufige gen. Beziehungen („Antagonismen“)→ Population fällt immer wieder drastisch zurück
Selektion nach unabhängigen Grenzen
- Mindestanforderungen in jedem Merkmal werden erfüllt
- Tiere, die nur in einem Merkmal gut sind, werden gemerzt
- gesamte Intensität ist niedrig, weil sonst schnell Inzucht auftritt
- ist einfach, weil sie direkt mit den Prüfergebnissen erfolgen kann
Selektion nach abhängigen Grenzen
- erfordert die Berechnung eines Index (Gesamtzuchtwert)
- schlechte Leistungen in einem Merkmal durch gute Leistungen in anderen Merkmal ausgleichbar
- es stehen wesentlich mehr Tiere zur Selektion zur Verfügung
- Ausgleichspaarungen sind möglich (und sinnvoll)
- Inzuchtgefahr ist geringer
- Informationen aus dem einen Merkmal können Fehler im anderen Merkmal “korrigieren„
- Zuchtfortschritt in beiden Merkmalen ist höher
Selektion auf 1 Merkmal
- Oft wird nur ein Merkmal beachtet.
- z.B. Fleisch-Fett-Verhältnis bei stressresistenten PI
- Aber auch bei Selektion auf 1 Merkmal verändern sich die anderen Merkmale.
- Auswirkungen sind vom Züchter kaum abzuschätzen.
- Insbesondere bei unerwünschten Beziehungen kann das fatale Folgen haben





