Kraftwerkseinsatzplanung Flashcards
Definition und Ziel der Kraftwerkseinsatzplanung
Man unterscheidet nach Planungszeitraum:
- Kraftwerksausbauplanung (1 Jahr bis Ende der Abschreibungsdauer)
- Energieeinsatzplanung (1 Monat bis 1 Jahr)
- Kraftwerkseinsatzplanung i.e.S. (1 Tag bis 1 Woche)
- Kurzfristige Kraftwerkseinsatzplanung (1 Stunde bis 1 Tag)
- Optimale Lastaufteilung (5 Minuten bis 1 Stunde)
Ziel ist die Maximierung der Deckungsbeiträge des Kraftwerks durch Teilnahme an den verschiedenen Märkten für Fahrplanenergie und Systemdienstleistungen
Anwendungsbereich für die KEP
Wirtschaftlichkeitsbewertung von Kraftwerken/Kraftwerksinvestitionen:
- Betrachtungszeitraum (mehrere Jahrzehnte)
- Prognose der Strom- und Brennstoffpreise mit hoher Unsicherheit behaftet
Berechnung von Langfristplänen für die Kraftwerksvermarktung auf Termin:
- Betrachtungszeitraum: 1-3 Jahre
- Fahrplan wird benötigt um am Terminmarkt frühzeitig die erwartete Stromerzeugung zu verkaufen
- Verwendung der Fahrpläne für das Reporting/Risikomanagement
Kraftwerksvermarktung im Kurstfristbereich:
- Spotmärkte
- Reservemärkte
Optimierungsaufgabe eines Kraftwerksbesitzers:
Ziel ist es die Deckungsbeiträge durch optimalen Einsatz zu Maximieren
Erlösseite: Terminmarkt,Spotmarkt, Regelenergiemarkt
Randbedingungen: Leistungsbedingungen, An-Abfahrrampen, Leistungsgradient, Mindestbetriebs- Stillstandszeiten
Kostenseite:
Variable Kosten: Benutzungspreis, Arbeitspreis, Startkosten
Technische Nebenbedingungen und Mathematische Optimierung eines Kraftwerkseinsatzplanes
Technische Nebenbedingungen :
- 15-Min Zeitschritte
- Leistungsbereich: 0 MW oder >= P_min
- Letzter Zeitschritt vor Abfahrt muss P_min sein
- P_max ist abhängig von der Aussentemperatur
- Anfahrt- und Abfahrrampen
- Leistungsgradienten
- Minimale Stillstands- und Betriebszeiten
Vertragliche Nebenbedingungen:
- Warm- und Kaltstartkosten
- Maximale Anzahl von Starts im Planungshorizont
- Revisionszeiten
- Maximale/Minimale jährliche Brennstoffmengenrestriktion
- Maximale/Minimale monatliche Brennstoffmengenrestriktion
Berücksichtigung von Unsicherheiten zur Risikobewertung und -Steuerung
Entscheidungsfindung unter erheblicher zukünftiger Unsicherheit
Zukünftige Unsicherheiten:
- Spot- und Terminpreise (Strom)
- Brennstoffpreise (Gas,Kohle,Öl)
- Co2- Preise
- Kraftwerksausfälle
- Logistikkosten
- Fernwärmeabsatz (zb. bei Kraftwerk mit Kraft-Wärme-Kopplung)
Haben Einfluss auf:
- Bewirtschaftung begrenzter Ressourcen (Brennstoff soll heute oder in Zukunft verbrannt werden?)
- Zukünftige Gewinne/Verlustwartung, Risikofähigkeit eines Unternehmens
- Investitionsentscheidung
Adäquate Generierung von Szenarios zukünftiger Entwicklung aller relevanten unsicheren Einflussgrößen:
- Monte-Carlo Simulation (Ein Pfad szenario analyse
- Stochastische Optimierung (Analyse basierend auf einem Szenariobaum)
- Leistungsfähige Hard- und Software zur Mathematischen Analyse/Optimierung einer Vielzahl von Szenarios bzw. Szenariobäumen
- Ableitung von Gewinn-/Verlustleitungen (P&L Verteilung) aus der Szenarioanalyse
- Abwägung zwischen Risiken uns Chancen anhand der P&L Verteilung
Unterschiedliche Art von Optimierungsproblemen
Nicht Pfadabhängig ( keine zeitgekoppelten Nebenbedingungen):
- Die heutige Ausübung einer Option hat keinerlei Auswirkung auf zukünftige Optionen
- zB. Kohlekraftwerk mit “unbegrenztem” Kraftstoff
-> Adäquate Bewertungsmethode: Monte-Carlo-Simulation
Pfadabhängig (enthält zeitgekoppelte Nebenbedingungen):
- Die heutige Ausübung einer Option hat Auswirkungen auf zukünftige Optionen
- Bsp. Swing Optionen, Pumpspeicherkraftwerk, Gaskraftwerk mit begrenztem Brennstoffliefervertrag
- Pfadabhängig ist: wenn ich den Speicher heute fülle, dann kann ich morgen nichts mehr einspeichern
-> Bewertungsmethode: stochastische Optimierung
Realoptionsbewertung Thermischer Kraftwerke
Betrachtung eines Kraftwerkes als Call-Option:
- Die Erzeugung eines Kraftwerkes kann zu jedem Zeitpunkt als Option betrachtet werden
- Liegt der EPEX-Preis über den Grenzkosten, wird das KW eingeschaltet, ansonsten nicht
- Bei steigendem EPEX-Preis und angeschaltetem KW, steigt der Gewinn immer weiter
- Bei fallenendem EPEX-Preis und abgeschaltetem KW sinkt der Gewinn NICHT mehr weiter
- Optionstheorie: Wert einer Option steigt mit der Volatilität der Preise
Auswirkug von Volatilität im EPEX-Preis bei niedrigen Grenzkosten:
- Kraftwerk fährt immer, die Option ist immer im Geld
- Abweichungen des EPEX-Preises nach oben führen zu höheren Gewinnen
- Abweichungen des EPEX-Preises nach unten führen zu niedrigeren Gewinnen
Auswirkung von Volatilität im EPEX-Preis bei hohen Grenzkosten:
- Abweichungen nach oben führen zu höheren Gewinnen
-Abweichungen nach unten führen nicht zu niedrigeren Gewinnen wenn das KW ausgeschaltet ist
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Vermarktungs- und Absicherungsstrategien
- Bei einer wert- und Risikoorientierten Spreadvermarktung wird der Brennstoff- und Co2-Markt nicht nur beobachtet, sondern alle 3 werden zur Vermarktungsentscheidung herangezogn und preislich abgesichert
- Zu jeder Strom-Terminvermarktung (verkauf) wird die zur Produktion dieser Strommenge äquivalente Brennstoff- und Co2- Menge preislich abgesichert (einkauf)
Vertriebsportfolio (BPM) -> Ziel möglichst günstig Strom beschaffen
Erzeugungsportfolio (EPM) -> Ziel möglichst hohen Erzeugungsspread sichern
Unterschiedliche Handelsaktivitäten von BPM/EPM:
- Keine Käufe/Verkäufe im steigenden/fallenden markt um nicht unnötig Chancen zu beschneiden
- Bei vorhandenen Preistrends wird zunächst abgewartet und erst bei Indentifiktation einer nachhaltigen Trendumkehr entsprechend gehandelt