10: Qualitative Forschung Flashcards
Zentrale Aspekte der qualitativen Psychotherapieforschung
- Lange Tradition in den Sozialwissenschaften
- Verwurzelung in erkenntnis- und
wissenschaftstheoretischen Modellen - Komplexität erhalten
- Fokus auf Verstehen; Muster, Zusammenhänge und Dynamiken
- Besondere Notwendigkeit für Reflexion der
Wissenschaftler*innen - Mixed-Methods Designs, Hypothesengenerierung?
- Nähe (aber auch Unterschiede!) zu klinisch-therapeutischem Verstehen
Worum geht es bei der qualitativen Psychotherapieforschung?
– Wissensgenerierung auf der Basis nicht-numerischer Daten (häufig sprachbasiert, aber nicht nur!)
– Iterativer, sich den Ergebnissen schrittweise und zyklisch nähernder Analyseprozess
– Unter Berücksichtigung und Reflexion der Annahmen der Wissenschaftler*innen
– Oftmals im Fokus: subjektives Erleben
Welche ontologischen und epistemologischen Positionen sind nennenswert im Zusammenhang mit qualitativer Forschung?
Positivismus / Postpositivismus / (kritischer) Realismus:
- es gibt so etwas wie eine äußere Realität
- menschliches Erleben und menschliche Erfahrungen sind beobachtbar, messbar und damit
(experimentell) untersuchbar
–> der Großteil der psychologischen Forschung (vor allem quantitativ fällt hierunter)
Konstruktivismus:
– „Realität“ ist nicht beobachtbar, sondern wird kontinuierlich innerhalb von Individuen, aber vor allem sozial durch Bedeutungsgebung
perspektivenabhängig co-konstruiert
–> es gibt unterschiedliche Bedeutungsebenen und -ergebnisse zu ein und demselben Material
–> Beschäftigung mit den Daten ist vielleicht sogar wichtiger als das Ergebnis selbst
–> am ehesten durch die qualitativen Forschung repräsentiert
Kritische Perspektive:
– methodische Perspektive
- vor allem auch Fokus auf Bedeutung von Funktion von Wissenschaft in einer Welt, die auch von
sozioökonomischen Interessen geprägt
–> große Notwendigkeit von Selbstreflexion, und Forschungsstrategien, die z.B. Marginalisierung entgegentreten sollen
–> es gibt keine unparteiische Wissenschaft, daher ist die Frage nach der Partei eine wichtige
7 bekannte qualitative Forschungsmethoden
Kategorisierung von Material durch…
- Phänomenologie:
- Ziel: Phänomene exakt beschreiben, ohne Vorannahmen (die uns im alltäglichen Leben helfen) bzw. unter expliziter Betrachtung der Vorannahmen - Grounded Theroy (GT):
- Ziel: Theorie-/Modellbildung anhand der Daten
- ggf. wird vorab keine Fachliteratur gelesen, um eine Einflussnahme dieser auf die Kategorisierung zu vermeiden
- es können neue Personen in den Datensatz mit aufgenommen werden, wenn Teilfragen des Modells nicht durch bestehende Daten beantwortet werden können
- sehr zeitintensive (wissenschaftlich adäquate Erhebung und Interpretation) - Narrative Methoden:
- Narrativ (Geschichte) der Personen benötigt
- aus Struktur & Inhalt der Geschichten werden in Verbindung gesetzt mit Fragen nach den Themen von Interesse - Konversationsanalyse:
- meist in Kooperation mit Sprachwissenschaftlerinnen
- Rückschlüsse aus Struktur und Inhalt auf Abläufe
- in der Therapie z.B.: Welche Fragetypen des/der Therapeutin folgen auf bestimmte Vorläufe und welche Abläufe folgen darauf - Ethnografische / auto-ethnografische Analyse:
- Was tun Menschen in bestimmten (kulturellen) Kontexten und warum?
- Teilnehmendes Beobachten: Wissenschaftlerinnen müssen aktiv am Geschehen teilnehmen, um es zu verstehen und deuten zu können (auto-ethnografisch)
- Beispiel aus der Psychologie (oder Soziologie): Wissenschaftler, die Teil eines Stammes werden
- In der Psychotherapieforschung oft schwierig, weil Therapeutinnen nicht aktiver Teil des Lebens der Patient*innen werden können - Task Analysis:
- Was für Aufgaben müssen vom Patienten in der Therapie angegangen werden und wie werden diese bewältigt?
- Kreation eines rationalen Modells: “Was müssen Menschen tun, um innere Konflikte aufzulösen?” –> anschließender Abgleich mit den Daten
- Viel Vorwissen zu Therapie benötigt: Was sind die zentralen Aufgaben in der Therapie und was sind ihre Marker? - Fallstudien:
- einzelne Fälle werden detailliert beschrieben, um ein Phänomen zu beschreiben und zu verstehen
- es können Meta-Analysen über Einzelfälle durchgeführt werden
4 wichtige Punkte/Ziele der qualitativen Therapieforschung + Konzept der Saturierung
1) Theorie-/Modellbildung (vor allem Modelle, die sich quantitativ schwer konstruieren lassen)
2) Sammeln von Fakten und Material
3) Produkttestung (oft in Form von Interventionen)
4) Anreicherung von bestehendem Wissen (durch qualitative Daten)
Saturierung: Ein Modell ist gesättigt, wenn es auch durch die Aufnahme von neuen Daten nicht mehr verändert wird.
Für die qualitative Forschung wird immer Expertise benötigt!
Weitere wichtige Themen der qualitativen (Therapie-)Forschung
- Wann ist die Analyse stabil, die Datenbasis ‚saturiert‘?
- Methodische Integrität
- Methodische Standards
- Ethische Aspekte insb. In Psychotherapieforschung
- Training guter Methodiker*innen
- Generalisierbarkeit?