8. VL: Stichprobenauswahl & Erhöhung der Rücklaufquote Flashcards
Definiere die Grundgesamtheit (= Population).
Die Gesamtmenge von Individuen, Fällen oder Ereignissen, auf die sich die Aussagen der Untersuchung beziehen soll.
Was ist eine Vollerhebung.
Werden alle Objekte einer Population untersucht, spricht man von Vollerhebung (Anzahl der untersuchten Objekte: N).
Was ist eine Stichprobenerhebung?
Wird nur ein Ausschnitt der Population untersucht, spricht man von Stichprobenerhebung (Anzahl der untersuchten Objekte: n)
Wann wählt man eine Stichprobenerhebung?
- Wenn die Population unendlich gross ist (z.B. Untersuchung zur Verbreitung nationaler Stereotyp in allen Ausgaben der in der Schweiz - täglich neu - erscheinenden Tageszeitungen).
- Wenn die Population nur teilweise bekannt ist (z.B. Medikamentenabhängige Frauen in der Schweiz)
- Wenn die Art der Untersuchung die Population zu stark beeinträchtigt oder gar zerstört (z.B. Crashtest zur Qualitätskontrolle bei Autos).
- Wenn die Untersuchung der gesamten Population zu aufwendig wäre (z.B. Umfrage zum Musikgeschmack bei allen europäischen Jugendlichen zwischen 14 und 16 Jahren).
Nicht bei allen Untersuchungen muss die Stichprobe unbedingt repräsentativ für die Population sein, über die man Aussagen machen will.
Entsprechend muss man nicht immer all die aufwendigen Bemühungen auf sich nehmen, die mit der Gewinnung einer repräsentativen Stichprobe verbunden sind. Stattdessen muss man jedoch auf andere Dinge achten. Auf was?
Zentral ist hierbei die Frage, um was für eine Untersuchung es sich handelt:
- eine populationsbeschreibende Untersuchung
vs.
- eine hypothesentestende Untersuchung
Was ist die Grundidee einer populationsbeschreibende Untersuchung und welches zentrale Problem ist damit verbunden?
Idee: Eine Population (Grundgesamtheit) soll hinsichtlich der Ausprägung eines oder mehrerer Merkmale beschrieben werden.
Grundlage dieser Beschreibung ist in der Regel die Ausprägung der interessierenden Merkmale in einer Stichprobe (Mittelwerte, Häufigkeiten etc.)
Zentrales Problem:
Wie kann ich dafür sorgen, dass die anhand der Stichprobe gewonnenen Werte eine gute Schätzung der Merkmalsausprägungen in der Population darstellen
(Problem repräsentativer Stichprobe)
Was für eine Idee steckt hinter einer hypothesentestende Untersuchung und welches Problem ist damit verbunden?
Idee:
Identifikation von Ursache-Wirkungs-Beziehungen (Kausalannahmen)
- Zusammenhangshypothese
- Unterschiedshypothese
- Veränderungshypothese
zentrales Problem:
Wie kann ich sicherstellen, dass der aufgetretene Effekt (Wirkung) tatsächlich auf die von mir bestimmte Ursache zurückzuführen ist?
(Problem konkurrierender Erklärungen)
Können auch Befragungen der Populationsbeschreibung oder aber der Hypothesentestung dienen?
Ja Befragungen können ihnen dienen.
Populationsbeschreibend:
Bei einer populationsbeschreibenden Befragung, ist sicherzustellen, dass die Stichprobe repräsentativ für die interessierende Population ist.
Hypothesentestende:
Handelt es sich um eine hypothesentestende Befragung, ist die Repräsentativität der Stichprobe meist weniger wichtig. Bedeutsamer ist hier, ob alternative (d. h. nicht in der Theorie vorgesehene) Erklärungen für die gefundenen Zusammenhänge/ Unterschiede ausgeschlossen werden können.
Um sicherzustellen, dass für die vermuteten (und hoffentlich auch gefundenen) Zusammenhänge/Unterschiede keine alternativen Erklärungen zutreffen, erhebt man neben den laut Theorie relevanten Variablen oft auch noch andere potenzielle Einflussgrössen, um deren Auswirkungen auf das Ergebnis später auf statistischen Weg kontrollieren zu können.
Gib je zwei Beispiele für populationsbeschreibende und hypothesentestende Befragungen.
Populationsbeschreibende Befragungen:
- Vie häufig haben Psychologiestudierende pro Monat Sex?
- Wie viel Prozent der Wähler werden bei den nächsten Wahlen die SVP wählen?
(in diesen Fällen sind die auf Basis der befragten Stichproben gewonnenen Werte nur dann aussagekräftig, wenn die Stichproben repräsentativ sind)
Hypothesentestende Befragungen:
- Hängt die Häufigkeit des Fremdgehens mit Narzissmus zusammen?
- Erlaubt der Selbstwert eine Vorhersage der Parteienpräferenzen? ( in diesem Fällen müssen die befragten Stichproben nicht repräsentativ sein. Man muss jedoch eine gewisse Varianz im Hinblick auf die interessierenden Merkmale sicherstellen und zugleich sollte man relevante andere Einflussgrössen, die Unterschiede im Fremdgehen bzw. in der Parteienpräferenz evtl. auch erklären könnten, ebenfalls erfassen, um später deren Einfluss statistisch kontrollieren zu können).
Wann soll die Stichprobe repräsentativ sein?
Repräsentativität:
Die Teilmenge untersuchter Individuen, Fälle oder Ereignisse ist so auszuwählen, dass die Werte (Mittelwerte, Mediane, Werteverteilungen etc.) der interessierenden Merkmale (Variablen) sich möglichst wenig von denen der Grundgesamtheit unterscheiden.
Damit Rückschlüsse von den Werten der Stichprobe auf die entsprechenden Werte der Grundgesamtheit möglich sind, muss diese ein möglichst genaues (verkleinertes) Abbild der Grundgesamtheit darstellen.
Kann eine Stichprobe überhaupt repräsentativ sein?
Eine Stichprobe ist (fast) niemals „an und für sich“ repräsentativ!
Sie ist – oder ist nicht – in der Regel repräsentativ in Hinblick auf eine ganz bestimmte, inhaltlich, zeitlich und räumlich definierte Grundgesamtheit (z.B. Wahlberechtigte im Kanton Bern für die nächsten Nationalrats-Wahlen).
Auch im Hinblick auf eine solche „wohldefinierte“ Grundgesamtheit besteht fast niemals vollständige Repräsentativität, d.h. Repräsentativität in Hinblick auf wirklich ALLE Merkmale der Elemente.
Wichtig ist die Repräsentativität in Hinblick auf „relevante“ Merkmale, d.h. solche, die die interessierenden Populationsparameter massgeblich beeinflussen.
Was macht man, wenn man die relevanten Merkmale für die Fragestellung nicht kennt?
Kennt man die für die Fragestellungen „relevanten“ Merkmale nicht, bietet eine Zufallsstichprobe die besten Chancen auf Erlangung einer global repräsentativen Stichprobe.
Global repräsentative Stichprobe:
Wenn ihre Zusammensetzung in
nahezu allen Merkmalen der Populationszusammensetzung entspricht (unabhängig davon, ob diese korrekt abgebildeten Merkmale nun tatsächlich „relevant“ für die Fragestellung sind oder nicht).
Die Repräsentativität einer Stichprobe steigt automatisch mit wachsender Stichprobengrösse. Richtig oder Falsch?
Falsch! Die Repräsentativität einer Stichprobe steigt NICHT automatisch mit wachsender Stichprobengrösse. Bei einer verzerrten Auswahl wiederholt sich der Fehler bei grösserer Fallzahl ebenfalls – nur in grösserem Stil.
Auf den ersten Blick „nicht-repräsentativ“ erscheinende Studien mit relativ geringen Stichprobenumfängen können genauso ernstzunehmend, seriös oder aussagekräftig sein wie augenscheinlich „repräsentative“ Studien, die auf sehr grossen Stichproben basieren.
Ob eine Stichprobe wirklich repräsentativ in Hinblick auf die untersuchte Fragestellung ist (korrekte Abbildung relevanter Merkmale), ist nicht immer einfach feststellbar.
Welche Verfahren führen nicht zu Zufallsstichproben?
- Ad-hoc-Stichprobe/Gelegenheitsstichprobe
2. Jede Form bewusster Auswahl
Was für Leute werden bei einer Ad-hoc-Stichprobe bzw. Gelegenheitsstichprobe untersucht?
Untersuchung von Objekten oder Personen, die gerade zur Verfügung stehen oder leicht zugänglich sind (z.B. Passantenbefragung am Bahnhof –> Uhrzeit beachten)
Welche Formen der bewussten Auswahl gibt es und was für Leute werden da untersucht?
- Auswahl nach subjektiven Kriterien
z. B. Auswahl „typischer“ Fälle - Auswahl nach objektiven Merkmalsausprägungen
z. B. Auswahl extremer Fälle - Schneeballverfahren
Aus der Auswahl eines Objekts folgt die Auswahl eines weiteren Objekts (bzw. weiterer Objekte). Ausgangspunkt sind z.B. die eigenen Bekannten, die wiederum ihre Bekannten für die Untersuchung „rekrutieren“, die wiederum ihre Bekannten… - Quota-Verfahren
Auswahl erfolgt so, dass bestimmte Merkmale genauso häufig vorkommen wie in der Grundgesamtheit.
Gehe etwas genauer auf das “Quota-Verfahren” ein.
Jedem Interviewer wird z.B. eine bestimmte Anzahl an Interviews zugeteilt und eine Quotenanweisung mit den Merkmalen der von ihm auszuwählenden Personen ausgehändigt. Die Interviewer wählen dann gemäss Anweisung selbst ihre Interviewpartner aus (z.B. zwei alleinstehende Frauen mit Kind & vier männliche Singles im Alter zwischen 35 und 55 Jahren ohne Kinder & …).
Es erfolgt somit keine Zufallsauswahl
Relevante Merkmale sind jedoch – wenn alles gut geht - in der Stichprobe ebenso verteilt wie in der Population (Repräsentativität)