Gesprächslinguistik Flashcards

1
Q

Was macht ein Gespräch aus?

A

Raum: Kopräsenz der Interagierenden mit gegenseitiger Wahrnehmung

Zeit: Sequenziell, aufbauend, flüchtig, hohe Geschwindigkeit in der Verarbeitung

Interaktivität: gemeinsame Herstellung des Gesprächs/sozialer Wirklichkeit

Multimodalität: verbale Kommunikation als ein Kommunikationskanal von mehreren (paraverbal, nonverbal)

Kontext: Institutionelle vs. private Interaktion, Ort, Anzahl Teilnehmende & ihre Rollen, …

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2
Q

Grundannahmen der Gesprächslinguistik

A
  • Gespräche sind geordnet und sequenziell aufgebaut
  • Der Kontext hat einen Einfluss auf das Gespräch; das Gespräch verweist auf seinen Kontext
  • Interesse an kleinsten ordnenden Einheiten
  • Bedeutung wird im Gespräch gemeinsam hergestellt: Vollzugswirklichkeit
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3
Q

Next Turn Proof Procedure

A

die nächste
Sprachhandlung definiert
die vorangegangene

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4
Q

Theoretische Zugänge

A
  • Ethnomethodologische Konversationsanalyse
  • Funktionale Pragmatik
  • Diskursanalyse (Foucault)
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5
Q

Ethnomethodologische Konversationsanalyse

A

Vollzugswirklichkeit: „verstehbar-machen“ durch
Teilnehmende (accountability)

Reflexivität/ Indexikalität:
Äusserungen sind meist elliptisch, vage
Interpretation ist kontextgebunden
Äusserung verweist auf Kontext

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6
Q

Funktionale Pragmatik

A
  • In vielen Aspekten und Methode ähnlich wie EMKA
  • Fokus stärker auf Zwecke & Wissensstrukturen
  • Analyse von Handlungsmustern, die bestimmten Zwecken dienen
  • Beispiel Frage-Antwort Adjazenzpaar, das in unterschiedlichen Kontexten unterschiedlichen Zwecken dient
  • Stärkerer Fokus auf den Einfluss von /Bezug auf institutionelle Kontexte (aussersprachliche Wirklichkeit)
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7
Q

Diskursanalyse

A
  • Michel Foucault
  • Grundlegende Idee: Der Diskurs strukturiert vor, was gesagt werden kann
  • Konversationelle Asymmetrien im Diskurs (z. B. begründet in Wissen oder institutionelle Autorität, z. B.
    Asymmetrien zwischen professionellen und zivilen Personen (Amt, Polizei, medizinisches Personal)) à Frage
    nach Machtverhältnissen: woher kommen sie und wie werden sie reproduziert?
  • Ist aber in erster Linie ein Konzept aus der Philosophie/Kulturanalyse und weniger aus der Linguistik
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8
Q

Transkription

A

Zweck:
a) Phänomene sichtbar und vergleichbar machen
b) Quantifizierbarkeit, Durchsuchbarkeit
c) Annotation
d) „Beweismaterial“
e) hilft bei der Datenanalyse

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9
Q

Multimodalität

A

In GAT2 wird idR nur das Hörbare verschriftlicht
Gesten, Blicke, Mimik, Körperhaltung etc. sind auch ein wichtiger Teil der Kommunikation

Was heisst „multimodal“?
Gesprochene Sprache
Paraverbales (Intonantion, Klangfarbe, Vokalisierungen etc.)
Gesten
Mimik
Blickverhalten
Körperhaltung
Interaktion im Raum/Manipulation von Gegenständen

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10
Q

Gesprächssequenzen: Adjazenzpaare

A
  • Paare von turns, die häufig zusammen auftreten
    = „minimal geordnete Einheit
    Beispiele für turns, die typischerweise den ersten Teil eines
    Adjazenzpaares darstellen:
    Frage
    Bitte
    Angebot
    Behauptung
  • Der zweite Teil des Paars kann entweder präferiert sein (Antwort,
    Annahme, Zustimmung) oder dispräferiert (Ablehnung,
    Zurückweisung)
  • Präferenz hat nichts mit persönlicher Einstellung zu tun sondern hängt
    mit (kontextabhängigen) Skripts zusammen
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11
Q

Gesprächsphasen

A
  • In der Regel Eröffnungsphase, Hauptteil, Gesprächsabschlussphase
  • Übergang von einer Phase zur nächsten markiert durch boundary signals
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12
Q

Sprache als multimodales Kommunikationssystem

A
  • Simultaneität: verschiedene Kommunikationskanäle werden zeitgleich verwendet (inter/intra-speaker
    coordination)
  • Nicht-Redundanz: die verschiedenen Kommunikationskanäle sind nicht redundant (verschiedene
    Informationen) à Beispiel erschwertes Turn-Taking über Zoom (LR)
  • Ordnung nicht nur in der gesprochenen, sondern auch in der non-verbalen Interaktion (“order at all points“
    Sacks 1984)
  • Multimodalitätsforschung in der Gesprächsanalyse relativ neu
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13
Q

Standbildverefahren: Probleme

A
  • Persönlichkeitsschutz: wie
    Bilder anonymisieren, sodass
    sie immer noch erkenntlich
    sind?
  • Observer-Paradox: Kamera(s)
    beeinträchtigen Natürlichkeit
    stärker als Aufnahmegeräte
  • Unmöglich, sämtliche
    multimodale Aspekte
    abzubilden (LR); Fokus auf für
    die Analyse relevante Aspekte
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14
Q

Gesten

A

Drei Phasen der Gestenausführung: Vorbereitung, Stroke, Rückzug in Ruheposition

Klassifikation von Gesten
Ikonische Gesten: Stellen einen konkreten Gegenstand bildlich dar, direkter Bezug zu den Äusserungen

Metaphorische Gesten: Stellen bildlich eine abstrakte Idee dar.

Zeigegesten: Verweisen auf einen konkreten oder abstrakten Sachverhalt.

Taktstockgesten/Beats: Rhythmische Gesten, die die Rede strukturieren und prosodisch mit Akzentsilben korrelieren

Embleme: Daumen hoch etc.

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15
Q

Backchanneling/Hörerrückmeldung/Rezeptionssignal: Paraverbal und
visuell

A
  • (Para)verbal: Spezifische (assessments, z.B. super, gut, genau) vs. generische (continuers, z.B. mhm, hm, ah
    à paraverbal)
  • Visuell: Nicken, Blick zu Sprecher*in, mimische Reaktion,…
  • Signalisieren Zustimmung, Zweifel, (Un)Verständnis
  • Werden aktiv von Sprecher*innen wahrgenommen; diese wiederum passen ihren Beitrag aufgrund der
    Hörerrückmeldungen an
  • Bsp: Fehlen Hörerrückmeldungen oder sind sie zu wenig spezifisch, werden Erzählungen schlechter
    à Hörer*innen sind aktive Teilnehmende im Gespräch
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16
Q

Turn-taking und Blickverhalten

A

Das turn-taking in spontanen Gesprächen ist nicht geregelt und muss deshalb in der Interaktion ausgehandelt
werden. Dafür gibt es bestimmte Regelhaftigkeiten.
Die Übernahme eines turns ist komplex und wird über mehrere Modalitäten ausgehandelt.
Eine sehr wichtige Modalität im Gespräch ist der Blick.

Typisches Blickverhalten:
1) während des turns schaut die Sprecherin selten zum Rezipienten,
der Rezipient aber häufig zur Sprecherin
2) Gegen Ende des Turns schaut die Sprecherin vermehrt zum
Rezipienten
3) Kurz vor Turnübergabe gibt es in der Regel einen kurzen
Blickkontakt zwischen Sprecherin und Rezipient
4) Darauf hin übernimmt der angeschaute Rezipient den Turn
5) Zu Beginn des Turns schaut der Sprecher in der Regel wieder weg

17
Q

Self-selection

A

Sprecherin schaut Rezipient A an
- Rezipient B ergreift den nächsten Turn (wählt sich also selber, ohne von der ersten Sprecherin ausgewählt zu
werden)
Other-selection ist der Normalfall

18
Q

Distanz

A

Je nach räumlicher Situation/Kultur/Bekanntheitsgrad werden verschiedene Distanzen gewählt.
- Hall (1966) unterscheidet für die amerikanische Gesellschaft (in den 60er Jahren) vier Distanzzonen:
* Intim (bis 0,5m)
* Persönlich (0,5-1,5m)
* Sozial-konsultativ (1,5-4m)
* Öffentlich (ab 4m)

19
Q

Affordanzen

A

= Möglichkeiten, die ein bestimmter Gegenstand
(Raum, Medium, etc) vorgibt
Inkl. nicht-intendierten Gebrauchsmöglichkeiten
à Raum strukturiert Interaktion vor
à Raum spiegelt institutionelle Absichten und
Zwecke