Finanzmärktefragen Flashcards
1.1 Worin besteht die zentrale ökonomische Bedeutung der Finanzmärkte?
- Gesamtwirtschaftliche Kapitalvermittlung
- Transport von finanziellen Mittel von den Kapitalanbietern (Sparern) zu den Kapitalnachfragern (Investoren)
1.2 Erklären Sie die Beziehung zwischen der Ersparnis, der Investition und dem Nettokapitalverkehr eines Landes. Warum entspricht der Nettokapitalexport bzw. -import ex post immer dem Nettogüterexport bzw. -import dieses Landes?
- Die Ersparnis eines Landes = inländischen Investitionen + Nettokapitalexporte (=Nettoauslandsinvestition)
- Einkommen eines Landes - Ausgaben für privaten Konsum und den Staatsverbrauch –> kann für Investitionen im Inland oder Ausland verwendet werden.
- Die Gleichheit von Nettokapital- und Nettogüterverkehr ergibt sich daraus, dass jede internationale Gütertransaktion mit einem entsprechenden, entgegen gerichtet fließenden Geld- bzw. Forderungsstrom (accounts receiveable) verbunden ist.
1.3 Wie wird sich ein Anstieg des Nettokapitalexports bei konstanter inländischer Ersparnis auf die inländische Sachvermögensbildung (Investition) eines Landes auswirken?
Bei konstanter Ersparnis muss ein Anstieg des Nettokapitalexports die inländischen Investitionen reduzieren.
1.4 Angenommen, in Deutschland seien die Ersparnis und der Nettokapitalexport konstant. Wie würde sich der deutsche Nettogüterexport infolge eines Anstiegs des Einkommens im Ausland ändern? Welche Wirkung ergäbe sich für den Wert des Euro auf dem Devisenmarkt?
- Ein Einkommensanstieg erhöht zunächst den deutschen Nettogüterexport über die steigende Güternachfrage.
- Die Nachfrage nach Euro am Devisenmarkt nimmt deshalb zu –> Aufwertung des Euro.
- Bei konstantem Nettokapitalexport wird die Euroaufwertung solange anhalten, bis dadurch der Anstieg des Nettogüterexports wieder kompensiert ist.
1.5 Worin liegt also letztlich die Ursache der beobachtbaren Ungleichgewichte im globalen Güterverkehr?
- Diskrepanzen im Spar- und Investitionsverhalten der Nationen.
- Länder mit Sparüberschüssen (z.B. China, DE): Nettokapitalexporteure
- Länder mit Spardefiziten (z.B. USA, IT, GR): Nettokapitalimporteure
- Verwendung des Geldes zur Finanzierung der Güterimportüberschüsse = Kapitalexportüberschüsse der Nettokapitalexporteure
1.6 Wie lautet die „weltwirtschaftliche Finanzierungsgleichung“?
Weltersparnis = Weltinvestition
1.7 Nennen Sie drei weitere Funktionen der Finanzmärkte.
- Losgrößentransformation
- Fristentransformation
- Risikotransformation
- Informationsfunktion für Marktteilnehmer: Aus dem Zusammenspiel von Kapitalangebot und -Nachfrage bilden sich die Zinsen und Wertpapierkurse.
1.8 Warum ist der reibungslose und ausreichende Geldtransport auf den Finanzmärkten volkswirtschaftlich notwendig?
- Um die im Wirtschaftsprozess entstehenden Finanzierungsdefizite der Unternehmen, des Staates und des Auslands zu decken.
- Andernfalls müsste es zu einem Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Ausgaben und ein drastisches Sinken der globalen Wirtschaftsleistung kommen.
1.9 Was versteht man unter der sogenannten „Finanztiefe“?
Summe der Bruttoinlandsprodukte aller Länder
1.10 Welche realwirtschaftlichen Konsequenzen ergeben sich aus der Größe und der damit verbundenen Dominanz der Finanzmärkte? Veranschaulichen Sie Ihre Antwort anhand eines Beispiels.
Schwankungen der Finanzmarktpreise (Zinsen und Kurse) können die Güterproduktion stark beeinflussen, da sehr viele Schuldner, Gläubiger und Investoren davon betroffen sind.
Beispiele:
- die große Weltwirtschaftskrise von 1929
- der Aktiencrash von 1987
- das Platzen der New Economy-Blase 2002
- die Finanz- und Wirtschaftskrisen seit 2007
2.1 Worin besteht der Unterschied zwischen Kassamärkten und Terminmärkten?
- Kassamärkte: Tätigung des vereinbarten Finanzmitteltransports sofort bzw. innerhalb weniger Tage
- Terminmärkte: heutige Festlegung der Bedingungen des Finanzmitteltransports (Preis, Lieferung, …), entsprechende Ausführung zu zukünftigem Zeitpunkt
2.2 In welchen Teilmärkten können die Kassamärkte nach dem Kriterium der Fristigkeit der zur Verfügung gestellten Finanzmittel unterschieden werden?
Märkte für kurz. und mittelfristige Kredite (bis zu 4 Jahre)
- Geldmärkte
- Märkte für Bankkredite und –einlagen
Märkte für langfristige Kredite (mehr als 4 Jahre)
- Kapitalmärkte
- Märkte für Hypothekendarlehen
2.3a Was versteht man unter Wertpapierpensionsgeschäften?
- Wertpapierpensionsgeschäfte gehören zur Offenmarktpolitik der EZB
- Sie ist eine zeitlich befristete, mit Wertpapieren besicherte Bereitstellung bzw. Entgegennahme von Zentralbankgeld
2.3b Wie wirken expansive Wertpapierpensionsgeschäfte?
- Zentralbank kauft Wertpapiere von Geschäftsbanken gegen Hergabe von Zentralbankgeld
- Nach Fristenablauf: Geschäftsbank muss Wertpapiere wieder zurückkaufen
→ Rückgabe des vorher erhaltenen Zentralbankgeldes an die Zentralbank
→ sinkender Bestand an Zentralbankgeld in Händen der Geschäftsbanken - Geschäftsbanken bezahlen vorher vereinbarten Zinssatz für die Zeit der Geldaufnahme an die Zentralbank
2.3c Wie wirken kontraktive Wertpapierpensionsgeschäfte?
- Zentralbank verkauft Wertpapiere an die Geschäftsbanken gegen Hereinnahme von Zentralbankgeld
- Nach Fristenablauf: Zentralbank muss Wertpapiere wieder zurückkaufen
→ Rückgabe des vorher entzogenen Zentralbankgeldes an die Geschäftsbanken
→ Steigender Bestand an Zentralbankgeld in Händen der Geschäftsbanken - Geschäftsbanken erhalten vorher vereinbarten Zinssatz für Zeit der Geldanlage von der Zentralbank
2.4 Wie unterscheiden sich internationale von nationalen Finanzmärkten
An nationalen Finanzmärkten agieren ausschließlich Inländer allein in der Währung ihres Landes.
An internationalen Finanzmärkten:
- Geschäftspartner stammen aus unterschiedlichen Ländern ODER
- Beteiligung von einer Fremdwährung
2.5a In welche Teilmärkte lassen sich die internationalen Geld- und Kreditmärkte einteilen?
- traditionellen Außenmärkte
- Euromärkte
- Devisenmarkt
2.5b Definieren Sie die Marktsegmente der traditionellen Außenmärkte und finden Sie jeweils ein Beispiel für ein Geschäft auf diesen Teilmärkten.
- Auslandskredite werden in aus Gläubigersicht heimischer Währung vergeben
- Bsp.: Vergabe von einem auf Euro lautenden Kredit von einer deutschen Bank an ein koreanisches Unternehmen
2.5c Definieren Sie die Marktsegmente des Euromarkts und finden Sie jeweils ein Beispiel für ein Geschäft auf diesen Teilmärkten.
- Eurokredit lautet auf eine aus Gläubigersicht fremder Währung
- Bsp.: Vergabe von einem auf japanische Yen lautenden Kredit von einer deutschen Bank
2.5d Definieren Sie die Marktsegmente des Devisenmarkts und finden Sie jeweils ein Beispiel für ein Geschäft auf diesen Teilmärkten.
- Tausch von Währungen
- Bsp.: deutsches Unternehmen importiert Ware aus den USA und muss für die Zahlung Euro in US-Dollar tauschen
2.6 Definieren Sie den Begriff des Eurokapitalmarktes und geben Sie ein Beispiel für ein Geschäft auf diesem Teilmarkt
- Eurokapitalmarkt = Markt für Anleihen und Aktien, die von großen Banken oder Bankenkonsortien meist gleichzeitig in mehreren Ländern platziert werden
- Bsp.: Luxemburger Bank platziert eine in englischen Pfund denominierte Anleihe unter anderem in Deutschland.
2.7 Welche Gründe gibt es für die günstigeren Zinsen an den Euromärkten im Vergleich zu den nationalen Finanzmärkten?
- Euromarkt-Transaktionen unterliegen keiner unmittelbaren geldpolitischen Steuerung oder bankenaufsichtsrechtlichen Kontrolle
- Euroanlagen sind typischerweise von Mindestreserveverpflichtungen oder Quellenbesteuerung befreit.
- Resultat: große Volumina und günstige Kostenstruktur
2.8 In welche Teilmärkte lässt sich der Euromarkt unterteilen?
Der Euromarkt umfasst:
- den Euromarkt im engeren Sinne (europäische Finanzplätze)
- den Asien-Dollar Markt
- die amerikanische Offshore-Märkte.
Weitere Offshoreplätze existieren und entstehen in andere Teilen der Welt.
2.9 Was kennzeichnet einen sogenannten Offshore-Markt?
- Gebietsfremde Kapitalgeber und –nehmer
- Die Transaktionen der Gebietsansässigen sind von denen der Gebietsfremden getrennt.
- Die Geschäfte der Gebietsfremden unterliegen kaum der staatlichen Kontrolle
2.10 Welche zentrale ökonomische Funktion erfüllt der Devisenmarkt?
- Auf dem Devisenmarkt werden Währungen getasucht.
- Das ist immer bei Währungsraum übergreifenden Geschäften notwendig; Ohne Devisenmärkte gäbe es keinen Welthandel
2.11 Wie lautet die Vereinbarung, die bei Termingeschäften getroffen wird?
Warum spricht man diesbezüglich von „derivativen“ Finanzprodukten?
- In Termingeschäfte wird heute vereinbart, zu einem in der Zukunft liegenden Zeitpunkt einen bestimmten Basiswert (z.B. eine Aktie) zu einem bestimmten Preis und in einer bestimmten Menge abzunehmen bzw. zu liefern.
- Da sich Termingeschäfte immer auf einen zugrunde liegenden (originären) Basiswert beziehen, nennt man sie derivative (=abgeleitete) Finanzprodukte
2.12 Veranschaulichen Sie den Grundgedanken von Termingeschäften anhand eines Beispiels
Einkaufsleiter eines Supermarkts:
- im Juni bei einem Geflügelzuchtbetrieb 100 Weihnachtsgänse mit einem Gewicht von jeweils 5 kg zum Preis von 100€/Stück bestellt und
- als Liefertermin 23. Dezember vereinbart.
3.1 Definieren Sie die Begriffe Primärmarkt, Sekundärmarkt und Börse.
- Primärmarkt: erstmalige Kapitalvermittlung (Erstemission)
- Sekundärmarkt: Markt für den Handel mit umlaufenden Wertpapieren
- Börse: räumlich abgegrenzter, organisierter Sekundärmarkt
3.2 Welche ökonomische Bedeutung haben Zinsen? Erläutern Sie, warum Zinszahlungen volkswirtschaftlich gesehen keine bloße „Umverteilung“ von Einkommen darstellen
- Zinsen = Preis für die zeitliche Überlassung von Fremdkapital.
- Die durch heutiges Sparen der Kapitalgeber finanzierten Investitionen ermöglichen ein zukünftig höheres Produktionsniveau.
- Aus dem damit verbundenen Mehreinkommen können die Kapitalnehmer die Zinszahlungen finanzieren.
3.3 Wie wird der Kurs einer Anleihe ermittelt? Welcher Zusammenhang zwischen den Zinsen von Neuemissionen und den Kursen umlaufender Wertpapiere resultiert daraus?
Berechnung: Die über die Restlaufzeit anfallenden Anleihezinsen sowie die Kapitalrückzahlung bei Fälligkeit werden mit dem Zinssatz neu emittierter Anleihen abgezinst.
Daraus resultiert ein gegenläufiger Zusammenhang zwischen den jeweiligen Marktzinsen und den Kursen der umlaufenden Wertpapiere.