Pflanzenschutz Pflanzenschutzmittel – Pflanzenstärkungsmittel (wichtig) Flashcards
Was sind Pflanzenschutzmittel und wie setzen sie sich zusammen?
Pflanzenschutzmittel sind Substanzen, die Schädlinge und/oder Krankheiten abtöten, deren Auswirkung verhindern oder deren Entwicklung hemmen. Sie setzen sich zusammen aus:
WIRKSTOFF und
Haftmittel | Stabilisator | Warnstoff | Füllstoff | Lösungsmittel | Emulgatoren | Trägerstoff
Was sind Pflanzenstärkungsmittel?
Pflanzenstärkungs-, Pflanzenpflege- und Pflanzenhilfsmittel sind Stoffe und Gemische inklusive Mikroorganismen, die ausschliesslich dazu bestimmt sind, der Gesunderhaltung der Pflanzen zu dienen sowie sie vor nichtparasitären Beeinträchtigungen zu schützen.
Was bedeutet “Induzierte Abwehr” (eingeleitete Resistenz)?
Die Rebe verfügt selbst über ein aktives System, mit dem sie sich gegen angreifende Pathogene verteidigen kann. Die Abwehrreaktionen erfolgen nur im Bedarfsfall (z.B. Bildung von phenolischen Substanzen oder von Nekrosen).
Die Rebsorten besitzen unterschiedliche Widerstandsfähigkeiten, z.B. gegen den “Echten und den Falschen Mehltau”. Der Unterschied liegt in der Geschwindigkeit der Erkennung des angreifenden Pilzes, was bei widerstandsfähigen Sorten viel rascher erfolgt.
Durch chemisch induzierte Abwehr wird versucht, dieses Defizit auszugleichen. Die Auslösung einer induzierten Abwehr ist auch von zugelassenen Pflanzenschutzmitteln bekannt.
Was sind häufige Formulierungen (Zubereitungen) der Pflanzenschutzmittel? (6)
- Spritzpulver – werden in Wasser gelöst und mit speziellen Pflanzenschutzgeräten ausgebracht – diese werden im Weinbau am häufigsten verwendet. (WP = wettable powder = wasserdispergierbares Pulver und SP = soluble powder = wasserlösliches Pulver).
- Granulate wie Streugranulate bzw. wasserdispergierbare Granulate
- flüssige Suspensionskonzentrate (SC)
- Pasten (z.B. Wundverschlusspasten)
- eche Lösungen
Was sind Fungizide und wie werden sie unterteilt?
Fungizide – sind pilztötende Mittel (Mittel gegen Botrytis werden Botrytizide genannt)
-
Organische Fungizide
- Wirkstoffgruppe Anilino -Pyrimidine (gegen Grauschimmel)
- Wirkstoffgruppe Azole
- Wirkstoffgruppe Carbonsäureamide (CAA-Fungizide) (wirksam gegen die Keimung der Zoosporen und Sporangien)
- Wirkstoffgruppe Carboxamide (greifen in die Atmung der Pilze ein)
- Wirkstoffgruppe Chinoline (unterbindet die Zellwachstumssignale bei den Echten Mehltaupilzen)
- Wirkstoffgruppe Phenylamide (Behandlung Falscher Mehltaupilze)
- Wirkstoffgruppe Strobilurine (greifen in die mitochondriale Atmungskette ein)
-
Anorganische Fungizide natürlicher Herkunft
- Schwefel (wirkt besonders gegen Echten Mehltau)
- Kupfer (“Bordeauxbrühe”, gegen Falschen Mehltau, Heute ist der Einsatz von kupferhaltigen Pflanzenschutzmitteln besonders bei einer biologischen Bewirtschaftung wichtig)
Was sind Insektizide und wie werden sie unterteilt?
Insektizide – sind insektentötende Mittel (milbentötende Insektizide werden als Akarizide und nematodentötende als Nematizide bezeichnet)
Insektiziden Wirkstoffe beeinflussen die Übertragung von Informationen im Nervensystem. Neben der Einteilung in Frass-, Atem- und Kontaktgiften gibt es die Möglichkeit die Insektizide nach ihrem chemischen Aufbau einzuteilen.
Wirkstoffgruppen:
- Chlorierte Kohlenwasserstoffe
- Insektizide pflanzlicher Herkunft und synthetische Analoga
- Organophosphorverbindungen
- Carbamate
- Chloronicotinyle
- Benzoylharnstoffe
- Öle und Seifen
Welche Pflanzenschutzmittel werden beim Austrieb der Reben eingesetzt?
Austriebsspritzmittel – richten sich gegen überwinternde Schädlinge (Eier, Puppen, Raupen oder erwachsene Tiere). Diese Kontaktmittel bedürfen einer guten Benetzung und besitzen eine insektizide und/oder fungizide Wirkung.
Was sind Herbizide?
Herbizide – sind Spritzmittel oder Streugranulate gegen Unkräuter.
Einteilung der Pflanzenschutzmittel gegen tierische Schadorganismen nach der Art der Aufnahme? (3)
Frassgifte – werden über den Verdauungstrakt der Schädlinge aufgenommen. Unter Frassgiften findet man auch eine Reihe von selektiven Mitteln für den Integrierten Pflanzenschutz, wie z.B. Bacillus-thuringiensis-Präparate zur Bekämpfung des Traubenwicklers.
Berührungsgifte (Kontaktgifte) – müssen mit dem Schadorganismus in Berührung kommen. Daher ist eine exakte Applikation der Mittel notwendig (ausreichende Brühenmenge für Benetzung).
Atemgift – meistens flüssig ausgebracht, gehen aber aufgrund ihres hohen Dampfdrucks rasch in die gasförmige Phase über. Die tierischen Schädlinge werden durch Einatmen des Wirkstoffes abgetötet (z.B. Phosphorinsektizide).
Wie Verhalten sich die Pflanzenschutzmittel in oder auf der Pflanze? (3)
Belagsmittel bzw. Kontaktmittel (oberflächenwirksame Mittel): Wirkstoff bleibt auf der Oberfläche (z.B. Kupfermittel, Netzschwefel, Entwicklungshemmer und einige synthetische Fungizide).
Mittel mit Tiefenwirkung (lokalsystemisch): Wirkstoff wird lokal beschränkt aufgenommen und lokal weitertransportiert. Bestimmte Fungizide (Cymoxanil), Insektizide (Phosphorsäureester) und Herbizide (Glyphosate-Ammonium) besitzen diese Eigenschaft.
Mittel mit systemischer (innertherapeutischer) Wirkung: Wirkstoff wird teilweise oder vollständig aufgenommen und im Saftstrom (akropetal = vornehmlich im aufsteigenden Saftstrom, basipetal = vornehmlich im absteigenden Saftstrom transportiert) verteilt.
Welche Wirkungsweisen besitzen Fungizide? (3)
Vorbeugende Wirkung (protektive Wirkung) – um eine Infektion durch Krankheitserreger, einen eventuellen Schädlingsbefall oder die Keimung von Unkräutern verhindern zu können.
Heilende Wirkung (kurative Wirkung) – Fungizide mit kurativer Wirkung können noch nach erfolgter Infektion am Beginn der Inkubationszeit die sich entwickelnden Pilzhyphen abtöten.
Austilgende (abstoppende) Wirkung (eradikative Wirkung) – Einsatz von Fungiziden können nach dem Sichtbarwerden der ersten Krankheitssymptome erfolgen, wobei der entwickelte Pilz mehr oder weniger gut abgetötet wird.
Was kann man über die Resistenz gegen Pflanzenschutzmittel sagen?
Mikroorganismen (Bakterien, Pilze) und verschiedene tierische Schädlinge sind in der Lage, sich schnell an veränderte Umweltbedingungen anzupassen und auf diese Weise auch gegen die eingesetzten Pflanzenschutzmittel resistent zu werden.
Faktoren die eine Resistenzbildung beschleunigen? (6)
- hohe Vermehrungsrate der Schadorganismen
- hohe genetische Variablität der Schadorganismen
- spezifischer Wirkmechanismus der angewendeten Pflanzenschutzmittel
- hoher Selektionsdruck
- häufige Anwendung eines Wirkstoffes (einer Wirkstoffgruppe)
- Über- und Unterdosierungen
Was sind Antiresistenzstrategien (verzögern eine Resistenzbildung)? (5)
- chemsiche Pflanzenschutzmittel so wenig wie möglich einsetzen bzw. nur so viel als notwendig
- gezielte chemische Bekämpfungsmassnahmen in den Vordergrund stellen
- chemische Bekämpfungsmassnahmen zum biologisch besten Zeitpunkt durchführen
- bei resistenzgefährdeten Wirkstoffen möglichst nach zwei Behandlungen einen Wirkstoffwechsel vornehmen
- vorgeschriebene Konzentration (Hektaraufwand) verwenden
Der Integrierte Rebschutz ist bestrebt, mögliche Resistenzbildungen zu verhindern.
Was sind die Grundlagen für einen verantwortungsvollen Umgang mit Pflanzenschutzmitteln? (4)
- Sachkenntnis (fachliche Schulung über Sinn und Zweck, Erkennen von Gefahren, Sachkundenachweis)
- Verantwortung (Wissen über die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln)
- Geräteausstattung (nur mit sachgerecht ausgerüsteten Geräten ist eine genaue Dosierung und Verteilung auf der Zielfläche möglich)
- Gerätebedienung (richtige Einstellung, Gerätekontrolle)