B01 Makroökonomie Flashcards
Warum wird das Stabilitäts- und Wachstumsgesetz (StabG) als „magisches Viereck“ bezeichnet?
Es soll damit zum Ausdruck gebracht werden, dass es eine hohe Kunst ist, alle Ziele gleichzeitig zu erreichen.
Alle Ziele sind aber voneinander abhängig und beeinflussen sich gegenseitig. So hat beispielsweise eine restriktive Geldpolitik der Zentralbank (durch hohe Zinsen) zwar einen günstigen Einfluß auf die Preisniveaustabilität, gleichzeitig behindern die hohen Kapitalkosten aber gegebenenfalls Konjunktur und Wachstum. Wenn eines der Ziele nicht erreicht ist, wird es also schwierig sein, ein anderes Ziel sicherzustellen – oder aber umgekehrt: Ist beispielsweise die Arbeitslosigkeit gering, wird vermutlich auch die Wirtschaft wachsen.
Welche Ziele enthält das Stabilitäts- und Wachstumsgesetz (StabG)?
Das Stabilitäts- und Wachstumsgesetz besagt, dass die Entscheidungsträger bei ihren wirtschafts- und finanzpolitischen Maßnahmen die Erfordernisse des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts beachten sollen.
„Die Maßnahmen sind so zu treffen, dass sie im Rahmen der marktwirtschaftlichen Ordnung gleichzeitig zur Stabilität des Preisniveaus, zu einem hohen Beschäftigungsstand und außenwirtschaftlichem Gleichgewicht bei stetigem und angemessenem Wirtschaftswachstum beitragen.“
Unterscheide die Begriffe offene Volkswirtschaft und offener Wirtschaftskreislauf.
Ein Wirtschaftskreislauf ist offen, wenn die Summe der zufließenden Ströme bei mindestens einem Sektor von der Summe der abfließenden Ströme dieses Sektors abweicht.
Eine offene Volkswirtschaft liegt vor, wenn außenwirtschaftliche Transaktionen berücksichtigt werden (z.B. Ex- und Importe).
In einer kleinen Volkswirtschaft sind folgende Daten bekannt:
Private Ersparnis: 300 - Staatsausgaben: 300
Staatseinnahmen: 200 - Private Investitionen: 400
Vervollständigen Sie die Ex-post Identität des Wirtschaftskreislaufs. Liegt in der Volkswirtschaft ein Nachfrage- oder Angebotsüberschuß vor?
Es gilt: SH + SU + (T – G) + (Im – Ex) = IU
Private Ersparnis 300
T – G 200 - 300 = - 100
(Im – Ex) 200
Private Investitionen 400
Es besteht ein gesamtwirtschaftlicher Nachfrageüberschuß, der durch Importe gedeckt werden muss.
Wie kann ein Nachfrageüberschuss einer kleinen Volkswirtschaft abgebaut werden? Diskutiere im Rahmen des Wirtschaftskreislaufs.
Rückführung des Nachfrageüberschusses durch folgende Maßnahmen:
- Erhöhung der privaten Sparquote.
- Rückführung des Staatsdefizits.
- Erhöhung der Exporte/Verringerung der Importe.
Welche Informationen liefert ein positiver Außenbeitrag eines Wirtschaftskreislaufs aus güter- und finanzwirtschaftlicher Sicht?
Güterwirtschaftlich: ein positiver Außenbeitrag (Ex > Im) ist nur möglich, wenn das Inland auf einen Teil der inländischen Produktion verzichtet. Dieses aus der Produktion resultierende Einkommen wird also gespart und nicht verbraucht.
Finanzwirtschaftlich: die inländische Ersparnis wird dem Ausland als Importüberschuss zur Verfügung gestellt. Das Ausland ist gezwungen, zur Finanzierung dieses Überschusses vom Inland einen Kredit in Anspruch zu nehmen. Diese Kredite entstehen aus den Ersparnissen des Inlands, die dem Ausland über Finanzmärkte zufließen. Aus Sicht des Inlandes wird Vermögen aufgebaut.
Mei-Ling aus Singapur will für drei Monate als Austauschstudentin nach Südafrika gehen. Sie wechselt zu einem Kurs von 1 Singapur Dollar (SGD) = 4,2 Südafrikanische Rand (ZAR) 3.000 SGD um.
Bei ihrer Rückkehr nach Singapur hat Mei-Ling 3.900 ZAR übrig, die Sie zu einem Kurs von 1 SGD = 4 ZAR in SGD zurücktauscht:
- Wie viele ZAR hat Mei-Ling beim Antritt Ihres Studiums erhalten?
- Wie viele SGD hat Mei-Ling bei ihrer Rückkehr erhalten?
- Beurteilen Sie, ob sich der Wechselkurs während der drei Monate zum Vor- oder Nachteil von Mei-Ling verändert hat. (Quelle: in Anlehnung an PISA-Studie 2003, Teil Mathematik)
Mei-Ling hat bei Antritt Ihres Studiums 12.600 ZAR erhalten (3.000 SGD * 4,2 ZAR/SGD).
Bei ihrer Rückkehr nach Singapur erhält Sie 975 SGD zurück (3.900 ZAR/4,0 ZAR/SGD).
Hätte nach Ihrer Rückkehr der alte Wechselkurs immer noch Gültigkeit, könnte Sie nur 928,57 SGD bekommen (3.900 ZAR/4,2 ZAR/SGD). Hätte der neue Wechselkurs von 4,0 ZAR/SGD bereits bei Antritt Ihres Studiums Gültigkeit gehabt, dann hätte Sie für 3.000 SGD nur 12.000 ZAR einlösen können. Insofern ist die Änderung des Wechselkurses (= Abwertung des SGD, Aufwertung des ZAR) für Mei-Ling vorteilhaft gewesen.
Wie teuer ist ein US-PKW im Wert von 50.000 US-$ für einen Bürger der EWWU bzw. wie teuer ein deutscher PKW im Wert von 50.000 € für einen US-Bürger, wenn der Wechselkurs aus deutscher Sicht 0,9 US-$/€ beträgt.
Der Wechselkurs ist hier in der üblichen Mengennotierung aus EWWU-Sicht angegeben.
Ein US-PKW im Wert von 50.000 US-$ kostet für einen Bürger der EWWU 55.555 €, da er die entsprechenden US-$ zu einem Preis von 1,11 € kaufen muss.
Der PKW in der EWWU kostet hingegen für einen US-Bürger 45.000 US-$ (50.000 € * 0,90 US-$/€).
Wie verändern sich die Preise von Import-/Exportgütern im Fall einer Auf- bzw. Abwertung des € gegenüber dem US-$?
Im Fall einer Aufwertung des € werden Importgüter in € betrachtet relativ billiger und Exportgüter in US-$ gesehen relativ teurer. Im Fall einer Abwertung des € gilt der umgekehrte Sachverhalt.
Eine Volkswirtschaft besteht aus drei Unternehmen, zwischen denen folgende Transaktionen vorliegen (Angaben in Mio. €):
- Stahlindustrie: Erlöse 400, Löhne 340, Gewinne 60
- Konsumgüterindustrie: Erlöse 200, Löhne 160, Gewinne 40
- PKW-Industrie: Erlöse 1.000, Löhne 500, Stahleinsatz 400, Gewinne 100
Wie hoch ist das BIP?
Das BIP läßt sich auf verschiedene Art und Weise berechnen:
- Addition der Wertschöpfung (ohne Vorleistungen): 400 (Stahl) + 200 (Konsumgüter) + 600 (PKW) = 1.200
- Addition der Endprodukte: 200 (Konsumgüter) + 1.000 (PKW) = 1.200
- Von der Verwendungsseite (hier nur C und I): Konsum = 200, Investitionen = 1.000, insgesamt: 1.200
- Von der Verteilungsseite: Gewinne = 200, Löhne = 1.000, Gesamteinkommen = 1.200
Eine Ökonomie produziert drei Güter: Autos, Radios und Äpfel. Produktionsmengen und Preise je Einheit für die Jahre 1 und 2 sind durch folgende Tabelle gegeben.
Jahr 1
Autos (10 * 4.000€)
Radios (400 * 100€)
Äpfel (10.000 * 1€)
Jahr 2
Autos (12 * 5.000€)
Radios (600 * 50€)
Äpfel (10.000 * 1€)
a) Berechne das nominale BIP für die Jahre 1 und 2.
b) Wie hoch ist das reale BIP in den Jahren 1 und 2, wenn das Jahr 1 als Basisjahr verwendet wird?
c) Wie hoch ist das reale BIP für beide Jahre, wenn das Jahr 2 als Basisjahr verwendet wird?
a) BIP (nominal) Jahr 1: 40.000 + 40.000 + 10.000 = 90.000
BIP (nominal) Jahr 2: 60.000 + 30.000 + 10.000 = 100.000
b) Reales BIP für die Jahre 1 und 2, Basisjahr 1:
Jahr 1: 90.000 (siehe a)
Jahr 2: 48.000 + 60.000 + 10.000 = 118.000
c) Reales BIP für die Jahre 1 und 2, Basisjahr 2:
Jahr 1: 50.000 + 20.000 + 10.000 = 80.000
Jahr 2: 100.000 (siehe a)
Was bezeichnet der Begriff der Volkswirtschaft?
Die Volkswirtschaft ist definiert als wirtschaftliche Betätigung von Wirtschaftssubjekten mit Produktionsschwerpunkt bzw. Wohnsitz im Inland und grenzt sich von der Weltwirtschaft ab.
Was bezeichnet der Begriff der Aggregatgrößen in der Makroökonomie?
In einer institutionellen Abgrenzung werden Sektoren wie private Haushalte, Unternehmen, Staat und Ausland gebildet.
In Verwendung der entsprechenden Abkürzungen ergibt sich das volkswirtschaftliche HAUS.
Aus funktioneller Sicht lassen sich ökonomische Vorgänge z.B. zum Konsum der privaten Haushalte oder zu den Investitionen des Unternehmenssektors zusammenfassen.
Je nach Einbeziehung der Aggregate lassen sich Zwei-, Drei- und Vier-Sektoren Modelle unterscheiden
Was sind Wirtschaftsobjekte?
Dazu zählen Waren, Dienstleistungen, Rechte und Patente.
Unterscheide Leistungs- und Finanztransaktionen.
Leistungstransaktionen wie der Kauf von Gütern verändern die Höhe des Geldvermögens.
Finanztransaktionen, z.B. die Aufnahme eines Kredits, führen zu einer anderen Zusammensetzung des Geldvermögens der beteiligten Wirtschaftssubjekte.
Nenne drei grundlegende ökonomische Aktivitäten.
a) Güter produzieren und verwenden,
b) Einkommen erzielen, empfangen und verwenden,
c) Vermögen bilden.
Unterscheide die Begriffe reale und monetäre Ströme.
Reale Ströme erfassen den mengenmäßigen Umfang der Transaktionen, wie z.B. die Lieferungen und die Bezüge von produzierten Waren und Dienstleistungen. Die realen Ströme entsprechen den in Geld bewerteten Gegenleistungen (monetäre Ströme).
Der Begriff „real“ wird nicht im Sinne von „wirklich“ verwendet, denn die Bezahlung ist keine irreale, sondern eine tatsächlich existierende Transaktion. Das Begriffspaar „real - monetär“ charakterisiert zwei unterschiedliche Betrachtungsweisen desselben Vorgangs.
Beispiele: Arbeitskraft (real) und Einkommen (monetär); Konsumgüter (real) und Erlöse (monetär).
Was ist ein flexibler Wechselkurs (z.B. US-$ zu €)?
Der Preis der beiden Währungen bildet sich auf der Grundlage von Angebot und Nachfrage auf den Devisenmärkten.
Flexible Wechselkurse bilden sich weitgehend frei auf den Devisenmärkten und schwimmen auf den Wellen der Marktkräfte (floating). Zentralbanken können am Devisenmarkt aktiv werden (managed floating), sie sind jedoch nicht dazu verpflichtet.
Unterscheide die Begriffe Preis- und Mengennotierung in Bezug auf Wechselkurse.
Preisnotierung: Preis einer Einheit der Fremdwährung gerechnet in inländischer Währung (“ein US-$ kostet x €”).
Mengennotierung: Menge an Fremdwährung, die man für eine Einheit der inländischen Währung erhält (“für einen € erhalte ich x US-$”).
Wie wird der Verbraucherpreisindex ermittelt?
Grundlage ist ein konstanter Warenkorb, der die Konsumgewohnheiten eines repräsentativen Haushalts widerspiegelt, d.h. den prozentualen Anteil des Einkommens, den dieser Haushalt für einzelne Güterarten ausgibt. Der Warenkorb wird in den verschiedenen Betrachtungsjahren jeweils mit den laufenden Güterpreisen bewertet, wobei als Gewichtungsfaktor der jeweilige Anteil der Güter an den Gesamtausgaben herangezogen wird. Der Wert des Warenkorbs des Basisjahres wird mit dem Index 100 gleichgesetzt und die prozentuale Wertänderung des Warenkorbes eines Betrachtungsjahres durch den Vergleich mit dem Basisjahr ermittelt.
Im Zusammenhang mit der Frage, ob der EURO möglicherweise ein TEURO sei, setzt sich die EZB mit Sorge in ihren Monatsberichten vom Juli und Oktober 2002 mit der “gefühlten Inflation“ auseinander. Mitte des Jahres 2002 lag die Teuerungsrate der Lebenshaltungskosten aller privaten Haushalte bei etwa 1%, die “gefühlte Inflation” wurde mit etwa 5 % wahrgenommen.
a) Warum können statistisch ausgewiesene und wahrgenommene Inflation auseinander fallen?
b) Erläutern Sie zwei mögliche wirtschaftliche Folgen, wenn die gefühlte Inflation deutlich über der tatsächlichen Teuerungsrate liegt.
a) Die Theorie der Inflationswahrnehmung basiert im Wesentlichen auf folgenden Hypothesen:
- Jeder Konsument hat güterspezifische Referenzpreise. Ein Menü für 50 € kostet nicht einfach 50 €, sondern wird je nach Bezugspunkt als relativ teuer oder preiswert wahrgenommen. Wer bei einem Restaurantbesuch einen Menüpreis von 50 € als Bezugspunkt erwartet, empfindet es subjektiv als Gewinn, wenn er das Menü für 40 € bekommt. Wenn er subjektiv einen Menüpreis von 25 € erwartet, wird er 40 € als beträchtlichen Verlust wahrnehmen.
- Einzelne Preisveränderungen werden isoliert wahrgenommen und erst im Zeitablauf – wenn überhaupt – miteinander verrechnet.
- Die Inflation wird umso höher eingeschätzt, je öfter ein Konsument Beispiele für Preiserhöhungen erlebt. Preissenkungen bei selten gekauften Gütern (z.B. PCs) oder Preise ohne expliziten Kaufvorgang, die nur einmal im Monat zu zahlen sind (z.B. Mietpreise), werden dann anders wahrgenommen als z.B. regelmäßig steigende Benzinpreise.
b) Im Kern ist die gefühlte Inflationsrate in ihren negativen Auswirkungen einer tatsächlichen Preissteigerung gleichzusetzen. Zusätzlich:
- Der tatsächliche Lebensstandard – gemessen am realen Einkommen – wird geringer eingeschätzt, als er tatsächlich ist.
- Konsumzurückhaltung.
- Die gefühlte Inflationsrate wird in Forderungen nach Einkommenserhöhungen als Maßstab gewählt.
Erkläre den Inflationsbegriff in einem Satz.
Eine Inflation liegt vor, wenn das Preisniveau (P), d.h. der Durchschnitt der Güterpreise im Zeitablauf steigt.
Nenne vier Funktionen des Geldes.
- Geld als Recheneinheit dient als Maßstab, um Preise anzugeben. Ein T-Shirt kostet beispielsweise 20 €, ein Big Mac 2 €. Auf diese Weise können die Preise verschiedener Güter verglichen werden. Ein T-Shirt ist zehnmal so teuer wie ein Big Mac.
- Geld als Wertaufbewahrungsmittel ermöglicht es, Kaufkraft aus der Gegenwart in die Zukunft zu übertragen (z. B. Sparen für den späteren Hausbau).
- Geld dient als Liquiditätsreserve, die notwendig ist, weil z.B. Einkommen nur in Intervallen bezogen wird, Ausgaben jedoch täglich oder unverhofft anfallen.
- Geld dient als Kreditübertragungs- und Schuldentilgungsmittel, das eine Kaufkraftübertragung vom Gläubiger auf den Schuldner ermöglicht, z.B. Kreditaufnahme zur Finanzierung eines Autos.