1. Theoretische Grundlagen Systematischer Organisationsberatung Flashcards
- Was ist der Unterschied von Prozessberatung zur Expertenberatung?
- gehören beide zur strukturierten Unterstützung von Unternehmen
- beide Systeme sollen Probleme des Unternehmens oder der Organisation lösen
- ein Expertenberater…
- definiert die Aufgaben im Kundenauftrag selbst
- macht spezifische, kausale Vorschläge
- verhält sich objektiv, distanziert und ist rein sachlich orientiert
- interessiert sich hauptsächlich für die fachliche Problemlösung
- präsentiert und interpretiert die Ergebnisse seiner Untersuchungen selbst
- macht sich unentbehrlich
- ein Prozessberater…
- hilft dem Kunden, die Aufgaben zu erkennen und zu definieren
- befähigt den Kunden, vernetzte und systemische Lösungen zu finden
- unterstützt den Kunden bei der Entwicklung von Lösungen und zwar innerhalb des Kundensystems
- ist persönlich engagiert und am Erfolg des Prozesses interessiert
- interessiert sich für Menschen und ihre Fähigkeit, Probleme selbst zu erkennen und zu lösen
- Beratung als Hilfe zur Selbsthilfe
- macht sich entbehrlich
- Expertenberatung:
- gibt einen Experten oder auch Berater, welcher vom Unternehmen dazu beauftragt wird, eine Lösung für entstandene Probleme zu finden
- Berater nimmt oftmals Rolle eines Moderators innerhalb der Organisation ein und gibt zb bei Mitarbeiter Versammlungen seine Erkenntnisse dem Unternehmen weiter
- Prozessberatung:
- zielt darauf ab, dass die Beteiligten selbstständig eine Lösung für ihre Probleme finden
- geht nicht darum, dass ein externer Experte die Lösung für das Problem findet und dem Unternehmen präsentiert, sondern vielmehr darum, dass das Problem in einem Prozess gemeinsam vom Berater und den Mitarbeitern erarbeitet wird
- Berater liefert entschiedende Denkanstöße und Blickwinkel
- Aufgabe: Prozess begleiten und zu unterstützen
- Prozessberatung = organisierte Hilfe für Entscheidungsprozesse und zielt auf die Erweiterung der Wissens- und Handlungskompetenz des Kunden ab
- aber auch auf die Generierung neuer Informationen, Perspektiven, Beobachtungen und Erkenntnisse über die Zusammenhänge im System
- Ziel: dass der Kunde seine Sicht auf die Situation klärt und sich Ziele setzt, um eine passenden Lösung zu finden
- Systemsiche Prganisationsberatung geht davon aus…
- Kompetenz des Kundensystems übersteigt grundsätzlich die Kompetenz externer Experten, weil erst im System selbst über die Wirkungen bestimmter Maßnahmen entscheiden wird
- systemische Beratung kann demzufolge NIE reine Expertenberatung sein, sondern ist zunächst einmal Prozessberatung
- bei Bedarf kann Berater über Handlungsmöglichkeiten und deren aus anderen Situationen bekannte vor und Nachteile informieren
- in dieser Form kann es Phasen der Experten Beratung einschließen, sie hat dann aber nicht die Zielsetzung, einen fertigen Lösungsvorschlag zu unterbreiten, sondern dient dazu, dem Gesprächspartner zusätzliche Informationen für seine eigene Entscheidung zur Verlegung zu stellen
- Welches sind die konkreten Anlässe, wann werden Maßnahmen zur systematischen Beratung angefragt?
- an veränderte Unternehmensziele und Rahmenbedingungen anpassen
- wenn Konkurrenz immer stärker wird
- wenn es innerhalb des Unternehmens Probleme mit der Zusammenarbeit der Mitarbeiter gibt
- Warum systematische Beratung ?
- Mitarbeiter innerhalb eines Systems haben oft nur eine sehr einseitige Sicht auf Das zu lösende Probleme oder die anstehende Veränderung, daher besteht Beratungsbedarf
- durch anderen Blickwinkel auf die Situation und eine neutralere Sicht auf die Sachlage können bessere Fortschritte erzielt werden
- konkrete Maßnahmen sind:
- wenn Firmen fusionieren
- Ämter einer Stadtverwaltung zusammengelegt werden
- ein Unternehmen dezentralisiert wird
- eine Behörde privatisiert wird
- aber auch wirtschaftliche oder Arbeitsorganisatotische Herausforderungen innerhalb der Organisation, zb. Wenn es gilt, neue Märkte zu gewinnen, eine verstärkte Konkurrenz Situation zu bewältigen oder Probleme zwischen MA zu meistern
- Systemische Beratung zielt auf Erkenntnis Gewinn beim Kunden ab:
- systemische Beratung ist zielgerichtete Kommunikation
- zielt auf Selbstreflexion und selbstaufklärung sozialer Systeme, Veränderung subjektiver Deutungen und Veränderung gewohnter handlungsmuster ab
- Grundgedanke: Kunden Hilfe zur Selbsthilfe bieten
—> dazu von großer Bedeutung, die Sichtweise des Kunden zu verstehen
- Was sind „Subjektive Deutungen“ und weshalb ist die „Wahrheit die Erfindung eine Lügners“ und von wem stammt die Aussage ?
Subjektive Deutungen = Oberbegriff für die Gedanken und Empfindungen die eine Person zu einer Situation hat
—> jeder Mensch gibt dem, was er erfährt eine persönliche Bedeutung
—> er konstruiert sich diese immer wieder neu
—> er ist verantwortlich dafür, was er sich konstruiert und deshalb auf dafür, was er mit diesen Konstrukten macht
- Problem: subjektive Deutungen
- durch subjektive Deutungen können in Organisationen Probleme bzw. Missverständnisse entstehen, da jeder seine ganz eigene Sichtweise auf eine Situation hat
- für eine Organisationsberatung besteht die Aufgabe darin, diese Probleme zu lösen oder vorab erst gar nicht entlegenen zu lassen
- Möglichkeiten, Probleme bei subjektiven Deutungen zu lösen:
- Eigene Deutungen Überprüfen
- sind meine Beschreibung und Erklärung der Situation angemessen ? - Gefühl bewusst machen
- welches Gefühl habe ich?
- woher Rührt dieses Gefühl ?
- ist das Gefühl berechtigt oder überzogen ? - Subjektive Deutungen anderer klären
- was erwartet die bereichsleiterin?
- “Die Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners”
- „Wahrheit und Lüge bedingen sich gegenseitig: Wer von Wahrheit spricht, macht den anderen direkt
oder indirekt zu einem Lügner.“ - „Meine Auffassung ist, dass die Rede von der Wahrheit katastrophale Folgen hat und die Einheit der
Menschen zerstört.“ - „Man muss daran erinnern, wie viele Millionen von Menschen verstümmelt, gefoltert und verbannt
worden sind, um die Wahrheitsidee gewalttätig durchzusetzen.“
–> Foerster geht dabei auf den Religionskrieg ein und betont, wie viele abgeschlachtet wurden, nur um
ihre „Wahrheit“ durchzusetzen
- Welche Aussagen macht das Handlungsmodell?
- Menschen regieren nicht auf äußere Reize, sondern sind handelnde Subjekte
- Verhalten ist abhängig von ihren Gedanken, ihren Zielen und Einstellungen und Empfindungen
- Mensch handelt aktiv aufgrund seiner Gedanken und Annahmen
- Modell ist durch 3 Thesen charakterisiert
- Die drei Thesen des Handlungsmodells
- Menschen machen sich ein Bild von ihrer Wirklichkeit
- Menschen handeln aufgrund der Bedeutung, die sie dieser Situation geben
- Probleme lassen sich lösen, wenn sich die Bedeutung der Situation ändert
- “Menschen machen sich ein Bild von ihrer Wirklichkeit”
- Sie geben Gegenständen die sie wahrnehmen eine bestimmte Bedeutung
- sie machen sich Gedanken über sich und über andere Personen
- -> z.B. optische Täuschung: Junge vs. alte Frau
- “Menschen handeln aufgrund der Bedeutung, die sie dieser Situation geben”
- Je nachdem, wie Menschen eine Situation einschätzen, oder welche Bedeutung sie ihr geben, handeln sie
- z.B. National Bank: Black Wednesday
- “Probleme lassen sich lösen, wenn sich die Bedeutung der Situation ändert”
- wenn du die Situation nicht ändern kannst, ändere deine Sicht- und Denkweise
- Verschiedene Richtungen des Handlungsmodells
- Das Handlungsmodell in der Tradition der humanistischen Psychologie: Maslow/Rogers
- Das Handlungsmodell in der Tradition der kognitiven Verhaltenstheorie: Bandura/ Albert Ellis
4.Handlungsmodell in Tradition der Humanistischen Psychologie
- Rogers. Mensch besitzt die Fähigkeit, sich zu leiten, zu regulieren und zu kontrollieren, also sich selbst weiter zu entwickeln und nicht ein passives Wesen
- eine im Menschen inne wohnende Tendenz zur Selbstaktualisierung (Selbstaktualisierungstendenz)
- Prozess der Weiterentwicklung geschieht über die
Auseinandersetzung und Abgleichung, die der Mensch vornimmt, zwischen dem wie er sich selbst
wahrnimmt (Selbstkonzept) und den Erfahrungen die er mit anderen im sozialen Umgang macht
(Fremdkonzept)
- Das Handlungsmodell in der Tradition der kognitiven Verhaltenstheorie
- menschliches Handeln ist mehr als reagieren auf Reize
- Bandura: “Modelllernen” sagt aus, dass das Handeln des Menschen kein
automatisches Reagieren auf äußere Reize ist, sondern von eigenen Kognitionen, also der Deutung der
Situation beeinflusst ist: „Ich lerne etwas von anderen oder übernehme das Verhalten, welches ich als
positiv bewerte“ - Ellis sieht ebenso die Bedeutung und die Bewertung, die der Mensch den
Ereignissen zuschreibt, (die sogenannten Kognitionen des Menschen) für sein Empfinden als ursächlich
an ( Erlebnis-Glauben-Gefühl )
- Konstruktive Handlungstheorien
–> menschliches Handeln
als Ergebnis unserer Deutungen der Wirklichkeit
–> Wir “konstruieren” uns ein Bild der Wirklichkeit, das
dann unser Handeln beeinflusst
- Konzept der persönlichen Konstrukte
- Der radikale Konstruktivismus
- der soziale Konstruktivismus
- Konzept der persönlichen Konstrukte: Kelly, 50iger Jahre
-auf Basis eigener persönlicher Konstrukte stellt der Mensch Vorhersagen über die Zukunft und das
Verhalten von sich und anderen auf
- Er entwickelt eigene Strategien und reagiert daraufhin, er ist also
nicht passiv, sondern er handelt entsprechende seiner gedanklichen Konstrukte
- Modell ist eine
frühe Form des Konstruktivismus
- Der Radikale Konstruktivismus: Glaserfeld, Maturana, Förster
- wendet sich gegen die „Korrespondenztheorie der Wahrheit“, der
zufolge Wahrheit als „Übereinstimmung „mit einer als absolut unabhängig konzipierten objektiven
Wirklichkeit“ (Glasersfeld1987) beschrieben wird
–> gibt keine objektive
Wirklichkeit, Wahrheit und Wirklichkeit korrespondieren also nicht - Demgegenüber wird die These vertreten, dass die Beschreibungen, Beobachtungen und Erkenntnisse
immer abhängig sind vom Beobachter „Alles, was gesagt wird, wird von einem Beobachter gesagt.“
(Maturana, (1985). - Jede Beobachtung, Meinung, jedes Handeln ist eine subjektive Konstruktion des Beobachters und die
Bedeutungsgebung und Bewertung läuft in ihm ab
- Der soziale Konstruktivismus: Kenneth J. Gergen 2002
- betont die
Bedeutung sozialen Handelns bei der Konstruktion von Wirklichkeiten - Denken und
Handeln kein privates Ereignis - Begriffliche Unterscheidungen und Konstruktionen der Wirklichkeit
sind keine individuellen Konstrukte sondern immer gemeinsame, die sich aus dem gemeinsamen
Handeln und sozialen Miteinander ergeben