Vorlesung 6 Flashcards

1
Q

Allgemeine Bedeutung von Beratung

A
  • Über die letzten Jahre stetig steigender Beratungsbedarf in der Gesamtgesellschaft („Beratungsboom“, Krause, 2003)
  • Ursachen
  • Zunehmend rascher Wandel
  • Vielfalt an Orientierungen und Lebensentwürfen
  • Stetig steigende Komplexität der individuellen Lebenswelten
  • höhere Anforderungen an das Einzelindividuum (z.B. vielfältige Wahlmöglichkeiten, mehr Eigenverantwortung, steigende Risiken)
  • gleichzeitiger Rückgang sozialer Stützstrukturen (Zeitmangel, Mobilität, räumliche Distanz i.d. Familien)
  • –> Steigende Anforderungen bei teilweise sinkenden Ressourcen (Zeit, soziales Netzwerk, Familie) für die Bewältigung der vielfältigen Ansprüche
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2
Q

Beratung als Bestandteil der Lehrertätigkeit

A

Beratung =

wesentlicher Bestandteil des Bildungs- und Erziehungs- auftrags der Schule und damit zunächst Aufgabe jeder Lehrerin und jedes Lehrers

»Beratungstätigkeit in der Schule ist grundsätzlich ebenso wie Unterrichten, Erziehung und Beurteilen Aufgabe aller Lehrerinnen und Lehrer«

(Ministerium für Schule und Weiterbildung Nordrhein-
Westfalen, 1997).

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3
Q

Beratungsrelevante Aufgaben im Lehrerberuf:

A
  • mit Schülerinnen und Schülern über ihre Lernfortschritte sprechen
  • Konflikte zwischen Gruppierungen einer Klasse klären
  • mit Eltern über den weiteren Bildungsweg ihres Kindes beraten
  • einer Kollegin, einem Kollegen raten, wie mit einer schwierigen Klassensituation umgegangen werden kann.
  • In Teams gemeinsam über Schulentwicklungsprozesse beraten
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4
Q

Ursachen steigenden Bedarfs für Beratung an Schulen:

A
  1. ZunahmeanBeratungsanlässen
  2. Abnahmean(Beratungs-)Fachpersonal
  3. LehreralsLernberater
  4. VielfältigeReformen
  5. Schulentwicklung
  6. Evaluation
  7. BedarfankollegialerBeratungundSupervision
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5
Q

Definition von Beratung

A

= eine freiwillige kurzfristige, soziale Interaktion zwischen mindestens zwei Personen. Das Ziel der Beratung besteht darin, in einem gemeinsam verant- worteten Beratungsprozess die Entscheidungs- und damit Handlungs- sicherheit zur Bewältigung eines aktuellen Problems zu erhöhen. Dies geschieht in der Regel durch die Vermittlung von neuen Informationen und/oder durch die Analyse, Neustrukturierung und Neubewertung vorhandener Informationen.“ (Schwarzer & Posse, 2005, 139).

= „Hilfe zur Selbsthilfe“ (z.B. Hofer, 1996)
–>keine unidirektionale Vermittlung von Unterstützung, sondern interaktiver Prozess geteilter Verantwortung

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6
Q

Fazit: Was ist Beratung?

…und was ist pädagogische Beratung?

A
  • Weg zum Umgang mit Problemen/ schwierigen Situationen
  • Erfolgt immer in interaktiver Form
  • Prozess in ein- oder mehrmaligem Durchlauf

PB

  • Beratungsbedarf besteht im pädagogischen Handlungsfeld
  • Es geht um die Gestaltung von Lernprozessen
  • Beim Ratsuchenden wird eine Ressourcenaktivierung und – weiterentwicklung angestrebt
  • das Umfeld des Ratsuchenden wird eingebunden
  • Es handelt sich nicht nur um Intervention, sondern auch um Prävention
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7
Q

Problemfelder pädagogischer Beratung

A

Erziehungsprobleme:

Überforderung in Erziehungsaufgaben; Schwierigkeit, erzieherische Entscheidungen treffen, die Situation als allein erziehender Vater/ allein erziehende Mutter

Entwicklungsprobleme:

Ängste, Entwicklungsverzögerungen, Kontaktschwierigkeiten, Sprach- störungen, Trennungsängste, Kopfschmerzen, Migräne, Essstörungen, Schlafstörungen oder andere psychosomatische Beschwerden; im Jugendalter: Probleme wegen beginnender Ablösung vom Elternhaus, usw.

Schulprobleme:

Lern- und Leistungsprobleme; Leistungsdruck;
Teilleistungsstörungen, Legasthenie, Dyskalkulie; Aufmerksamkeitsstörungen: Konzentrationsstörungen,
Hyperaktivität, Impulsivität; Ängste; Überforderung,
Verhaltensprobleme, Fehlhaltungen, Fragen des Schulwechsel, der Eignung

Familienprobleme:

Arbeitslosigkeit, wirtschaftliche Schwierigkeiten, Spannungen aufgrund unterschiedlicher Kulturen oder Wertvorstellungen

Eheprobleme:

Partnerschaftsprobleme, Beziehungsschwierigkeiten der Eltern, Phase der Trennung und Scheidung, Scheidungskinder,

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8
Q

Ziele von Beratung

A
  • Allgemeine Orientierungshilfe
  • Erweiterung der Perspektiven auf das „Problem“
  • Handlungs- oder Entscheidungsmöglichkeiten des Ratsuchenden verbessern, damit er/ sie eigenständig und aktiv das Problem selbst lösen kann
    • ggf. Förderung von Veränderungen im Verhalten, Denken & Fühlen.
    • Erlernen adaptiverer Bewältigungsstrategien
    • verbesserte zwischenmenschliche Beziehungen
    • verbessertes Selbstgefühl
  • optimale Förderung der psychischen Entwicklung des Menschen
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9
Q

Wie komme ich zu einem Problem?

A

„Ein Problem entsteht durch die Konstruktion einer Ist-Soll-Diskrepanz. Dabei stößt man bei Versuchen, das unerwünschte „Ist“ in das gewünschte „Soll“ zu verwandeln, auf Blockaden zwischen Ist und Soll.
Und dies wird verbunden mit Lösungsversuchen (Maßnahmen, Schritten, mit denen man das Problem lösen will), die nicht zum gewünschten Ziel führen.“

Schmidt (2004)

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10
Q

Formen von Beratung?

A
  • Unterscheidung in Professionelle Beratung vs. Alltagsberatung
  • Expertenberatung (ein Fachmann gibt Ratschläge, z.B. Ernährungsberatung, IT-Beratung)
  • Prozessberatung (die Lösungen werden mit Unterstützung der/s Beratenden selbst generiert, z.B. Familienberatung, kollegiale Fallberatung).

Aber: Eine strikte Trennung der beiden letztgenannten Begriffe ist eher kontraproduktiv, da Expertenberatung häufig auch eine Prozessberatung miteinschließt und umgekehrt

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11
Q

Formen von Beratung 2

A
  • Einzelberatung

–> individuelle Beratung unter aus verschiedenen Beratungsperspektiven

  • Gruppenberatung

–> z.B. kollegiale Fallberatung

  • Organisationsberatung
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12
Q

Professionalität im Beraten

A
  • Beratung ist keine gesetzlich geschützte Berufsbezeichnung

–> Berater/ in zu sein, bedarf keiner staatlich legitimierten Ausbildung/ Prüfung

  • Professionelle Beratung setzt voraus:
    • Ein spezifisches Setting der Beratung
    • Eine/n ausgebildete/n Berater/in
    • Professionelle Beratungsmethoden
  • Berater/in muss die Problemlage der Ratsuchenden inhaltlich verstehen, sie muss aber vor allem Expertin darin sein, den Ratsuchenden zu helfen, ihr Problem besser zu verstehen und Lösungsmöglichkeiten für sich zu entwickeln und umzusetzen. (Schnebel, 2007, 16)
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13
Q

Verwandte Konzepte

A
  • Coaching
    • individuelle Förderung und Begleitung von Entwicklungsprozessen
  • Supervision
    • reflektierende Unterstützung für Personen/ Teams
  • Moderation
    • Steuerung eines zielgerichteten Gruppenprozesses durch eine unabhängige Person
  • Mediation
    •  Unterstützung bei der Konfliktbewältigung von mind. 2 Parteien
  • Training
    • wiederholte Maßnahme zum Aufbau von Kompetenzen
  • Therapie
    •  für Probleme mit Krankheitswert, die von staatlich anerkannten Therapeuten behandelt werden
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14
Q

Doppelverortung von Beratung

A

Psychologie

Beratungs- und Interaktions- wissen, z.B.:

  • Diagnostik
  • Gesprächsführung

Pädagogik

  • Handlungsfeldspezifisches Wissen, z.B.:
  • Inhalte einer Schullaufbahnberatung

!!! Eine strenge Trennung der Disziplinen ist in der schulischen Beratung nicht sinnvoll.

Psychologie und Pädagogik greifen eng ineinander

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15
Q

Beratung als Lehr-Lern-Konzeption

A
  • Beratung kann als Lehr-Lern-Konzeption beschrieben werden
  • Bei Beratung geht es darum, Verhalten oder Erleben zu ändern –> etwas neu lernen, um- oder anders lernen
  • „das Verständnis von Beratungsprozessen als Lernprozesse kann Lehrkräften, die sich primär mit Lernen befassen, helfen, die Mechanismen pädagogischer Beratung zu verstehen und in ihre Arbeit zu integrieren“ (Schnebel, 2007, 33f)
  • Dennoch Unterschiede zwischen Lehren und Beraten
  • Themen/ Inhalte
  • Persönliche Involviertheit
  • Beraten ist nicht gleich Unterweisen!
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16
Q

Beratungsperspektiven (eine Auswahl!)

A
  • Psychodynamische Perspektive
  • Kognitiv-Behaviorale Perspektive
  • Humanistisch/ Klientenzentrierte Perspektive
  • Systemische Perspektive
  • Lösungsfokussierte Perspektive
  • Emotionsfokussierte Perspektive
  • Warum „Perspektive“?
    •  weil jeder Beratungsansatz einen spezifischen Blickwinkel auf menschliches Verhalten und Erleben einnimmt. Keiner der Ansätze jedoch einen alleinigen Wirksamkeitsanspruch erheben kann.
    •  jüngere Ansätze (z.B. Systemisch, Lösungsfokussiert) integrieren viele Aspekte der ersten „Pionieransätze“
17
Q

Die Psychodynamische Perspektive (PD)

A
  • Grundannahme:
    • • Die Psyche beherbergt verschiedene Instanzen
    • • Handlungs- und erlebensleitend sind bewusste und unbewusste Anteile
  • Ursachen für Probleme:
  • Störungen entstehen durch sich gegenseitig ausschließende Verhaltenstendenzen (Wünsche, Triebe, Außenwelt) = Konflikte
  • Konflikte müssen nicht bewusst sein, um problemrelevant zu werden
  • Zeitlich überdauernde Konflikte behindern die Entwicklung
  • Im Fokus der Beratung:
    • • Krankheitserleben, Beziehungsmuster und Konfliktthemen einer Person
  • Ziele:
    • • Bekanntmachung mit dem eigenen Unbewussten,
    • • Aufspüren, Bearbeiten und Tilgen von im Konflikt stehenden Impulsen, Wünschen, Antrieben, etc.
  • Methoden:
    • • Assoziationstechniken, (Tag)Träume, Imagination, Visualisierung (z.b. katathymes Bilderleben), Fantasie, Narration
  • Vertreter: Freud, Jung,

Quellen: Rechtien (2004); Schnoor (2013); Giernalczyk und Lohmer (2012 )

18
Q

Burnout-gefährdete Lehrerin

A

Problemfacetten:

  • Durchsetzungsfähigkeit bzw. eigene Grenzsetzung (vor der Klasse) gehemmt
  • Nicht ernst-genommen werden, sich selbst nicht ernst nehmen
  • Erleben von Wut und HandlungsunfähigkeitHilflosigkeit
  • Mglw. Konflikt zwischen Wunsch „gemocht zu werden“ und konsequent zu sein

Woran könnte man arbeiten in der Beratung?:

  • • Konflikt zwischen Unterwerfung vs. Kontrolle
  • • Selbstwertkonflikte
19
Q

Die Kognitiv-Verhaltensorientierte Perspektive

A
  • Grundannahme:
  • Verhaltensweisen (auch Denkmuster) werden erlernt (Klassisches/ operantes Konditionieren, Modelllernen) und können auch wieder umgelernt werden
  • Situationen führen nicht per se zu problematischen Gefühlen/ Symptomen - entscheidend sind immer die subjektive Bewertungen (ABC-Modell) Ellis, 1954).
  • Ursachen für Probleme :
    • Probleme entstehen aus einer im Hier und Jetzt manifesten Fehlpassung
    • zwischen den gelernten Denk- und Verhaltensmuster und den aktuellen Anforderungen
  • Im Fokus der Beratung:
    • subjektive Bewertungen des Klienten, speziell seine dysfunktionale Denkmuster
    • („Denkfehler“) und Verhaltensweisen
  • Ziele:
    • Aufdecken & Disputieren dysfunktionaler Denk- & Verhaltensmuster. • Erlernen bzw. Einüben funktionalerer Denk-/ Verhaltensweisen.
  • Methoden:
    • Selbstbeobachtungsprotokolle, Konfrontation/ Exposition, Sokratischer Dialog
  • Vertreter: Watson, Ellis, Beck
  • Quellen: Salkovskis (2000), Winiarski (2012)
20
Q

Die Klientenzentrierte Perspektive

A
  • Grundannahme:
  • Der Mensch ist von Natur aus gut, kreativ & voller Potential.
  • Jeder Mensch hat das Grundbedürfnis nach unbedingter pos. Wertschätzung und Selbstaktualisierung
  • Ursachen für Probleme :
  • Störungen sind Wachstumsblockaden hervorgerufen durch Inkongruenzen zwischen dem Selbst und den Erfahrungen des Selbst.
  • Im Fokus der Beratung:
    • • Person als Ganzes (v.a. das Selbst(bild),
    • • Bedürfnisse (unbedingte positive Wertschätzung, Selbstaktualisierung)
    • • Abwehrreaktionen (Verzerrung/ Verneinung)
  • Ziele:
    • Herstellen eines Wachstumsklimas/ positive Berater-Klienten-Beziehung
    • Dadurch Eingehen auf die menschlichen Grundbedürfnisse im Beratungsprozess
    • Dadurch Anstoßen eines konstruktiven Wachstums/Reifungsprozesses , dem Klienten ermöglichen, sich erfahrungsoffen und unverzerrt wahrzunehmen.
  • Methoden:
    • Empathie, Akzeptanz und Kongruenz/Authentizität
    • Aktives Zuhören, Berater als Rollenmodell und Beziehungsperson

• Vertreter: Rogers, Maslow, Perls, Moreno

Kommunikation in ThFerSaUpieJuendaBeratung, WS 2010/11 Quellen: Rogers (1981), Weinberger (2011)

21
Q

Die Systemische Perspektive

A

Grundannahme:

  • Verhalten hat immer kommunikativen Charakter und kann nicht losgelöst vom
  • sozialen Kontext (System) betrachtet werden
  • Mitglieder des Systems stehen in dynamischen Wechselbeziehungen
  • Ändert ein Systemmitglied sein Verhalten, ändert sich das gesamte System

Ursachen für Probleme:

  • mangelnde Passung zwischen Fähigkeiten (Person) & Kontext (soziales System)

Im Fokus der Beratung:

  • Aufdecken der Wirkzusammenhänge
  • Kommunikationsmuster der Personen eines sozialen Systems (z.B. Familie)
  • Kommunikative Funktion v. (Problem)Verhalten

Ziele:

  • Wahrnehmung auf das gesamte System (statt einzelner Personen) lenken
  • Neue Perspektiven auf Probleme eröffnen,
  • Interaktionsmuster aufdecken und ggf. verändern

Methoden:

  • Systemisches Fragen, speziell Zirkuläres Fragen, Reframing, Skulptur/ Aufstellung, Genogrammarbeit, Paradoxe Interventionen, Metaphern (sprachliche Bilder), Hypothesen

Vertreter: Satir, Watzlawick

Quellen: v. Schlippe und Schweizer

22
Q

Die Lösungsfokussierte Perspektive

A

Grundannahme:

  • • Das intensive Reden über das Problem macht es nur größer und löst es selten
  • • Die Entstehung einer „Störung“ spielt für dessen Lösung keine Rolle

Ursachen für Probleme:

  • • „Lösungsphilosophie“ = weg von Problemanalyse hin zum Zielzustand.
  • • Das Problem als Herausforderung wahrnehmen = Gerade im Angesicht des Problems zeigen sich häufig die Stärken/ Ressourcen einer Person

Im Fokus der Beratung:

  • • Hinführen zu Lösungsansätzen, explizit keine Suche nach Problemursachen
  • • Wünsche/ Ziele/ Visionen, Fähigkeiten, Stärken, Ressourcen, Ausnahmen vom Problem

Ziele:

  • • Ressourcen aktivieren, Lösungsansätze erarbeiten
  • • Jeden noch so kleinen Schritt der Veränderung aufdecken,
  • • Sichtweise erweiteren (i.S.v. Glas halb voll, kein Problem ist immer zu 100% da)

Methoden:

  • • Lösungsorientierte Grundhaltung des Beraters, Fragetechniken (z.B. Wunderfrage), Visionsarbeit, Zielfindung ,Komplimente/ echte Anerkennung, Experimente

Vertreter: de Shazer, Kim Berg

Quellen: Berkling (2010), Baeschlin (2007), Bamberger (2010)

23
Q

Die Emotionsfokussierte Perspektive

A

Grundannahme:

  • Beachtung und Erkundung subjektiver Erlebnisse (Gefühle, Bewertungen) = primäre Informationsquelle für die Konstruktion neuer Bedeutung
  • Zugang zu Emotionen erlaubt Zugang zu einem multimodalen Netzwerk an Informationen (Gedanken, Gefühle, Überzeugungen, Motivation, Körperempfindungen, etc.).
  • Emotionen dienen der funktionalen Anpassungsfähigkeit des Menschen

Ursachen für Probleme:

  • Eingeschränktes Erleben und mangelndes Verständnis der Bedeutung der eigenen emotionalen Reaktionen (z.B. Angst, Ärger, Trauer)
  • Ggf. auch mangelnde Emotionsregulation (z.b. wichtig bei Wut)

Im Fokus der Beratung:

  • • Emotionales Erleben (“changing emotion with emotion” (rather than cognition)“, Paivio, 2013) sowie „Herkunft“ und Bedeutung der Emotionen

Ziele:

  • • Ausdrücken zuvor unterdrückter adaptiver Emotionen (z.B. Ärger)
  • • Gefühl für eigene Bedürfnisse und deren Erfüllung bzw. Frustration
  • • Höherer Selbstwert und Selbstwirksamkeit
  • • Differenziertere Sicht der eigenen Anteile und der anderer Personen

Methoden:

  • • Therapeutische Allianz
  • • Reflektion und Exploration affektiver Bedeutung und Konstruktion neuer Bedeutung

Vertreter: Paivio und Kollegen

24
Q

Auf einen Blick

A

Psychodynamisch

Bekanntmachung mit dem eigenen Unbewussten, Aufspüren, Bearbeiten und Tilgen von im Konflikt stehenden Impulsen, Wünschen,Ängsten, etc.

Kognitiv-behavioral

Klare Sicht auf die bewusst zugängliche Repräsentation der Realität, Sortieren der Gedanken und Vermeiden einseitiger/ dysfunktionaler Denkmuster, Erlernen neuer Denk- & Verhaltensweisen

systemisch

Erkennen der Untrennbarkeit & Interdependenz von Individuen und ihren Interaktions-/ Kommunikationsmustern im sozialen System, Bedeutung eigenen Verhaltens (=Kommunikation) für andere und umgekehrt

klientenzentriert

Ganzheitlicher Fokus auf Mensch + Möglichkeiten

(Potentiale), Selbst(er)kenntnis & - vertrauen, Wertschätzung, Erfahrungsoffenheit, Wachstumsfokus

lösungsfokussiert

Orientierung am wünschenswerten Zielzustand, aktive Fokussierung auf Zielvisionen und Ressourcen statt auf Probleme und Schwächen

emotionsfokussiert

Fokus auf Bedeutung und Funktion der eigenen Emotionen. Erweiterung des Erlebnisspektrums adaptiver Emotionen und Regulation maladaptiver Emotionen

25
Q

Wie läuft eine Beratung ab? - Prozessmodell -

A

0. KONT(R)AKTPHASE

  • Begrüßung, Kennlernen, Beratungsrahmen festlegen,
  • Erfolgt oft telefonisch

1. IST-Situation:

  • Phase der Problembeschreibung und -analyse
  • subjektive Wahrnehmung & persönliche Bedeutsamkeit des Problems
  • Situative Umstände darlegen
  • erinnern an Szenen/Verhaltensweisen
  • ausgelösten Gefühle/bestehende Einstellungen/ Vorgeschichte d. Problems Ziel: vorläufige Hypothesen über Problemzusammenhang konstruieren

2. SOLL-Zustand:

  • Phase der Ziel- und Zwischenzielklärung
  • Thematisierung der gewünschten Veränderung
  • Wie soll Ergebnisziel/Endverhalten konkret aussehen?

Ziel: Konkrete, Positiv formulierte, erreichbare und messbare Ziele vereinbaren

3. (LÖSUNGS-) WEGE: Maßnahmen zur Zielerreichung

  • Mehrere Handlungsalternativen bzw. Lösungsmöglichkeiten erarbeiten

4. ENTSCHEIDUNG: Weg-Ziel-Relation

  • Bewertung der Lösungswege
  • Überprüfung auf Machbarkeit
  • Auswahl eines Vorgehens

5. PLANUNG

  • Umsetzung des gewählten Lösungsweges wird geplant
  • Praktische Aspekte berücksichtigen
  • Mögliche Unterstützung indentifizieren

6. DURCHFÜHRUNG: Umsetzung der Planung

7. KONTROLLE: Ergebnisse, Erfolge, Nebeneffekte

  • Evaluation der Lösungsmaßnahmen
  • Bewertung der Veränderung –> neue IST-SITUATION
  • Ggf. Neueinstieg in den Regelkreis (z.B. bei Phase 4)
26
Q

Allgemeine Prinzipien von Beratung

A

–> Welche der Prinzipien sind im schulischen Kontext eingeschränkt?

  • Freiwilligkeit
  • Autonomie von Ratsuchendem sowie Berater
  • Eigenverantwortlichkeit des Ratsuchenden
  • Vertraulichkeit (Schweigepflicht)
  • Ressourcenorientierung (statt Defizitorientierung)
  • Lösungsorientierung (statt reiner Problemorientierung)
  • Einbindung der Systemumwelt
  • Professionelle Distanz
27
Q

Beraterkompetenzen – woher nehmen?

A

3 „traurige“ Wahrheiten:

  • Keine/r kommt als geborene/r Berater/in auf die Welt
  • Beraterkompetenzen werden i.d.R. (derzeit noch) nicht im Rahmen der Lehramtsausbildung vermittelt
  • Beraterkompetenzen werden auch nicht „nebenbei“ erworben

–> Weiterbildungen für Lehrkräfte bieten u.a. die Schulämter und das ThILLM an

28
Q

Beraterkompetenzen (Fachkompetenz)

A

Fachkompetenz

  • Fachspezifisches/ Technisches Wissen (z.B. pädagogisches und psychologisches Wissen)
  • Spezifische Berufsausbildung/ Studium (z.B. Studium der Sozialwissenschaften wie Psychologie, Sozialpädagogik, u.ä.)
  • Zusatzqualifikationen
  • Spezialkenntnisse
  • Berufserfahrung
  • Branchenerfahrung
  • Fremdsprachen
  • Computerkenntnisse
29
Q

Beraterkompetenzen

Soziale Kompetenzen bzw. Kompetenzen zur Beziehungsgestaltung

A

Soziale Kompetenzen bzw. Kompetenzen zur Beziehungsgestaltung

  • Aufbau eines Rapports zum Klienten
  • Empathisches Einfühlungsvermögen
  • korrektes Deuten von Gefühlen (z.B. über Mimik und Gestik)/ Wahrnehmungsfähigkeit
  • reflektiertes Kommunikationsverhalten/ Kommunikationsfähigkeit
  • Fähigkeit mit Kritik und Widerständen umzugehen
  • Fähigkeit, Grenzen zu setzen
  • Toleranz, Respekt und Akzeptanz gegenüber dem Klienten
  • Teamfähigkeit
  • Überzeugungskraft
  • Motivationsfähigkeit
30
Q

Beraterkompetenzen

Methodenkompetenz

A

Methodenkompetenz

  • Fragetechniken
  • Moderationsfähigkeit
  • Auftragsklärung
  • Zielvereinbarungen
  • Präsentationstechniken
  • Problemlösetechniken
  • Systemisches Denken
31
Q

Beraterkompetenzen

personalen Ressourcen bzw. Selbstkompetenzen

A

personalen Ressourcen bzw. Selbstkompetenzen

  • (Selbst-)Reflexionsfähigkeit
  • Initiative
  • Erfolgsorientierung
  • Entscheidungsfähigkeit
  • Bereitschaft übernehmen
  • Integrität
  • Kreativität
  • Belastbarkeit
  • Verantwortung

–> Wichtig, da der Beratungsprozess sehr stark durch die beteiligten Personen bzw. Persönlichkeiten geprägt ist, Die Selbstkompetenz kann über Selbsterfahrung (z.B. Teil der Ausbildung) verbessert werden

32
Q

Fazit Beraterkompetenzen

A
  • Beratungskompetenzen werden zunehmend wichtig auch im Kontext Schule
  • Beratung kann viele verschiedene Formen annehmen und aus verschiedenen Perspektiven durchgeführt werden
  • Inzwischen steht ein großer Pool an Ansätzen und Methoden zur Verfügung
  • Elemente guter Beratung sind:
    • Gesprächsführung
    • Grundeinstellung des Beraters
    • Ziel-, Personen- und Ressourcenorientierung
  • Beratung kann als Lernprozess verstanden und konzipiert werden
  • Beraterkompetenzen kann man erwerben