Ethik Flashcards
Die Kommmunikationsbranche ist wenigen Gesetzen unterworfen. Warum ist das so?
Um die Grundfreiheiten in westlichen Gesellschaften (wie die Meinungsfreiheit) nicht einzuschränken.
Wozu dient Ethik in erster Linie?
Ethik springt also dort ein, wo das Recht bewusst nicht greift. Sie ist ein Selbstregulierungsmechanismus, der ein Eingreifen des Gesetzes unnötig machen soll – was auch weitgehend funktioniert.
Wie wird ethisches Verhalten in der Kommunikationsbranche praktisch durchgesetzt?
Indem es für Kommunikationsbereiche Räte oder Gremien gibt, die als Hüter der Ethik-Kodizes jene mahnen und verurteilen, die sich nicht an die, in der Regel von den Berufspraktikern und Theoretikern im Einvernehmen entwickelten, ethischen Leitlinien des kommunikativen Handelns halten (PRVA, Werberat, Presserat).
Beschickt werden die Räte von der Branche selbst (von Arbeitgebern und Arbeitnehmern, via Gewerkschaft). Untadelige Akteure prüfen entweder angezeigte Vergehen und/oder beobachten in Fachgruppen selbstständig die Branche. Sie sind ihr Gewissen – und regeln außergerichtlich moralische Vergehen.
Was ist das Schwierige am Selbstregulierungsmechanismus?
Jemand kann ein journalistisches Vergehen beim Presserat anzeigen – es wird geprüft, danach folgt ein Urteilsspruch. Hat sich das Medium zum Pressekodex bekannt und ist Mitglied des Presserates, hat es sich freiwillig verpflichtet, den Schuldspruch anzunehmen und im Regelfall mediale bzw. in Härtefällen auch darüberhinausgehende Wiedergutmachung zu leisten.
Leider kommt vor, dass Medien, die häufiger verurteilt werden, den Presserat verlassen, um sich den Schuldsprüchen zu entziehen. Dies ist nicht zu verhindern und rechtlich unproblematisch – untergräbt aber den Selbstregulierungsmechanismus, schädigt also mittelfristig die Branche. Die Gefahr, dass sich der Gesetzgeber veranlasst sieht, zunehmend zu regulieren, wenn die Kommunikationsbranche sich nicht selbst reguliert, ist nicht zu unterschätzen – entsprechend wichtig ist es, dass alle Akteure sich ihrer ethischen Verantwortung bewusst sind und sich freiwillig nach anerkannten ethischen Handlungsleitlinien richten. Andernfalls ist mittelfristig eine Bedrohung bzw. zumindest Unterminierung der demokratischen Freiheiten nicht auszuschließen.
Zu welcher wissenschaftlichen Fachrichtung gehört die Ethik?
Philosophie
Was versteht man unter dem Begriff Ethik?
Sie ist die „Reflexionstheorie der Moral“ (Luhmann 1989), die „Wissenschaft vom moralischen Handeln“ (Pieper 2003). Im Zentrum der Ethik steht der Mensch und sein Handeln, und zwar jenes Handeln, das einen Anspruch auf Moralität erhebt. Die Ethik nähert sich dabei methodisch der Antwort auf die Frage, was denn nun moralisch korrektes Handeln ist.
Welche zwei Arten von Ethik werden grob unterschieden? (2)
- deskriptive Ethik
- normative Ethik
Erstere untersucht methodisch die Handlungen auf ihre dahinterliegenden Wertvorstellungen. Zweitere will demgegenüber Kriterien entwickeln, die es möglich machen, Handlungen moralisch zu beurteilen. Beide „Ethiken“ sind entsprechend wichtig, gemeinsam bilden sie ein moralisches Rückgrat.
Was ist der Unterschied zwischen normativer und deskriptiver Ethik?
Deskriptive Ethik untersucht methodisch die Handlungen auf ihre dahinterliegenden Wertvorstellungen. Normative Ethik will demgegenüber Kriterien entwickeln, die es möglich machen, Handlungen moralisch zu beurteilen. Beide „Ethiken“ sind entsprechend wichtig, gemeinsam bilden sie ein moralisches Rückgrat.
Ethik und Moral wurden lange Zeit synonym in der Alltagssprache verwendet. Was ist allerdings ein Unterschied?
Das griechische ēthos und das lateinische mos sind sich in ihrer Bedeutung sehr ähnlich. In der heutigen praktischen Philosophie ist das nicht so:
* Moral bezeichnet hier das Normensystem, das für menschliches Verhalten gilt und mit dem Anspruch auf unbedingte Gültigkeit auftritt.
* Ethik ist die Wissenschaft von der Moral.
Entsprechend ist die Gleichsetzung von Ethik und Moral nicht korrekt, möglich wäre lediglich die Gleichsetzung von Ethik und Moralphilosophie – da sich beide mit den Grundlagen, Begründungen und der Anwendung von Moral auseinandersetzen.
Welcher gedankliche Grundsatz bedingt die Ethik?
Grundlage ist das Bewusstsein, dass menschliches Zusammenleben nur mit Regeln möglich ist, an die sich alle so gut wie möglich halten – aber auch von dem Bewusstsein, dass nicht alles mit Gesetzen geregelt werden kann und soll, weswegen oft der Einzelne einen Handlungsspielraum hat. Das Handeln in diesem Spielraum auf der Grundlage von gesellschaftlich anerkannten Werten anzuleiten, ist die Aufgabe von Ethik und Moral.
Welcher dritter Begriff existiert neben Ethik und Moral noch?
Normen.
Über die Werte hinaus gehen Normen: Diese sind oftmals gesetzlich verankert, können aber auch ethischer Natur sein, wenn das entsprechende gesellschaftliche Fundament fest dahintersteht. Normen sind Sollensforderungen, die über Werte als Leitlinien hinausgehen. Beide Elemente sind in der Ethik enthalten. Die Moral fragt auf ihrer Basis nach den Pflichten, die sich daraus für Menschen ergeben.
Was versteht man unter “praktischer Vernunft”?
Der Philosoph Immanuel Kant hat in der Ethik bereits im Jahr 1788 die Anforderung für moralisches Handeln definiert: „Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne.“ Er nennt dies den „kategorischen Imperativ“, der das einzig gültige Moralprinzip sei, aus dem sich sämtliche Handlungsmaxime ableiten lassen. Darauf baut das Prinzip der „praktischen Vernunft“ auf:
Handeln muss stets vernünftiger Rechtfertigung standhalten, aus der Reflexion müssen sich Handlungsgrundsätze ableiten lassen. Eine Bedingung dafür ist nach Kant die Einsicht. Moralisches Handeln müsse aus freiem Willen geschehen, nur dann sei dieses Handeln auch moralisch. Und wer dies willentlich nicht tut, also unmoralisch handelt, setze sich in Widerspruch zur eigenen Würde als vernunftbegabtes Wesen. Kant war allerdings keineswegs blauäugig: Menschen würden dennoch unmoralisch handeln, im positiven Fall aber das Zuwiderhandeln gegen die Moralprinzipien als problematisch erleben und dieses zunehmend aufgeben.
Was versteht man unter dem “kategorischen Imperativ” von Kant?
„Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne.“
Was ist die Voraussetzung nach Kant für die praktische Vernunft?
Die Einsicht. Moralisches Handeln müsse aus freiem Willen geschehen, nur dann sei dieses Handeln auch moralisch
Welche Ansicht vertritt Machiavellis?
Er sieht einzelne unmoralische Handlungen als gerechtfertigt an, wenn sie einem höheren Ziel dienen.
Welcher Zweck heiligt nun also welches Mittel? Der Soziologe Max Weber setzte sich vor rund hundert Jahren (1919) mit dieser Frage auseinander: „Keine Ethik der Welt“ komme „um die Tatsache herum“, dass die Erreichung „guter Zwecke in zahlreichen Fällen daran gebunden“ sei, dass man „sittlich bedenkliche (…) Mittel (…) in Kauf nimmt“, und „keine Ethik der Welt kann ergeben: wann und in welchem Umfang der ethisch gute Zweck die ethisch gefährlichen Mittel (…) heiligt“.
Welche zwei grundlegenden Ethiken unterscheidet Weber? (2)
- Gesinnungsethik: Die Richtigkeit von Handlungen wird auf Grundlage der Überzeugung beurteilt, nicht im Hinblick auf etwaige Folgen.
- Verantwortungsethik: Die Folgen sind entscheidend, sind der Gradmesser für richtiges und falsches Handeln.
Weber sieht beide Ethiken als Ergänzungen, beide würden den Menschen in seiner Gesamtheit letztlich erst ausmachen.
Ziel der Wirtschaftsethik ist nicht, moralische Normen zu schaffen, sondern….
… die Art zu beschreiben, wie Selbst- oder Fremdregulierungen im System von den Menschen und ihren Organisationen einzuhalten sind.
Wirtschaftsethik versteht sich als anwendungsorientierte Reflexion über moralisch richtiges Handeln in der Wirtschaft. Welche drei Ebenen unterscheidet Heidenreich? (3)
- Mikro-Ebene: das ethische Handeln einzelner Menschen, zum Beispiel von KonsumentInnen oder Führungskräften.
- Meso-Ebene: das ethische Handeln auf Organisations- und Unternehmensseite, manifestiert in Standards und Strukturen, zum Beispiel im Rahmen der Corporate Social Responsibility (CSR).
- Makro-Ebene: das ethische Handeln im Gesamtsystem. Hier geht es um die wirtschaftliche Ordnung abseits von Gesetzen – zum Beispiel um übergeordnete Fragen wie jener nach Gütern, deren Angebot und Nachfrage aufgrund ihrer öffentlichen Bedeutung für alle Bürger nicht vom Markt geregelt werden soll.
Was leitet sich in Organisationen konkret aus der Wirtschaftsethik ab?
Werte- und Compliance-Management (zB CSR oder Leitlinien für Führungskräfte)
Was ist die Schnittstelle zwischen Wirtschafts- und Kommunikationsethik?
Die Unternehmenswerte.
Diese sind von klassischen ökonomischen Werten abzugrenzen, sie bilden sich heraus, indem das Unternehmen auf Basis seiner Werte mit der Umwelt kommuniziert und interagiert. Sie wirken letztlich als Maßstab des eigenen unternehmerischen Handelns, als nicht klar definiertes, ethisches Referenzsystem. Damit sind die Unternehmenswerte auch schwierig ökonomisch mess- und darstellbar. Anstelle von Zahlen treten Begründungen und Zusammenhänge, das „Big Picture“ unternehmerischen Handelns. Die Relevanz dieser Werte steigt in der aktuellen Wirtschaftswelt, sind sie doch oft ein Alleinstellungsmerkmal, das noch dazu schwer zu kopieren ist. Nicht was gemacht wird, sondern wie es gemacht wird, lautet hier die Frage. Vertrauen und Glaubwürdigkeit sind die Währungen, in denen hier bezahlt wird, mit klaren mittel- bis langfristigen Auswirkungen auch auf ökonomische Parameter.
Wahr oder Falsch.
Unternehmenswerte werden zunehmends wichtiger.
Wahr. Mast (2013) sieht einen Paradigmenwechsel im Verständnis von Kommunikation: Die Werte übernehmen zunehmende eine tragende Rolle, ja eine Leitfunktion, in Unternehmensstrategien ein. Sie bestimmen damit wesentlich die Kommunikation – und die Kommunikation wirkt wiederum stark auf sie ein.
Welches Prinzip liegt der Gerechtigkeit zugrunde?
Die Gerechtigkeit.
Sie ist ein ethischer und juristischer Begriff und eine relevante Orientierungshilfe im Handeln und in demokratischen Gesellschaften die Basis aller Rechtsnormen.
Nur zum wiederholten Lesen: Sichtweise von Aristoteles und Kant zur Gerechtigkeit in der Ethik.
- Aristoteles’ Sichtweise: Aristoteles betrachtet Gerechtigkeit als eine Tugend. Das bedeutet, dass Gerechtigkeit eine Charaktereigenschaft oder eine Veranlagung ist, die das menschliche Handeln leitet. Für Aristoteles ist Gerechtigkeit eine innere Haltung, die Menschen dazu bringt, auf gerechte Weise zu handeln.
- Kants Sichtweise: Im Gegensatz dazu sieht Kant Gerechtigkeit als eine normative Leitvorstellung. Das bedeutet, dass Gerechtigkeit für ihn ein ethisches Prinzip ist, das das soziale Zusammenleben der Menschen mitbestimmt. Es ist eine Regel oder ein Gesetz, das vorschreibt, wie Menschen miteinander umgehen sollten.
Zusammengefasst bedeutet das:
- Aristoteles: Gerechtigkeit als Tugend und innere Haltung.
- Kant: Gerechtigkeit als ethisches Prinzip und Regel für das Zusammenleben.
Nur zum wiederholten Lesen: Spannungsfeld Recht und Moral
Recht und Moral haben eine angespannte Beziehung. Es wurde viel darüber diskutiert, ob moralische Vorstellungen auch rechtliche Verbindlichkeit besitzen sollten, also in Folge allein das geschriebene Recht gelten soll. Sogenannte „rechtspositivistische“ Auffassungen, die eine Unabhängigkeit rechtlicher Normen von moralischen Normen sehen und befürworten, sind dabei im Clinch mit sogenannten „naturrechtlichen“ Auffassungen, die im Recht einen Sicherungsmechanismus für eine Minimal- oder Kernmoral sehen. Diese Moral sei dann rechtlich erzwing-, weil sanktionierbar. In beiden Positionen gibt es eigenständige ethische Forderungen über den Kern hinaus – im ersten Fall allerdings als Teil eines unabhängigen Sets an moralischen Normen, im zweiten Fall als Ergänzung der rechtlich verankerten Kernmoral.
In der zeitgenössischen, angewandten Philosophie wird die Unabhängigkeit von Recht und Moral betont. Ethische und rechtliche Normen würden einander nicht bedingen, bzw. nicht die einen in den anderen aufgehen. Sie werden als unabhängig voneinander betrachtet – nur so ist es möglich, dass dort wo oftmals Recht gilt, keine ethische Legitimation gefunden werden kann – man denke nur an manche Regeln in der Straßenverkehrsordnung. Moral ist außerdem nicht erzwingbar, ganz im Gegensatz zum Recht. Dies liegt einerseits in der nicht-gesetzlichen Form der moralischen Normen, aber auch in der fehlenden, unabhängigen Instanz, die deren Verletzung ahnden könnte.
Gänzlich unabhängig voneinander sind Recht und Moral demgegenüber aber ebenso nicht: Ein Rechtssystem, das systematisch mit ethischen Regeln in Konflikt wäre, wäre jedenfalls vermutlich nicht nur wenig stabil, sondern auch ansonsten kaum akzeptabel – man denke hier nur an viele Gesetze in Diktaturen, beispielsweise aus der NS-Zeit. Auch die Frage der Sanktionen trennt die beiden Bereiche nicht vollends: Selbstverständlich wird Recht direkt sanktioniert, bei der Nichteinhaltung von Gesetzen über Gerichte. Allerdings wird auch die Moral sanktioniert – beispielsweise gesellschaftliche Ächtung oder gar Ausgrenzung, die sich wiederum in Scham beim Einzelnen niederschlagen kann und in der Regel auch wird. Die Art der Sanktionierung ist hier lediglich weniger klar definierbar, sie manifestiert sich im täglichen sozialen Zusammenleben.
Darüber hinaus gibt es noch einen Faktor, der Recht und Moral verbindet: Gibt es in einer Gesellschaft einen starken moralischen Druck, werden oftmals neue Gesetze geschaffen.
Und letztlich sind moralische Begriffe auch Teil des Rechts. Begriffe wie „Menschenwürde“ sind beispielsweise auch in Gesetzestexten zu finden – ihre Bedeutung ist aber unscharf, jedenfalls moralischer Natur, und daher der Interpretation einer Gesellschaft unterworfen. Ethische Deutungen sind hier entsprechend wichtig, sie bereichern notwendig das Rechtssystem.
In Summe kann also gesagt werden: Recht und Moral haben eine nicht ganz unkomplizierte, aber wichtige Verbindung mit vielen Nahtstellen. Die Bereiche sind per se unabhängig, aber in vielen gesellschaftlichen Belangen positiv miteinander verknüpft.
Ein Beispiel ist hier die Gen-Technik: Neue wissenschaftliche Erfindungen wurden kontrovers diskutiert, viele der Errungenschaften moralisch von einer Mehrheit der Menschen abgelehnt. Die Politik handelte unter diesem moralischen Druck und beschloss Gesetze, die den Einsatz von Gen-Technik aus dem Bereich der moralischen Normen in jenen der rechtlichen Normen verschob.
Was versteht man unter einer „rechtspositivistische“ Auffassung?
Es wird eine Unabhängigkeit rechtlicher Normen von moralischen Normen gefordert.
Was versteht man unter „naturrechtlichen“ Auffassungen?
Sie sehen im Recht einen Sicherungsmechanismus für eine Minimal- oder Kernmoral. Diese Moral sei dann rechtlich erzwing-, weil sanktionierbar.
Was passiert wenn sich ein Beruf professionalisiert?
Es wird eine Standesethik entwickelt.
Nach welchen fünf Schritten erfolgt nach Wilensky (1972) die Professionalisierung eines Berufs? (5)
- Die Entwicklung einer Tätigkeit zu einer Ganztagstätigkeit
- Die Implementierung einer geregelten Ausbildung
- Die Entstehung von Berufsverbänden
- Eine staatliche Zugangsregelung
- Die Formulierung einer Standesethik
teils nacheinander, teils zeitgleich
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Eine Ganztagstätigkeit ist die PR seit langem. Ausbildungen in der Kommunikation gibt es, allerdings sind diese aufgrund des freien Berufszugangs nicht strikt geregelt. Berufsverbände wurden bereits früh ausgebildet, national wie international. Eine staatliche Zugangsregelung gibt es nicht, da Kommunikationsberufe in westlichen Demokratien bewusst für jedermann/-frau offengehalten werden, Stichwort: Wahrung der Meinungs- und Pressefreiheit. Eine Standesethik (in Form von Kodizes und Ethik-Räten) entstand international erstmals in den Sechziger Jahren, bis heute wurde diese ausgebaut und ergänzt.
Welche Schritte erfolgen laut Wienand (2003) bei der Professionalisierung? (5)
Wienand (2003) verbindet mit Professionalisierung ähnliche Aspekte, geht aber noch etwas mehr ins Detail:
* eine zunehmende Verwissenschaftlichung des beruflichen Wissens
* eine wissenschaftliche Ausbildung als Grundlage für den Beruf
* ein steigendes Interesse an der Autonomie und der Abwehr der Kontrolle von außen
* eine Kontrolle über den Berufszugang
* eine Festsetzung von Leistungsstandards und Verhaltenskodizes als verbindliche Berufsethiken, kontrolliert und sanktioniert durch den Berufsverband.
Die Verwissenschaftlichung des Wissens ist in der Kommunikation seit vielen Jahrzehnten passiert; wissenschaftliche Ausbildungen sind etabliert; Autonomie hat die Branche, auch der Kontrolle von außen wird über Selbstkontrolle gegengesteuert; die Kontrolle über den Berufszugang gibt es in der Kommunikation wie bereits erläutert (und von vielen im Hinblick auf bindende Berufsstandards beklagt) nicht, dafür aber Verhaltenskodizes und Ethik-Räte, die sich um die Einhaltung derselben annehmen.
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Röttger (2010) fügt obigen Punkten noch die öffentliche Anerkennung von Kompetenzen (also der Expertise der Branche) und gesellschaftlichen Funktionen hinzu – ansonsten würden der Profession typische Statusmerkmale verwehrt bleiben.
Wahr oder Falsch.
Wenn man die Professionalisierungsmerkmale zugrunde liegt, ist die PR-Branche wenig professionalisiert.
Falsch. Subsumiert man die Punkte, kann von einer hohen Teilprofessionalisierung der PR-Branche gesprochen werden, aber keiner vollständigen, aufgrund des offenen Ausbildungs- und Berufszugangs.
Die Kommunikationsethik ist ein Teilbereich welcher Disziplin?
Wirtschaftsethik
Die Ethik der Public Relations beschäftigt sich mit dem moralisch-sittlichen Handeln von PR-Praktikern und den Normen, die diesem Handeln zugrunde liegen (Bentele 2005). Sie erfülle eine Orientierungsfunktion, ihre Aufgaben sind es, Normen und Handlungsempfehlungen zu formulieren und im Konfliktfall Ansprüche einer Güterabwägung vornehmen zu können.
Warum ist gerade die Ethik in der Kommunikations- und PR-Branche besonders wichtig im Bezug auf das Ansehen des Berufsstandes?
Die Reputation jener Menschen, die im Feld Kommunikation bzw. PR professionell agieren, ist seit jeher umstritten – die Ethik sei da, wird attestiert, aber an der praktischen Moral fehle es, und zwar systemisch.
„Many people automatically assume that unethical behaviour is part of being a Public Relations practitioner“, kommentierten die US-amerikanischen PR-Forscher Grunig und Hunt bereits 1984.
Nur zum wiederholten Lesen: Kommunikationsethik
PR-Praktiker sollten eine hohe Sensibilität für Ethik entwickeln und müssen ihr ethisches Handeln unter Beweis stellen (Grunig und Hunt). Armbrecht und Zabel (1994) fordern auch eine stärkere Rolle der Wissenschaft in diesem Feld. „PR-Ethik“ – „Primate des Sollens“ sollen helfen, das „Sein“ zu überwinden und der Profession Glaubwürdigkeit und Perspektive verleihen. Für Avenarius und Bentele (2009) ist immer noch klar, dass kein anderer Berufsstand stärker herausgefordert sei, seine ethischen Grundlagen zu reflektieren, als jener der öffentlichen Kommunikation. Ethik in der PR ist also ein Dauerbrenner im Diskurs der Branche und der ganzen Gesellschaft. Seit der Entstehung der PR vor ~ 100 Jahren ist Ethik ein Thema, es werden Normen diskutiert und seit rund 50 Jahren Kodizes formuliert.
Ist das erfolgreich? Zahlreiche Autoren beklagen Lippen-bekenntnisse, die in der Praxis keine Folgen hätten. Ethik ist in der Branche ein Thema, aber sie wird nicht ernst genug genommen, ist die Conclusio von Bentele (2009). Hinzu komme der reaktive Charakter: Es werde meist nicht proaktiv ethisch korrekt gehandelt, sondern reaktiv moralisch korrigiert – allerdings auch meist nur dann, wenn der gesellschaftliche Druck groß genug sei. Nur wenn Glaubwürdigkeit und Vertrauen ernsthaft in Gefahr seien, werde wirklich etwas geändert.
Zentral für die PR-Ethik sind das moralisch-sittliche Handeln von den Akteuren der Branche und jene Normen, nach denen sich dieses Handeln zu richten hat. Themenbereiche in der PR-Ethik sind bspw. Offenheit, Transparenz und Geheimhaltung. Darüber hinaus beschäftigt sich die PR-Ethik mit der Bewertung von Wahrheit und Lüge, mit Objektivität, der Weitergabe von Unternehmensinformationen und den Grenzen moralisch zulässiger Beeinflussung von Stakeholdern. Es geht darum, Wertvorstellungen, Normen und Handlungsempfehlungen zu formulieren und tragfähige Argumentationen für ethische Konfliktfälle vorzulegen (zum Beispiel Interesse des Auftraggebers vs. öffentliches Interesse).
Moral entsteht auf Basis von ________ und ________ und besteht aus informellen Normen, sogenannten ________________, der ________________, dem ________, und formellen Normen, den ________ und ________. Die Ethik findet in allen Bereichen Eingang, durchdringt auf verschiedenen Ebenen alle Bereiche der Moral.
Moral entsteht auf Basis von Freiheit und Macht und besteht aus informellen Normen, sogenannten Sachzwängen, der Berufsmoral, dem Gewissen, und formellen Normen, den Regeln und Gesetzen. Die Ethik findet in allen Bereichen Eingang, durchdringt auf verschiedenen Ebenen alle Bereiche der Moral.
Karmasin entwickelte 1996 ein Modell journalistischer Moral (Kultur-Ethos Ethik), das insgesamt auf Kommunikationsethik anzuwenden ist. Wie sieht dies in seinen Grundzügen aus?
Informelle und formelle Normen wirken auf die Berufsmoral ein.
* Informelle Normen (Sachzwänge): Gruppendruck, Organisation, Hierarchie, Politik, Religion, Märkte, Publikumsbedürfnisse
* Formelle Normen (Regeln): Recht, Legalität vs. Legitimtät, Statuten, Standesregeln
(Berufs-)Moral
= Gewissen: Primäre Sozialisation, Sekundäre Sozialisation, Fähigkeiten, Fertigkeiten, Erfahrungen, Motivation
Die (Berufs-)Moral übersetzt sich dann in Handlungen.
= Freiheit (“Macht): Primäre Tugenden, Sekundäre Tugenden
Wahr oder Falsch.
Besonders in der Kommunikation ist es von zentraler Bedeutung, ethisches Handeln auf mehreren gesellschaftlichen Ebenen zu betrachten, da die Verankerung im Regelfall eben nicht universell bzw. in Form von Gesetzen erfolgt, die für alle die gleiche Gültigkeit und Interpretationsweise haben. Ethik bedeutet für verschiedene Teile der Gesellschaft, auf verschiedenen Ebenen, etwas Unterschiedliches.
Wahr.
Welche vier Ebenen der Ethik gibt es? (4)
- Individualethik
- Organisations- oder Institutionenethik
- Branchen-, Professions- oder Standesethik
- Sozial- oder Gesellschaftsethik
Was versteht man unter Individualethik?
Hier geht es um Handlungsanleitungen für den Einzelnen. In der Kommunikationsethik wird hier häufig noch einmal in Kommunikator- und Publikumsethik unterschieden. Denn gerade die Rezeption und der Umgang mit Kommunikation macht einen großen Teil derselben aus: Kommunikation ist eben nicht „fertig“, wenn sie fertig produziert ausgesandt wird, sondern wenn sie rezipiert, aufgenommen wurde. Entsprechend darf auch dem Aspekt der Publikums- bzw. VerbraucherInnenethik – die diesem in der Praxis auch eine gewisse Verantwortung in der Kommunikation überträgt – nicht zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt werden.
Was versteht man unter Organisations- oder Institutionenethik?
Hier geht es um die ethischen Regeln und Normen für Organisationen und Unternehmen. Dazu gehören zum Beispiel die Aspekte Corporate Behaviour und Corporate Social Responsibility (CSR).
Was versteht man unter Branchen-, Professions- oder Standesethik?
Hier sind die Kodizes einer Branche zu finden, wie im Allgemeinen im Themenfeld – hier der Kommunikation bzw. der PR – zu handeln sei. Die Branchenethik normiert also gewissermaßen übergeordnet das Handeln Einzelner und ergänzt die Individual- und Organisationsethik.
Was versteht man unter Sozial- oder Gesellschaftsethik?
Hier geht es allgemein um die gesellschaftlichen Bedingungen eines reibungslosen und angenehmen Zusammenlebens von Menschen in einer Gesellschaft. Behandelt werden hier zum Beispiel Fragen nach der Stellung des Individuums in der Gesellschaft, nach Werten wie Freiheit, Toleranz, Gerechtigkeit oder Nachhaltigkeit und richtigen Strukturen für gesellschaftliche Institutionen wie Recht, Wirtschaft oder Medien sowie nach übergeordneten ordnungspolitischen Fragen wie den Leistungen eines Gesundheitssystems für alle Mitglieder der Gesellschaft oder dem gerechten Lohn für Arbeit. Diese Fragen der Sozialethik werden selbst in Demokratien sehr unterschiedlich gehandhabt, wir der Vergleich USA-Europa immer wieder eindrucksvoll zeigt.
Welche zwei Dimensionen von Ethik werden in der Kommunikationsethik unterschieden? (2)
- Formal
- Inhaltlich