Einführung Flashcards

1
Q

Regeln für die Blutdruckmessung

A

nur Geräte mit Prüfsiegel verwenden:

  • Prüfsiegel der Hochdruckliga
  • International Validation Protocol of the European Society of Hypertension
  • Association for the Advancement of Medical Instrumentation (AAMI)
  • British Hypertension Society (BHS)
  • genaue Patienten-/ Kundenaufklärung
  • Messung in Ruhe: vorher mindestens 5 Minuten Ruhe; ruhiger Raum
  • Manschettenumfang abhängig von Oberarmumfang, breiter bei z.B. Adipösen
  • Manschette immer in Herzhöhe (auch bei Unterarmmessung)
  • Manschette nicht zu locker/ eng, Finger sollte gerade leicht unter die Manschette passen; nicht über Kleidung
  • manuell (Stethoskop, Korotkoff): Ablassgeschwindigkeit 2-3 mmHg pro Herzschlag; bei HBPM, AOBPM, ABPM (oszillatorisch) automatisch
  • beim ersten Mal an beiden Armen messen; am Arm mit höherem Wert Weitermessen
  • wiederholte Messungen: Abstand mindestens 1 Min, Werte sollten innerhalb von 5 mmHg liegen
  • möglichst genauen Wert angeben, nicht auf- oder abrunden
  • Herzfrequenz mitessen (bei HBPM und AOBPM automatisch)
  • an verschiedenen Tagen messen
  • eine Stunde vorher kein Koffein oder Nicotin, keine volle Blase/ Harndrang
  • Beeinflussung durch blutdrucksenkende Medikamente beachten
  • Beachte: White Coat Hypertension, Masked Hypertension, variabler Blutdruck bei Arrhythmien; für Diagnosestellung: ABPM oder HBPM (morgens und abends über > 4 Tage) –> Arzt
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2
Q

Definition arterielle Hypertonie

A

reproduzierbar unbehandelte arterielle Blutdruckwerte (z.B. an mindestens 3 verschiedenen Tagen) von (derzeit) 140 mmHg systolisch und/oder 90 mmHg diastolisch und höher bei korrekter Messung des Gelegenheitsblutdrucks

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3
Q

epidemiologische Fakten

A
  • Hypertonie führt zu kardiovaskulären Folgeerkrankungen
  • Prävalenz 30-45%, starker Anstieg im Alter
  • Konsequenz: Bedeutung der Früherkennung, Prophylaxe und richtigen Behandlung
  • aber: Hypertonie ist nur ein kardiovaskulärer Risikofaktor im Rahmen eines kardiovaskulären Gesamtrisikos
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4
Q

Ursachen

A
  • primäre (= “essentielle”) Hypertonie: ca. 90%
  • sekundäre Hypertonie: ca. 10%: 5-8% Renal bedingt, der Rest endokrin (Aldosteronproduzierende Adenome), Neurogen, kardiovaskulär, Schlafapnoe-Syndrom, Arzneimittel-induziert
  • monogen vererbte Formen (extrem selten!)
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5
Q

Essentielle Hypertonie - Ursachen

A
  • genetische Faktoren (polygen): Kandidatengene, schwach assoziiert
  • genetische Faktoren + Umwelfaktoren haben Einfluss auf hypertensiogene Faktoren

Hypertensionen Faktoren:

  • Adipositas/ hyperkalorische Ernährung
  • Alter
  • hoher Alkoholkonsum
  • hohe NaCl-Zufuhr (in NaCl-sensitiven Patienten)
  • Rasse: häufiger, schwerer bei schwarzer Bevölkerung
  • (psychosoziale Faktoren, Persönlichkeitsmerkmale)
  • -> z.T. modifizierter, z.T. additiv

Beachte: Hypertonie als eines der Symptome eines metabolischen Syndroms

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6
Q

White Coat Hypertension

A
  • -> Messung in gewohnter Umgebung
  • Selbstmessung (home blood pressure measurement, HBPM)
  • automatische, kontinuierliche Messung (ambulatory bpm, ABPM)
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7
Q

Schweregrade

A

in mmHg (systolisch/ diastolisch), gemessen als Office BPM

  • optimal: < 120/ < 80
  • normal: < 130/ < 85
  • hoch/ noch normal: 130-139/ 85-89
  • milde Hypertonie (Schweregrad I): 140-159/ 90-99
  • mittelschwere Hypertonie (Schweregrad II): 160-179/ 100-109
  • schwere Hypertonie (Schweregrad III): ab 180/ ab 110
  • isolierte systolische Hypertonie (ISH): systolisch nach Schweregrad / < 90
  • Definition ist Evidenz-basiert
  • Blutdruckkategorie richtet sich jeweils nach höherem SBP oder DBP
  • bei isolierter systolischer Hypertonie bedeutet ein auffällig niedriger diastolischer Blutdruck (z.B. 60-70 mm Hg) ein besonderes Risiko (hohe Pulsamplitude!)
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8
Q

HBPM, ABPM/ AOBPM

A
  • Werte niedriger als in “White Coat Situation” (z.B. Klinik)
  • NICE/ BHS –> Hypertension definiert als mild –> klinisch Schweregrad I und HBPM Tabesmittel über 135/85; mittelschwer –> klinisch Schweregrad II und HBPM Tagesmittel über 150/95
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9
Q

Studien

A

SPRINT-Studie:

  • neue Metaanalyse
  • ergab niedrigere Zielwerte als bisher
  • -> neue Zielwerte übernommen in Europa (ESC) und in USA
Framingham-Studie:
- major cardiovascular events in Framingham (1948): n = 6859, follow up 11-12 Jahre (Studie über 2 Generationen), Gruppe der zwischen 30-60 jährigen Teilnehmer und Teilnehmerinnn wurden unterschiedliche Expositionen zugeordnet (Raucher, Alkoholkonsum etc.) und schlussendlich eine Überprüfung, wie viele aus welcher Gruppe erkrankten (v.a. Herzinfarkt und Schlaganfall)
= epidemiologische Studie
- nicht interventionell
- Hypothesen-generierend
benötigt RCT für Objektivierung des 
- Nutzens einer Blutdrucksenkung
- Ausmaßes einer Blutdrucksenkung
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10
Q

Ziele von Früherkennung, präventivem und therapeutischem Handeln

A
  • durch präventives Handeln den alterabhängigen Blutdruckanstieg verhindern
  • Hypertonieprävalenz senken –> Spätkomplikationen vermindern/ verhindern
  • Erkennung der Hypertonie in der Bevölkerung Verbesser (auch durch Heimblutdruckmessung)
  • Effektivität der Hypertonietherapie erhöhen –> Therapieoptimierung, Compliance
  • kardiovaskuläres Gesamtrisiko senken (Achtung: Hypertonie nur einer von vielen kardiovaskulären Risikofaktoren!)
  • nichtmedikamentöse Möglichkeiten (Veränderungen des Lebensstils) mehr als bisher nutzen
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11
Q

wichtige Herzkreislaufparameter

A

Parameter: in Ruhe // bei Belastung

  • Schlagvolumen: 70-80 ml // 120 ml
  • Herzfrequenz: 60-70/min // 140/min
  • Herzminutenvolumen: 4-6l/min // 17l/min
  • Cardiac Index. ca. 3l/min/m2
  • Blutdruck: 120/70 mmHg // max. 200/100 mmHg
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12
Q

weitere pharmakologisch wichtige Fakten

A
  • Veränderung der peripheren Gefäßwiderstandes bei Belastung
  • Abhängigkeit des peripheren Widerstandes vom Gefäßradius ?
  • Gefäßabschnitt mit dem größten Einfluss auf peripheren Gefäßwiderstand ?

Blutdruck ca. SV x HF x peri-R

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13
Q

wichtige Faktoren des kardiovaskulären Risikos

A
  • Familienanamnese: frühzeitige kardiovaskuläre Erkrankungen (Mann < 55, Frau < 65)
  • Alter: Mann > 55, Frau > 65
  • Geschlecht: Männer; Frauen nach Menopause, frühzeitige Menopause
  • arterielle Hypertonie (DBP, SBP, Amplitude, ISH)
  • Dyslipidämie (LDL-C, Gesamt-C, HDL-C, Lp(a), ApoB/ApoA1-Ratio)
  • Lifestyle: Rauchen (nicht kumulativ), abdominelle Adipositas, mangelnde körperliche Aktivität (“cardiovascular Fitness”)
  • Diabetes mellitus, gestörte Glucosetoleranz
  • Laborparameter: Laborhinweise auf Endorganschäden, (hsCOR, Hyperhomocysteinämie)
  • manifeste Endorganschäden
  • auch: endotheliale Dysfunktion
  • psychosoziale Faktoren
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14
Q

Bedeutung von Früherkennung, Prävention, Therapie

A

Vermeidung von Komplikationen –> der Hypertonie stirbt üblicherweise nicht an seinem erhöhten Blutdruck

Bluthochdruck

  • -> betroffene Organe: Niere, Herz, Gehirn
  • -> Oligosymptomatik: Proteinurie, Nephrosclerose, links-ventrikuläre Hypertrophie, Retinopathie
  • -> Symptomatik: chronische Niereninsuffizienz, Koronararterien-Erkrankung, Angina, systolische/ diastolische Dysfunktion, Vorhofflimmern, ventrikuläre Arrhythmien, Demenz, transistorische ischämische Attacke
  • -> Erkrankungen im Endstadium: Terminale Niereninsuffizienz, Myokardinfarkt, Herzinsuffizienz, ventrikuläre Tachykardie, Kammerflimmern, Schlaganfall
  • -> Tod
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15
Q

Einfluss zusätzlicher Risikofaktoren und Endorganerkrankungen

A

Klassifikation con Hypertoniestufen aufgrund von Bluthochdruck, Anwesenheit von kardiovaskulären Risikofaktoren, Blutdruck-abhängigen Organschäden oder Comorbiditaten. KV-Risiko ist dargestellt für einen mittelalten Mann. Das KV-Risiko korrespondiert nicht zwingend mit dem tatsächlichen Risiko im unterschiedlichen Alter. Die Benutzung des SCORE-Systems wird zur formellen Bestimmung des CV-Risikos für die Therapieentscheidung empfohlen.

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16
Q

arterielle Hypertonie und kardiovaskuläres Risiko

A

40-70 Jährige: jede Zunahme des SBP um 20 mmHg oder der DBP um 10 mmHg verdoppelt KHK- oder Schlaganfall-Risiko über gesamten Blutdruckbereich (115/75 bis 185/115)

17
Q

Anzahl der Risikofaktoren bestimmt kardiovaskuläres Risiko

A

Einfluss von der Kombination der Risikofaktoren auf SCORE 10-Jahres-Risiko einer tödlichen kardiovaskulären Erkrankung:

  • weiblich, 60, 8 mmol/l C, SBP 120, keine Raucherin –> Risiko 2%
  • weiblich, 60, 7 mmol/l C, SBP 140, Raucherin –> Risiko 5%
  • männlich, 60, 6 mmol/l C, SBP 160, kein Raucher –> Risiko 8%
  • männlich, 60, 5 mmol/l C, SBP 180, Raucher –> Risiko 21%

Bei Frauen mit sonst niedrigem Risiko ist der Effekt von Lipidspiegel auf das Risiko moderat.
Der Vorteil des weiblichen Geschlechts geht aber durch Kombination von Rauchen und milder Hypertension verloren.

18
Q

SCORE-Charts gemäß Joint ESC Guidelines

A
  • 10-Jahres-Risiko für irgendein tödliches kardiovaskuläres Ereignis
  • 10-Jahres-Risiko für irgendeine (fatal + non-fatal) kardiovaskuläres Ereignis etwa 3-mal höher
  • basierend auf 12 europäischen Kohortenstudien (18 Jahre, 250.000 Patienten, 7000 Todesfälle)
  • adaptiert für Länder mit hohem (z.B. Bulgarien, Ukraine) vs. niedrigem (z.B. AT, IT, UK, SUI) kardiovaskulärem Risiko
  • Tabellen mit Tot-C oder mit Tot-C/HDL-C-Ratio
19
Q

SCORE-European Low Risk Region Chart

A
  • Einfluss des Alters auf prognostiziertes Risiko
  • führt zu Unterschätzung der Behandlungsbedürftigkeit junger Patienten (v.a. Frauen) mit hohem Risiko –> relative Risikotabelle zu Gleichaltrigen (“-faches Risiko”)
  • Risiko für Frauen lediglich um 10 Jahre verschoben, mehr Frauen sterben an kardiovaskulären Ereignissen
20
Q

Risikoevaluation und Stratifizerung mittels SCORE

A

1) Manifeste KHK? (1)
- -> ja –> Ziele (3) hohes Risiko
- -> nein –> 2)

2) KHK äquivalent ? (2)
- -> ja –> hohes Risiko (SCORE ab 5%) –> Ziele (3) hohes Risiko
- -> nein –> 3)

3) SCORE-Risiko
- -> niedriges Risiko (SCORE 0-1%) –> Ziele (3) niedriges Risiko
- -> mittleres Risiko (SCORE 1-5%) –> Ziele (3) mittleres Risiko
- -> hohes Risiko (SCORE ab 5%) –> Ziele (3) hohes Risiko

vor Manifestation der KHK: Primärprävention
nach Manifestation der KHK: Sekundärprävention und Therapie

(1) … Ereignis angiographisch > 50% Stenzes, nachgewiesene Ischämie
(2) … Diabetes Typ 1 und 2 ab dem 40. Lebensjahr, familiäre Hypercholesterinämie, AVK oder Ereignis in anderem Gefäßbett
(3) … präventive Interventionsziele sind: Lebensstil, Rauchen, Blutzucker, Blutdruck, Thrombozytenaggregation

21
Q

Wechselwirkung Apotheker - Arzt

A

Empfehlung ärztlicher Betreuung, wenn…

bei unbehandelten Patienten:

  • (bei korrekter Blutdruckmessung) der Blutdruck wiederholt über dem Normalwert (Zielwert) liegt
  • bei normalem Blutdruck ein hohes kardiovaskuläres Risiko vorliegt

bei behandelten Patienten:
- der Zielblutdruck wiederholt nicht erreicht wird
- der Blutdruck wesentlich höher ist als bei vergangenen Messungen
- Schweregrad III erreicht und zusätzlich folgende Symptome auftreten (Zeichen eines hypertensiven Notfalls, rasche Zuweisung zum Arzt!!!)
+ ZNS: Kopfschmerzen, Sehstörungen, Schwindel, Übelkeit, Erbrechen, Benommenheit
+ Herz: Atembeschwerden, Thoraxschmerzen, “Herzklopfen”
+ vaskulär: Nasenbluten, periphere Durchblutungsstörungen
+ renal: Benommenheit, blutiger Harn (Hämaturie)
+ okulär: Sehstörungen
- Zielblutdruck nicht erreicht wird und eine Schwangerschaft vorliegt

22
Q

Lifestyle Modifications

A

Gewichtsreduktion:

  • normales Körpergewicht anstreben (max. BMI 25)
  • Bauchumfang < 102 cm bei Männern, < 88 cm bei Frauen
  • Adipositas schwächt Wirkungen der Antihypertensiva ab
  • -> ungefähre SBP Abnahme: 5-20 mmHg/ 10 kg

DASH-Diät:
Kostplan mit reichlich Früchten, Gemüse, fettarme Milchprodukte, wenig gesättigte Fettsäuren (!), wenig Gesamtfett; “mediterrane Kost”
–> ungefähre SBP-Abnahme: ca. 5 mmHg

Kochsalz-Restriktion:

  • max. 100 mmol/ Tag (ca. 5-6g NaCl)
  • additiv mit DASh-Diät (low sodium DASH)
  • Industrieländer: 9-12g/Tag; hauptsächlich in (Fertig-) Speisen und Drinks
  • -> ungefähre SBP-Abnahme: ca. 4 mmHg

Körperliche Aktivität:
regelmäßige aerobe Aktivität (z.B. 30-45 min/Tag, 5-7 Tage/Woche), isometrische Belastung (z.B. Gewichtheben) eher ungünstig
–> ungefähre SBP-Abnahme ca. 4 mmHg

Moderater Alkoholkonsum:
nicht mehr als 10g (weiblich) bis 20g (männlich) pro Tag
–> ungefähre SBP-Abnahme ca. 4 mmHg

Am wichtigsten: Rauchen aufhören zur weiteren Reduktion des kardiovaskulären Risikos
Koffein: vorübergehende Blutdrucksteigerung
–> bei Hypertonikern individuell unterschiedliche Abnahme durch die oben genannten Maßnahmen

23
Q

Nutzen der Therapie milder-moderater Hypertonie

A

Patienten z.T. mit kardiovaskulären Risikofaktoren

fatale koronare Herzkrankheit:
- absolute Risikoreduktion: 0,4%
- relative Risikoreduktion: 16%
Gesamt Schlaganfälle:
- absolute Risikoreduktion: 1,3%
- relative Riskioreduktion: 40%

Metaanalyse: 17 Studien, ca. 48.000 Patienten
Behandlung von milder/ moderater Hypertonie über 4-5 Jahre verhindert:
- CHD oder CVA Ereignis: ARR etwa 2%
- CHD oder CVA Todesfall: ARR etwa 0,8%

24
Q

Nutzen antihypertensiver Therapie

A

Abnahme des Risikos für kardiovaskuläre Erkrankungen durch Blutdrucksenkung

Konkretes Beispiel:
Prävention eines Todesfalls bei Patienten mit
- SPB 140-159 mmHg und/oder DBP 90-99 mmHg und zusätzlichen kardiovaskulären Risikofaktoren und dauerhafter Senkung von SBP um 12 mmHg über 10 Jahre –> NNT: 11
- mit CVD oder “Target Organ damage” –> NNT: 9

Merke: derzeitiger Erkenntnisstand

  • besonders hoher Nutzen antihypertensiver Therapie bei Diabetikern oder sonstigem hohem kardiovaskulärem Risiko
  • geringer nachweislicher Nutzen bei milder Hypertonie ohne zusätzliche Risikofaktoren
  • derzeit weniger Daten zu Nutzen bei milder Hypertonie zwischen 140 und 150 mmHg systolisch ohne RF
25
Q

Hypertonie durch Arzneimittel/ Toxine

ausgewählte Beispiele

A
  • NSARs
  • orale Kontrazeptiva
  • Corticosteroide
  • Cyclosporin, Tacrolimus
  • Erythropoietine
  • Antidepressiva
  • alpha1-Rezeptoragonisten
  • Koffein
  • Rauchen
  • Cocain
26
Q

Werde ich Medikamente nehmen müssen?

A

–> Antwort nicht nur abhängig von Blutdruck

Blutdruck hoch-normal –> Lifestyle-Beratung –> über Arzneimitteltherapie nachdenken bei Hochrisikopatienten mit kardiovaskulärer Erkrankung, besonders bei koronarer Herzkrankheit

Blutdruck Schweregrad I –> Lifestyle-Beratung –> sofortige Arzneimitteltherapie bei (Ultra-)Hochrisikopatienten mit kardiovaskulärer Erkrankung oder Hypertonie-induzierter Organschaden –> Arzneimitteltherapie bei Niedrig- bis Moderatrisikopatienten nach 3-6 Monaten oder Lifestyle-Intervention, wenn der Blutdruck nicht kontrolliert ist

Blutdruck Schweregrad II –> Lifestyle-Beratung –> sofortige Arzneimitteltherapie für alle Patienten –> Blutdruckkontrolle in 3 Monaten anvisieren

Blutdruck Schweregrad III –> Lifestyle-Beratung –> sofortige Arzneimitteltherapie für alle Patienten –> Blutdruckkontrolle in 3 Monaten anvisieren

Zielblutdruck: primäres Ziel: Senkung unter 140/90 mmHg; dann je nach Verträglichkeit

  • Patienten < 65 Jahre: 120-130/ 70-80 (oder niedriger, wenn vertragen), möglichst nicht unter 120/70
  • Patienten ab 65 Jahre: 130-139/70-80
  • sehr alte Patienten (> 80 Jahre): Therapie ab SBP 160 –> Ziel 130-139/70-80 wenn vertragen (individuell entsprechend Gesundheitszustand)
  • selbe Zielwerte bei Diabetes mellitus, KHK
27
Q

mögliches Vorgehen - Patientenaufklärung

A

Bei Patienten ohne antihypertensive Therapie und ohne offensichtliche kardiovaskuläre Risikofaktoren oder Hypertonie-assoziierte Beschwerden
Bei Messung in Anwesenheit einer Person (“white Coat Hypertension”)
- <120/<80 –> Kontrolle in 5 Jahren
- 120-129/80-84 –> Kontrolle in 3 Jahren
- 130-139/85-89 –> Kontrolle in 1 Jahr; Hinweis, dass bereits hoch-normal; Masked Hypertension ? Empfehlung zu HBPM; Lifestyle-Modifikation
- 140-179/90-109 –> wenn kurzfristig in mehreren unabhängigen Messungen bestätigt, Abklärung durch den Arzt (Abklärung von RF!)
- ab 180/110 –> sofortige ärztliche Behandlung

28
Q

Wichtigste Antihypertensiva

A

A… ACE-Inhibitoren, ARBs
C… Calciumkanalblocker (hauptsächlich DHP)
D… Diuretika

B… Betablocker

zusätzlich:

  • alpha1-Adrenorezeptorblocker
  • Renin-Inhibitoren
  • “Reserveantihypertensiva”
29
Q

Vorgehen - Patienteninformation

A
  • Zielblutdruck anstreben
  • wegen neuer niedriger Zielwerte meist fixe Kombinationstherapie einer Monotherapie zu bevorzugen: Vorteil rascheren Erfolges (–> weniger aufwendige Einstellungsphase –> Compliance)
  • Beginn mit niedrigster Dosis (“go low”)
  • niedrigste Erhaltungsdosis anstreben, welche den Zielwert erreicht
  • Wirkungseintritt abwarten (“go slow”)
  • einmal tägliche Applikation anstreben
  • individuelle Ansprechbarkeit auf unterschiedliche Präparate beachten (“individuelle genetische Grundlage”)
  • wenn nötig: Wechsel zu anderer Kombinations- oder Monotherapie
  • Auswahl der Arzneimittel:
    + zum. Beispiel A(B)CD-Schema bzw. nach Wirksamkeit
    + wenn vorhanden: nach Begleitindikationen/ Kontraindikationen
30
Q

Auswahl der Präparate durch den Arzt

A
  • anfängliche Therapie: zweifache Kombination –> eine Tablette:
    ACE-Hemmer oder ARB + Ca-Kanalblocker oder Diuretikum, Monotherapie in Betracht ziehen bei Schweregrad I (systolisch unter 150) oder bei sehr alten Patienten (ab 80 Jahren)
  • Stufe 2: dreifache Kombination –> eine Tablette
    ACE-Hemmer oder ARB + Ca-Kanalblocker + Diuretikum
  • Stufe 3: dreifache Kombination + Spironolacton oder anderes –> zwei Tabletten
    bei resistenter Hypertonie Spironolacton hinzufügen oder andere Diuretika, alpha1-Blocker oder Betablocker
    Überweisung an Spezialzentrum in Betracht ziehen für weitere Untersuchungen
  • Betablocker: bei jeder Behandlungsstufe in Betracht ziehen, wenn es spezielle Indikationen für den Einsatz gibt, z.B. Herzinsuffizienz, Angina, nach Myokardinfarkt, Vorhofflattern oder junge Frauen, die schwanger sind oder es werden wollen

Merke: Ausmaß der Blutdrucksenkung wichtiger als Antihypertensivum

  • für Ersttherapie besonders ACD
  • eher ungünstig: B + D (Glucosetoleranz)
  • häufig Auswahl bestimmt durch Begleiterkrankungen

Prävention/ Ko-Indikationen:
B… + Angina pectoris, Herzinsuffizienz, post MI
C… + Schlaganfall, - Herzinsuffizienz
D… + Herzinsuffizienz