F23 akute vorübergehende psychotische Störungen Flashcards

1
Q

Akute vorübergehende psychotische Störungen F23 Allgemein

A
  • heterogene Gruppe von Störungen mit akutem Beginn (innerhalb v. 2 Wochen) der psychotischen Symptome (Wahnvorstellungen, Halluzinationen, andere Wahrnehmungsst.) + schwere Störung des normalen Verhaltens.
  • keine Hinweise für organische Ursache
  • häufig Ratlosigkeit und Verwirrtheit (Desorientiertheit ist jedoch nicht andauernd oder schwer genug um Kriterien eines organisch verursachten Delirs F05 zu erfüllen)
  • vollständige Besserung innerhalb weniger Monate (oft schon nach Tagen/Wochen)
  • besteht die Störung länger -> Diagnose ändern
  • Zusammenhang mit akuter Belastung/Ereignis möglich (1 oder 2 Wochen vor Beginn d. St.)
  • keine Prodromalphase!
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2
Q

Allgemeine ICD-10 Kriterien der vorübergehenden psychotischen Stötung F23

A

G1. Akuter Beginn von Wahngedanken, Halluzinationen und unverständlicher oder zerfahrener Sprache oder jeglicher Kombination dieser Symptome. Zeitintervall zwischen Erstsymptomen und Ausbildung des voll entwickelten Stötungsbilds nicht länger als 2 Wochen.

G2. Wenn vorübergehende Zustandsbilder mit Ratlosigkeit, illusionärer Verkennung oder Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen vorkommen, erfüllen sie NICHT die Kriteren für eine organisch bedingte Bewusstseinstrübung (wie unter F05 A beschrieben).

G3. Störung erfüllt NICHT die Kriterien für manische (F30), depressive (F32) oder rezidivierende depressive Störung (F33).

G4. KEIN Nachweis eines Konsums psychotroper Substanzen, der gravierend genug ist, um Kriterien f. Intoxikation F1x.0, schädlichen Gebrauch F1x.2 oder Entzugssyndrom F1x.3 und F1x.4 zu erfüllen. Kontinuierlicher/unveränderter Substanzgebrauch in gewohnter Menge schließt F23 nicht aus.

G5. Ausschlussvorbehalt: kein Nachweis organischer Hirnerkrankung oder schwerer metabolischer Störung, die das ZNS betreffen (nicht gemeint: Geburt/Wochenbett)

Fünfte Stelle kann kodiert werden:
F23.x0 ohne akute Belastung
F23.x1 mit akuter Belastung
Belastung… Ereignis in den 2 Wochen vor dem Auftreten der Sy.

Beginn abrupt (innerhalb 48h) oder akut (zw. 48h und 2 Wochen)

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3
Q

Definition akute polymorphe psychotische Störung ohne Symptome einer Schizophrenie F23.0

A
  • Halluzinationen, Wahn und Wahrnehmungsstörungen sind vorhanden aber von Tag zu Tag oder von Stunde zu Stunde unterschiedlich ausgeprägt
  • häufig emotionales Aufgewühltsein (intensive Glücksgefühle, Ekstase, Angst, Reizbarkeit)
    -> unbeständiges Bild
  • Kriterien der Schizophrenie nicht erfüllt
  • Beginn abrupt innerhalb weniger Tage
  • rasche und anhaltende Rückbildung ohne Rückfall
  • bei andauernden Symptomen > 3 Monate -> Diagnose der anhaltenden wahnhaften Störung oder nichtorganischen psychotischen Störung
  • andere Begriffe: Angst-Glücks-Psychose, Bouffée delirante
  • DD: schizoaffektive Störung
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4
Q

ICD Kriterien der akuten polymorphen psychotischen Störung ohne Symptome einer Schizophrenie F23.0

A

A Allgemeine Kriterien für eine akute vorübergehende psychot. Störung sind erfüllt

B Symptome wechseln rasch in Art und Schwere der Symptomatik von Tag zu Tag oder innerhalb desselben Tages

C Halluzinationen oder Wahnideen bestehen mind. mehrere Stunden

D Gleichzeitig mind. 2 Symptome:
- emotionale Aufgewühltheit mit Glücksgefühlen/Ekstase/Angst/Reizbarkeit
- Ratlosigkeit oder Verkennung von Personen und Orten
- Steigerung oder Verminderung der Motilität von deutlichem Ausmaß

E Schizophrene Symptome (F20 G1.1., G1.2) kommen wenn überhaupt nur sehr kurz, zu Beginn vor. F23.1 B. ist nicht erfüllt

F Dauer der Störung maximal 3 Monate

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5
Q

Akute polymorphe psychotische Störung mit Symptomen einer Schizophrenie F23.1 Allgemein

A
  • akute psychotische Störung mit vielgestaltigem, unbeständigem klinischen Bild
  • in der überwiegenden Zeit sind auch de für die Schizophrenie typischen Symptome vorhanden
  • wenn die schizophrenen Symptome andauern ist die Diagnose in Schizophrenie F20 zu ändern
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6
Q

ICD 10 Krterien der akuten polymorphen psychotischen Störung mit Symptomen einer Schizophrenie F23.1

A

A. Kriterien A., B., C. und D der akuten polymorphen psychotischen Störung F23.0 sind erfüllt

B. Einige der Schizophrenie-Symptome F20.0-20.3 sind während des größten Teils der Zeit seit Beginn der Störung vorhanden. Wenn auch die spezifischen Kriterien nicht vollständig erfüllt sein müssen, sollte mind. eines der Symptome von F20 1.1.a bis G1.2.c nachweisbar sein.

C. Schizophrene Symptomatik (B.) dauert nicht länger als 1 Monat an. Sonst F20.

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7
Q

Akute schizophreniforme psychotische Störung F23.2 allgemein

A
  • eine akute psychotische Störung, bei der die Symptome vergleichweise stabil sind
  • <1 Monat Dauer
  • keine polymorphen, unbeständigen Merkmale wie in F23.0 beschrieben
  • wenn Symptome andauern -> F20
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8
Q

ICD 10 Kriterien für Akute schizophreniforme psychotische Störung F23.2

A

A.: Die allgemeinen Kriterien für die akute vorübergehende psychotische Störung (F23) müssen erfüllt sein.

B.: Die Kriterien einer Schizophrenie (F20.0 – F20.3) müssen, außer den Zeitkriterien, erfüllt sein.

C.: Die Störung erfüllt NICHT die Kriterien B., C. und D. für die akute polymorphe psychotische Störung (F23.0).

D.: Gesamtdauer max. 1 Monat. Sonst F20.

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9
Q

Andere akut vorwiegend wahnhafte psychotische Störungen F23.3

A
  • akute psychotische Störung bei der stabile Wahnphänomene oder Halluzinationen die Hauptmerkmale darstellen
  • Kriterien der Schizophrenie nicht erfüllt
  • Dauert Symptomatik an: Diagnose anhaltende wahnhafte Störung
  • Therapie: kurzzeitig Antipsychotika, ggf. mit Benzos, auch ohne AP Spontanremission
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10
Q

ICD 10 Kriterien für andere akute vorwiegend wahnhafte psychotische Störungen F23.3

A

A. Allgemeine Kriterien für eine akute vorübergehende psychotische Störung F23 sind erfüllt.

B. Relativ stabile Wahnideen und/oder Halluzinationen, diese erfüllen aber NICHT Schizophrenie-Kriterien (F20.0-F20.3).

C. Störung erfüllt NICHT Kriterien für akute polymorphe psychotische Störung F23.0.

D. Dauer maximal 3 Monate.

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11
Q

Sonstige akute vorübergehende psychotische Störungen F23.8 Allgemein

A
  • alle nicht n.b. akuten psychotischen Störungen ohne Anhalt für organische Ursache, die nicht die Kriterien für F23.0-23.3 erfüllen.
  • z.B. akute psychotische Zustnde mit eindeutigen Wahngedanken oder Halluzinationen für nur eine kurze Zeit
  • z.B. Zustände nicht näher zu differenzierender Erregung, wenn genauere Informationen über die psychische Verfassung der Patienten nicht erhältlich sind und kein HW für eine organische Ursache vorliegt.
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12
Q

F23 im ICD 11

A
  • keine Untergruppen
  • akute vorübergehende psychotische Störung -> 1.Manifestation und wiederholte Episoden
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13
Q

Somatische Diagnostik akuter psychotischer Störungen (Konsensus)

A
  • Rasche diagnostische Abklärung: Anamnese, Labor, Zusatzuntersuchungen
  • Tragfähige Beziehung aufbauen: Allianz mit Patienten und Angehörigen
  • Persönliches Leid vermindern: effektive Symptomunterdrückung
  • Soziale Beeinträchtigungen mindern: rasche Rückkehr zum Funktionsniveau
  • Compliance fördern: Psychoedukation, Angehörigeninformation
  • Unmittelbare Gefahren begrenzen: Kontrolle gestörten Verhaltens
  • Koordination der weiteren Therapie: Facharzt, Psychotherapie, Allgemeinarzt, Psychia-
    trische Ambulanzen, Tageskliniken, etc.
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14
Q

Medizinstudent, 22 jährig, war wg. schizophrener Psychose in Behandlung, dzt. Risperdal 8 mg, Akineton ( NW: Potenzstörungen- anticholinerg !), Temesta 2,5 mg. Will nun nach einigen Monaten das Medizinstudium wieder aufnehmen und Med. absetzen wg. Potenzproblemen und Gewichtszunahme

A

F23.2 akute schizophreniforme psychotische Störung

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15
Q

Psychiatrische Diagnostik akuter schizophreniformer psychotischer Störungen

A

Strukturierte Interviews und Checklisten:
- ICD-10-Checklisten (ICDL)
- Strukturiertes klinisches Interview für DSM IV, Achse I (SKID-I)
- Mini International Neuropsychiatric Interview
- Leitfaden zur Erfassung des psychopathologischen Befunds anhand AMDP-System
Fremdbeurteilungsfragebögen:
- Positive and negative Syndrome Scale (PANSS)
- Scale for the Assessment of Negative Symptoms (SANS)
- Brief Psychiatric Rating Scale (BPRS)
- Personal and social performance scale (PSP)
Neuropsychologische Untersuchung:
- Screening for Cognitive Impairment in Psychiatry (SCIP Test)
- Brief Assessment of Cognition in Schizophrenia (BACS)
- Trail Making Test (TMT)
- Verbaler Lern- und Merkfähigkeitstest (VLMT)
- Tower of London Test
Selbstbeurteilungs-Fragebögen:
- Frankfurter Beschwerde-Fragebogen (FBF)
- Self Evaluation of Negative Symptoms (SNS)
- Eppendorfer Schizophrenie-Inventar (ESI)
Patienten- und Angehörigeninterview:
- Interview für die retrospektive Erfassung des Erkrankungsbeginns und -verlaufs bei Schizo-
phrenie und anderen psychotischen Störungen (IRAOS)

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16
Q

Differentialdiagnosen der akuten schizophreniformen psychotischen Störungen

A
  • Schizophrenie (Zeitkriterium)
  • Andere akute vorübergehende psychotische Störungen
  • Wahnhafte Störung
  • Affektive Störungen
  • Schizoaffektive Störung
  • Organische und substanzinduzierte Störungen
  • Delirante Syndrome (schnell wechselnde Psychosomatik mit affektiver Instabilität)
  • Dissoziative Störungen (v.a. dissoziative Fugue)
17
Q

Komorbidität bei akuter schizophreniformer psychotischer Störung

A
  • Akute Belastungsreaktion (abrupter Beginn = innerhalb von 48 Stunden nach Belastung;
    akuter Beginn = mehr als 48 Stunden aber weniger als 2 Wochen)
  • Erhöhte Mortalität, insbesondere aufgrund von Suiziden, in den akuten Phasen der
    Erkrankung
18
Q

Auswahlkriterien der Psychopharmakotherapie bei akuter schizophreniformer psychotischer Störung

A

o Medikamente der ersten und zweiten Wahl sind die atypischen Antipsychotika, aufgrund des besseren NW-Profils.
o Die Auswahl ergibt sich aus Wirksamkeitsüberlegungen, verfügbaren Darreichungsformen, NW-Profil und früheren Therapieerfahrungen.

19
Q

Beginn und Dosierung der Psychopharmakotherapie bei akuter schizophreniformer psychotischer Störung

A

o Im Idealfall sollte das Medikament einmal täglich peroral verabreicht werden.
o Bei unsicherer Compliance ist eine flüssige oder rasch lösliche Galenik vorzuziehen.
o Die Einnahme von Ziprasidon sollte mit Nahrungsaufnahme erfolgen.
o Intramuskulär stehen Ziprasidon, Olanzapin, Aripiprazol und Haloperidol zur Verfügung.
o Intravenös kann Haloperidol (???) (und Benperidol) verabreicht werden.

20
Q

Dosierung der Psychopharmakotherapie bei akuter schizophreniformer psychotischer Störungen

A

o Für Patienten mit erster Episode kann eine deutlich niedrigere Dosis genügen.
o Bei Patienten mit multiplen Episoden ist die zuletzt effektive Dosis die Zieldosis.
o Eine schrittweise Dosissteigerung verringert das NW-Risiko bei einigen Atypika und Neuroleptika.

21
Q

Kombinationstherapie bei akuter schizophreniformer psychotischer Störungen

A

o Bei ängstlich, agitierten oder aggressiven Zuständen ist die Kombination von atypischen Antipsychotika mit BZOs (Diazepam, Lorazepam, Clonazepam) effektiver und sicherer als eine höhere (über MTD hinausgehende) Therapie mit atypischen Anti- psychotika oder eine Kombination mit niedrigpotenten (älteren) typischen Neuroleptika.

22
Q

Maßnahmen bei Therapieresistenz in der Akutphase

A

o Prüfen von Diagnostik, Komorbidität (speziell Substanzmissbrauch), Compliance, Metabolismus

23
Q

Rückfallprophylaxe und Langzeitbehandlung bei akuter schizophreniformer psychotischer Störungen

A

o Atypische Anitpsychotika Therapie der Wahl
o Auswahl der atypischen Antipsychotika: das Medikament, was sich in der Akutphase bewährt hat, sollte auch als Erhaltungstherapie verwendet werden.
o Bei mangelnder Compliance Umstellung auf Depot-Präparat
o Dosierung: Bei atypischen Antipsychotika ist für die Rückfallprophylaxe und Langzeittherapie keine Dosisreduktion im Vergleich zur Akuttherapie nötig.

Typische Neuroleptika sollten nach Möglichkeit schrittweise (in Halbjahresschritten Dosisreduktion um 20% der akut wirksamen Dosis) auf die geringste noch wirksame Tagesdosis reduziert werden (allerding nicht unter einem Drittel der Initialdosis).

24
Q

Dauer der Psychopharmakotherapie bei akuter schizophreniformer psychotischer Störung

A

o Bei Erstmanifestation: mindestens 1 Jahr.
o Bei Anamnese von mindestens zwei akuten psychotischen Störungen oder bei Rezidiv innerhalb eines Jahres: mindestens 5 Jahre.
o Bei besonders häufigen Rezidiven, bei primär chronischem Verlauf oder bei zusätzlichen Risiken durch Fremd- und/oder Selbstgefährdung: länger, eventuell auch lebensbegleitend.

25
Q

Psychotherapie/psychosoziale Therapie bei akuter schizophreniformer psychotischer Störung

A

Akutphase:

  • Soziotherapie: soziale Probleme lösen (Arbeit, Wohnen) und das soziale Netz unterstützen
  • Psychotherapie:
    o Psychoedukation verbessert Compliance von Patienten und Angehörigen
    o Psychotherapeutische Familienarbeit
    o Gruppentherapie zur Verbesserung der sozialen Interaktionen, der Einsicht und der Coping-Strategien

Rückfallprophylaxe/Langzeittherapie:
- Milieugestaltung: klar strukturierter Tagesablauf, Annährung an gewohnte Lebensbedingungen, Förderung von Initiative, Vermeidung von Inaktivität
- Ergo- und Arbeitstherapie: Übung kognitiver Fähigkeiten, Antriebsförderung, Stärkung des Selbstvertrauens, Training von Ausdauer, Maßnahmen zur beruflichen Integration
- VT-orientierte Familientherapie
- Psychoedukation
- Training von sozialen Fertigkeiten
- Wohnheime und Wohngemeinschaften

26
Q

Bzgl. Medikation 4 mögliche Strategien zu diskutiern und Konsequenzen (z. B. Umstellung auf Abilfy oder Zeldox; oder Risperdal unter engmaschiger Kontrolle reduzieren)

A

…?