Erkrankungen der Luftsäcke Flashcards
Druse - Mibi, Erreger, Vorkommem, Pathogenese
Luftsackabszess, - empyem(eitriges Exsudat),konkremente(Exsudat eingetrocknet)
Mikrobiologie:
Streptococcus equi subsp. equi:
- β-hämolysierendes grampositives Bakterium der Lancefield Gruppe C
- Eng verwandt mit Streptococcus equi subsp. zooepidemicus
- Keine Kreuzreaktivität!
- 3 verschiedene Stämme mit unterschiedlicher Virulenz
Erreger:
- kein normaler Schleimhautbesiedler der OAW
- Hohe Virulenz: keine virale Primärinfektion, Sekretion von Equibactin (integratives Protein, hohe Infektiösität)
- kann auch außerhalb des Organismus lange überleben (2°C für 48 Tage)
- Übertragung durch
- direkten Kontakt mit nasalen Sekreten
- über Vektoren wie Kleidung, Werkzeuge, Bürsten, Halfter, Stallgebäude etc.
Vorkommen und Pathogenese
- Alter: meist 1 - 5 Jahre , Morbidität bis 100%!
- Stuten immun: Fohlen bis 3 Monate geschützt
- Immunität nach Infektion: 4 Jahre bei 75% der Pferde, keine lebenslange Immunität
- Erreger haftet sich an Nasen- und Maulschleimhaut an
- Verbreitung und Zugang zu Lymphknoten innerhalb von wenigen Stunden → Vermehrung extrazellulär in den Lymphknoten
- anschließende Aktivierung des Komplementsystems → chemotaktische Rekrutierung neutrophiler Granulozyten.
- Streuung innerhalb des Organismus über die Blut- und Lymphbahnen
- Zerstörung von Erreger, Leukozyten und Gewebeeinschmelzung →
Abszesse - Bei Verschleppung der Erreger in das Liquorsystem entsteht eine eitrige Meningoenzephalitis.
- Eine Septikämie führt insbesondere bei Fohlen und Eseln zu einem raschen tödlichen Ausgang.
- Die Inkubationszeit beträgt etwa 3 - 8 Tage.
Druse Virulenzfaktoren
Virulenzfaktoren:
- Hyaluronidase: Enzym, das wegen seiner starken negativen Ladung Fresszellen des Immunsystems abstößt
- Streptokinase: Enzym, das Fibringerinnsel auflöst, dient der Ausbreitung)
- Streptolysin O: Toxin, tötet Zellen des Immunsystems ab
- M-Protein: hemmt ebenfalls Fresszellen und alternatives Immunsystem
Druse - Klinik, Erregernachweis, Therapie
Klinik
- Inkubationszeit ca. 7 Tage
- Hohes Fieber bis 41°C
- geschwollene Lymphknoten
- Schluckbeschwerden, Atemnot und Husten
- Eitriger Nasenausfluss
- Labor: Leukozytose
- Auch „kalte“ oder „stille Druse“
-
Nach 7-10 Tagen
- Aufbrechen der LK nach außen oder in den Luftsack (Luftsackempyem)
- Besserung der klinischen Symptome
Erregernachweis
-
Bei akuter Infektion
-
Mikrobielle Diagnostik (Dauer 24-48 Std, Kosten ca. 22 €)
- Nasen- oder Rachentupfer
- Sicherer: Nasengang-Rachen-Spülprobe
- Goldstandard: Luftsackspülprobe
-
PCR (Dauer 24 Std., Kosten ca. 26 €)
- Weist spezifische DNA-Fragmente nach
- Sowohl lebende als auch abgestorbene Bakterien
- Am Besten in Kombination mit Kultur
-
Mikrobielle Diagnostik (Dauer 24-48 Std, Kosten ca. 22 €)
-
Bei latenten Trägern
- Wiederkehrende Infektion im Stall
- Klinisch unauffällige Pferde
- Meist mit chronischem Luftsackempyem oder Konkrementen
- Wiederholte Nasentupfer (3x im Abstand von 1 Woche)
- Aufdeckungsrate bei etwa 66 % bei Kultur
- Aufdeckungsrate bei etwa 90% bei Kombination aus Kultur und PCR
- Serologischer Test (ELISA) möglich, bei Bestandsproblem wenig
hilfreich
Therapie
-
Akuter Infekt
- Pferde mit frühen klinischen Symptomen(Fieber,Apathie)
- → Penicillin für 3-5 Tage
- → CAVE: keine Immunität erreicht
- Pferde mit abszedierenden LK
- → KEINE Antibiotika
- → Abszessreifung fördern (hyperämisierende Salben, warme Wickel, Rotlicht)
- Systemisch kranke Pferde/Pferde mit Komplikationen
- → Antibiotika & intensivmedizinische Versorgung
- Pferde mit frühen klinischen Symptomen(Fieber,Apathie)
-
Trägertiere mit Luftsackempyem
- Spülung des Luftsacks mit einer Kochsalz oder 1%iger Iodlösung
- Lokale Applikation von Acetylcystein
- Transendoskopische Entfernung
- Chirurgische Entfernung (Viborgsche Dreieck oder modifizierter
ventraler Zugang)
Druse- Ausbruchsmanagement
Druse - Mögliche Komplikationen
- Treten in ca. 10-20% der Fälle auf
- Dyspnoe
- Luftsackempyem, -konkremente
- Kehlkopflähmung, Dysphagie
- Pneumonie
- Abszesse in inneren Organen (Gekrösewurzel, Mediastinallymphknoten), ZNS, Muskulatur
- Septikämie, septische Arthritis, Myokarditis
- Morbus maculosus
- Synonyme: Petechialfieber, Purpura haemorrhagica
- immunpathologische Reaktion 3-4 Wochen p.i. unter Beteiligung des M-Proteins
- leukozytoklastische Vaskulitis → petechiale Blutungen, Ödematisierung von Kopf und Gliedmaßen
- Fieber, Störung des Allgemeinbefindens
- Therapie:
- Penicillin 20.000 IE/kg
- Glukokortikoide, Dexamethason 0,1mg/kg ausschleichend
- Duschen, Führen, Lymphdrainage
Luftsacktympanie
-
- = hochgradig vermehrte Luftansammlung im Luftsack,
- v.a. jüngeren Fohlen zu beobachten, äußerst selten beim erwachsenen Pferd
- Fohlenerkrankung
- Fehlbildung Falte im inneren Bereich der Luftsackklappe → wirkt wie ein Rückschlagventil → Überblähung des Luftsacks, im Bereich der Ganaschen, in den Pharynx
- ein- oder beidseitig ausgebildet
- keine Untersuchungen zur pathomorphologischen Ursache
- Rassedisposition beim Arabischen Vollblutpferd, Stutfohlen ca. 3-mal häufiger betroffen als Hengstfohlen
- Ganaschenbereich, kaudal davon: tympanische, initial nicht schmerzhafte, meist einseitige Umfangsvermehrung
- Auffallend in den ersten 3 Lebenswochen
- herabgedrängtes Pharynxdach + dadurch verursachtes Atemgeräusch
- einseitig stärker auffällig
- Husten, Dyspnoe, Atemgeräusche
- Schluckstörungen, Regurgitieren, Milchansammlung in den Luftsäcken, Aspirationspneumonie
- laterolaterale Röntgenaufnahme → deutlich nach ventral und kaudal vergrößerter, lufthaltiger Luftsackbereich.
- Aymmetrische Kompression des Pharynxlumens von dorsal
- sekundäre Flüssigkeitsansammlungen in den Luftsäcken
- Konservativ:
- Foleykatheter
- Externe Fisteln
- Konventionell chirurgisch:
- Zugang über Viborg’sches Dreieck
- Fenestration der medianen LS Septums und Resektion einer Schleimhautfalte
- Minimalinvasiv:
- Transendoskopische Laserchirurgie
- 10–30% der mittels Fenestrierung operierten Fohlen ist mit einem Wiederauftreten der Tympanie zu rechnen.
- Komplikationen: Dysphagie, Aspirationspneumonie, postoperative Vernarbungen
- Nach laserchirurgisch durchgeführter Fenestrierung in Kombination mit einer Teilresektion der Plica occlusiva konnte in nahezu allen Fällen ein Abklingen der Symptomatik erzielt werden.
- Aufgrund der hohen Erblichkeit der Luftsacktympanie sollten betroffene Pferde nicht in der Zucht eingesetzt werden.
Luftsackmykose
mykotischer Befall (überwiegend Aspergillen) der Luftsäcke, der zu arrodierten Arterienwänden und damit rezidivierender Epistaxis führt (wichtig: Ligatur des betroffenen Gefäßes, um Verbluten zu verhindern)
- Meist durch Aspergillus fumigatus
- Keine Prädisposition
- Grund für Ausprägung der Mykose unbekannt
- Am häufigsten ist die Schleimhaut hochdorsal in der medialen Abteilung des Luftsacks betroffen
- Spontane Regression, keine klinischen Symptome möglich (Greppi et al. 2017)
Klinik
- Gefäßarrosionen der A. carotis interna, seltener der A. carotis externa oder der A. maxillaris → Epistaxis (rezidiviert 2- bis 3-mal im Abstand von einigen Tagen bis wenigen Wochen, bevor das Pferd verblutet)
- Schädigungen der der medialen Luftsackwand anliegenden Gehirnnerven (IX bis XII: N. glossopharyngeus, N. vagus, N. accessorius, N. hypoglossus) sowie des Truncus sympathicus mit dem Ganglion cervicale craniale kommen → inguale und/oder pharyngeale Dysphagie, Regurgitieren, Stridor, veränderter Kopfhaltung, Augendefekten, Miosis, Fazialisparalyse.
- Hemiplegia laryngis, zum Horner-Syndrom
- Vestibuläre Störungen, Beeinträchtigung des Mittelohrs
→ A. carotis interna am häufigsten betroffen, plus A. maxillaris in ca. 1/3 der Fälle
Diagnose:
- Luftsackmykosen endoskopisch am Besten feststellbar, wenn schon diphteroide Membranen vorliegen
- Gelblich – braun, silbrig-helle, flächenhaft oder vereinzelt, trocken und sich deutlich von der Umgebung abhebend
- Schon Gefäßarrosionen → im Eiter Blutungen zu finden
- Auch Schädigung von Nerven möglich
DD
- traumatisch bedingter Muskelabriss (M. longus capitis ventralis bzw. M. longus capitis rectus)
- Frakturen des Zungenbein
Therapie:
-
pharmakologische Therapie:
- milde Desinfektionslösungen lokal
- systemische Applikation von Jodlösungen, Neomycin, Thiabendazol, Enilconazol und Itraconazol
- Gefäßverschluss
- legieren betroffener Gefäße ligiert
- zur Embolisation der Arterien → dilatierbare Ballons, intraarteriell applizierte Metallcoils
- Bestrahlung Pilzgranulome Nd:YAG-Laser → anschließend oberflächliche Nekrosen mit einer „kalten“ Polypektomieschlinge abgetragen.
- minimalinvasive Clipligaturder A. carotis interna
Prognose
- nur A. carotis communis, gute Prognose.
- Sind andere Arterien betroffen, vorsichtiger
- Nervenschädigungen ungünstigere Prognose