4. PP - die Zelle, ihre Anpassung, ihr Tod und Entzündungsreaktionen Flashcards
Grundlagen
- Zellen sind die kleinsten lebensfähigen Einheiten
– Sie haben einen Stoffwechsel, können sich teilen und absterben
– Als Gewebe wird ein Verband aus Zellen mit gleicher Funktion bezeichnet. - Je spezialisierter eine Zelle innerhalb eines Gewebes ist, desto weniger teilungsfreudig ist
sie.
Gewebsarten
- Epithelgewebe
- Binde- und Stützgewebe
- Muskelgewebe
- Nervengewebe
Merke: Je weniger differenziert ein Gewebe ist, umso teilungsfreudiger sind die Zellen. Je
differenzierter, umso geringer die Teilungsfähigkeit
Epithelgewebe
– Zellen des Epithelgewebes kleiden die innere und äußere Körperoberfläche aus und
Bilden das Parenchym von Organen (Anteil der Organe der für die Funktion
verantwortlich ist)
– Oberflächenepithelen kleiden die inneren und äußere Körperoberfläche aus,
Epithelgewebe im inneren des Körpers ist meist Drüsenepithel.
Binde- und Stützgewebe
– Unter das Bindegewebe fallen beispielsweise Bänder, Sehnen und die Faszien der
Muskel, jedoch auch das Gewebe, welches Hohlräume zwischen Organen ausfüllt
oder das Stroma (Teil der Organe der ihnen strukturelle Stabilität verleiht)
– Das Stützgewebe umfasst Knochen und Knorpel
Muskelgewebe
– Muskeln werden aus einzelnen Muskelfasern aufgebaut. Diese zeigen kaum
Zellteilung aufgrund ihrer hohen Spezialisierung
Nervengewebe
– Dienst der Kommunikation in unserem Körper. Es bildet die Dendriten und Axone
der Nerven.
Nach der Teilungsbereitschaft der Zellen können alle Gewebsarten grob in 3 Kategorien eingeteilt werden:
- Labiles Gewebe (Wechselgewebe)
- Stabile Gewebe
- Permanente Gewebe
Labile Gewebe (Wechselgewebe)
- kontinuierliche Zellerneuerung durch eine Stammzellenschicht (Basalzellen)
- Bsp. Plattenepithel der Haut, Epithelien des Verdauungstraktes
Stabile Gewebe
- höher differenziertes Gewebe, teilungsunfähige Zellen aber dennoch vorhanden
- Bindegewebszellen, Endothelzellen, Leberparenchymzellen
Permanente Gewebe
- hochdifferenzierte Gewebe, Zellteilung nur noch in sehr begrenztem Ausmaß möglich
- Nervenzellen, Skelettmuskelzellen, Herzmuskelzellen
Quantitative Anpassung der Zellen
- Zellen reagieren auf ihre Umgebung und auf das Ausmaß ihrer Nutzung
- So kann eine Zelle bei vermehrter Beanspruchung wachsen oder sich vermehren. Bei zu
geringer Versorgung oder beanspruchen kann sie auch schrumpfen. - Bei quantitativer Anpassung ändert sich die Funktion der Zelle nicht!
Atrophie
- Auch Gewebsschwund ist eine Verkleinerung eines normal angelegten Gewebes.
– Kann auch physiologisch, beispielweise im Rahmen von Alterungsprozessen,
geschehen (z.B. Thymus)
– Pathologisch häufig im Rahmen von Hungerzuständen, Durchblutungsstörungen
oder Inaktivität.
– Gestörte Hormonsekretion oder nervale Stimulation kann auch zu einer Atrophie
führen
Einfache und numerische Atrophie
- Bleibt die Zellanzahl gleich, verkleinern sich aber die Zellen spricht man von einfacher
Atrophie
– Häufig in stabilen Geweben wie Muskelzellen - Verkleinert sich ein Organ durch Zellverlust spricht man von der numerischen Atrophie
– Häufig in Wechselgeweben - Die Atrophie ist grundsätzlich bei Wegfall der Ursache reversibel.
Physiologische Atrophie
- Im Zuge des Alterungsprozesses kann eine Atrophie auch völlig physiologisch auftreten
– Die Thymusdrüse atrophiert zunehmend, ihr Parenchym wird meist durch Fett
ersetzt (Vakatwucherung). Im Erwachsenenalter oft nur noch ein Fettrest übrig
– Weiters kann bei älteren Frauen eine Rückbildung der Gebärmutter bzw. bei älteren
Männern eine Schrumpfung der Hoden durch den Hormonmangel beobachtet
werden
Pathologische Atrophie
- Zu den pathologischen Ursachen einer Atrophie zählen:
– Vaskuläre Atrophie: Verkleinerung des Gewebes aufgrund von Minderdurchblutung
– Inaktivitätsatrophie: beispielsweise Muskelschwund bei längerer Phase der
Bettlägerigkeit
– Druckatrophie: beispielweise Dekubitus (Wundliegen)
Hypertrophie
- Vergrößerung von Organen durch eine Vergrößerung der Zellen.
– Die Anzahl der Zellen an sich bleibt gleich!
– Reaktion auf eine gesteigerte Beanspruchung des Organs. - Findet häufig in permanenten Geweben (Muskelzellen) statt.
- Nach Wegfall der Ursache, ähnlicher der Atrophie, reversibel.
- Beispiele für eine Organhypertrophie sind
- Muskelhypertrophie bei Krafttraining, Zunahme der Nierengröße nach einseitiger
Nierenentfernung - Sonderfall Herzmuskelhypertrophie
- Auch der Herzmuskel hypertrophiert bei Beanspruchung (Sport oder
Klappenstenosen). Ab einer gewissen Herzgröße – dem kritischen Herzgewicht –
können die Koronararterien das Herz nicht mehr versorgen.
Hyperplasie
- Zunahme der Organgröße durch eine Zunahme der Zellzahl.
- Können entweder gleichmäßig oder knotig auftreten
- Betroffen sind vor allem Organe mit gut teilungsfähigen Zellen
- Meist reversibel mit Ausnahme der knotigen Hyperplasie
Arten der Hyperplasie
- Endokrine (hormongesteuerte) Hyperplasie
- Kompensatorische Hyperplasie
Endokrine (hormongesteuerte) Hyperplasie
– Schilddrüsenhyperplasie bei Jodmangel („Kropf“)
– Prostatahyperplasie durch Testosteron-Östrogen-Imbalance
Kompensatorische Hyperplasie
– Knochenmarkshyperplasie bei Sauerstoffmangel
Qualitative Anpassung der Zellen
- Im Gegensatz zur quantitativen Anpassung ändert hier die Zelle ihre Funktion
- Die Umwandlung der Zellen kann hierbei zu völlig gesunden, andern Geweben führen oder
zu atypischen Zellen führen
Metaplasie
- Das Ursprungsgewebe wandelt sich in ein anderes, vollständig funktionsfähiges Gewebe um
- Prinzipiell reversibel, wenn auch selten
- Meist als Reaktion auf chronische Einwirkung von schädlichen Einflüssen
– z.B. Umwandlung der Schleimhaut des Ösophagus in Zylinderepithel bei chronischem
Sodbrennen (Reflux) - Tritt selten bis nie in hochdifferenzierten Geweben auf
- Metaplasien sind häufig Vorstufen von malignen Tumoren
– z.B. Barrett-Metaplasie des Ösophagus - Können sich prinzipiell wieder in das Ursprungsgewebe zurückentwickeln.
Dysplasie
- Entwickeln sich keine vollständig differenzierten Zellen spricht man von Dysplasie
- Zeigen bereits Zell- und Zellkernatypien
- Werden häufig als Präkanzerosen, „Krebsvorstufen“ bezeichnet
Anaplasie
- (fast) vollständiger Verlust der Differenzierung
- Es liegen typische Zeichen einer Malignität vor
- Dieser Prozess ist nicht reversibel
Zellschäden und Zelltod
- Zellschäden können auf unterschiedliche Weise entstehen
– Sauerstoffmangel bei Durchblutungsstörungen
– Chemische Ursachen wie Toxine, Medikamente oder Schwermetalle
– Physikalische Ursachen wie Hitze/Kälte, ionisierende Strahlung, mechanische
Traumen oder elektrischer Strom - Das Ausmaß eines Zellschadens richtet sich nach der Intensität der Noxe und die Dauer der
Einwirkung
– So können manche Gewebe einen kurzen Sauerstoffmangel gut überstehen, dies
hängt jedoch sehr von der Beschaffenheit des Gewebes und deren
Wiederbelebungszeit ab
Die Nekrose – der Zelltod
- Von griechisch nekros der Leichnam
- Zellorganellen der sterbenden Zellen lösen sich auf, inklusive der Zellmembran
- Enzyme aus den Lysosomen führen zur Auflösung der Zelle
- Die Überreste der Zellen werden von Phagozyten aufgenommen
- Einer Nekrose geht eine Zellschädigung voraus
- Entweder durch Noxen oder durch Energiemangel
- Eine Nekrose ruft immer eine Entzündungsreaktion in ihrer Umgebung hervor
- Es können auch ganze Zellverbände nekrotisch werden
- Nach Art des zu Grunde gehenden Gewebes können 2 unterschiedliche Arten der Nekrose
beschrieben werden: - Die Koagulationsnekrose
- Die Kolliquationsnekrose
Koagulationsnekrose
- Auch Gerinnungsnekrose
- Eiweiße innerhalb der Zellen denaturieren (= Verlust der räumlichen Struktur von Proteinen)
- Typisch in eiweißreichen Geweben
- Häufig durch Ischämie oder physikalischer Noxe
- Beispiele:
- Ischämischer Infarkt des Herzens/Niere/Milz
- Erfrierung an den Fingern/Zehen
- Verätzung an der Hautoberfläche
Sonderformen der Koagulationsnekrose
- trockene Gangrän
- Verkäsung