Wittich-Kapiteln Flashcards
Können Einzelpersonen Völkergewohnheitsrecht schaffen?
Umstritten, aber wohl dort, wo sie völkerrechtliche Rechte/Pflichten haben
Welche Voraussetzungen hat das Völkergewohnheitsrecht?
1) Rechtsüberzeugung
2) Extensive, dauernde (ausgedehnt und gleichförmig) und einheitliche Ausübung (besonders von den Staaten, deren Interessen besonders betroffen sind)
Was ist ein persistent objector?
Ein Staat, der sich der Anwendung von Völkergewohnheitsrecht beharrlich widersetzt. Er verhindert zwar nicht das Entstehen, aber seine Bindung daran.
Welche Voraussetzungen hat ein persistent objector zu erfüllen?
Muss zum Zeitpunkt des Entstehens offen widersprechen und diesen Widerspruch auch nachträglich konsequent aufrechterhalten
Wie wirkt sich die Weite der Anwendung und die “strenge” der opinio iuris sein?
Je kleiner (regional), desto mehr muss diese verankert sein
Woraus kann Völkergewohnheitsrecht entstehen?
1) Allgemeine Rechtsgrundsätze (“pacta sunt servanda”)
2) Jurisprudenz (“par in parem non habet imperium”)
3) Bilaterale/Mehrseitige Verträge (Nordsee-Festlandsockel/Diplomaten)
4) Konventionsentwürfe
5) Außerrechtliche Normen (Zollprivilegien für Diplomaten)
6) Außerrechtliche Abmachungen
7) Resolutionen von IOs
8) Innerstaatliche Grundsätze (Umweltschutz)
9) Streits/Verschweigung
Welches Organ ist für die Kodifizierung des Völkergewohnheitsrechts zuständig?
International Law Commission (ILC)
Was sind die Aufgaben des ILC?
1) Kodifizierung
2) Fortschreitende Entwicklung
Was sind Vorteile der Kodifizierung des Völkergewohnheitsrechts?
1) Erleichterung der Rechtsfindung
2) Stärkere Rechtssicherheit
3) Erleichterte Anpassung der Normen
4) Außerstreitstellung
Was sind Nachteile der Kodifizierung des Völkergewohnheitsrechts?
1) Hemmt Rechtsentwicklung
2) Einigung auf kleinsten gemeinsamen Nenner schafft Formelkompromisse
3) Rechtssicherheit kann durch zaghafte Umsetzung erschüttert werden
Wie gliedert sich das Völkergewohnheitsrecht in das österreichische Rechtssystem ein?
Art 9 Abs 1 B-VG; Sind Bestandteil des Bundesrechts
Wie gliedert sich das Völkergewohnheitsrecht in das Stufensystem des österreichischen Rechtssystems ein?
Mehrere Theorien:
1) Gleich wie Bundesgesetze (VFGH)
2) Gleich mit B-VG
3) Über allem Nationalem
4) “Mezzanintheorie”
Praktisch aber dort, wo das Equivalent der Österreichischen Normen wäre
Welche Voraussetzungen haben einseitige Rechtsgeschäfte?
1) Rechtsfolgewille
2) öffentlich
3) klar und spezifisch
Welche Arten von einseitigen Rechtsgeschäften gibt es und wie erhalten diese Bindungswirkung?
1) Unselbstständige; Sind im Zusammenhang mit Verträgen und erhalten aus diesen auch die Bindungswirkung
2) Selbstständige; erhalten Bindungwirkung aus Treu und Glauben
Kann man ein einseitiges Rechtsgeschäft widerrufen?
Strittig, aber wenn man die WVK anwendet, dann wäre Art 62 (Änderung der Umstände) anwendbar.
IGH schließt willkürliche Widerrufe als unzulässig aus
Welche einseitigen selbstständigen Rechtsgeschäfte gibt es?
1) Anerkennung (zb neuer Staaten)
2) Protest (Rechtmäßigkeit eines Zustands/Anspruchs)
3) Versprechen (Verpflichtung zu Verhalten)
4) Verzicht (Rechte/Ansprüche aufgeben)
5) Andere (Kriegs- oder Neutralitätserklärung)
Welche unselbstständigen einseitigen Rechtsgeschäfte gibt es?
1) Zustimmung
2) Vorbehalt
3) Kündigung/Beendigung/Suspendierung
4) Unterwerfungserklärungen
Wie werden einseitige Rechtsgeschäfte Teil des österreichischen Rechts?
1) Selbstständige als Teil des Völkergewohnheitsrechts gem Art 9 Abs 1 B-VG
2) Unselbstständige durch Transformation gem Art 50 B-VG
Wer ist in Österreich für den Abschluss einseitiger Rechtsgeschäfte zuständig?
1) Prinzipiell der BP (auf Antrag der BReg)
2) BReg (übertragen)
3) BM (übertragen)
4) Bundesversammlung (bei Kriegserklärungen)
Wo findet sich die Pflicht zur friedlichen Streitbeilegung?
Art 2 Abs 3 SVN
Welche Arten der politischen/diplomatischen Streitbeilegung gibt es?
1) Verhandlungen (oft Probleme mit Machtverhältnissen)
2) Guten Dienste (Einrichtung von Kommunikationskanälen)
3) Untersuchung (Klärung umstrittener Tatsachen)
4) Vermittlung (von Dritten durch aktive Kommentare und Lösungsvorschläge)
5) Vergleich, Ausgleich, Schlichtung (Durch Kommissionen)
Welche Zuständigkeiten gibt es in der gerichtlichen Streitbeilegung?
1) Zuständigkeit für bestimmte bereits ausgebrochenen Streitfall
2) Zuständigkeitsbegründung für künftige Streitfälle aus einem Vertrag
3) Allgemeine Zuständigkeitsbegründung für künftige Streitfälle
Wie unterscheiden sich int. Schiedsgerichte zu nationalen (ständigen) Gerichten?
1) Einfluss in der Zusammensetzung
2) Ad hoc
3) Kann Entscheidungsgrundlage vorgeben
4) Einfachheit, kürzere Dauer, Vertraulichkeit
5) Kosten werden von Streitparteien getragen
Was waren historische Zäsuren in der Schiedsgerichtsbarkeit?
1) Jay-Vertrag 1794 (USA und GB)
2) Alabama-Fall 1871/72 (USA und GB)
3) Haager Übereinkommen 1899 bzw 1907 –> Ständige Schiedshof (aber eigentlich nur IO)