Frühe Neuzeit Flashcards

1
Q

Was versteht man unter dem Bubble Act von 1720?

A
  • Erlass des englischen Parlaments
  • Verbot der Gründung von Kapital-/Kolonialgesellschaften ohne die Zustimmung der “Royal Charter” (Spezieller Status)
  • Man wollte unseriöse Gründungen verhindern (grotesk in diesem Zusammenhang), aber wohl eher auch die South Sea Company keiner Konkurrenz aussetzen
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2
Q

Was versteht man unter dem Merkantilismus/Kameralismus und was sind seine Instrumente?

A
  • Quelle 22 Colbert
  • Zielsetzungen
    • Steigerung der Staatseinkünfte und positive Handelsbilanz
    • Starke staatliche Wirtschaftsförderung
    • Auf Kosten von Drittstaaten
  • Instrumente
    • Förderung des Bevölkerungswachstums
      • insb. Auswanderungsverbote
    • Privilegierungen
    • Kolonien als Absatzmärkte
    • Manufakturwesen
    • Erweiterung der Infrastrukturen für Transport
  • Vergleich zu heute:
    • Nationale Champions
      • Z.B. Frankreich um mit China i.B. auf einen Züge-Hersteller zu konkurrieren
        • Durch Fusion
    • Trump
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3
Q

Die Entstehung des freien Marktes

Was waren die wesentlichen Positionen der Französischen Revolution (1789)?

A
  • Euphorische Betonung der Eigentumsfreiheit (Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte 1789)
    • Art. 1 und 17
  • Beseitigung ständischer Grenzen
  • Individualfreiheit, insb. i.B. auf Eigentum und Handel
  • statt staatlicher Regie, Freiheit wirtschaftlichen Handelns
    • Aufstieg des Wirtschaftsbürgertums
  • Verstärkung der Physiokarite
    • Grund und Boden als einzige Quelle des Reichtums
    • Gegen Interventionismus des Staates
      • Gegenbewegung zu Merkantilismus und insb. Zünfte
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4
Q

Die Entstehung des freien Marktes

Nennen sie zwei prägende schottische Aufklärer und ihrer Postionen. Was unterscheidet sie von (reinen) Vernunftrechtspositionen?

A
  • Starke Wirkung der Aufklärung in Schottland
  • David Hume 1711–1776
    • Empirist mit Absage an Vernunftrecht
    • Moral als moral sense
      • Hume argumentierte empirisch! Was ist Moral? Das was wir bei den Menschen als “gemeinsamen moral sense” beobachten
  • Adam Smith (Quelle 28)
    • Individuallwohl und Allgemeinwohl kein Widerspruch!
    • Empirische Beobachtung als Grundlage des Wirtschaftshandelns
    • Pradigma wirtschaftlichen Wohlstandes: Division of Labour -> also Arbeitsteilung
    • Absage an Intervention und Bekenntnis zum freien Marktinvisible hand als Regulator
  • Paradigmawechsel: wesentliche Grundlage einer Ordnung des Marktes und der freien Kräfte und arbeitsteiligen Wirtschaft
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5
Q

Was ist prägend für eine Policeyordnung?

A
  • Ausgeprägte Regelungsintensität für alle Lebensbereiche
    • Ordnung, auch der Wirtschaft, im Interesse des gemeinen Besten
      • Das ist ähnlich den Zünften; “Gerechter Anteil am Kuchen”
    • Begrenzung frühkapitalistischer Handelskartellierungen (Quelle 24, 25)
      • Untergang der Zünfte!
      • Monopole sind unerwünscht
    • Antikapitalistische Positionierung des Staates gegenüber Märkten
      • Also nicht laissez faire!
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6
Q

Beispiele für Kolonialkapitalgesellschaften seit 1600?

A
  • Britische East India Company
  • Niederländische Ostindien-Kompanie
  • Niederländische Westindien-Kompanie
  • Preussische Emder Ostasiatische Handelskompanie
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7
Q

Was versteht man unter dem “Take off” der Wirtschaft in Europa seit 1450?

A
  • Entdeckung und Ausbeutung von Kolonien führt zu Liquiditätsschub (Münze)
  • Erschliessung der Kolonien teilweise auch durch Kapitalgesellschaften mit Rückwirkung auf
    • Börsenwesen
    • Orangisationsrecht
  • Wachstum des Bankensektors und Finanzdienstleister
    • Börsen in Antwerpen und London
    • Ausweitung des Bankensystems auch in Holland und Süddeutschland
  • Aufstieg der “Spekulation” als kulturelle Praxis des wirtschaftlichen Handelns
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8
Q

Worum ging es beim Südsee Schwindel 1720?

A
  • Gründung der South Sea Company 1711
    • Erschliessung der Südseegebiete für den Handel
  • Übernahme britischer Staatsschulden und im Gegenzug Befugnis zur Aktienemission
    • Umwandlung der Schulden in Aktien
    • Britisches staatliches Interesse an Gründung (octroi) also…
  • Kein operativer Erfolg, aber systematische Fehlinformation der Öffentlichkeit
    • kein regulatorischer Rahmen…
  • Run auf Aktien
  • Grotesk: South Sea Company erwirkt “Bubble-Act” 1720 um Konkurrenz zu verbieten…
  • Nichterfüllung von Renditeerwartungen führt zum Platzen der Blase
  • Schwere Erschütterung der britischen Wirtschaft
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9
Q

Wie veränderte sich das Machtgefüge seit 1450?

A
  • Erschliessung neuer Gebiete und deren Kolonialisierung
  • Entstehung neuer Machtsphären und deren Koordination – z.B. Vertrag von Tordesilla 1494 zwischen Spanien und Portugal
  • Später: Aufstieg von Frankreich, England und Holland zu Kolonialmächten
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10
Q

Wie sah die Regelung über die Mitgliedschaftsrechte bei Kolonialgesellschaften im Vergleich zu heute aus?

A
  • Recht auf Einlage und Dividende
  • Stimmrecht uneinheitlich, häufig nur bestimmten Aktien vorbehalten
  • meist veräusserlich und vererbar, ggf. Vorkaufsrecht der Gesellschaft
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11
Q

Was für ein Denken war typische seit dem 17. Jahrhundert und wer war ein berühmter Vertreter?

A
  • Vernunftsrechtslehren
    • Betonung individueller Freiheit
    • Eigentumsrechte
      • Als Konsequenz Aufwertung individuellen Wirtschaften
  • John Locke (Quelle 27)
    • Vordenker der Aufklärung
    • Arbeitstheorie
      • ​Aneignung der Natur
      • Ansammlung von Eigentum
        • Auch mehr, solange es nicht verdirbt
  • natürlich auch die Aufklärung…
    • Hume und Smith
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12
Q

Was hat Sir Isaac Newton zum Südsee-Schwindel von 1720 gesagt?

A
  • “I can calculate the movement of the stars, but not the madness of men”
  • Neues Phänomen der Spekulations- und Krisennarrative
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13
Q

Was versteht man unter dem Fernhandel?

A
  • Erschliessung neuer Handelsrouten von Europa nach:
    • Amerika: Export von Edelmetalle (Gold, Silber) aus Südamerika sowie amerikanische Rohstoffe nach Spanien. Im Gegenzug Import von Fertigprodukten von Spanien in die “Neue Welt”
    • Afrika insb. Westküste: Dreieckshandel, Sklavenhandel. Europa – Afrika – Amerika
    • Asien: Indien, Sri Lanka, Südostasien, Japan. Handel mit Gewürzen. Vortallem in portugiesischer Hand
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14
Q

Was hat Justi gesagt?

A
  • Quelle 25
  • War gegen Monopole (Policeywissenschaft)
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15
Q

Was für Blasenbildungen kennen Sie und was waren die (groben) gemeinsamen Ursachen dazu?

A
  • Unregulierte Börsendynamiken und Verflechtung mit Fernhandel bewirken mehrfach Blasenbildung und deren Platzen
  • Tulpenkrise 1637
  • Mississippi-Schwindel 1720
  • Südsee-Schwindel 1720
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16
Q

Worum ging es bei der Tulpenkrise 1637?

A
  • Tulpenzwiebeln wurden zum Spekulationsobjekt
  • Kommerzieller Handel mit Tulpenzwiebeln
  • (Extrem) steigende Preise mit abruptem Einbrechen
  • Charakteristisch für irrationale und riskante Finanzentwicklungen
17
Q

Wie wurden solche Kapital- bzw. Kolonialgesellschaften gegründet?

A
  • Gründung durch octroi (Quelle 23)
    • Grundzüge der Gesellschaftsorganisation durch Privileg strukturiert
      • Gesellschaftszweck: z.B. “Handel mit Ostindien”
      • i.Ü. Verwaltungsrat und GV
  • Verleihung von Sonderrechten
    • Monopole
    • Recht zum Festungsbau
  • Handelsgesellschaften als quasi-staatliche Akteure mit Wahrnehmung hoheitlicher Aufgaben
    • Diplomatie
    • Kriegsführung
18
Q

Die Entstehung des freien Marktes

Die Ideen von Hume und Smith strahlten auch auf kontinental Europa. Nennen sie drei wesentliche Denker die von ihnen beeinflusst wurden.

A
  • Immanuel Kant 1724–1804
    • Philosoph der Aufklärung
    • ​Kritik der reinen Vernunft
      • Kann es Urteile ohne Erfahrung geben (a priori)?
      • Gedanken ohne Inhalt sind leer, Anschauungen ohne Begriffe sind blind
    • Individuelle Freiheit als VSS des Menschsein
      • ​Zentral! Mensch muss frei sein, nur dann kann er ethisch handeln
    • Recht zur Entwicklung individueller Freiheit
      • ​Einfluss von Smith insb.!
    • Recht schützt nur die Freiheit des Menschen
      • Sicherheit etc. nicht zentral!
  • Ernst Ferdinand Klein 1744–1810
    • Mitarbeiter am ALR
    • Konzeption einer Gesellschaft freier Eigentümer und freier Marktkräfte
  • Wilhelm von Humboldt 1765–1835
    • Absage an obrigkeitlichen Wohlfahrsstaat und Betonung individueller Verantwortungssphären
      • ​Gegen Colbert/Merkantilismus!
19
Q

Was für ein normatives Leitbild war in der Frühen Neuzeit vorherrschend und welche Rolle spielte der Staat dabei?

A
  • Aufstieg des Staates mit wachsender staatlicher Verwantwortung für Wirtschaft und Gesellschaft
    • Leitbild: Policey ab 1500
    • Übergang in Kameralismus und Merkantilismus ab 1600
    • Prägend: Regulierung von Wirtschaft im gesellschaftlichen und fiskalischen Interesse
20
Q

Nennen sie drei Naturrechtler Europas im Kontext der Aufklärung und was waren ihre Positionen insb. bezogen auf den Staat?

A
  • Samuel Pufendorf, Christian Thomasius und Christian Wolff
    • Individualrechte (insb. Eigentum und Freiheit) in status naturalis und status civilis
    • Freiheitssphären allerdings begrenzt
      • Pflichtenlehre
      • Starke Position des Herrschers in seiner Verantwortung für perfectio der Herrschaftsunterworfenen
      • Von Hobbes beeinflusst!
        • also Absolutistisch
        • eben Policey später:
    • Merkantilismus/Kameralismus: Gemeinwohlbezug des Staates führt zu Gemeinwohlbezug auch der Wirtschaft (Quelle 25)
21
Q

Wie lukrativ war der Fernhandel? Was waren seine Risiken? Was für ein Bedürfnis ging dem hervor?

A
  • Fernhandel mit enormen Gewinnmöglichkeiten
  • Fernhandel aber riskant und kapitalintensiv
    • hohe Transportkosten (Schiffe als Anlagegüter)
    • langer Dauer zwischen Investition und Ertragsrückfluss
    • hohes Verlustrisiko bei langen Handelsreisen (Seeunglücke, Piraten, verfeindete europäische Mächte)
  • Kosequenz: Suche nach Intrumenten der Kapitalorganisation und Risikostreuung
    • Kapitallgesellschaften als Gefäss
22
Q

Wie sah die Regelung über die Haftung bei Kolonialgesellschaften im Vergleich zu heute aus?

A
  • Haftung vielfach nicht explizit geregelt
  • Haftungsbegrenzung i.d.R. auf Anteil
  • ggf. Nachschusspflicht
23
Q

Was waren die Konsequenzen des Fernhandels für Europa?

A
  • Marktgeschehen durch neue finanzkräftige Akteure bestimmt
  • Liquiditätsflüsse nehmen zu
    • Münze
    • Börsendynamik
    • Seit 1600: vermehrt Papiergeld als Zahlungsmittel
  • Enstehung einer Investitionskultur und wachsende Bedeutung spekulativen Handels in Europa
  • Aber auch Finanzkrisen und Bubbles
24
Q

Unterschied zwischen den Vernunftsrechtslehren und der Aufklärung?

A
  • Vernunftrecht als Teil der Aufklärung
  • Aufklärung steht grundsätzlich für das freie Denken
  • Vernunftsrechtslehren basieren auf säkular Naturrechtsüberlegungen
  • Wichtig für uns, dass Hume und Smith empirisch argumentiert haben. Diesen Anspruch können reine Vernunftsrechtslehren nicht beanspruchen
    • Gemäss der Vernunftrechtslehren trägt der Mensch das Recht vernünftig zu handeln in sich
25
Q

Wie sah die Regelung über das Gesellschaftskapital bei Kolonialgesellschaften im Vergleich zu heute aus?

A
  • Zeichnungsmöglichkeit innerhalb Frist und betragsmässig nicht festgelegt
  • Eintragung der Gesellschafter in einem Register und Ausstellung einer Urkunde über Anteil
26
Q

Welche politischen und wissenschaftlichen Entwicklungen gingen mit dem “Take off” einher?

A
  • Aufstieg des Gesetzgebungsstaates
    • Verwaltung
    • Exekutive
  • Seit 1600 Aufstieg der Naturwissenschaften mit Einfluss auf Deutung der Wirtschaft