Klausur Flashcards
Definition Herbivorie
Breite Definition:
Als Herbivore bezeichnet man Organismen, die an lebenden Pflanzenteilen fressen.
Enge Definition:
Als Herbivore bezeichnet man Organismen, die an höheren Landpflanzen fressen.
Welche Tiere sind herbivor?
- Protozoa; Ciliaten fressen einzellige Algen
- Nematoda: phytoparasitäre Nematoden an pflanzlichen Wurzeln
- Echinodermata: Seegurken, die an Seegras fressen
- Mollusca: Schnecken an Blättern und Früchten fressend
- Tardigrada: fressen an Algen und Moos
- Arthropoda:
- **Crustacea: viele Krebse an Phytoplankton fressend
- **Myriapoda: einige pflanzliche Säfte saugend
- **Insecta: ca, 360 000 Arten herbivor, i.e. ca. 26% aller bekannten Arten
- **Arachnida: Spinnmilben
- Vertebrata:
- **einige Fische: u.a. auch pflanzliche Nahrung
- **Amphibia: Kaulquappen pflanzliche Nahrung, erwachsene Frösche carnivor
- **Reptilia: einige Schildkröten
- **Aves: e.g. Anseriformes
- **Mammalia: e.g. Pandabär an Bambus, Koala an Eukalyptus, Elefanten
Was fressen Herbivore an einer Pflanze?
- Pollenfresser: Pollinophage
- Nektarfresser
- Stengelminierer
- Phyllophage
- Fruktivore, Kaprophage
- Xylophage
- Rhizophage
Phyllophage
e.g. Vertebraten, Blattläuse, Käfer, Heuschrecken, Blattwespen etc.
verschiedene Fraßprozesse je nach Arten:
- Parenchym (Membracidae, Buckelzirpen)
- Xylem (Cercopidae, Schaumzikaden)
- Epidermis (Agromyzidae, Minierfliegen)
- Phloem (Aphididae, Blattläuse)
- nur Blattfläche fressend/Skelettfraß (einige Käfer, Blattwespen)
> > Gallbildner
Gallbildner & Pflanzengallen
*Pflanzengallen: begrenzte Wucherung, induziert durch Gallbildner
- Gallbildner leben in der Wucherung und ernähren sich von der Galle
- Schutz vor Fraßfeinden
Herbivore Spezialisierungen
Monophage: fressen an einer einzelnen Art oder Pflanzengattung
e.g. Larve des Seidenspinners (Maulbeerblätter)
Oligophage: fressen an verschiedenen Pflanzengattungen innerhalb einer Familie
e.g. Kartoffelkäfer (Solanaceae)
Polyphage: fressen an verschiedenen Pflanzenfamilien
e.g. Noctuidenarten
Räuber-Beute-Beziehung: Pflanzen bieten Tieren Nahrung
*Nährstoffe
*Umsetzung von pflanzlichen Nährstoffe in tierische Biomasse
> abhängig von Verdaulichkeit der pfl. Nährstoffe
> abhängig von Verdauungseffektivität des Herbivoren > ökologischer Wirkungsgrad (10% ca)
Räuber-Beute-Beziehung: Tiere bieten Pflanzen Nahrung
*tierische stickstoffhaltige Stoffwechselendprodukte bieten - nach Abbau zu Ammonium oder Nitrat - den Pflanzen Nahrung
Harnsäure/Harnstoff -> durch Nitrosomonas -> Nitrit -> durch Nitrobacter -> Nitrat
*tierischer Stickstoff bietet karnivoren Pflanzen Nahrung
Mutualistische Beziehungen zwischen Tieren und Pflanzen
- Pflanzen bieten Tieren Schutz:
- physikalisch,
z. B. Höhlen für Eulen, Fledermäuse etc.
*chemisch,
z.B. Zygaena (Widderchen):
> Larven fressen an Pflanzen mit Blausäureglycosiden (Lotus, Trifolium)
> Blausäureglycoside werden sequestriert und im Integument gespeichert
> auch Imago enthält Blausäureglycoside
> Larven und Imago durch pflanzliche Blausäureglycoside vor Fraßfeinden geschützt
- Herbivore fördern pflanzliche Diversität:
- durch “Düngung” des Bodens mit Stickstoff (schnell verfügbarer Stickstoff)
- durch Bestäubung und damit Ausbreitung von Pflanzen
- durch Samenausbreitung (z.B. beim Fruchtfraß)
- durch “biologische Kontrolle” von z.B. schnell wachsenden oder sich schnell reproduzierenden Pflanzen
Mikroorganismen als “versteckte Mitspieler” bei Pflanze-Tier-Interaktionen
*Relevanz von Bakterien für pflanzliche Stickstoffaufnahme aus Boden oder Luft
*Nitrosomonas und Nitrobacter für Ammonifikation und Nitrifikation von N-Verbindungen zum Boden
- Knöllchenbakterien (Rhizobien) für Umwandlung von N2 aus der Luft in NH3 im Boden
- Rhizobien werden durch Wurzelexsudate angelockt
- Rhizobien in der Wurzelhaarzelle induzieren Zellteilungen und Zellwachstum: Knötchenbildung
- in den Knötchen gemeinsame Produktion von eisenhaltigem Protein (Protein/Pflanze, Eisen: Rhizobien), das überschüssiges O2 bindet,
denn N2 fixierendes Enzym der Rhizobien ist O2 empfindlich
*N2 zu NH3, das - wegen Toxizität - sofort in Glutamin eingebaut wird
*Mikroorganismen als Krankheitserreger bei > Pflanzen > bei Herbivoren ===== *Phytopathogene **Bakterien, z.B. Ringfäule Kartoffel **Pilze, z.B. Rostpilz Getreide **Viren, z.B. Tabakmosaikvirus
- Entomopathogene
- *Bakterien, z.B. Bacillus thuringiensis BT
- *Pilze, z.B. Beauveria bassiana
- *Viren, z.B. Apfelwickler-Granulosevirus
*Mikroorganismen ermöglichen Herbivoren Verdauung pflanzlicher Nahrung
Was sind Nährstoffe für Pflanzen?
*Energiequelle:
Licht bei photoautotrophen Organismen
*Kohlenstoffquelle:
CO2 zur Bildung organischer Substanz
*Wasser und Mineralien zur Bildung von Proteinen und anderen wichtigen Verbindungen für Stoffwechselvorgänge: Nitrat Ammonium Sulfat Phosphat
*Kohlenstoffquelle:
Spurenelemente (oft wichtig als Ko-Faktoren für Enzyme):
Zink: Mangel: Zwergwuchs
Eisen II, Mangan II: Mangel: Bleichsucht der Blätter
Bor: Mangel: Fehlbildung v. Meristemen
Magnesium Mangel: weniger Chlorophyll
Was sind Nährstoffe für Herbivore?
*Energiequelle und Körperaufbau:
Kohlenhydrate
Eiweiße
Fette
*Wasser und Verbindungen, welche die Aufnahme energiereicher Verbindungen erleichtern oder essentielle Bestandteile von Stoffwechselvorgängen:
Vitamine
Mineralien/ Spurenelemente
Kohlenhydrate
Zucker wie z.B.
**Glukose
**Saccharose (Transportzucker in Pflanzen): Glukose+Fruktose
**Trehalose (Hämolymphzucker bei Insekten):
Glukose+Glukose
- Stärke:
- **Amylopektin (alpha-1,4 und alpha-1,6-Verzweigung)
- **Amylose (alpha-1,4)
*Inulin:
Grundbaustein Polysaccharid aus Fruktose mit endständigen Glykosidrest
**Topinamur: reich an Inulin in der Knolle; süßlich
- Glykogen (tierische Stärke)
- **wie pflanzliche Stärke, aber reicher verzweigt
- **Leber- und Muskelzellen von Vertebraten
- **verschiedene Zellen von Invertebraten
*Cellulose:
Grundbaustein: Glukose
über 1,4-ß-glykosidische Bindung verknüpft
klebrige Polysaccharide (außer Stärke) Pektin: Polysaccharid aus α-1,4-glycosidisch verknüpften Galacturonsäure-Einheiten
Hemicellulose:
Polysaccharid bestehend aus Monosacchariden (Xylose, Arabinose etc.)
Celluloseabbau
Stärke:
Abbau durch Amylasen:
bei Vertebraten und Invertebraten eigene Amylasen
Cellulose:
Abbau durch Cellulasen:
bei einigen Invertebraten eigene Cellulase
bei anderen Invertebraten durch die Hilfe von darmbakterieller Cellulase
bei Vertebraten nur durch die Hilfe von darmbakterieller Cellulase
Effektivität der Celluloseverdauung abhängig von:
- mikrobielle Aktivität und Expression insekteneigener Cellulasen
- Darmlänge und Darmvolumen
- Verweildauer der Nahrung im Darm
- Anteil verdauungsmindernder Substanzen in Nahrung
- z.B. phenolische Verbindungen (Tannine)
- setzen Aktivität von Verdauungsenzymen herab
besonderen Anpassungen im Verhalten:
*Wirtspflanzenwahl:
Vermeidung faserreicher Nahrung
*Autokoprophagie:
Fressen der eigenen Exkremente
Hasen, Kaninchen, Meerschweinchen, Doktorfische:
erst die „doppelte“ Darmpassage der aufgenommenen Nahrung gewährleistet, dass pflanzliche Nahrung effektiv verwertet wird
besonderen Anpassungen in der Morphologie / *Anatomie:
Darmlänge / Darmvolumen
besondere Zahnstrukturen:
hochkronige, breite Zähne beim Pferd zum Zerreiben von hartem Gras
Hochkronig, weil Schmelz langsam abschmirgelt
Kaninchen: Hochkronige Zähne wachsen nach
*besondere Magenstrukturen:
z.B. Wiederkäuer:
Nahrung wird zum effektiven Aufschluss zwischen Pansen und Netzmagen hin- und herbewegt
Pansen und Netzmagen enthalten Endosymbionten, die Cellulasen liefern
durch Kontraktion der Mägen wird die Nahrung wieder in Mundhöhle hochgewürgt, nochmals
durchkaut und geht dann zurück in diese Mägen
Vorderdarmfermentation:
Fermentation im Magen
Wiederkäuer: Antilope, Hirsch, Rind
Nichtwiederkäuer: Hamster, Flusspferd, Känguruh
Enddarmfermentation:
Fermentation im Darm
Säuger mit Blinddarm: Elefant, Kaninchen, Ratte
Säuger mit kompartimentiertem Grimmdarm: Pferd, Neuweltaffen, Mensch
Säuger mit kompartimentiertem Grimmdarm: Katze, Hund
Kohlenhydratgehalt in Pflanzen
*abhängig von Lichtexposition
- Tageszeitliche Schwankungen
- Jahreszeitliche Schwankungen
- Standortbedingte Schwankungen
- C/N Verhältnis oft invers
- junge Blätter: N hoch, C niedrig
- alte Blätter: N niedrig, C hoch
Eiweiße
Proteingehalt in Pflanzen variiert je nach:
- Taxon
- pflanzlichem Gewebe (Samen und Mesophyll hoch
- Stickstoffversorgung der Pflanze
wichtige Aminosäuren für Herbivore:
- Lysin, Valin, Leucin, Methionin, Isoleucin, Threonin, Phenylalanin, Tryptophan
- übrige AS werden im Körper synthetisiert oder durch Modifikation aus anderen gewonnen
*Pflanzen können prinzipiell alle notwendigen Aminosäuren bieten
*reich an Proteinen und allen notwendigen essentiellen Aminosäuren:
Weizenkeime
Sojabohnen
*einige Pflanzen arm an Methionin (v.a. Hülsenfrüchte) und Lysin (Getreideprodukte)
Biologische Wertigkeit (BW): *Gramm Körpereiweiß, das durch 100 g des betreffenden Nahrungseiweiß aufgebaut werden kann. Vollei-Protein = 100
Fette
echtes Fett:
Fettsäuren verestert mit Glycerin
Wachse:
*Fettsäuren verestert mit langkettigen Alkoholen
*Wachse sind härter und wasserabweisender als andere Fette
*kutikuläre Wächse:
eingebettet in der Kutikula der Pflanze
beugen den Wasserverlust vor
Vitamine
- chemisch uneinheitliche Stoffe
- nicht stabil bei Erhitzen/Kochen
- Fettlösliche Vitamine: A, D, E, K
- Wasserlösliche Vitamine: B, C, H
Vitamin A (Retinol)
Biogenese:
*aus Carotin = Provitamin A
Vorkommen:
- Provitamin A in zahlreichen Pflanzen
- Retinol in tierischen Produkten: Lebertran, Eigelb
Funktion:
- herbivore Insekten: ??
- Mensch: Oxidation von Retinol zu Retinal;
a) prosthetische Gruppe v. Sehfarbstoffen (Rhodopsin), Mangel: verminderte Sehfähigkeit im Dunkeln
b) beteiligt an Fülle weiterer Stoffwechselvorgänge, z.B. Zellwachstum, Hauterneuerung
Vitamin D (Calciferol)
- Vitamin D2:
- *Vorkommen: Pflanzen, die von Pilzen befallen sind
- *Biogenese: aus Ergosterol (in pilzlicher Membran) unter UV-Einfluss im Menschen zu Vitamin D2 umgewandelt
- Vitamin D3 (Cholecalciferol):
- *Vorkommen: in tierischer Nahrung, aber auch in einigen Pflanzen (Solanaceae)
- *Biogenese: aus 7-Dehydrocholsterol unter UV-Einfluss im Menschen zu Vitamin D3 umgewandelt
- Funktionen:
- *im Menschen: reguliert Calcumabsorption aus Nahrung
- *Mangelkrankheiten: Osteoporose; Rachitis; viele weitere Krankheitsbilder (auch Ca++-abhängige nervös gesteuerte Prozesse)
**in Insekten: keine Funktion vom Vitamin bekannt, aber Steroide wichtig für Biosynthese von Hormonen (Ecdyson)
Vitamin E (Tocopherole)
Biogenese:
*nur in Pflanzen
Vorkommen: *Getreide *Nüsse *Samen (über Nahrungskette auch in allen tierischen Membranen)
Funktionen:
- **herbivore Insekten:
- Antioxidans; verhindert Oxidationen an mehrfach ungesättigten FS, Radikalfänger
- **Mensch:
- Antioxidans
- Mangelerscheinungen: diffus (trockene Haut, schlechte Wundheilung)
Vitamin K (Phyllochinon)
Biogenese:
- in Pflanzen
- Bakterien können aus Phyllochinon das Menachinon produzieren
- Menachinon mit Difarnesylrest
Vorkommen:
- in Chloroplasten in Pflanzen
- Darmbakterien, die Menachinon produzieren
Funktionen:
- Mensch:
- *Vitamin K beteiligt an Bildung von Prothrombin/Blutgerinnung
- *Zellwachstumsregulation
Vitamin B
Biogenese:
- uneinheitlich
- bei Mangel ähnliche Krankheitsbilder (Hautentzündungen, Wachstumsstilstand)
- z.B. Thiamin, Riboflavin, Pantothensäure
Vorkommen:
*Pflanzen/Tiere
Funktion:
- Insekten: Biotin für FS-Synthese
- Mensch: als Coenzyme verschiedene Effekte in diversen Stoffwechselvorgängen (FSW, Atmungskette, Transaminierung AS, etc.)
Vitamin B12:
*Porphyrinring-ähnliche Struktur
Vitamin C (Ascorbinsäure)
Biogenese:
aus Glucose=>Glucuronsäure=>Lactonbildung
Vorkommen:
in Pflanzen, v.a. in Früchten und Gemüse
die meisten Tiere (Amphibien, Reptilien, viele Säuger) können Vitamin C selbst produzieren,
außer z.B. Primaten (inkl.Mensch), Meerschweinchen
Insekten: ohne Vitamin-C-Synthesefähigkeit
Funktion: herbivore Insekten und Menschen: Vitamin C selbst leicht oxidierbar: also als Antioxidans fungierend Radikalfänger Co-Faktor für Redoxreaktionen
Vitamin H (Biotin)
Vorkommen:
*Pflanzen/Tiere/Bakterien
Funktion:
*prosthetische Gruppe von Carboxy-Transferasen (Gluconeogenese, FS-Biosynthese)
*in vitro: Biotin kann auch Histone modifizieren (Biotinylierung) und damit Genexpression beeinflussen
(in vivo: eher selten)
Mineralien und Wasser
- meist gut über Pflanzen deckbar
- Gehalt an P und N in Insekten deutlich höher als in Pflanzen, ebenso Cu, Na
- Insekten müssen VIEL fressen, um ihren Bedarf zu decken
Eisen: Bestandteil von Oxygenasen und Deoxygenasen
Kupfer: Elektronentransport, Bestandteil von Oxidasen
Zink: Katalytische oder strukturelle Funktion in vielen Enzymen
Natrium: Membrantransport, osmotisches GGW
Kalium: Membrantransport, osmotisches GGW
Calcium: Signalübertragung; Vertebraten: auch strukturelle Funktion/Knochen
Mangan: Bestandteil vieler Enzyme (KH und FS-Stoffwechsel)