Regulationsstörungen Flashcards

1
Q

Was wird unter einer Regulationsstörung verstanden?

A

Unter Regulationsstörung wird eine für das Alter oder den Entwicklungsstand des Säuglings außergewöhnliche Schwierigkeit verstanden, sein Verhalten in einem, häufig aber in mehreren Kontext(en) –Selbstberuhigung, Schreien, Schlafen, Füttern– angemessen zu regulieren.

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2
Q

Warum haben frühkindliche Reguationsstörungen eine Klinische Relevanz?

A

Zum einen bestehen diese nur im Kontext der Beziehungsregulation zu den Eltern, wodurch frühe Regulationsstörungen mit Belastungen der frühen Eltern-Kind-Beziehung einher geht (Belastung für Kinder und Eltern). Zum anderen sollte eine Prävention erfolgen, da es häufig bei Kindern mit der Regulationsstörung ,,exzessives Schreien” zum Shaken Baby Syndrome kommt und Regulationsstörungen die Hauptursache für Misshandlungen und Tötung von Kindern ist.

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3
Q

Wie viele Minuten schreit der durchschnittliche Säugling in den ersten 6 Lebenswochen pro Tag?

A

30 Minuten

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4
Q

Wie sieht der normale Verlauf des Schreiens bei einem gesunden Kind aus?

A
  • Anstieg diesen 30 Minuten auf 1.75 bis 2.5 Stunden bis zur 6. LW
  • Abnahme bis auf 1 Stunde bis zum 4. LM
  • Stabilisation auf diesem Niveau
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5
Q

Wann wird am meisten geschrien?

A

Meistens schreien in den Abendstunden (16:00 –23:00

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6
Q

Wie lautet die Dreier Regel, die angibt wann man von Exzessiven Schreien redet?

A

Kind schreit mehr als 3 Stunden pro Tag, an mehr als 3 Tagen pro Woche, während der letzten 3 Wochen

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7
Q

Was ist die Hauptproblematik von Kindern, die exzessiv schreien?

A

Unfähigkeit abzuschalten/ “runter zu kommen“ um sich selbst zu beruhigen

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8
Q

Was sind andere mögliche Symptome, die beim Exzessiven Schreien auftreten können?

A

Beine anziehen, Blähungen, Erbrechen, Überstreckung von Kopf und Rumpf, hochrote Hautfarbe

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9
Q

Wovon sind die Wachphasen gekennzeichnet?

A

chronischer motorischer Unruhe, Schreckhaftigkeit, Irritierbarkeit, häufiges Quengeln, Schreien und Ablehnung horizontaler Lagerung

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10
Q

Was lässt sich generell über den Schlaf von Exzessiv Schreienden Kindern sagen?

A

Sie schreien 1.5 Stunden weniger, unruhiger, leichter störbar und wahrscheinlich auch nicht so erholsam

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11
Q

Was findet im ersten Jahr eines Kindes im Bezug auf Schlaf statt?

A

Große Veränderungen in der Schlaforganisation, Schlafrhytmus und Dauer:

  • Umstellung von Tag-auf Nachtschlaf - Reduktion der Anzahl der Tagschläfchen
  • Reduktion der Schlafdauer insgesamt: von 16 zu 12 -13 Stunden (Neugeborene zu Zweijährigen)
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12
Q

Ab wann ist der Schlaf des Säuglings dem des Erwachsenen strukturell sehr ähnlich?

A

ab 8. Monaten, aber haben größeres Schlafbedürfnis als Erwachsene

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13
Q

Wie lauten die Leitlinien der DGKJP für frühkindliche Schlafstörungen?

A
  • Einschlafen nur mit Hilfe der Eltern
  • länger als 30-60 Minuten zum Einschlafen
  • Mehr als dreimaliges Aufwachen in mind. 4 Nächten der Woche
  • Dann länger als ca. 20 Minuten wach
  • Phasenverschiebung der zirkadianen Verteilung der Schlaf-Wach-Phasen (macht Nacht zum Tag)
  • Beeinträchtigung der Wachbefindlichkeit
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14
Q

Ab wann kann man eine frühkindliche Schlafstörung diagnostizieren?

A

ab 12. Monat, kann natürlich aber vorher schon zu Belastungen führen

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15
Q

Zwischen welchen beiden frühkindlichen Schlafstörungen kann unterschieden werden?

A

Einschlaf- und Durchschlafstörungen -> Meistens leiden Kinder an beidem

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16
Q

Was ist besonders wichtig bei der Schlafproblematik?

A

Die kindliche und elterliche Reaktionen auf das Erwachen

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17
Q

Was ist kontraproduktiv bei der Schlafproblematik?

A
  • Ritualisierte und oft bizarre Beruhigungs- und Einschlafinteraktionen
  • Oft besondere Fürsorglichkeit der Eltern
  • Schnelle Beruhigung des Kindes, aber wiederholter Schreibeginn, wenn Kind nicht in Tiefschlaf, wenn Eltern weggehen
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18
Q

Wie läuft die normale Entwicklung beim Essverhalten ab?

A
  1. Stillen / Flasche
  2. Ab 4. –6. Monat: zunehmend feste Nahrung
  3. Ab 9. –15. Monat: zunehmend selbst essen
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19
Q

Was sind die Voraussetzungen für das erfolgreiche Füttern?

A
  • Anatomische Reifung
  • Entwicklung angemessener oral-motorischer Fähigkeiten, z.B. Lippenschluss
  • Angemessene Positionierung beim Füttern
  • Angemessene Eltern-Kind-Interaktion
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20
Q

Was sind die häufigsten Probleme in den ersten 6 LM beim Essen?

A
  • Tägliches Erbrechen
  • Essverweigerung
  • Verweigerung fester Nahrung
  • Geringer Appetit
  • Schluckprobleme
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21
Q

Was sind die häufigsten Probleme nach den ersten 6 LM beim Essen?

A
  • Verweigerung jeglicher Nahrung
  • Verweigerung fester Nahrung
  • Geringer Appetit
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22
Q

Sind Essprobleme pathologisch?

A

Erstmal nichts pathologisches, wenn ein paar Probleme in den ersten Monaten auftreten, ist ganz normal

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23
Q

Wie läuft die Verweigerung von Essen meistens ab?

A

Oft selektiv:

  • auf einen Fütterungsmodus (Stillen, Flasche, feste Kost)
  • auf neue Geschmacksrichtungen, Texturen oder Konsistenzen
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24
Q

Wovon ist der Tagesablauf eines Kindes mit Fütterungs- und Essproblemen gekennzeichnet?

A
  • Unregelmäßige Mahlzeiten
  • Kontinuierliches Angebot
  • Abnorm häufige oder langwierige Mahlzeiten - Hauptnahrungsaufnahme zwischen Mahlzeiten oder im Halbschlaf
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25
Q

Wovon ist eine Fütterstörung auch ein Ausdruck?

A

Auch Ausdruck einer dysfunktionalen Interaktion zwischen keinen eindeutigen Hunger-/ Durstsignale auf Seiten des Kindes und der Fütterung ohne Signale auf Seiten der Eltern (Druck, Kontrolle, Zwang, ängstliche überfürsorgliche Zuwendung)

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26
Q

Wozu kann die Fütterung ohne Signale führen?

A

Zu Überfütterung

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27
Q

Ab wann spricht man von einer Fütterungsstörung?

A
  • > über einen Monat hinaus wird Fütterungssituation als Belastung empfunden
  • > werden eigentlich erst nach dem 4 LM diagnostiziert, vorher muss sich eh noch viel einstellen
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28
Q

Was können Folgen von Essverweigerung sein?

A
  • > in über einer Hälfte der Fälle auch eine Verminderung im Wachstum
  • > Gedeihstörungen können dann zusätzlich auftreten, muss aber nicht
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29
Q

Was ist das Kriterium um eine Gedeihstörung diagnostizieren zu können?

A

Abfall des Gewichts unter das 3. Perzentil

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30
Q

Welches Klassifikationssystem eignet sich nicht so gut für frühkindliche Regulationsstörungen?

A

Das ICD-10 ist für Kleinkinder nicht so gut geeignet, aber große Auswahl an Regulationsstörungen

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31
Q

Welches Klassifikationssystem eignet sich gut für frühkindliche Regulationsstörungen?

A

Das Zero-To-Three

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32
Q

Von welcher Non-profit Research Organisation stammt das Zero-To-Three?

A

National Center for Infants, Toddlers, and Families

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33
Q

Welche 5 Achsen hat das Zero-To-Three?

A
  1. Primäre Diagnose
  2. Klassifikation der Beziehungsstörung
  3. Med. Probleme, Entwicklungsstörungen & Krankheiten
  4. Psychosoziale Belastungssituation
  5. Funktionell-emotionales Entwicklungsniveau
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34
Q

Warum wird in der ZTT die Regulationsstörung der sensorische Verarbeitung so genannt?

A

Weil ZTT davon ausgeht, dass Regulationsstörungen aufgrund einer Anlagenbedingten Störung der Antwort auf sensorische Reize konzeptualisiert ist

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35
Q

Wofür benötigt man die erste Achse?

A

hier werden psychische Hauptdiagnosen definiert
-> hier sind auch manche Diagnosen enthalten, die im ICD-10 oder DSM-5 nicht enthalten sind, z.B. die Regulationssörung, der sensorischen Verarbeitung andersrum genauso z.B. ADHS

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36
Q

Was ist die Empfehlung für die Diagnostik im Bezug auf die Klassifikationssysteme?

A

Erst 6-Achsen des ICD-10 verwenden und dann zusätzlich ZTT verwenden

37
Q

Welche Achsen des Zero-To-Three werden nicht so oft in der Praxis verwendet?

A

Achsen 3-5 finden wenig Verwendung in Praxis, kann man gut drauf verzichten

38
Q

Worauf sollte bei der Diagnostik in den ersten LM geachtet werden?

A

In ersten Monaten immer vorsichtig diagnostizieren, da oft solche Probleme nicht pathologisches sind

39
Q

Welche Störungen sind dem ZTT enthalten, aber nicht im ICD-10?

A
  • Regulationsstörungen der sensorischen Verarbeitung
  • Schlafstörungen
  • Essverhaltensstörungen
40
Q

Welche 3 Typen gibt es bei den Regulationsstörungen der sensorischen Verarbeitung ?

A

Überempfindliche Typ (Änglichst-übervorsichtigen oder negativ-operationellen Subtyp), Unterreagierende Typ, Stimulussuchende Typ (Impulsiv)

41
Q

Ab wann sollte man Regulationsstörungen mit dem ICD-10 diagnostizieren?

A

nach 3 Jahr besser durch ICD-10

42
Q

Bei wie viel Prozent treten Schreiprobleme in den ersten 6 LM auf?

A
  • Laut Elternberichten 10-20%

- Populationsbasierte Studie (Brasilien): 11.9% exzessives Schreien im Alter von 3 Monaten

43
Q

Wie viel Prozent der Säuglinge haben Durchschlafprobleme ?

A

20-25%

44
Q

Wie viel Prozent der Kinder im Vorschulalter haben schwere Durchschlafprobleme?

A

10-15%

45
Q

Wie viele Klinikeinweisungen gab es aufgrund einer Fütterungsprobleme?

A

0,4%

46
Q

Wie viel Prozent der Fütterungsprobleme werden durch Niedergelassene diagnostiziert?

A

1,4%

47
Q

Wie viel Prozent der Eltern berichten von Problemen in den ersten 2 LJ?

A

20-25%

48
Q

Wie hoch ist die Persistenz beim Exzessiven Schreien?

A

Wenig Persistenz des Schreiens per se, aber Achtung: „Shaken Baby Syndrome

49
Q

Wie hoch ist die Persistenz bei Schlafstörungen?

A

Mittlere Persistenz, etwa 2 -3 x häufiger Durchschlafprobleme im späteren Vorschulalter

50
Q

Wie hoch ist die Persistenz bei Essstörungen?

A

Hohe Persistenz, 85% immer noch Probleme im Grundschulalter, aber Verringerung dann meist in Jugendalter

51
Q

Was könnten Langzeitfolgen von Schlaf- und Fütterungsproblemen sein?

A
  • hyperaktives Verhalten

- Probleme in der Eltern-Kind-Interaktion

52
Q

Was könnten Langzeitfolgen von Exzessiven Schreien und Fütterproblemen sein?

A
  • Bindungsstörungen
  • vermehrt inter-und externalisierende Symptomatik mit 4 Jahren
  • vor allem ADHS Symptomatik
53
Q

Was können Langzeitfolgen von Kompletter Essensverweigerung und damit Gedeihstörung sein?

A
  • lebensbedrohlich aufgrund von gesundheitlichen Folgeschäden
  • plötzlicher Kindstod häufiger
  • (reversible) kognitive Defizite
54
Q

Wann kommt es zu mehr nachteiligen Folgen?

A

Bei multiplen Regulationsstörungen

55
Q

Was kann man allgemein über Langzeitfolgen bei Regulationsstörungen sagen?

A
  • Kinder: Beziehungsprobleme mit Gleichaltrigen & Schulleistungsprobleme
  • Eltern: Psychosomatische Störungen, Depressionen, Partnerschaftsprobleme
56
Q

Welche Komorbitäten gibt es bei Regulationsstörungen?

A

keine wirklichen Komorbitäten bekannt, wegen wenig Forschung

57
Q

Wie lauten die 3 Diagnostikschritte bei Schreien und Schlaf?

A
  • Schritt 1: Sammlung von Infos:
  • > Somatische Anamnese und Tagebuch über sieben Tage
  • > Allgemeine pädiatrische Untersuchung
  • > Verhaltensanamnese per Tagebuch: Monitoring des Verhaltens im Viertelstundentakt
  • Schritt 2:
  • > Familiensituation, Elternpsychopathologie, Kindererfahrungen und charakteristiken (Fragebogendiagnostik)
  • > WICHTIG: Abklärung von Misshandlung, da dies Grund für Störung sein könnte
  • > dann können erste Hypothesen entwickelt werden über Störung und Therapie entwickelt werden
  • Schritt 3:
  • > individuelle Therapieplanung
58
Q

Wodurch können Schrei- und Schlafprobleme oft geklärt werden?

A

Schon durch Beratung

59
Q

Wie läuft die Diagnostik für Fütterungs- und Essprobleme?

A
  • Anamnese (medizinisch, Verhalten und Füttergeschichte)
  • Abklärung organischer Ursachen
  • Videoaufzeichnung einer normalen Füttersituation, um oral-motorische Kompetenzen zu Überprüfen
  • Fragebogen zur Interaktion: Interaktion spezifisch beim Essen gestört?
  • Diättagebuch & Nahrungsfrequenzfragebogen
  • Entwicklungstest –Vergleich: Entwicklungsalter & Essalter
  • Testverfahren bei oral-motorischen Problemen
60
Q

Warum braucht man ein multidisziplinäres Team für die Diagnostik bei Fütterungs- und Essprobleme?

A
  • meist komplexeres Problem als bei Schlaf- und Schreistörungen
  • > vielfältige Eltern-Kind-Probleme während des Essens aber auch außerhalb der Essenssituation
61
Q

Woraus sollte das Multidisziplinäre Team bei Fütterungs-und Essproblemen bestehen?

A

Klinischer Entwicklungspsychologe, Kinderarzt, Diätassistenten, Logopäden

62
Q

Was lässt sich von Regulationsstörungen abgrenzen? (Differenzialdiagnostik)

A
  • Normales Schrei-und Quengelverhalten
  • Schreien / Liege-und Schlafprobleme aufgrund von medizinischen Problemen
  • > Bspw. KiSS= Kopfgelenk-induzierte-Symmetrie-Störung
  • Aversive Erfahrungen mit Essen
  • Motorische Probleme
  • Behinderung
63
Q

Was sind Schreien, Schlafen und Essen?

A

Primäre biologische Bedürfnisse

64
Q

Wie stehen die Entstehungsbedingungen der Regulationsstörungen zueinander ?

A

Entstehungsbedingungen der einzelnen Störungen trotz der phänomenologischen Vielfalt bemerkenswert ähnlich

65
Q

Worin gleichen sich die Entstehungsbedingungen von Regulationsstörungen?

A

Bei allen bestehen Probleme in den Bereichen in den ersten 4-6 LM, wobei sie nicht genügend entwickelte eigene Kompetenz zur internen Regulation von Verhaltensabläufen haben

66
Q

Wie entstehen Regulationsstörungen?

A

Hinweise auf:

  1. Einfluss des Temperaments (weniger anpassungsfähig und reaktiver auf externe und interne Stimuli)
  2. Kein Einfluss der Erziehungserfahrung der Eltern
  3. Genetische Häufung bei Fütterungsstörung
    - > Multifaktorielle Entstehung (entsteht also aus Erziehung und Anlage des Kindes)
67
Q

Was kann die Entwicklung eines Kindes entweder erschweren oder unterstützen?

A

Das Elterliche Erziehungsverhalten

68
Q

Erkläre den Teufelskreis des Exzessiven Schreiens & Schlafprobleme.

A
  • Einschlafproblematik: fast immer proximale Ursache
  • Störung der Schlaf-Wach-Organisation, diese bezieht sich entweder auf zirkulare Schlaf-Wach-Rhythmus (24 Stunden), ultradiale Rhythmus (3-4 stündige Rhythmen; v.a. bei Kleinkindern relevant)
  • wegen Übermüdung kommt es dann zu exzessiven Schreien
  • Reaktionen der Eltern interferieren mit intuitiven Kompetenzen: Erschöpfung, Verunsicherung, Depression, aber auch starke Wut
  • > mit interferieren mit intuitiven Kompetenzen ist gemeint, dass Eltern vielleicht erst beruhigend reagieren, aber irgendwann dann aus Verzweiflung auch wütend oder genervt reagieren, was dann zu weiterer Unruhe und Schreien führen kann
  • kann sich dann verfestigen und es kann zu weiteren Eskalationen kommen
  • > Dysfunktionale Interaktionsmuster beim Beruhigen und Schlafenlegen
69
Q

Wie werden das Exzessive Schreien & die Schlafprobleme aufrechterhalten und ab wann ist es möglich?

A

Aufrechterhaltung durch operantes Konditionieren erst ab 3./4. Monat möglich

  • > erst dann eine Trennung zwischen internen und externen Stimuli und Erkennung von kausalen Beziehungen
  • > d.h. erst dann kann sofortiges Reagieren auf Schreien des Kindes aufrechterhaltend sein
70
Q

Welche Szenarien führen dazu, dass das Exzessive Schreien & die Schlafprobleme aufrechterhalten wird?

A
  • Fehlen des regelmäßigen Tagesablaufs, der die Verhaltensregulation fördert
  • Über-oder Unterstimulation aufgrund von Überschätzung des Schlafbedürfnisses - Fehlende Unterstützung der Entwicklung eines regelmäßigen Schlafes, die neurologisch angelegt ist
71
Q

Ab wann sind Schreianfälle und Schlafprobleme durch klassische und operante Lernmodelle erklärbar?

A

Ab dem 6. Monat, dann ist eine klare interne Repräsentation primärer Bezugspersonen & kognitives Verständnis von Intentionen anderer möglich

72
Q

Zwischen welchen Faktoren spielen bei der dynamischen Wechselbeziehung bei Fütterungs-& Essproblemen
eine Rolle?

A

Dynamische Wechselbeziehung zwischen organischen, psychosozialen, kindlichen und elterlichen Faktoren

73
Q

Was kann durch das Modell zu Fütterungs- und Essproblemen erklärt werden?

A
  • Essverweigerung

(v. a. von fester Nahrung; ab 4. LM) kann durch diese Modelle erklärt werden

74
Q

Erkläre das Modell zu Fütterungs- und Essproblemen.

A

zwischen 5 und 6 Monat gibt es dann eine Sensibilisierung für feste Nahrung, was biologisch sinnvoll ist, da stillen irgendwann nicht mehr die benötigten Kalorien für Wachstum bereit stellen und physiologische Gegebenheiten gegeben sind
- wird sensible Phase nicht wahrgenommen, dann wird es schwieriger feste Nahrung zu verabreichen
- operante Verstärkung: gelegentliches Ablehnen von Nahrung kann dazu führen, dass z.B. auf beliebte Nahrungsmittel zurückgegriffen wird, um Kind zu motivieren und wenn man dann Nahrungsverweigerung noch große Aufmerksamkeit schenkt, dann kann man hier von positiver Verstärkung sprechen
- klassische Konditionierung:
US: Nervosität der Eltern
CS: Essen
UR: Kind hat ungutes Gefühl beim Essen
CR: Kind will nicht Essen
- Aversive Konditionierung
-> kann auch zu aversiven Informationslernen kommen bei z.B. Zwangsessen oder z.B. bei Essen über Sonden kann es zu Aversion kommen
- Mangelernhährung Ursachen
-> Mütterlicherseits: Vernachlässigung, kulturelle Tabus, Ängste um Überleben des Kindes, Versagensängste z.B. bei Problemen bei Stillen, Depression, manchmal auch Ablehnung des Kindes
-> vom Kind aus: funktionelle Störung der Aufnahme, schwieriges Temperament, organische Erkrankungen, Verweigerung von Essen, aversive Erfahrungen mit Essen

75
Q

Was sind Regulationsstörungen Risikofaktoren

seitens des Kindes?

A
  • „schwieriges” Temperament
  • Pränatale Stressbelastung
  • Organische Risikofaktoren
76
Q

Was sind Regulationsstörungen Risikofaktoren seitens der Eltern?

A
  • Belastungen in der Schwangerschaft
  • Partnerschafts-/ Familienkonflikte
  • Psychopathologische Auffälligkeit
77
Q

Was ist das Problem bei Interventionen zum Exzessiven Schreien und von Schlafproblemen?

A

Verwirrende Vielfalt von meist unzureichend überprüften Interventionen, Eltern werden hier dann oft sehr experimentell, z.B. auf bestimmte Art hinlegen

78
Q

Welche Intervention klappt am besten bei Exzessiven Schreien & Schlafproblemen?

A
  • Anstatt all dieser zusätzlichen vestibulären oder auditiven Stimulation wurden durch Reduktion von Überstimulation und ReizenBeruhigungseffekte erzielt
  • Auf kindliche Signale abgestimmte, differenzierte Responsivität anderen Interventionen überlegen
79
Q

Welche Intervention sollten vermieden werden bei Exzessiven Schreien & Schlafproblemen?

A

feste Rituale + Überstimulierung soll vermieden werden

80
Q

Was ist das Checking und wie läuft es ab?

A

Checking soll Einschlafen und Wiedereinschlafen erleichtern
-> Prozedur: Ersten beiden Nächte bleiben Eltern bis kurz vor dem Einschlafen beim Kind und kommen beim Schreien zurück nach 5 Minuten, in der nächsten Nacht erst nach 10 Minuten, dann nur noch nach 15 und so weiter, aber bleiben nur 2 Minuten und beruhigen nur verbal -> hat gute Effekte, aber wird von vielen abgelehnt, weil ersten Nächte sehr anstrengend sind und manche es nicht aushalten können Kind schreien zu lassen

81
Q

Was sollte man bei Kindern machen bis zum 6. Lebensmonat bei Exzessiven Schreien & Schlafproblemen? (Intervention)

A

Adaptive Umweltbedingungen schaffen:
• Eltern informieren
• Regelmäßiger Tagesablauf
• Überstimulation vermeiden (vor allem abends)
• Feinfühliges Beobachten und Reagieren
• Vermeidung überlistender Methoden
• Keine Überstimulation vor zu Bett gehen
• Assoziierung zwischen Umgebung & Aktivität
• Vermitteln von Sicherheit
• Fokale Fütterung (ca. 23:00)

82
Q

Was sollte man bei Kindern machen nach dem 6. Lebensmonat bei Exzessiven Schreien & Schlafproblemen? (Intervention)

A
  • Regelmäßiger Tagesablauf
  • Einschlafroutine
  • Eigenes (Wieder-)Einschlafen durch abgestufte Extinktion (Checking) aufbauen
  • Keine Überstimulierung (abends)
  • Extinktion “Schreien lassen” umstritten, jedenfalls nicht vor zwei Jahren
83
Q

Nenne die 4 Essensregeln, die bei Kindern mit Fütterungs- & Essproblemen zu kämpfen haben.

A
  1. Feste Mahlzeiten
  2. Nahrungskarenz zwischen den Mahlzeiten
  3. Kontrolle eines altersgerechten Nahrungsangebots durch die Eltern
  4. Kontrolle der Nahrungsmenge durch Hunger-und Sättigungssignale des Kindes
84
Q

Was sollten die Eltern neben den Essensregeln noch zur Verstärkung machen?

A
  • Provokative Abwehr, Ablenkung und Vermeidung mit Ignorieren beantworten
  • Interesse am Essen und aktive Teilnahme mit positiver Zuwendung belohnen
  • > Essen soll wieder was entspanntes werden
85
Q

Was sind Umweltbedingungen, die eine Fütterung begünstigen?

A

Wenig Ablenkung, normale Fütterungsposition, etc.

86
Q

Was ist der Exposure-Effekt und wie kann er bei Fütterungs- und Essproblemen genutzt werden?

A

Allein durch das häufige Wahrnehmen einer Sache, wird es besser bewertet
-> Akzeptanz durch häufiges Ausprobieren mit Nahrung (probieren auf Lippe)

87
Q

Wie lässt sich Desensibilisierung bei Fütterungs- und Essproblemen nutzen?

A

Berührungen im Gesicht und um den Mund zunehmend spielerisch wieder zulassen

88
Q

Was ist Shaping?

A

Videoaufnahmen, Eltern angehalten jegliche positive Verhaltensweisen zu loben

89
Q

Take-Home-Message.

A
  • Regulationsstörung als Triasaus exzessivem Schreien, Schlafstörungen und Fütterstörungen, die nicht gemeinsam auftreten müssen
  • Exzessives Schreien & Schlafprobleme als Konsequenz der fehlenden Regulation(sfähigkeiten) des Erlebten
  • Fütterstörungen (Nahrungsverweigerung) oft multifaktoriell bedingt (teilweise singuläre aversive Erfahrungen)
  • Viele undurchsichtige und wirkungslose Interventionen
  • Als wirksam hat sich Verhaltensmanagement bei exzessivem Schreien und Schlafproblemen erwiesen, tendenziell auch bei Fütterstörungen