F20 Schizophrenie Flashcards

1
Q

Definition Schizophrenie

A

Störungsmuste in Bereichen wie Wahrnehmung, Denken, Ich-Funktionen, Affektivität, Antrieb, Kognition, Psychomotorik

-> episodisch auftretende psychotische Zustände
-> persistierende positive (Wahn, Hallu) und/oder negativen Symptome (Affektverflachung, Antriebsminderung, soz. Rückzug
-> längere Krankheitsverläufe -> kognitive + soziale Beeinträchtigungen (können sogar vor den Positivsy. auftr.)

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2
Q

Epidemiologie der Schizophrenie

A

Lebenszeitprävalenz 0,3-0,6%
in Ö 1000 Neuerkrankungen / Jahr
inklusive wahnhafte kurze polymorphe und n.n.b. psychot. Störungen: 2,3% Prävalenz

  • Männer häufiger
  • Erstmanifestation Mann: 15-25
  • ……. Frau: 25-35 + postmenopausal
  • 75% der Ersterkrankungen sind vor dem 40.Lj.
  • Frauen erkranken früher und oft schwerer
  • Verlauf heterogen
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3
Q

Allgemeine ICD 10 Kriterien der Schizophrenie (paranoid, hebephren, kataton, undifferenziert)

A

G1.: mindestens eines der Symptome, unter 1. oder mindestens zwei unter 2. sollten in der meisten Zeit während einer psychotischen Episode von mindestens einem Monat Dauer vorhanden sein (oder während einiger Zeit an den meisten Tagen).

  1. Mind. 1 von (=1. Rangsymptome):
    a) Gedankenlautwerden, -eingebung, -entzug oder -ausbreitung (ICH-STÖRUNG)
    b) Kontrollwahn, Beeinflussungswahn, Gefühl des Gemachten (deutlich bezogen auf Körper- oder Gliederbewegungen oder bestimmte Gedanken, Tätigkeiten oder Empfindungen); Wahnwahrnehmung (INHALTLICHE DENKSTÖRUNG)
    c) Kommentierende oder dialogische Stimmen (die über das Verhalten des Patienten reden oder untereinander über ihn diskutieren), oder Stimmen, die aus bestimmten Körperteilen kommen (AKUSTISCHE HALLUZINATIONEN)
    d) Anhaltender kulturell unangemessener, bizarrer und völlig unrealistischer WAHN, wie der, das Wetter kontrollieren zu können oder mit Außerirdischen in Verbindung zu stehen.
  2. Oder mind 2 von:
    a) Anhaltende HALLUZINATIONEN jeder Sinnesmodalität, täglich während mindestens eines Monats, begleitet von flüchtigen oder undeutlichen ausgebildeten Wahngedanken ohne deutlichen affektiven Inhalt oder begleitet von langanhaltenden überwertigen Ideen.
    b) Neologismen, Gedankenabreißen oder Einschiebungen in den Gedankenfluss, was zu Zerfahrenheit oder Danebenreden führt (FORMALE DENKSTÖRUNG)
    c) KATATONE SYMPTOME wie Erregung, Haltungsstereotypien oder wächserne Biegsamkeit (Flexibilitas cerea), Negativismus, Mutismus oder Stupor
    d) NEGATIVSYMPTOME wie Apathie, Sprachverarmung, verflachte oder inadäquate Affekte (nicht durch eine Depression oder eine neuroleptische Medikation verursacht)

G2.: Ausschlussvorbehalte der allgemeinen Schizophrenie
1. Wenn auch die Kriterien für eine manische Episode oder eine depressive Episode erfüllt werden, müssen die unter G1.1. und G1.2. aufgelisteten Kriterien VOR DER AFFEKTIVEN STÖRUNG aufgetreten sein.
2. Die Störung kann nicht einer organischen Gehirnerkrankung oder einer Alkohol- oder Substanzintoxikation, einem Abhängigkeitssyndrom oder einem Entzugssyndrom zugeordnet werden.

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4
Q

Schizophrenie ICD 10 Unterteilungen

A

F20.0 paranoide S.
F20.1 hebephrene S.
F20.2 katatone S.
F20.3 undifferenzierte S.
F20.4. postschizophrene Depression
F20.5 schizophrenes Residuum
F20.6 Schizophrenia simplex

(Verlauf nach Beobachtungszeitraum von mind. 1 Jahr:
F20.x0 kontinuierlich (keine Spontanremission)
………1 episodisch mit zunehmendem Residuum
………2 episodisch mit stabilem Residuum (anhaltende, nicht zunehmende negative Sy. zwischen psychotischen Episoden)
………3 episodisch, remittierend (vollständig/fast vollst. Remission zw. psychot. Episoden)
………4 unvollständige Remission
………5 vollständige Remission
………8 sonstige
………9 unklarer Verlauf / Beobachtung zu kurz)

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5
Q

Symptome der Schizophrenie nach E.Bleuler

A

GRUNDSYMPTOME (4 A)
- Assoziationslockerung (formale Denkstörung -> desorgan. Sprache + gelockerte Assoziationen, Denkzerfahrenheit)
- Affektstörung (z.B. Parathymie - Gefühlausdruck passt n. zur Situation, läppisch (laut/enth./rücksichtslos) bei Hebephrenie, Angst (bis Stupor/Mutismus/Aggression)
- Autismus (Störung der Umweltwahrnehmung und Interaktion, Absonderung von der Gemeinschaft, Rückzug aus gemeinschaftlicher Welt-Wirklichkeit in die Individualwirklichkeit; pimär: Abkehr von der Umwelt bis Mutismus/Stupor, sekundär: als Schutz/Bewältigung zur Symptomred.)
- Ambivalenz (=Nebeneinander gegensätzl. Gefühle).

AKZESSORISCHE Symptome
- Wahrnehmungsstörungen/Sinnestäuschungen (Halluz.)
- Inhaltliche Denkstörung (Wahnideen)
- katatone Symptome (psychomot. Hyperkinesien: Erregung, Bewegungs-, Sprachstereotypien, Befehlsautomatie (Echopraxie/Echolalie), Manierismus, Grimassieren; Hypokinesien: Sperrung (Stupor/Mutismus), Negativismus (äußerer vs. innerer); Ambitendenz = gegenläufige Willens- und Antriebsimpulse bis hin zur Katatonie=Handlungsunfähigkeit; Katalepsie (passiv), Haltungsstereotypien (selbstgewählt), Flexibilitas cerea (wächserne Biegsamkeit)
- funktionelle Gedächtnisst.
- Störung in Schrift und Sprache

Ergänzung: Antriebsstörung, vegetative Symptome: Schlafstörungen, Änderung der Herzfrequenz, Gewichtsschwankungen, Störung v. Speichel- und Schweißdrüsensekretion, Tachypnoe, GI- und urogenitale Sy.

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6
Q

Symptome der Schizophrenie nach Schneider

A

Symptome 1. RANGES:

o WAHRNEHMUNGSSTÖRUNGEN: dialogische, kommentierende, imperative STIMMEN, Leibhalluzinationen bzw.-beeinflussungserleben (Leibhalluz. = v. außen verursacht.: Bestrahlung/ Elektrisierung/ sex.Beeinfl.)

o ICH-STÖRUNG: GEDANKENlautwerden, -eingebung, -entzug, -ausbreitung, andere Fremdbeeinflussung (Gefühl des Gemnachten)

o WAHNWAHRNEHMUNG (INHALTLICHE DENKST.)

.

Symptome 2. RANGES:

o andere WAHRNEHMUNGSSTÖRUNGEN: Halluzinationen optisch, olfaktorisch, gustatorisch, taktil, Zonästhesien (=eigenartige Körperempf., nicht von außen verursacht, z.B. “wie Stein”)

o INHALTLICHE DENKST.: WAHNEINFALL (Verfolgung, Vergiftung, Beeinträchtigung, Größen, Abstammung, magisch-mystische und bizarre Wahnideen)

(o Andere Formen der akustischen Halluzinationen: Insb. Akoasmen)

(o Affektstörungen: Verstimmung, Affektverflachung, Gefühlsverarmung, Ratlosigkeit)

Uncharakteristische Symptome: sensorische Störung, illusionäre Verkennungen, Depersonalisation, Derealisation

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7
Q

Was sind Symptome der Schizophrenie (positiv und negativ Symptome sowie kognitive Störungen)?

A

POSITIVSYMPTOME

-> in akuten Phasen, produktive Symptomen (“es kommt zum Normalzustand etwas dazu”)

Halluzinationen (Sinneswahrnehmung ohne Korrelat zur Außenwelt, von Realität überzeugt)

Inhaltliche Denkstörung: Wahn (verzerrte Beurteilung der Realität, nach Jaspers: Unmöglichkeit des Inhalts, nicht korrgierbar durch logische Argumente, subjektive Gewissheit)

formale Denkstörung (Begriffsverwendung und logische Argumentation werden unpräziser: desorganisierte Sprache, inkohärenter Denkprozess - gelockerte Assoziationen, Vorbeireden, Neologismen, Sperrung, Gedankenabreißen, Zerfahrenheit)

Ich-Störung (Ich-haftigkeit des Erlebens ist gestört: Gedankeneingebung, -ausbreitung, -entzug, Depers., Dereal.)

Motorische Sy. (mimische/gestische Besonderheiten, auff. Gang/Motorik/Psychomotik

bizarres Verhalten

(katatone Sy.)

-> Anspr. auf Neuroleptika
-> Typ I Schizophrenie nach Crow

.

NEGATIVSYMPTOME (6 A´s)

-> in chron. Phasen, nicht-produktiv, etwas wird im Vergleich zum Normalzustand “abgezogen”

Affektverflachung/starre (Leere, Gleichgültigkeit),

Alogie (Verarmung v. Sprache/Mimik/Gestik)

Apathie (Mangel Energie/Interesse; Abulie: Antriebslosigkeit/Willensschwäche)

Asozialität/sozialer Rückzug

Anhedonie (Unfäh. Freude/Lust zu spüren)

Störung v. Aufmerksamkeit/Konzentration
depressive Stimmung
-> schlechteres Anspr. durch Neuroleptika
-> Typ II Schizophrenie nach Crow

.

KOGNITIVE STÖRUNGEN

Defizite in:

  • Aufmerksamkeit (Vigilanz, selektive Aufmerksamkeit)
  • Exekutivfunktionen (Planung/Ausführung v. Handlungen), Sprachfubktionen
  • Gedächtnis (Arbeitsgedächtnis (Teil d. Kurzz.ged.) / Langzeit(deklaratives)gedächtnis)
  • Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit
  • soziale Kognition (theory of mind, Erkennen von Gesichtsausdrücken/sozialen Signalen)

-> führen zu funktioneller Beeinträchtigung, in allen Krankheitsstadien (inkl. Prodromi) möglich, Prädiktor f. Rückfallhäufigkeit
-> schlechteres Ansprechen auf AP, leichte pos. Effekte: second gen. AP (Cariprazin! D2/D3 Agonismus)

.

AFFEKTIVE SYMPTOME

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8
Q

Formale Denkstörungen bei Schizophrenie

A

typisch:
o Zerfahrenheit / Inkohärenz (Begriffszerfall, -verschiebung, Symboldenken, Kontaminationen = sinnlose Wortkombinationen)
o Gedankenabreißen, -sperrung, -hemmung
o Vorbeireden/danebenreden
o Umständliches Denken
o Neologismen
o Verbigeration (ständiges Wiederholen gleicher/meist unsinniger Wörter/Sätze)

Zerfahrenheit (Denkinkohärenz) = Gedanken und Zusammenhänge sind für Außenstehende nicht nachvollziehbar; Gedankenbruchstücke werden wahllos miteinander in Verbindung gebracht
- Paralogik: Unlogisches Denken, der Satzbau ist jedoch intakt
- Paragrammatismus: Unlogisches Denken, bei dem der Satzbau zerstört ist
- Begriffszerfall / Schizophasie: Begriffe verlieren ihre Bedeutung. Sie werden wandelbar und haben keine eindeutige Zuordnung mehr, sodass in einem Gespräch ein Begriff mit verschiedenen Worten ausgedrückt wird

Gesperrtes Denken
Formale Denkstörung mit plötzlichem Abbruch eines flüssigen Gedankengangs ohne erkennbaren Grund, was von Beobachtenden wahrgenommen wird (bspw. in Form eines begonnenen Satzes, der nicht weitergeführt wird).

Gedankenabreißen
Formale Denkstörung mit subjektiv erlebtem, plötzlichem Abbruch eines flüssigen Gedankenganges ohne erkennbaren Grund.

Denkhemmung
Formale Denkstörung mit subjektiv verlangsamtem oder blockiertem Denkablauf. Denkhemmung kann u.a. bei Depression und Schizophrenie auftreten und die Kommunikation erschweren.

Umständliches Denken
Unwesentliches kann im Gespräch nicht von Wesentlichem getrennt werden. Ein inhaltlicher Zusammenhang ist jedoch vorhanden.

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9
Q

ICD Kriterien der paranoiden Schizophrenie

A
  • A.: Die allgemeinen Kriterien für eine Schizophrenie müssen erfüllt sein (G1+G2).
  • B.: Wahnphänomene oder Halluzinationen müssen vorherrschen (Verfolgungswahn, Beziehungswahn, Abstammungswahn, Sendungswahn, coenästhetischer oder Eifersuchtswahn; drohende oder befehlende Stimmen, Geruchs- und Geschmackshalluzinationen, sexuelle oder andere körperliche Sensationen).
  • C.: Ein verflachter oder inadäquater Affekt, katatone Symptome oder Zerfahrenheit dominieren das klinische Bild nicht. Diese Phänomene können jedoch in leichter Form vorhanden sein.
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10
Q

Leitsymptome der paranoiden Schizophrenie bzw. Symptome 1. Ranges nach Schneider

A

1) Wahnwahrnehmungen, bizarrer Wahn
2) Stimmenhören (dialogisch, kommentierend, imperativ, Gedankenausbreitung)
3) Ich Störungen (Gedankeneingebung, -entzug, -ausbreitung und Willensbeeinflussung)

75% als initiale Form
Erkrankungsbeginn: 25.–35. Lebensjahr
bei >80% die sich nach dem 40. Lj. manifestieren (Spätschizophrenien)
eher günstige Prognose, gutes Ansprechen auf Antipsychotika

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11
Q

Typische Symptome der hebephrenen Schizophrenie

A

Affektive Veränderungen im Vordergrund, Halluzinationen und Wahn treten flüchtig/bruchstückhaft auf, verantwortungsloses/unvorhersehbares Verhalten, häufig Manierismen, flache/unangemessene Stimmung, desorganisiertes Denken, Sprache zerfahren, soziale Isolation, schnelle Entwicklung von Minussymptomen (v.a. Affektverflachung und Antriebsverlust), schlechte Prognose, soll nur bei jugendlichen oder jungen Erwachsenen diagnostiziert werden.

Trias:
- Affektst.
- Antriebsst.
- Denkst.
plus heitere läppische Gehemmtheit

Erregungs- und Unruhezustände
1. und 2. Rang Symptome + katatone Sy. fehlen weitgehend
Gezierte Sprache, Altklugheit, Manierismen
Beginn in oder nach der Pubertät (15-25a)
besonders bei Frauen ungünstige Prognose
wenn andere Schizophreniesymptome folgen -> bessere Prognose

15% der Fälle
Erkrankungsbeginn: 15.–25. Lebensjahr
Prognose: Ungünstigere Prognose mit häufigerer Chronifizierung

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12
Q

ICD 10 Kriterien der hebephrenen Schizophrenie F20.1

A

A. Allgemeine Schizophrenie Kriterien sind erfüllt.

B. 1 von liegt vor:
1. eindeutige und anhaltende Verflachung oder Oberflächlichkeit des Affekts
2. eindeutige oder anhaltende Inadäquate oder Unangebrachtheit des Affekts

C. 1 von liegt vor:
1. zielloses und unzusammenhängendes Verhalten (Desorganisiertes Verhalten, keine Zielstrebigkeit)
2. eindeutige Denkstörungen (unzusammenhängende, weitschweifige, zerfahrene Sprache)

D. Halluzinationen und Wahnphänomene bestimmen das klinische Bild nicht, können aber leicht vorhanden sein.

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13
Q

Typische Symptome der katatonen Schizophrenie

A

Psychomot. Störungen im Vordergrund -> Erregung - Stupor, Befehlsautomatismus oder Negativismus, Zwangshaltungen und -stellungen für lange Zeit möglich
Charakteristisch episodenhafte schwere Erregungszustände
Katatone Phänomene können mit traumähnlichen Zustand (lebhafte szenische Halluzinationen) verbunden sein.

Beginn oft akut, selten Spätschizophrenien
Günstige Prognose außer bei Beginn im Jugendalter
2-8% der Fälle

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14
Q

ICD 10 Kriterien der katatonen Schizophrenie

A

A. Allgemeine Kriterien für Schizophrenie sind erfüllt (zu Beginn bei nicht kommunikationsfähigen Personen nicht feststellbar)

B. Mind. 2 Wochen lang mind. 1 Merkmal:

  1. STUPOR (eindeutig verminderte Reaktion auf Umgebung, Verminderung spontaner Bewegung und Aktivität) oder MUTISMUS
  2. ERREGUNG (sinnlose motorische Aktivität - nicht durch äußere Reize beeinflusst)
  3. HALTUNGSSTEREOTYPIEN (freiwilliges Einnehmen und Beibehalten unsinniger/bizarrer Haltungen)
  4. NEGATIVISMUS (unmotivierter Widerstand gegenüber allen Aufforderungen oder Versuchen bewegt zu werden; oder Bewegung in gegensinniger Richtung)
  5. KATALEPTISCHE STARRE (Beibehalten einer rigiden Haltung gegenüber Versuchen bewegt zu werden)
  6. WÄCHSERNE BIEGSAMKEIT (Verharren v. Glieder/Körper in Haltungen die von Außen auferlegt sind)
  7. BEFEHLSAUTOMATISMUS (automatische Befolgung von Anweisungen)
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15
Q

ICD 11 Katatonie

A

eigene Diagnose

Ursache:
- Schizophrenie/Psychose
- affektive St.
- Entwicklungsst. (Autismus)
- Subst./medikamenteninduziert (Antipsychotika, Amphetamine, PCP)
- sek. im Rahmen körperlicher Erkrankungen (diabetische Ketoazidose, hepat. Enzephalopathie, Tumore, SHT, zerebrovask. Erkrankung, Enzephalitis)
- artifiziell

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16
Q

Typische Symptome der undifferenzierten Schizophrenie F20.3

A

Psychotische Zustandsbilder, wo die allgemeine Kriterien der Schizophrenie erfüllt sind, aber keiner Unterform entsprechend oder die Merkmale mehrerer Unterformen zeigt ohne dass diagnostische Charakteristika überwiegen

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17
Q

ICD Kriterien der undifferenzierten Schizophrenie F20.3

A

A. Allgemeine Kriterien der Schizophrenie sind erfüllt

B. 1 von:
1. Symptome erfüllen die Kriterien von F20.0, F20.1, F20.2, F20.4, F20.5 nicht.
2. Symptome sind so zahlreich, dass mehr als eine der Subgruppen von B1 erfüllt werden.

Ausschluss:
akute schizophreniforme psychotische Störung
chronische undifferenzierte Schizophrenie
postschizophrene Depression

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18
Q

Typische Symptome der postschizophrenen Depression F20.4

A

Eine (evt. länger anhaltende) depressive Episode nach schizophrener Erkrankung, einige positive oder negative Symptome (mind. 1 schizophrenes Symptom) müssen noch vorhanden sein, beherrschen das Bild aber nicht mehr

-> mit erhöhtem Suizidrisiko verbunden

wenn keine schizophrenen Symptome mehr vorliegen -> depressive Episode codieren

wenn floride schizophrene Sympt. im Vordergrund -> F20.0-F20.3

depressive Episode muss zumindest Kriterien f. leichte depr. Episode erfülen

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19
Q

ICD 10 Kriterien der Postschizophrenen Depression F20.4

A

A. Allgemeine Kriterien für Schizophrenie waren während der letzten 12 Monate erfüllt, sind aber zur Zeit nicht nachweisbar.

B. 1 der Kriterien F20.0-F20.3 G1.2.a,b,c oder d muss noch vorhanden sein (S.94-95)

C. Depressive Symptome müssen ausreichend lange dauern und schwer/umfassend genug sein, um mindestens die Kriterien der leichten depr. Episode zu erfüllen (mind. 2 Wochen)

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20
Q

Typische Symptome des schizophrenen Residuums F20.5

A

= chronisches Stadium der schizophrenen Erkrankung
eindeutige VERSCHLECHTERUNG von einem früheren zu einem späteren Stadium der Erkrankung
+ LANGANDAUERNDE (manchmal reversible) NEGATIVE SYMPTOME (psychomot. Verlangsamung, verm. Aktivität, Affektverflachung, Passivität, Initiativmangel, quantitative und qualitative Sprachverarmung, verringerte nonverbale Kommunikation durch Gesichtsausdruck, Blickkontakt, Modulation der Stimme und Körperhaltung, Vernachlässigung v. Körperpflege, nachlassende soziale Leistungsfähigkeit)

-> Mind. 1 Episode in der Vergangenheit erfüllt Kriterien der Schizophrenoe
-> floride Symptome (Wahn/Halluz.) nur gering vorh.
-> nicht zwangsläufig irreversibel
-> im Übergang v. akuter Krankheitsphase zur Remission oder kontinuierl. mit/ohne Exazerbation

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21
Q

ICD 10 Kriterien des schizophrenen Residuums F20.5

A

A. Allgemeine Schizophrenie-Kriterien waren in der Vergangenheit erfüllt, sind derzeit nicht nachweisbar

B. Mind. 4 von 6 Negativ-Symptomen in den letzten 12 Monaten:
1. psychomot. Verlangsamung oder verminderte Aktivität
2. deutliche Affektverflachung
3. Passivität und Initiativenmangel
4. Verarmung hinsichtlich Menge und Inhalt des Gesprochenen
5. Geringe nonverbale Kommunikation, deutlich an Mimik, Blickkontakt, Stimmmodulation und Körperhaltung
6. Verminderte soziale Leistungsfähigkeit und Vernachlässigung von Körperpflege

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22
Q

Schizophrenia simplex F20.6

A

veraltet, sonst S.101

schleichende Progredienz aller drei folgenden Merkmale (Negativsymptome) über mindestens 1 Jahr:
- deutliche und anhaltende Veränderung in einigen Persönlichkeitsmerkmalen
- allmähliches Auftreten und Verstärkung von negativen Symptomen
- deutliche Abnahme des Leistungsniveaus

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23
Q

Sonstige Schizophrenie F20.8

A

Begriffe: zonästhetische Schizophrenie, nicht näher bezeichnete schizophreniforme Störung

Ausschluss akute Schizophreniforme Störung

zonästh. Schizophr.: im Vordergrund zonästhetische Körpermissempfindungen und Leibhalluzinationen + vegetative + motorische Symptome
passager: Wahn, Halluzinationen, Ich Störungen
Beginn: lange uncharakteristische Prodromi
Verlauf: chron. progredient zu Residualzustand

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24
Q

ICD 11 Schizophrenie

A
  • keine Subtypen mehr
  • mind. 1 Positivsymptom und/oder Negativsymptom für mind 1 Monat mit deutlicher Funktionseinschränkung
  • Ausschluss organische Ursache
  • Erkrankung mind. mittelschwer und progressiv
  • Symptome verschlechtern sich oder bleiben stabil, bilden sich aber nicht vollst. zurück
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25
Q

Ätiologie der Schizophrenie*

A

-> Vulnerabilitäts-Stress-Coping- Modell:

MULTIFAKTORIELL: neurobiologische, psychologische und soziale Faktoren (Genetik, Umwelt)

ENDOGENE/EXOGENE STRESSOREN interagieren m. System m. reduzierter Verarbeitungskapazität (neuropathologische biochemische Veränderungen im Gehirn, Veränderungen in den Neurotransmittersystemen) -> Bewältigungsmechanismen nicht ausreichend -> Funktionsversagen -> psychot. Sy.

GENETIK
- 70-90% Heritabilität
beide Eltern erkrankt: 30-40% Risiko
zweieiige Zwillinge: 15-30% Risiko für Geschwister
eineiige Zwillinge: 50-75% Risiko
- häufige Genvarianten bei 1% der Menschen (geringe Risikoerhöhung)
- seltene Genvarianten und copy number variants erhöhen Risiko stark
- 100(?) Risikogene für neuronale Entwicklung, synapt. Prozesse, glutamaterge/dopaminerge Neurotransmission
- Überlappung mit Risiko f. andere psych. Erkrankungen (z.B. Bipolarität)

UMWELTRISIKOFAKTOREN:
- Kindheitstraumata
- exzessiver Cannabisgebrauch
- Migration
- Geburtskomplikationen
- Geburt in den Wintermonaten
- Urbanität
- hohes Alter des Vaters
- Schädel-Hirn-Traumata
-> Gemeinsam: übermäßige Risiko-Erhöhung (z.b. Genetik+Cannabis)

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26
Q

(Psychosoziale und Umweltfaktoren die die Entstehung einer Schizophrenie begünstigen)

alt?

A
  1. Ungünstige FAMILIENATMOSPHÄRE mit HEE (high expressed emotions) -> rückfallfördernd, Gereiztheit/Feindseligkeit, kritische Bemerkungen, Überbehütung
  2. SCHWANGERSCHAFTS- und GEBURTSKOMPIKATIONEN (WInter/Frühjahr)
    - Virusinfektionen im 2. Trimenon
  3. STÄDTISCHE UMGEBUNG
  4. MIGRATIONSHINTERGRUND
  5. verminderte STRESSTOLERANZ
  6. CANNABIS- und AMPHETAMINKONSUM - je jünger desto vulnerabler (erh. Risiko bei unreifem Gehirn)
  7. KINDHEITSTRAUMATA
  8. HOHES ALTER des VATERS
  9. SHT
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27
Q

Ultra-Hochrisiko für die Entwicklung einer psychotischen Erstmanifestation

A

genetische Prädisp. + Leistungsknick
abgeschwächte Psychotische Sy.
kurze intermitt. psychot. Sy. (BLIPS) von <1 Woche, selbstlimittierend
(-> 22% entwickelt innerh. 1 Jahres eine psychot. Erstmanifestation)

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28
Q

Welche Hypothesen zu Veränderungen der Neurotransmitter bei Schizophrenie sind bekannt? (Biologische Grundlagen)*

A
  1. DOPAMINERGE HYPOTHESE (Dysregulation dopaminerger Bahnen)
    - dopaminerge Über- und Unteraktivität in limb. Hirnregionen -> erhöhte dopaminerge Signaltransmission bei Menschen mit erhöhtem Psychoserisiko
    - mesolimbische Hyperaktivität (Positivsymptome)
    - Hypoaktivität des mesokortikalen dopaminergen Systems (Negativsymptome + kogn. Defizite)
    • Negativsymptome: Hypoaktivität in den Basalganglien
      -> Dopamin-Funktion: Bedeutsamkeit v. Umweltreizen signalisieren -> abnormes Bedeutungserleben
  2. SEROTONERGE HYPOTHESE
    (Dysfunktion im 5-HT-System)
    - eher nicht zentrale Rolle
    - verursacht affektive Symptome (evt. auch mitverurs. von psychot. Sy.)
    - Erhöhung v. 5-HT1A-Rezeptoren im präfrontalen und temporalen Kortex
    - Erniedrigung v. 5-HT2-Rezeptoren im präfrontalen Kortex -> Minderung serotonerger Hemmung auf subcortikale Strukturen -> Dysregulation der glutamatergen Transmission -> Steigerung/Dysregulation der dopaminergen Transmission
    - 5-HT-Agonisten (LSD, Meskalin) - psychotomimetisch
    - 5HT2A Rezeptor-Antagonisten (Clozapin, Olanzapin, Quetiapin, Sertindol, Ziprasidon), sind schwache D2-Antagonisten
    - hochaffine D2/3-R-Antagonisten (Risperidon, Haloperidol) sind auch potente 5-HT2A-R.-Antagonisten
  3. GLUTAMATERGE HYPOTHESE
    (Dysfunktion im glutamatergen System)
    - NMDA Rezeptor Antagonist -> schizophrene Symptome
    - NMDA-Rezeptor Encephalitis
    - versch. Genvarianten der Glutamat-Rezeptoren
    - (Unteraktivität d. NMDA-Rezeptoren -> Beeinträchtigung der synapt. Plastizität -> Rolle bei Lernen/Gedächtnis -> kognitive Sy.)
  4. NEURALE ENTWICKLUNGSHYPOTHESE
    - toxisch bzw. genetisch bedingte Veränderungen der neuralen Elemente
    - verminderte neuronale und gliale Migration während der fetalen Gehirnentwicklung
    - inadäquate Synaptogenese bzw. neuronale Vernetzung
  5. NEUROTOXISCHE HYPOTHESE
    - erhöhte glutamatagerge Toxizität

PATHOPHYSIOLOGIE
- Verlust an grauer Substanz und erweiterte Ventrikel
- fokale Störungen d. weißen Substanz
- neuronale Entwicklungsstörung und degen. (auto)immunologische Prozesse beteiligt
- Filterstörung -> Überlastung kognitiver Funktionen

Zusammenfassung
- Genetik
- Risikofaktoren (siehe vorige Karte)
- Umweltfaktoren / Stressoren / Noxen
- Neurochemie:
o) Dysregulation des Dopaminstoffwechsels (insb. präsynaptisch) mit Hyperaktivität im limbischen System und Hypoaktivität im Frontalhirn
o) Unterfunktion von NMDA-Rezeptoren mit folglichem Glutamatmangel, insb. in frontalen Hirnregionen
o) serotonerge Beteiligung
- Strukturell:
o) graue Substanz in Kortex und Subcortex vermindert
o) Minderaktivität frontal
o) Fronto-temporo-limbische Netzwerkstörung

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29
Q

Welche neuropathologischen Befunde finden sich bei Schizophrenie-Patienten?

A

MRT: Volumenminderung der grauen Substanz (Hippocampus, Thalamus, frontotemporaler Assoziationskortex) -> Schrumpfung/Veränderung synapt. Proteine, Hypofrontalität in der Bildgebung

NETZWERKVERLUST: Dysfunktion des limbischen Systems (Funktionsstörung im Zusammenwirken der Hirnstrukturen) -> kognitive Störungen, produktiv psychot. Sy.

HIRNENTWICKLUNGSSTÖRUNG: toxisch (Umweltfaktoren, zB pränatale Virusinfekte) oder genetisch bedingte Veränderung der Neuronen -> verzögerte Entwicklungsmeilensteine (Spracherwerb, Verlernen des Laufens)

WEITERE:
IMMUNOLOGISCH/INFLAMMAT.: HLA, aktiv. CRP, Auto-AK geg. NMDA Rezeptor-Antigen
INFEKTIONEN in der SS -> Psychoserisiko erh.
ST. GLUCOSEKTILISATION: Hypo/Hyoermetabolismus in Hirnregionen

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30
Q

Verlauf der Schizophrenie*

A

1/4 Heilung oder leichte Residualzustände

1/2 leichter - mittelschwerer Verlauf

1/4 chronifizierte schwere Verläufe

Amboss:
Individuelle Verläufe nicht vorhersagbar
20% Vollremission nach erster Krankheitsepisode ohne späteres Rezidiv
⅔ episodischer Verlauf
Mit zwischenzeitiger Vollremission oder
Mit zwischenzeitiger Teilremission
5–10% chronisch progredienter Verlauf

Lebenserwartung: Ca.15 Jahre weniger als Gesamtbevölkerung
Mortalität: 2,6-fach höher als Gesamtbevölkerung

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31
Q

Verlauf der Schizophrenie*

A

bei etwa der Hälfte der Betroffenen:

  1. Prämorbide Phase: bis zum Beginn erster uncharakteristischer Zeichen der psychotischen St., (Vulnerabilität: biolog.+psychosoz. Faktoren)
    (z.B. Alter 0-10)
  2. Prodromale Phase (Monate-Jahre): unspezifische Veränderungen der Betroffenen -> kognitive Beeinträchtigung, sinkende Leistungsfähigkeit, sozialer Rückzug, ungewöhnliches Verhalten, Vernachlässigung der Körperhygiene, ungewöhnliche Wahrnehmungserlebnisse, ggf. gesteigerter Substanzkonsum
    (-> hohes Psychoserisiko -> Antipsychotika zur Prävention nicht empfohlen (off label niedrigdosiert?) -> aber KVT schon!)
    (z.B. Alter 10-20)
  3. Phase der Progression (=aktive Krankheitsphase): Krankheit schreitet voran und wird offensichtlich
    -> psychotische Episoden mit Verlust der Realitätskontrolle (Hallu+Wahn+kogn.Desorganisation)
    -> Positivsymptome (=Symptome die über den “normalen” psychischen Ausdruck hinausgehen), häufig persistierende Negativsympt. und kognitive Beeinträchtigungen
    (z.B. Alter 20-32)
  4. Residualphase: nach der akuten Krankheitsphase, Negativsymptome + kognitive Störungen, sozialer Rückzug, Affektverarmung
    oder stabile Phase

Recovery = mind. 2 Jahre weitgehende Symptomkontrolle unter Antipsychotika und Sozialtherapie

Amboss:
o) Prodromalphase:
Vordergründig sind hier Störungen des Sozialverhaltens, des Denkens und des Affektes. Charakteristisch sind bspw. auffällige Veränderung im Lebenslauf wie ein schulischer oder beruflicher Leistungseinbruch (sog. „Knick in der Lebenslinie“), Veränderungen sozialer Strukturen (sozialer Rückzug) oder die Vernachlässigung körperlicher Hygiene. Die Prodromalphase wird häufig fälschlicherweise als „Adoleszentenkrise“ interpretiert.

o) Akutphase : Überwiegende Positivsymptomatik

o) Postakute Stabilisierungsphase: Überwiegende Negativsymptomatik

o) Remissionsphase: Vollremission oder Teilremission mit Residuum (überwiegende Negativsymptomatik)

32
Q

Risikoerhebung für psychotische Erkrankungen (für Pat. zwischen 14 und 30a)

A

siehe S. 11-13 im Konsensus Schizophrenie
CHR = Clinical high risk
UHR = Ultra high risk
Basissymptomkriterien: Realitätsprüfung erhalten, aber neuartige Störung der Wahrnehmung und Kognition
-> COPER und COGDIS

COGDIS: Risiko f. Psychose nach 1 Jahr: 25,3%, nach 3 Jahren 50%

COPER: Risiko nach 1 Jahr: 14,4%

die Kriterien werden mit Schizophrenia Proness Instrument erhoben (Kinder bis Erwachsene)

Ultra high risk -> CAARMS (Comprehensive Assessment of AT Risk Mental State) oder SIP-Interview (Structured Interview for prodromal symptoms) -> wenn UHR erfüllt: 25% Risiko nach 3 Jahren

FA-Kurs:

EPA Empfehlungen – Clinical high risk

  • mind. **1 APS **
    (i) ungewöhnl Denkinhalte, Beziehungsideen etc. ohne Gewissheit und Unkorrigierbarkeit, kognitiv korrigierbar;
    (ii) Wahrnehmungsstörung mit erhaltener Einsicht;
    (iii) beginnende Desorganisation der Sprache, jedoch verständlich und im Gespräch strukturierbar
  • Mind 2 Basissymptome
    (i) Gedankeninterferenz;
    (ii) Gedankenblockade
    (iii) Gedankendrängen;
    (iv, v) Störung expressiver/rezeptiver Sprache;
    (vi) Störung Aufmerksamkeit zu teilen;
    (vii) Störung im Metaphernverständnis;
    (viii) sofort korrigierte Beziehungsideen;
    (ix) Bannung durch Wahrnehmungsdetails
  • Mind 1 transientes psychot. Symptom
  • Person ist belastet, hilfesuchend
  • Evaluierung mittels standardisierten Instrumenten in spez. Einrichtungen
  • Leistungseinbruch als Indikator für imminentes Psychoserisiko

Die Gabe von AP zur Prävention von strukturierbar
psychotischen Erstmanifestationen wird aktuell nicht empfohlen; nur bei Progredienz oder klin. Manifestation!
1. Wahl: Psychologische-Psychotherapeutische Interventionen (KVT)

Psychotische Erstmanifestation: Ca. 22% innerhalb eines Jahres = ein Vielfaches der 1-Jahres Inzidenz der Schizophrenie in der Allgemeinbevölkerung (11,1 Neuerkrankungen pro 100000 EinwohnerInnen).

33
Q

Allgemeine Diagnostik bei Schizophrenie Ersterkrankung

A

Anamnese, Exploration, Fremdanamnese
(Med./Vorerkrankungen)
- Status psychicus
- Status somaticus (inkl. Größe, Gewicht, Bauchumfang, RR, Puls, Temperatur)
- Status neurologicus

Labor/Harn - s.u.
- Ausschluss organischer Ursachen
- Ausschluss Intoxikation/Entzug (Alkohol/Med/Drogen)
evt. Neuropsychologische Testung
Komorbiditäten?
DD?

34
Q

Somatische Diagnostik bei Schizophrenie-Ersterkrankung

A

-> Ausschluss organischer Ursachen
-> ca. 3-5% aller Erkrankungen mit Symptomen einer Schizophrenie haben org. Ursache (z.B. Entzündung, Blutung, Tumor)

OBLIGAT:
o) Körperliche und neurologische Untersuchung
o) EKG (QTc, AV-ÜLZ)
o) Vitalparameter
o) cMRT (bei akuten neurolog. Sy. oder KI -> cCT)
o) Bauchumfang (in Nabelhöhe)
o) Neuropsychologische Testung
o) EEG

Blut
o) BB und Diff.BB
o) CRP (BSG)
o) Leberwerte
o) Nierenwerte
o) Elektrolyte
o) SD-Werte (TSH, fT3, fT4)
o) Nüchtern-Blutzucker (auch postprand.?) und HbA1c
o) Blutfette (Cholesterin, LDL, HDL, Triglyceride)
o) Alkohol
o) Gerinnung
(o) CK?)

Harn
o) Drogenscreening
o) Schwangerschaftstest (beta-HCG)
(o Glukose im Harn?)

FAKULTATIV:
Blut
o) Kupfer- und Eisenstoffwechsel (Coeruloplasmin, Ferritin)
o) Luesserologie (lt. FA Kurs obligat)
o) HIV-Test (lt. FA Kurs obligat)
o) Vitamin B1, B6, B12
o) Rheumaabklärung (Antinukleäre Antikörper)
o) Medikamenten-Plasmaspiegel
o) Toxikologie
o) Serum-Cortisolspiegel
o) Prolaktin, Sexualhormone (Testosteron bzw. Östrogen)

o Atemalkohol
o Liquordiagnostik (v.a. bei diagnostisch unklaren Zuständen bzw. red flags: neurolog. Sy., akuter Beginn, undulierender Verlauf, Therapieresistenz, optische Halluzinationen, Bewusstseinsveränderungen, kognitive Symptomatik, katatone Symptome; -> Abklärung Autoimmunencephalitis)
o EEG (bei V.a. Anfallsgeschehen oder zur weiteren neurolog. Abklärung)
o) Genetische Testung
o Thoraxröntgen (Lungenerkr.)

o) Neuropsychologische Testung der Kognition (lt. FA Kurs obilgat)

-> Diagnostik lt. FA-Kurs siehe Bild

35
Q

Somatische Diagnostik bei Schizophrenie Mehrfacherkrankungen

A

OBLIGAT:
o Körperliche und neurologische Untersuchung
o EKG (QTc-Zeit, AV-Überleitungszeit)
o Kontrolle pathologischer VORBEFUNDE in anderen Untersuchungen
o Bauchumfang (in Nabelhöhe)

Blut:
o BB und Diff.BB
o CRP
o Leberwerte
o Nierenwerte
o Elektrolyte
o nü-BZ, HbA1c
o Blutfette (Triglyceride, Cholesterin, LDL, HDL)
o Prolaktin

FAKULTATIV:
o Therapeutisches Drug Monitoring (rapid/slow-metabolizer) bzw. Medikamentenplasmaspiegel
o Drogenscreening
o Neuropsychologische Testung
(o Glukosetoleranz bei Verdacht auf Insulinresistenz)

36
Q

Psychiatrische Diagnostik bei Schizophrenie

A

STATUS PSYCHICUS
-> Ausschluss einer anderen psychischen Erkrankung

Strukturierte Interviews und Checklisten:
- ICD-10-Checklisten (ICDL)
- Strukturiertes klinisches Interview für DSM V (SCID-5-CV)
- Mini International Neuropsychiatric Interview (M.I.N.I)
- Leitfaden zur Erfassung des psychopathologischen Befunds anhand AMDP-System

Fremdbeurteilungsfragebögen:
-> Positive and negative Syndrome Scale (PANSS)
-> Scale for the Assessment of Negative Symptoms (SANS): Affektverflachung, Sprachverarmung, Apathie, Anhedonie, Aufmerksamkeitsstörung
-> Brief Negative Symptom Scale (BNSS)
-> Brief Psychiatric Rating Scale (BPRS)
-> Personal and social performance scale (PSP)

(-> Scale for Assessment of Positive Symptoms (SAPS): Halluzinationen, Wahn, bizarres Verhalten, pos. formale Denkstörung)
(- CDSS (Calgary Depression Scale for Schizophrenia))

Neuropsychologische Untersuchung (bei jeder Erstman., nach Abkl. der psychot. Sy.):
-> Screening for Cognitive Impairment in Psychiatry (SCIP-G): ideal, 15 minütig, verbales lernen, verzögertes Lernen, Arbeitsgedächtnis, Sprachfertigkeit (verbale Wortflüssigkeit), Visumotorik (Informationsverarbeitung
-> Brief Assessment of Cognition in Schizophrenia (BACS)
-> Measurement and Treatment Research to improve cognition in schizophrenia (MATRICS) Consensus Cognitive Battery (MCCB)
- Trail Making Test (TMT)
- Verbaler Lern- und Merkfähigkeitstest (VLMT)
- Tower of London Test

Selbstbeurteilungs-Fragebögen:
-> Frankfurter Beschwerde-Fragebogen (FBF)
-> Self Evaluation of Negative Symptoms (SNS)
-» Eppendorfer Schizophrenie-Inventar (ESI)

Patienten- und Angehörigeninterview:
-> Interview für die retrospektive Erfassung des Erkrankungsbeginns und -verlaufs bei Schizophrenie und anderen psychotischen Störungen (IRAOS)

37
Q

Differentialdiagnosen der Schizophrenie (organische Ursachen der Symptomatik)

A

PSYCHISCH:

-> Anhaltende wahnhafte Störung
-> akute vorübergehende psychotische Störung
- akute polymorphe psychot. St. ohne/mit Sy. einer Schizophr.
- Akute schizophrenieforme psychotische Störung
-> Schizoaffektive Störung
-> Schwere depressive Episode mit psychotischen Sy.
-> Bipolar: Manie mit psychot. Sy.
-> Zwangsstörung
-> Autismus
-> (Paranoide) Persönlichkeitsstörung
(- schizotype Störung?)
- Simulation

SOMATISCH

ZNS:
-> Epilepsie (insb. Temporallappenepilepsie)
-> Tumor (insb. des Frontal- und Temporallappens)
-> Schädel-Hirn-Trauma
- Zerebrovaskuläre Erkrankung (Insult, Subduralhämatom)
- Infektion (Neurosyphilis, Herpes-Enzephalitis, AIDS, andere neurotrope Viren, Toxoplasmose, Neuroborreliose, M. Whipple)
- Autoimmunenecephalitis ->
Z.B. NMDA Rezeptor Encephalitis (rasche Progression < 3 Mo., Auff. Merkfähigkeit/Bewusstsein/Wesen/Psych./Psychot. Sy., mind. 1: - neues fokales neurolog. Defizit, - epileptische Anfälle, - lymphozytäre Pleozytose im Liquor, - Encephalitiszeichen im MRT; Ausschluss anderer Ursachen, Therapie: Immunglobuline, Kortikosteroide, Plasmapherese)
- MS
- Chorea Huntington
- alkoholtoxische Enzephalopathie
- M. Parkinson
- Demenz (LBD)
(- Delir?)

SYSTEMISCH
- Endokrinopathie (v.a. Hypo/Hyperthyreose, Hyperparathyreoidismus, M. Cushing, M. Addison, adrenogenitales Syndrom)
- Metabolische Störung (z.B. Hyper/Hyponatriämie, Hyper/Hypokaliämie, Hyper/Hypogklykämie, Porphyrie, M. Wilson, lsysosomale Speicherkrankheiten (M. Niemann Pick, Morbus Gaucher), M. Tay Sacks, Homocysteinämie, Harnstoffzykluserkrankungen, zerebrale Xanthomatose), Phäochromozytom
- Autoimmunerkrankungen (z.B. syst. Lupus erythematodes)
- Vitaminmangelsyndrom (z.B. Vit.B12, Folsäure, B1, D3)
- Intoxikationen (z.B. Schwermetallvergiftung wie Blei, Quecksilber, Arsen)
- genetisch: velocardiofaciales Syndrom (Herzfehler, Entwicklungsverzögerung, Psychose, EEG Veränderung -> Anfälle)

SUBSTANZINDUZIERT
-> Psychostimulanzien (v.a. Kokain, Amphetamin, “Drogenpsychose”)
- Halluzinogene (LSD, PCP)
- Cannabis
- Anticholinergika
- L-Dopa
- Alkohol (Alkoholhalluzinose)
- Entzug (Alkohol, Benzos, Barbiturate)
- Antibiotika (z.B. Ciprofloxacin)
- Antimalariamittel (Mefloquin)
-> Corticosteroide (v.a. Kortison; “Steroid-Psychose”)
- neue psychoaktive Substanzen
- Opioide
- organische Lösungsmittel
(- Entzugssyndrome?)

38
Q

Hinweise für Autoimmunencephalitis

A

lt. FA Kurs

39
Q

! Komorbiditäten der Schizophrenie

A

Psychiatrisch:
- Suchterkrankungen (50-80%): Cannabis, Alkohol, Nikotin, Benzodiazepine, Kokain, Halluzinogene, Antiparkinsonmittel, Koffein
- Depression
- Zwangsstörungen
- PTBS
- Angststörungen
- Schlafstörungen

Somatisch:
- DM
- Adipositas -> metabol. Syndr.
- kardiovask., KHK
- Krebs
- COPD

-> 2,6 fach erhöhtes Mortalitätsrisiko
-> 15-20 Jahre weniger Lebenserwartung

40
Q

Therapie / Behandlungsfaktoren der Schizophrenie

A

Soziotherapie
Psychotherapie
Pharmakotherapie

bei Ersterkrankten prüfen:
- andere psychische/somatische Störungen?
- Aggression? Selbstverletzung? psychosoziale Unterstützung vorhanden?
- stat. Aufnahme indiziert?
- bei Ersterkrankten besseres Ansprechen auf AP und niedrigere Rückfallraten bei Erhaltungstherapie, höhere Empfindlichkeit für NW (EPS), niedrige Dosis reicht oft (30% weniger als bei Mehrfacherkr.)

lt. FA Kurs
41
Q

Akuttherapie der Schizophrenie

A
  • Ziel: Behandlung d. Positivsy.
    1. Wahl: Atypische Antipsychotika = SGA
  • je länger unbehandelt desto schlechter das Ansprechen und die Prognose
  • Dosierung: so niedrig wie möglich, so hoch wie nötig (Ersterkrankte: niedriger, mehrfacherkrankte: letzte effektive Dosis = Zieldosis), schrittweise Steigerung -> geringere NW
  • wenn möglich peroraloral, bei unsicherer Adhärenz flüssig oder rasch löslich (Schmelztabletten: Aripiprazol, Olanzapin, Risperidon; (sublingual (Loxapin))
  • intramuskuläre SGA: Aripiprazol, Olanzapin, Ziprasidon
  • Haloperidol: Tropfen, i.m., Tabletten (CAVE: QTc, Herzrhythmusst.)
  • Auswahlkriterien: früheres Ansprechen, Pat.präferenz, Darreichungsformen bzw. Verfügbarkeit parenteral - Haloperidol/Aripiprazol/Olanzapin/Ziprasidon, NW-Profil, langfristige Planung v. Depottherapie
  • Vor Beginn: EKG, Labor, Schwangerschaftstest (teratogen)
  • Selbst oder Fremdgefährdung? psychiatrische/somatische Komorbiditäten?

Postakut: PSYCHOEDUKATION

42
Q

Atypische und typische Neuroleptika in der Schizophrenie-Behandlung

A

o antipsychotische Wirkung v.a. durch (limbische) D2- Blockade (Aripiprazol auch part. D2 Agonist)!

o Antipsychotika vermindern Bedeutungserleben abnormer Wahrnehmungen, hemmen jedoch auch Bedeutungserleben für positive Alltagsreize (als unangenehm empfunden, weil Belohnungssystem beeinträchtigt wird)

.

  • Atypische Neuroleptika = SGA sind gekennzeichnet durch:
    o Wirksamkeit bei Positiv-Symptomatik
    o Geringe bis fehlende EPS (inkl. Tardive Dyskinesien)
    o Effektivität bei Negativsymptomatik
    o Verbesserung der affektiven Symptome
    o Vergleichsweise günstige Beeinflussung der kognitiven Symptome
    o Unterschied zu FGA: günstigeres Risiko hinsichtl. EPS
    (o blockieren auch (kortikale) 5HT-2(A)-Rezeptoren -> höhere präfrontale D1-Aktivierung, was sich positiv auf die Negativsymptomatik und Kognition auswirkt.)
    o 5HT2A-Blockade -> vmtl. D1 Aktivierung im präfrontalen Kortex -> Verbesserung Negativ-Sy.+Kognition; postsynaptische 5HT2A-Blockade: antidepressive Effekte
    (o Kombiniert werden können Dopamin D2 Rezeptor Agonisten (Ziprasidon, Risperidon, Paliperidon, Aripiprazol, Amisulprid, Clozapin, Olanzapin, Quetiapin)
  • Typische Neuroleptika:
    o Verminderung psychomotorischer Aktivität
    o Indifferenz gegenüber Sinneswahrnehmungen, depressiogen
    o Niedrig- und mittelpotente Neuroleptika haben eine sedierende Wirkung
    o Einteilung nach neuroleptischer Potenz oder nach chemischen Substanzgruppen
    o keine Hyperprolaktinämie oder sex. Funktionsstörungen ?
  • Depot Antipsychotika -> siehe Frage
43
Q

Leitlinienempfehlung bei Schizophrenie

A

Akuttherapie

  • 1. Wahl Antipsychotika der 2. Generation (1. Wahl Risperidon + Amisulprid?, nicht Olanzapin? wg. metabol. NW) in ausreichender Dosis für 4-6 Wochen, bei unzureichendem Ansprechen Wechsel auf atyp. Neuroleptikum mit anderem Wirkmechanismus oder als Reserve Haloperidol f. 4-6 (oder 2-4?) Wochen
  • bei Therapieresistenz Wechsel auf Monotherapie mit Clozapin in adäquater Dosis für 6 Wochen bis 6 Monate möglich
  • generell Monotherapie empfohlen
  • Kombinationstherapie wenn Therapieversuch mit 3 verschiedenen Neuroleptika inkl. Clozapin nicht wirksam war (Kombination mit Risperidon, Amisulprid, Aripiprazol, Paliperidon, Ziprasidon, oder ev. Valproat)

.

Adjuvante Therapie

  • Benzodiazepine (bei akut angespannten Pat. oder Katatonie oder Insomnie (max.3Mo.), z.B. Oxazepam oder Lorazepam (2-4mg i.m./i.v. - Monitoring (Pulsoxy, RR, EKG)), beide nicht CYP 540 metabolisiert und keine akt. Metaboliten, BZO+SGA besser wirksam als Kombi SGA + niederpot. Substanzen der FGA, Olanzapin parenteral und BZO nicht kombinieren (Sedierung, atemdepr.).
  • niedrigpotente Neuroleptika bei Insomnie, Erregung, langsame Titration wg UAW (CAVE: anticholinerg - Delirrisiko, Melperon und Levomepromazin (Nozinan) sind CYP 2D6 Inhibitoren -> Spiegel anderer AP steigt, Chlorprotixen (Truxal) keine Interaktion)
  • Lithium (off label): antiaggressiv, antisuizidal, lange Wirklatenz, nur bei vorrangiger Stimmungsstörung und schizoaff./schizomanisch, Compliance nötig, renal eliminiert, Ziel 0,4-0,8mmol/l, kann EPS von AP verstärken
  • Antikonvulsiva (off label, kein Effekt auf psychot. Sy., eher mehr NW):
    Valproat (Aggression, Impulskontrollstörung, Stimmungsstabilisierung), Pregabalin (Ängstlichkeit, GAD, neuropath. Schmerz, Epilepsie bei partiellen Anfällen), Topiramat (Aggr. und Gewichtsreduktion wenn Meformin n. vertragen)
    CAVE: Valproat+Clozapin (wird gut vertragen aber Spiegelerh., Valproat kann zur Anfallsprophylaxe bei EEG-Veränderungen unter Clozapin dienen)
    CAVE: Topiramat+Clozapin (kognitive Störungen)
    bei Therapieresistenz: Clozapin+Lamotrigin Versuch möglich
    CAVE: Carbamazepin viele Interaktionen (nur Amisulprid und Paliperidon mögl.)
    CAVE: kein Carbamazepin+Clozapin (myelosupressiv)
  • Antidepressiva (off label) bei depressiven Sympt., Suizidalität, Antriebsst. oder Ängste/Zwänge, kein erhöhtes Psychoserisiko belegt
    CAVE: Clozapin + Mirtazapin (Blutbild und Gewicht)
    CAVE: Clozapin + Fluoxetin/Fluvoxamin (Spiegel steigt), aufpassen auch bei Paroxetin/Trizyklika, keine Interaktion: Sertralin, Citalopram, Escitalopram

EKT bei schwerer Katatonie und MNS, ggw. auch bei therapieresistenter schwerer Begleitdepression oder bei Clozapin-Non-Respondern zusätzlich (dann auch monatliche Folge-EKT)

Ergänzung:
* ev. Kombinationstherapie Neuroleptika mit Stimmungsstabilisierer (Valproat) - jedoch nicht Monotherapie überlegen

44
Q

Spezielle pharmakologische Empfehlungen in der Schizophrenietherapie

A
  • Akutsituation: Airpiprazol 9,75 mg (1A) i.m. (2. Gabe nach 2h möglich, max 3x/24h, sicher), ev. Haloperidol i.m., Olanzapin, Ziprasidon (generell: Deeskalation, Vermeidung v. Zwang), Loxapin via Inhalation; (nicht mehr empfohlen besonders bei kard. Störungen: Zuclopenthixol, Levomepromazin, Prothipendyl)
  • Katatone Symptome: Benzo + Neuroleptikum mit geringem Risiko für MNS bei perniziöser Katatonie, EKT bei perniziöser Katatonie
  • Negativsymptome: keine Neuroleptika der 1. Gen., Cariprazin in Studie besser wirksam als Risperidon, auch möglich: Amisulprid, Olanzapin, bei Therapieresistenz Clozapin;
    wenn Negativsymptome persistieren: SSRI o. Bupropion
    bei depressiven Symptomen
  • depressive Symptome: medikamentös? -> Kontrolle der Serumspiegel, NW (EPS, Sedierung)
    Evt. Umstellung d. AP
    wenn depressive Episode vorliegt: KVT + Antidepressiva (?ev. mit sedierender Begleitmedikation - Suizidalität?)
  • kognitive Störungen: Cariprazin progoknitive Wirkung, generell Antipsychotika der 2. Gen. mit geringer D2-Rez.-Blockade -> Z.B. Olanzapin, Quetiapin; Benzos und antichol. Subst. (Biperiden) vermeiden
  • Therapieresistenz: Unzureichendes Ansprechen auf 2 adäquate Behandlungsversuche mit 2 versch. Antipsychotika (adäqu. Dosis, Plasmaspiegel, Non-Response nach 2-4 Wochen bei 90% prädiktiv für weiteres Nichtansprechen, nach 2 Wochen Non-Response Umstellung evaluieren)
    -> Clozapin (wenn darunter keine ausreichenden Plasmaspiegel zus. Fluvoxamin? Beginn 12,5-25mg Floxyfral®)
    ?wennn nach 6 Monaten unter Clozapin kein Ansprechen: Alternativ Risperidon oder Olanzapin?
    -> Clozapin + D2 Rez. Antagonist (Risperidon + Haloperidol + Amisulprid)
    -> Prüfen ob (ultra)-rapid-metabolizer
    -> *Raucher? CYP450 *Induktion
    -> KVT und EKT bei Therapieresistenz
45
Q

Therapieresistenz Antipsychotika FA-Kurs

A
46
Q

Clozapin bei Therapieresistenz

A

FA Kurs:

Clozapin (Leponex ®)
* Goldstandard bei Therapieresistenz
* Prototyp der „atypischen“ Antipsychotika
* Antiaggressive und antisuizidale Wirkungen
* Bis zu 70% sprechen auf Clozapin an.

.
Clozapin Nebenwirkungen
* Speichelfluss, Sedierung
* Obstipation, Nächtliche Enuresis
* Hypotension, Hypertension, Tachykardie (anfangs)
* Gewichtszunahme, metabolisches Syndrom
* Fieber (in den ersten Wochen)
* Übelkeit, Gastroösophagealer Reflux
* Epileptische Anfälle (Dosis-Plasmasp. Abhängig)
* Agranulozytose
* Delir
* Myokarditis

Clozapin - Schema
* Vor Beginn Leuko ≥ 3500/mm3 und Neutros ≥ 2000/mm3
* vor Beginn: körperliche Untersuchung, Abklärung kardialer Erkrankungen falls gegeben, Aufklärung über Kontaktaufnahme bei Grippe-ähnlichen Symptomen
* In den ersten 18 Wochen wöchentliche BB-Kontrollen, danach mindestens alle 4 Wochen
* Wenn Leukos < 3000/mm3 oder Neutros < 1500/mm3: Leponex sofort absetzen! Tgl BB, Überwachung auf Grippe-ähnl. Symptome oder Infekt

47
Q

Schwangerschaft und Schizophrenie

A

Psychopharmakotherapie fortführen, Plasmaspiegel kontrollieren in SS (Clearance verändert), AP in SS gelten als vermutlich sicher, Folsäure geben bei geplanter SS, Rückfallrisiko bei Absetzen der AP 60% - daher belassen. Bei BZO zusätzlich: 1% Risiko für Neuralrohrdefekte im 1. Trimenon, im Wochenbett Reizabschirmung und Vermeidung v. Schlafmangel (ggf. Erhöhung der AP im Wochenbett)

FA Kurs:

Schwangerschaft und Antipsychotika
* Risiko-Nutzen Abwägung – Schwangerschaft Rezidivrisiko
* Schizophrenie per se ist mit erhöhtem Risiko für Schwangerschaftskomplikationen vergesellschaftet: Plazentaabnormitäten, Blutungen, Frühgeburten, Prä-Eklampsie, niedriges Geburtsgewicht, neonatale Hypoglykämien, niedriger Apgar, Totgeburt, kongenitale Defekte, beeinträchtige Entwicklung
* Alle AP passieren Plazenta
* Datenlage insgesamt karg und häufig unzureichend!!

.

Schwangerschaftskomplikationen und Risiko in der neonatal Periode
* Risiko bei Patientinnen mit psych. Erkrankungen generell erhöht
* SGA: erhöhtes Risiko für Gestationsdiabetes (GDM), Frühgeburtlichkeit, niedriges Geburtsgewicht, Sectio, large-for-date-babies
* Kucukgoncu et al. 2020 (Systemat. Review und Meta-Analyse): AP- Exposition in der Schwangerschaft und vor der Schwangerschaft: erhöhtes GDM-Risiko im Vergleich zu Gesunden
* Erhöhtes Risiko für neonatales Entzugssyndrom, EPS und Sedierung.
* Neonatale Adaptation durch Substanzen, die Plazentaschranke stärker passieren, stärker beeinträchtigt (Ola>Hal>Ris>Quet)

.

Entwicklung
* AP passieren Plazenta – Dopaminrezeptoren sind bereits funktional (Proliferation von neuronalen Progenitorzellen..)
* Kinder psychotischer Mütter haben erhöhtes Risiko für Verzögerung der motorischen und neurologischen Entwicklung, generelle kognitive Defizite, Lernschwierigkeiten.
* Assoziation zwischen in utero SGA Exposition und frühe neuromotorische Entwicklungsverzögerung, sowie Verzögerung der kognitiven, sozioemotionalen und adaptiven Verhaltensweisen. Diese Effekte sind transient.
* Momen et al. 2022 (Bevölkerungs-bas. Kohortenstudie): Kein erhöhtes Risiko für psychiatrische Erkrankungen bei Kindern von Müttern mit kontinuierlicher AP Einnahme in der Schwangerschaft vs. zuvor abgesetzer AP.
* Wang et al. 2021: Kein erhöhtes Risiko für ADHS, ASD bei in utero AP Exposition

48
Q

Psychotische Störungen im Alter

A

Hohes Alter: Schizophrene Symptome die nach dem 60.Lj. beginnen evt. HInweis für neurodegen. Erkr. (oder affektive St., Wahnhafte Störung, Paranoide Persönlichkeitsstörung, Schizophrenie, sekundäre psychot. Störungen), Orientierung an NW-Profil, umfassende DD-Abklärung sinnvoll, halbjahresprävalenz von psychot. Störungen im Alter 16-23%!

Gealterte Schizophrenie-Kranke haben im Alter weniger Positivsymptome aber mehr Negativsymptome. Haben auch mehr NW und Komorbiditäten. CAVE: Interaktionen, benötigen höhere Dosierungen als Späterkrankte, auch Depot andenken

Dosierungen im Alter:
Risperidon 2mg, Olanzapin 10mg

NW im Alter: kardiovask., Sedierung, anticholinerg, metabolisch, EPS, TD, Hyperprolaktinämie, Agranulozytose, MNS, orthostat. Hypotonie, Stürze

49
Q

Schizophrenie im höheren Lebensalter

A

Spätschizophrenie: erstmaliger Krankheitsausbruch im Alter über 40 Jahren

Bei Late-Onset- oder Very-Late-Onset-Schizophrenia-Erstmanifestation nach dem 60. Lebensjahr findet man häufiger (als bei jüngeren Patienten):
* visuelle, taktile und olfaktorische Halluzinationen
* Verfolgungsideen
* akustische Halluzinationen (anklagend, beschimpfend)

Seltener treten dagegen folgende Symptome auf:
* formale Denkstörungen
* Affektverflachung
* Negativsymptome

50
Q

Psychotische Störungen im Kinder/Jugendalter

A

10-15% der psychot. Störungen manifestieren sich erstmals vor dem 18. Lj., nur 1-3 Prozent vor dem 13. Lj.
sehr früher KH-Beginn -> ungünstiger Verlauf
UHR zeigt sich schon im Jugendalter (ab 14 selbe Krit. wie Erwachsene)
psychoseartige Erlebnisse (auditive/visuelle Halluz.) sind bei Kindern und Jugendlichen häufig aber oft transient und unbedeutsam

zu achten ist auf: Positivsymptome (eher kommentierende/imperative Stimmen bei Kindern, Verfolgungswahn), Negativsymptome (häufiger und persistierender als bei Erwachsenen), desorganisierte Symptome

bei psychot. Störungen vor dem 13. Lj: oft soziale, motorische, sprachliche Entwicklungsauffälligkeiten, intellektuelle Defizite, schleichender Beginn,
bei Adoleszenten m. psychot. Erkrankungen: Suizidalität, Selbstverletzung, Substanzen Thema

Diagnostik: ausführliche somatische Diagnostik, andere neuropädiatrische Erkrankungen möglich, neuropsychologische Diagnostik unter Einbezug der Bezugspersonen

Therapie: SGA Monotherapie, Clozapin bei Therapieresistenz, nur Aripiprazol/Paliperidon/Clozapin zugelassen vor 18, Rest ist Off Label
Wirksamkeitshinweise für: Aripiprazol, Olanzapin, Quetiapin, Paliperidon, Risperidon,
DEPOT nicht zugelassen unter 18.
NW sind häufger als bei Erwachsenen (motorisch, Sedierung, Gewicht, Metabolisch, Prolaktin) -> niedrigere Startdosis, Erhöhungen in kleinen Schritten, Umstellungen langsam, engmaschige Kontrollen, Dosierungen je nach Ansprechen - nicht zwingend niedriger

Psychotherapeutisch/sozial:
Psychotherapie (KVT)
Psychoedukation
Familieninterventionen
metakognitives Training (Beh. der positivsy.) oder kognitive Remediation

51
Q

Begleitende Maßnahmen in der Akutbehandlung bei Schizophrenie

A
  • Psychoedukation
  • Case Management
  • Angehörigenberatung
  • Adhärenzfördernde Maßnahmen
  • Coping Strategien
  • Soziotherapie
  • Psychotherapie

Psychosoziale- und psychotherapeutische Maßnahmen
Ziele: Stabilisierung, Verbesserung der Lebensqualität
* Orientierung an den individuellen Ressourcen
* Positive Grundhaltung
* Berücksichtigung aktueller Stressoren

52
Q

Nicht-medikamentöse Behandlungsoptionen bei Schizophrenie (ausführlich)

A

Psychotherapie:
- Psychoedukation und therapeutische Beziehung: früh und kontinuierlich anbieten, Inhalte: Diagnose+Ursachenfaktoren+Verlauf+Behandlungsoptionen+Rückfallprävention, Förderung der Behandlungsmotivation, Adhärenz, PE-Gruppen (KH-Verständnis, Selbstverantwortung, Erkennen von Frühsymptomen, KH-Bewältigung, Stessmanagement, Notwendigkeit Rezidiv-Prophylaxe), Krisenplan, Behandlungsvereinbarung
- Kognitive Verhaltenstherapie: kognitive Umstruktuierung, metakognitives Training für Wahn+Halluzinationen (bewusstmachen+Strategien), Selbstbeobachtung d. psychot. Sy. - alternative Interpretationen - Copingstrategien -> Verminderung der Vulnerabilität und äußeren Stressoren, auch affektive/soziale/kognitive/Kommunikative Verbesserungen -> psychosoz. Funktionsniveau verbessern, Rüfallprophylaxe
- Kognitive Remediation: neurokognitive Fähigkeiten verbessern (Aufmerksamkeit, Arbeitsgedächtnis, kognitive Flexibilität, Planung, exekutive Funktionen, soziale Kognitionen)
- Training sozialer Fertigkeiten: Teil des integrierten psycholog. Therapieprogramms IPT, V.a. kognitive Fertigkeiten, Verbesserung Negativsy. und soz. Kommunikation, Problemlösefertigkeiten
- Familieninterventionen und Angehörigenarbeit (HEE)

Soziotherapeutische Interventionen
- Selbsthilfegruppen, mediengestützte Edukation, Peer Arbeit
- Case-Management
- Wohnen (Betreutes Wohnen), Arbeiten
- aufsuchende ambulante psychosoziale/therapeutische Dienste
- Home Treatment
- Soziale Trainingsprogramme, soziales Kompetenztraining
- Kognitives Training, Kognitive Rehabilitations- und Arbeitsrehabilitationsprogramme, -
- Angehörigenarbeit (auch Gruppen, Psychoedukation)
- Peer to Peer
- Therapien: Ergotherapie, Kunsttherapie, Sport/Bewegungsstherapie, Aktivierung, Tagesstruktur, Arbeitsttraining, Musiktherapie

Rehabilitation:
- Soziale Rehabilitation: mobile Wohnbetreuung, Freizeitassistenz, psychosoziale Beratungsstellen, Tageszentren/Tagesstruktur, Übergangswohnheime, betreute WGs
- Berufliche Rehabilitation: Arbeitstherapie/-training; geschützte Reha-Arbeitsplätze
(- Medizinische Rehabilitation: Tageskliniken oder Reha-Aufenthalte)

lt. FA Kurs:

Soziotherapie
= alle Interventionen, die sich der Gestaltung des sozialen, zeitlichen und räumlichen Kontextes bedienen.
Ziel: Beeinflussung einer psychischen Krankheit durch all jene Faktoren, die zusammengefasst die Um- und Mitwelt bestimmen.
Bsp:
* Aktivierung
* Tagesstruktur
* Einüben von neuen Kontakten (=„Kontaktstiftung“)
* Kommunikationsstil der Umgebung

.

Weitere Psychosoziale Maßnahmen
* Psychoedukation
* Angehörigenarbeit
* Peer-to-peer
* Kognitive Rehabilitations- und Trainingsverfahren
* Training von Alltags- und Sozialfertigkeiten
* Ergotherapie
* Künstlerische- , Sport- und Bewegungstherapien
* Psychosoziale Systeminterventionen: Wohnen, Arbeiten

.

Psychotherapie
Kognitive Verhaltenstherapie: aktuell die höchste Evidenz für die Schizophrenie
KVT in allen Stadien der Erkrankung möglich
Kognitive Umstrukturierung bei persistierender Positiv- oder Negativsymptomatik

53
Q

Stabilisierungephase in der Schizophreniebehandlung

A
  • Auswahl der Medikation überprüfen
  • Dosisanpassung
  • NW monitieren
  • Psychoedukation
  • Angehörigenarbeit
  • Psychotherapie
  • psychosoziale Interventionen
  • realistische Zielsetzung
    Ziel: Wiedererlangung eines guten psychosozialen Funktionsniveaus
54
Q

Rezidivprophylaxe bei Schizophrenie

A
  • Monitoring d. Psychopathologie, EPS, metabol., kardiolog. Veränderungen
  • Ziel: Stabilität, Reintegration in ein aktives Leben
  • Psychosoziale Interventionen: soziales Kompetenztraining, Berufsrehabilitation, Ernährungsberatung, Gewichtsmanagement, kognitives Training
  • bei Negativsymptomen: DD-Abklärung Parkinson, depressives ZB, Med.effekte
  • Behandlung von Komorbiditäten
  • kein Limit in der Behandlungsdauer
55
Q

Erhaltungstherapie/ Rückfallprophylaxe bei Schizophrenie

A

Wahl: jenes Medikament das sich in der Akutphase bewährt hat und das verträglich ist

Kontinuierliche AP-Therapie in möglichst konstanter Dosis
bevorzugt DEPOTMEDIKATION oder LAI (Lang wirksame Substanz) wegen Non-Adhärenz (weniger Rezidive)

Empfehlung: SGA, FGA nur in begründeten Einzelfällen

Kein Absetzen nach Abklingen der Psychose, frühestes Absetzen nach 12 Monaten symptomfreien Intervall
wichtigste Gründe für Rezidive: unregelm. Medikamenteneinnahme, abruptes Absetzen -> 5xhöheres Risiko f. Rückfall

nach Absetzen der AP im 1. Jahr: Rezidivrisiko 77%

Dauer der Erhaltungstherapie:

  1. schizophrene Ersterkrankung und vollständige Remission: mind. 1(-3) Jahr(e) dann Absetzen langsam über 3-6 Monate
  2. bei mind. 2 psychot. Episoden oder Rezidiv im 1. Jahr: mind. 5 Jahre, dann sehr langsames Absetzen (Dosisreduktion um 20% alle 6 Monate)
  3. bei chron. Schizophrenie oder häufigen Rezidiven oder bei Fremd/Selbstgefährdung: evt. lebensbegleitend

Anmerkung: viele Med.-Wechsel: Rezidivrisiko erhöht.

56
Q

Vor- und Nachteile der Depot Antipsychotika

A

Vorteile:
o weniger Rehospitalisierung, besseres Outcome
o bessere Adhärenz bzw. bessere Kontrolle der Einnahme, häufigere Kontakte (psycho- und soziotherapeutisch)
o Bessere Bioverfügbarkeit als p.o.
o Kein „First pass effect“, daher niedrigere Dosierungen erforderlich
o Konstanter Plasmaspiegel (mit weniger Nebenwirkungen und keinen Wechselwirkungen mit Kaffee, Tee, Antazida)
o Kein Risiko einer zufälligen (oder suizidalen) Überdosierung
o Zuverlässige Freisetzung eines antipsychotischen Wirkstoffes über eine längere Zeitspanne, damit günstigere Symptomkontrolle

-Nachteile:
o Schlechtere Steuerbarkeit
o Scheu vor Injektion
o Geringe Auswahl an Substanzen
o geringere Autonomie
o höhere Stigmatisierung

(o Nebenwirkungen analog zu den oralen Muttersubstanzen: bei typischen Depot-Neuroleptika Bedenken hinsichtlich Risiken für Spätdyskinesien, malignes neuroleptisches Syndrom)
(o Geringere ärztliche Flexibilität durch konstante Plasmaspiegel bzw. anhaltende biologische Aktivität nach Absetzen: problematisch bei zu hoch gewählten Depotdosierungen, bei Unterdosierung ist aber eine rasche Dosisanpassung oder passagere Kombination mit oraler Medikation möglich)

Aufklärung, Unterschrift!
besondere Heilbehandlung

57
Q

Late Onset Schizophrenia (Schizphrenie im Alter)

A

late Onset Schizophrenia: 40-60a
very late Onset Schizophrenia: >60a

Therapie:
1. Wahl Risperidon
2. Wahl Quetiapin + Aripiprazol
3. Wahl Olanzapin + Haloperidol

DD: schwere depressive Episode mit psychot. Sympt., organische Psychose, Demenzielle Erkrankung, Delir, isolierte Wahnformen, schizoaffektive Störung

58
Q

(Förderung der Compliance bei Schizophrenie) doppelt

A
  • Compliance-Anamnese erheben
  • Risikofaktoren für Compliance erheben
  • Wertesystem und Ziele von Patienten und Angehörigen kennenlernen
  • Partnerschaftliche Arzt-Patienten-Beziehung aufbauen
  • Eigenverantwortlichkeit des Patienten frühzeitig fördern und gemeinsam reflektieren
  • Therapieeffekte bewusst machen
  • Nebenwirkungen ernst nehmen und behandeln
  • Psychoedukation und Familienunterstützung
59
Q

Prognostisch ungünstige Faktoren für den Verlauf einer Schizophrenie

A

Lt. Konsensus:
- Lange unbehandelte produktiv-psychotische Symptomatik (DUP = duration of untreated psychosis)
- schleichender Krankheitsbeginn
- niedriges prämorbides Intelligenzniveau
- neurokognitive Störungen, funktionelle Konnektivitätsstörungen, strukturelle Veränderungen
- Unbehandelte psychische Komorbiditäten (z.B. Substanzmissbrauch)
- mangelhafte antipsychotische Therapie (bzw. schlechtes Therapieansprechen)

Zusätzlich:
- non Compliance
- fehlende Krankheitseinsicht
- Negativsymptomatik, akustische Halluzinationen, Wahnideen
- junges Ersterkrankungsalter
- Geschieden/getrennt
- Männlich
- Soziale Isolation / wenig soziale Unterstützung
- Anpassungsprobleme während der Adoleszenz
- Lange und häufige Krankheitsphasen

60
Q

Prognostisch günstige Faktoren für den Verlauf einer Schizophrenie

A
  • Verheiratet
  • Weiblich
  • Gute Anpassung im Arbeits- und Freizeitbereich
  • Stress oder akute schwere Lebensereignisse vor Krankheitsausbruch
  • Seltene und kurze Krankheitsphasen
  • Akuter Krankheitsbeginn
  • Affektive Auffälligkeiten
  • Frühzeitige Behandlung einer floriden psychotischen Symptomatik; gutes initiales Ansprechen auf Antipsychotika
61
Q

Adhärenz-fördernde Maßnahmen in der Schizophreniebehandlung

A

2/3 nehmen Med. NICHT oder nicht ausreichend ein

  • Adhärenz-Anamnese erheben
  • Wertesystem und Ziele von Pat. und Angehörigen erheben
  • partnerschaftlche Beziehung zu Pat. aufbauen
  • Eigenverantwortlichkeit fördern und reflektieren
  • Therapieeffekte bewusst machen
  • Nebenwirkungen ernst nehmen und behandeln
  • Psychoedukation, Familienunterstützung
  • Technik des motivational interviewing (MI)
62
Q

Risikofaktoren für mangelnde Therapie-Adhärenz in der Schizophreniebehandlung

A
  • Patientenbezogen
    o Mangel an Information
    o Schweregrad der Symptomatik
    o Mangel an KH-Einsicht, Verleugnung
    o Komorbidität (Substanzmissbrauch)
  • Behandlungsbezogen
    o Nebenwirkungen
    o Inadäquate therapeutische Beziehung
    o Unpassender Gesamtbehandlungsplan, komplizierte Einnahmeschemata
    (o schlechte Symptomkontrolle)
  • Umweltfaktoren
    o Inadäquate soziale Unterstützung
    o Hohe Zugangsschwelle zur Behandlung, lange Wartezeiten

-> Non Compliance nach 1 Monat bei Mehrfacherkrankung 50-70%
-> Part. Compliance: erhöhte Rückfallrate, erhöhtes Suizidrisiko

Therapieintoleranz: kein adäquater Dosisbereich wegen Nebenwirkungen

63
Q

Therapieresistenz bei Schizophrenie

A

= unzureichendes Ansprechen auf 2 Therapieversuche mit mindestens 2 verschiedenen Antipsychotika (davon zumindest 1 2.Gen.)
1/3 der Fälle
Ausschluss Pseudotherapieresistenz!
Prüfen von:
1. Diagnostik
2. Komorbidität (substanzen?)
3. Therapieadhärenz
4. Metabolismus

64
Q

Pseudotherapieresistenz bei Schizophrenie

A

Ursache: Pharmakokinetik, mangelnde Therapieadhärenz, komorbider Substanzmissbrauch

65
Q

Risikofaktoren für Suizidalität bei Schizophrenie

A

Depression
männliches Geschlecht
jüngeres Lebensalter
höhere Intelligenz

66
Q

Risikofaktoren für Fremdaggression bei Schizophrenie

A

akute Psychose
begleitender Drogenkonsum
>60% der Gewaltverbrechen in erster Psychose

67
Q

Stigmatisierung bei Schizophrenie

A

Diskriminierung -> red. Lebensqualität, red. Selbstwert
Selbststigmatisierung -> weniger Inanspruchnahme v. Hilfe, weniger Therapieempf.

68
Q

Metabolisches Syndrom bei Schizophrenie

A
  • sozial: Bekämpfung v. Armut, Verbesserung d. Betreuung
  • klinisch: Risikominimierung durch Medikamentenauswahl, Ernährungsberatung, körperliche Aktivität, Kontrolle BMI, Vitalzeichen, BZ, Blutfette, Rauchverhalten
  • Verbesserung Fitness/Gesundheit
69
Q

Sozialpsychiatrische Interventionsmöglichkeiten bei Schizophrenie (aus Voderholzer)

A

Case Management und aufsuchende gemeindepsychiatrische Behandlung:
- Case Management dient in seiner elementarsten Form:
o Steuerung der Inanspruchnahme des Versorgungssystems
o Aufrechterhaltung des Kontakts zu Betroffenen
o Koordination der einzelnen Komponenten der Behandlung
o Intensive Case Management (ICM) ist charakterisiert durch eine hohe Betreuungsintensität
o Care Programme Approach (CPA) zielt auf die bedarfsorientierte Koordination und Zuweisung spezialisierter psychiatrischer Versorgung sowie regelmäßiger Feedback-Mechanismen.

  • Assertive Community Treatment (ACT) ist eine aufsuchende gemeindepsychiatrische Behandlung, die in Abgrenzung zum Case Management auf einem multidisziplinieren Ansatz mit hoher Betreuungsintensität basiert und über die Koordination hinausgehende Bestandteile hat. Zielgruppe sind insbesondere chronisch erkrankte Menschen mit schwieriger Behandlungscompliance und einem erhöhten Risiko für krisenhafte Zuspitzungen und Inanspruchnahme stationärer Dienste und Notfallambulanzen. ACT basiert auf folgenden Prinzipien:
    o Ein Psychiater ist Teammitglied und führt regelmäßig spezifische Interventionen durch.
    o Die Behandlung wird auf spezifische Zielgruppen (insbesondere Schizophrenie) zugeschnitten.
    o Die Mitglieder des Teams tragen eine geteilte Verantwortung für die zu betreuenden Betroffenen.
    o Das Team versucht, alle Elemente der psychiatrischen und psychosozialen Behandlung selbst zu erbringen (Direct Service Model).
    o Die Behandlung wird so weit wie möglich zu Hause oder an anderen Orten, z.B. am Arbeitsplatz, durchgeführt.
    o Die Behandlung erfolgt bei mangelnder Kooperation und Behandlungsabbrüchen nachgehend.
    o Eine 24-Stunden-Erreichbarkeit des Teams wird sichergestellt.

Kriseninterventionsdienst und Hometreatment:
- Kriseninterventionsdienst:
o wird jede Art von krisenorientierter ambulanter Behandlung einer akuten psychiatrischen Episode durch ein spezialisiertes Team bezeichnet.
o Zeil ist dabei die Vermeidung einer Krankenhausbehandlung.
o Arbeiten oft rund um die Uhr
o Bestandteil der Arbeit von Kriseninterventionsdiensten sind regelmäßige Hausbesuche (Home Treatment) und die fachärztliche Leitung.
- Home Treatment:
o Erforderlich ist eine hohe Flexibilität abhängig von den Bedürfnissen der Betroffenen
o Einbezug des unmittelbaren sozialen Netzwerkes
o Medikamentöse Behandlung einschließlich deren Supervision
o Kontinuierliche Begleitung der erkrankten Menschen bis zum Ende der akuten Erkrankungsphase einschließlich der Sicherstellung der Nachbetreuung mit Kompetenzen zur Steuerung stationärer Aufnahmen („Gatekeeping“)
- Evidenz zu Home Treatment:
o Akutbehandlung im häuslichen Umfeld ist ein praktikabler und akzeptabler Behandlungsansatz für schwer psychisch kranke Menschen
o Führt zu einer reduzierten stationären Wiederaufnahmewahrscheinlichkeit und Behandlungszeit.
o Die Behandlungszufriedenheit bei Betroffenen und Angehörigen ist unter der aufsuchenden Behandlung höher und die Wahrscheinlichkeit von Behandlungsab- brüchen nach 6 und 12 Monaten um ca. 25% reduziert.
o Das Belastungserleben der Angehörigen bezogen auf verschiedene Aspekte verringerte sich gegenüber den Familien in der Kontrollgruppe.
o Es sind keine nachteiligen Auswirkungen der Intervention bekannt.

70
Q

Fall: Mann mit bekannter paranoider Schizophrenie, 17 stat. Voraufenthalte, immer nach UBG. Pat. wurde von Sozialarbeiterin vorgestellt, war öfter da, Hausbesuche sind erfolgt, jetzt seit längerem kein Kontakt. Pat. setzt nach Aufenthalten Medikamente immer wieder ab, beschäftigt sich zu Hause mit „galaktischen Theorien“. Einziger Sozialkontakt zur Trafikantin, dort verwendet er sein gesamtes Taschengeld für Rauchwaren und Zeitschriften. Pat. hat Erwachsenenvertreter, seit Jahren in Frühpension. Zur Mutter ein angespanntes Verhältnis, diese besorgt und fordert telefonisch Unterstützung ein.

A

F20.0 paranoide Schizophrenie

71
Q

Fall: kurze Story über Patienten mit Beziehungsideen und barfuß im Winter mit Angst, von Pfleger getötet zu werden und aggressiv. Bereits dreimal in Psychiatrie zuvor.
1. Diagnose
2. Welche Med. und wie ist das Vorgehen insgesamt im Akutzustand?
3. Welches Antipsychotikum würde ich wählen? Vor- und Nachteile
4. welches Benzo?

A

Diagnose: paranoide Schizophrenie

Welche Med. und wie ist das Vorgehen insgesamt im Akutzustand?
MED:
 Atypika anbieten (dem Pat. bekannte Med.), alle außer Clozapin (nur bei
Therapieresistenz).
 Atypikum je nach Darreichungsform, Nebenwirkungsprofil, früheres
Therapieansprechen, Wünsche des Patienten, Komorbidität wählen
 Idealerweise 1x tgl. Verabreichen

VORGEHEN IM AKUTZUSTAND:
 Rasche diagnostische Abklärung, tragfähige Beziehung aufbauen, persönliches Leid
vermindern, soziale Beeinträchtigungen mindern, Compliance fördern, unmittelbare Gefahren begrenzen, Koordination der weiteren Therapie (Facharzt, Psychotherapie, Tagesklinik…)

  1. welches Benzo?
     Lorazepam (1.Wahl), Diazepam, Midazolam, Clorazepat (Prodrug, wird u.a. zu Oxazepam
    metabolisiert)
     bei Agitation / Angst mit Neurolpetikum kombinieren, besser als hochdosierte Neuroleptika-Monotherapie.

Welche Applikationsform?
 Schmelztablette, flüssig, i.v., i.m., inhalativ.

Welche Psychotherapie-Verfahren gibt es hier speziell?
 Psychoedukation
 KVT- Kognitives Training und kognitive Remediation
 Training sozialer Fertigkeiten
 Familienintervention
 soziotherapeutische Interventionen (Case Management, Home Treatment, Arbeitstraining).

72
Q

Fall: Paranoide Schizophrenie (F20) mit entgleistem DM und metabolischen Syndrom und Alkohol im Labor, derzeit kein Antipsychotikum, früher Leponex

A

Alle Diagnosen aufzählen (DM , Metabolisches Syndrom, Alkoholmissbrauch)

Metabolisches Syndrom
* bauchbetontes Übergewicht (m: >102 cm, w: >88 cm)
* erhöhte Triglyceride > 150 mg/dl
* niedriges HDL (nüchtern): m: 40 mg/dl, w: >50 mg/dl
* RR: >130 mmHg sys oder >85 mmHg
* BZ: > 100 mg/dl (nüchtern) Diabetes mellitus
* BZ: 126 mg/dl (nüchtern), 100-125 mg/dl =Prädiabetes
* HbA1C >6,5%, 5,7 % Prädiabetes
* oraler Glukosetoleranztest (oGTT, 2 Stunden): 200 mg/dl oder mehr.

Missbrauch von C2
 Nachweis, dass Substanz für die körperlichen und psychischen Schäden verantwortlich ist.
 Art der Schädigung sollte klar benennbar sein.
 für mind ein Monat oder wiederholt über 12 Monate.
 andere substanzbezogenen Störungen bestehen für dieselbe Substanz nicht (außer akute Intox.)

BSP: depressive Episode nach C2 Missbrauch, wiederholte Intox. oder körperliche oder psy. Schäden sind kein schädlicher Gebrauch. Ebenso wenn der Konsum durch Andere abgelehnt wird.

Woran erkennt man die Krankheiten?
an Symptomen (zittern, schwitzen), Labor: BZ, HbA1c DM, MCV, gGT, MCV
* Symptome Diabetes: MMA, Polyurie, Durst, Wundheilungsstörungen.
* Prädisponierende Faktoren für metabolisches Syndrom: unausgewogene Ernährung, Rauchen, Substanzkonsum, psy. Stress, Med. mit Risiko für Gewichtszunahme, inadäquate Selbstfürsorge, finanzielle Notlage, mangelndes Selbstvertrauen, verminderte Verfügbarkeit med. Versorgung.
◦ Therapie:
▪ SOZIAL: Bekämpfen der Armut, Betreuung verbessern
▪ KLINISCH: Risikominimierung durch die Wahl der Med, Ernährungsberatung, BMI und Vitalparameter regelm. untersuchen (jeder Arztbesuch), Blutzucker
untersuchen (alle 6 Monate), Blutfette (alle 6 Monate), Rauchverhalten ansprechen
▪ FITNESS VERBESSERN

Therapie: wieder Antipsychotikum, ev Depot, metabolische Komplikationen behandeln. Antipsychotikum ohne NW Gewichtszunahme
- UbG
- Aufnahmeindikation!

73
Q

Fall: 29jähriger männlicher Pat., seit Monaten sozialer Rückzug, er könne nicht mehr aufstehen “weil Arme und Beine amputiert seien”, Vergiftungswahn, Rettung wird von Verwandten geholt, Amtsarzt, Dysphorie, Aggression, lässt sich aber doch aufnehmen. Im PPS affektflach. Im Spital Hypotonie, Tachykardie, Schwitzen, Gesichtsröte, letztlich Bewusstseinstrübung.

A
  • Wie gehen Sie vor? -> alle allgemeinen Maßnahmen aufzählen, inkl. PPS, Anamnese, Fremdanamnese (!), Neurostatus, Innere, Labor, Drogenharn, apparative Untersuchungen
  • Diagnose? Schizophrenie, lt ICD10 begründen warum; die Bewusstseinstrübung war irrelevant (wahrscheinlich BZ-assoziiiert, denn anschließend ging es um F20+metabolisches Syndrom)
  • Welche somatischen Erkrankungen mit F20 assoziiert? -> Art. Hypertonie, Hyperlipidämie, DM, kardiovaskuläre Erkrankungen, Übergewicht, Lebenserwartung um 15-20 Jahre verringert, Karzinome, COPD.
  • Welche Medikamente bei F20 + metabol. Syndrom ja/nein? nein - Clozapin, Olanzapin; ja - Aripiprazol, Ziprasidon, Amisulprid
74
Q

Fall mit Diagnose katatoner Schizophrenie

A

Diagnose: katatone Schizophrenie F20.2

Diagnosekriterien:
A) Allgemeine Kriterien f. Schizophrenie müssen erfüllt sein
B) Mind. zwei Wochen eines der folgenden Symptome im Vordergrund:
1. Stupor oder Mutismus
2. Erregung (nicht durch äußere Reize beeinflusst)
3. Haltungssterotypien (freiwilliges Einnehmen UND Beibehalten unsinniger und bizarrer Haltungen)
4. Negativismus (Widerstand ggü. Aufforderungen oder Versuchen bewegt zu werden, stattdessen Bewegung in die andere Richtung),
5. kataleptische Starre (Beibehalten rigider Starre bei Versuch der Bewegung)
6. wächserne Biegsamkeit (Verharren in von außen auferlegten Positionen)
7. Befehlsautomatismus

Diagnostik (psy.): BFCRS (Skala) - Bush-Francis Catatonia Rating Scale (Peralta-Skala, Bush Francis Catatonia Rating Scale (BFCRS), Northoff Catatonia Rating Scale (NCRS-dv))

Differentialdiagnose: Malignes neuroleptisches Syndrom: tritt im Unterschied zur Katatonie NACH einer Besserung der Symptomatik durch (hohe Dosierungen von) Antipsychotika auf.

EKT bei MNS und Katatonie durchführbar!

Weitere Fragen (Fall 26):
* welche Störungsbilder machen katatone Symptome (inkl. Somatischer….): MNS, Läsionen im anterioren cingulären Cortex (akinetischer Mutismus), Läsionen in Hirnstamm, Basalganglien, Frontallappen, metabolisches Koma (die zu einer Beeinträchtigung der Gehirnfunktionen führen), HIV-Enzephalitis, SLE, Hashimoto, Hyponatriämie, Wernicke.
(Vorkommen Katatonie Amboss:

Affektive Störungen
Autismus-Spektrum-Störungen
Intoxikationen (Drogen, Kohlenstoffmonoxid, Strychnin, Medikamente)
Enzephalopathien
Endokrinologische Erkrankungen (Hyperparathyreoidismus, Morbus Addison)
Elektrolytstörungen

DD Amboss:
Malignes neuroleptisches Syndrom (MNS)
Delir
Serotonerges Syndrom
Autoimmunenzephalopathie (bspw. Anti-NMDA-Rezeptor-Enzephalitis)
Syndrom der reaktionslosen Wachheit (Wachkoma)
Neurodegenerative Erkrankungen: Demenz, Morbus Parkinson)

  • Therapie: Lorazepam, AP, EKT…
  • welche katatonen Symptome kennen Sie?
    ◦ hyperkinetisch: psychomot. Erregung, Bewegungs- und Sprachstereotypien, Befehlsautomatismus, Manierismen
    ◦ hypokinetisch: Sperrrung, Stupor, Mutismus, Negativismus, Katalepsie, Haltungssterotypien, Flexibilitas cerea
  • febrile Katatonie (nicht MNS)…wie behandeln etc….
    ◦ EKT 1. Wahl
    ◦ Hochdosiert Benzos und Antipsychotika
    ◦ Intensivmed. Überwachung
    ◦ Flüssigkeitssubstitution
    ◦ Kühlung
    ◦ Symptome bei perniziöser Katatonie: Wechsel von schwer ausgeprägten hypo- und
    hyperkinetischen katatonen Symptomen, hohes Fieber, lang andauernde Tachykardien, im Labor CK erhöht, durch Myoglobinurie Nierenversagen möglich.
75
Q

Ein 22-jähriger Patient mit Polizei und Handschellen, deutlich produktiv-psychotisch und angespannt.

A

Welche Verdachtsdiagnose hat der Patient? Paranoide Schizophrenie (wenn Symptomatik länger als 1 Monat besteht)

Definition Agitation: Geringgradig organisierter Zustand nicht zielgerichteter motorischer Unruhe, von mentaler Anspannung begleitet, die bei psy. und somat. Erkrankungen vorkommen kann.

Ursachen Agitation:
* Affektive und schizophrene Erkrankungen
* Reaktiv (Kränkungen, Krise)
* Intelligenzminderung
* Organisch
* Angst
* Entzug/Intoxikation
* Persönlichkeitsstörung

Worauf sollte man bezüglich Setting achten?
* Pat. beruhigen “Talking down” (freundlich, Essen, Getränk anbieten)
* weitere Stimuli vermeiden
* nicht alleine Explorationsgespräch führen
* Stat. Aufnahme (ev. UbG)
* sedierende Medikation (1. Wahl sed. AAP, dann Benzo der KAP lt. ÖGPB Statement)

Welche Differentialdiagnosen kommen in Betracht?
* Schizoaffektive Störung
* Bipolare Störung
* F0,F1

Psycho- und soziotherapeutische Therapiemöglichkeiten:
* Psychoedukation
* Angehörigenarbeit
* Tagesstruktur
* Rehabilitation… Was ist das Therapieziel?
* rasche Symptombekämpfung
* Nebenwirkungen zu minimieren
* Rückfall zu vermeiden
* Lebensqualität zu verbessern
* gute kognitive Funktionalität
* soziale und berufliche Leistungsfähigkeit

76
Q

24-jähriger Mann mit akustischen Halluzinationen, psychomotorischer Unruhe etc.; würde Kriterien der paranoiden Schizophrenie erfüllen, zusätzlich Cannabiskonsum und St.p. Motorradunfall von vor einem Jahr

A

Differentialdiagnosen: Organische Halluzinose F06.0 oder F06.2 (Organische schizophreniforme Störung), F12.5 Psychotisches Syndrom durch Cannabis Konsum (akustische Halluzinationen, psychomotorische Unruhe), paranoide Schizophrenie (eher untypische Symptomatik?), F23.0 oder 23.1 (länger andauernd: F22 oder F20), F07.2 (Organisches Psychosyndrom)
Neurologisch:
- Anfallsleiden, zerebrale Läsionen/Raumforderungen, Meningitis, ect.
Internistisch:
- Metabolische Entgleisung, Stoffwechselerkrankungen, Speicherkrankheiten

Komorbidität
- Psychotische Störungen
- Affektive Störungen
- Angststörungen
- Traumafolgestörungen
- Suizidalität
- ADHS
- Bei akuter Vergiftung gelegentlich Herz-Kreislauf-Krisen beschrieben

Psychopharmakotherapie
- Bei paranoid halluzinatorischen Erleben werden BZOs (z.B. Lorazepam 2mg, Diazepam 5-10mg) und ggf. Neuroleptika (z.B.: Olanzapin 5-10mg) verabreicht. („Suchtmedizin kompakt“)
- Atypische Neuroleptika (allerdings oft unzureichende Wirkung), zeitlich limitiert BZOs (aus Voderholzer)

Psychotherapie/psychosoziale Therapie
- Bei Intoxikationspsychose: beruhigende Gespräch (Talking down), abschirmende Umgebung)
- Bei induzierter Psychose: supportive Maßnahmen, Psychoedukation
- Bei Cannabisentzug: meist ambulante psychotherapeutische Kurzinterventionen mit moti-
vationsfördernden, psychoedukativen, kognitiv-verhaltenstherapeutischen und familien- therapeutischen Elementen (Vodernholzer). Spezifisches Therapieprogramm ist CANDIS- Therapie (Suchtmedizin kompakt). Bei schweren psychiatrischen Komorbiditäten stationäre Entzugs- und anschließende Entwöhnungsbehandlung.

  • DD: F20.0 paranoide Schizophrenie, F06.0 organische Halluzinose,
  • Welche Sofortmaßnahmen: Unterbringung ev. notwendig, CCT, Labor, Drogenharn, etc.
  • Subarachnoidalzyste in CCT: weiteres Procedere? Neurochirurg. Konsil/Kontaktaufnahme, für Einleitung einer entsprechenden Behandlung verantwortlich;
  • Akutmedikation: Antipsychotika, cave: Benzodiazepine
  • UbG-Kriterien prüfen, Aufnahmeindikation ev Fixierung- gurte in nähe haben, “gummiraum” (irgendein Fachausdruck dafür??) = Aggressionsraum

Diagnostik:
 Anamnese (ink. Fremd/Med./Suchtanamnese)
 Status (neurolog., somatisch, psychicus)
 Labor: Routinelabor BB, Diff. BB, Blutsenkung, CRP, Elektrolyte (Na, K, Ca), Nüchtern-BZ, TSH, T3, T4, Leberfermente, Nierenwerte, Kreatinin, Harnstoff, Harnsäure, Lipide, Vit. B12, Folsäure.
 Lues, Hepatitis, HIV, Tuberkulin Test
 Drogenharnscreening, Haaranalyse, Speicheltest
 Alkomat
 Vitalparameter, EKG.
 Neuroimaging: MRT oder cCT
 EEG

Zusatzfrage: Im cCT wird eine Subarachnoidalzyste diagnostiziert – Procedere? Arachnoidalzysten gehen selten mit klinischen Symptomen einher, am häufigsten entwickeln sie Kopfschmerzen, selten Hirndruckzeichen, epileptische Anfälle, hormonelle Störungen oder Symptome bedingt durch eine lokale Raumforderung.
 Operative Behandlung nur im Falle von Symptomen, v.a. Shuntanlage zum Ableiten von Liquor.
 Im Regelfall reicht eine Verlaufskontrolle mit Bildgebung. Akutmedikation:
 Antipsychotikum, Benzodiazepin, ggf. Antiepileptikum
 Substanzkarenz
 Ggf. Unterbringung im geschützten Stationsbereich, Gurtenbett, Weichzelle.