Prüfungsfragen Flashcards
Fall 1 Patient mit dem Wunsch seinen Unterschenkel amputieren zu lassen da er sich nur ohne diesen richtig wohl fühlen würde.
Diagnose: Body Integrity Identity Disorder (BIID) / Dysmorphophobie
BIID nach ICD-10 nicht erfasst, kommt mit ICD-11, daher derzeit am ehesten Diagnose
körperdysmorphe Störung (F45.2)
Derzeit keine ursächlich wirksame Therapie bekannt (nach Herpertz), KVT wird versucht. Begleit-
und Folgeerkrankungen (Depression, evtl. Suizidalität) werden jeweils störungsspezifisch (u.a.)
medikamentös therapiert.
Differentialdiagnose(n):
* Wahnhafte Störung (F22.0): mind. 3 Monate Wahnvorstellung als einziges oder auffälligstes
Kriterium, Keine Schizophrenie, dauernde Halluzinationen oder zerebrale Erkrankung
* Wahnhafte Dysmorphophobie (F22.8): Anhaltender Wahn, der Kriterien für F22.0 nicht
erfüllt
Fall 2 (offiziell) Panikstörung mit Agoraphobie
WPW-Syndrom – Fallvignette ist publiziert:
Musterfall 2
Schlüsselproblem: Patient mit Tachykardieanfällen mit Angstsymptomatik
Schlüsselkompetenz: Differentialdiagnose Angststörungen - Somatoforme Stö-
rungen
Fallbeschreibung:
33-jähriger Lehrer, Lebensgemeinschaft, keine Kinder. Seit der Geburt Tachykar-
dieanfälle bei bekannter Reizleitungsstörung des Herzens (WPW-Syndrom), im
31. Lebensjahr Operation (Ablation des Hiß’schen Bündels), OP-Verlauf komplika-
tionsfrei, postoperativ Beschwerdefreiheit. Im Zuge einer privaten Konfliktsitua-
tion - die Lebensgefährtin hielt sich berufsbedingt für einige Monate im Ausland
auf, der Patient hat inzwischen eine Beziehung zu einer anderen Frau begonnen - kam es im letzten Jahr erneut zum Auftreten von Tachykardieanfällen unklarer
Ätiologie, diesmal verbunden mit Palpitationen, Druckgefühl in der Herzgegend, Hyperventilation, Atemnot, Schwitzen, Schwindel, Nervosität und Todesangst.
Neurologisch und intern-kardiologisch unauffälliger Befund. Die anfallsartigen
körperlichen Beschwerden in Verbindung mit panischer Angst treten mehrmals
wöchentlich abrupt auf, erreichen innerhalb weniger Minuten ein Maximum und
dauern in der Regel 20 bis 40 Minuten. Die Anfälle ereignen sich in bestimmten
Situationen wie z.B. in öffentlichen Verkehrsmitteln, bei Elternabenden, im Thea-
ter. In der Folge hat der Patient ein zunehmendes Vermeidungsverhalten entwi-
ckelt. Er meidet Menschenansammlungen, körperliche Betätigung, größere Ent-
fernungen vom Wohnort und das Aufsuchen einsamer Gegenden (Wandern im
Wald, im Gebirge); Der Patient bezweifelt die Versicherung mehrerer Ärzte, dass
keine ausreichende organische Ursache für die körperlichen Beschwerden vor-
liegt. Er ist überzeugt davon, neuerlich an einer Herzkrankheit zu leiden, und hat
in den letzten 6 Monaten zahlreiche Herzspezialisten aufgesucht.
Nennen Sie eine Hauptdiagnose nach ICD-10 und eine Differentialdiagnose.
Hauptdiagnose: Phobische Störung F 40.01 Agoraphobie mit Panikstörung
Differentialdiagnosen (als Ausschluss- oder Nebendiagnose):
* F 45.2 Hypochondrische Störung: Überzeugung über mindestens 6
Monate, an einer Herzerkrankung zu leiden; wiederholte medizinische Un-
tersuchungen, hartnäckige Weigerung des Patienten, die medizinische
Feststellung zu akzeptieren, dass keine ausreichende körperliche Ursache
vorliegt (kann in Komorbidität zur Angststörung vorliegen).
* F 45.30 Somatoforme autonome Funktionsstörung, kardiovaskuläres Syn-
drom(“Herzneurose”): Palpitationen, Schweißausbrüche, Druckgefühl in
der Herzgegend, Hyperventilation; Beschwerden werden vom Patienten
einer Krankheit des kardiovaskulären Systems zugeordnet
(Ausschlussgrund: Vorliegen von Todesangst und phobischem Vermei-
dungsverhalten).
Bewertung: Nennung der Hauptdiagnose und einer Differenzialdiagnose = 1
Punkt
Frage 2
Nennen Sie mindestens 3 Kriterien für die Diagnose „Agoraphobie“ bei diesem
Patienten.
Antwort(en):
* die psychischen und vegetativen Symptome sind nicht auf Wahn- oder
Zwangsgedanken zurück zu führen
* die Symptome treten in bestimmten (im allgemeinen ungefährlichen) Situ-
ationen auf (Menschenansammlungen, alleine-sein in Entfernung der
eigenen Wohnung,…)
* Vermeidung der angstauslösenden Situationen
* sekundäre Todesangst als Folge der „Tachykardieanfälle“
* die Angst wird nicht dadurch gemildert, dass andere Menschen diese Situ-
ationen nicht als gefährlich betrachten (bzw. Versicherung der Ärzte, dass
keine ausreichende körperliche Ursache vorliegt)
Bewertung: Nennung der ersten 3 Kriterien = 1 Punkt
Frage 3
Nennen Sie mindestens zwei mögliche Therapiemaßnahmen.
Antwort(en):
* Psychotherapie (vorrangig)
* Antidepressiva (SSRI, langsame Aufdosierung; längere Wirklatenz
beachten)
* Kombination von 1) und 2)
* Tranquilizer (keine Hauptstrategie, nur zur Therapieeinleitung in Kombina-
tion mit AD)
Bewertung: Richtige Nennung zweier Strategien = 1 Punkt
Frage 4
Nennen Sie drei nicht-medikamentöse Strategien.
Antwort(en):
* Psychoedukation
* Entspannungsverfahren
* Psychotherapeutische Verfahren (Mittel der Wahl = kognitive Verhaltens-
therapie)
* Selbsthilfegruppe
Bewertung: Nennung von 3 Strategien = 1 Punkt
Fall 2 (Skript): Fall 2 (offiziell) Panikstörung mit Agoraphobie, WPW-Syndrom – Fallvignette ist publiziert:
Diagnose: Agoraphobie mit Panikstörung F40.01
Verhaltensmerkmale: agoraphobisches Vermeidungsverhalten, interozeptive Vermeidung (zB
Sport, Koffeingenuss), kognitive Meidung (Wechsel d. Aufmerksamkeitsfokus von Angst auf
entlastende Inhalte), Sicherheitsverhalten (zB ständiges Mitführen von Hilfsmitteln)
Kriterien: siehe ICD 10 Seite 157
DD:
Organ. Erkrankungen:
o Endokrine Störung: SD, Neben-SD, Phäochromozytom, karzinoid Syndrom, Cushing
S.
o Metabolische Störung: Hypoglykämie, Hypokalziämie
o Kardiale Erkrankung: KHK, HI, MCI, Herzrhythmusstörung
o Zerebrale Erkrankung: Epilepsie, MS, Demenz, Mb Parkinson, Chorea Huntington,
Tumore
o Pulmonale Erkrankung: Asthma, COPD, Lungenembolie
o Immunsystem: Autoimmunerkrankung, Allergien
Pharmakologisch wirksame Substanzen, die Angst induzieren:
o SD- Hormone
o Sympathomimetisch wirksame Substanzen (Nikotin, Koffein, Bronchodilatator, hoch-
dosierte Kortikosteroide, Appetitzügler)
o Natriumglutamat
o Alkohol oder Drogen: Einnahme oder Entzug: Kokain, Amphetamine, LSD
o Sedativa und Hypnotika: BZD
Psychische Erkrankungen:
o Affektive Störungen
o Schizophrenie
o Zwangsstörung, Anpassungsstörung, somatoforme Störung, PTBS, hypochondrische
Störung
o Persönlichkeitsstörung
o Essstörungen
o Substanzgebrauch/Abhängigkeit: Gebrauch, Intox, Entzug
Komorbiditäten: Essstörung, Depression, Suchterkrankung, Substanzmissbrauch, weitere
Angststörungen
Diagnostik: siehe Frage 44
Therapie:
1. stützendes, beratendes Vorgehen
2. Selbsthilfegruppen, Selbsthilferatgeber
3. Ambulante Psychotherapie und/oder pharmakolog. Therapie
4. stationär
Therapie:
1. Monotherapie (graduierte Exposition KVT oder SSRI/SNRI)
2. KVT kombiniert mit SSRI /SSNRI (KVT: Verhaltens- und Problemanalyse auf Symptomebene
nach dem SORK Modell)
3. Clomipramin, psychodynamische Psychotherapie
Zusatzfrage WPW: Wolf-Parkinson-White-Syndrom= AV Knoten Tachykardie, angeborene
zusätzliche Erregungsleitung zwischen Vorhöfen und Ventrikel, lösen Anfälle von Herzrasen,
Palpitationen, Schwäche aus.
Fall 3 Patientin, 28a, findet sich schon zweites Mal einfach am Hauptbahnhof in Wien wieder, kennt sich nicht aus, ist dann nicht zur Person orientiert, Pass wird gefunden, sie lebt in Hamburg…
Diagnose: Dissoziative Fugue F44.1
Kriterien
DD Fugue
Komorbiditäten
Vulnerabilität
Risikofaktor
Diagnostik
Therapie
.
.
Kriterien siehe ICD 10 Seite 180
Einteilung:
dissoziative Störung auf körperlicher Ebene= dissoz. Bewegungs-, Sensibilitäts- oder
Bewusstseinsstörung zB dissoz. Stupor
dissoziative Störung auf mentaler Ebene zB dissoz. Amnesie mit dissoz. Fugue (ICD11),
Trance- oder Besessenheitszustände, dissoz. Identiätsstörung, Depersonalitätsstörung
(ICD11), Derealisationsstörung (ICD11)
DD Fugue-Zustände bei: Epilepsie, Alkohol-/Drogenintoxikation, Schizophrenie, Demenz, bipolare
affektive Störung
DD: organische Erkrankung zB MS, Suchterkrankung, affektive Störung, Schizophrenie,
Angststörung, PTBS, Borderline PS, akute Belastungsreaktion, Somatisierungstörung
Komorbiditäten mit dissoz. Symptomen: PTBS, Borderline PS, Konversionsstörung, somatoforme
Störung, Angststörung, Essstörung
Komorbiditäten bei dissoz. Störungen: Depression, Angststörung, Persönlichkeitsstörung,
somatoforme Störung.
Vulnerabilität für Dissoziationen: Genetik, zentrale Opioid- und Serotoninsysteme werden in
extremen Gefahrensituationen aktiviert, dies führt zum Herunterfahren afferenter neuronaler
Systeme (zB Einengung des Bewusstseins, Analgesie).
Risikofaktor: Alexithymie= Unfähigkeit eigene Emotionen wahrzunehmen und zu regulieren, zu
geringe Flüssigkeitszufuhr, Schlafmangel, Fehlernährung, Substanzmissbrauch.
Diagnostik: zusätzlich Fragebogen zur Selbstbeurteilung, Dissoziations-Spannungs-Skala
Therapie: Kontaktaufnahme und Beziehungsaufbau, Exploration d. Krankheitskonzeptes
Medikamente: keine gesicherten Daten, symptomorientiert, keine BZD! (verstärken dissoz.
Phänomene), Naltrexon bei Borderline PS.
Psychotherapie: phasenorientiertes Vorgehen
i. Stabilisierung und Symptomreduktion
ii. Auseinandersetzung mit traumatischen Erlebnissen
iii. Integration und Rehabilitation
Psychoedukation, Symptomtagebücher, Verhaltensanalyse, Beachtung von
Frühwarnzeichen, Anti-dissoziative Fertigkeiten (Grounding) wie Riechsalz, Reiz-Diskrimina-
tionstraining, Bearbeiten dysfunktionaler Schemata.
Fall 4 Keine Fall-Vignette
Diagnose: Generalisierte Angststörung F41.1
Kriterien: siehe ICD 10 Seite 164
DD: siehe Frage 45 Agoraphobie mit Panikstörung
Komorbiditäten: siehe Panikstörung
Ätiologie: Vulnerabilitäts- Stress Modell:
Prädisponierende Bedingungen
Auslösende Faktoren
Aufrechterhaltende Faktoren: Vermeidungsverhalten, ungünstiger Umgang, Entmutigung,
Abwehrmechanismen, interaktionelle Funktion (Gewinn an Aufmerksamkeit), Eigendy-
namik
Therapie: Monotherapie, Psychotherapie oder Kombination von beiden
Psychopharmakotherapie:
1. SSRI (Escitalopram, Paroxetin), SSNRI (Venlafaxin, Duloxetin), Pregabalin
2. Buspiron, BZD, Opipramol, Hydroxyzin, Silexan, evtl Quetialan, Betablocker (aufgrund des
depressiogenen Effektes abgeraten)
Psychotherapie: KVT ergänzt durch Problemlösetraining:
Entspannungsverfahren (Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson, autogenes Training,
Hypnose)
Verbesserung der kommunikativen Fähigkeiten
Unterstützung im Zeitmanagement
Metakognitive Therapie = Weiterentwicklung der KVT
ACT=acceptance and commitment therapy (Achtsamkeitsübung)
Fall 5:
Fall 1: Universitätsprofessor im vorzeitigen Ruhestand, alleinstehend, der Bücher und historische Dokumente sammelt. Hat schon zweimal die Wohnung wechseln müssen, da er mehr Platz brauchte. Habe sich immer wieder vorgenommen, irgendwann die Dinge zu ordnen und habe es dann nicht geschafft.
Fall 2: Pat. überprüft dauernd Mail-Inhalte und zuletzt auch die Haustüre …
Fall 3: Junge Patientin, 16.-18. SSW, in Jugend Anorexie. Jetzt 50x tgl. Händewaschen, Ängste in Bezug auf Kind, Kontrollzwänge, nicht mehr essen können, grübeln/ängstl. Symptomatik, aber auch weinen, Hoffnungslosigkeit.
Pathologisches Horten ist auch eine Zwangsspektrumstörung -> wird im ICD 11 eigene Diagnose bekommen
Diagnose: Zwangsstörung F42.0
Kriterien: siehe ICD 10 Seite 168
DD:
Organische Ursachen:
Chorea minor (Sydenham: Beta-hämolysierende Streptokokken, Kinder entwickeln ausfahrende,
überschießende Bewegungen oder Grimassieren und Muskelhypotonie, Antibiose), Epilepsie,
Enzephalitis, Schädel-Hirn-Trauma, Tumore des ZNS, Hirnabszess, ischämische Hirnläsion,
Medikamente (L-Dopa), Drogen (Amphetamine, Kokain bei Einnahme, Intox oder Entzug), Zn
Vergiftungen (Kohlenmonoxid, Mangan)
Clozapin und Bupropion können vorbestehende Zwangssymptome verschlechtern.
Psychische Erkrankungen:
Depression, Psychosen, Angststörungen, zwanghafte PS, körperdysmorphe Störung, andere
Zwangspektrumsstörung, Suchterkrankung, Impulskontrollstörung, Gilles-de-la-Tourette-
Syndrom/Tics, Autismus-Spektrum-Störung, ADHS.
Diagnose: zur Basisdiagnostik zusätzlich Liquor, Lues Serologie, ggf Antistreptolysin-O-Titer, Vit.
B12, Folsäure), psychometrische Verfahren: Y-BOCS = Yale-Brown Obsessive Compulsive Scale, HZI
= Hamburger Zwangsinventar.
Therapie:
Methode der 1.Wahl störungsorientierte multimodale VT mit Reizkonfrontation und
Reaktionsmanagment, kognitive Verfahren (Überprüfung der dysfunktionalen Überzeugungen),
Angehörigenarbeit
Pharmakotherapie: Citalopram, Escitalopram, Fluoxetin, Paroxetin, Sertralin und Clomipramin,
höher dosiert und therapeutische Wirkung später, erst nach 6-12 Wochen. Bei schwere
chronifizierte und therapierefraktäre Zwangsstörung niedrig dosiert Risperidon, Aripiprazol.
Kombinationstherapie: bei schwerer komorbider depressiver Störung, KVT unzureichend,
Zwangsgedanken im Vordergrund, schwere Zwangssymptomatik.
Fall 6 Patientin kommt in Begleitung der Eltern; seit dem Tod des Gatten starker Rückzug, Unsicherheit, ist wieder bei ihren Eltern eingezogen. Depressive Symptome, Ängste seit >1 Monat
Diagnose: Anpassungsstörung F43.2
Kriterien: siehe ICD 10 Seite 167 (Zeitkriterium!)
Diagnostische Kriterien:
Intrusive Symptome: wiederkehrende, quälende Erinnerungen, Gedankenkreisen
Vermeidung von Reizen, Gedanken, Gefühlen, Rückzug
Fehlanpassung: Interesseverlust, Konzentrationsschwierigkeit, Schlafstörung, Angst
DD: affektive Störungen, akute Belastungsreaktion, PTBS, Angststörung, Persönlichkeitsstörung,
organ. Grunderkrankung.
Abnorme Trauerreaktion (= in Art, Intensität, Dauer oder Inhalt außergewöhnlich ist und deutlich von gesellschafts- und kulturspezifischen Norm abweicht) kann als Anpassungsstörung codiert werden.
Als spezielle Form der Anpassungsstörung gilt die posttraumat. Verbitterungsstörung.
Ätiologie: Vulnerabilitäts-Stress-Modell
Therapie:
Krisenintervention: Linderung von Schuldgefühlen, Ängsten, Depression, Anspannung
Resourcenaktivierung: Aktivierung des sozialen Netzes
Stationär-ambulant: Krankschreibung
Medikamentös: symptomorientiert, evtl. vorübergehend Antidepressiva zB SSRI, BZD, Z-Substanzen, pflanz. Präparate, Silexan.
Fall 7
Fall 1: Pat entwickelt PTSD- Symptomatik, nachdem er 1x beinahe an einem kardialen Ereignis verstorben wäre und in weiterer Folge mehrere Fehlaktivierungen seines Defis hatte, nun nach Herz-Op (kein Defi mehr) immer wieder nächtliches Erwachen mit dem Gefühl, Defi hat aktiviert, allg. Reizbarkeit und Nervosität, meidet Besuch im Stadtpark (wo er 1. kardales Ereignis hatte)
Fall 2: PTSD nach Autounfall mit vielen Verletzten, jüngerer Mann
Fall 3: Mann vor einigen Monaten Autounfall mit Polytrauma und langem KH- bzw. Intensivaufenthalt. Von somatischer bzw. chirurgischer Seite guter Verlauf. Nun große Ängste, dass beim Autofahren erneut ein Unfall passieren könnte. Leichter reizbar und wütend auf andere Autofahrer, die rücksichtlos fahren würden und so einen Unfall verursachen könnten. Schlafstörungen mit Albträumen
Fall 4: Iraker aus Forensik, Vorgeschichte Gefängnis und Folter, Rückzug, Flashbacks, reizbar - Frau attackiert…
Fall 5 (FAP 17.4.2023): Pat. Mit sexuellem Missbrauch in der Partnerschaft vor 2 Jahren, konnte sich aber erst vor einigen Monaten aus der Partnerschaft lösen. Hatte dann Flashbacks, zusätzlich Symptome mit Wischbewegungen und magischen Denken sowie kreisenden Armbewegungen vor
dem Essen. Zuletzt Appettitminderung. Psychotherapie wurde angefangen, Symptomatik wurde aber schlimmer. Sie vermeidet Filme und Musik, welche Trigger für sie enthalten. Weiters wiederholte Zustände, in welchen sie 20-30 Minuten starr und abewesend ist.
Fall 6 (FAP 17.4.2023): Männlicher Patient, vor 4 Jahren bei Kontrolle einer Metallpresse in diese hineingeraten und dabei ein schweres körperliches Trauma erlitten mit komplikationsbehafteten Genesungsverlauf und daher heute noch Schmerzen. Sein Leben hat sich dadurch einschneidend
verändert. Er entwickelte PTBS-Symptomatik. Diese ist nun wieder aufgetreten, weil einem Kollegen Ähnliches passiert ist.
Diagnose: Posttraumatische Belastungsstörung F43.1
Kriterien: siehe ICD 10 Seite 173 (Zeitkriterium!!)
Fragen zu Fall 5 (FAP 17.4.2023):
Zwei Verdachtsdiagnosen – PTBS, Zwangsstörung, dissoziativer Stupor
Symptome PTBS
Symptome Zwangsstörung (genau nach ICD 10)
Psychotherapieformen bei PTBS
Kontraindikationen für Traumakonfrontation – dissoziativ, mangelnde therapeutische Beziehung, mangelnde Affektkontrolle
Therapie allg. Bei PTBS – Medikamente in Kombination mit Psychotherapie; Psychotherapie
allein ist 1. Wahl.
Welche SSRIs bei PTBS?
Risikofaktoren für die Entwicklung einer PTBS nach Trauma.
Fragen zu Fall 6 (FAP 17.4.2023):
Diagnosen? – PTBS, anhaltende Persönlichkeitsveränderung nach Extrembelastung
Therapie bei PTBS (gleich wie bei Fall 5)
Komplexe Traumafolgestörung (ICD11): dauerhafte schwere Störung der Affektregulation, Beeinträchtigung des Selbstkonzepts und der Beziehungsfähigkeit
Posttraumatische Belastungsreaktionen nach Stalking, Mobbing.
2 Traumatypen:
1. Typ 1 Traumata oder Monotraumata: plötzlich auftretende, kurz dauernde traumatische
Ereignisse
2. Typ 2 Traumata oder Kumulativtraumata: länger dauernde, wiederholte traumatische
Ereignisse (zB KZ-Haft, Geiselhaft, sexuelle oder körperliche Misshandlung)
Charakteristische Symptomkomplexe:
Intrusive Symptome: Intrusionen (wiederkehrende, sich aufdrängende Erinnerungen),
Flashbacks (dissoziativ. Erleben über Derealisations- und Depersonalisationserleben bis zum
dissoziativen Stupor), nächtliche Albträume
Vermeidungsverhalten
Vegetative Übererregtheit (=Hyperarousal), gelegentlich selbstschädigende Verhaltenswei-
sen
Anhaltende negative Veränderungen von Stimmung und Kognition
DD: Agoraphobie mit Panikstörung, Panikstörung, GAD, Borderline PS, Dissoziative Störungen
Komorbidität: Depression, Angststörung, Somatisierungstörung, Essstörung, Substanzabhängigkeit,
Langzeitfolge andauernde Persönlichkeitsänderung nach Extrembelastung möglich, nichtorgan.
Schlafstörung, sexuelle Funktionsstörung.
Therapie:
Frühintervention:
Watchful waiting
Debriefing (Nachbesprechen für Einsatzkräfte, Primäropfer), alle Elemente des Erlebten
sollen durch gezieltes Ansprechen aktiviert werden, Entwicklung einer PTBS soll vermieden
werden. Kritik: Verhinderung eines natürlichen Vermeidungsprozesses, Verstärkung der
vegetativen Übererregbarkeit, mögliche Retraumatisierung.
Psychotherapie:
Stabilisierung: Krisenintervention, Beziehungsaufbau, Aufklärung über KH-Bild, Entspan-
nungstechniken, Symptomkontrolle durch Patienten
Traumabearbeitung: Defragmentierung dissoziierter Erlebnisinhalte und Integration in indi-
viduelle Biographie, Exposition mit traumatischen Ereignissen. Traumafokussierte VT und
EMDR (eye movement desensitization and reprocessing): imaginatives Traumakonfronta-
tionsverfahren
Rehabilitation
Psychopharmakotherapie:
Mittel der 1.Wahl: Sertralin oder Paroxetin
2.Wahl: Fluoxetin, Venlafaxin,
weiters Mirtazapin, TZA, Moclobemid, Carbamazepin, Lamotrigin
Fall 8
Fall 1: Pat mit Kopfschmerzen ohne organischen Befund, seit 6 Monaten, im Zusammenhang mit psychosozialer Belastung, auch in Vorgeschichte bereits Kopfschmerz im Zusammenhang mit
Belastung.
Fall 2: Patientin mit seit 3 Jahren bestehenden Kopfschmerzen, vor 10 Jahren 2x Peitschen-Schlagsyndrom, zusätzliche Beschwerden Dysmenorrhoe und Haarausfall. Bis auf depressive
Symptomatik, keine psychopathologischen Auffälligkeiten
Fall 3: Pat. nach OP im Halsbereich, seit 6 Monaten Schmerzsymptomatik, die nicht organisch erklärbar ist; wahnhaft anmutende Ideen zu “Verlagerungen” im Halsbereich; zahlreiche vegetative Symptome; Angst, Grübeln; hypochondrische Überzeugungen; viele ärztliche Kontakte + Weigerung, Diagnosen zu akzeptieren, zusätzlich depressive Symptomatik
Fall 1: Anhaltende Schmerzstörung bzw. F45.40 Anhaltende somatoforme Schmerzstörung
Fall 2: Anhaltende Schmerzstörung bzw. F45.41 chronische Schmerzstötung mit somatischen und psychischen Faktoren?
DD F45.8 sonstige somatoforme Störungen (nicht veg. Nervensystem zB psychogene Dysmenorrhoe, Dysphagie, Pruritus, Torticollis spasticus, Zähneknirschen)
Fall 3: F 45.2 Hypochondrische Störung? DD Wahnhafte Störung?
lt. Skript:
Diagnose Somatisierungsstörung F45.0, anhaltende somatoforme Schmerzstörung F45.4
Kriterien: siehe ICD 10 S188, Alexithymie
DD: Schizophrenie (zB Zönästhesien), artifizielle Störung, Panikstörung, Depression, Angststörung,
dissoziative Störung, körperlichen Störung (zB MS, AIDS, SLE), hypochondrische Störung
Komorbidität: Depression, Angststörung, Persönlichkeitsstörung, Medikamentenabusus
Therapie:
Antidepressiva mit dualem Wirkmechanismus (SNRI Duloxetin, Milnacipran), Antiepileptika
wie Pregabalin, Gabapentin, Cave Opiate (Abhängigkeit) und Analgetika
(analgetikainduzierter Dauerkopfschmerz, Nierenschädigung)
Psychotherapie: KVT plus körperorientiert non verbale Verfahren (Biofeedback, progressive
Muskelrelaxation, Achtsamkeitstraining)
Beziehungsaufbau, realistische Ziele vereinbaren, gezielte Aufmerksamkeitslenkung
(Ablenkungsstrategien), genussvolle Aktivitäten, körperliche Aktivierung, kognitive
Verzerrungen (Katastrophisieren), Verhaltensprotokolle (Schmerztagebuch)