historische Entwicklung Flashcards

1
Q

Internationale Faktoren für die Europäische Integration nach 1945

A

Ende des 2. WK

Kalter Krieg

die “deutsche Frage”
- Frage des Umgangs mit geteiltem DEU
-nach 1. WK sehr strenge Behandlung mit Reparationszahlungen etc -> FRA wollte dies erneut
-USA der Meinung, dass man für Konfrontation mit Sowjetunion DEU militärisch, politisch und ökonomisch benötige
-> strebte Zähmung durch Integration an

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2
Q

allgemeine Voraussetzungen der österreichischen Position in Europa nach 1945

A

Geografische Lage: Mitteleuropa -> Nähe zu Märkten in West-, Mittel-, Ost- und Südeuropa

Bis 1989: politische Schnittstelle zw. Ost und West (StV 1955; Neutralität)

Kleinheit des Landes
-> Wohlstand ist stark abhängig von Wirtschaftsbeziehungen mit dem Ausland und Exportmöglichkeiten

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3
Q

österreichische Entwicklung während 1945-1955

A

Beitritt zum Marshall-Plan (1947) -> ökonomische Westorientierung

Schuman-Plan (westdeutsche und franz. Zusammenarbeit bei Kohle und Stahl, 1950) wurde seitens Ö nicht kommentiert

Gründung der EGKS (1951): österreichisches Handelsministerium wies auf Probleme für die österreichische Eisen- und Stahlindustrie hin → Ö strebte “nicht-institutionellen Sonderstatus” gegenüber der EGKS an

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4
Q

Entstehung der Österreichischen Neutralität

A

Anfang 1950er Jahre: Staatsvertragsverhandlungen: SU lehnte Integration Ös in westliche Strukturen ab, wollte von Ö “Politik strikter Neutralität”, die Ö auch in seinem Außenhandel einhalten müsse -> Ö wollte Neutralität lediglich militärpolitisch interpretieren

Moskauer Memorandum (April 1955): Österreich soll Erklärung abgeben, die es international dazu verpflichtet “immerwährend eine Neutralität … zu üben, wie sie von der Schweiz gehandhabt wird”

Staatsvertrag: 15. Mai 1955:
-darin steht nichts über Neutralität

Neutralitätsgesetz: 26. Oktober 1955
-österreichisches Gesetz -> formell eigenständige Entscheidung
-aber politisch eigentlich Vorbedingung, dass SU Staatsvertrag zustimmt

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5
Q

Entwicklung der Neutralität

A

1945-1955:
-Umfang der Pflichten unklar: militärpolitische (ÖVP) vs wirtschaftliche (SPÖ) Neutralität
-sehr früh erste Abweichung vom Schweizer Modell: Beitritt zur UNO (1955) und Europarat (1956)
-Überlegungen eines Beitritts zur EGKS wurden wegen Niederschlagung des ungar. Aufstandes aufgegeben

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6
Q

EWG

A

Gründung 1957

Wirtschaftliche Integration
-Zunahme des europ. Binnenhandels (OEEC, GATT)
-Rufe nach weiterer LIberalisierung (durch UK, D, NL;; F ablehnend)

römische Verträge (1957):
-Zollunion (i.e. gemeinsamer Außenzoll)
-Schaffung eines gemeinsamen Marktes (4 Grundfreiheiten)
-geschützter Agrarsektor
-Schaffung neuer Institutionen: Kommission, Rat, EuGH, Parlamentarische Versammlung

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7
Q

EFTA

A

UK will nach Gründung der EWG ökonomische Spaltung Westeuropas verhindern und initiiert Gründung der Freihandelszone EFTA zwischen Nicht-EWG Staaten

in österreichischer Politik vermehrt: ÖVP pro EWG vs SPÖ pro EFTA

Für Ö ist EFTA-Beitritt (1960) akzeptable Alternative zum EWG Beitritt
-> ermöglicht ein höheres Maß an Selbstbestimmung und wirtschaftlicher Bewegungsfreiheit als Beitritt zur EWG

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7
Q

Österreich und die EWG

A

UK stellt Antrag auf Aufnahme in EWG (scheitert)

Ö stellt 1962 Antrag auf Assoziierung mit EWG
-> Einsicht in wirtschaftliche Notwendigkeit vs Sicherstellung höchstmöglicher Handlungsfreiheit aus Neutralitätsgründen

nach NR Wahl 62 wechselt Integrationsbereich vom SP-Außenministerium ins VP-Handelsministerium -> EWG-freundlicher ÖVP Kurs wird Regierungslinie
-> folgende VP-Alleinregierung verstärkt diesen

1967: Abbruch der Assoziierungsverhandlungen aufgrund des Südtirol-Problems, sowie Ablehnung einer EWG-Assoziierung durch SU und institutionelle Ausgestaltung der Sonderrolle Österreichs

nach Ende des “Prager Frühlings” vertritt Ö wieder einen weiten Neutralitätsbegriff und distanziert sich von EWG-Orientierung

ökonomische Spaltung Westeuropas wirkt sich auf österr. Außenhandel aus: Exporte in EWG sinken, Exporte in EFTA steigen

1969: Einigung zwi Italien und Ö über Südtirol -> kein Veto gegenüber EWG-Annäherung Österreichs

EWG-Gipfel in Den Haag eröffnet neue Möglichkeit für vertragliche Beziehungen zw. “nichtbetrittswilligen EFTA-Staaten” und EG

1970: Alleinregierung Bruno Kreisky

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8
Q

Ö und EWG ab 1970

A

Neue Verhandlungen zw. Ö und EWG (1970); Ö wollte abermals wirtschaftliche Integration bei gleichzeitiger “Bedachtnahme” seines Neutralitätsstatus

Juli 1972: Abschluss eines Freihandelsabkommens zw. Ö und der EWG (Abbau der Zölle und Handelsschranken bis 1977; verzögerte Zollsenkung für “sensible” Produkte wie Stahl und Papier)

-> Ö wahrte Handlungsfreiheit gegenüber Drittstaaten und konnte Verpflichtungen aus Staatsvertrag wahrnehmen
-> Sowjetunion akzeptierte Freihandelsabkommen, wollte aber Garantie, dass keine Auswirkungen auf Neutralität

-» wirtschaftspolitische Westorientierung bei gleichzeitiger politischer Unabhängigkeit
-> für SPÖ Optimallösung, für ÖVP: Minimallösung; aber beide schlossen EG-Beitritt aus, für FPÖ sollte er zumindest ein Fernziel sein

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9
Q

veränderte Dynamik in 1980ern

A

Delors Kommission:
-Weißbuch (1985) zur Vollendung des Binnenmakrts

Krise der verstaatlichten Industrie in Ö (1985)

-> zunehmende Globalisierung und Liberalisierung

-> Neue Dynamik: sowohl SPÖ als auch ÖVP sprachen sich für eine “stärkere Annäherung Österreichs an die EG bis hin zu einer Art Mitgliedschaft” aus
-> Sorge eines Ausschlusses aus entstehenden Binnenmakrt

ab 1987: Ausbau des Verhältnis zwi Ö und EWG als zentrales Ziel der österr. Außenpolitik

SPÖ traditionell integrationsskeptisch, aber sprach sich auch für Teilnahme am Binnenmarkt aus

Rivalität zwischen VP und SP über Zuständigkeit der Verhandlungsführung -> Einigung auf gemeinsames Vorgehen auf allen Ebenen der Integrationspolitik

-> 1989: formeller Antrag auf Beitritt zur EWG
-in RUS Liberalisierungsschritte und Entspannungspolitik -> keine großen Widersprüche aus SU zu erwarten

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10
Q

Beitritt Ö zur EWG

A

Beitrittsverhandlungen waren anfänglich stark vom Problem der Neutralität geprägt

Österr. Doppelgleisigkeit: einerseits versprach man am zukünftigen europ. Sicherheitssystem mitzuwirken, andererseits wurde gleichzeitig auf die Neutralität verwiesen

Reaktionen:
-Vorschlag SU über die österr. Neutralität zu verhandeln
- “unüberwindlichen Schwierigkeiten” sollte Ö an der klassischen Form der Neutralität festhalten

1990er: positive Bewertungen durch KOM, Europäischer Rat etc

Beitrittsverhandlungen:
-Februar 1993- April 1994
günstige Konstellation:
-Abschluss des Europäischen Wirtschaftsraum zwischen EWG und EFTA 1992 waren bereits 70% des EWR acquis (4 Grundfreiheiten) übernommen
-> Verhandlungsgegenstand nurmehr Materien außerhalb des EWR wie Agrarpolitik, Wirtschafts- und Währungsunion, Transitverkehr, Ausländergrundverkehr, Umweltpolitik

April 94: formeller Abschluss, Mai: EP stimmt zu

rechtliche Umsetzung in Ö:
-> Volksabstimmung? -> Gesamtänderung, jurist. Umstritten ob über Staatsverträge eine Volksabstimmung stattfinden kann -> Lösung: BVG über den Beitritt zur EU

Juni 94: formelle Unterzeichnung des Beitrittsvertrages in Korfu

seit 1. Jänner 1995 EU Mitglied

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11
Q

Positionen zu EU Beitritt

A

politische Parteien:
-für Beitritt: SPÖ, ÖVP, liberales Forum
-gegen Beitritt: FPÖ (Richtungswechsel unter Haider), Grünen (Richtungswechsel nach Beitritt)

Pro:
-Sozialpartner
-BundesPräs Waldheim und Klestil
-überwiegend Medien

Dagegen:
-KPÖ
-Bürgerinitativen
-Anti-AKW und Friedensbewegung, Gruppierungen am rechten Rand

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12
Q

4 Phasen der Neutralität

A
  1. Konsolidierung
  2. Expansion
  3. Reorientierung
  4. Stagnation
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13
Q

Konsolidierung der Neutralität

A

ca 1955.1970
-Eigenständige Neutralitätspolitik (z.B. Mitgliedschaft in Internationalen Organisationen wie den Vereinten Nationen)
-Spannung zw. dem Prinzip der kollektiven Sicherheit und der Neutralität
-Lösung: ‚Verdross-Doktrin‘: Neutralität hat Vorrang vor den Solidaritätspflichten der kollektiven Sicherheit; Grund: UN wurden bereits bei Beitritt von Ö von seiner Neutralität in Kenntnis gesetzt; Permanenten Mitglieder des Sicherheitsrates sind Vertragsparteien des StV

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14
Q

Expansion der Neutralität

A

1970 - Mitte 1980er
-Aktive Neutralitätspolitik unter BK Kreisky: Nahost-Konflikt; Nord-Süd-Konflikt; KSZE-Prozess; Wien als UN-Sitz
-> militärische Aggression gegen UN-Sitz unwahrscheinlich -> sicherheitspolitische Pberlegungen
-ABER: geringe Investition in militärische Verteidigung Ös („aktive Außenpolitik ist nützlicher als eine Erhöhung der Militärausgaben“)

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15
Q

Reorientierung

A

Mitte der 1980er - Mitte der 2000er
-Ende der Ost-West-Konflikte
-Erweiterung von EU und NATO
-neue Konflikte (zb Golfkrieg 1990/91)

-Ö reduzierte Neutralität wieder auf ihren militärischen Kern
-> Abkehr von „Verdross-Doktrin“: Solidaritätspflichten im Rahmen der kollektive Sicherheit wurde nun vorrangig angesehen (→ Novellen des KriegsmaterialG und des § 320 StGB (Neutralitätsgefährdung)
-> Ö tritt der EU bei (1995); Novelle des Art. 23f B-VG erlaubt die Teilnahme Ö an der GASP, die auch auch militärische Maßnahmen umfassen können (z.B. Kampfeinsätze bei Krisenbewältigung und friedensschaffenden Maßnahmen) -> aber GASP-Beschlüsse mit Einstimmigkeitsprinzip -> Vetorecht
-Überlegungen innerhalb Ö Österreich an die NATO heranzuführen (v.a. seitens der ÖVP); 1995: Beitritt Ö zum Partnership for Peace-Programm der NATO (z.B. Mitarbeit Ö bei friedenserhaltenden Operationen, in der humanitären und Katastrophenhilfe sowie bei Such- und Rettungsdiensten

16
Q

Stagnation der Neutralität

A

Mitte der 2000er-laufen
-parteienumfassende Bekräftigung der Neutralität (Ausnahme: Neos)
-keine nennenswerte politische Diskussion über Neutralität -> depolitisierte Neutralität, auch wegen hoher Zustimmung der Bevölkerung
-andererseits: Teilnahme an GASP/GSVP auch vor Hintergrund einer Weiterentwicklung

-> Vertrag von Lissabon: Solidaritätspflicht unter EU-Mitgliedern bei militärischen Angriffen, aber Formulierung, dass besonderer Charakter unberührt bleibt -> Ö muss nicht zwingend militärisch unterstützen

17
Q
A