Methode I: Qualitative Interviews und Fokusgruppen + Beispiel Flashcards
Interview
- Gespräch indem Rollen asymmetrisch verteilt sind
- Forscher stellt Fragen
- Teilnehmende geben Antworten
Leitfadeninterview
- Halbstandardisiertes Interview
- Reihenfolge der Fragen wird dem Gesprächsverlauf angepasst
- Fragenformulierung in Anlehnung an Begrifflichkeit der Teilnehmenden
- Leitfaden dient lediglich als Anhaltspunkt
Vorteile Interview gegenüber standardisierten Fragebögen
- Erklärungen und freie Antworten möglich
- Personengruppen besser erreichbar
- Anregung zur Selbstoffenbarung
- Ziel: Meinungen/Gedanken der Befragten herausfinden
Nachteile Interview gegenüber standardisierten Fragebögen
- Auswertung ist aufwendiger
- Zurückhaltende Selbstoffenbarung
- Soziale Erwünschtheit
Ideale Fragenformulierung
- Keine Ja/Nein Fragen
- Immer nur eine Frage
- Keine Suggestivfragen
- Keine doppelten Verneinungen
- Nicht zu viele Warum Fragen
- Formulierung an Ausdruck der Interviewten anpassen
- Zur Diskussion anregen
In welchen Situationen steigt die Wahrscheinlichkeit der Selbstoffenbarung?
- Angenehmen Situationen
- Gegenüber Fremden
- Gegenüber Personen mit denen man etwas gemeinsam hat
Gruppendiskussion
- 5-15 Personen diskutieren zu vorgegebenem Thema
- Leitung der Diskussion von Forscherin unter Verwendung eines thematischen Leitfadens
- Forscher moderiert Diskussion, aber keine inhaltliche Äußerung
Fokusgruppe
- Qualitative Methode für Forschungsfragen die tieferes Verständnis eines Phänomens verlangen im Vergleich zu quantitativen Methoden
Auswahl der Teilnehmenden der Fokusgruppe
- Zweckmäßige Auswahl der Teilnehmenden zum Thema der Fokusgruppe
- Teilnehmende haben etwas zum Thema zu sagen, passendes Alter und gleiche soziocharacteristik, fühlen sich wohl mit dem Interviewer zu sprechen
- Keine repräsentative Auswahl
Ziele der Fokusgruppe
- Background Infos bekommen
- Entwicklung von Hypothesen
- Gemeinsamkeiten/Unterschiede der Teilnehmenden
- Neue Ideen generieren
- Identifizieren von Problemen
- Impressionen von Produkten, Programmen, Dienstleistungen erhalten
- Wie sprechen Teilnehmen über Phänomene? -> Verbesserung Formulierung von Fragebögen
- Interpretation quantitativer Ergebnisse
Historie Fokusgruppe
- 1930er Jahre Zweifel über traditionelle Befragungsmethoden, da wenig Spielraum bei geschlossen Fragen
- Entwicklung neuer Befragungsstrategie mit weniger dominanten Rolle des Interviewenden
- Während des 2. WK erste Fokusgruppe zur Wirkung von Anti-Nazi Kampagnen und Moral innerhalb US-Militär
- Befragte geben eher Informationen in Runde mit Gleichgesinnten
- 1950er Fokus auf quantitativen Methoden
Fokusgruppen in verschiedenen Stadien
- Verstehen: Wie bewerten und verstehen Teilnehmende ein bestimmtes Produkt?
- Pilot-Test: Was finden potenzielle User gut/schlecht? (Finanzieller Vorteil)
- Bewertung: Produkt ist auf dem Markt -> Mögliche Verbesserung, welche Probleme gibt es?
Voraussetzungen Fokusgruppe
- Präzise Definition des Themas
- Systematische Eingrenzung
- Guideline und Fragenkonzept
- Thema für Teilnehmende verständlich
- Auswahl der Teilnehmenden aufgrund Betroffenheit des Themas
Entwicklung Fragen
- Typischerweise 12 Fragen (bis zu 120min)
- Opening Fragen: 1
- Introductory Fragen: 1
- Transition Fragen: 2
- Key Questions: 4
- Ending Questions: 2
Weitere Elemente von Fokusgruppen
- Gedanken verschriftlichen lassen/ Auflisten
- Picture-Sorting
- Mind-Map
- Vorher Logbuch führen lassen
Probleme bei Fokusgruppen
- Keine Erfahrung der Teilnehmenden zum Thema -> Gefahr etwas ausdenken
- Triviale Ergebnisse -> Abschließende Bewertung der Teilnehmenden einholen
- Dominante Teilnehmende beeinflussen Gruppe
Analyse von Fokusgruppen
- Transkription der Fokusgruppe (Aufzeichnung der Gruppendiskussion)
Wert von Fokusgruppen
- Zur Generierung von Hypothesen
- Entdeckung neuer Zusammenhänge
- Schwierig kontrollierte Medienvariationen in Experimenten zu erstellen
- Reproduktion von Meinungen
- Betont soziale Natur der Kommunikation
Vorteil Fokusgruppe
- Ermöglicht Einblick in Meinungen und Einstellungen der Teilnehmenden
- Persönliche Kontexte der Teilnehmenden können berücksichtigt werden
Nachteil Fokusgruppe
- Kein Nachweis von Kausalbeziehungen möglich, da uV nicht kontrolliert erde kann
- Keine Generalisierung möglich, da Daten nicht verlässlich sind und nur kleine Stichprobe
Annahmen für ein erfolgreiches Interview
- Frage wird vom TN verstanden
- Atmosphäre fördert ehrliche Antwort
- TN weiß die Antwort
- TN ist in der Lage Antwort zu formulieren
- Antwort wird vom Interviewer verstanden
Fragen für Fokusgruppen
- Regen zur Diskussion an
- Sprache die für TN verständlich ist
- Einfach “laut” zu sagen
- Einfache Fragen
- Kurze Fragen
- Offene Fragen
- Eindimensionale Fragen
- Klare durchdachte Anweisungen (Bsp. etw. auflisten, aufschreiben etc.)
Fragekonzept (Questioning Route)
- Beginnt mit einfacher Frage die für alle gut zu beantworten ist
- Konversation verläuft natürlich von einer Frage zur nächsten
- Beginnt mir generellen Fragen und wird dann spezifischer
- Verfügbare Zeit sinnvoll nutzen
Topic Guide
- Liste von Themen für die Fokusgruppe
- Liste beinhaltet Wörter und Sätze als Gedankenanstoß für Inhalt
- Eher für professionelle Moderatoren in Marketingstudien
Fragekategorien
- Opening Question
- Introductory Question
- Transition Question
- Key Question
- Ending Question
Opening Question
- Alle TN beantworten OQ
- Ziel: Alle TN sollen früh etwas sagen
- Einfach und schnell zu beantworten
Introductory Question
- Führen in das Thema der Diskussion ein
- Ermutigen Konversation der TN
- Offene Fragen die Äußerungen der Meinung verlangen
Transition Questions
- Führt über zu den Schlüsselfragen der Diskussion
- Animieren die TN tiefer in ein Thema einzudringen
Key Question
- Maßgeblich für Studie
- Etwa 2-5 Fragen
- Jeweils 10-20min
Ending Questions
- Ermöglichen Reflexion des gesagten
- Zusammenfassung des Gesagten
- Prüfen, dass nichts vergessen wurde
Fragen mit aktiver Teilnahme
- Auflisten/ Antworten verchristlichen
- Rating Skala
- Auswahl eines Favoriten unter Alternativen
- Bilder sortieren (Kategorien Bilden) + Auswahl passendes Bild zum Thema
- Bilder malen
- (Fluss-) Diagramm malen
- Erstellen einer Mind Map
- Imagination Questions
- Kampagne entwickeln
- Aufgabe bevor die Fokusgruppe stattfindet (als Vorbereitung), Bsp. Logbuch
- Brain vs. Heart
Vorgehensweise zur Entwicklung eines Fragekonzepts
- Brainstorm
- Formulierung der Fragen
- Fragen anordnen (Generelle -> spezifische Fragen; positive -> negative Fragen)
- Zeit pro Frage planen
- Feedback einholen
- Fragen überarbeiten
- Fragen testen