Lesson 1 Flashcards

1
Q

Nikomachische Ethik

A

Eine ethische Schrift von Aristoteles, die entweder nach dessen Vater oder dem Sohn benannt wurde. (beide hiessen Nikomachos). Sie sind ein Leitfaden für ein gutes Leben.

Er versteht Beratung als Kunst, die folgende drei Perspektiven vereint:
(1) Perspektive des Allgemeinen (Wissenschaft)
(2) Perspektive der Person (Such nach der richtigen Meinung)
(3) Perspektive/Haltung des Beraters (Takt)

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2
Q

Paradigmenwechsel

A

Wechsel von einer wissenschaftlichen Grundauffassung zu einer grundsätzlich völlig neuen Auffassung

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3
Q

Aneignung

A

Bezeichnung für den Prozess, in dem der Lernende das Wissen bzw. den Lehrstoff verinnerlicht und sich so zu eigen macht.

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4
Q

Systemisches Denken

A

Hierbei wird versucht, das Handeln von Menschen als dynamische Wechselwirkung verschiedener Elemente und Systeme zu erkennen und zu beschreiben.

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5
Q

Gestaltpsychologie

A

Ansatz der Psychologie, der untersucht, wie Menschen mit ihren Sinnen Strukturen und Ordnungsprinzipien erkennen und entwickeln.

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6
Q

Emergenz

A

Auftreten völlig neuartiger Eigenschaften aus dem Zusammenspiel von Elementen eines Systems

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7
Q

Kognition

A

Sammelbegriff für Wahrnehmen, kombinatorisches Denken und Erinnern

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8
Q

Affekt

A

Oberbegriff für Gefühle, Emotionen, Stimmungen und Befindlichkeiten

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9
Q

Humanistische Perspektive

A

Will dazu beitragen, dass der Mensch sich als gesunde, sich selbst verwirklichende und schöpferische Einheit entfalten kann.

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10
Q

Feedback

A

Begriff aus Kybernetik, der ein Rückmeldesystem für den Wirkungsgrad einer Aktion bezeichnet.

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11
Q

Metaposition

A

Möglichst unbeteiligte Wahrnehmung aus einer grösseren Entfernung.

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12
Q

Radikaler Konstruktivismus

A

Eine erkenntnistheoretische Position, die davon ausgeht, dass Wissen nicht die objektive Realität widerspiegelt, sondern vom Individuum konstruiert wird.
Radikalste Form des Konstruktivismus, als hier davon ausgegangen wird, dass die vom Wahrnehmenden unabhängig existierende Realität durch menschliche Wahrnehmung nicht erkannt werden kann.

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13
Q

Kausalität

A

Ursache-Wirkungs-Zusammenhang

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14
Q

Korrelation

A

Wechselseitige Beziehung bzw. mehr oder weniger zufälliger Zusammenhang zwischen Elementen bzw. Systemen.

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15
Q

Perturbation

A

Anstoss zur Veränderung der Struktur oder des Zustandes eines Systems. Im Deutschen wird oft der Begriff „Störung“ verwendet.

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16
Q

Wie kann Beratung definiert werden?

A

Begriff ist vielfältig genutzt.
Beratung stellt „ein Angebot dar, das Individuen in allen Bildungs-, Berufs- und Beschäftigungsphasen ihres Lebens darin unterstützt, ihre Interessen, Fähigkeiten und Kompetenzen zu erkennen, Handlungsproblematiken zu bearbeiten und Entscheidungen zu treffen, um eigenverantwortlich ihre Bildungs- und Berufsbiographien zu gestalten“

Eine Beratung ist erfolgreich, „wenn die Beratenen Entscheidungen und Problembewältigungswege gefunden haben, die sie bewusst und eigenverantwortlich in ihren Ressourcen umsetzen können“. Dazu zählt explizit auch die Erschließung von Potenzialen zur Selbsthilfe und von sozialen Ressourcen aus dem privaten Umfeld oder der Arbeitswelt.

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17
Q

Wie wird Beratung von anderen Disziplinen abgegrenzt?

A

Professionelles Handlungfeld und umgangsprachlicher Begriff (=Bereitstellung von Information).
Im professionellen Kontext Abgrenzung zur Psychotherapie: Während für die Psychotherapie das Heilen im Mittelpunkt steht, ist Beratung eine „Form der Hilfe und Unterstützung“

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18
Q

Welche Eckpunkte zeichnen ein Beratungsverständnis aus?

A
  • Professionalität: Der Beratungsprozess umfasst ein explizites „Beratungssetting mit Rahmung, Auftragsklärung, Kontrakt und Transparenz“
  • Ergebnisoffenheit, Freiwilligkeit und zeitliche Eingrenzung des Beratungsprozessesgeteilter
  • Verantwortungskontext: Im Mittelpunkt stehen Interessen, Lebensumstände und Ressourcen des ratsuchenden Individuums. Im Beratungsprozess übernehmen Beratende und Ratsuchende gemeinsam Verantwortung für den Prozessverlauf.
  • Reflexion und Entscheidungsfindung: Die Tätigkeit des Beratenden geht über reine Informationsvermittlung hinaus und ermöglicht eine begründete Entscheidungsfindung des Ratsuchenden.
  • Formen- und Formatvielfalt: Beratung kann viele Ausprägungen annehmen und viele Aktivitäten umfassen, um den Zielgruppen gerecht zu werden. So gibt es neben individueller Beratung auch Gruppen- und Onlineberatung.
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19
Q

Wie unterscheidet sich Beratung von einem Gespräch?

A

In der Beratung erfolgt die Lösungsfindung im Wesentlichen im Gespräch. Von einfachen Gesprächen und Diskussionen unterscheidet sich ein Beratungsgespräch durch zwei Merkmale:
1. Struktur: Klient-Gegenstand-Berater,
2. Aufgabe/Funktion: Strategie- oder Lösungsentwicklung.

20
Q

Was zeichnet die klientenzentrierte Beratung aus? (Haltung)

A

Der Berater hat im Beratungsgespräch keinen Ratschlag und keine Diagnose oder Anleitung zu geben, sondern muss vielmehr für den Klienten „ein Spiegel sein“. Erfolgreich ist der Berater, wenn es ihm gelingt, sich der Führung des Klienten anzuvertrauen. Damit rückt die Beziehung zwischen Berater und Ratsuchendem in den Mittelpunkt. Keine Problemlösungsversprechen, sondern Hilfe zur Erkenntnis über sich selbst zu erlangen.

Haltung
• Empathie: einfühlendes Verstehen („Gehen in den Schuhen des Anderen“),
• Wertschätzung: bedingungsfreies Akzeptieren des Ratsuchenden in seinem Menschsein,
• Kongruenz: Übereinstimmung von Gedanken, Gefühlen, Mimik und sprachlichem Ausdruck.

21
Q

Was ist das Ziel der personenzentrierten Beratung? (in erziehungswissenschaftlichen Perspektive)

A

ANEIGNUNG
- Reflexivität
- Selbstbestimmung
- Mündigkeit
Es vergrössert sich der Raum an neuen Deutungen, Bewertungen und, damit verbunden, an Lösungsmöglichkeiten.

22
Q

Was sind Merkmale des systemischen Denkens?

A

Teams, Gruppen oder Familien, ja auch einzelne Individuen, lassen sich nicht nur als feststehende Einheiten betrachten, sondern auch als ein Gefüge von Elementen, die in Beziehung miteinander stehen: als System. Wichtig für die Definition eines Systems sind weniger die Beobachtungen und Bewertungen von aussen, als vielmehr die Art und Weise, wie sich ein System von seiner Umwelt abgrenzt.
Deshalb versuchen Berater mit systemischem Blick und systemischer Haltung, nicht Dinge, Objekte oder Menschen „an sich“ zu betrachten, sondern mehr auf Beziehungen und ihre Wechselwirkungen und Austauschprozesse zu achten.
Es gibt also keine einzige oder einmalige Folge von Ursache und Wirkung – und auch, was „der Fall ist“ oder was als „Problem“ wahrgenommen wird, kann nicht von aussen durch einen Berater oder Beobachter festgestellt, sondern nur vom System und seinen Mitgliedern selbst beschrieben und ausgehandelt werden. Ein Berater oder Beobachter kann lediglich mehr oder weniger gut geeignete Hypothesen darüber bilden und den Ratsuchenden anbieten.

23
Q

Welche zentrale Fragen versucht die PZS zu klären?

A
  1. Wie erschaffen Menschen aus einer komplexen Welt aus physikalischen und
    chemischen Reizen und Informationen eine „sinnhaft geordnete Lebenswelt“?
  2. Wie passt sich diese Ordnung an wandelnde Bedingungen und Herausforderungen an?
  3. Warum kann diese Anpassung misslingen und sich als ungeeignet erweisen?
  4. Wie kann professionelle Hilfe, wie Beratung, Ressourcen und Potenziale der Selbstorganisation nutzen?
24
Q

Was sind Probleme und Symptome sind im Sinne der PZS?

A

Überstabile Lösungsstrukturen für Umgebungsbedingungen, die sich längst geändert haben. Probleme sind nicht zwangsläufig Folen einer singlären Ursache, sondern vielmehr ein Muster, das sich entwickelt, weil es sich entwickelt hat.

25
Q

Welche Aspekte müssen PZS Berater in ihrer Arbeit berücksichtigen?

A
  1. Symptome und Probleme müssen als Interaktionen zur Stabilisierung oder zur Veränderung auf den vier Prozessebenen verstanden werden.
  2. Entwicklungen auf diesen Prozessebenen verlaufen nicht linear; die Verwobenheit der Prozessebenen erzeugt Wechselwirkungen und Entwicklungssprünge.
  3. Die vier Prozessebenen unterliegen stets „subjektiven“ und „objektiven“ Prozessebenen, die sich gegenseitig beeinflussen.
26
Q

Was ist Kybernetik?

A

Die Kybernetik ist eine Querschnittsdisziplin oder Metawissenschaft der Natur-, Ingenieur- und Sozialwissenschaften. Sie erforscht Prozesse in Systemen im Hinblick auf Informationsaustausch und -verarbeitung, Regelung und (Selbst-)Organisation. Dazu untersucht die Kybernetik Aspekte wie „Regelung, Informationsverarbeitung und -speicherung, Adaption, Selbstorganisation, Selbstproduktion, strategisches Verhalten u. a.“ Als Grundlegung der Kybernetik gilt die Beschreibung des Regelkreises in der Arbeit des Mathematikers und Philosophen Norbert Wiener (1894–1964): In einem Regelkreis findet ein permanenter Abgleich zwischen dem Sollwert eines Systemparameters und dem tatsächlichen, aktuell gemessenen Zustand dieses Parameters, dem Istwert, statt. Auf Abweichungen des Istwertes vom Sollwert reagiert das System mit negativem Feedback.

27
Q

Was ist Kybernetik erster Ordnung?

A

Vergleich von Ist- und Sollwert. Eg. Thermostaat.
Findet der Vergleich das Istwert zu klein ist, vergrössert er den Istwert um sich dem Sollwert anzupassen und umgehkehrt, wenn Istwert zu gross.

Dynamik rückgekoppelter (rekursiver oder selbstreferenzieller) Prozesse: „Das Wesen eines Regelkreises erschließt sich nur dem, der ihn in seiner Gesamtheit als System betrachtet“.
Dient oft dazu, Strategien zu entwerfen und ein System in den Griff zu bekommen.
Bsp. Familie: Dem hypothetischen Gleichgewichtszustand werden dann dysfunktionale familiäre Muster gegenübergestellt: zu rigide Kommunikations- und Interaktionsregeln in der Familie, nicht ausgetragene Konflikte in der Partnerschaft oder Ähnliches. Wenn der Gleichgewichtszustand in der Familie bedroht wird, fällt dem „Symptom“ oder den „Symptomträgern“ die Aufgabe bzw. die Funktion zu, zur Wiedererlangung des Status quo beizutragen

28
Q

Was ist Kybernetik zweiter Ordnung?

A

Zur Kybernetik erster Ordnung kommt der Beobachter hinzu. Die Kybernetik zweiter Ordnung setzt die Beobachtung des Beobachters in den Fokus und nimmt die Beziehung zwischen diesem vermeintlich außenstehenden Beobachter zu seinem beobachteten Objekt unter die Lupe.
Das hat schwerwiegende Folgen für Theorie und Praxis der Beratung: Nach diesem Verständnis gibt es kein System (wie z. B. eine Familie, eine Lerngruppe oder ein Team), das sich objektiv beschreiben und auf seine Dysfunktionalität analysieren liesse. Vielmehr wird dieses System erst durch die Beobachtung des Beobachters geschaffen und beeinflusst – also sowohl des Klienten als auch des Beraters. Damit wird es dem Berater unmöglich, die Rolle eines externen und neutralen Beobachters einzunehmen, um ein Geschehen objektiv beschreiben zu können. Er kann nicht wissen, was „wirklich“ und was „gut“ für einen Klienten ist.
Insgesamt verschiebt sich die Zielsetzung: Statt ein Gleichgewicht für das System als Beratungsergebnis erreichen zu wollen, gilt es herauszufinden, wie das System sich verändert oder verändern kann.

29
Q

Was besagt der Konstruktivismus?

A

Für Konstruktivisten ist die Wahrnehmung der Welt abhängig von den jeweiligen Konstruktionen derjenigen, welche die Welt wahrnehmen. Deshalb kann es streng genommen auch keine Objektivität im menschlichen Erkennen und Handeln geben. Unmöglich, Leistungen im Gehirn, die für das Lernen notwendig sind, zu lokalisieren und sichtbar zu machen.
Konstruktivisten sehen das menschliche Erkennen nicht getrennt von der zu erkennenden Welt, sondern als Teil von ihr. Dementsprechend richtet ein Berater, der sich am Konstruktivismus orientiert, seinen Blick „auf die Wechselbeziehungen zwischen beidem, Erkenntnis und Erkanntem“.
Für Konstruktivisten gibt es kein Kriterium, „auf Grund dessen wir beurteilen könnten, wann unsere Beschreibungen oder Abbilder ‚richtig‘ oder ‚wahr‘ sind“. Deshalb plädieren sie für Relationalität, Toleranz und Methodenvielfalt.

30
Q

Was ist der soziale Konstruktivismus?

A

Anpassung und Weiterentwicklung des Konstruktivismus.
Sozialen und kulturellen Kontexte von Wirklichkeitskonstruktionen. Gesellschaftliche Konventionen und Kommunikation (Rhetorik) bestimmen Gergen zufolge, wie sich bestimmte Auffassungen durchsetzen und ein Mensch in dieser Gesellschaft Wirklichkeit konstruiert. Der Soziale Konstruktivismus widerspricht der Vorstellung, dass Menschen charakteristische Verhaltensweisen in erster Linie aufgrund von konstanten inneren Eigenschaften, Einstellungen oder Charakterzügen zeigen. Stattdessen wird davon ausgegangen, dass Verhalten vor allem ein Ergebnis sozialer Prozesse ist.

31
Q

Mit welchen Kennzeichen/Merkmale lassen sich soziale Systeme beschreiben?

A
  • System-Umwelt-Differenz: Systeme entstehen und definieren sich durch die Abgrenzung zur Umwelt.
  • Selbstreferenz: Systeme beziehen sich auf sich selbst und können die Elemente, aus denen sie bestehen, selbst erschaffen: Familien bestimmen, was eine „Familienangelegenheit“ ist, Arbeitsteams bestimmen, was in ihren
    Meetings zur Sprache kommt und was nicht besprochen wird (z. B.
    Privates).
  • operationale Geschlossenheit: Jedes System kommt beim Umgang mit seiner Umwelt zu eigenen Ergebnissen, weil es an Handlungen und Kommunikationsereignisse anknüpft, die es selbst erzeugt hat. Deshalb kann ein System nicht ohne Weiteres an ein anderes System „anschließen“. Es gibt keine „Standardlösungen“ und Standardkommunikationen, die von außen (z. B. durch Beratung) in das System hineingetragen werden können: Was in einem System „Familie“ funktioniert, muss nicht zwangsläufig in einem anderen System „Familie“ funktionieren
  • strukturelle Kopplung: Kausalität im herkömmlichen Sinne gibt es in der Systemtheorie nicht. Die Feststellung von Ursache und Wirkung wäre ein Erzeugnis des Betrachters, das es nicht losgelöst vom Betrachter geben kann. struktureller Kopplung, die eine Gleichzeitigkeit beschreibt, die nicht unbedingt eine Kausalität ausdrücken muss.
32
Q

Welche Bedeutung hat Kommunikation in der Systemtheorie?

A

Soziale Systeme entstehen durch Kommunikation. Jedes System ist ein Kommunikationssystem. Durch Kommunikation erschafft und erhält sich das System selbst. Nicht Menschen kommunizieren, sondern die Systeme.

Drei Kompeneten sind dafür erforderlich:
1. Selektion einer Information,
2. Mitteilung dieser Information und
3. Verstehen oder Missverstehen dieser Mitteilung (und der darin enthaltenen Information).

33
Q

Was besagt die Theorie der autopoietischen Systeme?

A

nach Maturana und Varela
„Selbstschöpfung“ lebender Systeme. Das heisst: Lebewesen erzeugen sich aus eigenen Bestandteilen, ohne dass es irgendwelcher Ordnungen oder Handlungen von aussen bedarf.
So hält z. B. eine Zelle „ihre Existenz dadurch aufrecht, dass sie die Bestandteile, aus denen sie besteht, immer wieder selbst erzeugt“
Erkenntnis ist in diesem Sinne nicht mehr ein Resultat, das Objekte final erklären kann, sondern „effektives Handeln“. Indem der Mensch erkennt, wie er erkennt, bringt er sich selbst hervor. Die Reflexion über das eigene Tun und das eigene Erkennen macht den Menschen (erst) zum Menschen.
Klarer ethischer Anspruch: „Menschlichkeit durch Koexistenz“

34
Q

Warum steigt der Bedarf an Beratung immer mehr?

A
  • Grössere Nachfrage aufgrund gesellschaftlicher Entwicklung und Stellenwert von Beratung
  • Zunahme an Auswahl/Diversität und somit Komplexität
  • arbeitsweltbezogenen Beratung rechtliche, ökonomische oder arbeitsmarktpolitische Entwicklungen sein.
  • Globalisierung, Digitalisierung und die Veränderung der Arbeitswelt, schaffen neue konkrete Beratungsbedarfe und -anlässe.
35
Q

Durch was wurden die Ansätze der Beratung geprägt?

A

Arbeiten des Psychologen Carl Rogers.
Seine Ansätze der Humanistischen Psychologie und klientenzentrierte Gesprächstherapie.

Idee: Mensch strebt nach Selbstverwirklichung und dem Bedürfnis nach Wertschätzung und Beachtung. Der Mensch hat die Kraft, angelegte Anlagen selbst zu entwickeln. Ist aber auch auf Beziehungen und Begegnungen angewiesen.

36
Q

Was besagt das Berater-Klienten-System?

A

Zusammenarbeit in Beratung → System, aus zwei Teilsystemen:
Der Klient mit seinem Anliegen und seiner Umwelt bildet das „Klientensystem“ (KS). Der Berater mit seiner Sicht, seinen Erfahrungen und seinen Zielen bildet das „Beratersystem“ (BS). Während einer Beratung bildet sich für eine bestimmte Zeitspanne ein drittes System, das „Berater-Klienten-System“ (BKS)

37
Q

Was ist das Dilemma der Sozialen Arbeit?

A

Weil Menschen durch das Sozialrecht ein Recht auf Unterstützung haben, besteht auch bei Beratung ein doppeltes Mandat aus einerseits der Hilfe (z. B. durch Förderung von Selbstbestimmung und Mündigkeit) und andererseits der Kontrolle, die Beratung ausübt, wenn sie als Element staatlicher Sozialpolitik zur Stabilität der gesellschaftlichen Ordnung beitragen will

38
Q

Was ist Kausaliät (im Bezug auf Personenzentrierte Systemtheorie)?

A

Systeme – wie z. B. eine Familie – sind keine feststehenden Entitäten, sondern Gebilde in wechselseitigem Kontakt und Austausch. Alle Teile des Systems stehen in Beziehung zueinander und das ganze System steht in Beziehung zu seiner Umwelt.

39
Q

Was besagt die Personenzentrierte Systemtheorie?

A

nach Jürgen Kriz,
Die „Personzentrierte Systemtheorie“ (PZS) verfolgt das Ziel, den Prozessebenen menschlichen Erlebens im Kontext von Psychotherapie, Beratung und Coaching gerecht zu werden, indem es das Zusammenwirken von vier Systemebenen bei der Aufrechterhaltung und Veränderung von Problemen und Symptomen betrachtet: die körperliche, die psychische, die interpersonelle und die gesellschaftlich-kulturelle Systemebene. Auf jeder Ebene können sich Wahrnehmungsmuster und Ordnungen entwickeln und sich jeweils an die Prozesse auf den anderen Ebenen anpassen bzw. diese verändern

40
Q

Attraktoren

A

Ordnungen in PZS, die sich selbst entwickeln. Eg. rhythmisches Klatschen nach einem Konzert. Dynamik zwischen Mikroebene (einzelnem Menschen) und Makroebene (Gruppe/Masse).
Der grosse Nutzen dieser Attraktoren besteht darin, dass sie für den Einzelnen Komplexität reduzieren: Neue Informationen werden durch selektive Wahrnehmung reduziert und eingeordnet; im Laufe der Zeit entstehen so auch recht beständige Muster. Durch Ordnung und Muster erhält ein Mensch Sicherheit. Zugleich grenzen diese Muster die Verhaltensmöglichkeiten dieses Menschen ein

41
Q

Was sind die vier Systemebenen, und wie sind ihre Wechselwirkungen?

A

(1) - interpersonelle Ebene: Auf der interpersonellen Prozessebene spielt sich die Kommunikation in Familien, Kleingruppen, Teams und so weiter ab. Jede dieser Kommunikationen wird von persönlichen Sinndeutungen geprägt. Auf der interpersonellen Ebene entstehen Interaktionsmuster und kommunikative Regeln. Die interpersonelle Ebene schließt auch abwesende Personen ein (z. B. verstorbene Familienmitglieder), welche Einfluss
haben können.
(2) - psychische Ebene: Auf der psychischen Prozessebene reduzieren die individuellen Sinnattraktoren eines Menschen die Vieldeutigkeit der Sinneseindrücke. Hier werden Sinn und Bedeutung erzeugt.
(3) - gesellschaftlich-kulturelle Ebene: Auf der gesellschaftlich-kulturellen Prozessebene werden „Sprache, Konzepte, Welt- und Menschenbilder, Handlungsprinzipien, Wertvorstellungen etc.“ wirksam, die ein einzelner Mensch nicht persönlich erzeugt hat. Es können z. B. gesellschaftliche und kulturelle Konzepte wie „Burn-Out“, „Depression“ oder „Mobbing“ auf das Selbstverständnis und die Selbstbeschreibung einer Person wirken und damit auch die Ordnungen auf den anderen Systemebenen beeinflussen.
(4) - körperliche Prozessebene: Immer wenn Menschen denken, dann fühlen sie auch. Die PZS versteht den Körper als „Integrator von Fühlen und Denken“ und räumt der körperlichen (organismischen) Prozessebene eine größere
Bedeutung ein, als sonst in Beratung/Coaching gemeinhin üblich. Auf der körperlichen Ebene wirken zirkuläre Einflüsse zwischen Kognition und Affekten:
Gefühle bestimmen unser Denken und die Wahrnehmung einer Situation;
zugleich bestimmt auch das Denken unser Gefühlsleben. Zu beachten ist,
dass kognitive Prozesse zumeist eher veränderbar sind als affektive
Prozesse.

42
Q

Was ist die Aufgabe von Coaches/Berater in PZS?

A

Muster von Attraktoren sollen irritiert werden. Wenn Muster in eine Lage kritischer Fluktuationen kommen, ergibt sich eventuelle eine Chance zur Veränderung.
Dazu werden vier Systemebenen und ihre Wechselwirkungen betrachtet.

43
Q

Zirkularität

A

Verhaltensweisen eines Individuums werden immer durch das Verhalten der anderen mitbedingt und bedingen diese selbst mit. Ist ein Schlüsselthema im konstruktivistischen Denken.
Das heißt für die Beratung: Jedes Verhalten kann gleichermaßen als Ursache und als Auswirkung betrachtet werden, welche wiederum Ursache für weiteres Verhalten sein kann. Dementsprechend können einzelne Personen ebenso „Opfer“ wie „Täter“ sein. Für ein sogenanntes „Problem“ bedarf des Zusammentreffens vieler Beteiligter.

44
Q

Viabilität

A

Dieser Begriff lässt sich am treffendsten mit „Gangbarkeit, Passung, Funktionalität“ umschreiben. Im konstruktivistischen Denken ist die „sogenannte Wirklichkeit das Ergebnis von Kommunikation“. Deshalb gibt es „zahllose Wirklichkeitsauffassungen“, die „sehr widersprüchlich sein können“ und „alle das Ergebnis von Kommunikation und nicht der Widerschein ewiger, objektiver Wahrheiten sind“

Wichtiger als „Objektivität“ ist vor allem für radikale Konstruktivisten die
Frage, ob bestimmtes Wissen „brauchbar, relevant, lebensfähig“ – mit einem Wort – „viabel“ ist: Inwieweit es „der Erfahrungswelt standhält und uns befähigt, Vorhersagen zu machen und gewisse Phänomene
(d. h. Erscheinungen, Erlebnisse) zu bewerkstelligen oder zu verhindern“. Viabilität heißt in diesem Sinne:
1. „lebensdienliches Erkennen“
2. „begriffliche Stimmigkeit“
3. „intersubjektive soziale Konsensfähigkeit“

45
Q

Was besagt die Theorie sozialer Systeme?

A

nach Luhmann
In verschiedensten Bereiche unserer Gesellschaft (Wirtschaft, Kultur, Familie etc.) Ordnung und System finden lassen. Seine Systemtheorie baut auf den Kategorien „System“ und „Umwelt“ auf.
Systeme zeichnen sich aus durch Differenzen zwischen System und Umwelt.
Familie ergibt sich nicht aus Summe der Familienmitglieder, sondern aus Abgenzung zur Umwelt. Durch Handeln wird bestimmt, wer dazu gehört, und wer nicht.

46
Q

Welche Folgen hat das Systemverständnis der nach der Theorie sozialer Systeme für Berater?

A

Ein Berater kann ein Klientensystem nicht einfach verändern. Er kann es auch nicht gezielt „beraten“, denn das System entscheidet selbst, was überhaupt der Fall ist, worin das sogenannte „Problem“ besteht, welche Informationen es aufnimmt, wie es diese Information versteht und wie es mit der Information umgeht. Berater können lediglich einen Anstoß geben und einen Reiz ausüben, der möglicherweise das System bzw. dessen übliche Handlungs- und Reaktionsweisen unterbrechen und damit bestenfalls verstören kann (Perturbation).
Es ist aber durchaus mindestens genauso wahrscheinlich, dass ein System – z. B. eine Familie, eine Gruppe oder ein Klient – die ihr im Rahmen von Beratung angebotenen Informationen (oder auch Übungen, Lösungen oder Ähnliches) auf eine Art und Weise selektiert und deutet, dass damit der Status quo des Systems bestmöglich aufrechterhalten wird. So kann es sein, dass die gegebene Anregung oder angebotene Lösung so umgedeutet wird, dass sie in bestehende Erklärungsmuster integriert werden kann.
„Das Problem ist nicht das Problem, sondern wie darüber gesprochen wird“