F22 Anhaltende wahhafte Störung Flashcards

1
Q

Allgemeines zu anhaltenden wahnhaften Störungen

A
  • Gruppe von Störungen, bei denen ein langandauernder Wahn das einzige oder das am meisten ins Auge fallende Charakteristikum ist
  • sind nicht: organisch, schizophren, affektiv zuordenbar
  • wenn <3 Monate Dauer -> dann vorläufig F23 akute vorübergehende psychot. Störung (F23.3?) kodieren
  • keine formale Denkstörung
  • Manifestation im mittleren und späteren Lebensalter
  • 1/2 remittiert
  • je akuter und je jünger desto besser die Prognose

Einteilung:
* Wahnhafte Störung F22.0
* Sonstige anhaltende Wahnhafte Störungen F22.8
* Anhaltende wahnhafte Störung, n.n.b. F22.9

F22.0:
* Entwickelung eines einzelnen Wahns oder mehrerer aufeinander bezogener Wahninhalte die lange, manchmal lebenslang andauern
* unterschiedliche Wahninhalte/systeme
* Ausschluss: eindeutige/anhaltende akustische Halluzinationen, schizophrene Symptome (wie Kontrollwahn o. Affektverflachung) oder eindeutige Gehirnerkrankung
* geleg. akustische Halluzinationen (z.B. bei älteren) schließen Diagnose nicht aus - außer wenn schizo-typisch sind

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2
Q

ICD 10 Kriterien für die wahnhafte Störung F22.0

A

A. Wahn oder Wahnsystem mit anderen als unter F20 G1.1 b oder d aufgezählten schizophrenen Inhalten (nicht völlig unmöglich oder kulturell inakzeptabel), meist Verfolgungs-, Größen-, Eifersuchts-, Liebes oder hypochondrischer Wahn

B. Wahngedanken für mind. 3 Monate bestehend

C. DIe allgemeinen Schizophrenie-Kriterien sind nicht erfüllt.

D. keine anhaltenden Halluzinationen jeglicher Sinnesmodalität (außer vorübergehende oder geleg. akustische Halluzinationen, die nicht in der 3. Person sprechen oder laufend kommentieren)

E. depressive Symptome (oder eine depr. Episode) können vorkommen, vorausgesetzt die Wahngedanken bestehen auch nach Rückbildung der affektiven Symptome unverändert weiter

E Ausschlussvorbehalt: kein Nachweis einer primären oder sekundären Gehirnerkrankung (wie unter F0 angegeben) oder durch psychotrope Substanzen bedingte psychotische Störung (F1x.5).

Subtypen:
* Verfolgungswahn
* Querulantenwahn (Prozesssucht)
* Beziehungswahn (Wahn verspottet zu werden aufgrund von Verfehlungen und beschämenden Insuffizienzkomplexen)
* Größenwahn (Megalomanie)
* hypochondrischer Wahn
* Eifersuchtswahn (Othello Syndrom)
* Liebeswahn (Erotomanie)

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3
Q

ICD 10 Kriterien der sonstigen anhaltenden wahnhaften Störung F22.8

A

Störungen, bei denen ein Wahn oder Wahnsystem von anhaltenden Stimmen oder von schizophrenen Symptomen begleitet werden, die aber nicht die Diagnose einer Schizophrenie rechtfertigen.
Restkategorie für anhaltende wahnhafte Störungen die die Kriterien F22.0 nicht erfüllen.

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4
Q

Differentialdiagnosen der wahnhaften Störung

A
  • paranoide Schizophrenie
  • vorübergehende akut psychot. Störung
  • affektive Erkrankung mit psychot. Sy.
  • organische Psychosyndrome: Epilepsie, degenerative Demenz, metabolische Enzephalopathie, extrapyramidale Erkrankung, traumatische Hirnschädigung
  • alkoholischer Eifersuchtswahn
  • paranoide Persönlichkeitsstörung
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5
Q

Therapie der wahnhaften Störung

A

Problem: fehlende Krankheitseinsicht
gegenüber Antipsychotika sind chron. Wahnwahrnehmungen relativ resistent
am ehesten Risperidon in niedriger Dosis
begleitend Psychotherapie, CBT

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6
Q

Fall: 79-jähriger, männlicher Pat., verwitwet seit 4 Jahren, sozial zurückgezogen. Verfolgungswahn, sporadisch auftretende akustische Halluzinationen (Stimmen der Verfolger). Außenanamnese mit Sohn: bis zum 75. Lj. psychiatrisch völlig unauffällig. Stationäre Aufnahme zur „körperlichen Durchuntersuchung“; internistisch, neurologisch unauffällig, Labor und Bildgebung bland.

A

Diagnose: wahnhafte Störung (F 22)

Diagnosekriterien:
A) Wahn oder Wahnsystem (nicht F 20 G1.1 b oder d)
B) Mind. 3 Monate (wäre sonst F23)
C) all. F20 Kriterien nicht erfüllt
D) Keine anhaltenden Halluzinationen (gelegentlich und nicht kommentierend oder dialogisierend möglich)
E) Depressive Symptome/Episoden können vorkommen
F) Ausschluss F0 und F1 Diagnostik (som.): siehe F20.0

Diagnostik (psy.): Wahninhalte eher in folgenden Bereichen (für die Abgrenzung nach F 20): Verfolgung und Eifersucht, Liebe und Sexualität, Größe/Bedeutung, Hypochondrie, Querulanz, sensitiver Beziehungswahn (Menschen glauben, man sehe ihnen ihre Laster an, weshalb sie sich beschämt, belächelt oder missachtet fühlen).

Wahn nach Jaspers:
- subj. Gewissheit
– Unkorrigierbarkeit
- Unmöglichkeit des Inhaltes

Differentialdiagnosen: F23, affektive Episoden mit psychot. Symptomen, F0-Psychosen, Demenz, alkoholbedingte Eifersucht, F20, paranoide PSST, somatoforme Störungen (bspw bei Hypochonderwahn), substanzinduzierte Störungen.

Therapie: (A)AP, supp. Psychotherapie, KVT

Weitere Fragen:
* DD? organisch wahnhafte Störung (Bildgebung o.B.), Demenz (kein Hinweis für kognitive Defizite), Depression (Stimmung euthym, Antrieb o.B.), Schizophrenie late onset (insgesamt sehr unwahrscheinlich, Diagnosekriterien für F20.0 nicht erfüllt)
* Diagnosekriterien für wahnhafte Störung?
* Med. Therapie? atypische Neuroleptika – Risperdal (Zulassung für alte Pat.), welche gäbe es sonst noch?
* Nicht-med. Therapie?

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7
Q

Frage (keine Fallvignette): Unterscheidung drogeninduzierte Psychose DD schizophrene Psychose

A

aus “Der Nervenarzt 01/2022”:
* Erstmanifestation bei Substanzkonsum vs. Beginn im frühen Erwachsenenalter (Männer früher als Frauen)
* Auftreten unmittelbar nach Substanzgebrauch (innerhalb 48 Std) vs. Prodromalphase
* zumindest teilweiser Rückgang innerhalb eines Monats und vollst. Remission innerhalb 6
Monate vs. 30-40% aller schizophrenen Psychosen bleiben anhaltend psychotisch
* v.a. optische Halluzinationen, Größenwahn, Hyperkinese, Aggressivität, Stereotypien, überreizte Wachheit vs. zusätzlicher Negativsymptome oder auch psychomotorische Unruhe.
* Kardiale Symptome, Infektionskrankheiten, “meth mouth”, Verletzungen, Hautexkorr. vs. Adipositas, DM, Hypertonie, COPD
* Beeinträchtigungen aller kogn. Funktionen mit vollst. Remission vs. red. Konzentration und Aufmerksamkeit, sowie Exekutivfunktionen, Interpretation von sozialen Situationen
* zeitlich begrenzte Gabe von Antipsychotika vs. Rückfallprophylaxe.
* gute Prognose bei Abstinenz vs. Prognose unterschiedlich.

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